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Mittwoch, 26. Februar 2020

Kapitel 108 - Derweil: Von Hochzeitsplänen und solchen, die es mal werden wollen (oder auch nicht)



Es war kurz nachdem Wulfgar, Lu und Elrik die Gegend, die sie Zuhause nannten, verlassen hatten, dass Griswold und Greta zu Gast im Ahn-Stamm waren, um mit deren Oberhaupt Lann über die gemeinsame Zukunft zu reden. Da die Hells das Eisen für ihre Schmiede größtenteils vom Ahn-Stamm bekamen, versuchten sie schon eine ganze Weile eine bessere Verbindung zu diesem ihren Handelspartner zu erreichen. Reinard und Lin, Lanns Söhne, waren an diesem regnerischen Tag ebenfalls anwesend, und Letzterem konnte man am Gesicht ablesen, dass ihm überhaupt nicht behagte, was da unweigerlich auf ihn zukommen würde.


„Wir wären sogar bereit, unsere einzig verbliebene Tochter als Frau für deinen ältesten Sohn hierherkommen zu lassen“, bot Greta gerade geschäftsmäßig an. 
     „Reinard wird demnächst bereits Nefera heiraten“, entgegnete Lann ebenso geschäftsmäßig. „Das ist schon eine Weile beschlossen, und es wäre eine Beleidigung für den gesamten Zoth-Stamm, wenn wir das plötzlich auflösen würden.“
     „Und was ist mit deinem anderen Sohn?“, fragte Greta, und Lin erstarrte. „Griswold wäre bereit, ihn in seinem Handwerk zu unterweisen, damit er die Schmiede übernehmen kann.“


Wozu Griswold, der bislang mit steinernem Gesicht neben seiner Frau gestanden hatte und der auch geschwiegen hatte wie eine Statue, nur missmutig grunzte. Sie wussten alle, dass er lieber seinem eigenen Sohn die Schmiede vermacht hätte. Nur, dass er eben keinen eigenen Sohn hatte und sich noch immer weigerte, Wotan übernehmen zu lassen, obwohl der inzwischen beinahe alles allein vom Helfen gelernt hatte.
     „Nun, das wäre natürlich möglich, aber dafür müsst ihr mir schon ein bisschen mehr entgegenkommen. Ich gebe euch schließlich meinen Sohn mit und unser Stamm verliert damit eine wertvolle Arbeitskraft.“


Tatsächlich traute sich Lin jetzt, sich kleinlaut zu Wort zu melden: „Ähm… ich habe aber schon Jade vom Uruk-Stamm versprochen, sie zu heiraten…“
     Lanns Kopf ruckte zu ihrem Zweitgeborenen, der unter ihrem vernichtenden Blick erschrocken zusammenfuhr. „Und warum weiß ich davon nichts?“, zischte sie bedrohlich.
     „Ich dachte, wenn Reinard zum Zoth-Stamm Verbindungen knüpft, wäre es gut, wenn ich zum Uruk-Stamm Verbindungen knüpfe“, beeilte sich Lin, zu erklären. „Er ist immerhin der größte Stamm hier in der Gegend.“
     Und Jade war die hübscheste und begehrteste Frau weit und breit. Aber das sagte er natürlich nicht. In seinem Stamm ging es schon lange nicht mehr um das, was jemand wollte, sondern nur noch darum, was gut für den Stamm war. Nur deswegen war seine Mutter noch immer an der Seite seines Vaters, obwohl sie nur noch einen Schritt weit davon entfernt waren, auf Kriegsfuß miteinander zu stehen. Aber egal wie es auch war, Lin wollte ganz sicher nicht Jungen-Giselinde heiraten.


„Nun, da hört ihr es“, fasste sich seine Mutter schnell wieder. „Ich werde zwar erst mit Dana und Jin reden müssen, aber wenn ihr mir kein besseres Angebot macht als sie, können wir leider nicht zu einer Vereinbarung kommen.“ 
     Greta und Griswold sahen überhaupt nicht begeistert aus. Vor allen Dingen Greta nicht, die schon wieder von Danas Nachwuchs Steine in den Weg gelegt bekam. Aber sie sagten beide nichts mehr, sondern verabschiedeten sich stattdessen kurz darauf.


Und Lin wurde noch blasser, als seine Mutter sich ihm jetzt zuwandte und ihr Mund vor Wut nur noch ein schmaler Strich war. Sie hob bedrohlich die flache Hand, aber sie sah davon ab, ihn zu schlagen. Das tat sie glücklicherweise nicht mehr, seit er zum Mann herangewachsen war. 
     Er hatte trotzdem immer noch Angst vor ihr, und er war nur froh, dass er nicht Nara war. Sie wurde, trotz ihres Alters, immer noch geschlagen, wenn sie etwas Falsches tat. Nur Reinard war es immer besser gegangen. Er war schon immer Mamas Liebling gewesen.
     „Du hast mich vor unseren Gästen blamiert!“, fauchte seine Mutter.
     Lin zog den Kopf ein und sagte: „Entschuldige!“
     „Tu das nie wieder! Du solltest endlich lernen, dich wie ein Erwachsener aufzuführen. Also geh und sieh zu, dass du Jades Eltern herbringst, hast du verstanden?“


„Was ist, wenn… ähm… naja, wenn sie nichts für die Hochzeit geben wollen?“, wagte es Lin aber tatsächlich zaghaft, zu fragen.
     „Dann werde ich mit dem Preis für unser Eisen weiter runtergehen müssen als ich das wollte und du wirst die Hell-Tochter heiraten“, antwortete Lann verstimmt.
     „Warum muss ausgerechnet ich die heiraten? Gib ihr doch Alek! Der hat sowieso niemanden und wird froh sein, Giselinde zu kriegen.“
     „Hier geht es aber um wichtige Verbindungen. Da kann ich nicht den Sohn von irgendwem anders anbieten. Du bist jetzt erwachsen, und es wird Zeit für dich, Verantwortung für den Stamm zu übernehmen.“


„Sie hat recht, Bruderherz!“, mischte sich zu allem Überfluss auch noch Reinard mit verhohlener Schadenfreude in der Stimme ein. „Als Sohn der Anführerin unseres Stammes ist es deine Aufgabe, unserem Stamm gute Verbindungen zu ermöglichen. Und die Hells sind eine unserer wichtigsten Handelspartner. Wir brauchen ihre Lebensmittel. Also stell dich nicht so an! Steh deinen Mann, heirate ihre Tochter und sieh zu, dass du uns keine Schande bereitest, wenn du das Schmieden erlernst!“
     Als ob es schon längst entschieden wäre, dass er das tun würde.

 
Aber nicht mit ihm! Er wartete nicht einmal ab, bis der Regen nachgelassen hatte – so viel, wie es in letzter Zeit regnete, hätte er da wahrscheinlich sowieso lange warten können. Stattdessen machte er sich umgehend zum Uruk-Hof auf, und als er später endlich allein vor Jade im Stall stand, war er völlig durchnässt. Aber er ignorierte die Kälte, die schon seit dem Gespräch an ihm herumkroch, und erklärte seiner hoffentlich Zukünftigen, was geschehen war.


„Naja, da wir ja eh heiraten wollten, könntest du mal mit deinen Eltern reden und sehen, was sich da machen lässt“, schloss er.
     Jade wollte ihn ganz sicher nicht heiraten. Mal ganz davon abgesehen, dass Lin ihr nicht gefiel, war er eine männliche Version seiner Schwester Mai. Er war viel zu sehr von sich überzeugt und spuckte immer große Töne, die er nicht halten konnte. Vor allen Dingen seitdem Leif sich nach dem Tod seines Bruders so zurückgezogen hatte, führte er sich auf, als würde ihm die gesamte Gegend gehören, wenn Wotan gerade nicht anwesend war. Kurzum: sie konnte ihn eigentlich nicht leiden.
     Doch sie wusste auch, dass sie irgendwann jemanden heiraten musste, wenn sie nicht allein verenden wollte. Sie hatte nur mehr auf Wolfmar von den Blums gehofft. Der gefiel ihr zwar auch nicht, aber er war wesentlich ruhiger und erträglicher als Lin. Nur dass er bislang keine Anstalten gemacht hatte, ihr Aufwartungen zu machen und stattdessen dauernd mit Nio vom Zoth-Stamm liebäugelte. Was sollte sie da nur tun?


„Ich kann ja mal mit ihnen reden. Aber mach dir nicht allzu viele Hoffnungen“, versuchte sie auszuweichen und dann zwang sie sich ein Lächeln auf die Lippen. „Giselinde ist doch aber auch nicht schlecht, oder?“
     Ja, sie wollte nicht allein verenden, aber sie konnte nicht verhindern, dass ihr der Gedanke, dass Lin einfach Gil heiratete, und nicht sie, gerade ziemlich verlockend erschien.


Doch als der sie jetzt böse ansah, so wie er eigentlich nur Nara ansah, wurde ihr kalt, und ihr wurde klar, dass eine Ehe mit Lin bedeuten würde, dass sie aufpassen musste, was sie sagte. Er würde nicht zögern, sie zu züchtigen, wenn ihm der Sinn danach stand.
     „Ich… werde sehen, was ich tun kann“, erwiderte sie ungewollt und verängstigt.


Derweil war Nero unterwegs durch den Nebelwald zu den Blums, um Gabriela zu besuchen. Er hatte sie erst jüngst unten am Handelsposten getroffen, wo sie ihn darum gebeten hatte, vorbeizukommen, aber er hatte es bislang vor sich hergeschoben gehabt. Es war bereits ihre zweite Einladung gewesen.  


Ihm war zugegebenermaßen ein bisschen mulmig zumute, als er das Haus betrat, in dem Gabriela lebte. Aber glücklicherweise war sie nirgends zu sehen. Stattdessen traf er Nio an, die gerade den Hintern zur Feuerstelle gestreckt hatte, um sich von der Herbstkälte aufzuwärmen, die hier im Nebelwald noch kälter zu sein schien.


„Oh, hallo, Nio!“, grüßte Nero sie ehrlich erfreut.
     Mit Nio zu tun zu haben, war immer angenehm für ihn gewesen, denn sie hatte ihn nie mit irgendwelchen Aufwartungen bedrängt. Meistens ignorierten sie sich, und er hatte deshalb noch nicht so viel mit ihr zu tun gehabt, obwohl sie ja eigentlich seine Cousine oder so war.  
     Da sie ihn jetzt aber nicht mehr ignorieren konnte, sah sie beinahe ein bisschen so erschrocken aus, wie er es von Adelaide gewohnte war. Sie grüßte verhalten zurück, bevor sie hastig: „Ich muss dann gehen. Tschüss!“, sagte und so schnell weg war, dass er ihren Abschied nicht einmal hatte erwidern können.


Blöderweise hatte Nero danach gar keine Chance dazu, es ihr gleichzutun und sich klammheimlich wieder zu verkrümeln, wo Gabriela ja nicht da war, da sie in diesem Moment im Türrahmen erschien, kaum dass Nio fluchtartig das Haus verlassen hatte. 
     „Ach, Nero! Wie wundervoll, dass du mich besuchen kommst!“
     Mit einem ausladenden Schritt stand die Tochter des Hauses vor ihm, versperrte ihm jeglichen Fluchtweg und schenkte ihm ein Lächeln, das ihm die Röte ins Gesicht trieb. Er konnte das gar nicht verhindern.


Seitdem er sie damals beim Junggesellenfest gesehen hatte, ging ihm das so. Sie hatten damals kein Wort miteinander gewechselt – ihre Freundin, diese ununterbrochen redende Mai, hatte sie ja nie zu Wort kommen lassen. Aber er hatte auch so kein Wort rausbekommen gehabt, wenn Gabriela dagewesen war. Allein ihr Anblick hatte damals gereicht, um ihm die Sprache zu verschlagen.


Es war nicht so, dass er sie sonderlich mochte – dafür kannte er sie ja gar nicht gut genug – aber ihr Aussehen erinnerte ihn so sehr an Ragna. Die schwarzen Haare, die braunen Augen, dasselbe Gesicht in weiblich. Sie sah ihm so ähnlich, dass er manchmal dachte, Ragna selber vor sich zu haben. Zumindest stellte er sich vor, dass er heute so aussehen würde. Er vermisste seinen Freund nach wie vor schmerzlich.
     Nur dass ihr Charakter leider überhaupt nicht wie Ragnas war.


„Ich habe gesehen, dass du gerade Besuch von Nio hattest“, stotterte er ein bisschen. „Wenn ich gestört habe, kann ich ja wann anders wiederkommen.“
     Gabriela zog die Nase kraus. „Nio war nicht wegen mir hier, sondern wegen meinem Bruder Wolfmar. Sie ist voll verknallt in ihn, wusstest du das nicht?“ Sie kicherte. „Hast du sie etwa vertrieben? Armer Wolf, da kommt er heute ja mal gar nicht zum Knutschen.“
     Sie redete definitiv zu viel. Er hatte nichts dagegen, wenn man sich unterhielt, aber Gabriela ließ ihn nie zu Wort kommen. Stattdessen liebte sie es, zu erzählen, wogegen er ja auch nichts hatte. Er liebte es sogar, anderen zuzuhören. Wenn Ragna seine Geschichten erzählt hatte, oder auch Adelaide. Aber Gabriela zerriss sich am liebsten das Maul über andere, und das konnte er überhaupt nicht leiden.


„Was wolltest du eigentlich von mir?“, zwang er sich, zu fragen.
     Gabriela antwortete mit einem verschmitzten Grinsen. „Ach, nichts wirklich.“ Sie kam näher, was ihn völlig überforderte. „Du bist so süß, weißt du das?“


Plötzlich stand sie dicht vor ihm, dass ihm unwillkürlich heiß wurde. Eigentlich war er, wie gesagt, nicht an ihr interessiert, aber als sie sich jetzt an ihn schmiegte, wurde ihm ganz anders zumute. 
     Ihre kleine, zierliche Hand, die angenehm kühl war, strich über seine Wange, seinen Hals, über seine Seite, immer weiter hinab, und er tat nichts dagegen. Er wollte es nicht, aber er war wie gelähmt. Als ihre Hand schließlich seine Hüfte erreichte, wusste er, dass er ihr nicht mehr würde entkommen können.


Ein lautes Rumpeln rettete ihn aber glücklicherweise. Der Lärm fuhr wie ein Messer in die Situation hinein und riss ihn ins Diesseits zurück. Blitzartig schob er Gabriela von sich, solange er noch dazu imstande war und ging auf Abstand. 
     Um sich abzukühlen, trat er an ihr vorbei, suchte nach dem Ursprung des Lärmes, und da sah er, dass ein dickbauchiger Krug, der zuvor draußen vorm Eingang gestanden hatte, umgefallen war. Was merkwürdig war, weil der massive Krug nicht so aussah, als würde er so einfach von einem Windstoß umgeworfen werden können.


Als er einen Blick nach draußen riskierte, war aber niemand zu sehen. Doch die kalte Abendluft klärte immerhin seinen Kopf.
     „Was ist denn los?“, hörte er Gabriela missmutig hinter sich fragen.
     „Ich glaube, da war jemand.“
     „Wahrscheinlich schnüffelt Mai dir nach. Sie wollte mir nicht mal glauben, dass du mich besuchen kommst, diese eingebildete Ziege!“


Jetzt, da sie ihn selber an ihre unausstehliche Persönlichkeit erinnert hatte, konnte er sich ihr wieder zuwenden und sie ansehen, ohne sofort von ihrer Ausstrahlung gefangengenommen zu werden und ihr sagen: „Du solltest wirklich nicht so schlecht über andere reden.“
     Gabriela sah aus, als ob sie etwas dazu sagen wollte, aber sie tat sich den Gefallen, ruhig zu bleiben.


Und das war auch ganz gut so, da besagte Mai in diesem Moment im Türrahmen auftauchte, im Schlepptau ihrer Mutter Lann. Mai machte tatsächlich große Augen, als sie Nero und Gabriela zusammen sah.
     „Hallo, Kinder“, begrüßte Lann sie. „Ist Gisa zufällig hier?“
     Gabriela sagte ihr, dass ihre Mutter draußen im Stall war, woraufhin die beiden Neuankömmlinge wieder abdrehten und gingen. Gabriela konnte es nicht lassen, Mai einen triumphierenden Blick zuzuwerfen, und die sah so getreten aus, dass sie Nero tatsächlich leid tat.


Danach entschied er sich dazu, lieber nach Hause zu gehen. Sicherheitshalber, um nicht erneut in eine verfängliche Situation zu geraten.


Als Malah mit Schamanin Jana tags darauf zur nächsten Stämmeversammlung aufbrach, regnete es zur Abwechslung einmal nicht. Das erfreute auch Dana und Jin, die mit Tochter Jade zusammen mit von der Partie waren, um die Sache mit Lin zu klären. 
     Auch Wotan war mitgekommen. Seitdem er damals bei seinem Onkel Wulfgar als Schwertkämpfer in die Lehre gegangen war, ließ er kaum eine Gelegenheit aus, sich als Beschützer hervorzutun, und darüber konnten sie bald schon sehr froh sein.


Während Jade nämlich noch vor dem kommenden Treffen grauste, stellten sich ihnen plötzlich drei raubeinig aussehende Männer in den Weg. Es waren Fremde, ein jeder sichtbar bewaffnet und mit einem unheilvollen Ausdruck im Gesicht. Der Mittlere, ein dunkelhaariger Kerl mit Vollbart, trat vor und verlangte Wegzoll von ihnen.
     „Diesen Weg hier haben schon unsere Ahnen benutzt, und ihr habt kein Recht darauf, etwas für seine Benutzung zu verlangen! Macht ihn also frei!“, forderte Stammesführerin Malah furchtlos.
     Der Dunkelhaarige grinste und entblößte dabei eine große Zahnlücke. „Es stimmt also, dass die Frauen in dieser Gegend das Sagen haben.“ Er lachte unbeeindruckt und spuckte dann vor Malahs Füße auf den Boden. „Wie erbärmlich!“


„Erbärmlich ist‘s, was ihr da tut!“, warf Jana ein, und sie erinnerte Malah dabei an eine ziemlich wütende Mutter, die ihre Kinder ausschimpfte. „Habt ihr keinen Respekt vor den Göttern, die gesagt haben, dass wir alle miteinander auskommen sollen? Ihr solltet lieber nach Hause gehen und beten, dass sie euch nicht mit einem fiesen Ausschlag strafen!“
     Da trat ein zweiter Bandit vor und machte den Fehler, Jana eine Hand auf den Arm zu legen und anzüglich zu sagen: „Ach, wie süß, soll uns das jetzt etwa Angst machen?“


Bevor er sich versah, hatte die Schamanin ihn mühelos über ihre Schulter geworfen und zu Boden geschickt. Auch sie war schließlich lange Jahre bei ihrem besten Krieger in Ausbildung gewesen, damit ihr nie wieder jemand etwas antun konnte, wie es Dia Hell getan hatte.


Danach brach eine handfeste Auseinandersetzung los und alles ging drunter und drüber. Dana schob ihre jüngste Tochter hinter sich und ballte die Hände zu Fäusten, aber Jin ließ gar niemanden an seine beiden Frauen herankommen. Auch Malah machte sich kampfbereit. Das Problem dabei war nur, dass ihre Gegner bewaffnet waren und sie inzwischen besagte Waffen gezogen hatten, während die meisten von ihnen höchstens kleine Schneidemesser bei sich hatten.


Am Ende schlugen sie die Räuber jedoch in die Flucht, und das war vor allen Dingen Wotan zu verdanken, der als einziger ordentlich bewaffnet gewesen war. Er stand seinem Mentor in der Theorie inzwischen kaum noch in etwas nach. 
     Dennoch hatten sich Jin, Jana und Malah Wunden zugezogen. Wobei die beiden Letzteren sehr glimpflich davonkamen, im Gegensatz zu Jin, dessen Wunde am Bein heftig blutete. Jade wurde bleich, als sie das sah, und Dana schrie so laut auf, dass es in ihren Ohren klingelte. Wahrscheinlich hätte ihr Schrei allein ausgereicht, die Wegelagerer zu vertreiben. 
      Jin versuchte die Wunde mit der Hand zu verdecken, aber es war vergebliche Liebesmüh. „Hey“, versuchte er stattdessen, verwegen zu grinsen, „macht nicht so ein Gesicht. Das wird eine ordentliche Narbe, auf die ich stolz sein kann.“


Dennoch ließen sie später natürlich Sharla, die inzwischen im Ahn-Stamm heimisch geworden war, einen Blick darauf werfen. Sie desinfizierte die Wunde, wobei Jin für seine Frauen ein tapferes Gesicht machte, und verband ihm dann das Bein. Obwohl es stark blutete, war die Wunde nicht tief und würde schnell verheilen, meinte die Heilerin.


Während Jin im oberen Stockwerk verarztet wurde, hatte Malah den anderen beiden Stammesführern auf der Versammlung derweil von dem Vorfall berichtet.
     „Sie sind also immer noch hier“, sagte Lann mit ernstem Gesicht, als Malah geendet hatte. „Wir hatten schon vor ein paar Tagen mit ihnen zu tun und haben sie von hier verjagt. Bislang sind die Vagabunden dann auch immer weggeblieben, aber wie es scheint, sind sie diesmal hartnäckiger.“
     „Bist du sicher, dass es überhaupt dieselben waren?“, fragte Roah vom Zoth-Stamm sie.  
     Lann nickte. „Ziemlich.“
     Ihr Blick ging nach hinten zu ihrem Sohn Reinard, der heute ebenfalls anwesend war. Auf der heutigen Versammlung sollte nämlich eigentlich sein Ritual anstehen, um Lanns Nachfolge zu übernehmen.
     „Eure Beschreibungen passen jedenfalls zu ihnen“, bestätigte er.
     „Es wird die letzte Zeit immer gefährlicher hier“, fuhr Lann besorgt fort. „Es kommen immer mehr Leute aus dem Norden hierher.“


„Dann sollten wir vielleicht Wachposten am Taleingang aufstellen“, schlug Malah vor.
     Malah fühlte sich als Jüngste in der Runde immer noch ein bisschen unsicher. Auch wenn sie Roah und Lann schon eine Weile kannte, hatte sie ihren Vater doch damals öfter zu den Versammlungen begleitet, und die anderen beiden Stammesführerinnen sie gut angenommen hatten. Sie und auch Jana, die es übernommen hatte, als ihr geistlicher Begleiter mitzukommen, während Luis alle rituellen Aufgaben Zuhause übernommen hatte. Da Elrik sich früher oft von seinem Schamanen hatte vertreten lassen, sagte auch niemand mehr etwas dazu, dass sie immer zu zweit kamen.
     Und Malah war das eigentlich ganz recht so. Sie fand es gut, dass sie sich die Führung mit Luis und Jana teilte. Natürlich übernahm sie, im Gegensatz zu ihrem Vater, den Großteil der Aufgaben, da die anderen beiden ja auch noch ihre kultischen Pflichten hatten, aber dennoch war es gut zu wissen, dass sie im Notfall zuverlässige Vertreter hatte. Sie hatte ja ein bisschen Angst gehabt, dass Lu sein Amt aufgegeben hatte, aber das war unnötig gewesen, wie sie schnell hatte erfahren dürfen. Vor allen Dingen, weil ihr Großvater ihr ebenfalls noch zur Seite stand.
    Obwohl sie so gut angenommen worden war von den anderen Anführern, wurde sie diesmal aber mit einem Blick bedacht, als hätte sie etwas völlig Unsinniges von sich gegeben, und sie konnte nicht verhindern, dass ihre Schultern darunter ein bisschen einsanken.


„Und wie stellst du dir das vor?“, wollte Roah wissen. „Es ist nicht so, dass wir einen Überschuss an Leuten haben, die wir entbehren können. Vor allen Dingen wir nicht. Der Eingang zum Tal ist auch viel zu weit entfernt für uns. Dieser Bereich fällt eigentlich in die Verantwortung von Lann und ihrem Stamm.“
     „Es ist nicht so, dass wir unbedingt viele Leute zu entbehren hätten. Wir tun schon unser bestmöglichstes, um den Eingang zum Tal sicher zu halten.“


„Was ist denn mit deinem Stamm, Malah?“, mischte sich Reinard erstmals ein. „Ihr seid doch genug, um ein paar Wachen zu stellen, oder?“
     Hätte sie mal lieber die Klappe gehalten. Sie hatte eigentlich gehofft, dass alle etwas dazu beitragen würden und nicht nur ihr Stamm. Aber sie konnte jetzt auch nicht kneifen. Nicht, wo ihr Stamm doch der größte in der Gegend war.
     „Naja, ich kann ja mal sehen, was sich machen lässt“, ließ sie deshalb vernehmen.


Da mischte sich plötzlich auch noch Wotan aus dem Hintergrund ein, der bislang still zugeschaut hatte. „Also ich will ja kein Spielverderber sein, aber bevor ihr irgendwelche Wachen abstellt, solltet ihr zusehen, dass ihr sie erstmal ordentlich ausbilden lasst.“
     „Unsere Leute sind stark genug!“, meinte Jana grimmig. „Wir haben denen vorhin sowas von den Hintern versohlt!“
     „Ich hasse es ja, dir das sagen zu müssen, Schwesterherz, aber wenn du meinst, dass es eine gute Sache ist, dass sich die Wachen dabei immer schwere Verletzungen wie unser Vater zufügen, dann stimme ich dir natürlich zu.“ Er trat in den Feuerschein und stellte sich breiter hin. „Seht, ihr habt keine ordentlichen Kämpfer in der Gegend, und ihr braucht welche. Eure kampffähigen Leute sind alle zu alt, und die Jungen haben alle keinen Kampfgeist mehr. Seitdem sie aus den Kinderschuhen raus sind, habe ich keinen außer Malah mehr bei den Trainingsstunden meines Onkels gesehen. Ich war immer der Einzige.“


„Na dann lasst Wulfgar doch ein paar eurer Leute ausbilden. Und solange müssen wir halt zusehen, dass wir die Vagabunden mit Masse in Schach halten“, beschloss Lann. 
     „Wulfgar ist gerade leider nicht da“, eröffnete Malah. „Er ist auf einer längeren Suche, und wir wissen nicht, wann er wiederkommt.“
     „Ich biete mich gern als Lehrer an“, bot Wotan aus dem Hintergrund selbstbewusst an.
     „Du? Du bist doch selber noch mitten in der Ausbildung.“
     „Mein Onkel hat mir bereits alles beigebracht, was ich wissen muss.“
     Die Stammesführerinnen tauschten einen zweifelnden Blick. Selbst wenn es so war, konnte sich keiner vorstellen, dass Wotan ein guter Lehrer war. Und die Sache war die, dass er einfach nicht die Erfahrungen eines richtigen Kriegers hatte. Er hatte sich vorher gut geschlagen, aber selbst Malah war aufgefallen, dass er sich zu oft hatte austricksen lassen. Fakt war, dass sie vor allen Dingen gewonnen hatten, weil sie mehr gewesen waren als die Räuber.


Niemand war so recht zufrieden mit der Idee, weshalb es danach lange Zeit still war und nur das stete Knacken des verbrennenden Holzes in der Feuerstelle zwischen ihnen zu hören war.
     „Was ist denn mit diesem Garrus?“, wagte Malah nach reichlicher Überlegung einzuwerfen. „Wulfgar sagte, dass er wahrscheinlich irgendwo in einem Heer gedient habe. Er scheint Kampferfahrung zu haben, und er ist unbestreitbar momentan der beste Kämpfer, den wir haben. Vielleicht sollten wir ihn fragen.“
     „Der, der die Hells umbringen wollte? Das halte ich für keine gute Idee“, schlug Lann aus.
     „Ich auch nicht“, pflichtete Roah ihr bei.
     Die beiden Frauen nickten sich zu, und Malah sandte einen hilfesuchenden Blick zu Jana. Aber sie sah schon, dass die Schamanin derselben Meinung wie die beiden anderen war. Wie konnte sie auch nicht, nachdem dieser Garrus ihre Tochter hatte töten wollen? Seitdem war er zwar friedlich gewesen, aber sie misstrauten ihm noch immer alle. Doch Jana tat ihr wenigstens den Gefallen, einfach ruhig zu sein und sich mit einem missbilligenden Blick zu begnügen.
     Und so wurde es beschlossen, dass stattdessen Wotan die Ausbildung übernehmen sollte und die anderen beiden Stämme auch noch Leute für die zukünftigen Wachposten zur Verfügung stellen würden.
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Hier weiterlesen -> Kapitel 109 

Ja, ich weiß, dass es gemein von mir ist, jetzt eine Unterbrechung reinzubringen und lieber zu erzählen, was in der Uruk-Gegend passiert, als weiter Lus und Wulfs Schicksal zu beleuchten. Aber keine Sorge, dieses Interludium wird keine fünf Kapitel lang sein. 
     Wir sehen, dass kräftig verkuppelt wird und das immer mehr zu einer rein zweckmäßigen Sache wird. Eltern, die ihre Kinder verheiraten, um gute Verbindungen zu bekommen. Und während Lu die "Härte der Außenwelt" gerade gnadenlos zu spüren bekommt, scheint sie auch unaufhörlich in die bislang ruhige Uruk-Gegend vorzudringen. Was sich hier jetzt anbahnt, ist der Auftakt zu etwas, das den Uruk-Stamm noch die restliche Geschichte über beschäftigen wird. Das letzte, große Thema sozusagen. Was nicht heißt, dass "Zeitalter" in absehbarer Zeit zu Ende geht.

 Ich weiß, dass es vielleicht ein bisschen verwirrend ist, dass jetzt so viele Charaktere von den anderen Stämmen/Familien vorkommen (weil wer weiß schon noch, dass Ragna und Gabriela Cousins sind (Gisa und Wulfgar sind Geschwister) und sich deshalb ähnlich sehen?), aber das wird jetzt häufiger der Fall sein, weshalb ich hier nochmal auf die Charakterseiten verweise.

Nächstes Mal dann wird die Frage geklärt, wen Jade jetzt heiratet, es kommt zu einem folgenreichen Missverständnis, und Malah wird vor die schwierige Wahl gestellt, ob sie die anderen Anführer übergeht oder nicht. Und was macht eigentlich Garrus die ganze Zeit?

PS. zum letzten Kapitel (107): Ich habe es total vergessen, zu erwähnen, deshalb hole ich es jetzt hier schnell nach. Und zwar war die Welt, die ich für Wulfgars Jugendrückblick mit Samuel benutzt habe wieder Urduna von mammut, die ich damals auch schon bei Hanas Rückblick mit Dia Hell und seiner Schwester benutzt habe. Das muss ja alles seine Richtigkeit haben. 

Bis dahin, bedanke ich mich fürs Lesen und verabschiede mich!

Mittwoch, 12. Februar 2020

Kapitel 107 - Samuel und Samuela



Der Schweiß floss ihm andauernd von der Stirn in die Augen und ließ sie fürchterlich brennen, doch Lu machte sich nicht einmal die Mühe, ihn fortzuwischen. Er ignorierte es, wie er auch die Hitze, den wunderschön blauen Himmel über ihm, die beinahe unheimlich stillen Gräser, die unter der erbarmungslosen Sommerhitze ächzten, ignorierte. Das alles nahm er überhaupt nicht wahr. Alles schien ihm mit einem Mal so irreal. 
     Er war auf der Flucht, wollte nicht daran denken, was geschehen war. Wenn er es tat, wenn er auch nur einen Moment innehielt und darüber nachdachte, was geschehen war, würde die Welt um ihn herum zusammenbrechen, da war er sich sicher.
      Also lief er. Weiter und immer weiter. Obwohl seine Beine schmerzten, seine Lungen und Augen brannten und ihn die Kräfte schon lange verlassen hatten.


Seine Flucht endete erst, als plötzlich ein bekanntes Gesicht vor ihm auftauchte und ihn dazu zwang, ins Diesseits zurückzukehren und anzuhalten.
     Seine Beine fühlten sich taub, sein gesamter Körper schwer und erschöpft an. Für einen kurzen Moment glaubte er, das Gleichgewicht zu verlieren, liebäugelte mit dem Gedanken, sich einfach fallen zu lassen und nie wieder aufzuwachen.
     Er wollte es eigentlich nicht wissen, er wusste nicht mehr, was er noch denken sollte. Er hatte so eine Angst. Aber er zwang sich dennoch dazu, vorwärts zu gehen – auf ihn zuzugehen.


„Lu Pulcher, was ist geschehen? Du wirkst, als seiest du auf der Flucht“, begrüßte Julius‘ Stimme ihn. Die Stimme, die er immer so melodisch gefunden hatte. Die ihn so tief berührt hatte wie lange nichts mehr. Und die jetzt plötzlich hohl und weit entfernt für ihn klang. Alles, was ihn bislang so fasziniert hatte, war mit einem Mal unwichtig geworden. Beängstigend.
     Trotzdem trat Lu an ihn heran, was die beiden Männer, die ihn immer begleiteten, sofort auf den Plan rief. Sie stellten sich schützend vor ihren Herren, aber Julius brachte sie mit einem Zeichen seiner Hand zum Anhalten. Lu fiel nicht einmal auf, dass es andere waren.
     „Die Räuber! Warum sind sie tot?“, hörte Lu sich verzweifelt fragen, und er erschrak über seine eigene Frage. „Das waren doch nur Schlafkräuter in dem Wein! Ich wollte doch nicht…“


„Du hast es also herausgefunden“, sagte Julius unumwunden. Es war das dritte Mal, seitdem Lu ihn kannte, dass er das tat. „Ich hatte gehofft, dass du es nicht tust.“
     „Was soll das heißen? Warum sind sie tot?“
     „Nun, wie es scheint, waren nicht nur Schlafkräuter in dem Wein…“
     „Was hast du getan?“, fragte Lu fassungslos, und er konnte nicht verhindern, dass er ganz automatisch vor dem Anderen zurückwich.
     „Ich habe nichts getan. Ich ließ den Wein holen und vorbereiten, aber ich selber habe keinen Finger daran gelegt. Wenn du meine ehrliche Meinung hören willst, dann war es meine Schwester, die da wieder ihre Finger im Spiel hatte. Sie wollte die Räuber schon die ganze Zeit loswerden.“
     „Sie hat dasselbe über dich gesagt…“


Da trat Julius an ihn heran und sofort flammte in Lu der Drang auf, davonzulaufen. Aber als er in Julius‘ ernste Augen sah, beruhigte er sich wieder ein bisschen.
      „Das kann ich mir vorstellen. Ich sagte dir bereits, dass meine Schwester alles versucht, um gegen mich zu intrigieren. Sie hat auch schon mehrmals versucht, mich aus dem Weg zu räumen. Deswegen kann ich nirgends alleine hingehen. Und dabei ist es ihr auch egal, wenn dabei andere zu Schaden kommen. Sie hat schon oft versucht, mich mit denjenigen zu treffen, die mir am Herzen liegen. Sie gegen mich aufzubringen. Sie zu verletzen.“ Er macht eine Pause und sagte dann ernst: „Du solltest besser vorsichtig sein, solange du hier bist.“
     Er trat wieder zurück, und Lu wollte ihm einfach glauben. Er wusste nicht, ob das richtig war, aber er wollte es einfach. Es war heute schon zu viel für ihn passiert.


„Dieser…. Wulfgar, der mich bedroht hat: du kennst ihn, nicht wahr?“, fragte Julius plötzlich.
     Lu musste eine große Portion Angst schlucken, bevor er antworten konnte: „Ja, und das tut mir wirklich leid, dass er dich bedroht hat…“
     „Schon gut“, entgegneten Julius unwillig. „Wir hatten damals… ein kleines Missverständnis miteinander. Ich habe ihn, unabsichtlich, vor seiner Familie bloßgestellt, weil ich zu dem Zeitpunkt gerade… ich machte damals eine schwierige Zeit durch. Dafür hat er gestern meine Leute niedergeschlagen und mein Leben bedroht. Ich denke, dass wir damit endlich quitt sind. Aber auf was ich eigentlich hinauswollte, war, dass er scheinbar inzwischen einiges davon versteht, sich seiner Haut zu erwehren. Du solltest in seiner Nähe bleiben, damit er dich beschützen kann.“


Lu antwortete nur mit einem gezwungenen Lächeln, von dem er hoffte, dass es Antwort genug sein würde. 
     Julius räusperte sich. „Ich sollte wohl zurück zu meinem herrschaftlichen Haus gehen“, kehrte er in seine gewohnte Redensart zurück. „Deine Gesellschaft auf dem Weg dorthin wäre mir hocherfreut, Lu Pulcher.“
     Lu wäre gerne mit ihm gegangen. Das hätte ihn vielleicht davor bewahrt, sich jetzt schon wieder mit Wulfgar auseinandersetzen zu müssen, aber irgendwie konnte er sich des Eindrucks nicht erwehren, dass genau das Gegenteil der Fall sein würde. Außerdem wollte er momentan lieber allein sein. Er musste seine Gedanken ordnen und darüber nachdenken, was er jetzt tun sollte. Wegen den toten Räubern. Wegen Wulfgar…
      „Entschuldige, aber ich muss noch ein paar Rituale für die Götter abhalten“, log er. „Allein.“


Julius schenkte ihm noch ein Lächeln, das ihn nicht einmal mehr erreichte, und dann zog er mit seiner Leibwache von Dannen. Ließ ihn allein zurück.


Er wusste einfach nicht, was er tun sollte. Also ging er eine Weile ziellos über abgelegene Wege und dachte nach. Die Schuld, diese Räuber getötet zu haben, lastete schwer auf ihm und Wulfgar hatte ihm jegliche Chance auf Sühne genommen. Schlimmer noch, er hatte auch noch den Vater getötet, dessen Sohn er getötet hatte, um ihn zu beschützen.
     Würden ihm die Götter jemals verzeihen für das, was er getan hatte? Sie waren schließlich unerbittlich, wenn es darum ging, dass man die Hand gegen die eigene Art erhob. Er konnte sich ja nicht einmal selber verzeihen. 
     Was sollte er jetzt also tun? Sollte er sich von einer Klippe stürzen, um Sühne zu leisten? Doch das erschien ihn mehr wie Weglaufen vor seiner Verantwortung. Und dann war ja auch noch die Sache mit Wulfgar…


Während er nachdachte, hörte er plötzlich jemanden seinen Namen rufen und er erschrak beinahe zu Tode darüber. Ganz automatisch tauchte er in die nahegelegenen Büsche ab und landete an einem Flussufer. Er versteckte sich feige, denn er wollte nicht von Wulfgar gefunden werden.


Aber er wurde trotzdem von ihm gefunden. Glücklicherweise war es aber nur der jüngere Wulfgar, der in diesem Moment durch die Büsche brach.


„Da bist du ja endlich!“, begrüßte er ihn. „Was machst du denn hier? Alle suchen dich, weißt du.“
     „Ich… wollte nur ein bisschen allein sein. Zu den Göttern beten“, log Lu – schon wieder. „Nachdenken…“
     „Macht dich das echt so fertig wegen diesen Räuberidioten?“ Lu warf ihm einen vernichtenden Blick zu und da hob er beschwichtigend die Hände. „He, kein Grund so böse zu gucken! Ich mein doch nur, dass du dich nicht so fertig wegen sowas machen sollst. Das waren Mistkerle, die es nicht anders verdient haben. Du hast der Welt einen Dienst damit erwiesen, sie davon zu befreien. Und der Typ vorher war genauso. Es ist gut, dass er tot ist.“


„Du tust es schon wieder!“, rief Lu voller Bitterkeit. „Leute zu verurteilen, obwohl du sie überhaupt nicht kennst. Woher willst du wissen, dass das alles schlechte Menschen waren? Vielleicht hatten sie keine andere Wahl, als Räuber zu werden, weil sie von jemand stärkerem von ihrem Grund und Boden vertrieben wurden! Vielleicht waren sie entflohene Sklaven!“
     „Selbst wenn! Kein Grund, gleich andere auszurauben. Ich hab auch so einige Probleme, aber ich tu niemanden um sein Leben bedrohen, um an seine Habe zu kommen. Man hat immer eine Wahl.“
     „Du hast auch gestohlen, und du hast eingesehen, dass das falsch ist. Du versuchst, dich zu ändern“, schoss Lu aufgebracht zurück, bevor er wieder bitter wurde. „Aber diese Menschen hatten nie die Chance, auf den rechten Weg zu finden. Sie hatten nie die Chance, Hilfe zu erhalten. Ich hätte von Anfang an das Gespräch suchen sollen, anstatt zu tun, was ich getan habe…“


„Die hätten dich höchstens umgebracht, hätten die.“
     „Ich hätte es dennoch versuchen sollen. Aber jetzt werden wir es nie herausfinden, was geschehen wäre.“ Er ließ geschlagen den Kopf hängen und bat den Jüngeren: „Lässt du mich bitte in Ruhe? Ich möchte allein sein.“
     Wulf zögerte kurz, und er sah aus, als ob er noch etwas sagen wollte, aber dann ging er schließlich und ließ Lu allein mit sich und seinen Gedanken.


Zumindest wollte er das, aber da kam plötzlich jemand aus den Büschen. Es war ein Fremder mit einem selbstgefälligen Grinsen, der sich Wulf in den Weg stellte und in seiner unverständlichen Sprache auf ihn einredete. Wulf sah daraufhin sofort alarmiert aus, doch Lu brauchte ein bisschen, um überhaupt zu bemerken, dass sie nicht allein waren.


Da war Wulf schon bei wieder ihm, knurrte etwas in der anderen Sprache und er hatte abwehrend die Fäuste erhoben. Nicht, dass es ihm half. Im nächsten Moment war ein weiterer Kerl hinter ihnen unbemerkt aus den Büschen gekommen und hatte ihn niedergeschlagen.
     Danach bekam Lu ein paar Worte ab, die er nicht verstand. Was er aber verstand, war, dass der Andere nichts Gutes von ihnen wollte und er nichts dagegen tun konnte. Er war machtlos.


Früh am nächsten Morgen war Wulfgar der Ältere noch immer auf der Suche nach Lu und er war inzwischen verzweifelt. Luna, die seit gestern nicht von der Seite ihres Vaters gewichen war, machte sich große Sorgen um ihn. Und nicht nur um ihn.
     „Vielleicht sollten wir erstmal zurückgehen“, schlug sie vorsichtig vor. „Es ist schon ziemlich spät.“
     „Nein, ich werde weitersuchen“, blieb Wulfgar stur. Wie schon die vielen Stunden zuvor, in denen er ihr nicht einmal zugehört hatte. „Ich muss ihn finden. Wenn ihm was passiert ist… Ich würde mir das niemals verzeihen…“
     „Es ist ja nicht deine Schuld, dass er weggelaufen ist.“


„Doch, das ist es“, seufzte er schwer. „Ich habe versagt, denn ich konnte ihn nicht beschützen. Ich hätte ihn niemals allein lassen sollen.“
     Luna schwieg dazu nur. Sie wollte ihren Vater gerne etwas zu diesem Lu fragen. Nicht nur, wer er für ihn war – was eigentlich offensichtlich war – sondern auch eine andere Sache, die sie einfach nicht losließ. Aber sie sah, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt dafür war.


Plötzlich sah er sie an. Es war das erste Mal, dass er sie überhaupt ansah, seitdem Lu weggelaufen war. „Aber du bist die ganze Nacht mit mir auf Suche gewesen. Du solltest lieber schlafen gehen. Komm, ich bringe dich zurück.“
     „Das ist nicht nötig. Ich möchte ihn auch finden. Wulf ist ja auch verschwunden. Ich kenne das zwar schon von ihm, dass er manchmal einfach verschwindet, aber ich glaube, dass er diesmal wirklich in Schwierigkeiten steckt. Vielleicht ist er ja sogar bei Lu.“


„Vielleicht. Ich wünschte nur, wir wüssten, wo sie sind.“ Mit einem Mal sah er wütend aus. „Ich wette, Samuel, dieser Arsch, hat uns angelogen, als er sagte, dass er Lu hier zuletzt gesehen hat. Ich sollte eigentlich zurückgehen und ihn darüber ausquetschen. Ich wette, er weiß etwas. Wahrscheinlich hat er Lu verschleppt.“ Er hielt inne und beschloss dann: „Ja, das mach ich! Ich geh zurück!“


Doch bevor er auch nur einen Schritt weit gehen konnte, fanden Elrik und Anya sie. Sie waren ebenfalls bislang auf der Suche nach den Verschwundenen gewesen.
     „Ihr habt sie nicht gefunden, wie ich sehe“, erkannte Elrik.
     „Nein. Und ihr?“
     Elrik schüttelte nur den Kopf, aber es reichte, um Wulfgars aufkeimende Hoffnung zu zerstören. Sofort ließ eine lange nicht mehr erlebte Angst seinen Magen böse brodeln.
     „Aber Alin ist zurückgekehrt“, eröffnete Elrik. „Er meint, dass zwei Leute nicht einfach so spurlos verschwinden und da vielleicht Sklavenhändler ihre Finger im Spiel haben. Du solltest zum Hafen gehen und mit ihm reden.“


Das ließ sich Wulfgar natürlich nicht zweimal sagen. Er versicherte sich, dass Luna bei Elrik und Anya blieb, und dann war er weg, bevor Luna ihm auch nur hätte folgen können.


„Das ist alles meine Schuld!“, fing Anya an, als er fort war. „Wenn ich nicht weggelaufen wäre, wäre Lu nie hierhergekommen!“
     „Lu wollte aber herkommen“, versuchte Elrik sie zu beruhigen. „Er wollte fortgehen, um Luis und Jana eine Chance zu geben, sich als Schamane zu beweisen. Mach dir nicht so viele Gedanken darum.“
     Anya sagte danach nichts mehr, aber sie sah trotzdem betroffen aus.


„Ähm… dürfte ich eine Frage stellen?“, sagte Luna in die entstandene Stille hinein. „Wer ist Luis?“
     „Er ist Lus Sohn“, antwortete Elrik knapp.
     „Sein Sohn? Und… er ist Schamane?“
     „Ja, aber er teilt sich den Posten mit jemandem. Glaube ich.“ Elrik hatte nicht wirklich zugehört und es hatte ihn damals auch nicht interessiert gehabt, wenn er ehrlich war. Anyas Verschwinden hatte ihn ein bisschen abgelenkt gehabt. 
     „Warum das?“
     „Naja, weil es zwei Leute werden wollten, schätze ich.“
     „Ich dachte, weil Luis blind ist, hilft Jana ihm“, klinkte sich Anya ins Gespräch ein.


Anya und Elrik redeten danach noch eine Weile weiter, aber Luna hörte ihnen nicht mehr zu. Sie war getroffen. Sie hatte immer gedacht, dass dieser Lu ihr irgendwie bekannt vorkam. Nicht so sehr sein Aussehen, aber seine Augen und vor allen Dingen seine Stimme. Die Augen, die sie nie angesehen hatten und die Stimme, die sie nie vergessen hatte. Sie waren beinahe identisch. So sehr, dass Luna erschrocken war, als sie Lu das erste Mal hatte sprechen hören.
     Doch konnte das wirklich sein? Hatte die Göttin wirklich einen so grausamen Humor?
     „Das… ist vielleicht etwas merkwürdig“, unterbrach sie das Gespräch der anderen beiden, „aber könntet ihr mir beschreiben, wie dieser Luis aussieht?“
     Elrik und Anya tauschten einen irritierten Blick, aber dann erzählten sie schließlich. Und als sie fertig waren, war Luna erstarrt.


Derweil fanden sich Lu und Wulf in einer düsteren, engen Kammer wieder. Man hatte sie gefangengenommen und in einem vergitterten Karren hergebracht. Es war in eben diesem Moment, dass Wulf sein Bewusstsein wiedererlangte, als der Mann, der sie gefangengenommen und sie von dem Karren hierher geschleppt hatte, ihm einen rüden Tritt verpasste.


Er grummelte, schlug aber schließlich die Augen auf. Doch selbst als er sich umsah, hatte er keine Ahnung, wo er sich befand. Er erinnerte sich an nichts mehr. Vor ihm ein Fremder, neben ihm Lu, der die Hände auf den Rücken gebunden hatte und der ihn nun mit einem erleichterten Gesicht ansah.
     „Lu!“ Obwohl sein Kopf schwirrte und er gefesselt war, kam er umständlich in die Senkrechte. „Wo… sind wir?“
     „Ich weiß es nicht. Wir wurden gefangengenommen.“
     Da machte der fremde Mann vor ihnen mit einem lauten Satz auf sich aufmerksam, der in einem Wort endete, das Wulf vage also „Ruhe“ identifizierte. Lu, der das nicht verstand, machte den Mund auf, um etwas zu sagen, aber Wulf schüttelte den Kopf, sah ihn eindringlich an, und da war Lu lieber still.


Der Fremde trat nun zurück und machte den Platz für einen zweiten Fremden frei. Er war älter, und es dauerte etwas, bis Wulf in ihm den Winzer erkannte, der ihn beinahe um seine Hand erleichtert hatte.
     Der falsche Winzer warf einen abschätzenden Blick auf ihn und Lu, bevor er sich dem Anderen wieder zuwandte. „Was bringst du mir die jetzt? Das ist ein bisschen spät. Ich wollte gerade die Sklaven verladen und auf den Markt fahren“, herrschte er ihn an.
     Sklavenhändler. Und der falsche Winzer war wahrscheinlich der Kopf von ihnen. Auch das noch!
     „Entschuldige, Herr!“, buckelte der Rangniedrigere. „Ich habe kurzfristig den Auftrag erhalten, den einen zu entführen.“
     „Welchen?“
     Der Sklavenjäger nickte in Lus Richtung. „Den Älteren. Er war aber nicht allein. Da hab ich den Anderen auch mitgenommen.“


Der Anführer betrachtete Lu daraufhin eingehend, was diesem ziemlich unangenehm war. Er fühlte sich wie ein Vieh, das man für den Verkauf begutachtete.
     „Ich hoffe, dass die Bezahlung für die Entführung wenigstens gut genug war. Bei dem Alter krieg ich den ansonsten nie los. Der taugt ja nicht mal für die Feldarbeit bei den dürren Armen.“ Dann wanderte sein Blick zu Wulf hinüber und ein böses Grinsen legte sich bei dessen Anblick auf sein Gesicht. „Oh, sieh mal einer an. Wen haben wir denn da? Dein Freund da kam mir gleich so bekannt vor. Aber diesmal wird er dich nicht retten können.“
     Wulf mahlte mit den Zähnen, gab sich aber nicht die Blöße, zu antworten. Als der Anführer das erkannte, zog er sich wieder zurück und fragte barsch: „Woher stammt ihr, was sind eure Namen und wie alt seid ihr?“


Wulf antwortete nur mit einem bösen Blick.
     „Du kannst schweigen wie du willst, Junge, aber ich weiß, dass du mich verstehst. Also rede, sonst wird es dir und deinem Freund da nicht gutgehen.“
     „Bitte, tu dir keinen Zwang an“, gab Wulf spitz zurück. „Aber ich bezweifle, dass du deine Ware beschädigen willst.“
      Der falsche Winzer starrte ihn warnend an, aber Wulf ließ das kalt. Er wusste, dass er recht hatte. Nur, dass das Grinsen ihm bald schon gehörig verging, als der Andere feststellte: „Ein ganz Schlauer also, was?“ Und dann seinem Untergebenen auftrug: „Kein Essen und kein Trinken für den da. Mal schauen, ob er ein bisschen Zurückhaltung gelernt hat, wenn er erstmal hungrig, durstig und nüchtern ist.“


Lu verstand von dem allen kein einziges Wort, aber er wusste, dass sie in Schwierigkeiten steckten. Dies war es also. Die Strafe der Götter für sein Verbrechen. Er hatte das verdient. Er wünschte nur, dass Wulf da nicht mit hineingeraten wäre.


Derweil war Wulfgar auf seinem Weg zum Hafen in jemanden hineingelaufen. Oder besser gesagt, war er erwartet worden. Die aufwendig gekleidete Frau kam ihm sofort entgegen, als sie ihn näherkommen sah.


„Wulfgar?“ Sie legte eine Hand auf seinen Arm, was ihn ein bisschen alarmierte. Er erkannte sie zuerst überhaupt nicht. „Bist du das? Ich hatte schon gehört, dass du in der Gegend bist.“ Samuela zog sich zurück und besah ihn von oben bis unten. „Du hast dich ja sehr verändert. Wie ist es dir ergangen? Ich habe gehört, dass einer deiner Begleiter verschwunden ist.“
     Wulfgar antwortete nur mit geschlagenem Schweigen, also sagte sie: „Hör mal, Wulfgar, ich bin ja froh, dass du hier bist. Du hast Samuel ja damals schon durchschaut und ihn in seine Schranken gewiesen. Aber… seitdem ist er leider viel mächtiger und viel gefährlicher geworden.“


Er wurde hellhörig. „Was soll das heißen? Du weißt doch etwas wegen Lus und Wulfs Verschwinden, oder?“ 
     „Schon, aber…“ Sie sah sich ängstlich um, bevor sie leiser fortfuhr: „Es ist gefährlich für mich, darüber zu reden. Wenn Samuel das mitbekommt, ist es um mich geschehen. Ich… habe die Jahre nur überlebt, weil ich den Kopf unten gehalten und getan habe, was er von mir verlangte.“
     „Komm schon! Bitte Samuela!“
     Sie sah sich erneut um, als würde sie verfolgt werden, erzählte dann aber schließlich: „Du weißt ja, wie Samuel immer war. Dass er immer alle nach seinem Willen manipuliert hat und mit ihnen gespielt hat. Und wenn er nicht bekommen hat, was er wollte…“


Ja, Wulfgar erinnerte sich daran. Sein Vater war damals, bei ihrem ersten Wohnort, manchmal mit dem Karren losgefahren, um beim Markt im Nachbardorf mit den Waren ihrer Dorfgemeinschaft zu handeln. Sein ältester Bruder Wulfric hatte ihn dabei immer begleitet, und eines Tages hatte ihr Vater auch ihn und seine Schwester Greta mitgenommen gehabt. Sie hatten in ihrem Dorf kaum genug Partner für die jüngere Generation gehabt, und Wulfgar hatte vermutet, dass ihr Vater sie hatte verkuppeln wollen.


Er erinnerte sich noch an Wulfrics dämliches Grinsen und wie er sagte: „Ihr zwei seid halt so hässlich, dass euch keiner in unserem Dorf haben will.“ Und wie Greta gekontert hatte: „Deswegen nimmt er ja auch dich schon seit Jahren mit. Aber scheinbar wollen die dich im Nachbardorf auch nicht haben.“


Da war Wulfric verstummt, aber er war ziemlich sauer gewesen und hatte ihn, Wulfgar, beinahe in Grund und Boden gestarrt.


Damals hatte Wulfgar das noch mit sich machen lassen. Er hatte immer alles wortlos über sich ergehen lassen. In seinem Dorf war er deshalb als sanftes, junges Fräulein verschrien gewesen.


Wulfric hatte sich darüber auch immer lustig gemacht, aber am allermeisten hatte es ihn geärgert, dass er nie mit ihm hatte konkurrieren können. Wer der Stärkere von ihnen war, wer der Schnellere, und wer besser bei den Frauen ankam.


Wulfgar hatte dabei nie mitgemacht, war immer still geblieben und hatte irgendwann geheult, wenn Wulfric gedroht hatte, ihn zu verprügeln. Da war dann meistens immer Greta eingeschritten, die für sie beide zu reden und streiten gepflegt hatte.


Jedenfalls waren sie an diesem Tag mit ihrem Vater losgezogen, und Wulfgar hatte da schon schlimmes befürchtet gehabt. Und es hatte sich bewahrheiten sollen. 
     Ihr Vater war nach dem Markt mit ihnen zu einem seiner Freunde gegangen, der einen Sohn und eine Tochter in ihrem Alter gehabt hatte: Samuel und Samuela.


Wie sie erfahren durften, war Wulfric schon seit einer Weile dabei, Samuela für sich zu gewinnen, aber wie es der böse Zufall so wollte, war sie nicht etwa an ihm interessiert (wie alle Frauen in seiner Umgebung), sondern fing sie an, ihm, Wulfgar, schöne Augen zu machen, und das hatte Wulfric natürlich ganz schön geärgert.


Greta derweil hatte sich sofort in Samuel verguckt gehabt, und als Wulfgar den das erste Mal gesehen hatte, hatten seine Probleme erst richtig begonnen. Denn Samuel war nicht nur der schönste Mann gewesen, den er je in seinem Leben gesehen hatte, sondern war er sich dessen auch bewusst gewesen. Er hatte so eine unheimliche Ausstrahlung gehabt, dass es ihm ein leichtes gewesen war, nicht nur Greta um den Finger zu wickeln.


Natürlich hatte Wulfgar damals noch nicht daran gedacht gehabt, sich an Samuel zu versuchen oder auch nur darauf gehofft, dass der an ihm interessiert wäre. Nein, damals, als er gerade die ersten Sprossen der Leiter zum Erwachsensein erklommen hatte, war ihm noch nicht einmal in den Sinn gekommen, dass zwei Männer sich lieben könnten. Ihm war aufgefallen, dass er bislang kein richtiges Interesse an Nähe zu auch nur irgendeiner Frau in seiner Umgebung gehabt hatte, aber das an Männern zu haben, wäre ihm nie in den Sinn gekommen.


Doch das änderte sich, als er Samuel kennenlernte. Samuel, der zwar höflich zu seiner Schwester war, in Wirklichkeit aber anfing, ihm schöne Augen zu machen, wenn niemand hinsah. Und das war das Problem gewesen.


Als Samuel ihn schließlich abfing, während er gerade allein im Stall war, um den Karren für die Heimreise zu holen, dauerte es nicht lange, bis er sich ihm auch wirklich zu nähern begann. Was für ihn unerwartet kam und ihn in eine ziemliche Sinnkrise werfen sollte.


Trotzdem ließ er sich im Folgenden von ihm küssen.


Und dabei wurden sie dann erwischt. Wulfgar würde nie den Schock im Gesicht seines Bruders und seiner Schwester und auf dem von Samuela vergessen. Genauso wenig, wie Samuels Reaktion, der ihn daraufhin zu Boden stieß und ihn anklagte, dass er sich ihm ungewollt genähert hatte.
     „Er hat mich einfach angefallen!“, hatte er gesagt und sich mit einem gut geschauspielerten Ekel über den Mund gewischt. „Was fällt dir eigentlich ein? Sowas widerliches!“   


Es war der Moment gewesen, in dem sich ein Hebel in Wulfgars Innerem umgelegt hatte. In diesem Moment hatte er gewusst, dass er sich ändern musste, um zu überleben. Denn er wusste, dass niemand akzeptieren würde, dass er einen anderen Mann liebte. Er wusste schließlich, wie seine Eltern einmal schon darauf reagiert hatten. Wie es die Welt tat. Er wusste, was sie mit Guthar, dem Hund, der nur zu den anderen Rüden gegangen war, gemacht hatten. Niemals würde er den Schock in den Augen des Hundes vergessen, den er so geliebt hatte, bevor sie glasig geworden waren. Getötet von seinen Eltern, damit er „die anderen Rüden nicht anstecke“.
      Und damals, in diesem Moment, war ihm bewusst geworden, dass auch ihm das bevorstand, wenn er nicht versteckte, was er war.


Er würde sterben. Und er starb an jenem Tag. Der ruhige, weinerliche Wulfgar. An dem Tag, als er aufstand und Samuel so heftig auf die Nase schlug, dass er sie ihm brach.


Danach hatte er sich radikal verändert und sich niemandem außer Greta mehr anvertraut. Er hatte sich seine geliebten, langen Haare geschnitten, hatte versucht, so verlottert wie möglich auszusehen und sich ein Beispiel an Wulfric zu nehmen, dass die Frauen von ihm abgeschreckt waren und nicht mehr auf die Idee kamen, sich ihm zu nähern.


Er war grob, gehässig und unflätig geworden.


Er hatte alles getan, um sich so weit zu verändern, dass er sich selber nicht mehr wiedererkannt hatte.


Dass er irgendwann jemand geworden war, den er gehasst hatte.


Nur, damit niemand erfuhr, wie es wirklich in ihm aussah.


Dass niemand ihm mehr wehtun konnte.


Aber letztendlich hatte das alles nichts geholfen.


Er hatte sich selber angelogen, war durch viele Phasen gegangen, hatte niemandem mehr vertraut, war kalt und herzlos geworden, und hatte schließlich gerade noch so die Kurve gekriegt.


Und jetzt wollte er nur noch Lu wiederfinden.


Der Einzige, vor dem er ganz er selbst sein konnte.


Der Einzige, den er nie hatte vergessen können.


Der Einzige, der immer für ihn dagewesen war.


Damit sein Herz aufhörte, ihm vor Angst in der Brust zu schmerzen. 


„Ja, ich weiß, dass er ein elender Lügner ist“, bestätigte er, als er aus seinen Gedanken zurückkehrte, „und ich könnte mein letztes Hemd drauf verwetten, dass er hier die Finger irgendwie im Spiel hat.“
     „So ist es leider auch. Dein Freund, Lu, hat es Samuel ziemlich angetan“, erklärte sie, und dann fuhr sie beschämt fort: „Er hat zwar Rufus, seinen Sklavenjüngling, fürs Bett, aber er beklagt sich schon seit Ewigkeiten, dass er einen Mann an seiner Seite haben will, mit dem er auch reden kann. Mit dem er seinen geliebten Künsten nachgehen kann.“
     „Und?“
     „Du musst wissen, dass Beziehungen zwischen zwei freien Männern hier nicht gerne gesehen sind. Was man mit seinen Sklaven anstellt, interessiert niemanden, aber wenn er mit diesem Lu eine Liebelei gehabt hätte, hätte ihn das seine Stellung hier kosten können. Deshalb hat er Sklavenjäger angeheuert, dass sie diesen Lu entführen. Da er kein römischer Bürger ist, kräht kein Hahn danach, wenn er verschwindet und als Sklave auf dem Forum wieder auftaucht. Und dort wollte Samuel ihn dann kaufen.“


Wulfgar glaubte, nicht richtig zu hören. Er brauchte eine ganze Weile, bis er überhaupt Worte finden konnte, um aufgebracht zu sagen: „Das kann doch nicht wahr sein! Also willst du mir damit sagen, dass ich nur warten muss, bis Lu auf Samuels Hof wieder auftaucht?“
     „Ich fürchte, so einfach wird das nicht. Nicht mehr. Dass du hier auftauchtest, kam ein bisschen unerwartet für Samuel. Dieser komische „Räubervater“, den du letztens getötet hast, der war angeheuert, um dich aus dem Weg zu räumen. Samuel war es auch, der die Schlafkräuter in erster Linie gegen Gift ausgetauscht hat. Um die Räuber loszuwerden. Aber da du den Räubervater ebenfalls aus dem Weg geräumt hast, ist es jetzt nicht mehr nur einfach damit getan, einen Sklaven zu kaufen. Jetzt geht es ihm darum, dich zu demütigen.“
     „Mich? Warum?“
     „Weil du ihn damals gedemütigt hast und er dir das nie zurückzahlen konnte. Du weißt doch, wie er ist. Und als er durch euren Kuss davon erfuhr, dass dieser Lu zu dir gehört, hat er seinen Plan geändert. Er will diesen Lu jetzt nicht mehr zurückkaufen, er will, dass er irgendwo in die Sklaverei gerät. Irgendwo weit weg am besten, wo du ihn nicht finden kannst.“ 


Da hielt Wulfgar nichts mehr. Ohne Rücksicht auf Verluste trat er an Samuela heran und packte sie an den Armen. „Wo ist er?“, forderte er zu wissen. „Du weißt, wo die Sklavenjäger Lu hingebracht haben, nicht wahr?“
      „Ja, aber…“ Sie wandte gequält den Blick ab, und da ließ er sie wieder los. „Wenn ich es dir sage, dann bin ich praktisch tot. Ich habe nur wenige, machtlose Verbündete, von denen ich meine Informationen bekomme, im Gegensatz zu Samuel. Wenn er hört, dass du weißt, wo dein Freund ist, kann er sich denken, dass ich es dir gesagt habe, und dann wird er mich umbringen lassen. Wie gesagt, ich habe all die Jahre nicht überlebt, weil ich übermütig war.“


Wulfgar betrachtete sie einen Moment eingehend. Er kannte Samuel, aber er kannte auch Samuela. Also fragte er: „Was willst du, das ich tue?“
     „Töte ihn!“, kam umgehend und wütend zurück. „Er hat lange genug über mich bestimmt. Mir verboten, zu heiraten. Mich an seine Freunde verkauft. Mich gedemütigt. Das muss endlich aufhören! Ich habe gesehen, dass du seine Leibwächter ausgeschaltet hast. Er traut dir auch nicht zu, dass du ihn töten würdest. Wenn du ihn nur um ein Gespräch bittest, dann kommst du vielleicht schon nahe genug ran, um ihn auszuschalten. Wenn du das tust, werde ich dir sagen, wo deine Freunde sind und ich werde dir so viel Geld geben, wie du brauchst, um sie freizukaufen. Das schwöre ich dir!“
       Und als er zögerte, fügte sie hinzu: „Überlege es dir gut. Wenn deine Freunde in einen Haushalt kommen, können sie es gut haben, aber sollten sie in die Bergwerke oder als Gladiatoren in die Arena kommen, ist das ihr Todesurteil.“


Wulfgar gefiel das überhaupt nicht. Er hatte in der Vergangenheit zu viele solcher Aufträge erfüllt. Rache geübt, Peiniger getötet. Manche waren dabei eindeutiger gewesen, als andere. Manche so zwielichtig, dass er nicht einmal hatte sagen können, ob sein Auftraggeber ihn nicht einfach angelogen hatte, um einen unliebsamen Gegner aus dem Weg zu schaffen. Damals war ihm das ja egal gewesen, aber jetzt war das anders. Wie sollte er Lu nur jemals wieder unter die Augen treten, wenn er so etwas tat?
     Aber was hatte er für eine andere Wahl? Alin hatte ihm gesagt, dass er die besten Chancen hatte, wenn er nach Rom zum Sklavenmarkt ging, aber selbst dann – was sollte er dort tun? Es war nicht so, dass die Sklavenhändler ihm Lu einfach aus Herzensgüte aushändigen würden. Und er war inmitten einer Stadt voller Menschen, und Wulf musste er ja auch noch befreien.


Er hasste das, doch er hatte keine andere Wahl. Er musste sein Gewissen verkaufen. Er hatte sich geschworen, das nie wieder zu tun, aber er würde es tun. Um Lu zu retten. Selbst wenn es bedeutete, dass Lu ihn dafür verurteilen würde. Selbst wenn es bedeutete, dass er Lu dadurch vielleicht verlieren würde. Aber er würde nie zulassen, dass seinem Gefährten etwas zustieß. Und wenn er mit seinem Leben dafür bezahlen würde!
     „In Ordnung. Ich werde es tun.“


Wulfgar fühlte sich elend, als er zum Hof zurückkehrte. Er musste Samuel gar nicht lange suchen, seine Diener wiesen ihm den Weg zum Badehaus. Dort drinnen war es so bunt, wie Wulfgar es noch nie zuvor gesehen hatte, aber er hatte keine Augen dafür. Er platzte mitten in ein entspannendes Bad, während Samuel gerade in der Wanne saß und so glücklich und zufrieden mit sich und der Welt aussah, als wäre alles in bester Ordnung.


„Kann ich dich mal sprechen?“, fing er ohne Umschweife an.
     Die Leibwächter waren sofort zur Stelle. Es waren andere, wie Wulfgar auffiel. Samuel nahm sich erst die Zeit, sich ein Tuch um die Hüften zu binden und ihm erhabenen Blickes gegenüberzutreten. Natürlich sicher hinter seinen Leibwachen versteckt. Schließlich nickte er überheblich.
     „Gibt es Nachricht von den Verschwundenen?“
     „Nein“, gab Wulfgar gewohnt harsch zurück. Er musste sich arg zusammenreißen, um ruhiger fortzufahren: „Ich hörte aber, dass sie vielleicht von Sklavenjägern gefangen wurden.“


Samuel sah da wirklich betroffen aus. Wenn Wulfgar es nicht besser gewusst hätte, hätte er ihm das ja tatsächlich abgenommen. Aber es war eigentlich auch vollkommen unwichtig, ob er jetzt nur schauspielerte oder ob er wirklich nichts von der Entführung wusste. Wulfgar hatte seine Entscheidung getroffen.
     „Ich muss nach Rom“, erklärte er fester. „Auf den Sklavenmarkt. Würdest du mich hinbringen? Ich hörte, dass es dort ziemlich verwinkelt sein soll.“
     „Ich würde deiner Bitte nur zu gern Folge leisten, aber ich muss sie dennoch ablehnen.“
     Natürlich.


„Warum? Luna erzählte mir, dass du dich gut mit Lu verstanden hast.“
     „Das entspricht der Wahrheit. Doch ich ziehe vor, den großen Städten fern zu bleiben.“
     „Ich pass schon auf dich auf.“
     „Du trachtest höchstens danach, mich voll List und Heimtücke zu erdolchen! Du schlugest mich bereits zweimal nun schon nieder!“


Wulfgar rieb sich seufzend die Nasenwurzel. Schon allein Samuels geschwollene Art zu Reden ging ihm auf die Nerven, und er wollte alles andere, als sagen zu müssen, was er jetzt tat: „Hör mal, was ich damals gemacht habe, das tut mir leid. Können wir das nicht vergessen? Es geht mir gerade nur darum, Lu und Wulf zu finden und sie zu retten.“ Und dann spielte er auch noch den Flehenden: „Hilfe mir doch, bitte! Du bist der Einzige, der genug Macht hat, mir zu helfen!“


Das hatte genau da getroffen, wohin er gezielt hatte. Samuel war geschmeichelt. Das hatte er damals schon gemocht. Er hatte mit ihm gespielt und seine schüchternen Komplimente wie ein Verdurstender aufgesogen. Er hatte sich kein Stück weit verändert. Noch immer war er so eingebildet, dass Wulfgar schlecht wurde.
     „Nun, natürlich könnte ich dir meine Hilfe angedeihen lassen, wenn ich dies wollte. An zwei Knechte zu kommen, ist ein Leichtes für mich.“
     „Was willst du, das ich dafür tue?“, fragte Wulfgar scheinheilig. „Ich mache alles.“
     Er brauchte eine Gelegenheit. Nur einen klitzekleinen Moment.
     „Es ist mir sehr verlockend, dich zu meinem Knecht zu machen, aber ich ertrage deine hässliche Gestalt einfach nicht.“


„Damals hast du aber nicht genug von meiner „hässlichen Gestalt“ bekommen, so hin und weg du von mir warst“, gab Wulfgar unbeeindruckt zurück.
     „Ich war ganz sicher nicht hin und weg von dir!“, vergaß sein Gegenüber seinen Anstand. „Ich hatte damals nur eine schwierige Phase, das war alles!“
     Wulfgar lachte gestellt. „Sicher! Soll ich dir etwas verraten?“ Er zeigte auf sich. „Diese „hässliche Gestalt“ hat Lu bekommen, der von dir nichts wissen wollte.“
     Dank Samuela konnte er sich zumindest denken, dass Samuel sich versucht hatte, seinem Lu zu nähern. Und tatsächlich, Samuels Kopf wurde hochrot und er verlor vollkommen die Fassung über sich.
     „Woher…?“
     Das war seine Chance. Er hatte ihn genau dort, wo er ihn haben wollte.


Während seine Leibwachen einen winzigen Moment zu ihrem Herrn sahen, der so unerwartet ausgebrochen war, stürmte Wulfgar nach vorne. Er knallte die Köpfe der Wachen zusammen, bevor sie wussten, wie ihnen geschah, und während sie zu Boden gingen, hatte er sich Samuel gepackt. Sein Messer hatte er schon die ganze Zeit im Ärmel versteckt gehabt. Jetzt war es in seiner Hand und er versenkte die Klinge zielgerichtet in Samuels Herz. Dessen Augen weiteten sich, und während er anfing zu sterben, starb Wulfgars Gewissen mit ihm.
      „Es tut mir leid, Samuel“, sagte er ehrlich betroffen zu dem ersten Menschen, den er jemals geliebt und gehasst hatte. „Ich hatte nie so einen Groll gegen dich, dass ich dich töten wollte, aber… das ist meine einzige Möglichkeit, um Lu zu retten.“
     Er ließ Samuel wieder los, zog das Messer aus der Brust des Anderen, und der stolperte zurück. Eine Hand vergeblich auf der blutenden Wunde. In seinen Augen nur Vorwurf und Hass. Und Wulfgar konnte es ihm nicht verübeln.


„Samuela!“, brachte er schließlich wütend hervor. „Sie hat dich dazu angestiftet… nicht wahr?“ Als Wulfgar nickte, war er es, der böse lachte. „Sie ist eine verdammt gute Lügnerin. Wir spielen dieses Spiel schon seit Jahren. Ich mache ihr das Leben zur Hölle, sie versucht mich umzubringen.“
     Er machte eine Pause, um schwer zu atmen, sagte dann bitter: „Am Ende hat sie also gewonnen.“ Sein schadenfroher Blick traf Wulfgar hart. „Aber… auch wenn ich hier sterbe… du wirst auch nicht bekommen, was du willst… du wirst sehen… sie…sie hat auch dich angelogen.“ Er hustete schwer. „Sie hat… die Räuber vergiftet… dem Vater zugesteckt, wer seinen… seinen Sohn getötet hat… alles, um… Lu zu quälen… sie liebt es… die zu quälen, die ich… liebe…“ Er keuchte. „Sie hat die… Sklavenjäger… sie kennt sie… sie muss sie auf ihn angesetzt… haben…“


Er sagte noch ein paar Worte in einer Sprache, die der Andere nicht verstand, bevor er schließlich vornüberfiel und still wurde. Wulfgar musste nicht nachsehen, um zu wissen, dass er tot war. Und er fühlte sich so schlecht wie kaum je zuvor.
     Doch jetzt konnte er endlich herausfinden, wo Lu war und das Geld erhalten, um ihn zurückholen.


Nur… hatte er wirklich das richtige getan?
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Hier weiterlesen -> Kapitel 108 

Die Welt aus dem Rückblick ist erneut Urduna von mammut.

Nächstes Mal dann haben wir einen Szenenwechsel.

Bis dahin, danke ich euch fürs Lesen, und ich verabschiede mich!