Obwohl sich Tann hatte volllaufen lassen wollen, war es
schließlich Lu, der betrunken war. Tann hatte Lu noch niemals zuvor betrunken gesehen
und er musste feststellen, dass er auch gern darauf verzichtet hätte.
Zuerst war er überaus fröhlich gewesen.
Zuerst war er überaus fröhlich gewesen.
Dann hatte er
angefangen zu heulen.
Und jetzt war er anscheinend dazu übergegangen, über die
Götter und die Welt zu schimpfen. Das Wetter, die Kinder, die Männer, die
Frauen.
Als Lus Blick nun ihn selber traf, schwante Tann böses.
„Und du?“, lallte er. „Was findest du eigentlich an so jemandem wie Tanna? Ich meine, sie ist eine egoistische, selbstverliebte, heuchlerische Zicke! Sie ist unausstehlich! Sie hat dich betrogen und belogen und trotzdem willst du sie am liebsten wiederhaben. Was hat sie bitteschön, das ich nicht habe, hm? Ich meine, ich habe dich geliebt und bin sogar Schamane geworden, um dir zu helfen. Ich hätte alles für dich getan, aber trotzdem hast du sie genommen. Verdammt, du hast sogar den Stamm für sie aufgeben wollen, aber selbst das hat ihr nicht gereicht!“ Er stockte. „Ist es, weil sie Brüste hat? Es sind Brüste, nicht wahr?“
„Und du?“, lallte er. „Was findest du eigentlich an so jemandem wie Tanna? Ich meine, sie ist eine egoistische, selbstverliebte, heuchlerische Zicke! Sie ist unausstehlich! Sie hat dich betrogen und belogen und trotzdem willst du sie am liebsten wiederhaben. Was hat sie bitteschön, das ich nicht habe, hm? Ich meine, ich habe dich geliebt und bin sogar Schamane geworden, um dir zu helfen. Ich hätte alles für dich getan, aber trotzdem hast du sie genommen. Verdammt, du hast sogar den Stamm für sie aufgeben wollen, aber selbst das hat ihr nicht gereicht!“ Er stockte. „Ist es, weil sie Brüste hat? Es sind Brüste, nicht wahr?“
Tann aber hatte noch immer mit seinem Schock zu kämpfen,
was Lu ihm gerade offenbart hatte. „Du… hast mich geliebt?“
Der Betrunkene nickte zwischen zwei Schimpftiraden.
„Lu, ich hatte keine Ahnung…“
Der Betrunkene nickte zwischen zwei Schimpftiraden.
„Lu, ich hatte keine Ahnung…“
„Natürlich
hattest du nicht!“, schlug sein Gegenüber unbeeindruckt aus. „Du bist auch viel
zu blöd dafür, um sowas zu merken! Hast ja nicht mal gemerkt, dass die
ach-so-großartige Tanna dich die ganze Zeit über an der Nase herumgeführt hat!“
„Moment! Wusstest du etwa davon?“
„Natürlich!“
„Und warum
hast du mir nichts gesagt?“, forderte Tann sauer, zu wissen.
„Was glaubst
du, was ich die letzten Wochen gemacht hab, hä? Hab wie ein Blöder auf ihre
Hoheit eingeredet, dass sie das mit Leah sein lässt. Oder wenigstens ehrlich zu
dir ist. Pfft! Überleg mal lieber; eigentlich wolltest du das doch aber gar
nicht wissen, oder?“
Es stimmte irgendwie. Er
war zwar vorher auch nicht glücklich gewesen, aber seitdem Tanna ihn
verlassen hatte, ging es ihm noch schlimmer.
„Ich mag es
trotzdem nicht, angelogen zu werden.“
„Mach dir
nicht ins Hemd, ich hätte es dir schon noch gesagt! Antworte mal lieber auf
meine Frage! Was findest du so toll an dieser Frau? Was findet ihr Männer
überhaupt so toll an Frauen? Die sind doch alle so zickig und herrisch!“
„Nicht alle
sind so, Lu.“
Der Schamane schaute etwas verwirrt drein, aber dann ging
ihm schließlich ein Licht auf.
„Stimmt! Du hast recht!“ Er vergrub bestürzt das Gesicht in den Händen. „Wenn es nur so wäre! Dann hätte ich ja noch eine Chance! Aber sie ist überhaupt nicht herrisch oder so! Sie ist süß und lieb und nett und freundlich! Wie soll ich da nur gegen ankommen?“
„Stimmt! Du hast recht!“ Er vergrub bestürzt das Gesicht in den Händen. „Wenn es nur so wäre! Dann hätte ich ja noch eine Chance! Aber sie ist überhaupt nicht herrisch oder so! Sie ist süß und lieb und nett und freundlich! Wie soll ich da nur gegen ankommen?“
„Ähm…von wem
redest du eigentlich?“
„Lulu…“
„Lulu? Was hat
meine Schwester jetzt hiermit zu tun?“
Lu zeigte daraufhin auf Lulu und Wulfgar, die gerade
anscheinend erneut einen Tanz wagten, wie es aussah. Tann brauchte einen Moment, um
sich überhaupt einen Reim darauf zu machen.
„Was? Lulu und
Wulfgar? Seit wann das denn? Ich dachte, Wulfgar würde zu dir gehören.“
„Das dachte
ich auch, aber… aber…“
Lus Worte
versiegten und er brach unvermittelt in Tränen aus. Aber Tann hatte sowieso
genug gehört.
Er stapfte wütend davon und er schreckte damit Lu auf,
der das Heulen sofort wieder einstellte.
„Was hast du
vor?“, wollte er wissen.
„Wulfgar aufs
Maul hauen, dass er so einen Scheiß macht. Das hätte ich echt nicht von ihm gedacht.
Mit dir und meiner Schwester!“
Da huschte Lu an ihm vorbei und stellte sich ihm in den Weg.
„Nein! Ich… bitte mach das nicht! Wir sollten vielleicht erstmal mit ihm reden“, bat er beschwichtigend.
„Nein! Ich… bitte mach das nicht! Wir sollten vielleicht erstmal mit ihm reden“, bat er beschwichtigend.
„Wie? Hast du das etwa noch nicht gemacht?“
Doch Lu antwortete ihm nicht mehr. Er ließ nur den Kopf hängen.
„Sag mal, weißt du überhaupt sicher, dass da was zwischen den Beiden ist?“
Doch Lu antwortete ihm nicht mehr. Er ließ nur den Kopf hängen.
„Sag mal, weißt du überhaupt sicher, dass da was zwischen den Beiden ist?“
Tann sah zu Lulu und Wulfgar hinüber, die inzwischen
wieder artig Abstand zueinander genommen hatten. „Das sieht mir nämlich nicht
so aus.“
Jetzt ließ sich Lu wenigstens dazu hinreißen, zaghaft den Kopf zu schütteln.
„Was? Warum redest du dann nicht mit einem von ihnen?“
Erneutes Schweigen.
„Lu, red mit mir!“
Jetzt ließ sich Lu wenigstens dazu hinreißen, zaghaft den Kopf zu schütteln.
„Was? Warum redest du dann nicht mit einem von ihnen?“
Erneutes Schweigen.
„Lu, red mit mir!“
„Ich… trau
mich nicht…“
„So kenn ich
dich ja gar nicht!“, erwiderte Tann überrascht. „Komm schon, sei kein Feigling!
Geh hin und rede mit ihnen! Wahrscheinlich machst du dir vollkommen umsonst
Sorgen!“
Lu sah noch einen Moment länger unsicher aus, aber dann konnte
Tann sehen, wie er anfing, seinen Mut zusammenzuklauben. Ganz langsam
verschwand der Zweifel aus seinem Gesicht.
„Du hast recht!“, meinte er schließlich
voller Elan. „Ich geh jetzt da hin und rede mit ihnen!“
Also drehte
er ab, um zu tun, was er sich vorgenommen hatte. Nur, dass er nicht sehr weit
kam.
Der Alkohol schoss ihm unversehens in den Kopf, machte
seine Glieder schwer und unkontrollierbar und ließ ihn schließlich stolpern. Unsanft ging er zu
Boden und die nächste Zeit hatte er nur damit zu kämpfen, einen plötzlichen
Würgereiz unter Kontrolle zu bekommen.
Tann
schüttelte den Kopf und ging, um seinem alten Freund aufzuhelfen. „Ich glaube,
du bist gerade nicht wirklich in der Verfassung dafür. Ich gehe für dich hin und rede mit
ihnen.“
Er zog Lu auf die Beine, musste aber sowohl sich als
auch Lus ganzes Gewicht beim Gehen tragen. Dem entwich jetzt ein jammernder
Ton, der sich sehr nach „Bitte nicht“ anhörte.
„Ich rede nur
mit Lulu, okay? Sie ist immerhin meine Schwester. Ich will deshalb auch wissen,
was los ist. Und sie wird mich auch nicht anlügen.“
Er traute Lulu
nicht mal zu, dass sie ihn anlügen konnte.
Er würde es wahrscheinlich sofort sehen.
Tann ließ Lu
an einer Bank zurück, wo der Betrunkene sich einrollte und sein leises,
jammervolles Stöhnen ihn noch ein Stück weit begleitete, während er quer über die
inzwischen leere Tanzfläche zu Lulu und Wulfgar rüberging. Die Nacht war
inzwischen so weit fortgeschritten, dass sich ein wunderschöner Sternenhimmel
über ihm erstreckte, den er die letzte Zeit oft bei seinen einsamen Wachten auf dem
Hof beobachtete. Es würde aber nicht mehr lange dauern, bis die Sonne ihre
ersten Strahlen in die Dunkelheit der Nacht mischen würde.
Als er vor Lulu und Wulfgar zum Stehen kam, trafen ihn
zwei überraschte Augenpaare. Lulu sah tatsächlich ein bisschen so aus, als
würde ihr nicht gefallen, dass er da war, fiel ihm auf. Nur Wulfgar schien
keine Ahnung zu haben, was jetzt passieren würde. Was Tann, der die
letzte Zeit so zurückgezogen war, plötzlich von ihnen wollte. Er wusste ja
selber nicht einmal, ob es so eine gute Idee war, sich einzumischen.
„Lulu, kann
ich dich kurz mal sprechen? Allein?“, bat er seine Schwester.
Lulu sah
zuerst echt so aus, als würde sie nein sagen, aber dann nickte sie schließlich
und folgte ihm um den kleinen Teich herum, der sich in ihrem Rücken befand.
Obwohl das Fest unweit entfernt noch immer in vollem
Gange war, war es hier so merkwürdig ruhig, dass man die Geräusche der
Frühlingsnacht klar und deutlich hören konnte.
„Also“, begann
er, als Lulu und er Aufstellung voreinander bezogen hatten, „ich muss dich mal
fragen: Was ist das eigentlich zwischen dir und Wulfgar? Ihr scheint euch
ziemlich nahe zu sein.“
Lulu wirkte
ertappt, aber sie bekam sich so schnell wieder unter Kontrolle, dass es Tann
nicht nur erstaunte, sondern er auch nicht sicher sagen konnte, ob er sich das
nicht nur eingebildet hatte.
„Natürlich sind wir das. Er ist der Vater meiner Kinder“,
sagte sie nur.
„Und sonst
nichts?“, bohrte er nach.
„Nein.“
Ihre Antwort
kam so direkt, dass Tann keine Sekunde daran zweifelte, dass sie ehrlich war.
Wie gesagt, er glaubte nicht daran, dass seine ruhige Schwester ihn überhaupt
anlügen konnte.
„Wie kommst du
überhaupt auf sowas?“, fragte sie plötzlich.
„Ach, Lu hat sich
ein bisschen Sorgen deshalb gemacht. Er hat zu viel getrunken. Ich glaube,
deswegen ist er ein bisschen durchgedreht. Aber wenn du mir sagst, dass er sich keine
Sorgen machen braucht, geh ich mal lieber zu ihm zurück und sag ihm das.“
Lulu nickte und lächelte unschuldig, als ihr Bruder sie
stehen ließ. Doch kaum, dass er hinter dem dichten Schilfgras verschwunden war,
das wie eine Mauer um den kleinen Tümpel herum wuchs, erstarb ihr Lächeln. Wenn
selbst Lu inzwischen etwas gemerkt hatte, musste sie sich mehr zurücknehmen.
Als sie wenig später an Wulfgars Seite zurückkehrte,
hatte sie ihre Fassung und ihr Lächeln aber wieder aufgesetzt.
„Was wollte
Tann denn?“, wollte der sogleich wissen.
„Oh, nichts
weiter. Lu hat etwas getrunken und ist jetzt ganz komisch. Deswegen ist er zu
mir gekommen, weil ich mich als Brauerin ja mit sowas auskenne“, log sie. „Aber
Lu ist nur betrunken. Das hätte er eigentlich selber sehen können.“
Wulfgars Blick huschte suchend durch die Dunkelheit,
was Lulu ärgerte. „Lu ist hier? Seit wann das denn?“
„Keine Ahnung.
Er ist mit Tann hergekommen.“
Sie wies auf
die beiden Männer, die inzwischen wieder nebeneinander standen. Sie waren in
der Dunkelheit nur schwer auszumachen, aber trotzdem konnte man erkennen, wie Tann
gerade seine Hand auf Lus Schulter legte und dem Betrunkenen versuchte, einen
Becher anzubieten, von dem man nur hoffen konnte, dass sich Wasser darin befand.
Und alles,
was Wulfgar dachte, war: ‚Wenn Lu die
ganze Zeit hier war, warum ist er dann nicht hergekommen?‘
Und so ging das erste Junggesellenfest des Zoth-Stammes
zu Ende.
Am nächsten Morgen war Wulfgar schon früh wieder auf dem
Weg zurück zum Zoth-Stamm. Er hatte gestern Nacht am liebsten sofort zu Tann und Lu
rübergehen wollen, aber Lulu hatte ihn nicht gelassen. Sie hatte ihn so
flehentlich angesehen, dass er sie schlecht hatte allein lassen können. Er
wusste ja, dass sie sehr schüchtern war.
Also hatte er sie nach Hause gebracht und war dann umgehend wieder aufgebrochen, um zum Zoth-Stamm zurückzukehren und nach Lu zu sehen. Sein Gefährte war noch immer nicht zurückgekehrt und auch von Tann fehlte jegliche Spur, auch wenn das nichts heißen musste. Außer Rahn und Akara war noch niemand nach Hause gekommen.
Also hatte er sie nach Hause gebracht und war dann umgehend wieder aufgebrochen, um zum Zoth-Stamm zurückzukehren und nach Lu zu sehen. Sein Gefährte war noch immer nicht zurückgekehrt und auch von Tann fehlte jegliche Spur, auch wenn das nichts heißen musste. Außer Rahn und Akara war noch niemand nach Hause gekommen.
Als er den Lagerplatz des anderen Stammes erreichte, stand die Sonne bereits voll am Himmel. Es herrschte ein reges,
aber verschlafenes Treiben vor Ort. Man hatte das Essen beiseite geschafft und
grob aufgeräumt, aber größtenteils war man noch damit beschäftigt, überhaupt
aufzuwachen. Hier und da sah er auch noch immer jemanden seinen Rausch und
seine Müdigkeit ausschlafen.
Er fing Roah ab, die gerade ihr Frühstück beendet hatte
und auf ihn zukam. Obwohl sie noch wach gewesen war, als er Lulu heimgebracht hatte, sah sie so frisch aus, als hätte sie die
letzte Nacht gut geschlafen. Von ihr erfuhr er dann, dass sich Lu und Tann, die
er nirgends finden konnte, im großen Zelt befanden. Schon da schwante ihm Böses.
Nur hätte er
trotzdem nicht damit gerechnet, was er letztendlich im Inneren des Zeltes vorfand.
Tann und Lu waren beide noch am Schlafen und sie waren beide nackt. Lu
lag auf dem Bauch, wie er das immer beim Schlafen tat, und hatte einen Arm um
Tann gelegt. Doch obwohl das alles an Körperkontakt war, was zwischen den Beiden stattfand, reichte das Wulfgar vollkommen.
„Was…?“,
entwich es ihm laut.
Lu wurde dadurch
wach. Er blinzelte verschlafen, auch Tann drehte sich grummelnd, bevor er sich
schließlich mit verkatertem Gesicht aufrichtete. Aber da hatte Lu schon seinen Gefährten entdeckt, die
Situation in der er sich befand, und sofort war er auf den Beinen. Doch obwohl
er sich erklären wollte, fehlten ihm die Worte. Alles, was er tun konnte, war,
ertappt dreinzuschauen.
Auch Wulfgar
fehlten die Worte. Er wollte die Beiden anbrüllen, wollte seine Wut über seinem
Gefährten entladen, aber plötzlich schnürte es ihm die Kehle zu und beraubte
ihm jeglicher Worte.
Bevor er wusste, was er tat, hatte er sich umgedreht und
war der Szene entflohen. Die Sonne blendete ihn schadenfroh, aber er ignorierte es. Schnellen Schrittes verließ er das Lager, achtete auf nichts in seiner Umgebung.
Er war so wütend.
So unglaublich enttäuscht, dass in ihm sofort der altbekannte Drang
aufbegehrte, einfach abzuhauen. Sein Boot zu nehmen und in die Welt hinaus zu
segeln. Nur, dass er das jetzt nicht mehr tun konnte, wie er sich selber erst
erinnern musste. Nicht nur, dass sie sein Boot auseinandergenommen hatten (was
er jetzt verfluchte, dass er das extra für Lu getan hatte!), sondern hatte er
hier jetzt auch eine Familie. Er würde Leif und Ragna jedenfalls nicht so
einfach zurücklassen. Selbst, wenn das bedeutete, dass er von nun an in
vollkommener Ignoranz von Lus Existenz leben musste.
Als hätte er
ihn heraufbeschworen, hörte er Lu da auch schon hinter sich seinen Namen rufen.
„Wulf!“, benutzt er seinen Kosenamen, mit dem außer ihm nur Lulu ihn anzureden pflegte, während er sich ihm in den Weg stellte und ihn zum Anhalten
zwang. „Jetzt warte doch mal! Lass uns doch reden!“
„Was gibt es
denn da noch zu reden? Ich hab’s ja eigentlich geahnt, dass du mich gar nicht
liebst!“, schnappte Wulfgar bissig. Dann rang er die Hände zum Himmel. „Ich
hätte von Anfang an auf meine Intuition hören sollen, und einfach wegbleiben!
Du hast mir früher schließlich immer wieder gezeigt, was du wirklich von mir
hältst!“
„Was redest du
denn da?“
„Ach, als ob du das nicht ganz genau weißt! Ich hätte nur
nicht von dir gedacht, dass du sowas machen würdest!“ Er lachte höhnisch. „Naja,
hätte ja gut für mich ausgehen können, wenn kein anderer aufgetaucht wäre!“
„Ich… verstehe
nicht…“
Als Wulfgar keine Anstalten machte, sich zu erklären, ging Lu zu ihm hinüber und legte ihm liebevoll eine Hand auf den Arm, die Wulfgar aber wütend zur Seite schlug. Das stach Lu mitten ins Herz.
Als Wulfgar keine Anstalten machte, sich zu erklären, ging Lu zu ihm hinüber und legte ihm liebevoll eine Hand auf den Arm, die Wulfgar aber wütend zur Seite schlug. Das stach Lu mitten ins Herz.
„Ich weiß
nicht, was gestern Nacht passiert ist“, versuchte er zu beschwichtigen, „aber
ich wollte das ganz sicher nicht. Ich
war betrunken und wusste nicht, was ich tat.“
„Sicher! Sei
doch wenigstens jetzt ehrlich! Du hast mich nie geliebt! Du hast mich nur
genommen, weil du keine andere Wahl hattest! Weil niemand anderes da war!“
Lu war erschrocken, das zu hören, aber bevor er etwas
sagen konnte, tauchte Tann auf.
„Mann, ich
werde zu alt für sowas“, keuchte er.
Und nachdem er wieder zu Atem gekommen war, wandte er sich direkt an Wulfgar und sagte: „Ich bin
hergekommen, um euch zu sagen, dass überhaupt nichts passiert ist. Na gut, Lu
und ich haben wohl ein bisschen zu viel getrunken und wir haben uns eine
Schlacht mit dem Gebräu geliefert, aber sonst ist nichts passiert, das versichere ich
dir.“
„Klar, das
glaube ich dir auch aufs Wort!“, meinte Wulfgar sarkastisch.
„Wenn du mir
nicht glaubst, frag Roah. Sie war die ganze Nacht auf, hat sich um unsere
nassen Sachen und auch um uns gekümmert.“ Und sie war ziemlich wütend, dass sie
das kostbare, teure Gebräu derart verschwendet hatten.
„Siehst du, es ist nichts passiert“, pflichtete Lu ihm erleichtert bei.
„Schade für dich, Lu, hm? Jetzt wirst du
wohl allein bleiben müssen.“
Lu war so
erschüttert, das zu hören, dass er einen Moment brauchte, bis er Wulfgar
nachsetzte, als der erneut versuchte, abzuhauen.
Anstatt sich dem Anderen aber nur in den Weg zu stellen, schubste
er ihn so heftig, dass Wulfgar zurückstolperte und tatsächlich mit dem
Gleichgewicht zu kämpfen hatte. Auf seinem Gesicht eine Wut, die man selten bei
dem ansonsten sanften Schamanen sah.
„Was soll das heißen?“, forderte er zu wissen.
Doch Wulfgar strafte ihn nur mit Schweigen.
„He, rede gefälligst mit mir! Was habe ich dir denn bitte getan, um so eine gemeine Abfuhr zu verdienen? Ist es wirklich wegen diesem Blödsinn, den du vorhin von dir gegeben hast? Glaubst du wirklich, dass ich dich nicht liebe?“
Doch Wulfgar strafte ihn nur mit Schweigen.
„He, rede gefälligst mit mir! Was habe ich dir denn bitte getan, um so eine gemeine Abfuhr zu verdienen? Ist es wirklich wegen diesem Blödsinn, den du vorhin von dir gegeben hast? Glaubst du wirklich, dass ich dich nicht liebe?“
„Ja, tu ich“,
kam von Wulfgar trotzig.
Verschränkte
Arme bei Lu. „Ich hoffe, dass deine Erklärung, warum du das glaubst, auch gut
genug ist, sonst bin ich ernsthaft beleidigt, dass du mir nicht glaubst. Also?“
Da sickerte die Wut langsam aus Wulfgars Gesicht. Beinahe
etwas kleinlaut sagte er: „Du hast überhaupt keine Ahnung von der Welt da
draußen.“
„Was hat das
damit zu tun?“
„Du hast nie
diesen kleinen, beschaulichen Fleck Erde hier verlassen. Du hast nie die Chance
erhalten, irgendwen anders kennenzulernen außer mich. Niemanden, der potentiell
an dir interessiert ist.“
„Und?“
„Du hattest
gar keine andere Wahl, als mich zu nehmen, meine ich damit.“
„Und?“
„Hör auf,
ständig dasselbe zu sagen!“, entgegnete Wulfgar wieder aufgebracht. „Bist du
ein Papagei, oder was?“
„Ich habe
keine Ahnung, was das ist, aber ich bleibe dabei: Und?“
Da brach es schließlich verzweifelt aus Wulfgar heraus: „Woher
willst du wissen, dass dort draußen nicht jemand ist, der viel besser zu dir
passt? Ich war da draußen und... ich weiß, dass ich dir was anderes
erzählt habe, aber ich hatte die Chance, jemand anderen zu haben. Aber ich
hab’s nicht getan. Weil ich dich wollte, verstehst du? Aber du hattest nie eine
andere Auswahl als mich.“
„Und was
erwartest du jetzt von mir? Dass ich eine Rundreise mache und gucke, wer da draußen
so alles auf mich wartet?“ Lu schnalzte mit der Zunge. „Das ist lächerlich!“
„Und woher
weiß ich, dass nicht irgendwann jemand kommt und dich mir wegnimmt?“
Erst jetzt sah Lu, dass das nicht nur eine plötzliche Laune
von Wulfgar war, weil er eifersüchtig gewesen war, sondern etwas, das ihn schon
länger beschäftigen musste. Tief drinnen.
Also trat er
wieder an den Anderen heran, legte ihm die Hände auf die Schultern und
versicherte einfühlsamer: „Weil ich dich liebe, deshalb. Es ist mir egal, ob dort draußen jemand ist, der perfekt zu mir passen würde, ich will trotzdem nur
dich.“
Wulfgar wagte
einen zögerlichen Blick, doch er fiel gleich
wieder zu Boden. Der Zweifel war noch immer in seinen Augen. So einfach, wie Lu
das gehofft hatte, würde er ihn nicht aus der Welt schaffen können, erkannte
er.
„Es… ist ja auch nicht so, dass ich nie eine andere
Auswahl hatte“, begann er also zögerlich, zu erzählen.
Als Wulfgar nun aufsah, huschte Lus Blick
automatisch zu Tann hinüber, der sich versteifte und dann so aussah, als wäre
er lieber ganz woanders. Nicht, dass er vorher so viel anders ausgesehen hatte.
„Was meinst du
damit?“, wollte Wulfgar natürlich wissen.
Tann erschien jedoch zwischen ihnen, bevor er sich erklären konnte. „Ich glaube, ich
lasse euch lieber allein“, meinte er beschämt. Und dann war er so schnell auf
und davon war, als würden ihn mindestens drei Wölfe verfolgen.
Zurück blieben
Wulfgar und Lu und eine alte Geschichte, die kurz darauf das erste Mal erzählt
wurde.
Am Abend, als Tann allein bei der Schafsweide stand,
schlüpfte Lu aus dem Haus und huschte zu seinem ehemaligen Liebhaber hinüber.
„Tut mir leid, dass ich Wulf diese alte Kamelle erzählt
habe“, fing der Schamane an.
„Ich habe,
ehrlich gesagt, damit gerechnet, dass er ankommen und sich mit mir prügeln
wollen würde. So wie früher.“
Lu lächelte
gequält. „Er ist auch gerade nicht so gut auf dich zu sprechen. Du verstehst,
dass ich mich deswegen ein bisschen von dir fernhalten muss, nicht wahr?“
Sie hatten die
letzte Zeit wieder vermehrt miteinander zu tun gehabt. Seitdem Diana gestorben
war. Seitdem Tann sich so stark von allen anderen zurückgezogen hatte, hatte Lu
versucht, für ihn da zu sein.
„Ja, natürlich.“
„Entschuldige“,
sagte Lu zerknirscht. „Ich hatte wirklich viel Spaß mit dir.“
„Ich auch.“
„Wie in alten
Zeiten.“
Ein echtes Lächeln verirrte sich auf Tanns ansonsten so verdammt ausdrucksloses Gesicht.
Wenn auch nur für einen klitzekleinen Augenblick. „Ja.“
Lu schwieg eine
Weile, die auch Tann mit Schweigen verbrachte, dann: „Ich muss wieder
rein. Wulf glaubt, ich bin austreten. Also, gute Nacht, Tann!“
„Gute Nacht,
Lu!“
Tann sah dem Schamanen noch einen Moment nach, in dem er bedauerte,
dass er den alten Freund, den er gerade erst wiedergefunden hatte, nun doch wieder
verloren hatte. Dann jedoch drehte er sich um und versank erneut in sich selbst.
In der Dunkelheit und der Leere, die ihn immer mehr auszufüllen schien.
Während Lu an der Tür noch einmal innehielt und zu dem ehemaligen
Stammesführer hinübersah. Und bei dessen Anblick breitete sich ein böses Gefühl
in seinem Magen aus. Wulfgars Eifersucht war zu einem denkbar schlechten
Zeitpunkt gekommen. Er hatte jedenfalls ziemliche Bedenken, Tann jetzt allein
zu lassen. Jetzt, wo er doch jegliche Hilfe und Zuwendung gebrauchen konnte.
Doch alles, was er tun konnte, war zu versuchen, andere
dazu zu bekommen, diese Aufgabe zu übernehmen.
Nur, dass sich das als sinnloses Unterfangen
herausstellte.
Denn niemand von Tanns Familie wollte ihm glauben, dass
mit dem einst willensstarken Mann etwas ganz eindeutig nicht in Ordnung war.
Dass er Hilfe brauchte, bevor er zerbrechen würde.
Niemand konnte ihm helfen.
Niemand wollte ihm helfen.
Was sollte Lu da nur tun?
_____________________________
Hier weiterlesen -> Kapitel 77
Tja, was wird Lu nur tun? Was nur wird aus Tann werden? Mit diesen Fragen geht es dann im neuen Jahr weiter. Ich weiß noch nicht genau, wann genau ich das nächste Kapitel posten werde, aber irgendwann Anfang Januar wird das sein.
(Zwischen Lu und Tann ist übrigens wirklich nix passiert, will ich hier nochmal versichern.)
Bis dahin habe ich noch ein paar Sachen für euch, da ich heute ja auch das einjährige Jubiläum von Zeitalter feiere. Ich hätte ehrlich nicht gedacht, dass es sich so hinziehen würde, und ein baldiges Ende ist ja auch nicht in Sicht.
Jedenfalls habe ich ein paar Hintergrund/Trivia-Sachen für euch zusammengestellt, und ich habe mich auch dazu entschlossen, euch jetzt einfach mal alle restlichen Kapitel von Wulfgars Geschichte um die Ohren zu hauen.
Zudem habe ich Luma und Enn (und ein paar andere alte, aber auch neue Gesichter) genommen und sie eine lange Reise antreten lassen, damit sie in Sims 4 die Historychallenge spielen können. Da Sims 4 mich aber gerade sehr ärgert, weiß ich nicht, ob ich das überhaupt weiterspiele.
Jedenfalls möchte ich mich an dieser Stelle bei allen alten und neuen Lesern dafür bedanken, dass ihr fortwährend mitlest. Vor allen Dingen euer Feedback war mir immer eine große Hilfe, weiterzumachen und auch an meinen Schreibfähigkeiten zu feilen. Deshalb bedanke ich mich ganz doll bei allen meinen Lesern, wünsche euch eine frohe, friedliche und vor allen Dingen stressfreie Weihnacht, schöne Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr!
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Hier weiterlesen -> Kapitel 77
Tja, was wird Lu nur tun? Was nur wird aus Tann werden? Mit diesen Fragen geht es dann im neuen Jahr weiter. Ich weiß noch nicht genau, wann genau ich das nächste Kapitel posten werde, aber irgendwann Anfang Januar wird das sein.
(Zwischen Lu und Tann ist übrigens wirklich nix passiert, will ich hier nochmal versichern.)
Bis dahin habe ich noch ein paar Sachen für euch, da ich heute ja auch das einjährige Jubiläum von Zeitalter feiere. Ich hätte ehrlich nicht gedacht, dass es sich so hinziehen würde, und ein baldiges Ende ist ja auch nicht in Sicht.
Jedenfalls habe ich ein paar Hintergrund/Trivia-Sachen für euch zusammengestellt, und ich habe mich auch dazu entschlossen, euch jetzt einfach mal alle restlichen Kapitel von Wulfgars Geschichte um die Ohren zu hauen.
Zudem habe ich Luma und Enn (und ein paar andere alte, aber auch neue Gesichter) genommen und sie eine lange Reise antreten lassen, damit sie in Sims 4 die Historychallenge spielen können. Da Sims 4 mich aber gerade sehr ärgert, weiß ich nicht, ob ich das überhaupt weiterspiele.
Jedenfalls möchte ich mich an dieser Stelle bei allen alten und neuen Lesern dafür bedanken, dass ihr fortwährend mitlest. Vor allen Dingen euer Feedback war mir immer eine große Hilfe, weiterzumachen und auch an meinen Schreibfähigkeiten zu feilen. Deshalb bedanke ich mich ganz doll bei allen meinen Lesern, wünsche euch eine frohe, friedliche und vor allen Dingen stressfreie Weihnacht, schöne Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr!