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Montag, 4. Juli 2022

Kapitel 158 - Der Mann, der einst Samuel hieß


Die Gefahr durch Ida wurde letztendlich gebannt und Ruhe kehrte in die Gegend, die noch nicht einmal einen Namen hatte, zurück. Kurz darauf gefolgt von Malah, Alek, Tann, Isaac und Alistair. Lediglich Reinard kam nicht zurück, und der Ahn-Stamm verlor seinen Anführer.


Malah stand gerade draußen am Brunnen, starrte gedankenverloren auf das Papyrusstück, das sie in der Hand hielt, als Jade sie unvorbereitet überraschte. Die ehemalige Stammesführerin zuckte heftig zusammen, zerknüllte den Papyrus, damit Jade ihn nicht sah.


„Was machst du denn allein hier draußen? Es ist ziemlich kalt. Du solltest reinkommen.“
     Malah zwang sich, ein Lächeln aufzusetzen. „Du hast recht. Ich war in Gedanken. Ich komme gleich rein.“
     „Malah… Reinard“, fing Jade an und brachte Malah wieder zum Zusammenzucken, „er hat dir doch nichts getan, oder?“ Malah sagte ihr, dass er das nicht getan hatte, und Jade sagte unglücklich: „Ich hoffe, dass sie ihn finden werden.“


Die Wache, die sie losgeschickt hatten, um Reinard festzunehmen, war mit leeren Händen zurückgekommen. Alles, was sie gefunden hatten, war eine Nachricht auf einem Stück zerrissenen Papyrus.


Jade sah sie forschend an. „Hast du Angst, dass er hierherkommen könnte?“, fragte sie.
     „Nein“, antwortete Malah ehrlich.
     „Ich auch nicht. Mir ist, ehrlich gesagt, ein Stein vom Herzen gefallen, als du mir gesagt hast, dass es ihm nie um mich ging, sondern… um dich. Entschuldige, ich wollte dich nicht daran erinnern.“
     „Schon gut. Ich komme damit zurecht.“
     „Aber es belastet dich. Das sehe ich. Und das ist nur verständlich. Hör mal, wenn du darüber reden willst…“
     Da war tatsächlich etwas, das Malah belastete. Das sie beschäftigte, seitdem sie sich Reinard beinahe hingegeben hätte. Sie wollte nur zu gerne mit jemandem darüber reden, aber ob Jade wirklich die richtige Person dafür war? Andererseits war Jade vielleicht gerade die richtige Person, um darüber zu reden, da sie ja auch einiges wegen Reinard durchgemacht hatte.


„Kann ich dir ein Geheimnis anvertrauen?“, fragte sie ihre Freundin, die selbstverständlich nickte. „Ich… habe mich nie zur Reinard hingezogen gefühlt, aber seitdem er mir seine… böse… verdorbene Seite gezeigt hat, kann ich nicht mehr aufhören, an ihn zu denken. Als er mich geküsst hat… ich wollte ihn. Und jetzt, wo er weg ist, will ich einfach nur noch da rausgehen und ihn suchen, und es macht mich beinahe wahnsinnig, dass ich es nicht tun kann!“ Sie stürzte das Gesicht in die Hände. „Was ist nur mit mir falsch, Jade?“


Jade schwieg einen Moment, bevor sie ihr sagte: „Nichts ist mit dir falsch, Malah. Ich denke, dass das einfach in deiner Natur liegt. Du warst schon immer die Hilfsbereitschaft in Person. Das mag jetzt etwas merkwürdig klingen, aber es ist dasselbe, was du auch mit deinem Bruder gemacht hast: Du hast seine Taten gedeckt, obwohl du wusstest, dass es falsch war. Weil du ihn retten wolltest. Und ebenso willst du auch Reinard retten, und du glaubst, dass du das nur erreichen kannst, indem du ihm gibst, was er will: Deine Liebe. Ich glaube aber nicht, dass du ihn wirklich liebst. Du kannst nur einfach nicht tatenlos bleiben, wenn jemand deine Hilfe braucht.“
     „Dasselbe hat Reinard auch zu mir gesagt… dass ich immer schon hilfsbereit war…“
     „Weil es stimmt.“    


Malah öffnete die Faust, sah gedankenverloren auf den Zettel in ihrer Hand hinab. Als Jade einen Blick darauf erhaschen konnte, erschrak sie ein bisschen.
     „Du solltest loslassen, Malah. Du musst ihn vergessen. Denn tief drinnen weißt du, dass er nicht gut für dich ist, nicht wahr?“
     Sie wusste es. Aber es änderte nichts an dem, was sie noch immer am liebsten tun wollte.
     „Du hast recht“, sagte sie trotzdem.


Sie drehte sich zum Brunnen, hielt den Zettel darüber. Der Wind riss unbarmherzig daran, ließ die Schriftzeichen darauf zittern, die ihr sagten: Es tut mir leid, Malah. Und dann ließ sie los, sah dabei zu, wie er in der Dunkelheit verschwand, und obwohl sie sich befreit fühlen sollte, fühlte sie sich einfach nur leer. Bereute.


Sie wandte sich ab, Jade zu, die ihr zunickte und sie dann in den Arm nahm. In der kurzen Weile, die sie sich umarmten, erlaubte sich Malah, ein paar Tränen zu verdrücken, bevor sie zusammen nach drinnen gingen.
     Sie hoffte nur, dass die Leere eines Tages verschwinden würde.


Er stand vor ihm. Gehüllt in die Schamanenrobe, der dazugehörige Hut auf dem Kopf. Langes schwarzes Haar, von Feuer untermalt. So nah, dass die Hitze auf seinem Gesicht brannte.


Eine zierliche, helle Hand erschien in seinem Sichtfeld, griff nach der Gestalt vor ihm, aber konnte ihn einfach nicht erreichen.
     „Was hast du nur getan“, fragte er mit Lunas Stimme, „Lucifer?“


Luis schreckte auf und für einen Moment war er erschrocken ob der Dunkelheit, wie er es manchmal war, wenn er aus seinen Visionen zurückkehrte.
     „Was denn los?“, schaffte es Janas verschlafene Stimme, ihn daran zu erinnern, wo er gerade war.
     Er war im Stall. In Sicherheit. Er beruhigte sich wieder, atmete gleichmäßiger.
     „Hast du gesehen?“
     Er bekam kein Wort heraus, nickte, doch sein Herz wollte sich einfach nicht beruhigen.


Jana hatte ihn nur ungern gehen lassen, und er glaubte, dass sie ein bisschen beleidigt gewesen war, dass er ihr nicht von seiner Vision hatte erzählen wollen. Er war stattdessen gegangen, um Luna aufzusuchen (worüber Jana noch mehr beleidigt gewesen war), und so kam es, dass er jetzt wieder vor einer noch halb schlafenden Frau stand, die gerade herzhaft gähnte.
     „Und das kann nicht bis morgen warten?“, fragte sie zähneklappernd.
     „Nein. Luna, wir dachten doch, dass ich es bin, den ich in meiner Katastrophen-Vision gesehen habe, nicht wahr?“
     „Ja?“
     „Ich bin’s aber nicht!“, rief er ganz aus dem Häuschen.
     „Wer dann?“
     „Ich kenne ihn auch nicht, aber ich hatte gerade dieselbe Vision wie beim letzten Mal, nur dass es diesmal noch weiterging. Diesmal kamst du hinzu und hast ihn beim Namen genannt. Und das war nicht mein Name! Lucifer! Lucifer heißt der Kerl, der das alles getan hat. Der das alles tun wird, meine ich.“


„Und wer soll das sein? Kennst du ihn?“, fragte Luna und verpasste seiner Freude einen gehörigen Dämpfer.
     „Nun… nein…“
     Und warum er deshalb die Gegend verlassen musste, dass das nicht eintrat, wusste er damit auch immer noch nicht.


„Ist das wirklich so wichtig für dich, zu wissen?“, ließ Wulfgar endlich hören, was ihn schon bedrückte, seitdem Lu ihm gesagt hatte, dass er zum Handelsposten hinuntergehen und Rufus nach Julius fragen wollte.
     Lu blieb stehen. „Ja, das ist es. Ich… muss einfach wissen, wer von beiden es war. Wer es war, der die Schlafkräuter gegen Gift ausgetauscht hat, wer uns an die Sklavenhändler verkauft hat. Ich muss einfach wissen, ob Julius mich tatsächlich angelogen hat.“
     „Aber warum ist das so wichtig für dich?“
     „Ich… weiß auch nicht… Vielleicht will ich einfach nur ein bisschen Vertrauen in die Menschheit zurückgewinnen…“
     „Und was ist, wenn du erfährst, dass er dich doch angelogen hat und dahinter steckte? Wäre es nicht besser, es einfach auf sich beruhen zu lassen, anstatt auszubuddeln, was man lieber vergraben lassen sollte?“


„Wulf, ich weiß, dass du dir Sorgen machst“, sagte Lu ihm sanft. „Ich weiß, dass du Angst hast, dass ich etwas erfahren könnte, das dazu führt, dass ich wieder Angst vor dir bekomme und dich verlasse. Aber ich schwöre dir, egal was ich auch erfahren werde, es wird nichts verändern zwischen uns.“
     „Das hast du das letzte Mal auch gesagt, als ich dir von meiner Vergangenheit erzählt habe“, meinte Wulfgar traurig. „Doch es hat alles verändert…“


Lu ging zu seinem Gefährten, nahm ihn in den Arm und drückte ihn fest an sich, versicherte ihm: „Und ich habe mich seitdem auch verändert. Ich verstehe jetzt, warum du die Dinge getan hast, die du getan hast. Ich bin nicht mehr so schwach wie früher und weiß jetzt auch, was ich will, und dass du das bist. Ich will für immer an deiner Seite sein, Wulf, egal, was auch kommen mag.“
     Wulfgar gab ein Geräusch von sich, das er immer von sich gab, wenn er nicht überzeugt und unzufrieden mit der Antwort war, aber er sagte nichts mehr dazu. Er erwiderte nur  still die Umarmung, bevor Lu sich wieder von ihm löste, ihm einen Kuss gab und dann seine Hand nahm, um den Weg zum Handelsposten hinunter mit ihm zusammen fortzusetzen.


Sie betraten das Wirtshaus, wo Nero gerade mit Alaric und Adelaide vor der Treppe zum zweiten Stock zusammenstand. Es war kein Geheimnis, dass der zukünftige Stammesführer nicht mit der Hochzeit zwischen seiner Freundin und dem Neuankömmling einverstanden gewesen war, aber scheinbar hatte er sich inzwischen damit arrangiert. Seine Haltung war zwar völlig steif, als würde er sich dauerhaft auf die Zunge beißen, doch man konnte ihm ansehen, dass er sein Bestes gab, mit dem Verlobten seiner Freundin auszukommen. Der sah wie üblich völlig desinteressiert aus, als würde das alles ihn gar nichts angehen, und Adelaide wirkte, als wäre sie lieber ganz woanders. Doch auch sie machte das Beste aus der Situation, zwang sich zu lächeln und die immer wieder stockende Unterhaltung in Gang zu halten.


Trotzdem war sie heilfroh, als Wulfgar und Lu auftauchten und nach ihrem Bruder fragten.
     „Erik? Ähm, ich meine Rufus – er ist gerade nicht da. Er ist vor einer Weile schon zum Ahn-Stamm rübergegangen“, berichtete sie.
     „Ach ja“, warf Nero ein, „hat er Nara eigentlich inzwischen überreden können, zu euch zu ziehen?“
     „Ja. Nach dieser Sache mit Nila war sie ja völlig fertig“, erzählte Adelaide betroffen. „Mein Bruder hat sich dann um sie gekümmert. Sie war die ganze Zeit über hier und hat nur geweint. Rufus musste sie immer wieder daran erinnern, dass sie überhaupt etwas zu sich genommen hat, und das hat sie auch nur wegen ihres Kindes getan. Es war ganz furchtbar. Die Arme hat mir so leidgetan. Und dann hat sie sogar von sich aus gefragt, ob er von nun an auf sie aufpassen würde, und da hat er natürlich ja gesagt. Er ist vorhin deshalb mit ihr zu ihrem Elternhaus gegangen, um ihre Sachen und das Einverständnis ihres Vaters zu holen. Er dachte, dass es jetzt ein guter Zeitpunkt wäre, wo sie noch so wegen Reinard abgelenkt sind.“


„Nila, dieses verdammte Dreckschwein! Ich hätte ihn bei der ersten Gelegenheit, die ich hatte, unschädlich machen sollen!“, spie Nero wütend.
     Er hatte schon von dem Moment an, als Adelaide Nila erwähnt hatte, hörbar mit den Zähnen gemahlen. Sie alle wussten, dass er wahrscheinlich schon auf und davon gewesen wäre, um Nila zu finden und zur Rechenschaft zu ziehen, wenn er nicht versprochen hätte, die Stammesführung zu übernehmen. Lu hatte sogar gehört, wie er sich mit Garrus darüber ausgetauscht hatte, ob sie es nicht doch versuchen sollten, Nila nachzusetzen.


Aber Garrus hatte inzwischen einfach etwas, das ihm wichtiger war, als Gerechtigkeit zu üben: seine Familie. Nyota, er und ihr kleiner Cahir waren ein Herz und eine Seele, seitdem er zurückgekehrt war. Sie hatten auch bereits begonnen, den Bau eines eigenen Hauses zu planen. Das hatte Aan natürlich tief bestürzt, dass seine Tochter plante, auszuziehen, aber sie alle hatten es für besser befunden, dass der ehemalige Soldat, der ihnen in der Vergangenheit so oft feindlich gegenübergestanden war, nicht im Stammeshaus wohnen blieb. Und nachdem sie sich einen Bauplatz ganz in der Nähe, zwischen Wirts und Tanjas Hof und dem ihren, ausgesucht hatten, war Aan wenigstens ein bisschen weniger bestürzt gewesen.
     Immerhin hatten sich dafür Gisela und Alistair dazu entschieden, wieder nach Hause zurückzukehren und im Stamm zu bleiben. Alistair würde sich als Arzt in ihrer Gegend ansiedeln.


Da Adelaide nicht wusste, wann ihr Bruder zurückkehren würde, er laut ihr aber schon eine Weile fort war, beschlossen Lu und Wulfgar, im Wirtshaus auf ihn zu warten. Und sie mussten auch gar nicht lange warten. Es dauerte keine halbe Stunde, bis die Tür aufflog und Rufus den Wirtsraum stürmte. Adelaide ging ihm sofort entgegen.
     „Und?“, wollte sie wissen. „Wo ist Nara?“
     „Sie ist dort geblieben! Weil ihr Vater sie nicht hat gehen lassen!“, erklärte er aufgebracht. „Er verlangt eine Mitgift für sie!“
     „Die du dir natürlich nicht leisten kannst“, riet Nero.
     „In zehn Jahren kann ich mir das nicht leisten, was der verlangt! In zwanzig nicht! Selbst wenn ich schon irgendeine Arbeit oder wenigstens einen Hof hätte!“


„Aber warum sollte er so viel verlangen?“, verstand Adelaide es nicht.
     „Weil er sich einen Scheiß für seine Tochter interessiert! Ihn interessiert nur, dass er möglichst viel rausschlagen kann! Er hat gar nicht vor, sie wegzugeben!“
     „Vielleicht will er sie ja nur beschützen. Du weißt doch, dass sie Nara als Kind sehen, und indem er eine unmögliche Mitgift für sie verlangt, kann er sie seiner Obhut behalten.“
     „Aber das ist sie nicht! Nara ist kein Kind! Sie ist eine erwachsene Frau, die selber entscheiden kann, was sie will! Sie braucht niemanden, der auf sie aufpasst und der für sie entscheidet! Sie kommt sehr wohl allein zurecht, wenn ihr Vater es ihr nur einmal erlauben würde!“ Als die Anderen da nur hilflose Blicke miteinander tauschten, die Rufus bemerkte, sagte er: „Was? Ihr glaubt diesen Mist doch nicht etwa auch?“
     „Naja, du kennst Nara vielleicht noch nicht so gut, aber es hatte leider schon seinen Grund, warum Nila es so leicht hatte, sie so lange an der Nase herumzuführen“, sagte Nero mit einer Mischung aus Wut und Betroffenheit.


„Ach, komm! Ihr habt doch keine Ahnung!“, ereiferte Rufus sich darauf. „Bei mir Zuhause – also dort, wo ich vorher gelebt habe, gibt es ein Mädchen namens Flavia. Sie ist wie eine Schwester für mich, doch obwohl sie schon so alt war wie du, Aida, als ich von dort weggehen musste, konnte sie weder reden, noch sich selber anziehen. Sie brauchte Hilfe beim Essen und beim Austreten – bei so ziemlich allem. Und das wird auch immer so bleiben.
     Sie ist jemand, auf den man immer aufpassen muss, aber doch nicht Nara! Sie versteht vielleicht einige Dinge nicht – weil niemand sich die Mühe gemacht hat, sie ihr zu erklären, mal ganz nebenbei angemerkt – und sie braucht vielleicht auch ein bisschen länger, um Dinge zu verstehen, aber sie ist mitnichten wie ein Kind. Sie ist sehr wohl dazu in der Lage, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen.  
     Doch wenn sie immer nur wie ein Kind behandelt wird – nein, schlimmer noch als ein Kind, dem man wenigstens noch zutraut, ein paar eigene Entscheidungen zu treffen – wie soll sie jemals das Selbstvertrauen bekommen, das auch zu tun? Zu sehen, dass sie alles auch alleine kann? Nein, weil ihr alle sie wie ein Kleinkind behandelt, ist es erst dazu gekommen, dass sie auf dieses Nila-Schwein hereinfallen konnte.“


Da war es erstmal still, und auf Neros und Adelaides Gesichtern hatte sich tatsächlich Scham breitgemacht.  
     „Deswegen ist es umso wichtiger, dass ich sie dort raushole, damit sie endlich mal die Chance erhält, sich zu beweisen“, schloss Rufus. „Wenn ich nur wüsste, wie ich das anstellen soll. Ich habe ja nicht mal irgendwas!“
     „Du solltest vielleicht mal mit Malah reden“, schlug Wulfgar vor und erntete einen verstimmten Blick von Rufus dafür. „Sie versucht schon seit einiger Zeit, Nara zu uns zu holen, und sie hat auch schon erzählt, dass Thur was dafür im Gegenzug verlangt. So viel, dass sie es sich nicht leisten kann. Aber wenn ihr euch zusammentut, könnt ihr vielleicht was erreichen.“
     Rufus sah eine Weile nachdenklich drein, bevor er hören ließ: „Vielleicht sollte ich das mal machen.“
     „Dann solltest du das machen, bevor sie bald von hier weggeht. Sie ist aber gerade nicht da. Ist mit Tann nach Goldhain gegangen, um bei Idas Totenfeier anwesend zu sein. Sie hoffen ja, dass sie Roah dazu bewegen können, ein Schutzabkommen mit ihnen zu unterzeichnen“, erzählte Wulfgar ihm, bevor das Gespräch zum Erliegen kam und er Lu auffordernd anschaute, der jedoch keine Anstalten machte, zu reden.


„Ach, und Lu wollte dich noch was fragen“, sprach er also für seinen Gefährten.
     Lu, der völlig unvorbereitet ins Rampenlicht geriet, brauchte jetzt erstmal eine Weile, bevor er seinen Unwillen Rufus gegenüber in den Griff bekommen konnte. Es war nicht so, dass er ihm verziehen hatte, dass er Wulfgar beinahe umgebracht hatte.
     „Es geht um deinen alten Meister, Julius“, rückte er endlich mit der Sprache raus.
     „Was ist mit ihm?“, gab Rufus unfreundlich zurück.
     „Ich wollte dich fragen… also, ob du vielleicht etwas darüber weißt, wer jetzt für die ganzen Vorkommnisse verantwortlich gewesen ist, die geschehen sind, als wir bei euch waren?“
     Rufus schaute ihn finster an, und wenn Lu nicht so eine Abneigung gegen ihn gehabt hätte, hätte er jetzt wirklich Angst gehabt, doch so konnte er den Blick grimmig erwidern.
     Dann schließlich sagte der Andere: „Fein. Um meinen guten Willen zu beweisen, will ich erzählen, was ich weiß. Aber nicht hier.“


Sie gingen nach oben in das Zimmer, das Rufus mit seiner Schwester bewohnte, seitdem die ihrer Mutter den Rücken gekehrt hatte. Da er nicht vor den anderen dreien hatte erzählen wollen, waren es nur Wulfgar und Lu, die ihm gefolgt waren.
     „Also wenn du wissen willst, wer von den beiden Geschwistern der Böse war, dann kann ich dir keine eindeutige Antwort geben. Sie waren beide keine Heiligen, so viel steht fest. Für mich persönlich war Samuela aber natürlich die Schlimmere.“
     „Ich will dir nicht vorwerfen, dass du lügst“, warf Wulfgar ein, „aber da du sein Liebling warst und nach seinem Tod sehr unter Samuela gelitten hast, stellt sich mir die Frage, ob du überhaupt objektiv darüber urteilen kannst.“
 
 
 „Oh, du glaubst wohl, dass ich versuche, Samuela allein die Schuld zuzuschieben, was? Aber lass mich dir sagen, dass ich das nicht beabsichtige. Im Gegenteil. Samuela ist am Ende ein Unmensch ohnegleichen gewesen, aber Julius hat auch Schuld daran, dass sie so geworden ist. Er hat das Monster geschaffen, das ihn letztendlich umgebracht hat. Wenn ihr euch selber ein Bild darüber machen wollt, kann ich euch gerne erzählen, wie das mit den beiden war.
     Natürlich wirst du jetzt sagen, dass ich gar nicht wissen kann, ob das wahr ist, was ich gehört habe. Dass ich nur das weiß, was man mir erzählt hat. Und das stimmt. Julius hat mir so oft seine Geschichte erzählt, dass ich sie auswendig kenne – ihr wisst ja selber, dass seine liebste Beschäftigung darin bestand, über sich selber zu reden. Und Samuela ist da nicht anders. Sie hat es sich natürlich nicht nehmen lassen, mir auch  ihre Seite brühwarm zu erzählen. Immer und immer wieder.
     Und wie ihr euch vorstellen könnt, waren sie in ihren jeweils eigenen Versionen natürlich das arme, bemitleidenswerte Opfer. Es stimmt, ich weiß nicht, was jetzt wirklich der Wahrheit entspricht, aber ich habe lange genug mit ihnen zusammengelebt, um zu wissen, wann sie einem das Blaue vom Himmel erzählt haben und wann nicht. Also, wollte ihr es jetzt hören?“
     „Ich bitte dich darum“, bat Lu.


„Julius – der damals noch Samuel hieß – und Samuela wuchsen als Bauernkindern auf einem kleinen Hof mitten im Nirgendwo auf, und als Kinder waren sie wirklich ein Herz und eine Seele. Doch sie waren weit jenseits ihres Hofes bekannt, da sie überaus charmant und überaus gutaussehend waren und sich dessen auch bewusst waren. Deshalb war Samuela schon in ihrer Jugend bei den Jungs heißbegehrt und Julius bei den Mädchen. Nur, wie ihr wisst, war Julius an der Aufmerksamkeit der Mädchen nie interessiert. Er wollte das, was seine Schwester hatte, und bald schon neidete er ihr die Aufmerksamkeit der Jungen.“


„Er begann daraufhin, ihre Verabredungen zu sabotieren und böse Gerüchte über sie zu streuen, dass sie Flöhe habe und dergleichen, sodass Samuela bald schon wie eine Pestkranke von ihrer Umgebung gemieden wurde.“


„Und dennoch hat sie niemals ihren Bruder in Verdacht gehabt, dass er die Quelle der Verleumdungen sein könnte. Im Gegenteil, da er zwar weiterhin viele Verehrerinnen hatte, aber sich niemals mit ihnen traf, dachte sie, dass er ihr zuliebe allein blieb, um sie nicht traurig zu machen.“


„Eines Tages machte schließlich eine Familie auf der Durchreise Rast bei ihnen auf dem Hof. Die Familie hatte einen Sohn in Julius‘ Alter, der sofort begann, ihm schöne Augen zu machen. Die beiden begannen daraufhin eine heimliche Liebschaft miteinander, die ein abruptes Ende fand, als sie von ihren Familien erwischt wurden.“


„Julius war fürchterlich in den Anderen verliebt, aber der hatte keinen Skrupel, ihn den Hunden zum Fraß vorzuwerfen. Er verleumdete ihn, warf ihm vor, ihn angefallen zu haben, und als Julius‘ Vater drohte, Julius aus dem Haus zu werfen, sollte sich das als wahr herausstellen, hatte er keine andere Wahl, als den Vorwurf genau so zurückzugeben. Wort stand gegen Wort, die Familien gingen im Streit auseinander, doch Julius war um eine Entlarvung noch einmal herumgekommen.“


„Nur, dass Samuela dadurch misstrauisch geworden war, konnte er nicht wissen. Sie hatte natürlich gehört, dass ihr Bruder die Gerüchte über sie in die Welt gesetzt hatte, doch sie hatte das wiederum nur für ein böses Gerücht gehalten. Aber erstmals stellte sie sich die Frage, ob es nicht doch wahr gewesen sein könnte. Sie sah immer mehr Parallelen, es fiel ihr immer mehr auf, sodass sie begann, ihrem Bruder nachzuspionieren.“


„Der war die nächste Zeit überaus vorsichtig, sodass ihr Verdacht zunächst abflaute, doch dann kam schließlich wieder ein Junge auf ihren Hof, der Julius‘ Interesse erweckte und der dieses Interesse scheinbar erwiderte. Anhand des Namens nehme ich mal an, dass du das warst, Wulfgar.“
     Wulfgar schnaufte bei der Erinnerung daran. „Wenn du den Vorfall meinst, dass er mich verführt und dann verleumdet hat, dann ja, das war ich.“
     „Du hast damals schon davon erzählt. Er hat dir also dasselbe angetan, was seine erste Liebe ihm angetan hat?“, stellte Lu fest. 


 
„Sieht so aus. Wir wurden erwischt und er hat mir vorgeworfen, ich hätte ihn überfallen, obwohl er zu mir in den Stall kam und mich verführt hat.“


„Und das war Samuelas Werk“, fuhr Rufus fort. „Als sie sah, dass du auf ihre Avancen überhaupt nicht eingegangen bist, aber auf die von ihrem Bruder, hat sie deinem Bruder schöne Augen gemacht, damit du raus in den Stall gehen musstest, um die Ochsen zu holen. Sie wollte sehen, ob Julius dir folgt. Und das hat er natürlich getan. Da hat sie kurz gewartet und ist dann mit deinen Geschwistern hinterher, um euch inflagranti zu erwischen.“
     „Und wie hast du reagiert?“, wollte Lu von Wulfgar wissen.


 
„Wie soll ich schon darauf reagiert haben? Ich war total vor den Kopf gestoßen. Ich hatte bis dahin nicht mal eine Ahnung, dass ich überhaupt an Männern interessiert bin, und dann das. Ich hab ihm die Nase gebrochen, nachdem er mich beschuldigt hat und mich von da an wie der letzte Arsch aufgeführt, damit niemand drauf kommt, dass ich das mit ihm doch gewollt hab. Und damit die Frauen mich in Ruhe lassen. Ich hatte echt Glück, dass meine Geschwister mir das abgekauft haben.“
     „Das hattest du wohl. Julius hatte das jedoch nicht.“


„Jetzt, wo Samuela wusste, dass sie mit ihrer Befürchtung, dass Julius die Gerüchte über sie in die Welt gesetzt hatte, recht gehabt hatte, hatte sie keinen Skrupel mehr, ihrem Vater das mit Julius und dir zu berichten. Julius stritt zwar alles ab, aber nachdem es schon das zweite Mal war, dass er mit einem Jungen erwischt worden war, glaubte der Vater Samuela, und nicht ihm.“


„Er warf seinen Sohn daraufhin aus dem Haus, um die Schande zu verstecken, doch was danach geschah, kann ich euch auch nicht so recht erzählen. Ich weiß natürlich, was Julius erzählt hat, aber eben nur das. Und er neigte doch sehr zu Übertreibungen. Sagte, er hätte Torturen durchgemacht, die schlimmer als jene im Tartaros seien, hätte sich für die nächste Mahlzeit prostituieren müssen und dergleichen.“


„Fakt ist, dass er irgendwann in der Gunst eines recht wohlhabenden Mannes stand, durch den er die „Liebe seines Lebens“ und meinen Namenspaten Rufus traf, dem er nach Rom folgte. Dort wiederum traf er dann auf den alten, reichen Sextus Julius Tubero, den er mit seiner „goldenen Zunge“, wie er es gern ausgedrückt hat, dazu überredet hat, ihn zu adoptieren, nachdem sein Liebster Rufus nichts von ihm hatte wissen wollen. Der alte Mann starb just darauf „am Alter“, wenn ihr versteht, was ich meine, und Julius erbte sein ganzes Vermögen.“


„An der „Spitze der kulturellen Welt“ angekommen, hat er sich da an seine Schwester erinnert, die ihm dieses glorreiche Leben freundlicherweise ermöglicht hat, und er hat ihr einen Besuch abgestattet, um sie netterweise daran teilhaben zu lassen. Samuela war zu diesem Zeitpunkt gerade frisch verlobt, aber als ihr Bruder plötzlich mit all dem Geld, kostbaren Kleidern, wundervollem Schmuck und der Aussicht, nicht mehr mit Schweinen und Kühen im selben Haus schlafen zu müssen, ankam, war sie nur zu gern bereit, ihren sehr viel älteren Verlobten und ihren Vater zurückzulassen.“


„Samuela ging also mit Julius nach Rom, musste aber bald schon feststellen, dass ihr Bruder ihr mitnichten verziehen hatte, dass sie für seinen Rauswurf aus dem elterlichen Haus gesorgt hatte. Ganz im Gegenteil, er begann, sie an einflussreiche Männer zu verkaufen, um seine eigene Karriere voranzubringen.
     Seine glorreiche Ämterlaufbahn scheiterte zwar, als herauskam, dass er nie als Legionär in der Armee gedient hatte, aber immerhin hatte er noch den schön großen Landsitz seines Adoptivvaters, wohin er sich zurückziehen konnte, als er aus Rom fliehen musste.“


„Man sollte annehmen, dass Samuela inzwischen einfach fortgegangen war, da Julius sie schließlich niemals gegen ihren Willen festgehalten hatte, aber stattdessen folgte sie ihrem Bruder sogar aufs Land. Besessen von Luxus und Prestige, rümpfte sie die Nase ob der Vorstellung, auf den Hof ihres Vaters zurückzukehren. Stattdessen blieb sie bei ihrem reichen Bruder, obwohl er sie auch weiterhin an seine Freunde verkaufte und ihr sogar verbot, zu heiraten. Und mehr noch, die beiden Geschwister begannen einen abartigen Wettkampf gegeneinander, in dem es darum ging, dass Julius seine Schwester demütigte und die dafür versuchte, ihn umzubringen, und, da das nicht klappte, ihm sein Liebesleben zu ruinieren, wie er es einst bei ihr getan hatte.“


 
„Das ging so, bis ihr schließlich aufgetaucht seid. Du“, sagte er und zeigte auf Lu“, in den Julius sich Hals über Kopf verliebt hat und den Samuela deshalb in die Sklaverei verkaufen wollte, um ihrem Bruder eine weitere Liebe zu nehmen.“


„In all der Zeit hatte sie sich natürlich ebenfalls Verbündete gemacht, hatte zahlreiche Affären, unter anderem mit dem Sklavenhändler, der dich gefangen hat, und mit unserem Aufseher, der nach mir Julius‘ größter Vertrauter war.“ 


 
„Der Aufseher, der für sie übrigens auch den Wein vergiftet hat, damit der Tod der Räuber dir angelastet wird, Lu.“
     „Sie liebt es, die zu quälen, die ich liebe…“, flüsterte Lu schockiert, was Julius ihm einst selber gesagt hatte.
     „Ja. Das hat sie schon oft getan. Gerüchte gestreut, Männer gequält oder gleich ganz verschwinden lassen, auf die ihr Bruder ein Auge geworfen hatte. Julius hatte vielleicht Geld und Macht über sie, und er war vorsichtig, dass sie ihn lange Zeit nicht töten konnte, aber Samuela hat am Ende triumphiert, was Raffinesse und Hinterhältigkeit anging.“ 


 
„Denn als du dann aufgetaucht bist“, er nickte zu Wulfgar hinüber, „hat sie dich grandios dazu gebracht, zu glauben, dass Julius deinen Gefährten in die Sklaverei verkauft hätte, um dir eins auszuwischen dafür, dass du ihm einst die Nase gebrochen hast. Obwohl sie es ja selber war. Ja, sie hat dich und diesen anderen in die Sklaverei verkauft, Lu. Und Julius war zu unvorsichtig dir gegenüber, Wulfgar, weil er dir nicht zugetraut hat, dass du ihn tatsächlich umbringen würdest. Weil du früher so ein „Weichling“ gewesen warst, wie er gesagt hat.“


„Was soll ich euch noch erzählen? Die beiden haben sich gehasst, aber sie haben ihr perverses Machtspiel auch genossen. Sie waren beide keine guten Menschen, und ich bin froh, dass ich nicht länger mit ihnen zu tun haben muss. Ich wünschte nur, dass Samuela am Ende nicht bekommen hätte, was sie wollte, sondern sie ihrem Bruder ins Grab gefolgt wäre. Das wäre für uns alle das Beste gewesen. Ich hoffe nur, dass sie die anderen Diener in Ruhe lässt. Meistens war ja nur ich es, der unter ihr zu leiden hatte, weil ich Julius‘ Liebling war.“
     „Was ist mit Julius selber?“, fragte Lu. „Samuela hat erzählt, dass er sie und die Sklaven schlagen lässt.“


„Julius hat nie jemanden geschlagen. Das war nicht seine Art. Und das hatte er auch gar nicht nötig. Er hat ganz andere Methoden gehabt, dass wir getan haben, was er wollte.“
     „Welche?“
     „Belohnungen. Wann immer wir gut gearbeitet haben, hatten wir es nicht schlecht dort. Dann haben wir essen und trinken dürfen, was auch er aß und trank. Hatten einen Tag in der Woche frei. Wir durften sogar ins Badehaus, wenn wir nur immer gemacht haben, was er wollte.“


„Und wenn wir seinen Erwartungen nicht entsprochen haben, gab es eben keine Belohnungen und er hat uns seine Enttäuschung spüren lassen. Hat einen wie Luft behandelt. Es mag merkwürdig klingen, doch das war fast noch schlimmer, als keine Belohnungen zu bekommen. Ich weiß nicht, wie er es gemacht hat, aber man hat sich wie ein Kind gefühlt, das den eigenen Vater enttäuscht hat. Man wollte ihn einfach nicht enttäuschen. Und das ging nicht nur mir so.“
     „Und…“ Lu druckste ein bisschen unbehaglich herum, bevor er zögerlich sagte: „Ich habe gehört, dass er dich… gezwungen hat… zu…“
     Rufus wandte sich heftig ab, drehte ihnen den Rücken zu.


„Ich sage das nur einmal: Ja, ich war sein Lustknabe, und ich habe es gehasst, was er mit mir gemacht hat, aber es war für mich immer der Preis, den ich zahlen musste für das Heim, das er mir gegeben hat. Bevor er mich gekauft hat, dachte ich, dass ich nie mehr glücklich sein könnte, doch dort habe ich endlich wieder ein Zuhause gefunden.“ 


 
„Eine Familie in Titus, Flavia und ihren Töchtern. Und dafür hätte ich jeden Preis bezahlt.“
     „Hast du ihn gehasst?“


 
„Ich weiß nicht… Ich habe mir diese Frage schon so oft gestellt, doch ich weiß es einfach nicht. Er war kein guter Mensch, war selbstverliebt, eingebildet und egoistisch, er hat seine Schwester verkauft und sich von Sklaven bedienen lassen, aber gleichzeitig hat er mir auch ein Zuhause gegeben. Einen Ort, an dem ich glücklich war. Er war nie schlecht zu uns, und ich glaube wirklich, dass wir ihm auch nicht egal waren. Dass wir wie eine Familie für ihn waren, die er selber nicht haben konnte.“


„Und er hat mir manchmal ehrlich leidgetan, weil er immer so einsam war. Weil er niemanden an seiner Seite haben konnte, den er liebte, weil es gesellschaftlich unmöglich war und seine Schwester ihm sowieso jede Liebschaft zerstört hat. Ich habe ihn oft weinen und verzweifeln sehen deswegen, aber… dann ist er meistens zu mir gekommen, und auch wenn ich es irgendwo verstehe, dass er das getan hat, um der Einsamkeit zu entkommen, bleibt es dabei, dass ich ihm nicht verzeihen kann, dass er mich dazu gezwungen hat.“


Rufus sagte danach nichts mehr und auch Lu fragte nicht weiter. Er ließ Rufus seine Zeit, bis er sich von sich aus wieder zu ihnen umdrehte. Sein Gesicht wirkte zwar gefasst, aber er konnte dennoch nicht verstecken, dass man sehen konnte, dass ihn die Erinnerung an die Vergangenheit mitgenommen hatte.
     „Mehr kann ich euch wirklich nicht erzählen. Ich hoffe, dass ich euch alle Fragen beantworten konnte, die ihr hattet.“
     „Das hast du“, entgegnete Lu. „Und ich danke dir, dass du uns davon erzählt hast.“


Rufus nickte nur als Antwort, und dann beschlossen Wulfgar und Lu, wieder nach unten zu gehen, und Rufus begleitete sie. Denn er wollte gerade wirklich nicht allein mit seinen Erinnerungen sein. Seinen Erinnerungen an das, was er am liebsten vergessen wollte und nicht konnte. Und jene, die er nicht vergessen wollte. Seine Familie, die er zurücklassen hatte müssen und die er wahrscheinlich nie wiedersehen würde. 
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Ich hoffe, dass ich es geschafft habe, ein zwiespältiges Bild der beiden Geschwister zu vermitteln. Ich wollte nicht nur einen von beiden als DEN Bösen darstellen, sondern dass beide ihren Anteil an der Schuld tragen. Auf die eine oder andere Art und Weise. Ich muss auch zugeben, dass das ein bisschen schwieriger war, über einen Dritten (also Rufus) aufzuklären, der ja nicht 100%-ig weiß, wie es nun wirklich war, aber ich wusste nicht, wie ich das ansonsten hätte machen sollen. Julius ist ja tot und Samuela hätte nur ihre Version erzählt. War ja eigentlich auch nicht geplant gewesen, das aufzuklären, aber das Interesse daran war ja ziemlich groß, da gewisse Personen bei manchen unerwartet beliebt geworden sind.
 
Zudem hat Luis herausgefunden, dass nicht er für die eventuell kommende Katastrophe zuständig ist, sondern jemand namens Lucifer. Nur wer ist das? Ich frage mich, ob da echt jemand jetzt schon drauf kommt.
 
Nächstes Mal steht dann das vorletzte Kapitel an. Mensch, ich kann gar nicht glauben, dass es schon das vorletzte ist... Jedenfalls wartet dort eine Überraschung auf Rufus und es findet ein letztes Abschiedsfest statt.
 
Bis dahin, danke euch fürs Vorbeischauen, und ich verabschiede mich! Passt auf euch auf! 

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