Das Wasser der Nachbarn war letztendlich natürlich nicht vergiftet. Aber
Elrik hatte, seit er anscheinend Kontakt zum Feind hatte, noch mehr unter der
Bewachung seines Vaters zu leiden, als zuvor schon. Als sie noch Kinder gewesen
waren, war es ihnen nicht erlaubt gewesen, den Hof allein zu verlassen, aber
obwohl er inzwischen alt genug war, um allein zu entscheiden, was er tat, hatte
sich das eigentlich nicht geändert. Noch immer konnte er nirgends allein
hingehen, ohne sich danach nicht unzählige Fragen gefallen lassen zu müssen.
Deswegen
musste immer wieder sein bester Freund Aan herhalten, um ihn zu decken, während er
sich mit Akara traf. Was er die letzte Zeit natürlich immer wieder getan hatte. Es
verging kaum ein Moment, an dem er nicht daran dachte, sie wiederzusehen. Ihr
Lächeln, ihre wunderschönen Augen, das Haar, das in der Sonne so wunderbar
rötlich schien.
Doch sein Vater schöpfte Verdacht. Und deswegen war Elrik
dazu gezwungen, an diesem heißen Sommertag doch tatsächlich einmal mit Aan zum Strand zu
gehen. Nicht, dass er daran dachte, auch wirklich zu tun, was man von ihm erwartete.
„Ich bin ja
eigentlich kein Freund von diesen überholten Traditionen, aber nach mir geht es
nun mal nicht, und deshalb solltest du vielleicht wirklich einfach mal
das Fischen üben“, fing Aan gerade an. „Ich glaube, es gibt niemanden, der so
schlecht darin ist wie du. Und du wolltest doch deinen Vater ablösen, oder
nicht?“
Elrik stöhnte
genervt. „Du hast gut reden! Du musst das ja schließlich nicht machen“,
beschwerte er sich.
Aan machte ein unglückliches Gesicht und was er dann sagte,
kam für Elrik vollkommen unerwartet: „Naja, wenn ich Jana wirklich haben will,
muss ich das schon. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass sie einen
Mann zum Gefährten will, der nicht mal jagen kann.“
Warte… was?
Seit wann war sein Freund denn bitte an Jana interessiert?
Elrik fehlten über diese Offenbarung vollkommen die
Worte. Doch da wurden sie plötzlich unterbrochen und er kam nicht mehr dazu,
das Thema weiter zu vertiefen. Eine schwarzhaarige Frau tauchte auf. Elrik erkannte
in ihr eine der Hell-Schwestern. Akara hatte ein paarmal über sie gesprochen,
aber er hatte sich ihren Namen nicht gemerkt.
Als die
Hell-Schwester sie erblickte, kam sie jedenfalls zwischen ihnen zum Stehen und
machte sich daran, Aan ausgiebig zu mustern.
„Du bist aber
niedlich“, befand sie. „Wenn du mal Lust hast, kannst du mich
gerne besuchen kommen.“
Dann bekam Elrik ihren prüfenden Blick ab und er fühlte
sich augenblicklich etwas unbehaglich. Etwas sehr unbehaglich. Sie brauchte
wesentlich länger für ihr Urteil und sie zog dabei eine merkwürdige Grimasse
nach der Anderen. Die Szene zog sich derweil in die Länge, Aan tat ihm auch
nicht den Gefallen, irgendetwas zu sagen, und während das Ganze nur vom Rauschen des
Meeres untermalt wurde, konnte Elrik nichts anders tun, als sich wie ein
Beutetier vorzukommen.
„Ah, du bist das! Der Sohn vom Oberhäuptling! Und du bist
endlich alt genug, damit ich deine Frau werden kann!“, stellte sie schließlich
erfreut fest.
Elrik konnte
nicht verhindern, dass ihm ein erschrockenes „Was?“ entwich.
„Na, erinnerst
du dich nicht mehr? Ich bin’s, Anya, deine neue Frau!“, sagte sie, als
wäre das selbstverständlich.
Elrik wollte protestieren, aber sie ließ ihn nicht.
Stattdessen nahm sie seine Hand und zog ihn mit sich, dass er beinahe über seine eigenen Beine stolperte.
„Komm, lass
uns zur Feier des Tages ein bisschen schwimmen gehen, Liebster!“
Noch bevor ihre Füße das Wasser berührten, hatte Anya sich
ihrer Kleider entledigt, und das war für Elrik die Chance, ihrem Griff
zu entkommen. Während sie ihren Weg unbeirrt ins kühle Nass fortsetzte, blieb
er an Land zurück.
Da erschien
dann endlich auch Aan an seiner Seite, aber anstatt Rettung zu bringen, hatte er nur ein
zufriedenes Grinsen für die offenherzige Frau übrig. Elrik hingegen wollte
gerade nichts lieber, als im Boden zu versinken.
„Muss echt
schön sein, du zu sein“, setzte Aan noch einen oben drauf. „Ich lass euch zwei
dann mal lieber allein.“
Im nächsten Augenblick war Aan auf und davon, und Elrik
sah sich plötzlich der Nackten gegenüber, bevor er auch nur um Hilfe rufen
konnte. Sein Blick rutschte vor Schreck nach unten, dann zwang er sich jedoch,
ihr stur in die Augen zu sehen. Das konnte doch alles nicht wahr sein!
„Willst du
nicht auch ins Wasser kommen, Liebster?“, fragte sie süßlich.
Elrik bekam
nur ein Stottern heraus, woraufhin Anya erneut übernahm.
„Oh, ich versteh
schon! Du hattest noch keine Frau vor mir, was?“ Und bevor er es verhindern
konnte, hatte er sie um den Hals hängen. „Ach, wie niedlich du bist, Liebster!
Keine Sorge, ich werde dir zeigen, wie das geht!“
Im nächsten Moment fiel er vornüber und hatte sie unter
sich. Er konnte sich gerade noch so abfangen, um nicht auf sie zu fallen. Aber
dafür hatte er jetzt einen vollen Ausblick, der ihm augenblicklich die Röte ins
Gesicht trieb. Als er sich zwang, ihr wieder ins Gesicht zu sehen, traf ihr
erwartungsvoller Blick ihn und Elrik wollte nichts lieber, als im Meer
unterzugehen. Die Abkühlung würde ihm gerade zumindest ganz gut tun.
Doch die kam gleich darauf bereits in Form von Jana. Einer überaus aufgebrachten Jana
dazu. Anya klammerte sich besitzergreifend an ihn, sodass ihm kurz die Luft
wegblieb, und Elrik beschloss, dass er das Meer definitiv gerade vorziehen
würde.
„Was, zum
Kuckuck, tut ihr zwei da?“, begrüßte Jana sie empört, als sie vor ihnen
zum Stehen kam. „Am helllichten Tag und wo euch alle sehen können! Schämt ihr
euch etwa nicht?“
Immerhin bewirkte Janas Auftauchen, dass Anya ihn
freigab. Sofort war er auf den Beinen und ging auf Abstand, bevor sie noch einmal
auf die Idee kommen konnte, ihn anzuspringen. Er wollte gar nicht wissen,
wie die Situation weitergehen würde. Er hatte auch überhaupt keine Ahnung, was
er dazu sagen sollte. Er wollte doch nur nach Hause!
Da kam jedoch
Rahn zu Hilfe, der scheinbar bis vor kurzem mit Jana und ihrem Bogen unterwegs
gewesen war. Er konnte sich ein Grinsen in Elriks Richtung aber nicht verkneifen,
als er dessen erschrockenes Gesicht sah.
„Vielleicht solltest du dir etwas anziehen“, sagte er
an Anya, und er verhielt sich dabei, als würde sie nicht gerade
nackt vor ihnen allen stehen.
Anya brauchte
einen Moment, ihr Kleid zu finden, das sie geschickt mit dem Fuß vom Boden klaubte
und sich in einem Rutsch über den Kopf zog. Dann begann sie, Rahn zu mustern.
„Hey, du bist
auch niedlich!“, meinte sie.
Und Elrik
konnte nichts anderes tun, als überfordert vor sich hinzustarren, während Jana
versuchte, Löcher in Anya zu starren.
Erschrocken vor sich hinstarren tat Elrik auch noch, als er dann wieder daheim und von
Anya befreit war. Und sogar, als Aan ihn und Jana später fand, und die gerade versuchte, jetzt ihn mit Blicken zu durchlöchern, tat er das noch.
„Was ist denn
mit euch los?“, fragte Aan, als er in die Gesichter seiner Freunde sah.
„Die
nackte Frau, mit der du mich allein gelassen hast, die war los!“, fand Elrik endlich seine Stimme wieder und war
beleidigt.
Sofort traf
Janas Blick jetzt auch Aan erbarmungslos. „Was? Du hast das auch gesehen?“
Aan zog den
Kopf ein und versuchte sich an einem beschwichtigenden Lächeln, das arg schief wurde.
Elrik war aber glücklicherweise gerade fertig mit Schmollen,
um ihn vor Janas Wut zu retten.
„Wenn Akara das gesehen hätte!“, lamentierte er.
„Wenn Akara das gesehen hätte!“, lamentierte er.
„Wer ist
Akara?“, fragte Aan.
„Ich habe sie
letztens getroffen, und ich plane, sie zu fragen, ob sie nicht herkommen
und meine Gefährtin werden will“, erzählte Elrik und schon allein beim Gedanken
an seine Akara stahl sich ein Lächeln auf sein Gesicht.
„Ach, Rahn kann mir gestohlen bleiben! Ich brauche keinen
Mann!“, unterbrach Jana das Gespräch plötzlich.
Sie rauschte davon. Aan hörte das natürlich mit Wohlwollen, doch Elrik war sich
nicht so sicher, ob das ein Grund für seinen Freund zur Freude sein sollte.
Doch er war mit den Gedanken ohnehin noch immer bei Akara. Wie eigentlich immer die letzte Zeit.
Jana indes stieß zu Tanja und Luis, die gerade am Schrein
standen. Normalerweise pflegten Jana und Tanja sich wie die Pest
zu meiden, aber gerade schien Jana deren Gegenwart angenehmer, als die der Größeren, die sich nur noch für Frauen zu interessieren schienen, seitdem sie herangewachsen waren.
„Was macht ihr
Dumpfbacken da?“, fragte sie.
Tanja grinste.
„Luis guckt immer so blöd in letzter Zeit, da hab ich ihn gefragt, ob er nicht richtig sehen kann oder so. Und weil er meint, dass das Quatsch ist, hab ich ihm gesagt, dann soll er mir halt mal sagen, was da auf dem Schrein draufsteht. Aber so lange, wie der schon
da drauf starrt, ist der wahrscheinlich blind oder so.“
Was Luis augenblicklich dazu brachte, vom Schrein
zurückzuschrecken und sich Tanja eingeschnappt zuzuwenden.
„Das ist gar
nicht wahr!“, rief er empört.
Aber dennoch würde er Tanja eine Antwort auf ihre Frage schuldig bleiben. Nicht, dass er vor ihr jemals zugeben würde, dass die Zeichen auf dem Schrein für ihn inzwischen nur noch weiße Flecken waren.
Es war der nächste Morgen. Der Himmel war zur Abwechslung mal bewölkt, und Elrik war gerade unterwegs zu
seinem wenig geliebten Training, als jemand leise seinen Namen rief. Er
erschrak zuerst und erschrak dann noch ein bisschen mehr, als er sah, wer ihn gerufen hatte.
Es war Wirt, der halb verborgen hinterm Heuhaufen stand und der ihn gerade zu sich winkte. Was machte ausgerechnet er denn hier? Wenn sein Vater ihn sehen würde, würde er ausrasten.
Es war Wirt, der halb verborgen hinterm Heuhaufen stand und der ihn gerade zu sich winkte. Was machte ausgerechnet er denn hier? Wenn sein Vater ihn sehen würde, würde er ausrasten.
Genau das war es auch, was er seinem Freund als Erstes
sagte. Doch Wirt hatte etwas viel Beunruhigenderes für ihn: „Akara ist
seit gestern Mittag nicht mehr Zuhause gewesen. Sie hat die
letzte Zeit immer wieder von dir erzählt und ich dachte deshalb, sie sei
vielleicht bei dir. Weißt du, wo sie ist?“
Elrik wusste
es nicht. Und die Vorstellung, dass seiner Akara etwas zugestoßen sein könnte,
erschreckte ihn am zutiefst.
Er hatte nur eine Idee, wo sie sich aufhalten könnte. Sie hatten sich die letzte Zeit schließlich immer wieder dort getroffen. Also stahl er sich mal wieder davon, auch wenn das für ihn diesmal bestimmt großen Ärger bedeuten würde.
Er hatte nur eine Idee, wo sie sich aufhalten könnte. Sie hatten sich die letzte Zeit schließlich immer wieder dort getroffen. Also stahl er sich mal wieder davon, auch wenn das für ihn diesmal bestimmt großen Ärger bedeuten würde.
Und zu seiner
unendlichen Erleichterung fand er Akara auch tatsächlich an ihrem
gemeinsamen Tümpel vor. Sie war ein kleiner, zusammengekrümmter Haufen am Fuße Baumes. Und als Elrik das sah, blieb ihm beinahe das Herz stehen. Hoffentlich war ihr nichts passiert.
„Akara! Da bist du ja!“
Die
Angesprochene zuckte zusammen und ein paar große, tränennasse und rote Augen
trafen ihn unvorbereitet. Im nächsten Augenblick war sie auf den Beinen, und es
war ihm, als ob sie auf Abstand ging.
‚So wie ich gestern, als ich von ihrer
Schwester überfallen worden bin‘, kam ihn in den Sinn und das beunruhigte ihn.
„Was ist denn
passiert? Hast du dich verletzt?“, fragte er besorgt.
„Nein, es ist…
alles in Ordnung.“
„Du warst die
ganze Nacht verschwunden. Wirt hat sich Sorgen gemacht.“ Er zögerte. „Und ich
auch“, fügte er hinzu.
„Ich habe die
Zeit vergessen.“
Ihre Nase
leuchtete rot. Ihre Stimme klang ausdruckslos. Es war offensichtlich, dass sie
geweint hatte und dass sie gerade log.
„Was ist los?“
Er wartete und als sie schwieg, drang er weiter auf sie ein: „Du kannst es mir
erzählen. Wir sind doch Freunde, oder? Ich werde es auch niemandem erzählen,
wenn du es nicht willst.“
„Ich sagte doch, dass alles
in Ordnung ist! Lass mich einfach in Ruhe! Du nervst!“, ging sie ihn plötzlich an.
Für einen
Moment sah sie ihn genauso überrascht an wie er sie.
„Ich meine… Entschuldige, ich wollte nicht gemein sein. Mach dir keine Sorgen. Ich… will nur gerade allein sein“, bat sie zerknirscht.
„Ich meine… Entschuldige, ich wollte nicht gemein sein. Mach dir keine Sorgen. Ich… will nur gerade allein sein“, bat sie zerknirscht.
Elrik machte
sich natürlich Sorgen. Er hatte keine Ahnung, was mit ihr los war, aber es war
offensichtlich, dass etwas nicht stimmte. Sie wollte es ihm bloß nicht erzählen,
und das machte ihn ein bisschen traurig. Dabei würde er ihr doch auch alles
erzählen.
„In Ordnung. Ich werde dich allein lassen. Aber wenn du damit fertig bist, dann komm zu mir. Ich warte da drüben.“
„In Ordnung. Ich werde dich allein lassen. Aber wenn du damit fertig bist, dann komm zu mir. Ich warte da drüben.“
„Ich sagte
doch, dass ich alleine sein möchte!“, erwiderte sie bissig. „Wenn du da hinten bist,
bin ich aber nicht allein! Geh nach Hause!“
„Ich mache mir
aber Sorgen um dich. Ich will dich jetzt lieber nicht allein lassen.“
Im nächsten Moment stand sie plötzlich vor ihm und schubste ihn rüde. Ihr Stoß war nicht stark genug, um ihn umzuwerfen, aber
der Schock darüber, dass sie ihn geschubst hatte, ließ ihn beinahe das
Gleichgewicht verlieren. Was hatte er denn getan, um das zu verdienen? Er fühlte
einen bösen Stich in seinem Herzen.
„Ich habe doch
gesagt, du sollst mich in Ruhe lassen! Bist du taub, oder was?“, keifte sie.
„Ich will doch
nur…“
Er hatte sie
noch nie so wütend gesehen. Er hätte ja nicht einmal gedacht, dass Akara mit
dem strahlenden Lächeln wütend werden konnte. Und sie war noch nicht fertig
damit.
„Was? Du
interessierst dich doch überhaupt nicht für mich! Alles, was dich interessiert,
sind doch nur Anyas große Brüste!“
Sie starrte ihn noch ein bisschen länger in Grund und
Boden, bis sie schließlich selber realisierte, was sie gerade gesagt hatte. Ihr
Mund klappte ungläubig auf und sie brauchte mehrere Anläufe, um überhaupt zu
sprechen.
„Bei den
Göttern! Elrik, das… tut mir so furchtbar leid! Ich weiß nicht, was… ich…“
Sie brach ab
und musste mit ihren Tränen kämpfen. Elrik streckte
erschrocken die Hände nach ihr aus, als er das sah, zog sie dann aber
sicherheitshalber lieber wieder zurück. Er hatte keine Ahnung, was gerade vor sich
ging.
„Es ist schon
wieder passiert! Egal, was ich auch tue, es wird nichts daran ändern, dass ich
seine Tochter bin! Dass ich genauso sein werde wie er! Ich bin… ich bin
schrecklich! Grässlich!“ Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen und als sie
wieder aufsah, war nur noch blanke Erschütterung in ihren Augen zu sehen. „Eines
Tages werde ich genauso hasserfüllt sein wie er!“
Er konnte die Erkenntnis und den Horror darüber deutlich
in ihrem Gesicht sehen. Nur einen Moment lang, doch es reichte aus. Dann wurde
es von ihm abgewandt, als sie versuchte, vor ihm davonzulaufen.
Elrik hatte noch immer keine Ahnung, was geschah, noch, was er tun sollte, um die Situation zu retten, aber er wusste, dass er sie nicht gehen lassen würde. Nicht nach dem, was sie gerade gesagt hatte. Denn da gab es etwas, das er ihr unbedingt dazu sagen musste.
Elrik hatte noch immer keine Ahnung, was geschah, noch, was er tun sollte, um die Situation zu retten, aber er wusste, dass er sie nicht gehen lassen würde. Nicht nach dem, was sie gerade gesagt hatte. Denn da gab es etwas, das er ihr unbedingt dazu sagen musste.
Also setzte
er ihr nach und holte sie nach einigen Schritten schon ein. Er
bekam sie am Arm zu fassen, aber sie wehrte sich eine Weile gegen ihn.
Schließlich aber gab sie auf. Ihre dünnen Arme ermatteten, und sie sah so klein
und zerbrechlich aus, dass er sie nur noch in den Arm nehmen und beschützen
wollte.
„Wer sagt denn, dass du wie dein Vater werden wirst?“,
fragte er verständnislos. „Du bist vollkommen anders als er. Du warst es doch
schließlich, der Frieden wollte, oder etwa nicht?“
Sie riss sich
von ihm los und lachte bitter. Da war so gar keine Freude mehr in ihrem Lachen.
Keine Sonne.
„Das wollte meine Mutter auch einmal und sieh sie dir jetzt an! Wenn ich nicht wie mein Vater werde, dann werde ich wie meine Mutter enden! Das ist auch nicht besser! Nicht einmal zu wissen, was man tut! Ich.. will nicht so werden…“
„Das wollte meine Mutter auch einmal und sieh sie dir jetzt an! Wenn ich nicht wie mein Vater werde, dann werde ich wie meine Mutter enden! Das ist auch nicht besser! Nicht einmal zu wissen, was man tut! Ich.. will nicht so werden…“
Er wollte ihr so unbedingt helfen. Also ergriff er ihre
Hände und hielt sie fest. Sie waren so klein und zierlich in den Seinen.
„Das wirst du auch nicht. Ich werde auf dich aufpassen“, versprach er.
„Das wirst du auch nicht. Ich werde auf dich aufpassen“, versprach er.
„Nein, du
kannst nicht dauernd auf mich aufpassen, Elrik! Wenn du erst einmal
Stammesführer bist, wirst du genug andere Dinge zu tun haben. Und… wenn du
Vater bist, erst recht…“
Das war seine Chance.
Er hatte bislang noch nicht überlegt, wie oder wann er sie fragen sollte, aber wenn nicht
jetzt, wann denn dann? Es war nur so viel schwieriger, als dass er es sich vorgestellt hatte. Er konnte nicht aufhören, Angst davor zu haben, dass sie ihn
abweisen würde. Dass er erfuhr, dass sie ihn eigentlich nicht ausstehen konnte.
„Ja, also… deswegen wollte ich dich auch noch fragen, ob du nicht zu uns kommen willst“,
begann er schüchtern. „Also Teil meines Stammes werden willst, meine ich.“
„Nein… ich
meine, ich würde gerne, ja, aber du wirst auch verstehen, dass ich nicht gerade
darauf brenne, dich und Anya dauernd zusammen zu sehen…“
Plötzlich war ihr Gesicht so unglücklich, dass es Elrik
selber unglücklich gemacht hätte. Wenn er momentan nicht so verwirrt gewesen
wäre.
„Wieso mich
und Anya?“
„Weil sie doch
deine Gefährtin wird...“
„Seit wann
das?“
Jetzt legte
sich auch ihre Stirn irritiert in Falten. „Aber ich habe euch doch letztens… am
Strand…. Also… Ich dachte, ihr zwei wäret jetzt Gefährten.“
„Nein, sind
wir nicht.“
„Oh…“
Sie schien sich beruhigt zu haben. Vielleicht war jetzt
eine gute Gelegenheit, nochmal nachzufragen. Auch wenn er sich nicht sicher
war, ob sie nicht gleich wieder wütend werden würde. Oder traurig. Langsam
fragte er sich, ob das eigentlich normal war. Ob alle Frauen von Zeit zu Zeit
so merkwürdig wurden. Es war, ehrlich gesagt, ein bisschen beängstigend.
„Also, da das
jetzt geklärt ist, willst du jetzt?“
Sie schien aus
ihren Gedanken zu schrecken und einen Moment tat sie nichts anderes, als ihn überfordert
anzustarren. „Was?“
„Na, zu mir zu
kommen und bei mir leben. In meinem Stamm, meine ich.“ Er zögerte und dann
gab er sich schließlich einen Ruck. „Als meine Gefährtin.“
Er rechnete
mit allen möglichen Ausbrüchen, aber stattdessen starrte sie ihn nur weiter an.
Er fragte sich, ob er jemals aus ihr schlau werden würde. Er hatte eigentlich
gedacht, dass Akara nicht so kompliziert war.
„Wirklich?“,
fragte sie schließlich fassungslos. „Willst du das wirklich? Du hast doch gerade gesehen, wie ich wirklich bin…“
Elrik war sich
nicht sicher, was er gerade
eigentlich gesehen hatte. Aber stattdessen sagte er: „Jetzt will ich dich nur
noch mehr vor deinem Vater beschützen.“
Er befürchtete schon das Schlimmste, aber letztendlich
blieb die Schlechtwetterfront glücklicherweise aus und der Sonnenschein kehrte nach so vielen Wolken
auf ihr Gesicht zurück. Und als er ihr strahlendes Lächeln sah, war er zutiefst
erleichtert und die Sonne kehrte auch in sein Herz zurück. Wie sehr er es
vermisst hatte, sie lächeln zu sehen.
Anstatt ihm zu antworten, fiel sie ihm im nächsten Moment um den Hals, und im Gegensatz zu ihrer Schwester fühlte er sich nicht
erwürgt davon. Im Gegenteil. Jegliche Gedanken waren augenblicklich aus seinem
Kopf gewischt, als er ihr das erste Mal nahe sein konnte. Als er den Geruch von
Meersalz und Essen wahrnahm, der sie umgab und er sich wünschte, sie nie wieder
loslassen zu müssen.
Er liebte sie
so sehr. Also sagte er ihr das. Und als sie dann sagte: „Ich liebe dich auch!“,
war er so glücklich, als wäre gerade nichts zwischen ihnen geschehen. Als hätte
sie ihm nicht gerade auch ihre hässliche Seite gezeigt.
Sie lagen sich danach eine Weile in den Armen, bevor sie
dann schließlich ihren Kopf hob und er sie küssen konnte. Er hatte noch nie
zuvor ein Mädchen geküsst. Er hatte sich das bis vor kurzem nicht einmal
vorstellen können. Aber jetzt, als er es tat, schwor er sich, dass er sie von
nun an beschützen werde, komme, was da auch wolle.
In diesem
Moment schien alles andere unwichtig zu sein. Alle seine Sorgen so weit
entfernt. Niemand von ihnen dachte in diesem wundervollen Moment daran, was für
Probleme ihre Liebe mit sich bringen könnte. Dass ihre Liebe vielleicht auf
Unverständnis stieß. Und zu Auseinandersetzungen führen könnte, die keiner von
ihnen wollte.
In diesem
Moment gab es nur sie beide, und Elrik wünschte sich, dass dieser Moment niemals
vorbeigehen würde.
_________________________________
Hier weiterlesen -> Kapitel 39
Wenn das mal gutgehen wird. Wir können uns alle bestimmt lebhaft vorstellen, wie erfreut ihre Eltern über diese Neuigkeit sein werden.
Es ist diesmal etwas sehr dramatisch geworden, aber muss ja auch mal sein. Wünschte nur, dass ich da ein bisschen mehr Romantik hätte reinbringen können. Aber wie sich herausgestellt hat, ist Akara auch nicht nur heiter Sonnenschein. Es ist eben nicht gerade leicht, bei den Hells aufzuwachsen. Das gilt für alle Hell-Kinder.
Und was Anya angeht... zu ihr zu gegebener Stunde mehr.
Nächstes Mal dann tritt Elrik seine Bewährungsprobe an.
Bis dahin verabschiede ich mich und danke fürs Vorbeischauen!
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Hier weiterlesen -> Kapitel 39
Wenn das mal gutgehen wird. Wir können uns alle bestimmt lebhaft vorstellen, wie erfreut ihre Eltern über diese Neuigkeit sein werden.
Es ist diesmal etwas sehr dramatisch geworden, aber muss ja auch mal sein. Wünschte nur, dass ich da ein bisschen mehr Romantik hätte reinbringen können. Aber wie sich herausgestellt hat, ist Akara auch nicht nur heiter Sonnenschein. Es ist eben nicht gerade leicht, bei den Hells aufzuwachsen. Das gilt für alle Hell-Kinder.
Und was Anya angeht... zu ihr zu gegebener Stunde mehr.
Nächstes Mal dann tritt Elrik seine Bewährungsprobe an.
Bis dahin verabschiede ich mich und danke fürs Vorbeischauen!
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