Der Regen hatte den gesamten Innenhof inzwischen in ein
einziges, schlammiges Loch verwandelt. Um mich herum war der Kampf noch immer
im vollem Gange, aber es war mir, als ob alles, was ich hörte, das Rauschen des
Regens war, und alles, was ich sah, mein Gegner. Und es war ein gefährlicher
Gegner. Gefährlicher noch als Goldzahn oder irgendwer anders sonst, gegen den
ich in meinem Leben bislang gekämpft hatte. Ich hatte auf jeden Fall meine
Zweifel, ob ich den Ensi von Eridu überhaupt würde besiegen können. Vor allen
Dingen in meinem angeschlagenen Zustand.
Aber dennoch
schien auch Enlil mich nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Wir umkreisten
uns eine ganze Weile, in der ich nicht daran dachte, den ersten Angriff zu
unternehmen. Es wäre mein Tod gewesen, da war ich mir sicher.
Deshalb war es Enlil, der schließlich nach vorn preschte und einen kräftigen Schwertstreich auf mich niederfahren ließ. Ich hatte die Schilde anderen überlassen, die sie besser gebrauchen konnten, und deshalb musste ich mit meiner eigenen Klinge parieren. Ich dachte, dass es mir das Gelenk aus dem Arm reißen würde, als Enlils Hieb mein Schwert traf, aber ich behielt es fest in der Hand und tänzelte dafür ein paar Schritte zurück, um die Wucht abzufangen. Ich musste wahnsinnig aufpassen, nicht auszurutschen, aber ich schaffte es, auf den Beinen zu bleiben. Doch es brachte nichts; ich musste in den Angriff gehen, wenn ich auch nur den Hauch einer Chance haben wollte, diesen Kampf zu überleben.
Deshalb war es Enlil, der schließlich nach vorn preschte und einen kräftigen Schwertstreich auf mich niederfahren ließ. Ich hatte die Schilde anderen überlassen, die sie besser gebrauchen konnten, und deshalb musste ich mit meiner eigenen Klinge parieren. Ich dachte, dass es mir das Gelenk aus dem Arm reißen würde, als Enlils Hieb mein Schwert traf, aber ich behielt es fest in der Hand und tänzelte dafür ein paar Schritte zurück, um die Wucht abzufangen. Ich musste wahnsinnig aufpassen, nicht auszurutschen, aber ich schaffte es, auf den Beinen zu bleiben. Doch es brachte nichts; ich musste in den Angriff gehen, wenn ich auch nur den Hauch einer Chance haben wollte, diesen Kampf zu überleben.
Also duckte
ich mich unter seinem zweiten, hohen Streich hinweg und begann, ihn mit schnellen
Attacken einzudecken. Enlil parierte aber jeden einzelnen meiner Angriffe mit
Bravour, bis sich unsere Klingen schließlich ineinander verkeilten. Da nutzte
er die Chance, mich mit seiner Schulter zurückzustoßen. Ich konnte mich gerade
so noch abfangen und mich zur Seite drehen, bevor eine weitere Attacke mich
entzwei teilte.
Doch Enlil war für seine Größe erstaunlich schnell. Er hatte sofort wieder ausgeholt und griff nun von der Seite an. Ich brachte meinen Arm im letzten Augenblick dazwischen, um mit dem Ellenbogen die stumpfe Seite zu erwischen, um sie abzulenken, aber er streifte trotzdem meinen Arm, und obendrein fuhr ein widerlicher Schmerz durch meinen Ellenbogen.
Doch Enlil war für seine Größe erstaunlich schnell. Er hatte sofort wieder ausgeholt und griff nun von der Seite an. Ich brachte meinen Arm im letzten Augenblick dazwischen, um mit dem Ellenbogen die stumpfe Seite zu erwischen, um sie abzulenken, aber er streifte trotzdem meinen Arm, und obendrein fuhr ein widerlicher Schmerz durch meinen Ellenbogen.
Enlil jedoch ließ mir keine Sekunde Ruhe. Er trat mir die Füße weg, dass ich hart hinfiel. Ich
rollte mich zur Seite, und der nächste Hieb traf den Boden, sodass massig Schlamm in
die Höhe spritzte. Das gab mir genug Zeit, um auf die Beine zu kommen, aber da
wusste ich schon längst, dass ich diesen Kampf nicht gewonnen konnte. Enlil war
der beste und furchterregendste Kämpfer, den ich je erlebt hatte.
„Komm endlich
her, du miese kleine Ratte!“, knurrte er mit zusammengebissenen Zähnen, bevor
er erneut auf mich zustürmte.
Ich musste
mir etwas einfallen lassen. Unberechenbarkeit war immer meine größte Stärke
gewesen, und sie war momentan auch mein einziger Ausweg. Doch egal, wie
fieberhaft ich auch nachdachte, mir wollte einfach nichts einfallen. Und Enlil
hatte mich bald erreicht.
Ich wappnete mich schon für seinen nächsten Angriff, als plötzlich eine unglaubliche Schwäche von mir Besitz ergriff. Ein brennendes Kribbeln, das durch meinen ganzen Körper stürmte und ihn taub werden ließ. Meine Arme fielen schlaff hinab, das Schwert glitt mir aus der Hand, und als würde mich eine riesige Hand niederdrücken, ging ich zu Boden. Ich spürte den Windstoß, als Enlils Schwert über mir ins Leere ging, aber im nächsten Moment schon hatte ich die Klinge trotzdem auf mich gerichtet. Enlil stand über mir und er sah nicht so aus, als würde er zögern, mich zu töten. Und ich konnte keinen einzigen Muskel bewegen. Das war es also. Das erste Mal kämpfte ich nicht nur für mich und ausgerechnet jetzt musste ich verlieren!
Als ich schon mit mir abgeschlossen hatte, schlossen sich plötzlich zwei Arme von hinten um Enlils Hals und er taumelte unbeholfen zurück, raus aus meinem Sichtfeld. Und alles, was ich hören konnte, war der Kampfeslärm um mich herum. Klinge, die auf Klinge traf, Geschrei und das Geräusch von reißendem Fleisch und brechenden Knochen. Ganz nahe hörte ich vage ein ersticktes Gurgeln, und es hörte sich so an, als würden da zwei miteinander ringen. Das ging eine ganze Weile so, in der ich nichts tun konnte, als dazuliegen und mir den Regen ins Gesicht fallen zu lassen, während ich mich fragte, was verdammt nochmal nur mit mir los war. Ich war schon zuvor geschwächt gewesen, ja, aber das erklärte nicht meine komplette Lähmung.
Ich wappnete mich schon für seinen nächsten Angriff, als plötzlich eine unglaubliche Schwäche von mir Besitz ergriff. Ein brennendes Kribbeln, das durch meinen ganzen Körper stürmte und ihn taub werden ließ. Meine Arme fielen schlaff hinab, das Schwert glitt mir aus der Hand, und als würde mich eine riesige Hand niederdrücken, ging ich zu Boden. Ich spürte den Windstoß, als Enlils Schwert über mir ins Leere ging, aber im nächsten Moment schon hatte ich die Klinge trotzdem auf mich gerichtet. Enlil stand über mir und er sah nicht so aus, als würde er zögern, mich zu töten. Und ich konnte keinen einzigen Muskel bewegen. Das war es also. Das erste Mal kämpfte ich nicht nur für mich und ausgerechnet jetzt musste ich verlieren!
Als ich schon mit mir abgeschlossen hatte, schlossen sich plötzlich zwei Arme von hinten um Enlils Hals und er taumelte unbeholfen zurück, raus aus meinem Sichtfeld. Und alles, was ich hören konnte, war der Kampfeslärm um mich herum. Klinge, die auf Klinge traf, Geschrei und das Geräusch von reißendem Fleisch und brechenden Knochen. Ganz nahe hörte ich vage ein ersticktes Gurgeln, und es hörte sich so an, als würden da zwei miteinander ringen. Das ging eine ganze Weile so, in der ich nichts tun konnte, als dazuliegen und mir den Regen ins Gesicht fallen zu lassen, während ich mich fragte, was verdammt nochmal nur mit mir los war. Ich war schon zuvor geschwächt gewesen, ja, aber das erklärte nicht meine komplette Lähmung.
Der Ringkampf
endete abrupt mit einem dumpfen Geräusch, das sich anhörte, als würde etwas Schweres
fallen. Dann war wieder nur der Kampfeslärm zu hören. Bis plötzlich und zu meinem Schrecken Marduk über mir erschien. Sein langes,
schwarzes Haar hing in nassen Strähnen von seinem Kopf, und auch wenn der Regen
bereits viel davon fortgewaschen hatte, war noch immer reichlich Blut auf
seiner Kleidung zu sehen. In seiner Hand bemerkte ich ein Messer.
Er hatte den
Kopf zum Himmel erhoben, aber als er mich ansah, war sein Gesicht eine Fratze
des Wahnsinns. „Ich habe ihn getötet!“, verkündete er. Dann brach er in
schallendes Gelächter aus, die Arme links und rechts von sich ausgebreitet. „Er
ist tot! Ich habe es geschafft! Ich bin frei!“
Ich konnte
seine Freude leider nicht so sehr teilen. Er hatte mich vielleicht vor Enlil
gerettet, aber er bedeutete bestimmt trotzdem keine Rettung für mich. Als er neben mir
in die Knie ging, durchzuckte mich sofort der Reflex, vor ihm zurückzuweichen,
aber ich war ja noch immer gelähmt.
„Armer
Wulfgar!“, säuselte er. „Du fragst dich sicher, was mit dir los ist, nicht
wahr?“
Das tat ich
in der Tat, aber ich konnte nicht einmal den Mund aufmachen, um nachzufragen.
Ich war ein Gefangener in meinem eigenen Körper, und das war ein fürchterlich beängstigendes
Gefühl.
„Nun, ich
werde es dir verraten.“ Er zeigte mir sein Messer, das nicht das war, das Leif
jetzt hatte, wie ich wusste. „Das letzte Geschenk, das Utu mir machte, bevor er
mich verließ, war ein Messer und ein bisschen Gift. Nichts tödliches, versteht
sich. Dafür war er immer viel zu weichherzig. Aber es lähmt ganz gut, wie ich
sehe. Auch wenn ich gehofft hatte, dass es schneller geht.“
Der Schnitt
an meiner Lippe. Da hatte er mich wohl vergiftet.
„Eigentlich
war das für Vater vorgesehen, aber ich mag es nicht, verraten zu werden, musst
du wissen.“ Sein Grinsen verschwand und er wurde bitterböse. „Du solltest dein
Gesicht besser unter Kontrolle bekommen. Aber dafür ist es jetzt sowieso
zu spät. Du wirst jetzt hier sterben.“ Er schüttelte den Kopf, und ich konnte nicht sagen,
ob er wirklich bedauernd aussah. „Du hättest mit mir zusammen die Welt bereisen
können, aber du musstest mich ja verraten. Das hast du jetzt davon.“
Er sah auf
die Klinge in seiner Hand hinab und drehte sie eine Weile unschlüssig in den
Händen, als würde er sich überlegen, mich nicht doch zu verschonen. Ich hoffte
es zumindest. Dann aber kehrte sein kalter Blick zu mir zurück, und da wusste
ich, dass er es tun würde.
Er öffnete
den Mund, um noch etwas zu sagen, aber ich würde nie erfahren, was er mir sagen
wollte, denn im nächsten Moment bohrte sich eine Schwertspitze von hinten durch
seine Brust. Seine Augen wurden riesengroß und er starrte darauf hinab, als
würde er nicht verstehen. Ein bisschen so wie ich damals, als ein Pfeil in
meiner Brust gesteckt hatte.
Dann wurde er mit einem Tritt nach vorn befördert und er verschwand aus meinem Sichtfeld. Dafür erschien jetzt ausgerechnet Ragna darin, ein Schwert in der Hand, und ein grimmiger, kalter Ausdruck in seinem Gesicht, den ich da zuvor noch nie gesehen hatte. Es war der Blick von jemandem, der getötet hatte. Der nichts mehr zu verlieren hatte. Er stach mehrmals zu, ich hörte es sogar, aber ich war froh, dass ich es nicht sehen konnte.
Dann wurde er mit einem Tritt nach vorn befördert und er verschwand aus meinem Sichtfeld. Dafür erschien jetzt ausgerechnet Ragna darin, ein Schwert in der Hand, und ein grimmiger, kalter Ausdruck in seinem Gesicht, den ich da zuvor noch nie gesehen hatte. Es war der Blick von jemandem, der getötet hatte. Der nichts mehr zu verlieren hatte. Er stach mehrmals zu, ich hörte es sogar, aber ich war froh, dass ich es nicht sehen konnte.
Schließlich
ließ er von Marduk ab, und da sah ich, dass seine rechte Hand fehlte. Ich hatte
keine Ahnung, wann das passiert war, aber es sah nicht aus, als ob es eine
allzu frische Verletzung war. Wahrscheinlich hatte Enlil ihm das angetan.
Ich
verscheuchte die unnützen Gedanken und sah Ragna abwartend an. Er war schon der
Dritte, der jetzt mit der Waffe in der Hand über mir stand, und ich hätte es
verstanden, wenn auch er mir ans Leder gewollt hätte. Ihm hätte ich es, ehrlich
gesagt, sogar gegönnt. Ich hatte inzwischen nicht einmal mehr Angst davor zu
sterben. Stattdessen hatte mich eine merkwürdige, innere Ruhe ergriffen.
Doch anstatt
mich zu töten, riss Ragna die Linke mit dem Schwert in die Höhe und rief laut:
„Enlil ist tot!“
Nach und nach
verstummte der Kampfeslärm da und Stimmen wurden laut. Es war das Ende. Der Kampf
war gewonnen.
„Und du hast Enlil echt nicht getötet?“, fragte mich
Leif, als ich am späten Nachmittag zum Trainingshof zurückkehrte.
Es hatte die
ganze Nacht hindurch geregnet, aber inzwischen überspannte ein wunderbares
Farbenspiel aus untergehender Sonne und Wolken den Himmel über uns. Aber dort,
wo der riesige Scheiterhaufen brannte, schien er schon pechschwarz zu sein.
Ich riss
meinen Blick von dem Spektakel und antwortete: „Nein, das war Marduks Verdienst.“
„Schade, alle
denken, dass du es warst. Es würde dich zur Legende machen.“ Er zuckte mit den
Schultern. „Vielleicht solltest du es einfach behaupten. War eh keiner da, und
Marduk vermisst auch keiner.“
Ich wusste nicht, ob mich diese Aussage wütend
machen sollte. Ich hatte nach dem Kampf einige Dinge über Marduk erfahren. Er
war tatsächlich ein schrecklicher Mensch gewesen, der viele Dinge getan hatte,
die man ihm nachgesagt hatte. Aber seitdem Utu in sein Leben getreten war,
hatte sich das geändert. Seitdem hatte er niemanden mehr angefasst, wie die
Wachen mir berichtet hatten. Aber sein Ruf hatte sowieso immer gereicht, um
jeden sofort zum Reden zu bringen, wenn man ihm auch nur angedroht hatte, ihn
zu Marduk zu schicken.
Marduk war also tatsächlich ein Monster gewesen, aber ich sah da vor allen Dingen seinen Vater in der Schuld. Denn Marduk hatte bewiesen, dass er durchaus auch anders sein konnte. Dass er sich ändern konnte. Dass Utu letztendlich gestorben war, war eine unglückliche Sache gewesen.
Marduk war also tatsächlich ein Monster gewesen, aber ich sah da vor allen Dingen seinen Vater in der Schuld. Denn Marduk hatte bewiesen, dass er durchaus auch anders sein konnte. Dass er sich ändern konnte. Dass Utu letztendlich gestorben war, war eine unglückliche Sache gewesen.
Ich sah die
Sache mit Marduk jedenfalls gespalten und ich wusste nicht, was ich
letztendlich über ihn denken sollte. Ob ich traurig sein sollte, dass er nie die
Welt sehen konnte oder froh sein, dass die Welt von ihm befreit worden war. Deshalb
mahnte ich auch nur: „Du solltest nicht schlecht über Tote reden.“
Leif rollte
mit den Augen, unterließ aber weitere Kommentare. Stattdessen fragte er: „Und?
Wo hast du ihn nun begraben?“
Es war die
einzige Sache gewesen, um die ich gebeten hatte. Marduk begraben zu dürfen. Ich
fand es einfach nicht richtig, dass er mit seinem verhassten Vater zusammen auf
dem Scheiterhaufen brannte. Deshalb hatte ich ihn in der Nähe des Meeres zu
Grabe getragen. Gerade dort, wo die Bäume aufhörten, damit er noch einen Blick
aufs Meer hatte. Er hatte sich immer gewünscht, es einmal zu sehen.
Ich hatte
einige böse Blicke dafür geerntet, aber wenn sie gedacht hatten,
dass ich Enlil getötet hatte, war mir jetzt auch klar, warum sie meiner Bitte
überhaupt stattgegeben hatten.
„Ich würde das lieber für mich behalten“,
erwiderte ich zerknirscht.
„Nicht mal mir
kannst du es sagen?“
„Tut mir leid.
Aber ich will nicht, dass sein Grab geplündert wird.“ Ich schüttelte den Kopf. „Letztendlich hat er mir
schließlich das Leben gerettet, und du weißt doch, wie das ist.“
Leif bedachte
mich lange mit einem Blick, den ich überhaupt nicht deuten konnte, bevor er
sagte: „Du hast dich ganz schön verändert.“ Dann ging sein Blick zum
Scheiterhaufen, der mitten im Hof brannte. „Aber das haben wir wohl alle. Nach
all den… Dingen, die wir durchgemacht haben.“
Ich sah ganz
automatisch zu Ragna hinüber, der mit seiner Liebsten in einer Ecke stand und
sie gerade äußerst leidenschaftlich küsste. Leif legte mir die Hand auf die
Schulter, als er das sah.
„Der wird
schon wieder“, versicherte er. „Wenigstens haben sie nicht gewusst, dass er
Linkshänder ist.“
Es war mir damals bei den Trainingsstunden aufgefallen, als er seine Waffe immer in der linken Hand gehalten hatte.
Als Leif
meinen unglücklichen Blick sah, lachte er. „Mach nicht so ein Gesicht! Lass uns
lieber feiern! Wir haben schließlich Enlil den Tyrannen gestürzt.“
Das stimmte.
Nach Enlils Tod hatten seine Leute beinahe augenblicklich die Waffen
gestreckt. Nur ein paar wenige waren ihm so treu ergeben gewesen, dass sie bis
zum Tod gekämpft hatten, aber der Großteil seiner Männer hatte mehr in Furcht
und Abscheu vor ihrem Herrn gelebt und sie waren doch froh, ihn endlich los zu
sein. Deswegen waren unter die Feierenden auch viele von Enlils ehemaligen Leuten
gemischt. Wäre Enlil nicht vorzeitig gefallen, hätten wir aber verloren, da war
ich mir ziemlich sicher.
„Mir ist nicht
so nach Feiern zumute.“ Ich seufzte. „Ich weiß ja nicht mal, wie es jetzt
weitergehen soll.“
„Ach komm schon,
du trüber Topf! Vergiss doch einmal nur die Zukunft und lass es dir gutgehen!“
Damit ging
Leif von Dannen, und obwohl es so vieles gab, über das ich mir Gedanken machen
musste, schob ich meine Sorgen das eine Mal noch zur Seite und folgte ihm.
Es wurde ein
ausgelassenes Fest. Ich bediente mich großzügig an den herzhaften Speisen, die
sie aufgetischt hatten, aber vom Wein ließ ich größtenteils die Finger. Ich
hätte ja auch gerne mit den Anderen getrunken, aber wie gesagt, ich wollte
lieber nicht riskieren, im betrunkenen Zustand zu viele Dinge von mir
preiszugeben, die vielleicht im Nachhinein ziemlich ungesund für mich waren.
Leif hingegen langte
kräftig zu und bald schon hatte er eine rote Nase und lallte bedenklich. Da
steckten wir die Köpfe zusammen und sangen Lieder aus unserer Heimat, bis
unsere Stimmen versagten. Es war seit Jahren das erste Mal, dass ich es
genießen konnte, nicht allein zu sein, und das war ein verdammt gutes Gefühl.
Die nächste Zeit wurde sehr geschäftig, und das nicht nur
für mich. Da sie ihre Toten begruben, waren wir die folgenden Tage damit
beschäftigt, zahlreiche Gräber auszuheben.
Währenddessen ernannte sich einer von Enlils ehemaligen hohen Tieren, Gilgamesh sein Name, selber zum neuen Oberhaupt der Stadt. Er bestand darauf, dass sie ihn lugal, König, nannten, was doch schon wieder sehr nach Despoten roch, wenn man mich fragte, aber das tat ja niemand. Er hatte jedenfalls die volle Unterstützung ihres neuen Oberpriesters Enkidu, der meisten Krieger und ihres Gottes, wie er sagte, und deshalb konnte niemand etwas dagegen tun. Immerhin versicherte er den ehemaligen Gefangenen der Eisenstadt Ur (deren Namen ich inzwischen auch erfahren hatte) freien Abzug aus der Stadt.
Währenddessen ernannte sich einer von Enlils ehemaligen hohen Tieren, Gilgamesh sein Name, selber zum neuen Oberhaupt der Stadt. Er bestand darauf, dass sie ihn lugal, König, nannten, was doch schon wieder sehr nach Despoten roch, wenn man mich fragte, aber das tat ja niemand. Er hatte jedenfalls die volle Unterstützung ihres neuen Oberpriesters Enkidu, der meisten Krieger und ihres Gottes, wie er sagte, und deshalb konnte niemand etwas dagegen tun. Immerhin versicherte er den ehemaligen Gefangenen der Eisenstadt Ur (deren Namen ich inzwischen auch erfahren hatte) freien Abzug aus der Stadt.
Auf
Reparationen konnten sie aber lange warten, und deshalb lag es an den Bewohnern
von Ur selber, die Stadt wieder aufzubauen. Leif, der nichts mehr davon wissen
wollte, einem weiteren (möglicherweise tyrannischen) Herrscher zu dienen, ging
mit ihnen, und auch ich schloss mich ihnen an, um zu helfen. Da er aber viel mit
der Planung des Wiederaufbaus zu tun hatte, sah ich ihn die nächsten Monate höchstens mal
an den Abenden.
Dafür kam ich in den Genuss, öfter mit Ragna arbeiten zu dürfen. Seine messerstechende Freundin Puabi war auch andauernd zugegegen, und da sie nicht nur schwanger, sondern auch frischverliebt waren, durfte ich mir die ganze Zeit ihr Geturtel antun.
Dafür kam ich in den Genuss, öfter mit Ragna arbeiten zu dürfen. Seine messerstechende Freundin Puabi war auch andauernd zugegegen, und da sie nicht nur schwanger, sondern auch frischverliebt waren, durfte ich mir die ganze Zeit ihr Geturtel antun.
Ich versuchte
mehr als einmal, mit Ragna zu reden und mich zu entschuldigen, aber er redete
nach wie vor kein Wort mit mir. An einem der letzten sonnigen Tage aber, war ich
Puabi wohl endlich lang genug auf den Knien rumgerutscht, und sie erbarmte sich,
mit mir zu sprechen, als Ragna gerade gegangen war, um Lehmziegel
zu schichten.
„Nimm es dir
nicht zu sehr zu Herzen, dass er nicht mit dir spricht“, hatte sie zögerlich
begonnen.
Ich war
überrascht, dass sie überhaupt mit mir sprach, da sie mich all die Zeit
ebenfalls ignoriert hatte.
„Er muss ja
nicht mit mir reden, aber ich will einfach wiedergutmachen, was ich angerichtet
habe.“ Ich fuhr mir mit dem Daumen über die Stirn und seufzte. „Wenn ich ihm
einfach wegen seiner Schwester geholfen hätte, ohne auf eine Bezahlung zu bestehen, wäre er
mir nicht nach Eridu gefolgt.“
„Und hätte
mich nie getroffen“, unterbrach sie mich.
Plötzlich breitete sich ein warmes Lächeln auf ihrem Gesicht aus und sie strich über ihren noch immer flachen Bauch. Da sie Ragna erst ein seit kurzem kannte, musste sie noch ganz am Anfang ihrer Schwangerschaft sein.
„Er ist sauer auf dich, ja, aber er weiß auch, dass wir uns nie getroffen hätten, wenn du nicht gewesen wärst.“ Sie sah mich an. „Und dafür bin auch ich dir dankbar. Ragna auch. Irgendwie. Er weiß nur nicht, wie er sich dir gegenüber verhalten soll. Ob er sauer sein soll oder nicht. Ich glaube, es wäre das Beste, wenn ihr das Ganze einfach ruhen lasst.“
Plötzlich breitete sich ein warmes Lächeln auf ihrem Gesicht aus und sie strich über ihren noch immer flachen Bauch. Da sie Ragna erst ein seit kurzem kannte, musste sie noch ganz am Anfang ihrer Schwangerschaft sein.
„Er ist sauer auf dich, ja, aber er weiß auch, dass wir uns nie getroffen hätten, wenn du nicht gewesen wärst.“ Sie sah mich an. „Und dafür bin auch ich dir dankbar. Ragna auch. Irgendwie. Er weiß nur nicht, wie er sich dir gegenüber verhalten soll. Ob er sauer sein soll oder nicht. Ich glaube, es wäre das Beste, wenn ihr das Ganze einfach ruhen lasst.“
Wir schwiegen
einen Moment, bevor ich fragte: „Und? Plant ihr hierzubleiben?“
Sie schüttelte
den Kopf. „Wenn das Kind da ist, wollen wir zum Hof seiner Eltern gehen. Sie
kommen von jenseits des Gebirges, aus dem Norden, und da gelten meine Narben
als Stärke, hat er mir erzählt.“
Ich hatte
keine Ahnung gehabt, dass Ragna ebenfalls aus dem Ort kam, der inzwischen
überflutet war und an dem auch ich und Leif einst gelebt hatten. Aber ich sagte
nur: „Dann pass gut auf deinen Ragna auf. Sein älterer Bruder hält ein paar zu
große Stücke auf sich.“
„Ich werde ihm
Feuer unterm Hintern machen, wenn er meinen Ragna ärgert!“, lachte sie.
Wir tauschten
noch einen Blick, dann ging auch sie von Dannen. Aber sie hielt noch einmal
inne. „Tut mir übrigens leid wegen der Sache mit dem Abstecher“, meinte sie
beschämt.
Ich winkte ab,
sie lächelte mir dankbar zu und dann war sie weg. Zeit, dass ich wieder an die
Arbeit ging. Es warteten noch einige Häuser darauf, wiederaufgebaut zu werden.
Neben dem Wiederaufbau der Stadt, half ich auch dabei,
Kanäle anzulegen, um das umliegende Schwemmland der beiden Flüsse
trockenzulegen. Sie leiteten das überflüssige Wasser auf diese Weise
tatsächlich auf die Felder, wo es gebraucht wurde. Ich konnte den
Erfindungsreichtum, den manche Leute so hatten, wirklich nur bewundern, als ich
das sah. Isaac wäre auch hellauf begeistert davon gewesen.
Als dann die
meisten Häuser wieder standen, besser und fester noch, als davor, und die Kanäle
angelegt waren, begann ich, mir ein neues Boot zu bauen. Da man mir leider
meinen Beutel voll Gold und Silber und meine Sachen genommen hatte, musste ich
jede Arbeit mitnehmen, die ich kriegen konnte, um genug zu haben, wenigstens
einen Schiffbauer zu bezahlen, dass er ab und an mal einen Blick auf mein
abenteuerliches Bauwerk warf. Isaac hätte die Hände überm Kopf
zusammengeschlagen, wenn er das gesehen hätte.
Ich war jedenfalls schon froh, dass ich meine Kleidung und mein Messer wiederbekam. Proviant und ein neues Schwert brauchte ich auch noch, deshalb zog sich alles ein bisschen hin.
Ich war jedenfalls schon froh, dass ich meine Kleidung und mein Messer wiederbekam. Proviant und ein neues Schwert brauchte ich auch noch, deshalb zog sich alles ein bisschen hin.
Ich verbrachte
also den Herbst und den Winter in Ur, wo Leif mich in seinem neugebauten
Haus aufnahm. Wie er mir erzählt hatte, wollte er wohl nach den
Aufbauarbeiten hierbleiben und die örtliche Miliz ausbilden. Ich hatte ihm, als
Dank für seine Gastfreundschaft, auch gleich mal ein paar meiner Geheimgriffe
und Tricks beigebracht.
An einem meiner letzten Abende drängte ich mich gerade durch die inzwischen ziemlich enggewordenen Gassen von Ur, um zu Leifs Haus zu kommen. Die Stadt hatte die letzte Zeit einige Neuzugänge aus Eridu und der Umgebung bekommen, und man hatte wesentlich mehr Häuser gebaut, als dass es vor dem Angriff hier gegeben hatte. Es waren auch keine strohgedeckten Gebäude mehr, sondern die hellen Lehmkaten, die es auch in Eridu gab. Sogar einen kleinen Tempel hatten sie errichtet, den sie ihrem Schutzgott Nanna gewidmet hatten.
An einem meiner letzten Abende drängte ich mich gerade durch die inzwischen ziemlich enggewordenen Gassen von Ur, um zu Leifs Haus zu kommen. Die Stadt hatte die letzte Zeit einige Neuzugänge aus Eridu und der Umgebung bekommen, und man hatte wesentlich mehr Häuser gebaut, als dass es vor dem Angriff hier gegeben hatte. Es waren auch keine strohgedeckten Gebäude mehr, sondern die hellen Lehmkaten, die es auch in Eridu gab. Sogar einen kleinen Tempel hatten sie errichtet, den sie ihrem Schutzgott Nanna gewidmet hatten.
Es strömten
mir jedenfalls so viele Menschen entgegen, dass ich es doch ein bisschen mit
der alten Angst zu tun bekam, mit zu vielen Leuten eingepfercht zu sein. Ich
war die letzten Jahre über so sehr auf Abstand zu allen anderen gegangen, dass
es mir immer noch manchmal schwer fiel, nicht mehr allein zu sein. Vor allen
Dingen die Vorsicht und das Misstrauen waren schwer abzulegen.
Deswegen war ich erleichtert, als ich endlich mein Ziel erreichte, die Leiter aufs Dach stieg und wieder frei atmen konnte. Ich ging übers Dach rüber zum Nachbarhaus, wo Leif wohnte, und stieg die quadratische Öffnung hinab. Es war definitiv platzsparend für die Stadt, aber immer noch ungewohnt für mich, auf diese Weise ein Haus zu betreten.
Deswegen war ich erleichtert, als ich endlich mein Ziel erreichte, die Leiter aufs Dach stieg und wieder frei atmen konnte. Ich ging übers Dach rüber zum Nachbarhaus, wo Leif wohnte, und stieg die quadratische Öffnung hinab. Es war definitiv platzsparend für die Stadt, aber immer noch ungewohnt für mich, auf diese Weise ein Haus zu betreten.
Im Inneren
empfing mich eine angenehme Kühle, was eine willkommene Abwechslung zur Hitze
war, die momentan draußen herrschte. Ich konnte einfach nicht glauben, dass es
erst Frühling sein sollte. Deswegen beeilte ich mich auch, den kleinen Innenhof
zu überqueren, vorbei an der Vorratskammer, in dem ich die kostbaren schwarzen
Stoffballen liegen sehen konnte, die sich Leif letztens hatte aufschwatzen
lassen. Für seine Zukünftige oder so, wenn er denn mal eine hatte.
Über den Innenhof gelangte ich schließlich in die Küche. Irgendetwas buk gerade im runden Ofen in der Ecke und verströmte seinen wunderbaren Duft, aber es war nur Leif, der an dem niedrigen Tisch am anderen Ende des Raumes saß. Normalerweise teilte er sich das Haus mit einem netten Pärchen. Die, die er einst hatte retten wollen. Ich hatte gedacht, dass sie im See ertrunken waren, aber Enlil hatte auch sie rausgefischt. Als Sklaven waren sie viel zu wertvoll gewesen, um sie einfach untergehen zu lassen.
Über den Innenhof gelangte ich schließlich in die Küche. Irgendetwas buk gerade im runden Ofen in der Ecke und verströmte seinen wunderbaren Duft, aber es war nur Leif, der an dem niedrigen Tisch am anderen Ende des Raumes saß. Normalerweise teilte er sich das Haus mit einem netten Pärchen. Die, die er einst hatte retten wollen. Ich hatte gedacht, dass sie im See ertrunken waren, aber Enlil hatte auch sie rausgefischt. Als Sklaven waren sie viel zu wertvoll gewesen, um sie einfach untergehen zu lassen.
„Na? So allein
heute?“, begrüßte ich ihn und ließ mich ihm gegenüber am Tisch nieder.
Er hatte einen
Becher vor sich, schob ihn jetzt aber lustlos hin und her, während er mit den
Schultern zuckte. Er hatte seit neuestem einen Abklatsch von einem Bart im
Gesicht, der seine Wangen erstaunlicherweise noch eingefallener aussehen ließ, auch wenn er inzwischen
wieder vollends auf den Beinen war. Es stand ihm überhaupt nicht.
Ich schnappte mir seinen Becher, als er mir nicht antwortete und trank den Schluck Bier, der sich noch darin befand. Er sagte kein Wort dazu.
Ich schnappte mir seinen Becher, als er mir nicht antwortete und trank den Schluck Bier, der sich noch darin befand. Er sagte kein Wort dazu.
„Du siehst
fertig aus. Was ist los?“
Seine grauen
Augen zuckten kurz zu mir, dann starrte er zur Decke. „Die Bälger hier wissen
nicht mal, wie man eine Waffe hält.“
„Das wirst du
ihnen schon beibringen, da bin ich mir sicher.“
„Hm.“
„Die feiern
draußen die Einweihung der Stadt“, wechselte ich das Thema. „Beweg deinen
Hintern da hin; schlafen kannst du auch noch später, alter Mann!“
Ich klopfte
ihm über den Tisch hinweg auf die Schulter und stand dann wieder auf. Aber Leif
machte keine Anstalten, es mir gleichzutun. Er war seit ein paar Tagen schon
merkwürdig, fiel mir auf. Ich konnte nicht genau sagen, seit wann, aber
mindestens seitdem ich ihn auf die Jungfernfahrt meines neuen Bootes
mitgenommen hatte. Es war nicht mal ansatzweise so gut, wie Isaacs Meisterwerk,
aber es war immerhin nicht untergegangen.
„Komm schon!
Oder muss ich dir echt auf die Beine helfen?“, neckte ich ihn.
Es klappte, da
Leif sich jetzt murrend erhob, aber trotzdem trottete er mir lustlos hinterher.
Ich hoffte nur, dass die Feier und ein paar Becher Wein ihn auf andere Gedanken
bringen konnten. Was auch immer ihn bedrückte.
Der Alkohol tat seine Wirkung tatsächlich. Wir waren kaum
durch die Stadttore auf den großen Platz getreten, auf dem sie ein Freudenfeuer
in sicherer Entfernung zur Stadt entzündet hatten und um das gerade junge
Mädchen in einem Reigen zu Musik tanzten, da war er auch schon beim nächsten Krug.
Wie immer, wenn er trank, dauerte es da auch nicht lange, bis er wieder seine
rote Nase und sein Lallen hatte und wieder neben mir saß. Ich hatte es mir
gerade mit einem schönen Stück Schweinebraten gemütlich gemacht, als er ankam
und seinen Arm so heftig um meine Schulter legte, dass ich beinahe umfiel.
„He, sag mal,
Wulf, wo willst du überhaupt hingehen? Also mit deinem Boot und so, meine ich.“
Ich hatte noch
nicht im Detail darüber nachgedacht. Ich wusste nur, dass es Zeit war,
weiterzuziehen. Ich hatte hier geholfen, wo ich nur konnte, und da draußen waren
noch genug andere, denen ich vielleicht auch helfen konnte.
„Keine Ahnung.
Vielleicht gehe ich ja zurück nach Hause“, sagte ich schließlich.
Es war mehr im Scherz gesagt, aber vielleicht würde ich es ja trotzdem einfach machen. Einfach mal Zuhause vorbeischauen. Leif jedoch sah mit einem Mal bedrückt aus. Es war nur ein Moment, aber ich sah es trotzdem.
Es war mehr im Scherz gesagt, aber vielleicht würde ich es ja trotzdem einfach machen. Einfach mal Zuhause vorbeischauen. Leif jedoch sah mit einem Mal bedrückt aus. Es war nur ein Moment, aber ich sah es trotzdem.
„Du könntest
auch einfach hier bleiben.“ Er machte eine Pause. „Bei mir.“ Er grinste
anzüglich. „Du könntest mein Frauchen werden.“
„Ich bin aber
kein „Frauchen““, erinnerte ich.
„Na und?“
Ich roch
seinen weinschweren Atem, so nah war er mir gekommen, und ich musste einen
langen Hals machen, um ihm zu entkommen. „Du bist total besoffen, Mann!“
Da drehte er
sich endlich weg. Nicht, dass er mir den Gefallen tat, mich loszulassen.
„Vielleicht“, sagte er.
„Vielleicht“, sagte er.
Dann drückte
er seinen Arm einen Moment fester um mich, bevor er mich endlich fahren ließ.
Ich war, ehrlich gesagt, ein bisschen irritiert. Ich hatte keine Ahnung, was
das zu bedeuten hatte. Und als ich ihn jetzt ansah, war sein Gesicht
ausdruckslos. Meinte er das tatsächlich ernst oder erlaubte er sich nur einen
Spaß mit mir, weil er betrunken war? Ich hatte inzwischen erfahren, dass die
Leute hier kein Problem mit Leuten wie mir hatten. Im Gegenteil. Sie waren hier
überaus offen mit ihrer Sexualität. So sehr, dass es mir selber schon manchmal
ein bisschen unangenehm war.
Doch ich schob
die Frage beiseite. Ich wollte eigentlich nicht darüber nachdenken, weil es
nicht wichtig für mich war. Ich wusste, dass ich niemals hierbleiben könnte,
dafür war zu viel passiert, und ich wusste, dass Leif hier gebraucht wurde.
Deswegen riss
ich meinem Blick von ihm los und sagte: „Du bist eh nicht mein Typ.“
Damit war
alles gesagt. Leif war danach wieder am Lachen und Scherzen.
„Vielleicht
komm ich ja einfach mit dir“, meinte er noch, aber ich ging nicht weiter darauf
ein.
Als er kurz
darauf zu einer der Frauen torkelte, beschloss ich, die Sache einfach zu
vergessen.
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Anmerkungen
Gilgamesch ist
der Held des gleichnamigen Gilgamesch-Epos und (mutmaßlich) ein
König der Stadt Uruk gewesen.
Ur war
eine bedeutende Stadt der Sumerer in ihrer Endzeit.
Puabi
war mutmaßlich eine Königin oder Priesterin aus der Stadt Ur.
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