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Sonntag, 17. Juli 2022

Das bessere Leben - Kapitel 12


"Ich dachte, dass du mich lieben würdest und sogar als du angefangen hast, dich mit dieser Miriam zu treffen, habe ich dir verziehen. Ich habe dein Fehlverhalten damit entschuldigt, dass sie einfach schön war und ich mich, zugegeben, in letzter Zeit ein bisschen habe gehen lassen. Doch nun sehe ich aus wie sie und dennoch trauerst du ihr hinterher, anstatt dich unserer Liebe zu erfreuen." Er hörte sie hinter sich näher kommen. "Du hast mich betrogen und benutzt und ich kann dir einfach nicht mehr vertrauen. Aber du weißt zuviel und deshalb wirst du sterben!"
     Ihr schrilles Lachen hallten von den kahlen Betonwänden wider. Doch Stefan ließ das alles kalt. Seine Gedanken waren immer noch wie benebelt und es fiel ihm schwer, die Gefahr zu erkennen, in der er sich befand. Er musste erst verarbeiten, was er gehört hatte und er konnte immer noch nicht glauben, dass Miriam tot sein sollte. Vor ein paar Stunden noch hatten sie miteinander gesprochen und sie hatte ihr bezauberndes Lachen ertönen lassen. Und jetzt sollte sie einfach nicht mehr da sein? Von einer Sekunde auf die andere einfach für immer gegangen?​


Sein Überlebensinstinkt wurde so plötzlich wach, dass es ihn selber wie ein Traum vorkam, als er durch den kalten Regen rannte, seine Sinne betäubt und seine Füße eiskalt. Eine Mischung aus Wut, Trauer und Angst hatten sich in seinem Bauch zusammengestaut, dann war plötzlich die Aussichtslosigkeit in den Vordergrund gerückt und er war aufgesprungen und hatte die völlig überraschte Anja über den Haufen gerannt.​


Der Boden schmatzte bei jedem seiner Schritte und Wasser spritzte um ihn herum in die Höhe. Anjas wütendes Schreien war bald wieder hinter ihm zu hören. Sie hatte sich den Kopf angeschlagen, doch wie die Monster aus den schlechten Horrorfilmen war sie einfach wieder aufgestanden, um ihn weiter zu jagen.
     "Ich krieg dich ja doch!", brüllte sie grimmig.
     Ihre Haare fielen ihr immer wieder ins Gesicht, aber das schürte nur ihre Wut, anstatt sie zu stören. Ihr Ziel lag direkt vor ihr.
     Stefan blickte nicht einmal zurück, aber dennoch wusste er, dass sie schnell aufholte. Für ihre Größe war sie verdammt schnell.​


Kleine Äste peitschten ihm brennend ins Gesicht, als er in den Wald rannte. Es war nicht gerade der beste Ort, um sich zu verstecken, doch das Einzige, was Stefan rennen ließ, einen Fuß vor den anderen, immer weiter, war sein Instinkt.
     Seine Lungen fühlten sich leer an und jeder Schritt schmerzte. Kleine spitze Steine bohrten sich durch seine Schuhsohlen hindurch in sein Fleisch. Eine Wurzel verfing sich plötzlich in seiner Hose und im nächsten Moment schmeckte er den modrigen Waldboden, der sich mit Blut vermischte.​


Anjas Schritte waren langsamer geworden und sie kam mit einer unheimlichen Leichtigkeit zum Stehen. Ihre kalten Hände krallten sich in das Fleisch seines Rückens. Mit schmerzenden Gliedern wurde er hochgehievt und fiel wieder. Nun sah er Anja direkt ins Gesicht.
     Ihre Augen waren geweitet, ihre Pupille nur noch ein kleiner schwarzer Punkt in ihren blutunterlaufenen Augen. Sie hatte völlig den Verstand verloren. Siegessicher hob sie ihren Arm, um zuzustechen. Das Messer glänzte gefährlich in ihren Händen.
     "Warum tust du das?"
     Die Worte hatten seine Lippen verlassen, bevor er darüber hatte nachdenken können.​


Stefan war überrascht, als Anja ganz plötzlich innehielt. Sie ließ das Messer sinken, verschränkte die Arme vor der Brust und sah auf ihn herab.
      "Warum?"
     "Ja, warum du Dorren und deine Eltern getötet und dich als Doreen ausgegeben hast. Und warum... warum musste Miriam sterben?", wiederholte er all ihre Taten.
     Anja versetzte ihm einen scharfen Blick, damit er endlich schwieg.
     "Ich habe das getan", fuhr sie etwas lauter fort, "weil es keine Gerechtigkeit auf dieser Welt gibt, wenn man nicht selber dafür sorgt."
     Stefan verdrückte es sich, weiter nachzufragen. Doch das brauchte er gar nicht. Denn Anja schien schon lange darauf gewartet haben, sich zu erklären. Es sich schön zu reden, sich zu rechtfertigen und ihr Gewissen zu beruhigen. Wahrscheinlich hatten die ganzen Jahre der Lügen sie sehr belatet und sie hatte sich eine Erklärung die ganze Zeit über fein zurecht gelegt.​


„War es denn nämlich gerecht, dass meine Eltern mich hassten und mich schlugen, während Doreens Eltern sie liebten, alles für sie taten und diese Göre es nicht einmal zu schätzen wusste? War das denn gerecht? Alles, was ich mir jemals gewünscht hatte, war etwas Liebe und Zuneigung!“ Tränen rannen über ihre Wangen, doch sie fuhr unbeirrt fort: „Und Doreen hatte das alles, doch wusste es nicht zu schätzen. Sie brauchte ihre Eltern doch gar nicht! Sie hat ihnen doch immer nur wehgetan, jedes Mal, wenn sie ihre Mutter abwies. Wenn sie sich doch nur um ihre Tochter sorgte, wenn sie nur wollte, dass Doreen sich etwas wärmeres anzog. Deshalb habe ich sie umgebracht! Das hatte sie nämlich verdient! Genauso wie meine Eltern!“ ​


"Und diese dumme Miriam hat mir wirklich hinterherspioniert und gedacht, ich bemerke es nicht."


Sie lachte plötzlich.
"Stell dir mal vor, was sie getan hat. Sie ist doch wirklich bei mir zu Hause eingebrochen, hat alle Zahnbüsten gestohlen und einen DNA-Test gemacht. Natürlich hat sie herausgefunden, dass Doreens Eltern nicht mit mir verwandt sind. Ich habe sie angerufen und hergelockt, habe ihr eine Erklärung versprochen. Sie kam doch tatsächlich und das war ihr Todesurteil."​


Stefan scharrte ungeduldig mit den Füßen im Boden. Er arrangierte alles so, dass er schnell aufstehen konnte. Dolly hatte sich so in Rage geredet, dass es etwas dauerte, bis sie realisierte, dass er plötzlich auf den Beinen war und wegrannte.​


Sie wischte sich mit dem Handrücken über das Gesicht und rannte ihm wütend nach. Er hatte sie ausgetrickst, hatte sie nur hinhalten wollen. Und sie war einfach darauf reingefallen! Genau wie damals, als Doreen sie gefragt hatte: „Warum?“ Doch sie hatte die alte Freundin eingeholt und sie würde auch ihn einholen.
     Auch wenn man es ihr vielleicht nicht ansah, war sie früher sehr oft gerannt. Weggerannt vor dem betrunkenen Vater und später auf vielen Wettbewerben, um die neuen Eltern stolz zu machen.​

Und die würde sie sich nun nicht mehr nehmen lassen. Mit dem Gedanken, alles zu verlieren, was ihr lieb und teuer war, beschleunígte sie ihren Schritt. Nur noch wenige Schritte trennten sie nun von ihrem nächsten Opfer.
      Stefan spürte schon ihren heißen Atem auf seinem Nacken, als ihre knöchrige Hand des Todes ihn bei der Schulter packte und nach hinten riss.​
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