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Mittwoch, 23. Oktober 2019

Kapitel 99 - Die Dinge, die wir tun, und deren Auswirkungen VII



Die nächsten Stunden war Akara überhaupt nicht mehr ansprechbar. Sie verbrachte ihre ganze Zeit bei dem bewusstlosen Rahn, der nicht ein einziges Mal mehr aufwachte.


Derweil verzweifelte Luis darüber, dass er zwar Rahns Tod vorhergesehen hatte, aber ihn nicht verhindern konnte. Was brachte ihm, in die Zukunft sehen zu können, wenn er nicht helfen konnte? Warum hatten die Götter ihm das gezeigt, wenn er es sowieso nicht verhindern konnte?
     Da kamen ihm erneut Lunas Worte in den Sinn: „Wichtig ist nur, dass dein Herz deinen Göttern gehört.“
     Vielleicht war es ja wirklich das, was er tun sollte. Glauben, hoffen und beten. Vielleicht, wenn er wirklich irgendwie in der Gunst der Götter stand, konnte er sie um Hilfe bitten.


Also hielt er ein weiteres Ritual ab, und diesmal betete er erstmals seit langem wirklich. Und als er das tat, war er plötzlich an einem anderen Ort. Ein anderer Mensch.


Er sah einen Holzwall vor sich. Eine Frau mit braunem Haar und Farbe im Gesicht, die davorstand und sich wortlos verabschiedete.


Er wandte sich ab, lief einen Pfad hinauf, zwischen Büschen hindurch in einen Wald.


Die Bäume standen bald schon so dicht, dass ein Fortkommen immer schwerer wurde.


Es wurde dunkel. Ein unheilvoll schwarzer Himmel, an dem die Sterne wie winzige, milchige Flecken hingen.


Seine Beine wurden immer schwerer, aber er lief dennoch weiter.


Als er den scheinbar dunkelsten Teil des Waldes erreicht hatte, tat sich unvermittelt vor ihm eine Lichtung auf. Eine Hütte stand dort neben einem Kreis aus Steinen.
      Die Hütte war leicht schief, der Platz so düster und unheilvoll, als würden die Bäume ihn meiden. Aber dennoch zog es ihn geradezu magisch zu dem efeuverhangenen Eingang.  


Er trat ein. Dunkelheit begrüßte ihn, ein Schwall von Rauch und Hitze. Er wusste, dass da eine Gestalt vor dem Feuer hockte, bevor er sie überhaupt sah. Er setzte sich ihr gegenüber. Ein alter Mann mit zahlreichen Tattoos auf dem Körper kam zum Vorschein.


Als Luis nun zu sprechen begann, hatte er Lunas Stimme: „Bist du Silberauge? Ich habe gehört, dass du Herzen heilen kannst.“
     „Das stimmt“, gab der Alte zurück, ohne die immerzu geschlossenen Lider zu öffnen. „Aber dir kann ich dennoch nicht helfen, denn ich kann nicht trennen, was du selber geknüpft.“
     „Was meinst du damit?“
     „Du gabst von dir, was fehlte, um zu helfen. Dir fehlt ein Stück, um wieder komplett zu sein.“


Sie schwieg, sah auf ihre im Schoß gefalteten Arme hinab. Dann fragte sie besorgt: „Aber wie… wie soll ich meine Mission erfüllen, wenn ich so bin? Wie kann ich wieder komplett werden?“
     „Du kannst nicht zurückerhalten, was du bereitwillig gabst. Ihr seid verbunden. Für alle Zeiten.“


Einen Moment lang war es so still, das nur das Lied des Feuers zu hören war.
     „Ich verstehe“, sagte sie schließlich. „Ich bin mit ihm eine Verbindung eingegangen und deshalb spüre ich seinen Schmerz. Deshalb leide ich mit ihm.“
     „Du hast es verstanden, mein Kind.“
     „Aber das sollte nicht möglich sein!“, protestierte sie. „Ich bin schon mit jemandem verbunden. Wie kann das sein?“
     Plötzlich drang aufgeregtes Gerede zu ihnen vor und unterbrach sie. Es wurde stetig lauter, und Luna wusste schon anhand der Sprache, die hier fremd war und die sie verstand, wer sich da näherte. Aber konnte das sein? War er ihr wirklich bis hierher gefolgt?


Bevor im nächsten Moment Licht von draußen in die dunkle Hütte flutete und sie blind machte, spürte sie, wie alle Angst und aller Zweifel von ihr abfielen und einer gewohnten inneren Ruhe wichen, und Luis fühlte das mit ihr.
     „Luna!“, war das Letzte, was er hörte, bevor er zurückkehrte.


Als Luis die Augen aufschlug, erwartete ihn die gewohnte Dunkelheit, aber diesmal erschreckte es ihn nicht. Die Ruhe, die Luna gefühlt hatte, war noch immer in ihm. Er hatte sie gespürt. Er spürte sie noch immer. Sie war noch immer da, hatte ihn nie verlassen. Und mit ihr hatte er auch zu den Göttern zurückgefunden.


Er versuchte, sich zu erheben, aber eine plötzliche Müdigkeit zehrte an ihm und ließ ihn schwanken.
     „Luis?“, drang eine Stimme an sein Ohr. Es war Jana. „Geht’s dir nicht gut?“
     Er streckte seinen Arm nach ihrer Stimme aus. „Jana… Hilf mir nach drinnen. Ich weiß jetzt, was wegen Rahn zu tun ist.“


Sie platzten direkt in eine Stammesversammlung, zu der Jana ihn eigentlich hatte holen wollen. Da bereits alle anderen anwesend waren und ihnen die Zeit davonlief, ergriff Luis entgegen der Tradition als Erster das Wort und berichtete eilig von dem, was die Götter ihm gezeigt hatten. Von dem alten Mann namens Silberauge, der Herzen heilen konnte. Er konnte sogar den Weg von hier zu dessen kleiner Hütte beschreiben, obwohl er nicht wusste, warum das so war.
     Es muss nicht gesagt werden, dass die Freude groß war, dass der totgeglaubte Rahn nun vielleicht doch gerettet werden konnte. Akara und Nero wollten sich sofort auf den Weg machen.


Aber da trat die Stammesführerin auf den Plan und sagte: „Es wäre unvernünftig, jetzt noch loszugehen. Es dunkelt bereits. Und zudem regnet es und sieht nach einem Sturm aus. Ich muss euch deshalb bitten, bis morgen früh auszuharren. Ich werde bis dahin auch Alin fragen, ob er uns Pferde borgen wird.“
     „Was?“, schoss Akara aufgebracht in Richtung ihrer Tochter. „Es geht hier um Rahns Leben! Ich werde ganz sicher nicht warten!“
     „Bitte Mutter“, bat Malah sie zerknirscht. „Ich weiß, dass Rahn dir sehr wichtig ist und dass sein Leben auf dem Spiel steht, aber ich möchte nicht auch deins und Neros riskieren. Sei vernünftig, dort draußen gibt es nicht nur Unwetter und wilde Tiere. Du kannst nicht einfach allein losziehen. Und Rahn wäre damit auch nicht geholfen, wenn du da draußen umkommst. Mir gefällt das auch nicht, aber uns bleibt keine andere Wahl, als bis morgen zu warten.“


Doch nicht nur Nero hörte das nicht gern. Entgegen ihrer üblichen ruhigen und gehorsamen Art, blieb Akara diesmal uneinsichtig. Sie drehte ab und ließ die Anderen einfach stehen. 
     „Nein, ich kann nicht bis morgen warten! Rahn hat diese Zeit vielleicht nicht mehr!“


Sie rannte so wie sie war nach draußen,. Ohne Vorräte, ohne Waffen oder auch nur eine wärmende Jacke. Doch sie hatte nicht einmal die Hälfte des Stalles hinter sich gelassen, als Elrik sie einholte.
     „Akara, warte!“, rief er sie. „Es ist viel zu gefährlich, jetzt loszugehen, du hast Malah doch gehört. Warte bis morgen und dann begleite ich dich. Ich will nicht, dass dir was passiert.“
     „Es ist mir egal, was mit mir passiert“, wehrte sie jedoch ab. „Hauptsache Rahn geht es wieder gut.“
     „Sei doch vernünftig!“
     „Rahn hat aber vielleicht nicht mehr die Zeit, um vernünftig zu sein!“


Sie wollte weitergehen, aber Elrik griff nach ihrem Arm und offenbarte ihr: „Ich liebe dich noch immer, Akara, und ich würde mir nie verzeihen, wenn dir etwas zustößt. Deswegen… bitte geh wieder rein und lass mich morgen früh losgehen.“


Er ließ sie wieder los, dass sie sich zu ihm umdrehen und ihn betroffen ansehen konnte. Doch ihr fehlten die Worte. „Elrik! Ich…“
     „Schon gut. Schau nicht so traurig. Ich weiß, dass du Rahn liebst und nicht mich. Aber ich kann einfach nichts dagegen tun, dass ich dich liebe.“
     „Aber meine Schwester…“
     „Mach dir keine Sorgen um sie. Ich habe Anya versprochen, bei ihr zu bleiben und sie zu beschützen. Und das werde ich auch tun“, versicherte er, und dann versuchte er sich an einem Lächeln, das arg schief wurde. „Ich weiß selber nicht, warum ich das überhaupt gesagt habe. Vergiss es einfach wieder.“


„Was ich dir sagen wollte, war nur, dass ich für dich da bin und dich unterstützen werde“, fuhr er ernst fort. „Auch, was Rahn angeht. Ich werde alles tun, um ihm zu helfen. Das verspreche ich dir!“
     „Danke, Elrik…“
     „Geh wieder zu ihm, ja?“
     Akara nickte, bevor sie mit einem miesen Gefühl im Magen zögerlich wieder nach drinnen ging. Und niemand von ihnen, weder sie, noch er, bemerkten Anya, die alles mit angehört hatte.


Akara blieb auch den restlichen Abend über an Rahns Seite. Doch als sich alle schlafen gelegt hatten, inklusive ihr, und um sie herum nur noch die Geräusche des Schlafes zu hören waren, verließ sie ihr Bett wieder.


Sie schlich zum Bett des Bewusstlosen zurück, nahm seine Hand in ihre. Er war noch kälter geworden, als er es vorher schon gewesen war.
      „Warte auf mich, Rahn!“, flüsterte sie ihm zu, obwohl er es nicht hören würde. „Ich werde mit Medizin wiederkommen und dich retten. Das schwöre ich dir! Ich werde alles dafür tun, dass du wieder gesund wirst! Also halte noch ein bisschen länger durch!“
     Sie ließ den Blick noch einmal durch den Raum voller Schlafender gleiten und schlüpfte dann auf leisen Sohlen zur Hintertür hinaus.


Es regnete immer noch in Strömen, aber Akara achtete nicht darauf. Sie lief um das Haus herum, am Grabhügel vorbei und über die weite Ebene, wo sie mit ihrem Begleiter zusammentraf, der bereits auf sie gewartet hatte. 
     Auch ohne, dass sie sich abgesprochen hatten, hatte Nero sich zuvor schon davongestohlen, um sich Bogen und wetterfeste Kleidung zu besorgen. Es war für ihn von vorneherein klar gewesen, dass er gehen würde, um seinen Vater zu retten. Und wenn Akara entgegen Malahs Wunsch auch ging, würde er sie natürlich begleiten, um auf sie aufzupassen. Sie würde sich ohnehin nicht dazu überreden lassen, dazubleiben, wusste er.
      Es war so düster, dass sie kaum die eigene Hand vor Augen sahen, aber kaum, dass sie das Tal verließen, in dem sie lebten, schienen die Sichtverhältnisse glücklicherweise aufzuklaren und es wurde heller.


Sie liefen beinahe die gesamte Nacht hindurch, kam es ihnen vor, bis sie schließlich den dunklen Wald erreichten, von dem Luis erzählt hatte.
     „Der Wald ist ziemlich groß. Meinst du, dass wir hier überhaupt richtig sind?“, fragte Nero unsicher, als sie an einem Hügel oberhalb des Waldes anhielten.
     „Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden.“


Bevor er sie aufhalten konnte, war sie losgestürzt. Er konnte ihr nicht einmal zurufen, dass sie bei dem rutschigen, abschüssigen Hang aufpassen sollte, da war sie schon gestolpert und flog gerade mit dem Gesicht voran den Hügel hinab.


Nero fluchte und setzte ihr unverzüglich nach. Sie war schon den ganzen Weg über unvorsichtig gewesen, da sie aus Angst um seinen Vater wie von Sinnen war.
      Er kniete sich neben sie, die sich gerade das Bein hielt. Ihr Gesicht vor Schmerz verzerrt.
      „Oje, ich hoffe, es nicht gebrochen“, sagte er.
      „Es geht schon wieder. Ich brauche nur einen Moment, bis der Schmerz weggegangen ist“, meinte sie mit einem Lächeln, das gequälter wirkte als es sein sollte.


Also ließ er sich neben ihr nieder. Und während sie ungewohnt fluchte wie ein Kesselflicker, wurde er erneut von seinen Schuldgefühlen heimgesucht.
      Als Akara merkte, dass er ungewöhnlich schweigsam war, sagte sie: „Mach dir keine Sorgen. Wir werden deinen Vater retten.“
      Nero antwortete nur mit einem „Hm“, und da fragte sie: „Sag mal, ist in letzter Zeit eigentlich etwas zwischen dir und deinem Vater passiert?“


Nero versteifte sich unbehaglich. „Ja… Ich habe mich mit ihm gestritten.“
      „Wirklich? Wann denn das? Und weswegen?“
      „Nachdem ich damals mit auf der Suche nach Luis gewesen war. Er war ja schon nicht damit einverstanden gewesen, dass ich überhaupt mitgehe. Und am Abend kam er dann zu mir und meinte, dass das aber eine Ausnahme gewesen war und ich von nun an Zuhause bleiben soll. Ich… ich weiß auch nicht, was mit mir los war. Ich hatte einfach genug und bin ausgerastet. Ich habe ihn angeschrien, dass er endlich aufhören soll, mich wie ein Kind zu behandeln und dass er mir nichts mehr zu sagen hat und dann habe ich ihn stehen lassen.“
      Er schwieg einen Moment gedankenschwer, zog die Beine näher an den Körper. „Seitdem habe ich auch nicht mehr mit ihm geredet. Ich habe ihn einfach ignoriert, wenn er reden wollte. Das ist alles meine Schuld, dass sein Herz jetzt versagt!“


Akara hatte schon bemerkt, dass irgendetwas los gewesen war bei Rahn. Er war die letzte Zeit über merkwürdig ruhig und in sich gekehrt gewesen, aber er hatte immer nur gesagt, dass nichts sei, wenn sie nachgefragt hatte. Und dann war so viel passiert, dass sie mit dem Kopf ganz woanders gewesen war. Vor allen Dingen der Tod ihrer Mutter hatte sie sehr abgelenkt.
      „Das ist nicht deine Schuld“, versicherte sie ihm. „Das Herz deines Vaters war schon sehr lange krank. Schon seit dem Tod deiner Mutter.“
      Das machte es nicht besser, da Nero sich ja auch dafür die Schuld gab. Doch Akara sah das nicht.
      „Im Gegenteil, ich glaube, dass er durch dich erst die Kraft bekommen hat, um durchzuhalten“, erzählte sie munter. „Weil er für dich da sein wollte. Das hat er deiner Mutter auch versprochen.“


„Das hat er mir nie erzählt…“, eröffnete er.
     Sein Vater hatte ihm nie sehr viel über seine Mutter erzählt, und er hatte auch nicht nachgefragt. Zuerst hatte es ihn nicht interessiert, weil er zu jung gewesen war und seine Mutter nie vermisst hatte, und dann hatte er es nicht mehr wissen wollen, weil er sich schuldig für ihren Tod gefühlt hatte. Das Einzige, das er über seine Mutter wusste, war eigentlich nur, dass sie ein guter Mensch gewesen war.
     „Das ist eben ein schweres Thema für deinen Vater.“
     Sie vermied es meistens, mit Rahn über Diana zu reden. Nicht nur, weil es ihn traurig machte, sondern auch, weil es sie eifersüchtig gemacht hatte, wie sie nun feststellen musste. Auch jetzt wollte sie eigentlich nicht über Diana reden und sie war froh, dass Nero nicht weiter nachfragte und still blieb.
     „Wir sollten jetzt weitergehen“, sagte sie stattdessen.


„Kannst du denn überhaupt laufen?“
     Akara musste den Fuß nicht mal probieren, um zu wissen, dass er ihr wehtat, aber sie lächelte trotzdem tapfer. „Es geht schon. Du musst mir nur aufhelfen.“
      Also half er ihr auf die Beine und dann gingen – oder in Akaras Fall humpelten sie weiter.


Nero musste sie auch den restlichen Weg über stützen, aber glücklicherweise war er trotz seiner schmächtigen Statur ein kräftiger Junge. 
     Es hatte inzwischen aufgehört zu regnen und die Sterne waren an einem tief dunkelblauen Himmel zum Vorschein gekommen. Dennoch war das Einzige, was sie hörten, das Klatschen ihrer Schritte. Sie begegneten keiner Menschenseele, sahen keine Hütte und nicht ein einziges Tier. Nur Bäume weit und breit, und irgendwann schien es Akara nicht nur so, dass dieser Wald einfach ausgestorben war, sondern auch, dass sie hier schon gewesen waren.


Sie bedeutete Nero, anzuhalten. Als sie sich von ihm abstieß, konnte sie unter minimalen Schmerzen immerhin wieder selbst stehen.
     „Wo sind wir hier nur?“, stellte sie die Frage, die sich Nero schon die ganze Zeit über stellte. „Wenn das so weitergeht, werden wir die Hütte nie finden.“
     Er wusste darauf auch keine Antwort, und als er den Blick jetzt schweifen ließ,  erwartete er erneut nur dieselben Bäume, die sie schon seit Stunden sahen, aber stattdessen erschrak er gewaltig.


„Ein Geist!“, rief er erschrocken und erschreckte auch Akara damit zu Tode. „Da ist ein Geist!“
     „Was? W-wo?“
     Er streckte den Zeigefinger aus, aber für Akara blieb die Stelle leer, auf die er zeigte.


Der Geist ging nun direkt durch ihn hindurch, was ihm ein merkwürdiges Erlebnis bescherte. Als das hell leuchtende, durchscheinende Wesen ihn passierte, war es ihm, als hätte man ihn mit Eis gefüllt. Nur einen Moment, dann war es vorüber und die Wärme kehrte zurück. Er erschrak trotzdem ein zweites Mal darüber.
     „Sie geht weg!“, erzählte er Akara.
     „Sie?“
     „Ja, es ist ein Mädchen.“


Akara wollte daraufhin wissen, wie sie aussah, und nachdem Nero sie beschrieben hatte, rief sie: „Das ist Diana! Sie will Rahn helfen! Los, wir müssen ihr folgen!“, und jeglicher Schmerz in ihrem Fuß war vergessen und sie war auf und davon. 


Also folgten sie dem Geist, den Akara für Diana hielt, durch den Wald, bis der Morgen graute. Und das war für Nero so eine abstrus merkwürdige Situation, dass er nicht einmal wusste, was er davon halten sollte. Er war noch immer verängstigt, irritiert, aber vor allen Dingen überfordert mit der Situation. Sollte das da etwa wirklich seine Mutter sein? Die Frau, von der er nur Gutes gehört hatte und die gestorben war, um ihm das Leben zu schenken?


Er war so in Gedanken, dass er erneut erschrak, als der Geist plötzlich anhielt und er ihre Augen auf sich gerichtet vorfand.
     Akara, die ebenfalls angehalten hatte, fragte daraufhin: „Was ist los?“
     „Ich weiß nicht. Sie will mir was sagen, aber ich kann sie nicht verstehen“, berichtete er überfordert.
     Er war eben kein Geisterseher. Und nicht einmal Tanna konnte mit den Toten sprechen. Dass er diesen Geist sehen konnte, sprach deshalb umso mehr dafür, dass es sich hierbei um seine Mutter handelte. Er hatte schon davon gehört, dass die Geister ihrer Ahnen über sie wachten und sie in Notsituationen ihren Angehörigen erscheinen konnten. 


Plötzlich trat der Geist, der seine Mutter war, an ihn heran, legte eine durchscheinende Hand auf seine Wange, und obwohl sie halb darin versank, spürte er dennoch die Kälte, die davon ausging. 
     Sie sah ihn an, die Augen weiß und pupillenlos. Er hatte immer so eine Angst gehabt, ihr gegenüberzustehen, zu sehen und zu erfahren, dass sie ihn hasste. Dass sie ihm dafür die Schuld gab, dass sie wegen ihm gestorben war. Diese Angst hatte ihn beschäftigt und nicht mehr losgelassen, seitdem er das erste Mal durch Ragna mit dem Tod konfrontiert worden war. Und dabei hatte er immer gewusst, dass er ihr nie begegnen würde, weil sie ja tot war. Ihr nun trotzdem gegenüberzustehen, war so unerwartet und erschreckend.
      Aber noch viel unerwarteter war, sie jetzt lächeln zu sehen. Ihre Lippen, ihre Augen, ihr ganzes Gesicht zeigte eine zärtliche Liebe, die er da niemals für möglich gehalten hatte, zu sehen. Es war beinahe, als würde er hören können, wie sie sagte: „Ich liebe dich.“


Und er sagte nichts dazu. Er stand nur erstarrt, jeglicher Worte beraubt, und sah dabei zu, wie sie sich jetzt wieder entfernte und Akara zuwandte. Sie sagte etwas zu der alten Freundin, das niemand verstehen konnte und das Nero versäumte, zu überbringen. Versäumte, Akara davon zu berichten, dass Diana an diesem Tag wohlwollend auch für sie lächelte.


Erst, als sich die pupillenlosen Augen wieder auf ihn richteten, löste sich seine Erstarrung und er bemerkte, dass der Geist seiner Mutter auf etwas zeigte. Es waren zwei Leute, die in nicht allzu weiter Entfernung durch den Wald liefen.


Diana verschwand danach, aber sie hatten keine Zeit, sich damit zu befassen. Sie mussten zusehen, dass sie den beiden Leuten schnellstens nachliefen. Es waren ein junger Mann und eine junge Frau, beide ziemlich auffällig gekleidet. Ersterer sah ihnen misstrauisch entgegen, als sie rufend näherkamen. 
      „Wir sind auf der Suche nach einem Mann namens Silberauge“, erklärte Nero ohne Umschweife. „Könnt ihr uns zufällig den Weg weisen?“
      Die Augen des Mannes verengten sich noch einmal prüfend zu Schlitzen, während die Frau sie nur unbeteiligt betrachtete.


Aber dann sagte der Mann schließlich knapp: „Ja, gleich da hinten wohnt er“, und zeigte auf den Weg, den er und seine Begleiterin gerade erst gekommen waren. 
     Akara und Nero bedankten sich, und während sie zuhören konnten, wie der Mann sich bei seiner Begleiterin darüber beschwerte, dass sie wegen ihr irgendwen aus den Augen verloren hatten, sahen sie zu, dass sie ihr Ziel endlich erreichten. Es wurde allerhöchste Zeit.


So fanden Nero und Akara schließlich doch noch das Heim des Heilers Silberauge, das Luis in seiner Vision gesehen hatte. Für Zögern oder Ehrfurcht war keine Zeit; Akara musste sich zusammenreißen, die kleine Hütte nicht einfach zu stürmen. Nero klopfte, und als eine angenehm tiefe Stimme antwortete, traten sie ein.


Eine gewohnte Mischung aus Dunkelheit, Hitze und Rauch empfing sie, gepaart mit dem würzigen Geruch von diversen Kräutern, die sie nicht kannten. Der Innenraum war klein, er hatte gerade genug Platz für die drei Leute, die sich in ihm befanden, aber es gab dennoch viel zu sehen. 
     Boden und Decke waren mit einheitlichen Mustern verziert, überall hingen Gerätschaften, Büschel von Kraut und Tafeln mit fremden Schriftzeichen an den Wänden. In der Mitte des Raumes brannte ein Feuer geradezu gespenstig ruhig und leise in einer herrlich bemalten Feuerschale, hinter der ein alter Mann vor einer unheimlichen, riesigen Statue saß. Akara erkannte sie sofort. Es war der Gott des Todes, den sie selber bei ihren Totenfeiern aufstellten, und es war ihr ein bisschen unheimlich, ihn jetzt hier zu sehen.
     Aber sie schluckte ihre Angst herunter und setzte sich tapfer neben Nero auf den Boden, dem kahlköpfigen, reglosen Mann gegenüber. Die schwarzen Zeichen auf seinem Körper und seinem Gesicht ließen ihn wie ein Totenwesen aus einer anderen Welt aussehen.


„Was führt euch her?“, fragte er schließlich mit seiner volltönenden Stimme, während sie noch mit Staunen beschäftigt waren.
     „Der Mann, den ich liebe, ist herzkrank und stirbt“, erzählte Akara hastig. „Bitte hilf ihm!“
     Es war das erste Mal, dass sie aussprach, was offensichtlich war, und Nero war erstaunt darüber.
     Der Heiler indes nickte bedächtig. „Ich kann einen Zaubertrank brauen, aber um zu retten, musst du etwas geben, das dir lieb und teuer ist.“


„Ich gebe dir mein Leben, wenn du ihn nur rettest“, sagte sie fest, dass man sie gar nicht wiedererkannte, und Nero erschrak heftig.
     Glücklicherweise schüttelte der Alte aber den Kopf und erklärte: „Dein Haar wird vollkommen ausreichen.“


Akara griff sofort nach ihrem Messer, aber Nero bot an: „Warte! Lass mich meins abschneiden!“
     Doch sie schüttelte den Kopf, schnitt ihr Haar ohne zu zögern, und Nero würde diesen Moment niemals vergessen. Er hatte von der Liebe gehört, aber er hatte sie noch nie am eigenen Leib erfahren. Und dieser Moment, in dem Akara bereitwillig sogar ihr Leben bereit war zu geben für denjenigen, den sie liebte, brannte sich geradezu in sein Gedächtnis.


Die Haare gingen an den Heiler und da öffnete er schließlich die Augen und zeigte ihnen, woher er seinen Namen hatte. „Gut, dann lasst mich beginnen.“
     Und das lange Haar, auf das Akara immer so stolz gewesen war, verging wenig später zischend im Feuer.


Nero und Akara bedankten sich und kehrten danach umgehend nach Hause zurück. Da sie den Weg inzwischen kannten – oder besser gesagt Nero sich gemerkt hatte, wo sie langgegangen waren – konnten sie sich den Umweg sparen, den sie auf dem Hinweg gegangen waren.
     Deshalb kamen sie schon gegen frühen Nachmittag an, kurz nach dem Mittagessen, als die Bewohner des Uruk-Hofes noch mit der Feldarbeit beschäftigt waren.


Dementsprechend leer war das Haus auch, und dementsprechend schnell wurden sie auch von Malah entdeckt, die nun mit saurem Gesichtsausdruck auf sie zukam. Tann stand neben ihr.
     „Da seid ihr ja! Wisst ihr eigentlich, was für Sorgen wir uns um euch gemacht haben?“, tadelte die Stammesführerin streng. „Ich musste Wulfgar ohne Frühstück losschicken, um euch zu suchen!“
      Doch Akara ignorierte sie. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt allein Rahn, der jedoch nicht in seinem Bett lag. Als die beiden Rückkehrer das sahen, erschraken sie gewaltig.
      „Wo ist Rahn?“, wollte Akara wissen, aber niemand antwortete ihr.


Da brach sie in Tränen aus, in dem Glauben, er sei gestorben, aber Nero nahm sich wenigstens erst die Zeit, nachzufragen, und er war ein bisschen beruhigter, als er sah, dass sie nicht so aussahen, als sei sein Vater gestorben.
     „Er ist aufgewacht“, berichtete Tann schließlich, während Malah noch immer mit böse gucken beschäftigt war. „Und als er sah, dass ihr weg wart, ist er euch sofort hinterher. Das war gerade eben erst. Elrik ist ihm gleich nach, um ihn zurückzuholen.“


Tatsächlich ging kurz darauf die Hintertür auf und Elrik schneite mitsamt dem Gestorben-Geglaubten herein. Rahn musste sich schwer am Türrahmen stützen, um überhaupt stehen zu können, aber das hatte ihn trotzdem nicht davon abgehalten, nach den beiden Entflohenen suchen zu wollen.


Als Akara ihn sah, hielt sie nichts mehr. Mit einem Aufschrei rannte sie zu ihm, und Rahn, der jetzt ebenfalls auf sie aufmerksam wurde, ging ihr entgegen und traf sie auf halbem Weg.
      Sie fassten sich an den Armen, wobei ihr erschrocken auffiel, dass er schwankte. Er hatte noch nie geschwankt, egal, wie schlecht es ihm auch gegangen war! Die Zeit drängte!
      „Akara! Den Göttern sei Dank, es geht euch gut!“
      „Rahn, schnell, wir haben Medizin für dich mitgebracht!“, schnitt sie ihm das Wort ab.


Sie zog ihn mit sich in die Küche, was viel zu leicht ging, und setzte ihn auf eine Bank, bevor sie ging, um den Zaubertrank herzurichten, den Silberauge gebraut hatte.
      „Ich habe mir wirklich Sorgen gemacht“, hörte sie ihn sagen. Und als sie nichts antwortete, fragte er: „Es ist euch doch nichts zugestoßen, oder? Dein Haar…“
      Da kehrte sie mit dem Trank zurück und hielt ihm den Becher hin. „Ich erzähle dir alles, wenn du die Medizin getrunken hast.“


Rahn beäugte den Becher skeptisch, nahm ihn aber schließlich an und trank. Obwohl es furchtbar schmeckte, verzog er keine Miene. Er glaubte nicht an irgendwelche Zaubertränke, aber solange es Akara beruhigte, tat er ihr den Gefallen, das merkwürdige Gebräu zu trinken. 
     Wie erwartet fühlte er sich danach auch kein bisschen anders. Er fühlte sich besser im Gegensatz zu dem gestrigen Tag, ja, aber das schrieb er vor allen Dingen dem Schlaf zu.


Trotzdem hatte er alle mit seinem Schwächeanfall in Angst und Schrecken versetzt. Vor allen Dingen Akara. Er hatte gehört, wie sehr sie das Ganze mitgenommen hatte. Wie sie sich geweigert hatte, zu warten und wie sie sich heimlich des Nachts davongeschlichen hatte, um diesen Zauberheiler aufzusuchen. Sie und Nero. Alles, um ihm zu helfen, und das berührte ihn sehr.
      Als sie ging, um den Becher abzuwaschen, beobachtete er sie und ihm wurde klar, dass er um sie am meisten Angst gehabt hatte.


Also fing er sie ab, als sie den Becher zurückgebracht hatte und nahm ihre Hände in seine, bat sie inständig: „Akara, bitte versprich mir, dass du so etwas Gefährliches nie wieder machen wirst, ja? Du bist mir sehr wichtig und wenn dir etwas passiert wäre, hätte ich mir das nie verziehen.“


Akara erstarrte. Sie hatte sich vorgenommen, es nicht bei Rahn zu versuchen, aber als er jetzt vor ihr stand, nachdem sie so eine Angst gehabt hatte, ihn zu verlieren, brach es einfach aus ihr heraus: „Ich liebe dich, Rahn!“
     Da wurden auch seine Augen groß und einen Moment taten sie nichts anderes, als sich erschrocken anzustarren.


Dann hatte Rahn ihre Hand auch noch losgelassen, und das war der Augenblick, in dem die Erkenntnis, was sie gerade gesagt hatte, Akara mit voller Wucht traf. Natürlich sah Rahn jetzt nicht glücklich aus. Wie sollte er auch, wo er sie doch nicht wollte? Was hatte sie nur getan? Sie hatte alles kaputt gemacht!
      „Wie kommst du nur darauf?“, hörte sie ihn unglücklich sagen.
      „Ich… ich weiß… entschuldige…“, stotterte sie beschämt. „Ich weiß wegen Diana doch, dass du keine junge Frau willst… Vergiss, was ich gesagt habe.“


„Das habe ich nie gesagt. Diana war nur wie eine kleine Schwester für mich, aber das heißt nicht, dass ich generell etwas gegen jüngere Frauen habe“, erklärte er und Akara wurde hellhörig. „Die Frage ist nur, was du mit so einem alten Mann wie mir willst. Ich werde bald so grau wie Dana und Sharla sein und du…“ Er ließ einen Moment lang den Kopf hängen, aber dann meinte er entschieden: „Du solltest dir lieber einen jungen Mann suchen.“


Es ärgerte Akara so sehr, das zu hören. „Ich will aber keinen jungen Mann!“, stellte sie wütend klar. „Warum glaubt ihr das nur alle? Du und auch… auch Tann! Ich hatte schon mal einen Mann in meinem Alter, aber… aber… ich mag ältere Männer viel lieber, okay?“
      Rahn starrte sie da wieder an, während Akara nur noch im Boden versinken wollte oder hoffte, dass sich die Götter wenigstens erbarmen würden, sie mit einem Blitz niederzustrecken. Doch wenigstens war ihr Ärger noch ein klein bisschen größer als ihre Scham. Das half, nicht doch demnächst heulend wegzurennen.


Erst, als Rahn plötzlich direkt vor ihr stand und ein liebevoller Blick sie vollkommen unerwartet traf, fiel der Ärger schließlich von ihr ab.
      Eine wunderbar warme Hand legte sich auf ihre Wange und dann sagte er: „Ich liebe dich auch, Akara.“
     Es brauchte ein bisschen, um zu ihr vorzudringen, aber als es das schließlich tat, war das für sie, als würde die Decke über ihr aufbrechen und ein Sonnenstrahl direkt auf sie scheinen.


Nur sie beide. Rahn und Akara. Die sich in diesem Augenblick, nach so langer Zeit, endlich das erste Mal küssten. Es war lange her, dass Akara geküsst hatte und wenn man den schüchternen Kuss nicht zählte, den Rahn als Kind von Ana bekommen hatte oder den, den Diana ihm gegeben hatte, als er geschlafen hatte, war es Rahns allererster Kuss. Es sollte noch viele weiterer folgen.


Viele Dinge, die er das erste Mal mit Akara erleben sollte. Aber in diesem Moment, während sie sich das erste Mal küssten, standen sie noch ganz am Anfang von etwas ganz Wundervollem.
      Rahn starb an diesem Tag nicht und auch die nächste Zeit sollte sich Luis Vision nicht erfüllen. Er erholte sich bald darauf wieder und auch wenn er nie mehr zu alter Stärke zurückfinden sollte, erlebten Akara und er noch viele Jahre miteinander.  


Nachdem Akara, die die ganze Nacht hindurch gelaufen war, schließlich gegen frühen Abend selig eingeschlafen war, schlich sich Rahn davon, um Nero nach draußen zu zitieren. Als sie zur Hintertür raus und allein waren, stellte er seinen Sohn zur Rede.
     „Ich weiß, dass du auch mit bei diesem Heiler warst, obwohl du wusstest, dass ich das nicht gutheißen würde“, fing er tadelnd an.
     Und Nero, der noch immer dachte, dass das Herz seines Vaters wegen ihm wieder krank geworden war, brachte nur eine Entschuldigung heraus. Er würde sich nie wieder gegen seinen Vater auflehnen, hatte er beschlossen.


Plötzlich stand sein Vater vor ihm, eine Hand auf seiner Schulter. „Aber ich weiß, dass ich wahrscheinlich dasselbe in deiner Situation getan hätte. Und ich bin ehrlich froh, dass du mitgegangen bist, um auf Akara aufzupassen. Vielleicht“, er räusperte sich, „nein, es ist an der Zeit, dass ich wirklich aufhöre, dich wie ein Kind zu behandeln. Du hattest recht, Nero. Du bist inzwischen erwachsen und das hast du mir heute auch bewiesen. Von nun an will ich mehr an dich glauben und dir nie wieder sagen, was du tun und lassen sollst. Ich bin stolz auf dich.“
     Nero glaubte, sich zu verhören. Er hätte nie gedacht, solche Worte der Einsicht von seinem Vater zu hören, weshalb er nun nichts anderes tun konnte, als seinen Gegenüber verdattert anzustarren.


Doch er kam auch gar nicht mehr dazu, etwas zu sagen, da in diesem Moment Elriks Rufen in ihre Unterhaltung schnitt. Sein Vater nahm den Arm von seiner Schulter und sie sahen zu, wie der alte Stammesführer näherkam.
     Er kam vor ihnen zum Stehen, ignorierte Rahn vollkommen und fragte Nero: „Wisst ihr vielleicht, wo Anya ist?“
     Doch keiner von ihnen hatte Anya gesehen. Und sie sollte auch verschwunden bleiben.
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Hier weiterlesen -> Kapitel 100 

Ob es nun der "Zaubertrank" war oder er sich einfach aus eigener Stärke erholt hat, Rahn hat also überlebt. Die Entscheidung dazu wurde mir ja ziemlich schnell abgenommen, muss ich zugeben, da er sich doch unerwartet hoher Beliebtheit bei euch erfreut (selbst in meinem näheren Umfeld, ich hoffe, es fühlt sich hier jemand von angesprochen XP). 
     Dabei war Rahn eine Zeitlang eines meiner größten Sorgenkinder. Ich hatte ihn ja in den Stamm geholt, weil ich ihn so niedlich fand, aber ich wusste einfach nichts mit ihm anzufangen. Er ist total untergegangen, wie man vielleicht gemerkt hat. Ich wusste sehr lange nicht mal, ob ich ihn jetzt allein lasse oder wenn nicht, wen ich an seine Seite stelle. Lulu war mal eine Kandidatin, selbst Anya, dann Diana, was aber auch nicht richtig war, fand ich, und letztendlich hab ich mich dann mit Akara anfreunden können. 
     Jetzt sind sie also zusammen. Rahn hatte schon eine ganze Weile Gefühle für sie, nachdem er sich ihrer nach Dianas Tod angenommen hat und sie sich seiner. Da er einen ziemlich großen Beschützerinstinkt hat, passte ihre unsichere, verängstigte Art sehr gut zu ihm. Aber weil er meinte, dass er zu alt für sie sei und sie besser mit einem jüngeren Mann beraten wäre, hat er ihr das natürlich nie gesagt. Da Akara auch nicht die mutigste ist, hätten die beiden wohl nie zusammengefunden, wenn Rahn nicht in Lebensgefahr gewesen wäre. 

So, nun aber erstmal genug von Rahn und Akara, die ihre Zweisamkeit jetzt endlich mal genießen wollen. Ich will noch etwas zu dem jungen Mann loswerden, den Akara und Nero im Wald getroffen haben. Seine Begleiterin kennen wir ja schon von Luis "Trip", und manche Leser von Wulfgars Geschichte mögen jetzt vielleicht glauben, dass es sich hierbei um Isaac handelt. Also fragen wir ihn selbst mal:


"Ich bin ganz sicher nicht dieser Idiot!" 
Naja, aber ich muss zugeben, dass er Isaac schon ähnlich sieht.
Möchtegern-Isaac: "Ich sehe ihm nicht ähnlich! Und was soll dieses "Möchtegern-Isaac" da? Mach das bloß weg!"

Wie man vielleicht merkt, ist unser junger Herr hier ein bisschen wütender Natur. Aber keine Sorge, wenn er mit ihr hier zu tun hat, ist er wieder ganz zahm:


Und wer er nun ist? Tja, das wird man vielleicht noch rausfinden ;-) .

Übrigens, Isaac hat man trotzdem die letzte Zeit schon gesehen, und zwar letztes Kapitel:


Hier sehen wir Isaac im Vordergrund. Und im Hintergrund, in dem Boot, sitzt der junge, wütende Herr von oben, der gerade wegfährt. Ich glaube, das kam nicht so ganz rüber, deshalb erkläre ich es hier nochmal.
Wer jetzt keine Ahnung hat, wer diese Leute eigentlich alle sind, schreib ich es nochmal: Man muss Wulfgars Geschichte nicht gelesen haben. Wenn Leute daraus hier vorkommen, werde ich alles erklären. Betonung liegt auf wenn sie überhaupt vorkommen.

So, jetzt aber genug. Nächstes Mal steht Kapitel 100 an, und ich plane, da mal ein paar lose Enden zu verknüpfen. Es geht auf jeden Fall weiter mit der Frage, wo Anya eigentlich abgeblieben ist (und mehr). 

PS: Ich hab noch ein paar alte Outtakes gefunden und hochgeladen.

Bis dahin, danke ich euch fürs Lesen, und ich verabschiede mich!