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Mittwoch, 26. September 2018

Kapitel 66 - Die letzte Reise



Auch wenn man es ihm überhaupt nicht ansah, wenn man Greta fragte, war Jin außer sich vor Sorge um Wotan. Er wusste, dass sein Junge stark war, aber das war Jana auch gewesen. Er hatte nie daran gedacht, dass er und seine Kinder nicht alles schaffen könnten – in seiner Vorstellung waren sie immer unbesiegbar gewesen – aber als er sein kleines  Mädchen damals im Wald gesehen hatte, klein und zerbrechlich, war etwas zu ihm gekommen, das er bislang nicht gekannt hatte: Angst. Seitdem erwischte er sich oft dabei, wie er Angst um Jana hatte. Wie er Jade gar nicht aus den Augen lassen konnte. Und immer wieder die Frage, ob Greta und dieser Griswold auch ja genügend auf Wotan aufpassten.
      Er schüttelte den Kopf und legte dann noch einen Zahn zu, woraufhin Dana hinter ihm zu rufen anfing. Sie hatte schon davor Probleme gehabt, mitzuhalten, aber Jin konnte gerade einfach keine Rücksicht auf sie nehmen. Nicht jetzt. Nicht, wenn Wotan da draußen vielleicht in Lebensgefahr schwebte.
     Sie hatten die Hunde den anderen Suchtrupps überlassen, weil Jin hoffte, dass er seinen Jungen gut genug kannte, um von allen seinen Verstecken zu wissen. Er hatte sie auch gehabt, damals als Kind. Immer, wenn er abgehauen war, um sich vor der Arbeit zu drücken. Wotan tat das auch oft. Manchmal schlich er sich raus und dann verbrachten sie ein paar Stunden Zeit zusammen. Gingen Fischen. Streiften durch den Wald. Greta ließ Wotan so gut wie nie zu ihm, also musste Vater und Sohn sich die Zeit nehmen.


Er stoppte, als der Tümpel in Sicht kam, der früher sein Lieblingsplatz gewesen war. Auch Wotan mochte es hier. Jins Magen verkrampfte sich, als er aber sah, dass Wotan hier scheinbar auch nicht war. Doch dann erinnerte er sich daran, wie er immer den Baum hochgeklettert war, wenn seine Eltern oder sonst wer aufgetaucht waren, um ihn zum Arbeiten zu verdonnern.
     Also ging er zu dem riesigen Baum rüber, dessen lange Blätter inzwischen vertrocknet vom Eis des Tümpels gefangen gehalten worden. Die Angst schien ihn beinahe zu übermannen, als er jedoch auch die Baumkrone leer vorfand. Kalter Schweiß brach ihm auf der Stirn aus und er hatte alle Mühe, überhaupt klar zu denken.
     Unbeholfen umrundete er den Baum, als würde das Wotan beschwören, und tatsächlich stolperte er beinahe über den Jungen, als er die Rückseite des Baumes erreichte. Jin konnte gar nicht sagen, was für ein riesiger Stein ihm vom Herzen fiel, als er ihn dort im Schnee sitzen sah.   


 „Wotan! Da bist du ja! Deine Mutter ist krank vor Sorge!“
      ‚Und ich war’s auch‘, dachte er, aber er sagte es nicht. Wotan sah in ihm einen starken Mann, den nichts aus der Bahn werfen konnte und den er respektierte. So, wie alle anderen, und das war es, was Jin auch wollte. Er wollte nicht, dass sein Sohn ihn für schwach hielt.  
      Wotan sagte nichts. Hätte er die Knie nicht näher an den Körper gezogen, hätte Jin gedacht, dass er ihn nicht einmal gehört hatte.
     „Komm! Lass uns nach Hause gehen, Junge!“
     Doch wieder reagierte er nicht. Als Jin ihn ansah, bemerkte er diesen Ausdruck in seinem Gesicht, den er da die letzte Zeit häufiger gesehen hatte. Irgendetwas war los mit dem Jungen, das kapierte selbst er. Aber er hatte gedacht, dass Wotan schon zu ihm kommen würde, wenn er Hilfe brauchen würde.
     „Was denn los, Junge?“, fragte er nach.
     Wotan drehte den Kopf zur Seite, weg von ihm, und schwieg. Und Jin hatte keine Ahnung, was er tun sollte, wenn der Junge nicht erzählen wollte. Er hatte schon länger das Gefühl, dass er Wotan immer weniger verstand. Er war ein guter Sohn, aber er stellte ihm manchmal Fragen, die Jin ihm nicht beantworten konnte. Er kannte das auch nicht von Jana. Von Elrik, Tanja und Luis, ja, besonders Aan war schlimm gewesen, aber Jana hatte ihn nie solche Dinge gefragt. Warum Vögel flogen beispielsweise. Jin hatte sich sowas noch nie gefragt und er hatte die Befürchtung, dass Wotan viel schlauer war als er tat. Zumindest schlauer als er. Und er hatte doch keine Ahnung, wie er mit einem schlauen Kind umgehen sollte!


Dana, die vor kurzem erst aufgeholt hatte, suchte sich diesen Moment aus, um neben ihn zu treten. Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter, musste ihm aber erst sagen: „Geh du schon mal vor und sag Greta, dass es Wotan gut geht“, damit Jin auch verstand, dass er gehen sollte und er die Segel strich.


Wotan und Dana blieben allein zurück. Sie wartete noch, bis Jin außer Sichtweite war, dann setzte sie sich neben den Jungen in den Schnee. Sie musterte ihn einen Moment lang schweigend und musste dabei nur wieder feststellen, wie ähnlich er Jin inzwischen sah.


Unwillkürlich musste sie an das erste Mal denken, als sie Jin gesehen hatte und als er kaum älter als Wotan gewesen war. Sein freches, verwegenes Grinsen, als würde ihm die ganze Welt gehören. Damals, kurz bevor er herangewachsen war und die Augen nicht mehr von ihr und allen anderen Frauen hatte lassen können. 
     Sie war ein bisschen schwermütig, als sie daran dachte, wie viel Zeit sie verschwendet hatte, weil sie Jin nicht schon von Anfang an eine Chance gegeben hatte. Dann aber erinnerte sie sich an das Wesentliche und wandte sich wieder Wotan zu.


„Ich weiß, wie wichtig Stärke für euch Männer ist. Deswegen gibt es Dinge, die ihr einander nicht erzählen könnt, nicht wahr? Aber dafür sind ja wir Frauen da“, begann sie und sie nannte Wotan ganz gezielt einen Mann, obwohl er das noch nicht war, damit er sich ernst genommen fühlte. „Also, willst du mir vielleicht erzählen, warum du weggelaufen bist?“
     Scheinbar wollte er das nicht, denn er antwortete wieder nur mit Schweigen. 
     Also versuchte sie es mit: „Ich höre dir gerne zu, weißt du.“
     „Warum solltest du?“
     Seine Augen trafen sie voller Trotz und es lag nicht nur daran, dass sie dieselbe Farbe hatten wie Gretas, dass Dana sie in ihm sah. Da war eine Tiefe in dem Jungen, die sie nicht erwartet hätte.
     „Weil du zur Familie gehörst. Ich bin vielleicht nur die Frau deines Vaters, aber wir sind trotzdem eine Familie. Du bist mir auch wichtig, Wotan. Ich hab dich auch lieb.“
     „So „lieb“ wie ihr Erwachsenen alle Kinder haben müsst, was?“
     Er war wirklich spitzfindiger als sie gedacht hatte.
     „Nein, ich mag dich einfach nur. Du bist deinem Vater ziemlich ähnlich, weißt du, und Gerüchten zufolge liebe ich deinen Vater.“


Jetzt starrte Wotan sie einen Moment lang an. Dann aber wurden seine Augen wieder klein und traurig. Jetzt würde er sich ihr anvertrauen, das sah sie.
     „Ich hab Griswold gefragt, ob er mir das Schmieden beibringt, aber er will nicht.“
     „Warum nicht?“
     Wotan rümpfte die Nase, wodurch er noch mehr wie Greta aussah. „Weil er das nur „seinem Jungen beibringen will“, hat er gesagt.“
     Dana schwieg einen Moment betroffen. Sie hatte schon mitbekommen, dass Wotan und Griswold sich nicht sonderlich nahestanden, aber dass es so schlimm war, war ihr auch neu.
     „Das trifft dich wirklich, dass er dich nicht als seinen Sohn sieht, oder?“
     Sie traf genau ins Schwarze. „Wenn er wenigstens selbst einen hätte! Aber er hat ja nicht mal einen! Deswegen hab ich ihn ja erst gefragt!“
     Plötzlich verstummte er und mit einem Mal war er es, der ziemlich betroffen aussah. Greta hatte nicht darüber gesprochen, aber sie hatten trotzdem alle mitbekommen, dass sie erst vor kurzem eine Fehlgeburt gehabt hatte. Und es war nicht ihre Erste. Es lag vermutlich am Alter, mutmaßte Dana. Sie war ja schon überrascht, dass es bei ihr selber so reibungslos verlaufen war und dass auch Greta in ihrem Alter noch drei Kinder zur Welt gebracht hatte. 
     Aber wie Dana vermutete, wollte Greta Griswold wohl noch einen Sohn schenken, weil sie bislang nur Mädchen miteinander hatten. In ihren Familien war es Tradition, dass der älteste Sohn das Geschäft und den Hof der Eltern übernahm, das wusste sie. Wotan war ja ein Junge, aber er war eben nicht Griswolds leiblicher Sohn.


„Das ist auch einfach nicht fair!“, brach Wotan plötzlich aus. „Und dabei geb ich mir wirklich alle Mühe! Ich trag immer die schwersten Sachen, um stark zu werden! Aber meinen blöden Schwestern würde er es noch eher beibringen als mir! Und Mama sagt nicht mal was dazu! Alles was mich erwartet ist Prügel, wenn ich nach Hause komm, das weiß ich!“   
     Da erkannte Dana, dass es nicht nur an Griswold lag. Sicher, er war das Hauptproblem, aber Wotan hatte scheinbar auch in seine Mutter kein Vertrauen. Also war er überstürzt weggelaufen und jetzt hatte er Angst vor der Strafe, wenn er nach Hause gehen würde.
     „Trotzdem musst du zurück nach Hause gehen. Du kannst nicht ewig hier draußen bleiben. Alle machen sich Sorgen um dich und suchen nach dir. Auch deine Mutter und Griswold.“ 
     Wotan ließ den Kopf hängen und er sah so aus, als ob er bald anfangen würde zu heulen. Aber das tat er nicht.


„Weißt du, du solltest auch nicht so einfach aufgeben“, fuhr Dana fort. „Griswold hat zwar gesagt, dass er dir das Schmieden nicht beibringen will, aber wenn du ihm beweist, dass du nicht aufgibst und ihm zeigst, was du kannst, wird er sich bestimmt überreden lassen.
    „Meinst du?“
    „Ich kenne Männer wie Griswold. Wenn es danach geht, sind er und dein Vater sich ziemlich ähnlich. Du darfst nur nicht aufgeben. Zeig ihm, was du kannst, Wotan!“   
     „Ich weiß nicht…“
     „Ich weiß es natürlich auch nicht sicher, aber das ist es, was ich glaube. Was ich aber sicher weiß, ist, dass du deiner Mutter das Wichtigste bist. Du und auch deine Schwestern natürlich.
     Da kehrte der Trotz zu ihm zurück. „Das glaube ich nicht!“
     „Oh doch, das weiß ich genau! Weißt du, deine Mutter hat schon von klein auf immer davon geträumt, Kinder zu haben, aber bis du auf die Welt kamst, hat es lange gedauert. Und seitdem du da bist, hat sie immer auf dich Acht gegeben. Sie hat dich behütet, als wärst du das Wichtigste auf der Welt für sie, und weißt du was, das bist du auch.“
     „Wirklich?“
     „Ja, und auch uns bist du wichtig, mir und deinem Vater. Du sollst wissen, dass du immer zu uns kommen kannst, wenn du etwas auf dem Herzen hast. Wir sind immer für dich da und wir werden dir immer zuhören und dir helfen. Also lauf nie wieder weg, ja?“ Sie boxte ihn spielerisch in die Seite. „Du hast uns allen ganz schön Angst gemacht.“


Dana sah, dass es gut war, also stand sie auf und streckte ihm eine Hand hin. Wotan zögerte einen Moment, ergriff sie dann aber. Als er Dana ansah, konnte er verstehen, warum sein Vater sie so mochte. Seine Mutter war immer nur streng und kümmerte sich nicht um ihn, aber Dana schien wirklich lieb und nett zu sein. Und sie war echt hübsch.


Zusammen gingen sie zurück nach Hause, wo Greta sie bereits erwartete. Aber entgegen Wotans Befürchtung war es keine Standpredigt, die sie für ihn übrig hatte. Als sie ihren Jungen wohlbehalten näherkommen sah, rannte sie ihnen entgegen und kurz darauf hatte sie ihn erleichtert in die Arme geschlossen. Er war zunächst skeptisch, aber als er merkte, dass seine Mutter weinte, erschrak er. Er hatte seine Mutter niemals zum Weinen bringen wollen. 
     Da erkannte er, dass Dana recht gehabt hatte und er seine Mutter falsch eingeschätzt hatte. Und er schwor sich, ihr nie wieder Kummer zu bereiten. 


Nachdem Wotan dann wohlbehalten nach Hause zurückgekehrt war, war es für Sen an der Zeit, seine letzte Reise anzutreten.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 


„He, Lu, glaubst du, dass Vater jetzt wieder mit seiner anderen Familie vereint ist? So als Geister, mein ich.“
     „Ja, das glaube ich. Vielleicht trifft er ja sogar unsere Mütter wieder.“
     „Das wär klasse. Aber er wird mir echt fehlen.“
     „Mir auch, Jin, mir auch.“

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Hier weiterlesen -> Kapitel 67 

Jetzt hat also auch Sen seine letzte Reise angetreten. Lu und Luis haben übrigens die ganze Zeit, während der Sensenmann ihn abholte, geheult wie Schlosshunde und dann gab mir Lu direkt so einen Blick, wie "Warum? Halt das doch auf!". War ein bisschen unheimlich.
Wie schon bei Tara damals musste ich beim Durchgehen der Bilder feststellen, dass ich Sen immer weniger Aufmerksamkeit geschenkt habe, je älter er wurde. Er hatte auch nie den Niedlichkeitsfaktor, den Tara hatte, um auf Bilder zu kommen, und er war er auch nicht mein Hauptcharakter, weshalb er noch weniger auftauchte. Und dass, wo er mir doch zwei meiner liebsten Sims geschenkt hat (seine Söhne Lu und Jin) und er auch echt viel für den Stamm getan hat. Er war, neben Luma, der einzige Sim, der das Merkmal "Liebt die Kälte" hatte und den ich im Winter rausschicken konnte, um Fischen zu gehen, was zu der Jahreszeit meine Hauptnahrungsquelle war. Vor allem, als Luma dann schwanger war, hat er die Tage allein am Strand verbracht und das Futter heimgebracht.
Deswegen, danke Sen und Ruhe in Frieden!

Kurz vor Sen ist übrigens auch Schnee gestorben (sie war Barlas Hund):


Und ich hab ganz vergessen, zu erwähnen, dass Wuff, mein erster im Stamm geborener Hund, auch längst gestorben ist. Noch kurz vorm Großväter-Kapitel war das, aber ich habs wohl vergessen, zu erwähnen ^^'.


Dafür gab es zweifachen, tierischen Zuwachs. Da Alin jetzt als Händler in der Gegend tätig ist, kann der Stamm sich Tiere erhandeln und da haben sie sich gleich mal einen Hund und eine Katze "gekauft". Ich hab sie bei den Charakteren hinzugefügt. Vielleicht erkennt man ja, welche realen Vorbilder sie haben. Es sind Grumpy Cat und Dogmeat aus Fallout. Auch wenn ich Letzteren umbenannt habe, um den Pariah-Dog aus Fallout 2 zu würdigen (und weil Dogmeat ein komischer Name in dieser Zeit wäre). Hier erfährt man was über ihn, ist aber leider Englisch.  
Dieser Hund hat das ganze Spiel über an mir geklebt. Er hat mir und meinen Feinden immer schön Pech gebracht. Zahllose explodierte/runtergefallene Waffen, Selbst-Verrenkungen und Kollateralschaden hat er allen beschert. Hach, war das ein Spaß! 
Aber am Ende musste ich ihn doch loswerden, weil ich sonst nicht in die Endbasis reinkam (ohne gefressen zu werden). Und ich habe mich echt verdammt schlecht dabei gefühlt. Auch wenns nur virtuell war. Sorry, Pariah! Das hier ist für dich! 
Wotan hab ich übrigens auch aktualisiert.

Nächstes Mal dann klären wir, was mit Diana ist und wir werden sehen, ob Alistair überlebt hat.

Bis dahin, danke fürs Vorbeischauen und ich verabschiede mich!