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Mittwoch, 20. April 2022

Kapitel 149 - Alaric

Was bisher geschah:
(für eine kurze Zusammenfassung auf den Spoiler klicken)



Es dunkelte bereits, als Alaric Lulu entkommen konnte. Er war erneut nach draußen geflohen, aber erneut kam er nicht sehr weit. Jemand hatte ihm aufgelauert und fing ihn ab, sobald er das Haus verließ. Es war der mit dem Namen Nero.


„He! Du!“, rief er und kam aus dem Schatten heraus. Er blieb vor ihm stehen und betrachtete ihn erst einmal von oben bis unten. Auf seinem Gesicht stand geradezu Misstrauen geschrieben. „Warum behauptest du, Ragna zu sein?“
     „Ich habe nie behauptet, er zu sein.“
     „Aber du hast es auch nicht abgestritten. Was willst du damit erreichen, dass du auf das Grab meines Freundes pisst, du dreckiger Hochstapler?“


„Ich habe nicht vor, den Platz deines Freundes einzunehmen“, erwiderte er nüchtern. „Ich bin nicht er. Vielleicht war ich es mal, daran erinnere ich mich nicht mehr, aber jetzt bin ich Alaric.“
     Plötzlich kam der Andere bedrohlich nahe, blieb dicht vor ihm stehen und starrte ihn böse an.


„Du bist nicht Ragna!“, zischte er. „Ragna war ein ganz besonderer Junge. Er war mein bester Freund, ich kannte ihn, und du bist nicht er! Also wage es ja nicht, sein Andenken in den Dreck zu ziehen, hast du verstanden?“
      Er rempelte ihn im Vorbeigehen an, und Alaric tat das, was er am besten konnte: Er schwieg. Und beobachtete.


„Und kannst du dir das vorstellen, Malah verteidigt ihn! Nach allem, was Nila sich zuschulden hat kommen lassen!“
     Nero musste sich zusammenreißen, um nicht auf den Boden zu spucken. Er hatte sich so in Rage geredet, dass sein Kopf röter noch war als ihr Haar. Eine Ader war auf seiner Stirn sichtbar geworden, die Adelaide zuvor nie dort aufgefallen war.
     „Aufgehängt gehört er! An ein Pferd gebunden und geschleift! Wenn ich nur einen Moment mit ihm allein hätte! Nur einen klitzekleinen Moment!“
     „Du solltest dich nicht so aufregen“, sagte sie ihm ruhig und unbeeindruckt. „Sonst trifft dich noch der Schlag.“


„Ihn sollte der Schlag treffen! Und wenn du wüsstest – das ist ja noch nicht mal alles, was mich aufregt! Weißt du, was heute passiert ist? Da kommt so ein Hundsfott an und meint, dass er Ragna ist!“ Er lachte auf, während Adelaide eine Schale aus den Händen glitt und ins Abwaschwasser zurückfiel. „Kannst du dir sowas Lächerliches vorstellen? Sowas Dreistes?“
     „Wie… kommt er denn dazu, sowas zu behaupten?“
     Er schnalzte genervt mit der Zunge. „Lulu, Ragnas Mutter, ist davon überzeugt, dass dieser Kerl – Alaric – dass er Ragna ist. Und natürlich leidet er unter Gedächtnisverlust, weiß nichts mehr aus seiner Kindheit. Ha! Dass ich nicht lache! Das kauf ich ihm nicht ab!“
     „Aber warum sollte er sowas behaupten?“


Als Nero zu seiner Freundin sah, hatte die sich umgedreht, die Hände hinter dem Rücken, spielte mit dem Geschirrtuch und scharrte mit den rechten Fuß auf dem Boden. Mied seinen Blick.
     „Du glaubst das doch nicht etwa, oder?“
     „Ich habe ihn ja noch nicht gesehen“, erwiderte sie hastig.
     „Das brauchst du auch gar nicht. Ich gebe zu, dass da eine gewisse Ähnlichkeit ist. Oder zumindest glaube ich, dass Ragna ihm heute ähnlich sehen würde. Aber er ist es nicht. Das weiß ich.“ Sie antwortete ihm nicht, also fügte er hinzu: „Hör zu, Aida, ich kannte Ragna. Er war mein bester Freund, und ich sage dir, dass dieser Alaric nicht er ist. Sie sind grundverschieden.“


Sie nickte zaghaft und machte sich unter seinem forschenden Blick wieder an den Abwasch. Eine Weile lang sprach niemand von ihnen und nur das Klappern der Schüsseln war zu hören, bis zwei bekannte Stimmen zu ihnen waberten.
     „Versucht dein Bruder immer noch, Nara zu überreden, zu euch zu kommen?“
     „Ja, aber sie will immer noch nicht.“


Nachdem Adelaide erfahren hatte, dass Cordelia nicht ihre Mutter war, hatte sie lange mit sich gehadert, sich letztendlich jedoch dazu entschlossen, auf die geplante, arrangierte Hochzeit zu pfeifen und stattdessen auf das Angebot ihres Bruders einzugehen, mit ihm zusammenzuziehen. Er plante, ihnen irgendwo ein Haus zu bauen, und er hatte Nara ebenfalls eingeladen, bei ihnen zu leben, um der Misshandlung in ihrem Elternhaus zu entkommen.


Nero ging zur Tür, um den Neuankömmlingen zu öffnen. Nara stand schon davor, Rufus unweit hinter sich. Als Nero ihr ein Lächeln schenkte, wurde es auf Naras Gesicht widergespiegelt.
     „Hallo, Nara. Wie geht es dir?“, fragte er sie.
     Sie strahlte, sagte: „Gut“, und strich sich dabei verstohlen über den noch immer fast flachen Bauch. Sie versuchte noch immer, zu verstecken, dass sie schwanger war. Versuchte noch immer, jegliche Verbindung mit Nila zu bestreiten. Sie hatte nie damit aufgehört, obwohl inzwischen beinahe alle wussten, was Nila ihr angetan hatte und dass er der Vater ihres Kindes war. Nero musste sich zwingen, weiter zu lächeln, als er daran erinnert wurde.


„Ach, Rufus“, wechselte er das Thema, ging zur Seite und ließ die beiden eintreten, „Wulfgar ist übrigens wieder aufgewacht. Wenn du vielleicht zu ihm gehen willst…“
     „Darauf kann er lange warten. Ich habe ihm nichts zu sagen.“
     Nero war Rufus gegenüber am Anfang natürlich misstrauisch gewesen – immerhin hatte er einen der ihren angegriffen und beinahe getötet gehabt. Aber inzwischen hatte er erfahren dürfen, dass Adelaides Bruder eigentlich schwer in Ordnung war. Er war ein anständiger Kerl, der sich wirklich um seine Schwester bemühte und der zudem versuchte, Nara vor weiterem Schaden zu bewahren.


„Erik...“, kam Adelaide sofort hinzu. 
     „Nenn mich nicht immer so! Ich habe dir gesagt, dass ich jetzt Rufus heiße. Fein! Wenn du unbedingt drauf bestehst, gehe ich hin und versuche es zu klären. Aber ich werde nicht vor ihm kratzbuckeln!“
     „Ich glaube auch nicht, dass das nötig sein wird“, warf Nero ein. „Wulfgar meint, dass du jedes Recht auf Vergeltung hattest, und deshalb nimmt er es dir auch nicht krumm. Das habe ich zumindest rausgehört, als er Lu zu beruhigen versucht hat. Der wiederum ist nach wie vor stinksauer auf dich. Du hast Glück, dass er nicht der Typ für Rache ist, sonst müsstest du dich echt vorsehen.“
     „Trotzdem solltest du hingehen und das klären. Nur zur Sicherheit“, fand Adelaide.
     Sie wollte in der Gegend bleiben, und weil Rufus seiner Schwester gern den Gefallen tun wollte, war es nur weise, mit den potentiellen Nachbarn Frieden zu schließen. Immerhin hätte der gesamte Stamm ein Recht auf Blutrache gehabt, wenn Wulfgar gestorben wäre.
     „Dann geh am besten morgen früh hin“, riet Nero. „Malah hat da sowieso einige von auswärts zu einer Versammlung eingeladen.“


Adelaide brauchte nicht einmal wirklich besonders leise oder vorsichtig zu sein, während sie in der anbrechenden Nacht ums Uruk-Haus herum schlich. Sie hatte so eine natürliche Begabung dazu, nicht aufzufallen, dass sie sowieso niemand bemerkt hätte, wie sie wusste. Das war schon immer so gewesen. Doch das war ihr auch ganz recht so. Sie war sowieso immer lieber für sich allein gewesen.
 

Bis zu dem Zeitpunkt zumindest, als sie damals Ragna das erste Mal begegnet war. Da war etwas an dem Jungen gewesen, das ihr aufgefallen war. Sie konnte nicht genau sagen, was es gewesen war, aber er hatte sie von Anfang an fasziniert gehabt.
     Also war sie ihm gefolgt – unbemerkt natürlich – hatte ihn beobachtet, hatte gesehen, wie er darunter gelitten hatte, ausgeschlossen zu sein, hatte seinen wundervollen Geschichten gelauscht, und da war es geschehen, dass sie sich in ihn verliebt hatte. Es war für sie deshalb nicht nur ein Freund gewesen, den sie vor so vielen Jahren verloren hatte.


Sie hatte es Nero nicht sagen können. Damals nicht und auch jetzt nicht. Sie hatte geschwiegen, hatte gewartet, bis er gegangen war und noch ein bisschen länger, und dann war sie ihm gefolgt. Dorthin, wo der Junge war, der behauptete, Ragna zu sein. Sie wollte ihn sehen. So unbedingt.


Und es war wie damals – eine zufällige Begegnung, beinahe so, als wäre es Schicksal. Sie wollte gern denken, dass es Schicksal war. Sie bemerkte, wie sich jemand von Schatten zu Schatten bewegte. Er huschte nicht, er schlich nicht, er glitt hinüber, ganz natürlich. Sie wusste sofort, dass er genauso war wie sie. Er fiel einfach nicht auf.
     Sie ging zu ihm hinüber – sie wusste genau, dass er es war, obwohl es inzwischen viel zu dunkel war, um ordentlich sehen zu können. Er verharrte, als er sie bemerkte, wartete ab, dass sie vorüberging. Dass sie ihn nicht bemerkte.
     ‚Aber ich habe dich bemerkt.‘


Und dann stand sie vor ihm. Er bewegte keinen Muskel, nur die Augen verfolgten jede ihrer Bewegungen ganz genau. Braune Augen, in die sie lange nicht mehr gesehen hatte. Er war größer geworden – natürlich war er das – und obwohl sie sonst immer reden konnte, wenn sie das wollte, war sie diesmal um Worte verlegen.
     Sie räusperte sich dreimal, grüßte ihn verhalten und schämte sich für ihre kratzende, heisere Stimme. Sie spürte, wie eine brennende Hitze ihr zu Kopf stieg.


„Ich habe Ragna gekannt. Als Kind“, erklärte sie. Und dann schaute sie ihn lange an. Betrachtete fasziniert jeden Millimeter seines makellosen Gesichts. „Du bist es wirklich! Ich sehe es in deinen Augen!“
     „Ich weiß nicht, ob ich der bin, den du einst kanntest“, sprach er schließlich mit der wundervollsten Stimme, die sie je gehört hatte. „Aber jetzt bin ich es nicht mehr. Ich bin jetzt Alaric.“
     „Alaric“, probierte sie. „Das ist ein schöner Name.“
     Sie lächelte, kam sich dämlich vor, starrte auf ihre Füße.


„Und wie heißt du, wenn ich fragen darf?“ Sie brachte stotternd ihren Namen heraus, und er sagte: „Das ist auch ein schöner Name. Er passt zu einem schönen Mädchen wie dir.“
     Ein Lächeln legte sich auf sein Gesicht, dass sie glaubte, sie müsse ersticken. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals hinauf, und sie befürchtete, dass er es hören würde.
     Im nächsten Moment hatte sie einen Schritt auf ihn zugetan, stolperte beinahe über ihre Füße, hielt wieder an und wusste nicht, was sie jetzt tun sollte. Doch das da vor ihr war nicht mehr der schüchterne Junge von einst. Da vor ihr stand ein junger Mann, der genau wusste, was zu tun war. Was er tun und sagen musste, um zu bekommen, was er wollte.


Er kam auf sie zu, beugte sich vor, dass sein Gesicht ganz nahe an ihrem war, legte ihr eine Hand auf die Wange und sah ihr lange in die Augen. Adelaides Denken hatte zu diesem Zeitpunkt schon längst ausgesetzt.


Sie schloss ihre Augen, spürte seine warmen Lippen auf ihren, und dann hielt sie nichts mehr. Sie schlang ihre Arme um seinen Nacken, er zog sie an sich, ihre Körper dicht an dicht. Sie kannte ihn keine Stunde lang, aber in diesem Moment, unter dem wolkenverhangenen Himmel in kalter Winternacht, wusste sie, dass sie ihn nie wieder gehen lassen würde.
     Und deshalb ließ sie sich wenig später auch bereitwillig von ihm mit sich ziehen.


Sie musste es einfach jemandem erzählen. Sie glaubte, zu platzen, wenn sie es nicht tun würde. Nur, wem sollte sie davon erzählen? Ihrem Bruder konnte sie sowas Intimes ja nie und nimmer nicht erzählen. Und Nero erst recht nicht! Obwohl er ihr bester Freund war, wusste sie ja, dass er nichts von Alaric hielt.


Alaric. Sie bekam eine wohlige Gänsehaut, als sie nur an ihn dachte. Ihren süßen, wundervollen, schönen Alaric. Sie hatten gestern beinahe die gesamte Nacht zusammen im Lagerhaus verbracht, hatten kaum ein Auge zugetan.


Und in den frühen Morgenstunden, noch bevor Alin sie im Lager hätte erwischen können, hatte er sie nach Hause begleitet. Er hatte sie an der Tür verabschiedet, hatte ihr einen Kuss gegeben und ihr gesagt, dass er hoffe, sie bald wiederzusehen. Sie hoffte das auch. Sie konnte es gar nicht abwarten, hatte ihn am liebsten gar nicht gehen lassen wollen. Und jetzt wollte sie jemandem davon erzählen, weil sie glaubte, sonst vor Freude vergehen zu müssen.


Deshalb war sie auch sofort zur Stelle, als ihr Bruder, der zur persönlichen Eskorte von Nara mutiert war, mit jener in der Ferne auftauchte. Obwohl ihr so viel widerfahren war, hatte Nara keine Angst davor, weiterhin durch die Gegend zu streifen, und Adelaide bewunderte sie für ihren Mut. Sie kam beinahe jeden Tag hierher, um an den Strand zu gehen, wo sie Muscheln sammelte und im Sommer im Meer spielte und Häuser in den Sand baute. Adelaide hatte sie oft dabei gesehen, hatte sich aber nie weiter mit ihr befasst.
     Jetzt jedoch konnte sie es gar nicht erwarten, dass Nara sie endlich erreichte. Kaum, dass sie vor ihr zum Stehen gekommen war, grüßte und lächelte, hatte sich Adelaide ihrer bemächtigt. Sie verscheuchte Rufus und zog die überfordert dreinschauende Schwangere hinter sich in ihr Zimmer, das sie inzwischen zusammen mit ihrem Bruder bewohnte.


Und dann durfte sich Nara erstmal anhören, wie Adelaide die nächste Zeit ununterbrochen von ihrem Liebsten schwärmte.
     „Ich kann dich jetzt wirklich verstehen“, schloss sie nach einer gefühlten Ewigkeit, die Nara still gewesen war und so getan hatte, als würde sie zuhören. „Es ist so wundervoll, zu lieben und geliebt zu werden. Ich habe noch nie sowas Intensives gefühlt. Ich war noch nie so glücklich.“
     Als sie Nara die Hand tätschelte, kam diese aus der Geschichte, die sie sich gerade in ihrem Kopf ausgedacht hatte, in die Wirklichkeit zurück, um in ein trauriges Gesicht zu schauen.


„Ich fühle wirklich mit dir. Das muss so schwer für dich sein, dass du ihn nicht mehr sehen kannst, deinen Nila.“
     Die Traurigkeit schwappte zu Nara hinüber, griff nach ihrem Herz und zerdrückte es fast. Sie musste ein paarmal schwer schniefen.
     „Nero hat erzählt, dass er wieder da sein soll.“
     „Echt?“
     „Ja. Auch wenn ich gehört habe, dass er in ziemlichen Schwierigkeiten steckt.“ Sie machte eine Pause, sah das andere Mädchen forschend an, das dazu übergegangen war, erschrocken auszusehen. „Darf ich dich mal etwas fragen, Nara?“
     „Was denn?“
     „Glaubst du, dass er dich auch liebt?“


Sie nickte eifrig, ohne zu zögern. Dafür tat es Adelaide jetzt. Sie hatte bislang vermieden, mit Nara über diese Angelegenheit mit Nila zu reden, doch plötzlich wollte sie ihr helfen. Wollte, dass die Andere glücklich wurde, so wie sie war.
     „Aber wenn er dich wirklich liebt, warum kommt er dann nicht zu dir?“
     „Weil die bösen Leute ihn nicht lassen.“
     „Wie meinst du das?“
     „Nila sagt, alle sind böse zu ihm und verbieten ihm schöne Sachen. Deshalb darf niemand wissen, dass wir uns liebhaben. Weil sie das sonst auch verbieten.“
      „Und deshalb hat er dich gezwungen, dass du euer Kind wegmachst?“


Sie nestelte nervös an ihrem Finger. Die Fingernägel waren allesamt zerkaut, fiel Adelaide auf. „Ich soll kein Kind kriegen. Mama und Papa sagen das auch. Weil es so wird wie ich.“
     „Und das ist schlimm?“ Als Nara nickte, meinte sie: „Ich finde das nicht. Ich finde sogar, dass du einer der großartigsten Menschen bist, die ich je getroffen habe. Ich habe mich irgendwie nie so gut mit anderen Mädchen verstanden. Sie meinten immer alle, ich sei komisch, weil ich lieber für mich bin. So gut wie niemand versteht das. Nicht einmal wirklich Nero, obwohl wir Freunde sind. Aber du hast mich nie so seltsam angesehen wie die anderen Leute. Du bist auch viel netter als so gewisse Königinnen der Gegend, die meinen, dass sie das Beste der Welt sind und alle ihnen zu Füßen liegen sollten. Ja, ich mag dich viel lieber als viele Leute hier. Und deshalb fände ich es auch nicht schlimm, wenn dein Kind so werden würde wie du. Aber es ist eigentlich auch nicht wichtig, was ich oder andere finden, sondern nur, was du findest. Und was du willst.“


„Ich will, dass ich und Nila und unser Kind eine Familie sind!“, kam unverzüglich zurück.  
     Adelaide wusste nicht, ob sie mit dieser Antwort zufrieden sein sollte – sie hätte sich gewünscht, dass Nara einsah, dass dieser Nila sie sehr offensichtlich nur benutzt hatte – aber es war, wie sie selber gesagt hatte: Es war Naras Entscheidung.
     „Wenn du das so sehr willst und ihr euch liebt, bin ich mir sicher, dass es einen Weg geben wird, wie ihr beide zusammen sein könnt. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass sie euch das verbieten werden, wenn ihr beide heiraten wollt. Ihr solltet es einfach probieren.“


Nara war jedoch unsicher, was sie tun sollte, das konnte selbst Adelaide erkennen.
     „Was hältst du davon, wenn wir dich ein bisschen rausputzen, und dann begleite ich dich zum Uruk-Stamm und du sprichst mal mit Nila?“, bot sie ihr deshalb an.
     Nara antwortete erneut mit Unsicherheit, doch Adelaide war sich ihrer Sache sicherer denn je. Sie würde Nara helfen, egal wie das letztendlich auch ausgehen würde. Egal, ob sie letztendlich an der Seite ihres Liebsten sein oder aber ihr Herz gebrochen bekommen, dafür jedoch die Wahrheit erkennen würde.


Es dauerte nicht lange, um die hübsche, junge Frau zum Vorschein zu bringen, die Nara war. Adelaide musste sie gerade einmal in eines ihrer Kleider stecken und ihr die beiden kindlichen Zöpfe öffnen. Schon war Nara nicht mehr wiederzuerkennen. 
     Und das sah scheinbar nicht nur sie so. Rufus, der gerade zur Tür hereinkam, während sie Nara die Haare kämmte, fielen beinahe die Augen aus dem Kopf und er konnte das Starren nicht einstellen, sodass er geradewegs gegens Bett lief.


Als Adelaide das sah, kam ihr eine Idee und sie schob Nara vor ihren Bruder, damit diese seine Meinung über ihre Veränderung hören konnte. Nara spielte wunderbar mit, indem sie schüchtern und süß lächelte, was dazu führte, dass Rufus die nächste Zeit nur noch des Stotterns mächtig war.
     Nachdem er dann endlich ein „schö-schö-schön“ rausgebracht hatte, trat er hastig die Flucht nach draußen an, aber Adelaide war noch nicht fertig mit ihm. Sie bat Nara, sie kurz zu entschuldigen und folgte ihrem Bruder. Sie fand ihn gleich neben der Zimmertür vor, wo er gegen eine Wand gelehnt stand, eine Hand auf den Augen.


„Sie gefällt dir, was?“, fragte sie geradeheraus und brachte ihn dazu, erschrocken von der Wand zurückzuspringen.
     Sie grinste, während sein Gesicht versuchte, die Farbe von Erdbeeren anzunehmen. Er bekam kein Wort heraus.
     „Warum fragst du sie nicht, ob sie dich heiraten würde?“
     Die Erdbeeren wurden zu Kirschen. „Du sagt das so einfach“, nuschelte er.
     „Sag bloß, dass du schüchtern bist.“


„Lach nicht! Ich habe halt nicht so viel Erfahrung im Umgang mit Frauen“, gab er aufgekratzt zurück. „Julius war ziemlich eifersüchtig. Nachdem ich einmal mit der Dienerin eines seiner Gäste geliebäugelt habe, hat er mir lange Zeit verboten gehabt, auch nur aus meinem Zimmer rauszukommen, wenn er weibliche Gäste hatte. Die einzigen Frauen, mit denen ich jahrelang überhaupt reden durfte, waren Flavia, die wie meine Mutter war, und ihre beiden Töchter, die für mich wie Schwestern waren. Deswegen… ist das nicht so einfach für mich, okay?“
     „In Ordnung, in Ordnung. Reg dich nicht auf.“


„Warum musstest du das auch unbedingt machen?“, beklagte er sich. „Als sie wie ein Kind ausgesehen hat, konnte ich wenigstens mit ihr reden, ohne mich wie ein Depp aufzuführen. Ich meine, auch da habe ich schon gesehen, dass sie hübsch ist, aber… Wie soll ich sie denn jetzt dazu überredet bekommen, dass sie ihr Elternhaus verlässt? Wie soll ich denn mit ihr in einem Haus leben, wenn ich nicht mal mit ihr reden kann?“
     „Na, hab ich doch gesagt: Du heiratest sie einfach.“
     Er unterbrach sein unruhiges Auf- und Abgehen, um sie missbilligend anzusehen. „Sicher. Sie wird mich ja bestimmt auch wollen, wo ich ihr nicht mal etwas bieten kann. Ich könnte sie ja momentan nicht mal versorgen.“
     „Aber du hast ihr ja trotzdem angeboten, bei uns zu wohnen, also…“


„Ach!“, wehrte er ab und seine Schultern fielen resigniert herab. „Das ist sowieso alles egal. Sie will ja nicht mal bei uns wohnen. Und dann ist da ja auch noch dieser Kerl, an dem sie hängt…“
     „Ja, weißt du, was das angeht, habe ich vielleicht einen Plan. Es kann jedoch auch sein, dass es dazu führt, dass dieser Kerl – Nila – endlich zu ihr steht. Letztendlich geht es mir vor allen Dingen um Naras Glück. Siehst du, wir müssen Nila nämlich endlich dazu zwingen, dass er sich entscheidet und dass das auch Nara sieht. Dass sie es einsieht, sollte er sie ablehnen.“
     „Was schlägst du also vor?“
     Adelaide sah ihren Bruder verschwörerisch an und erzählte ihm von ihrem Vorhaben.


Nachdem sie sich lange darüber beratschlagt hatten, wem sie vertrauen konnten, hatte Malah ihre Boten ausgeschickt und zu einer großen, geheimen Versammlung geladen, um die weiteren Kriegsvorbereitungen zu planen. 
     Alin hatte sich in der Vergangenheit ihnen gegenüber stets als loyal erwiesen, und da er auch der Verlobte von Lulu war, hatten sie sich schnell darauf geeinigt gehabt, ihn von den Leuten vom Handelsposten einzuladen. Hana, als Danas Schwester, und Isaac waren auch hergekommen. Wirt und Tanja waren ebenso erschienen, wie Gisa von den Blums, die Wulfgar und Greta gemeinschaftlich überredet hatten.


Bei den anderen Nachbarn war man sich lange Zeit unsicher gewesen, ob man sie überhaupt einweihen sollte, aber Malah hatte sich als Zeichen des Vertrauens schließlich dafür entschieden. Und tatsächlich hatte nicht einmal Griswold gezögert, ihnen zu glauben, und er hatte sogar zugesichert, mit dem Waffen- und Rüstungsschmieden zu beginnen, sollten sie es brauchen. Sie hatten Glück, dass der Schmied, der bislang nur Töpfe und Pfannen angefertigt hatte, scheinbar auch das beherrschte. Deshalb waren er und Greta ebenfalls anwesend.


Beim Ahn-Stamm hingegen hatten sie mehr Vorsicht walten lassen. Jade hatte sich erst einmal für sie umgehört gehabt, und auf Tanns Drängen hin hatten sie dann schließlich Lenn eingeweiht. Der war mit seiner Verlobten Sharla, und Wanda erschienen. Jade war ebenfalls da und die üblichen Verdächtigen des Uruk-Stammes natürlich.
     Doch nachdem dieser Schritt getan war, war der Nächste leider nicht so klar. Bevor sie auch nur an die Strategieplanung gehen konnten, mussten erst einmal andere Dinge geklärt werden. Viele andere Dinge, sodass sie zunächst eine ganze Weile nur damit beschäftigt waren, überhaupt zu klären, über was sie zuerst sprechen sollten.


Als Lulu schließlich fallen ließ, dass es ein Unglück war, dass Alin jüngst die Führung über den Handelsposten an den jüngeren Marduk abgegeben hatte, war es lange Zeit erstmal still.
     „Du hast was?“, rutschte es Malah erschrocken heraus.
     „Es stimmt“, gab Alin zu. „Leider. Nachdem ich vergiftet worden bin, habe ich mich dazu entschlossen, in den Ruhestand zu gehen. Deshalb habe ich die Führung über den Posten an meinen Neffen übertragen. Ich dachte, dass er besser für solche… Vorkommnisse gefeit sei. Immerhin hat er mich von Anfang an davor gewarnt, Ida zu vertrauen. Ich habe nur nicht auf ihn gehört. Dabei hätte ich es besser wissen müssen. Hier geschieht schließlich kaum etwas, von dem Marduk nicht weiß.“


„Und das ist das Problem“, mischte sich Garrus ein, der als ihr militärischer Berater teilnahm. „Ich verwette mein letztes Hemd darauf, dass dein Neffe schon lange vor uns davon wusste, dass ein Krieg auf uns zukommt. Aber er hat trotzdem nichts gesagt.“
     „Willst du damit sagen, dass er uns verraten hat?“, fragte Alin, und es war das erste Mal überhaupt, dass er feindselig aussah.
     „Wenn nicht jetzt, dann wird er es irgendwann tun. Das steht außerfrage.“
     „Mir ist bewusst, dass man Marduk hier nicht sonderlich viel Vertrauen entgegenbringt. Und ja, ich gebe zu, dass seine Loyalität käuflich ist. Ich selber mache mir schon, seitdem er damals bei mir in die Lehre gegangen ist, Sorgen darum, dass der Profit ihm wichtiger als Menschlichkeit ist. Aber eines versichere ich euch: Seinen Freunden und seiner Familie gegenüber war Marduk stets loyal. Sie kommen für ihn immer an erster Stelle.“
     „Und warum hat er dann nicht wenigstens dich gewarnt, da du ja zur Familie gehörst?“
     „Deswegen sage ich ja, dass er nichts davon wissen kann, weil er mich sonst gewarnt hätte.“
     „Aber du hast es doch selber gesagt, dass ihm kaum etwas entgeht. Und da gebe ich dir recht. Wahrscheinlich weiß er auch schon längst von unserem heimlichen Treffen hier.“


Alin sah sich hilflos um, bis sein Blick an jemandem hängen blieb. „Hana, du kennst meinen Neffen doch besser als sonst jemand hier. Du hast schließlich schon viel mit ihm zu tun gehabt. Du kannst mir sicherlich recht geben, dass Marduk nichts davon wusste, nicht wahr?“
     „Wie kommst du darauf, dass ich etwas davon wüsste? Es ist nicht so, dass wir sonderlich viel reden, wenn wir miteinander zu tun haben. Aber wenn du meine Meinung hören willst“, sagte sie kalt, „dann gebe ich Garrus recht. So, wie ich Marduk kennengelernt habe, würde ich ihm nicht mal so weit über den Weg trauen, wie ich ihn bezahlen kann. Er ist käuflich, und Goldhain heißt nicht ohne Grund so. Ida hat Geld, viel mehr Geld als wir hier. Wenn sie es will, kann sie sich Marduks Loyalität sofort kaufen. Wahrscheinlich rechnet er sogar damit und wartet deshalb ab.“
     „Das gerade du so von Marduk redest, hätte ich nicht von dir gedacht“, erwiderte Alin kopfschüttelnd.


„Hör mal zu, Alin, du hast die Beziehung zwischen mir und deinem Neffen schon immer falsch verstanden, hat es den Anschein. Denn unsere Beziehung ist rein sexueller Natur. Und ich muss niemanden vertrauen oder gar mögen, um mit ihm ins Bett zu steigen. Marduk sieht das genauso, das weiß ich, und deshalb haben wir gut funktioniert. Du bist ein guter Kerl und sein Onkel und willst ihn deshalb verteidigen. Das verstehe ich. Aber ich habe nichts für ihn übrig und werde deshalb nicht lügen. Es ist, wie es ist: Marduk ist nicht vertrauenswürdig und wahrscheinlich wird er uns verraten.“   
     Alin wusste nicht, was er davon halten sollte, und das sah man ihm im Gesicht an. Er war entwaffnet, schwieg und sah auf seine Füße hinab. Lulu strich ihm tröstend über den Rücken, aber er reagierte nicht auf sie.


„Das ist schlecht, da er jetzt den Handelsposten und damit unseren Nachschub in der Hand hat“, zeigte Aan auf. „Ist es vielleicht möglich, dass du die Übergabe rückgängig machst, Alin?“
     Der Händler im Ruhestand schüttelte den Kopf.
     „Nun, erst einmal solltet ihr herausfinden, ob es überhaupt stimmt, dass Marduk mit dem Feind kollaborieren will“, schlug Isaac vor. „Es sieht zwar alles danach aus, aber es steht nicht eindeutig fest.“
     „Ich werde versuchen, mit ihm zu reden“, bot Alin an.
     „Dann wird er aber wissen, dass wir von Idas Plänen wissen“, gab Malah zu bedenken. „Das halte ich für keine gute Idee.“


„Wieso nicht?“, mischte sich Wulf ein, der sich einfach selber eingeladen hatte. „Diese ganze Heimlichtuerei ist sowieso völlig hinfällig, wenn er von allem weiß. Zudem – was soll schon passieren, wenn Ida erfährt, dass wir von ihren Plänen wissen? Die wird sich ins Fäustchen lachen, wird die, weil wir überhaupt keine Bedrohung für sie darstellen.“
     „Das stimmt leider“, pflichtete Aan ihm bei. „Obwohl wir die genaue Anzahl ihrer Soldaten nicht kennen, wissen wir, dass sie welche hat. Und wir haben…“
     Er nickte zu Garrus, der ihr einziger, ausgebildeter Soldat war. Der einzige, der zumindest noch kampffähig war, wenn man Wulfgars Verletzung und sein Alter in Betracht zog.
     „Sag ich ja“, fuhr Wulf fort. „Wir sollten lieber zusehen, dass wir uns Verbündete suchen.“
     „Nur, wen?“, fragte Malah unglücklich. „Wir haben keine Verbündeten und wissen ja nicht einmal, wie letztendlich der Ahn-Stamm zu uns stehen wird.“


Sie warf einen Blick zu Lenn hinüber, der ihm auswich. Es bedurfte erst Sharlas Hand auf seiner Schulter, dass er hören ließ: „Ich weiß nicht, was ich dir sagen soll, Malah. Wir – Sharla, Wanda und ich – stehen natürlich auf eurer Seite, wenn es hart auf hart kommt, doch ich kann dir wirklich nicht sagen, wie es bei den Anderen aussieht. Ich muss gestehen, dass ich bislang nicht einmal den blassesten Schimmer hatte, was Reinard eigentlich hinter unserem Rücken tut. Und ich weiß auch nicht, wer letztendlich alles davon weiß. Ich dachte immer, ich würde die Leute dort kennen, mit denen ich zusammenlebe, aber in letzter Zeit musste ich feststellen, dass ich mich geirrt habe. Ich – wir – sind ehrlich zutiefst erschrocken und bestürzt über das, was Reinard getan hat, und wir ziehen in Betracht, dem Ahn-Stamm den Rücken zu kehren, sollte sich herausstellen, dass nicht nur er hinter dem allen steckte.“  
     „Es ist gut, zu wissen, dass ihr auf unserer Seite steht. Aber wir müssen auch wissen, wo die anderen in eurem Stamm stehen.“


„Vielleicht ist es deshalb tatsächlich eine Überlegung wert, mit offenen Karten zu spielen“, meldete sich Tann zu Wort.
     „Ich würde sogar noch einen Schritt weitergehen und Reinard offen mit allem konfrontieren“, setzte Aan hinzu. „Sollte sich herausstellen, dass das Ganze nur von Reinard ausging, besteht immer noch die Chance, dass er gestürzt wird und wir dann einen Verbündeten im anderen Stamm haben.“
     „Also sollen wir von nun an mit offenen Karten spielen?“ Malah sah in die Runde, und obwohl sie in einige unglückliche oder zweifelnde Gesichter schaute, nickten ihr die meisten zu, und damit war es beschlossen.  
     „Hat eigentlich schon einmal jemand daran gedacht, das Gespräch mit Ida zu suchen?“, schlug Lu plötzlich vor und erntete damit nicht nur einige ungläubige Blicke.


„Ihr solltet das tatsächlich in Betracht ziehen“, stimmte ihm ausgerechnet Isaac zu. „Reinard hat Ida dazu überredet, hier einzufallen, unter der Prämisse, dass er ihr Vasall wird. Doch das könnt ihr ebenso tun.“
     „Wir sollen uns ihr also unterwerfen?“, schlussfolgerte Aan missbilligend.
     „So sehr euch diese Vorstellung auch missfällt, ihr solltet diese Möglichkeit in Betracht ziehen. Wie du selber sagtest, kennen wir die Größe ihrer Streitkräfte nicht, aber ihr habt überhaupt keine. Und Verbündete sind auch nicht in Aussicht. Wenn ihr auf den Invasor zugeht und die Verhandlung sucht, könnt ihr vielleicht ein günstiges Ergebnis für euch herausschlagen. Zumindest ein besseres, als den Tod, der euch erwartet, wenn ihr den Kampf wählt. Ida ist sicherlich auch daran gelegen, ihre potentiellen zukünftigen Untertanen zu wenig wie möglich dezimieren zu müssen.“


Obwohl Malah durchaus die Vernunft in diesem Argument sah, konnte sie in den umliegenden Gesichtern lesen, dass die meisten anderen das nicht so sahen. Sie waren nicht dazu bereit, sich kampflos zu ergeben. Noch nicht.
     „Wir sollten das auf jeden Fall im Hinterkopf behalten“, übernahm sie deshalb schnell wieder, bevor es zu einem Streit kommen konnte. „Doch lasst uns jetzt erst einmal für den Ernstfall planen. Aan, was steht als nächstes auf der Liste?“
     Aan warf einen Blick auf besagte Liste, die er selber bei ihrer letzten Besprechung angefertigt hatte und verkündete: „Waffen und Rüstungen.“
     Er nickte Griswold zu, der das erwiderte und stoisch sagte: „Aber die Materialien müsst ihr mir schon stellen.“


„Ja, das ist natürlich klar. Wenn der Ahn-Stamm wieder auf unserer Seite stehen sollte, wird das kein Problem sein, ansonsten können wir es gleich mit dem nächsten Punkt auf der Liste verbinden: Den Bau einer Mauer.“ Malah sah zu Alin hinüber. „Ich weiß jedoch nicht, ob das jetzt noch so einfach werden wird, wie wir uns das vorgestellt haben.“
     „Ich bin vielleicht im Ruhestand“, erklärte der Angesprochene, „aber ich habe trotzdem noch immer genügend Kontakte, um die Beschaffung von Materialien zu organisieren. Für die Mauer und die Waffen.“
     „Was die Bezahlung angeht…“, fing Malah zögerlich an.
     „Macht euch darüber keine Gedanken. Dies ist auch meine Heimat.“ Er nahm Lulus Hand und drückte sie. „Und ich werde alles dafür tun, um sie zu beschützen.“
     „Das ist gut, zu hören. Ich hoffe, dass auch alle anderen so denken und beim Bau der Mauer helfen werden.“ Sie warf einen Blick in die Runde und blieb bei Gisa hängen. „Natürlich kann dann auch jeder, der das wünscht, Zuflucht innerhalb der Mauer suchen, sollten wir angegriffen werden.“


„Was das angeht“, stieg Gisa ziemlich sauertöpfisch ins Gespräch ein, „lassen meine Kinder und ihre Familien anfragen, ob es möglich sei, dass sie sich innerhalb der Mauern ansiedeln dürfen.“
     „Selbstverständlich. Schick sie zu mir, damit wir alles weitere klären können.“
     „Und ich würde es auch begrüßen, wenn die Hochzeit zwischen Gabriela und diesem… wie hieß er noch gleich? Na, der Junge, der immer bei uns auftaucht. Dass die Hochzeit zwischen den beiden so bald wie möglich stattfindet.“
     „Von welchem Jungen sprichst du?“, erwiderte Malah. „Mir ist nichts von einer Hochzeit bekannt.“
     „Was? Das kann doch nicht wahr sein!“, empörte sich Gisa. „Meine Tochter zu verführen und dann nicht dazu zu stehen! Sie entbindet bald sein Kind!“
     „Wenn du mir vielleicht beschreibst, wie er aussieht…“
     „Na dieser Dunkelhaarige. Mit den langen Haaren der. Von dem die jungen Dinger alle schwärmen.“


Plötzlich entdeckte sie Rahn in der Runde und ihr Finger schnellte nach vorn, zeigte direkt auf ihn. „Ja, dort ist doch sein Vater. Wie hieß dein Junge noch gleich?“
     „Nero?“, war Malah überrascht.
     Während Rahn ein bisschen blass geworden war.
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Ja, da sind wir also wieder... nach über sechs Monaten. Ich hatte nicht geplant, dass die Pause so lange dauern würde (ich hatte sie ja überhaupt nicht mal eingeplant), aber jetzt geht es endlich weiter. Ich will hier auch gar nicht so viel darüber schreiben, was jetzt bei mir los war, wisst nur, dass ich an einem sehr, sehr dunklen Tiefpunkt in meinem Leben angekommen war, an dem ich dachte, dass es nicht mehr weitergehen würde. Aber es ging weiter, und heute bin ich wieder an einem Punkt angelangt, an dem ich sagen kann, dass es mir gut geht. Vielleicht schreibe ich irgendwann mal einen gesonderten, ausführlichen Beitrag dazu, um Awareness (Beachtung?) über ein Thema zu verbreiten, über das immer noch viel zu wenig geredet wird und das nach wie vor mit viel zu vielen Stigmen belegt ist. 
     Aber deshalb ist ja niemand hier, sondern um eine Geschichte zu lesen. Ich habe oben eine kleine, seeeehr grobe Zusammenfassung gegeben und dazu noch eine weitere Kategorie da oben neben der Kapitelübersicht eingefügt, wo ich eine detailiertere Zusammenfassung jedes einzelnen Kapitels geschrieben habe. Ich hatte das damals für mich zur Orientierung angefangen und dachte, dass das vielleicht auch für euch interessant sein könnte, nach dieser langen Pause. Es ist natürlich trotz allem sehr zusammengefasst, und auch wenn ich versucht habe, mich kurz zu fassen, ist es dennoch einiges an Lesearbeit. Zudem habe ich bis Kapitel 100 keine Absätze benutzt, dass das teils etwas anstrengend zu lesen ist. Das werde ich bei Gelegenheit mal nachholen.
      Wie und wann ich von nun an die restlichen 11 Kapitel poste, weiß ich noch nicht so genau. Vielleicht mach ich alle auf einmal? Ich werde auf jeden Fall versuchen, die nächste Zeit auch die restlichen Kapitel fertig zu machen, und dann mal schauen. Und jetzt zurück zum eigentlichen Kapitelkommentar:
 
Da hat Nero wohl eine Kleinigkeit vergessen, zu erwähnen. Falls ihr euch erinnert, ist Gabriela ja nicht mal von ihm schwanger, sondern von Lin, den Nila getötet hat. Aber hat Nero ihr angeboten gehabt, die Vaterschaft zu übernehmen.
 
Was Alaric und Adelaide angeht: Als sie und Ragna noch Kinder waren, hatte ich noch nicht wirklich geplant, wer mit wem später zusammenkommen sollte, und ich habe es ziemlich schnell bereut, Ragna sterben zu lassen, weil die beiden einfach wie füreinander gemacht waren. Im letzten freien-Willen-Special hat man ja auch gesehen, dass Adelaide die Erste und beinahe Einzige (außer seinem Vater) war, mit der der Ragna-Sim überhaupt geredet hat. Das hat mich jedenfalls dazu gebracht, die beiden doch noch zusammenzubringen, wenn auch in Form von Alaric und Adelaide. Ich will mich auch gar nicht dazu äußern, ob Alaric jetzt wirklich Ragna ist oder nicht. Es wird auch niemals geklärt werden und bleibt ganz eurer Entscheidung überlassen, wie ihr das sehen wollt.
 
Nara hat jetzt endlich ihr Umstyling bekommen, und da ich nicht zwei Versammlungen auf einmal haben wollte, wird das lange erwartete Gericht über Nila und wie das mit Nara ausgeht, das nächste Mal stattfinden. 
   
Danke euch auch für all das Verständnis und dafür, dass ihr bis hierhin mitgelesen habt. Das bedeutet mir viel. Bis dann, und passt auf euch auf!