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Mittwoch, 19. September 2018

Kapitel 65 - Freundinnen, Kinder und Geister



Diana biss herzhaft in das Stück Fisch, das sie gerade erst über der Feuerstelle fertig gebraten hatte. Es war an einer Stelle ein bisschen verbrannt, aber das störte sie nicht weiter. Ihr Magen machte Jubelsprünge, dass er endlich gefüttert wurde, da war der Geschmack nicht weiter wichtig.
     „Bist du sicher, dass du sitzen kannst?“, hörte sie Akara fragen.
     Als sie sich am Feuer niedergelassen hatte, war Anya gerade selber dabei gewesen, sich ein Stück gebratenen Fisch zu genehmigen. Es war faszinierend gewesen, dabei zuzusehen, mit welcher Geschwindigkeit die zierliche Anya ihre Mahlzeit verschlungen hatte. Das hatte ihr nur noch mehr Hunger gemacht.
     „Natürlich! Es geht mir seit ein paar Tagen fantastisch! Es ist ganz großartig!“, erwiderte sie jetzt euphorisch. „Und bald schon werde ich endlich unser Kind zur Welt bringen und dann bin ich endlich Mama! Kannst du dir das vorstellen?“
      Akara, die erst vor kurzem von draußen reingekommen war, lächelte schief, sagte aber nichts dazu. Diana hatte schon mitbekommen, dass sie es nicht so toll fand, Mutter zu sein.


Da ihre Schwester nichts mehr zu sagen hatte, landete Anyas Blick jetzt plötzlich auf Diana. Die Schwangere hatte sie nicht ein Mal angesehen, seitdem sie beide hier saßen, aber die neue Frau des Stammesführers war schon dafür bekannt, ein bisschen merkwürdig und unberechenbar zu sein. Manchmal tauchte sie stundenlang in ihre eigenen Gedanken ab und sprach mit niemandem und dann, von einer Sekunde auf die Nächste, konnte sie plötzlich nicht mehr still sein.
     „Du hast ja einen tollen Appetit!“, merkte sie an.
     „Ich habe in letzter Zeit auch total viel Hunger. Ich könnte den ganzen Tag nur essen.“
     „Das geht mir genauso, seitdem ich schwanger bin.“


Anya lachte, aber Diana blieb ihr Essen auf halbem Wege im Halse stecken. Sie musste erst ein paarmal schwer schlucken, damit sie wieder Luft bekam, während Anya sich erhob und lautstark verkündete pinkeln zu müssen.
     Zurück blieben Diana und Akara. Die Ältere strich sich unsicher eine Strähne hinters Ohr, entschied sich dann aber scheinbar auch, gehen zu wollen.


Doch da war Diana bereits auf den Beinen. „Sag mal, hat man wirklich so viel Hunger, wenn man schwanger ist?“, fragte sie Akara besorgt.
     „Vielleicht. Ich.. weiß nicht…“
     „Du warst doch schon mal schwanger! Du müsstest so etwas doch wissen!“
     „Schon, aber ich konnte kaum was essen. Mir war dauernd schlecht. Anya hingegen hört gar nicht mehr auf zu essen. Ich denke, das ist von Frau zu Frau unterschiedlich.“ 
     Plötzlich wich die Unsicherheit in ihrem Gesicht Irritation. „Warum fragst du das?“


Doch Diana hörte ihr schon nicht mehr zu. Sie hatte das Gesicht in den Händen verborgen und ihr war zum Heulen zumute. „Bei den Göttern! Vielleicht bin ich ja wirklich schwanger!“, rief sie. Und dann an Akara gewandt: „Kann man denn schwanger werden, wenn man es nur einmal macht? Sich paaren, meine ich.“
     „Ähm… sicher.“
     „Oh, bei den Göttern! Wenn das Rahn erfährt!“
     Akara war sich etwas unsicher, wie sie reagieren sollte. Sie hatte ja nicht einmal eine Ahnung, was genau gerade vor sich ging. Deswegen war sie ein bisschen überfordert und wollte am liebsten ganz schnell verschwinden. Doch sie konnte auch nicht verleugnen, dass sie ein klein wenig neugierig war.
     „Du magst Rahn, oder?“, fragte sie schließlich vorsichtig. Sie wartete, bis Diana nickte, dann fragte sie weiter: „Hast du es ihm schon gesagt?


Diana nickte nur wieder, aber ihr trauriges Gesicht sprach für sich.
     „Das scheint aber nicht gut ausgegangen zu sein“, mutmaßte Akara.
     „Ist es auch nicht.“ Diana seufzte schwer. „Er hat mich abgelehnt, weil er meint, dass ich zu jung bin.“
      „Das tut mir leid für dich. Es ist schwer, einen älteren Mann zu lieben, wenn der einen für zu jung hält“, sprudelte es plötzlich aus Akara heraus. „Ich weiß, was du durchmachst.“ Plötzlich verstummte sie und ihre Augen wurden groß vor Schrecken. „Also, ich meine…“


 „Du redest von meinem Vater, oder?“
     „Du weißt davon?“
     „Wer weiß nicht davon? Tanja hat sich ganz schön das Maul über dich zerrissen, weil sie denkt, dass du ihre Familie kaputt gemacht und ihrem Bruder das Herz gebrochen hast.“
     Jetzt kehrte die Angst in Akaras Gesicht zurück. Vielleicht war es auch Scham, das konnte Diana nicht so genau sagen. „Wirklich?“
     „Ja. Aber Tanja lässt eh an niemandem ein gutes Haar. Sie macht immer alle anderen verantwortlich für das, was ihr widerfährt. Deswegen solltest du dir nicht so viele Gedanken drum machen.“


Als sie sah, dass Akara weiter unglücklich dreinblickte, wechselte Diana das Thema und sagte: „Ich kann verstehen, dass du meinen Vater magst. Er ist echt toll.“
     „Du… bist also nicht sauer auf mich, dass ich es bei deinem Vater versucht habe und seine Beziehung zu Tanna ruiniert und Elrik das Herz gebrochen habe?“
     „Nein, wieso sollte ich?“
     „Weil alle anderen das so sehen. Seitdem ist es echt nicht mehr schön, hier zu sein. Ich kann es kaum erwarten, endlich wieder zurück nach Hause zu gehen.“
     „Nach Hause? Du willst von hier weggehen?“
     „Ja, sobald Malah mich nicht mehr braucht, werde ich gehen. Es ist besser so.“ Plötzlich sah Akara wieder traurig aus. „Es will sowieso niemand, dass ich hier bin.“


„Ach was! Das stimmt doch nicht! Ich weiß, dass Elrik dich noch immer mag. Und ich mag dich auch. Du bist nicht so selbstsüchtig wie Tanja. Im Gegenteil. Und du verstehst, wie ich mich fühle. Ich wette alle anderen würden mich nur komisch angucken und mir sagen, ich soll mir doch einfach einen jüngeren Mann suchen.“
     Diana hatte sich ein bisschen in Rage geredet und Akara sah, dass sie wirklich ernst meinte, was sie sagte. Sie hatte schon gehört, dass Diana ein sonniges Gemüt besaß und ein gutes Herz hatte, aber trotz allem war sie einfach nur gerührt, das zu hören. Seitdem sie Elrik verlassen hatte, hatte sie kaum noch wirklich nette Worte gehört. Sie hatte sich immer ein bisschen ausgestoßen gefühlt. Mehr noch als davor.   
     Plötzlich stand Diana dicht vor ihr und sie hatte verschwörerisch grinsend eine Hand an den Mund gelegt. „Hey, was hältst du davon, wenn wir Freunde sind? Und dann hilfst du mir bei Rahn und ich helfe dir bei meinem Vater.“
     „Wirklich? Du willst mir helfen?“
     „Klar! Ich mochte Tanna sowieso noch nie. Sie hat es zwar nie gesagt, aber ich weiß, dass sie mich auch nicht mag. Zudem ist sie total egoistisch und gemein zu meinem Vater. Du bist viel netter und ich weiß, dass du auch besser zu ihm sein wirst. Also, was sagst du?“


Akara brauchte einen Moment, bevor sie antworten konnte. „Es würde mich freuen, wenn wir Freunde sind.“
     Auch wenn sie eigentlich nicht mehr vorhatte, es weiter bei Tann zu versuchen. Sie mochte ihn zwar noch immer, aber sie rechnete sich keinerlei Chancen bei ihm aus. Außerdem war seine erste Abweisung zu niederschmetternd gewesen. Ein zweites Mal würde sie sich nicht trauen, sich ihm zu nähern. Deshalb bewunderte sie Diana umso mehr, dass sie es weiter bei Rahn versuchen wollte.
     Dianas sonniges Lächeln war aber inzwischen wieder verschwunden und Sorge war auf ihr Gesicht zurückgekehrt. „Ich hoffe nur, dass ich nicht schwanger bin. Rahn wird so sauer auf mich sein, wenn ich jetzt auch noch von ihm schwanger bin!“, sagte sie.
      Was Akara nun doch sehr überraschte zu hören. Sie wusste ja, dass Diana mit jemandem geschlafen haben musste, aber sie hatte nicht gedacht, dass es ausgerechnet Rahn gewesen war. Er hatte zumindest nie so geschienen, als würde er ein Mädchen abweisen, aber dann trotzdem mit ihr schlafen.


Doch Akaras Gedanken wurden abrupt von Diana und Rahn abgelenkt, als plötzlich die Tür aufflog und Anya zurück ins Haus stolperte. Ihr Gesicht war so fahl, dass es sich kaum vom weißen Schnee im Hintergrund unterschied und da war Akara sofort alarmiert.
     „Ich platze! Ich platze!“, rief sie nur.


Kurz darauf lag Anya schreiend neben der Feuerstelle, während Akara sie von hinten stützte und Elrik abwesend über ihren Arm strich, obwohl seine Aufmerksam bei dem war, was Armin da gerade aus Anya herausholte. Diana konnte nicht anders, als ebenfalls dorthin zu starren. Sie hatte natürlich schon ein paar Geburten mitbekommen, aber sie hatte noch nie wirklich dabei zugesehen.
     Jetzt jedoch sah sie dabei zu und das Einzige, das ihr dabei durch den Kopf ging, war: ‚Vielleicht steht mir das ja auch bald bevor.‘  
     Nur, dass sie sich nicht so sicher war, ob sie das überhaupt wollte, wenn sie das so sah.


Als Anya jedoch Stunden später endlich ihren Sohn in der Hand hielt, den sie Elrik gerade stolz präsentierte, sah das schon wieder anders aus. Das Glück im Gesicht der frischgebackenen Mutter, das vor kurzem noch so ausgesehen hatte, als würde sie nie wieder lächeln können. Die Liebe. Selbst Elrik, der sich ein zärtliches Lächeln aufgelegt hatte. Und natürlich der kleine Nila, der gerade trotzig, aber unbeholfen mit den kleinen Fäusten ruderte und der mit Abstand das Süßeste war, das Diana glaubte, jemals gesehen zu haben. 
     Als Diana all das sah, war die Vorstellung, selber schwanger zu sein, plötzlich gar nicht mehr so schlimm für sie.


Auch Janas Niederkunft, die kurz darauf losging und die um einiges komplizierter und schwerer vonstattenging, konnte das nicht ändern. Aber obwohl es zwischenzeitlich danach aussah, dass weder Mutter noch Kind es schaffen würden, überlebten auch diese beiden.


Jana, die die Geburt sehr entkräftet hatte, würde es überstehen, aber beim kleinen Alistair, der schwach zur Welt kam, war man sich nicht so sicher, ob er es schaffen würde. Er stieß keinen Schrei aus, machte keinen Mucks und er brauchte viel zu lange, um überhaupt das Atmen anzufangen. Und selbst als er es dann tat, bewegte er sich so gut wie gar nicht. Ein müdes Drehen des Kopfes, ein schwaches Blinzeln und ein kraftloses Ballen der Fäuste war alles, was er von sich gab, bevor er wieder in einen reglosen Schlaf fiel.


Es war am Tag darauf, als Diana und Akara zusammen aus dem Haus kamen. Die Beiden hatten den letzten Tag quasi ununterbrochen zusammen verbracht. Diana sorgte sich sehr um ihre Schwester und ihren Neffen und Akara hatte versucht, ihr Mut zu machen. Aber obwohl Diana versuchte zu lächeln, konnte man unschwer die Sorge sehen, die noch immer darunter schwelte.
      „Aber er hat wenigstens endlich etwas Milch zu sich genommen“, erinnerte Akara gerade. „Das ist immerhin ein Anfang.“
      „Wenn er nicht alles wieder ausgespuckt hätte, ja.“


Diana seufzte schwer, bevor sie stehen blieb und Akara neben sich ansah. „Ich habe Jana noch nie so erlebt.“ ‚Nicht einmal nach der Sache mit Dia Hell‘, dachte sie, verkniff es sich aber in Akaras Gegenwart, das zu erwähnen. „Sie macht sich völlig fertig deswegen.“
     „Es ist… eben schwer für eine Mutter, wenn ihr Kind vielleicht sterben wird.“
     „Ich weiß. Aber ich weiß auch, dass Jana sich die Schuld daran gibt. Dass sie ihn nicht richtig zur Welt gebracht hat oder sowas. Das ist natürlich Schwachsinn, aber leider glaubt sie das.“ Sie seufzte erneut. „Sie hat sich ja so auf ihr Kind gefreut. Sie hat quasi von nichts anderem mehr gesprochen.“
      Was Diana schon ein bisschen überrascht hatte. Als sie mit Nyota schwanger gewesen war, war sie schließlich auch nicht so voller Vorfreude gewesen. Aber obwohl Jana das nie zugeben würde, war Alistair eben ein besonderes Kind für sie. Weil es ihres und Aans war - des Mannes, den sie liebte.
     „Mach dir nicht zu viele Sorgen. Aan ist ja auch noch für sie da“, sagte Akara plötzlich, als hätte sie den letzten Teil von Dianas Gedanken gehört. „Und außerdem ist Alistair am Leben.“
     Diana wollte ein „noch“ hinzufügen, verkniff es sich dann aber. Stattdessen versuchte sie zu lächeln, was ihr aber nur unzureichend gelang. Akara streckte ihr nun helfend eine Hand hin, damit sie zusammen weitergehen konnten. Immerhin waren sie rausgegangen, damit Diana mal ein bisschen auf andere Gedanken kam. Dauernd im Haus zu sitzen, bekam ihr überhaupt nicht gut, hatte Akara gesagt und damit hatte sie recht.


Also gingen sie weiter oder sie wollten zumindest weitergehen, aber da bemerkten sie plötzlich den Aufruhr, der sich vorm Nachbarhaus abspielte. Diana musste Akara gar nicht fragen, natürlich wollte sie rübergehen und nachschauen, was da vor sich ging. Also taten sie das.


Als sie näherkamen, sahen sie, dass es Greta war, die den Lärm verursachte. „Das ist alles deine Schuld!“, schrie sie gerade Jin an, der alles andere als erfreut aussah. „Ich hätte ihn nie zu dir lassen sollen! Ich hätte dir nie von ihm erzählen sollen!“ Ihre Stimme überschlug sich beinahe und in ihrem Gesicht war eine Mischung aus Wut und Entsetzen zu sehen.
     „Was ist denn passiert?“, fragte Diana ihre Mutter, die ebenfalls anwesend war und die besorgt aussah.
     „Wotan ist verschwunden.“
     Diana erschrak heftig, aber nicht nur deswegen.


„Das reicht!“, fuhr Lus Stimme plötzlich dazwischen. Ihr Schamane wurde so gut wie nie laut und es zeigte seine Wirkung, dass er es nun doch wurde. Sofort gingen Greta und Jin auf Abstand zueinander. „Euer Kind ist verschwunden! Anstatt euch zu beschuldigen, sollten ihr lieber zusammenarbeiten und ihn suchen gehen!“
     Ohne weitere Umschweife drehte er sich zu Tann um, der hinter ihm stand und nickte ihm zu. Er brauchte gar nichts weiter zu sagen. Die Beiden waren noch immer so eingespielt, dass Tann das Nicken ohne ein Wort erwiderte und abdrehte, um die Suchtrupps und Hunde einzuteilen.


Jin zögerte nicht lange, um ihm zu folgen. Er würdigte Greta keines Blickes mehr und auch die tat das nicht. Die Sorge um Wotan hatte ganz eindeutig gewonnen.


Wenig später war man also auf der Suche nach dem verschwundenen Jungen und auch Diana und Akara waren losgegangen. Akara bezweifelte zwar, dass sie eine große Hilfe waren, aber Diana hatte darauf bestanden. Sie konnte die Vorstellung nicht ertragen, dass da draußen ein Kind ganz allein in der Kälte war.
     Sie hatten den Weg nach Norden eingeschlagen. Dorthin, wo eigentlich nichts mehr war. Man konnte von ihrem Hof aus bis zu den Hügeln sehen, die ihr Tal einschlossen und auch wenn man sie erklomm, wartete dahinter nur eine scheinbar endlose Weite. Doch immerhin war dorthin niemand gegangen und immerhin war dort kein gruseliger Wald mit gefährlichen Tieren. Deshalb war es Akara eigentlich ganz Recht, dass sie diese Richtung eingeschlagen hatten.


„Hast du überhaupt Bescheid gesagt, dass wir losgehen?“, fiel Akara ein, als Diana gerade anhielt, um die Gegend zu überblicken. Weit und breit nur flache Ebene.
     „Nein.“
     „Wie nein?“
     „Ich wollte nicht, dass sie uns verbieten, auch suchen zu gehen. Oder dass Rahn mit uns kommt, um auf uns aufzupassen. Wir brauchen keinen Aufpasser, aber Wotan braucht jemanden, der im Wald nach ihm sucht.“
     Akara war sich aber nicht so sicher, ob sie nicht doch einen Aufpasser brauchten. Mal ganz von wilden Tieren abgesehen, gab es noch immer Räuber. Oder Schneestürme. Oder die Tatsache, dass sie keine Ahnung hatte, wo sie eigentlich waren. Diana setzte derweil ihren Weg scheinbar zielgerichtet fort, auch wenn Akara nicht sehen konnte, wo genau sie eigentlich hinging.
     „Was wollen wir eigentlich hier? Hier ist doch nichts.“
     „Oh doch! Hier sind überall versteckte Höhlen“, behauptete Diana. „Ich war hier oft, wenn ich niemanden zum Spielen hatte. Ich war immer die Kleinste, musst du wissen. Deswegen war ich oft allein unterwegs.“
     Plötzlich wurde sie auf etwas aufmerksam. „Siehst du? Da!“


Bevor Akara reagieren konnte, war sie davongeprescht und sie hatte alle Mühe, um ihr überhaupt zu folgen. Es ging eine kleine Schlucht zwischen zwei Hügeln hindurch, an dessen Ende sich ein weites Tal befand. Dort war Diana wieder stehengeblieben. Und da war tatsächlich etwas. Es sah auf den ersten Blick wie eine Kultstätte aus. Steine, die man aufeinandergeschichtet hatte, um den Göttern zu huldigen. Soweit Akara wusste, befand sich hier auch irgendwo ein Steinkreis in der Nähe. Aber als sie näher ranging, sah sie, dass es tatsächlich der Eingang einer Höhle war.
      Flink wie ein Wiesel war Diana in der dunklen Tiefe verschwunden und obwohl es Akara alles andere als geheuer war, folgte sie ihr lieber schnell. Allein wollte sie nämlich auch nicht zurückbleiben.


Das Innere der Höhle war genau so düster wie sie befürchtet hatte. Sie stolperte beinahe über ihre eigenen Füße und mit einem Mal fragte sie sich, ob Diana überhaupt noch hier war oder ob sie von der Dunkelheit verschlungen worden war. Oder von was auch immer sie sich sicher war hier lauerte. 
     Plötzlich wollte sie nichts lieber als zu verschwinden, aber die Angst hielt sie an Ort und Stelle. Sie war unfähig, sich auch nur zu rühren, jeden Moment fürchtete sie, von irgendetwas berührt zu werden, das sie nicht sehen konnte. Scharfe, spitze Zähne zu spüren, die sich in sie schlugen.


Eine Bewegung in ihrem Augenwinkel. Sie wirbelte herum. Ein Aufflackern. Da war ein heller Fleck in der Finsternis. Sie sah es ganz genau. Wie weißer, wabernder Nebel. Nur, dass dieser Nebel fest war. Konturen bildete. Augen, Mund und Nase formte, Arme und Beine. Sie sah das alles für einen Moment klar und deutlich vor sich, starrte die Gestalt vor sich fasziniert an, bevor ein Zucken durch sie ging und sie verschwand.
      Eine Berührung ließ sie zusammenfahren. Ein erstickter Schrei entwich ihrer Kehle, der ein paarmal von den Wänden widerhallte, bevor er erstarb.


„Was ist denn los?“ Es war Diana, die mit einem Mal mit großen Augen vor ihr stand.
     „D-da war etwas! Ein Gespenst“


Aufgeregt deutete sie auf eine Stelle, die nun natürlich leer sein musste. Diana schaute nach, aber ihr Blick kehrte zweifelnd zu ihr zurück. Trotzdem ging sie los, um nachzusehen. 
     Akara wollte sie zurückhalten, wollte verhindern, dass sie wieder von der Dunkelheit verschluckt wurde, aber als sie sich jetzt umsah, bemerkte sie, dass es gar nicht so dunkel in der Höhle war. Im Gegenteil. Licht fiel von einem Loch in der Decke jenseits einer Biegung herein und beleuchtete sie mehr als ausreichend. Wo nur war die beinahe greifbare Finsternis geblieben, die sie vor kurzem noch fest im Griff gehabt hatte?
     Akara wurde aus ihren Gedanken gerissen, als Diana einen erschrockenen Laut ausstieß. Ohne nachzudenken huschte Akara an die Seite der Freundin, auch wenn es eher sie war, die Schutz bei ihr suchte.
     „Was? Was?“
     „Sieh mal!“, rief Diana erstaunt.


Sie deutete auf den Boden und als Akara ihrem Fingerzeig folgte, sah sie etwas längliches Weißes zu ihren Füßen.
     „Sind das etwa Knochen?“, stellte sie entsetzt fest.


Diana nickte als Antwort nur. Da lag tatsächlich ein Skelett. Es war halb unter der angrenzenden Wand begraben, aber sie sahen noch ganz eindeutig den Schädelknochen und den Brustkorb. Als Akara das sah, wurde ihr ganz anders. Sie konnte sich schließlich denken, wer es war, der hier lag. Oder zumindest, wie diese Person ausgesehen hatte.
     „Was glaubst du, wer das wohl mal war?“, hörte sie Diana fasziniert fragen.
     „Ich weiß es nicht.“ ‚Und ich will es auch gar nicht wissen!‘ Sie wollte nur noch von hier verschwinden. „Wir sollten vielleicht lieber weitersuchen gehen. Wotan ist noch immer da draußen“, drängte sie deshalb.
      Diana nickte wortlos und zusammen verließen sie die Höhle wieder.


„Ich hoffe nur, dass wir ihn finden werden. Wir oder irgendwer von den anderen. Und dass es ihm gut geht“, hörte sie Diana reden, als sie wieder draußen waren und zusammen durch den Schnee gingen.
     Akara hörte das und sie nickte, aber ihre Gedanken waren nicht bei Wotan, sondern bei der Toten.


Der Toten, die ihr Gesicht gehabt hatte.   
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Hier weiterlesen -> Kapitel 66 

Man sieht es leider nicht genau, aber glaubt mir, sie sieht Akara zumindest ziemlich ähnlich.
Die Frage ist nur, wer ist die Frau und wo ist Wotan? Zumindest eines davon wird nächstes Mal geklärt werden.

Anya hat die Geburt also doch gut überstanden und mit ihr ihr kleiner Junge. Bei Jana und ihrem Jungen jedoch sieht das ein bisschen anders aus. 
Der Name ihres Sohnes übrigens hat mir ganz schön Kopfzerbrechen bereitet. Ich wollte ihn eigentlich Jan nennen, eine Mischung aus Jana und Aan eben, aber da er mein erster blonder Junge ist, musste ich ihn einfach Alistair nennen. Warum, erzähle ich zu einem anderen Zeitpunkt noch.

Ich hab die beiden Jungs bei den Charakteren hinzugefügt und da Greta, Wulfgar und Jin Geburtstag hatten, ihre Bilder aktualisiert. 

Nächstes Mal dann nehmen wir von jemandem Abschied. 

Bis dahin verabschiede ich mich und danke euch fürs Lesen!

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