Als sie an diesem Abend den Heimweg antraten, konnte sich
Elrik nicht einmal vorstellen, gleich von seiner Akara getrennt sein zu müssen.
Die letzten paar Stunden hatten sie zusammen verbracht, und sie hatten nichts
anderes getan, als sich in den Armen zu liegen und sich zu küssen. Es war kaum
ein Wort gefallen, weshalb es Elrik für einen Moment merkwürdig war, als sich
Akara nun doch von ihm löste und sich von ihm verabschiedete.
„Aber du
kommst zu meinem Einführungsfest, ja?“, erinnerte er sie. „Es ist morgen Abend.“
Akara nickte
und zeigte ihm ihr süßes Lächeln, dann hob sie die Hand zum Abschied und war so
schnell weg, dass es Elrik ein bisschen überstürzt vorkam. Er sah er ihr nach und genoss die Schmetterlinge, die in seinem Bauch
tanzten, bevor er sich leidigeren Dingen zuwandte.
Die
Schmetterlinge verwandelten sich augenblicklich in stachelige Raupen, als er
den Hof seiner Eltern groß und unheilvoll vor sich aufragen sah. Es dunkelte
bereits, und er war den ganzen Tag verschwunden gewesen, ohne, dass er jemandem
Bescheid gegeben hatte. Das würde mächtigen Ärger geben. Wenn er Glück hatte.
Zu seiner Verwunderung war es aber nicht etwa eine
wütende Meute, angeführt von seinem Vater, die ihn empfing, sondern Schamane
Lu, der scheinbar auf ihn gewartet hatte. Als er seiner ansichtig wurde, kam er
auf ihn zu. Sein Gesicht so ausdruckslos, dass Elrik unmöglich sagen konnte,
was er dachte; ob er jetzt doch Ärger bekommen würde oder ob jemand gestorben
war.
„Da du kein Kind mehr bist, werde ich dich nicht fragen,
wo du gewesen bist, aber ich möchte dich davon in Kenntnis setzen, dass dein
Vater außer sich war, als er bemerkt hat, dass du weg warst“, begann er.
Elrik wurde kalt, aber er zwang sich, sich zusammenzureißen. Trotzdem fehlten ihm die Worte.
„Ich habe
gesagt, dass ich dich losgeschickt hätte, um spezielle Kräuter für dein
Stammesführerritual zu suchen“, beruhigte Lu ihn. „Aber du kannst dir
vorstellen, dass er nicht sonderlich erfreut darüber war. So etwas werde ich
nicht noch einmal tun können.“
Er betrachtete
ihn einen Moment lang abwartend, dass Elrik etwas dazu sagte. Was er nicht tat. Dann mahnte er: „Elrik, ich weiß, dass du in
letzter Zeit öfter weg bist, weshalb ich inzwischen auch nicht mehr davon
ausgehe, dass du nicht mehr auftauchst. Es geht mich auch nichts an, wo du
hingehst, aber du wirst bald der neue Stammesführer sein und als solcher solltest du
mehr Verantwortung zeigen. Wenn du den Stamm anführen willst, kannst du nicht
einfach verschwinden, ohne jemandem Bescheid zu geben. Das Leben in einem Stamm
bedeutet nicht nur Zusammenhalt, sondern auch, dass wir einander vertrauen und
aufeinander bauen können. Und das gilt nicht nur für den Stammesführer. Deshalb
– gibt es vielleicht etwas, über das du mit mir reden möchtest?“
Elrik fühlte
sich in die Vergangenheit zurückversetzt. Damals, als sein
Vater ihn gefragt hatte, ob er die Wahrheit bezüglich seiner Entführung durch
die Hells gesagt hatte. Er hatte seinen Vater angelogen, und er wusste
noch immer nicht, ob das die richtige Entscheidung gewesen war. Genauso wenig,
wie er wusste, was er jetzt tun sollte. Lu schien, im Gegensatz zu seinem Vater,
vernünftiger zu sein, und Elrik wusste, dass dem Schamanen wirklich etwas am
Frieden lag. In ihm konnte er vielleicht einen wichtigen Verbündeten haben.
Gleichzeitig
erinnerte er sich aber auch an Akaras Bitte, ihre Beziehung vorerst für sich zu
behalten. Sie wollte dabei sein, wenn er es seinen Leuten erzählte und sie
hatte gleichzeitig Angst, dass ihr Vater zu früh davon erfuhr. Und letztendlich war Lu als Schamane auch noch seinem Vater, der noch immer Stammesführer war, verpflichtet. Ganz davon abgesehen, dass die beiden Freunde waren.
Es war ja auch nicht so, dass er etwas
Gefährliches tat. Nein, seine Eltern, der Stamm, sie alle würden schon bald
genug erfahren, mit wem er sich die letzte Zeit immer wieder traf. Wenn er dann
erstmal Stammesführer war, würde er auch keine Geheimnisse mehr vor den Anderen
haben, das schwor er sich.
Also sagte er: „Nein, Schamane, es gibt nichts zu
erzählen. Es ist alles in Ordnung.“
Lu war
natürlich skeptisch. Das sah man ihm an der Nasenspitze an, so, wie man es
Elrik wahrscheinlich ansah, dass er log. Doch obwohl dieser befürchtete, dass
er nachbohren würde, gab sich der Schamane anscheinend damit zufrieden.
„Nun gut, dann
will ich dir vertrauen. Du weißt schließlich selber, dass du nichts
Gefährliches oder Unvernünftiges tun solltest.“
Es sollte
vielleicht nicht so klingen, aber es kam Elrik dennoch wie eine Mahnung vor, und für
einen Moment hatte er das Gefühl, dass er tatsächlich etwas verbrochen hatte. Als
Lu dann schließlich ging und ihn allein zurückließ, fühlte er sich schlecht, und
er nahm sich vor, den Schamanen kein zweites Mal zu belügen.
Am nächsten Morgen dann fühlte er sich noch schlechter.
Der gesamte Stamm hatte sich versammelt, und momentan richteten sich viel zu
viele Augenpaare erwartungsvoll auf ihn. Er hatte gestern zwar keinen Ärger von
seinem Vater bekommen, aber er hatte bemerkt, dass der Stammesführer auf den
Schamanen ziemlich sauer gewesen war. Vor allen Dingen dessen Blick, der gerade
aufmunternd auf ihn lag, traf ihn deshalb doppelt so hart.
„Und du weißt,
wenn du in Gefahr gerätst, ergreife die Flucht“, sagte sein Vater gerade mit
erhobenem Zeigefinger. „Dein Leben ist wichtiger, als das Bestehen der
Prüfung.“
Er bedachte
ihn nun schon gefühlt seit dem Aufstehen mit seinen Lektionen, und Elrik hatte
irgendwann aufgehört, zuzuhören. Sein Frühstück lag ihm schwer im Magen und er
wünschte sich in diesem Moment, dass er darauf verzichtet hätte.
Er zwang sich,
mit seinen Gedanken ins Diesseits zurückzukehren und zu nicken, als es
schließlich für längere Zeit still blieb und sich alle damit begnügten, ihn
anzustarren.
Er hatte ein tapferes Gesicht aufgesetzt und er behielt
es, bis er den Anderen den Rücken zukehrte. Dann fiel es in sich zusammen.
Er hörte Lu etwas über den Segen der Götter sagen, spürte den Blick der Anderen im Nacken, die sie alle so viel von ihm erwarteten, und das war es letztendlich, was ihn vorwärts trug. Obwohl er gerade nichts sehnlicher wollte, als sich in seinem Schlaffell einzurollen und den Tag zu verschlafen.
Er hörte Lu etwas über den Segen der Götter sagen, spürte den Blick der Anderen im Nacken, die sie alle so viel von ihm erwarteten, und das war es letztendlich, was ihn vorwärts trug. Obwohl er gerade nichts sehnlicher wollte, als sich in seinem Schlaffell einzurollen und den Tag zu verschlafen.
Es war ein herrlicher Sommertag. Die Sonne schien schon
seit dem frühen Morgen hell und kräftig. Keine Wolke wagte es heute, sich ihr
in den Weg zu stellen. Die Natur grünte und blühte, Insekten schwirrten umher
und er konnte in der Ferne eine Zikade zirpen hören. Es war etwas zu warm, aber
als er in den Schatten des Waldes abtauchte, war es genau richtig. Ein perfekter
Tag, um jagen zu gehen.
Doch Elrik
hatte kein Auge für den sonnigen Tag oder die Schönheit des sommerlichen
Waldes. Er sah nicht einmal die vielen Tiere, die durchs Dickicht sprangen und
die eine perfekte Beute für ihn gewesen wären. Denn er wollte nicht jagen
gehen. Er fragte sich ja noch immer, warum er so etwas überhaupt tun musste.
Warum musste ein Stammesführer die Jagd beherrschen, wo ihre Nahrung inzwischen
beinahe ausschließlich vom Feld stammte? Sollte er nicht lieber zeigen, wie gut
er pflügen und säen konnte?
Das hier war
einfach nur eine veraltete, überholte Tradition, aber nichtsdestotrotz musste
er sie absolvieren, wenn er Stammesführer werden wollte. Akara zuliebe.
Das Problem daran war nur, dass es nicht nur an seinem Unwillen lag. Wenn es
das nur gewesen wäre. Nein, er hatte schon oft beim Schlachten auf dem Hof geholfen, aber er war einfach schlecht darin, durch
den Wald zu schleichen und wie ein Wilder seiner Beute nachzusetzen.
Dementsprechend endete seine Jagd auch, bevor sie überhaupt angefangen hatte. Er lehnte sich an den nächsten Baum, den er finden konnte, kaum, dass er sich sicher sein konnte, dass der Wald ihn vor den Blicken seiner Leute abschirmte, und seufzte schwer.
Dementsprechend endete seine Jagd auch, bevor sie überhaupt angefangen hatte. Er lehnte sich an den nächsten Baum, den er finden konnte, kaum, dass er sich sicher sein konnte, dass der Wald ihn vor den Blicken seiner Leute abschirmte, und seufzte schwer.
Er saß er da, starrte zum strahlend blauen Himmel
hinauf, als würde dort die Antwort liegen, und sinnierte darüber, was er nun
tun sollte. Ab und an sprang er auf die Beine, focht einen Starrwettbewerb
mit seinem Speer und verlor dann doch nur wieder, um an den Anfang
zurückzukehren.
Das ging eine ganze Weile lang so, bis ihm plötzlich ein
Licht aufging. Er brauchte ein Beutetier, aber niemand hatte ihm gesagt, dass
er es unbedingt in einem Zweikampf mit einer wilden Bestie erlegen musste. Er
konnte das auch anders regeln. Mit Köpfchen.
Also hatte er sich daran gemacht, eine Falle zu bauen. Er
hatte mit Händen, Steinen und einer abgebrochenen Rindenschale ein Loch
gegraben und dann überlegt, wie er sein Werk am besten tarnen konnte, damit ein
Tier hereinfallen würde. Es muss nicht gesagt werden, dass er im Fallenbau auch
keine sonderlich große Leuchte war. Sein Stamm pflegte solche Dinge für
gewöhnlich direkter, brachialer, anzugehen.
Nachdem er den
ganzen Morgen mit Graben und einen guten Teil des Nachmittages damit zugebracht
hatte, eine Matte aus Zweigen und Gräsern zu flechten, war es endlich soweit.
Noch ein paar Äpfel an seinem Werk befestigt, um hungrige Tiere anzulocken, und
fertig war das Ganze.
Passend dazu suchten sich Akara und Wirt diesen Moment
aus, um aufzutauchen. Er hatte Akara davon erzählt, dass er heute seine
Bewährungsprobe antreten würde. Es war eines der wenigen Dinge gewesen, für die
sie sich lang genug voneinander gelöst hatten, um darüber zu sprechen. Und
anscheinend hatte sie es ihrem Bruder erzählt.
„Und? Wie sieht es aus?“, wollte Akara sogleich wissen.
„Ich habe eine
Falle gebaut. Siehst du? Da!“, erzählte Elrik und wies stolz auf sein Werk.
„Schlau von mir, nicht?“
Elrik war zufrieden mit sich und er erwartete das auch von
Akara. Aber als er sie ansah, war es ihm, als sähe sie ein bisschen skeptisch
aus. Aber das täuschte bestimmt nur.
„Ähm… weißt
du, das ist… das hast du toll gemacht, aber vielleicht solltest du auch
versuchen, aktiv auf die Jagd zu gehen.“ Sie wies auf ihren Bruder. „Wirt kennt
sich gut damit aus. Er kann dir bestimmt helfen.“
Wie immer
beschränkte sich Wirt darauf, die Unterhaltung schweigend mitzuverfolgen, als
wäre er gar nicht da. Es war nicht einmal möglich, zu sagen, ob er überhaupt
zuhörte oder sich darauf beschränkte, den aktuellen Sprecher mit seinen
sumpfgrünen Augen ausdruckslos anzuschauen. In letzter Zeit war er immer
ruhiger geworden, sodass Elrik inzwischen häufig Monologe führte, wenn sie
miteinander sprachen. Nicht, dass Wirt davor so sonderlich mehr gesprächig
gewesen war.
Elrik wusste
jedenfalls nicht, wozu das gut sein sollte, jetzt noch jagen zu gehen. Er war sich absolut sicher, dass seine
Falle vollkommen ausreichen würde und er bald schon einen Hasen oder einen
Hirsch gefangen haben würde. Vielleicht sogar ein Wildschwein.
In diesem Moment brach etwas durch die Büsche hinter
ihnen und Elrik hatte schon die Befürchtung, dass er tatsächlich ein
Wildschwein beschworen hatte. Doch stattdessen sah er sich ausgerechnet Jana,
Rahn und Aan gegenüber. Nicht, dass Jana nicht minder bedrohlich aussah, als
ein Wildschwein. Zumindest begann sie gerade wütend zu schnaufen wie eines, als sie ihn
bemerkte.
So war das nicht geplant gewesen. Bevor Jana noch irgendwelche
wilden Tiere auf sich aufmerksam machen konnte, war Elrik lieber zu den
Neuankömmlingen rübergegangen.
„Was denkst
du, was du eigentlich hier machst?“, empfing sie ihn grimmig. „Statt
ordentlich deine Prüfung zu machen, triffst du dich mit denen da?“
„Was
macht ihr eigentlich hier, ist eher
die Frage.“
„Ich hab’s gerochen,
dass was nicht stimmt. Ich dachte, du würdest schummeln wollen. Also hab ich Aan ausgequetscht und er hat‘s mir erzählt, was du vorhast.“
Elrik ließ
seinem Freund einen beleidigten Blick zukommen, aber der bekam das gar
nicht mit. Aan war viel zu sehr damit beschäftigt, sich zu fürchten, wie es
aussah. Und da fiel Elrik auch auf, dass es das erste Mal seit ihrem unglücklichen
Jagdausflug war, dass er wieder im Wald war. Sofort befiel ihn die alte
Schuld dem Freund gegenüber und jegliche Wut war augenblicklich
verraucht.
„Und was versprichst du dir von, dich mit dem Feind
abzugeben, hä? Willst du uns etwa verraten?“, fuhr Jana ihn plötzlich an.
Elrik
erschrak gewaltig, als er das hörte. „Natürlich nicht!“
Er drehte sich zu den beiden
Hell-Geschwistern und winkte sie zu sich. Aber es kam nur Akara. Jana hatte
noch immer eine so einschüchternde Wirkung, dass Wirt lieber einen
Sicherheitsabstand zu ihr bewahrte, wie es schien.
Als Akara dann neben ihm stand, da, wo sie hingehörte,
erklärte er feierlich: „Das ist Akara. Sie wird bald zu uns kommen und meine
Gefährtin werden.“
Akara legte ihr freundlichstes Lächeln auf, aber es
reichte nicht. Jana sah zuerst aus, als hätte er gesagt, er wolle
einen Wolf zur Frau nehmen, und dann fletschte sie die Zähne, als sei sie
selbst einer.
Doch es war
Rahn, der bislang nur schweigend beobachtet hatte, der sich zu
Wort meldete: „Ich brauche dir nicht zu sagen, dass dein Vater das nicht
billigen wird, oder? Und nicht nur er wird eure Verbindung nicht gutheißen.“
Akaras Augen wurden groß und er sah, dass sie sich auf
die Lippe biss. Aber ihn beeindruckte das nicht. Es war schließlich nichts, was
er nicht schon bedacht hatte.
„Und wenn
schon!“, erwiderte er trotzig. „Was soll er denn schon machen? Wenn ich erstmal
Stammesführer bin, habe ich das Sagen und dann werde ich diesen dummen Streit
beenden, und wenn es ihm nicht passt, kann Vater gerne gehen! Er hat mir auch nichts zu meiner Frauenwahl zu sagen! Das geht ihn nichts an!“
Es war einen
Moment lang so still, dass man das Rauschen der Blätter im Wind und das Brechen
von Zweigen hören konnte. Jana sah noch immer aus, als hätte sie einen
schlechten Geruch in der Nase und Rahn bedachte ihn nur mit seinem verständnislosen
Blick, der Elrik ärgerte, wenn er ehrlich war.
„Über solche
Dinge solltest du mit deinem Vater lieber vor der Zeremonie sprechen. Er ist
noch immer der Stammesführer, aber in erster Linie ist er auch dein Vater. Du
solltest ein bisschen Vertrauen in ihn haben.“
Rahn wollte noch etwas sagen, aber Elrik hatte genug
gehört und fuhr dazwischen: „Dann sollte er ein bisschen mehr Vertrauen in mich
haben, dass ich weiß, was ich tue! Ich…“
Seine restlichen
Worte gingen in einem grässlichen Geräusch von splitterndem Holz unter. Und als sie
sich umdrehten, konnten sie sehen, dass die Abdeckung von Elriks Falle
zerbrochen aus dem Loch ragte, das er gegraben hatte.
Sie gingen also nachsehen, und da konnten sie feststellen,
dass doch tatsächlich ein Wildschwein blind oder verzweifelt genug gewesen war,
um auf die sehr offensichtliche Falle hereinzufallen. Es war vielleicht nur ein
kleines Schwein, vielleicht noch ein Frischling, aber er hatte es gefangen und
das war alles, was letztendlich zählte. Denn damit hatte er seine Prüfung
bestanden und konnte endlich der neue Stammesführer werden.
Doch noch
während er sich darüber freute und Jana nicht fassen konnte, dass er mit
seiner stümperhaften Falle tatsächlich etwas gefangen hatte, traf Rahns
mahnender Blick ihn, und seine Freude erhielt augenblicklich einen herben
Dämpfer.
Der Blick verfolgte ihn auch noch, als sie mitsamt Beute
dann wieder zurück den Hof zurückgekehrt waren. Er hatte Rahn und den Anderen das Versprechen abgenommen, sein Geheimnis für sich zu behalten, aber er konnte nichts dagegen tun, dass er dennoch Magenschmerzen deswegen hatte.
Seine Eltern und seine Großeltern hatten
sich inzwischen versammelt, und sie alle waren mächtig stolz auf ihn. Er sollte es auch
sein, doch in diesem Moment fühlten sich ihre Glückwünsche nicht etwa gut an.
Sie waren wie Stiche, die sein ohnehin schon schlechtes Gewissen noch
vergrößerten.
War es wirklich das Richtige, was er tat?
Dass er alle anlog, die ihm vertrauten? Die so große
Hoffnungen in ihn setzen?
Und was würde das letztendlich für einen Anführer aus ihm
machen? Aus ihm, der seinen eigenen Leuten nicht genug vertraute, um sie in
sein Vorhaben einzuweihen?
Akara stand am Brunnen und betrachtete nachdenklich ihr Gesicht,
das ihr im schwindenden Tageslicht aus dem Wasser heraus entgegensah.
Sie hatte Zweifel. Sicher, sie hatte schon von dem Moment an, als Elrik sie gefragt hatte, seine Gefährtin zu werden, Sorgen gehabt. Es war schließlich klar, dass keiner ihrer Eltern diese Verbindung gerne sehen würde. Aber sie hatte dennoch nicht mit so viel Gegenwind gerechnet. Auf ihre Seite ja, aber dass selbst Elriks Leute sie derart abweisend behandelt hatten, hatte sie erschreckt.
Sie hatte Zweifel. Sicher, sie hatte schon von dem Moment an, als Elrik sie gefragt hatte, seine Gefährtin zu werden, Sorgen gehabt. Es war schließlich klar, dass keiner ihrer Eltern diese Verbindung gerne sehen würde. Aber sie hatte dennoch nicht mit so viel Gegenwind gerechnet. Auf ihre Seite ja, aber dass selbst Elriks Leute sie derart abweisend behandelt hatten, hatte sie erschreckt.
Der Mann mit
dem Bogen, aber vor allen Dingen das Mädchen, das sie derart hasserfüllt
angesehen hatte. Da war Akara klar gewesen, dass sie beim Uruk-Stamm nicht
willkommen sein würde. Und das machte ihr Angst.
Ihre Gedanken wurden abrupt unterbrochen, als sich Anya
ihr von hinten näherte. Akara zuckte zusammen. Sie war es so gewohnt, immer auf
der Hut sein zu müssen, dass sie nie damit rechnete, dass ihr nicht mindestens
drei Personen an den Kragen wollten. Oder ihrem Vater zumindest.
Anya hingegen
war schon immer unbeschwerter gewesen. Der ganze Hass, der ihre Familie begleitet hatte, wo auch immer sie hingegangen waren, schien einfach an ihr
abzuprallen. Und dafür bewunderte Akara sie. Vielleicht war sie auch ein
bisschen neidisch. Anya war schon immer sehr viel besser bei anderen
angekommen als sie. Vor allen Dingen bei den Männern. Für sie hatte sich bislang noch nie ein Mann interessiert, außer Elrik.
„Du hast dich
ja rausgeputzt“, bemerkte ihre Schwester. „Wo gehst du denn hin?“
Akara war sich
nicht sicher, ob sie ihr die Wahrheit sagen sollte, aber sie entschied sich
schließlich dafür. Anya war es meistens sowieso egal, was sie tat. Oder mit
wem sie zu tun hatte. Sie hatte ihre Schwester jedenfalls noch nie ein schlechtes Wort
über ihre Nachbarn verlieren hören.
„Ich gehe
rüber zum Stamm.“ Sie zögerte. „Elrik feiert heute seine Einführung als
Stammesführer.“
Als Anya das hörte, klatschte sie erfreut in die Hände.
„Großartig! Zeit für mich, rüberzugehen und mich seinen Eltern vorzustellen.
Dann bin ich endlich weg von hier.“
Akara glaubte, sich verhört zu haben. Sie war ja sonst eher der ruhige Typ, der
alles mit sich machen ließ, aber diesmal war das anders. Wenn sie nicht jetzt
eine Grenze zog, würde ihre Schwester Elrik nie in Ruhe lassen. Dafür kannte
sie Anya zu gut.
„Hör mal,
Anya, es tut mir leid für dich, aber ich würde dich darum bitten, die Finger
von Elrik zu lassen. Er gehört mir.“
„Na sicher doch! Wer’s glaubt!“, lachte Anya.
Akara wusste
selber nicht, was Elrik an ihr fand, dass sie sie ihrer Schwester vorzog, die
wesentlich hübscher und auffallender war als sie. Aber dennoch war es verletzend, das
zu hören.
„Ob du es
glauben willst oder nicht, aber er hat mich gefragt, ob ich seine Gefährtin
werden will“, stellte Akara klar. „Und er sagte auch, dass er an dir kein
Interesse hat.“
Anyas Lachen
verklang, und für einen Moment stand sie stocksteif und mit ihrem
ausdruckslosen Gesicht ad, das sie immer an den Tag legte, wenn sie in ihre Gedanken abschweifte.
Doch diesmal blieb sie nicht in ihren Gedanken. Bevor
Akara sich versah, brach ihre Schwester wie ein Vulkan über sie herein.
„Warum?“,
schrie sie. „Das ist nicht fair! Du hast immer nur Glück! Dir geht es gut! Du
musst nie leiden! Warum geht es dir gut, während ich immer nur leiden muss?
Warum bekommst du alles, während ich das aushalten muss? Warum immer ich? Warum
nie du? Warum bist du sein Lieblingskind und mich… mich…“ Sie brach ab und kämpfte mit ihren Tränen, bevor sie wiederholte: „Das ist nicht fair! Das ist nicht fair!
Ich wollte doch endlich frei sein!“
Ihre Stimme
zitterte und dann brach sie erneut. Und mit ihr die lebensfrohe Schwester, von
der Akara immer gedacht hatte, dass ihr nichts etwas anhaben könnte. Sie sah
die Tränen in den grauen Augen, die immerzu gelächelt hatten, sah den Hass in
ihrem Gesicht und das Leid, aber sie konnte es nicht wahrhaben.
Was nur war
gerade geschehen?
Und dann, bevor Akara auch nur die Chance erhielt
nachzufragen, war ihre Schwester herumgewirbelt und davongelaufen.
Was nur war
ihr all die Jahre entgangen?
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Hier weiterlesen -> Kapitel 40
Zu Anya möchte ich zu gegebener Zeit etwas schreiben. Das ist schließlich ein überaus schweres Thema.
Ich finde es immer wieder spannend, wenn selbst ich beim Schreiben mir denke: "Ach komm schon, mach doch nicht so einen doofen Fehler!" Alles alleine machen und auf sich nehmen zu wollen, während man alle anderen belügt, ist jedenfalls keine gute Idee. Vor allen Dingen nicht, wenn man diese anderen dann später auch noch anführen will...
Zu Elriks Verteidigung muss ich aber sagen, dass er noch sehr jung ist und dadurch, dass die Zeiten nicht mehr so hart sind, wie noch zu seines Vaters Zeiten, er nicht so schnell hatte erwachsen werden müssen und das zeigt sich jetzt eben auch an seinem Verhalten. Elrik müsste noch einiges über Vertrauen und Verantwortung lernen, bevor er ein guter Stammesführer werden kann. Blöd nur, dass sein Vater das nicht erkennt und ihn dennoch jetzt schon zum Stammesführer machen will.
Ich hoffe, ihr habt mein tolles Fallenkunstwerk bewundert. Ich habe ewig lange darüber nachgedacht, wie ich am besten eine Falle im Spiel mache und letztendlich ist es dann ein Loch mit schiefem Teppich drüber geworden ^^' ... Naja, Elrik ist halt nicht gut im Fallenbau... *hust*...
Falls ihr euch übrigens wundert, dass Enn so dunkel aussieht: Im Gegensatz zu allen anderen, die den ganzen Sommer immer wieder wie rote Krebse rumliefen (vor allen Dingen Jin), hat er es geschafft, sich eine Sonnenbräune zuzulegen.
Takka hat übrigens Welpen bekommen, die man, u.a., bei den Outtakes finden kann und ich habe Anya und den neuen Welpen zu den Charakteren hinzugefügt.
Nächstes Mal dann ist es soweit: Das Fest zur Einführung von Elrik als neuer Stammesführer des Uruk-Stammes beginnt und es wird einiges passieren.
Ich wünsche euch ein frohes Osterfest, danke fürs Vorbeischauen und ich verabschiede mich!
Zu Anya möchte ich zu gegebener Zeit etwas schreiben. Das ist schließlich ein überaus schweres Thema.
Ich finde es immer wieder spannend, wenn selbst ich beim Schreiben mir denke: "Ach komm schon, mach doch nicht so einen doofen Fehler!" Alles alleine machen und auf sich nehmen zu wollen, während man alle anderen belügt, ist jedenfalls keine gute Idee. Vor allen Dingen nicht, wenn man diese anderen dann später auch noch anführen will...
Zu Elriks Verteidigung muss ich aber sagen, dass er noch sehr jung ist und dadurch, dass die Zeiten nicht mehr so hart sind, wie noch zu seines Vaters Zeiten, er nicht so schnell hatte erwachsen werden müssen und das zeigt sich jetzt eben auch an seinem Verhalten. Elrik müsste noch einiges über Vertrauen und Verantwortung lernen, bevor er ein guter Stammesführer werden kann. Blöd nur, dass sein Vater das nicht erkennt und ihn dennoch jetzt schon zum Stammesführer machen will.
Ich hoffe, ihr habt mein tolles Fallenkunstwerk bewundert. Ich habe ewig lange darüber nachgedacht, wie ich am besten eine Falle im Spiel mache und letztendlich ist es dann ein Loch mit schiefem Teppich drüber geworden ^^' ... Naja, Elrik ist halt nicht gut im Fallenbau... *hust*...
Falls ihr euch übrigens wundert, dass Enn so dunkel aussieht: Im Gegensatz zu allen anderen, die den ganzen Sommer immer wieder wie rote Krebse rumliefen (vor allen Dingen Jin), hat er es geschafft, sich eine Sonnenbräune zuzulegen.
Takka hat übrigens Welpen bekommen, die man, u.a., bei den Outtakes finden kann und ich habe Anya und den neuen Welpen zu den Charakteren hinzugefügt.
Nächstes Mal dann ist es soweit: Das Fest zur Einführung von Elrik als neuer Stammesführer des Uruk-Stammes beginnt und es wird einiges passieren.
Ich wünsche euch ein frohes Osterfest, danke fürs Vorbeischauen und ich verabschiede mich!