Diana strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr, die der
seichte Wind gelockert hatte, während sie den Tanz beobachtete, die die
frostbedeckten Pflanzen zu ihren Füßen aufführten. Vor ein paar Monaten noch
hatten sie in vollster Blüte gestanden, voll grüner Blätter und saftiger
Früchte, doch inzwischen sahen sie so tot und trostlos aus wie alles um sie
herum. Als Kind hatte sie den Winter immer als etwas Wunderbares, etwas Schönes
empfunden, aber seitdem sie beinahe im eiskalten Wasser ertrunken wäre, hatte
sie, ehrlich gesagt, ein bisschen Angst vor ihm.
Der Wind
frischte auf und Diana zog ihre Jacke enger um sich. Als sich die Haarsträhne
erneut löste und ihr ins Gesicht flog, stopfte sie sie unwirsch unter ihre neue
Mütze. Sie war plump und Tanja hatte sie mit einem Kartoffelsack verglichen,
aber es war das erste Kleidungsstück, das Diana selber genäht hatte und sie war mächtig
stolz darauf. Es war nicht das schöne Tuch, das Alin ihr geschenkt hatte und
das im Meer untergegangen war, aber es hielt sie warm und das war alles, was zählte.
Sie schreckte
aus ihren Gedanken, als sich ihnen plötzlich jemand näherte und da erinnerte
sie sich auch wieder daran, warum sie hier draußen in der Kälte stand. Elrik
hatte sie und Tanja rufen lassen und sie gebeten, vorm Haus auf ihn zu warten. Diana
hatte keine Ahnung, was er von ihnen wollte; sie hoffte nur, dass Tanja nicht
noch mehr Ärger bekommen würde. Sie war froh, dass man ihre Schwester nach einer einzigen
Standpauke bislang in Ruhe gelassen hatte.
Nicht, dass das Tanjas Laune in irgendeiner Weise gebessert hatte. Auch jetzt umgab sie geradezu eine Aura aus schlechter Laune und Wut, und die war es auch, die Diana bislang davon abgehalten hatte, mit ihr zu reden.
Nicht, dass das Tanjas Laune in irgendeiner Weise gebessert hatte. Auch jetzt umgab sie geradezu eine Aura aus schlechter Laune und Wut, und die war es auch, die Diana bislang davon abgehalten hatte, mit ihr zu reden.
Es war Elrik, der nun vor ihnen stand und der sofort von
Tanjas giftigem Blick getroffen wurde. Doch er ignorierte das und erklärte stattdessen unbeeindruckt: „Ich habe euch rufen lasen, weil ich euch fragen wollte, ob ihr vielleicht dazu bereit wärt, euch mal mit Wirt zu treffen. Wie ihr wisst,
ist er noch immer alleinstehend und da habe ich sofort an euch beide gedacht.“
Eigentlich
hätte er nie daran gedacht, seinem armen Freund seine Schwester Tanja auf den
Hals zu hetzen, aber das war ja auch der Grund, warum er Diana mit ins Boot geholt hatte. Es sah dadurch weniger nach einem Verkupplungsversuch für Tanja aus und er hatte auch die Hoffnung, dass Diana eine bessere
Frau für Wirt werden würde, als diese.
Wie zu
erwarten sah Tanja natürlich alles andere als erfreut aus. „Ganz sicher
nicht!“, erwiderte sie und damit war das Thema für sie erledigt.
Elriks Blick
glitt flehentlich zu seiner anderen Schwester hinüber. „Und du, Diana? Würdest du mir den Gefallen
tun?“
Ihr gequältes
Lächeln sagte Nein, aber sie sagte: „Ich… denke, es kann ja nicht schaden, wenn
ich mich mal mit ihm treffe.“
„Wunderbar!
Ich wusste, dass ich auf dich zählen kann!“
Leider führte
das aber auch dazu, dass sich Tanja plötzlich wieder einmischte und eingeschnappt jetzt doch erklärte: „Na schön! Wenn’s unbedingt
sein muss!“
Sie würde sich von Diana ganz sicher nicht noch einmal vorführen lassen!
Sie würde sich von Diana ganz sicher nicht noch einmal vorführen lassen!
Kurz darauf war Wirt aufgetaucht und obwohl er so unbeeindruckt
aussah wie eh und je, fühlte sich Elrik einfach nur schuldig ihm gegenüber. In was nur hatte
er seinen Freund da hineingeritten?
„Und ich bitte
dich, Tanja, sei nett!“, ermahnte er seine schwierige Schwester, bevor er die
drei mit einem mulmigen Gefühl im Magen allein zurückließ.
Kaum, dass Elrik im Haus verschwunden war, trafen Wirt die
Blicke der Mädchen erbarmungslos und ihm wurde kalt. Sein erster Impuls war, zu fliehen,
aber stattdessen stand er wie angewurzelt. Er hatte keine Ahnung, was er tun
oder sagen sollte - er hatte doch keine Ahnung von Mädchen! - und sie taten ihm auch nicht den Gefallen zu sprechen. Eine unbehagliche
Stille stand wie eine Mauer zwischen ihnen.
Plötzlich drehte Tanja, die wohl versucht hatte, ihn mit
Blicken zum tot umfallen zu bewegen, ab.
„Da du so scharf darauf warst, dich mit ihm zu treffen, darfst du auch gerne anfangen!“, zischte sie in Dianas Richtung.
„Da du so scharf darauf warst, dich mit ihm zu treffen, darfst du auch gerne anfangen!“, zischte sie in Dianas Richtung.
Und zurück blieben er und das Mädchen, das wohl Diana
war. Er hatte bislang nie mit ihr gesprochen oder mit ihr zu tun gehabt. Elrik
hatte gesagt, sie sei seine Schwester, aber mehr wusste er auch nicht über sie.
Er wusste gar nichts über Mädchen. Nur, dass sie gerne redeten. Das hatte er
zumindest beobachtet. Er redete aber nicht gerne. Er wollte doch bloß wieder nach Hause.
Sie sah so
unbehaglich aus wie er sich fühlte, aber dann trat sie schließlich an ihn heran
und schlug vor: „Wie wäre es, wenn wir uns vielleicht erstmal dahinten
hinsetzen?“
Wirt nickte und sie gingen zum Schuppen hinüber, wo ein
Baumstamm ihnen als Bank diente. Doch auch im Sitzen hatten sie sich nichts zu
sagen.
‚Diese Stille ist so unangenehm‘, dachte Diana, als nach einer Weile immer noch nur der Wind zu hören war. ‚Ich sollte
etwas sagen. Nur… was? Ich habe ihm so überhaupt nichts zu sagen.‘
Ihre Augen zuckten zu Wirt hinüber, der begonnen hatte, die Wolken am Himmel zu beobachten. ‚Hilfe! Ich will hier weg, aber ich kann ja nicht einfach gehen. Nur, wie komme ich sonst aus dieser Sache raus?‘
Ihre Augen zuckten zu Wirt hinüber, der begonnen hatte, die Wolken am Himmel zu beobachten. ‚Hilfe! Ich will hier weg, aber ich kann ja nicht einfach gehen. Nur, wie komme ich sonst aus dieser Sache raus?‘
Während sie noch fieberhaft nach einem Gesprächsthema
suchte, oder zumindest versuchte, Bauchschmerzen zu entwickeln, damit sie eine
Ausrede hatte, von ihm wegzukommen, erregten zwei Neuankömmlinge ihre
Aufmerksamkeit. Es waren ihre Schwester, die ihren runden Bauch vor sich
herschob, und Rahn, der sie begleitete.
Sofort war jeglicher Anstand vergessen und Diana fand
sich auf den Beinen vor. „Oh, ich habe ja ganz vergessen, dass ich meiner
Schwester Jana versprochen habe, ihr bei was zu helfen“, schwindelte sie. „Tut mir echt
leid! Ich hole dir aber noch schnell Tanja, ja?“
So schnell
sie konnte, suchte sie das Weite, ohne auch nur eine Antwort abzuwarten. Auch
wenn sie bezweifelte, dass sie überhaupt eine bekommen hätte, wie sie Wirt
einschätzte.
So kam es, dass er sich kurz darauf erneut mit Tanja und
ihrem wütenden Blick konfrontiert sah.
„Glaub bloß
nicht, dass ich mich mit dir treffen wollte!“,
stellte sie klar. „Ich mach das nur, weil ich Elrik einen Gefallen tun will.
Aber du brauchst dir keine Hoffnungen zu machen, weil ich überhaupt kein
Interesse an dir habe.“
Sie ließ sich schwerfällig neben ihm nieder, nicht
jedoch ohne genügend Abstand zwischen sich und ihm zu lassen.
„Ich kann nicht glauben, dass ich das tue!“
Doch wie immer
nahm Wirt das ohne jegliche Regung zur Kenntnis.
Derweil fand sich Diana in einer ähnlichen Situation
wieder, der sie gerade erst entflohen war. Obwohl sie diesmal unbedingt reden
wollte, wusste sie nicht, wie sie das anstellen sollte.
Sie hatte die letzte Zeit immer wieder versucht, ein Gespräch mit Rahn zu beginnen, aber es war meistens schnell wieder zum erlahmen gekommen. Rahn war immer höflich und nett gewesen, aber er schien nie sonderlich daran interessiert gewesen zu sein, sich mit ihr zu unterhalten. Da hatte sie natürlich schnell die Angst befallen, dass er vielleicht einfach nicht mit ihr reden wollte. Dass er kein Interesse an ihr hatte.
Sie hatte die letzte Zeit immer wieder versucht, ein Gespräch mit Rahn zu beginnen, aber es war meistens schnell wieder zum erlahmen gekommen. Rahn war immer höflich und nett gewesen, aber er schien nie sonderlich daran interessiert gewesen zu sein, sich mit ihr zu unterhalten. Da hatte sie natürlich schnell die Angst befallen, dass er vielleicht einfach nicht mit ihr reden wollte. Dass er kein Interesse an ihr hatte.
Nachdem sie
ihn, wann immer möglich, beobachtet und seine Umgebung gesucht hatte, war es ihr inzwischen klar geworden, dass sie sich in Rahn verliebt hatte und deshalb
wog ihre Sorge natürlich doppelt schwer.
‚Wie kann ich mich dir nur nähern? Wie kann
ich dir zu verstehen geben, dass ich etwas für dich empfinde? Und wie finde ich
heraus, was du über mich denkst?‘
Sie wusste,
dass die Antwort auf all diese Fragen war, dass sie mit ihm reden musste, aber
sie fand sich momentan einfach außerstande das zu tun. Sie hatte einfach keine
Ahnung im Umgang mit Männern. Und sie hatte Angst.
Sie seufzte schwer und wandte sich schließlich ab. Dabei
fiel ihr ihre Mutter ins Auge, die bei der Herdstelle stand und damit
beschäftigt war, das Essen zuzubereiten. Ihre Mutter war eine scharfsinnige
Person und sie lief Gefahr, dass sie sich verriet, aber ihr blieb keine andere
Wahl.
Also ging sie zu ihrer Mutter hinüber, die ihre Arbeit
unterbrach und sich ihr zuwandte.
„Ähm, kann
ich dich mal was fragen, Mama?“
„Was gibt es
denn, Diana?“
Sie zögerte einen Moment, bevor sie fragte: „Hattest
du früher eigentlich viele Verehrer? Also, bevor du Jin hattest?“
Dana furchte
die Stirn und Diana befürchtete schon, dass sie etwas gerochen hatte.
„Hm, nun, so
ziemlich jeder wollte mich in meinen jungen Jahren verkuppeln, aber ob ich
viele Verehrer hatte…“ Sie dachte nach.
„Also es gab da schon den ein oder anderen. Jin hat es schon sehr früh
bei mir versucht, aber damals wollte ich ihn noch nicht. Und Rahn war ziemlich
penetrant…“
„Rahn?“,
unterbrach Diana sie überrascht.
„Ja, aber das
ist schon ewig her.“
„Warum hast du
ihn nicht genommen?“, wollte Diana wissen. Das war für sie vollkommen
unverständlich.
„Ach, damals
wollte mir einfach jeder sagen, dass ich mir gefälligst einen Mann nehmen und
Kinder bekommen soll. Das ging mir ziemlich auf die Nerven. Ich wollte frei
sein, also habe ich von vorneherein jeden Mann abgelehnt, der mich haben
wollte.“
Plötzlich wanderte Danas Blick durch den Raum und als
Diana ihm folgte, sah sie, dass ihre Mutter Rahn beobachtete. Ihr Blick war
einen Moment leer, dann jedoch kehrte sie zu ihr zurück.
„Das solltest
du jedenfalls nicht machen“, sagte Dana plötzlich mahnend. „Jemanden von
vorneherein ablehnen, meine ich. Rahn und ich hätten nicht wirklich
zusammengepasst, aber im Nachhinein tut es mir schon leid, dass ich damals so
ungerecht zu ihm war.“ Sie seufzte. „Er ist ja eigentlich auch in Ordnung. Es
wundert mich, ehrlich gesagt, dass er nie eine Frau gefunden hat.“
Erneut war sie still und Diana ließ ihr diesen Moment,
bevor sie vorsichtig das Thema wechselte. „Wie hast du es eigentlich geschafft, dass Jin
dich mag?“
Ihre Mutter
schreckte sichtlich aus ihren Gedanken und dann legte sich ein bohrender Blick
auf sie. Da wusste Diana, dass sie sich in irgendeiner Art und Weise verraten
hatte. Doch anstatt nachzufragen, begnügte Dana sich mit einem wissenden Schmunzeln.
Diana fragte sich nur, ob sie immer noch gelächelt hätte, wenn sie gewusst
hätte, wem das Interesse ihrer Tochter galt.
„Jin ist da
relativ… sagen wir mal, einfach gestrickt.“ Ein weicher, liebevoller Ausdruck
legte sich auf ihr Gesicht. „Auch wenn ich nicht weiß, wie ich ihn letztendlich
von mir überzeugen konnte. Oder womit ich ihn verdient habe. Aber eines kann
ich dir raten: Wenn du jemanden wirklich gern hast, solltest du dir die Chance
nicht entgehen lassen. Man sollte niemals bereuen müssen, etwas nicht getan zu
haben.“
Das war
einfacher gesagt als getan. Doch Diana sagte nichts mehr dazu, sondern setzte
lediglich ein Lächeln auf, nickte und sah dann zu, dass sie sich aus dem
Staub machte, bevor ihre Mutter doch noch auf die Idee kam, weiter
nachzubohren.
Kurz darauf dann hatte Diana es geschafft, Rahn in ein
Gespräch zu verwickeln und das war dann auch der Zeitpunkt, als Elrik sich daran
erinnerte, dass da ja noch etwas war.
Er war bis jetzt immer wieder davon abgelenkt worden, aber es war an der Zeit, Wirt zu erlösen. Diana war schon vor Stunden wieder ins Haus zurückgekehrt und wenn Tanja ihn nicht inzwischen in der Kälte hatte stehen lassen, wovon er ausging, befürchtete er das Schlimmste für seinen Freund. Keiner hielt es lange in Tanjas Nähe aus und das hatte seinen Grund.
Er war bis jetzt immer wieder davon abgelenkt worden, aber es war an der Zeit, Wirt zu erlösen. Diana war schon vor Stunden wieder ins Haus zurückgekehrt und wenn Tanja ihn nicht inzwischen in der Kälte hatte stehen lassen, wovon er ausging, befürchtete er das Schlimmste für seinen Freund. Keiner hielt es lange in Tanjas Nähe aus und das hatte seinen Grund.
Umso größer war sein Erstaunen, als er schließlich in die
herannahende Dunkelheit der Nacht hinaustrat und Tanja noch immer bei Wirt
vorfand. Doch sie hatte nicht etwa einen Schneemann aus ihm gemacht oder ihn
aufgefressen, wie er vermutet hatte. Stattdessen saßen die Beiden auf dem Baumstamm vorm
Schuppen und Tanja redete gerade munter und aufgeregt auf
Wirt ein. Wie immer trug der kein Wort zur Unterhaltung bei, aber das war bei
Tanjas ununterbrochenem Redefluss sowieso unmöglich.
„Kannst du
das glauben? Dass sie das zu mir gesagt haben?“, schnappte Elrik noch auf, als er
sich näherte.
Es bedurfte tatsächlich erst eines Räusperns, bevor Tanja
Notiz von ihm nahm, aber dann war sie auch sofort auf den Beinen.
„Na endlich!
Das wird ja auch Zeit!“, keifte sie empört.
Sie ließ ihm
noch einen bösen Blick da, ignorierte Wirt vollkommen und dann war sie auch
schon nach drinnen verschwunden.
Elrik wandte sich daraufhin an seinen Freund, der sich
inzwischen ebenfalls erhoben hatte. „Bei den Göttern, Wirt, es tut mir so leid,
dass ich dich so lange mit ihr allein gelassen habe! Ich weiß ja, wie sehr sie
einen in Grund und Boden quatschen kann, ohne einen auch nur einmal zu Wort
kommen zu lassen.“
„Schon okay“,
sagte Wirt plötzlich. „Ich mag es, wenn andere reden. Dann muss ich nicht
reden.“
Elrik wusste,
dass das so war, aber er hatte nie bedacht, wie gut Wirt da mit der
mitteilsamen Tanja harmonieren würde. Er hatte ja nicht einmal gedacht, dass irgendjemand Tanja überhaupt länger als nötig aushalten konnte.
Das machte ihm, ehrlich gesagt, Sorgen. Und es war nicht nur das. Da war auch wieder dieser verträumte Ausdruck in Wirts Augen, den Elrik immer nur dann bei ihm sah, wenn es um Tanja ging.
Das machte ihm, ehrlich gesagt, Sorgen. Und es war nicht nur das. Da war auch wieder dieser verträumte Ausdruck in Wirts Augen, den Elrik immer nur dann bei ihm sah, wenn es um Tanja ging.
„Wirt, sag
mal, kann es sein, dass du etwas für Tanja übrig hast?“
Wirt
antwortete ihm nicht darauf, aber das brauchte er auch nicht. Der verlegene
Blick, den er nun zur Schau trug, reichte vollkommen. Elrik hatte es
befürchtet. Und er sah das überhaupt nicht gern. Von allen Frauen, die er
kannte, konnte er sich wohl keine vorstellen, die er seinem Freund weniger
wünschen würde, als seine schwierige und immerzu wütende Schwester Tanja. Er hatte Wirt auch eigentlich nur gebeten, sich mit ihr zu treffen, weil er gehofft hatte, dass sie ihn sowieso vergraulen würde, so, wie sie es mit allen anderen auch getan hatte. Hauptsache, er hatte seine Schuldigkeit als Stammesführer getan.
Es hatte wieder angefangen zu schneien, obwohl der
Nachthimmel über ihr von einem wunderschönen Farbenspiel und zahlreichen
Sternen überzogen war. Es war so kalt geworden, dass ihr Atem ihren Mund in
kleinen weißen Wolken verließ, aber obwohl sie nicht einmal ihre Mütze trug,
spürte Diana die Kälte nicht. Ihre Wangen
waren gerötet und noch immer warm von ihrem Gespräch, das sie vorher mit Rahn
geführt hatte. Sie hatte ihn abgefangen, als er sich das Abendessen geholt
hatte und war ihm nicht mehr von der Seite gewichen.
Zuerst hatte sie
keine Ahnung gehabt, was sie überhaupt hatte erzählen sollen, aber dann hatte
sie einfach erzählt. Sie hatte sich vorgestellt, mit Tanja zu reden oder ihrem
Vater. Hauptsache, sie sprach. Und plötzlich waren ihr die Themen ganz leicht
zugeflogen und sie hatten sich beinahe den gesamten Abend über unterhalten.
Das und die Tatsache, dass Rahn einmal an ihrer Mutter interessiert gewesen war und sie ihr doch sehr ähnlich sah, hatte ihr
Mut gemacht. Also hatte sie sich dazu entschlossen, es zu wagen. Als Rahn kurz
darauf erklärt hatte, austreten zu müssen, war sie ihm gefolgt. Doch noch während
sie darauf wartete, dass er fertig wurde und aus den Büschen zurückkehrte,
verließ sie der Mut plötzlich wieder.
‚Was, wenn er mich gar
nicht mag?‘
Ihre Mutter
hatte gesagt, sie solle niemals bereuen, etwas nicht getan zu haben, aber wenn
er sie ablehnen würde, würde sie das sicherlich bereuen, sich ihm offenbart zu
haben. Denn das hatte sie vor. Sie liebte ihn und sie wusste, dass sie mit ihm
zusammen sein wollte. Eine Familie gründen. Gemeinsam alt werden. Sie hatte
gedacht, Alin mögen zu können, aber nichts, was sie für ihn empfunden hatte,
kam annähernd an das heran, was sie für Rahn empfand. Er beherrschte jeden
ihrer Gedanken. Wenn sie morgens aufstand, selbst des Nachts, wenn sie träumte.
Ihr Herz schlug ihr beinahe bis zum Hals, wenn sie ihn sah und sie wusste,
dass es nicht eher Ruhe geben würde, bis sie in seinen Armen lag. Ihm nahe
war. Ihn ganz für sich allein hatte.
Diese Gedanken gaben ihr schließlich neuen Mut. Sie würde
es schaffen! Sie würde es ihm sagen! Und selbst wenn er sie ablehnen würde,
würde sie nicht eher ruhen, bis sie ihn für sich erobert hatte!
Ein Niesen
machte sie schließlich darauf aufmerksam, dass Rahn wieder aus den Büschen aufgetaucht war
und da schlüpfte sie aus ihrem Versteck und stolperte zu ihm herüber.
„Rahn, also, ähm,
ich… also… ich muss dir was sagen…“, purzelten die Worte unbeholfen aus ihrem Mund.
Rahn sah sie
etwas überrumpelt an, nickte dann aber.
Der Zeitpunkt war gekommen. Sie holte tief Luft. „Also, ich wollte dich fragen, ob du vielleicht... Ob du mein Gefährte sein willst?“
Der Zeitpunkt war gekommen. Sie holte tief Luft. „Also, ich wollte dich fragen, ob du vielleicht... Ob du mein Gefährte sein willst?“
Irritation auf
seinem Gesicht. Diana erschrak bei diesem Anblick.
‚Nur nicht den Mut verlieren!‘
‚Nur nicht den Mut verlieren!‘
„Weißt du, du solltest
das nicht machen, nur, weil du mir dankbar bist, dass ich dich gerettet habe.“
‚Wie kommst du denn
da drauf?‘, dachte sie überrascht. Sagte aber: „Deswegen frage ich dich
doch auch nicht. Sondern weil“, sie lächelte verlegen, „ich dich wirklich mag.“
Rahn hatte die
Augen geschlossen und als sie jetzt ruhig war, hörte sie, dass er leise
seufzte. Erneut ergriff die Angst Besitz von ihr. Und als er sie nun
wieder ansah, so viel Bedauern in seinen Augen, wusste sie, dass es diesmal zu
Recht war.
„Diana, ich bin
älter als dein Vater.“
„Das ist mir
egal!“, versuchte Diana, die Situation zu retten.
„Ich… fühle
mich geehrt, dass du mich das fragst, aber ich muss dein Angebot leider
ablehnen“, zerschmetterte er ihre Hoffnungen. „Du bist ein hübsches und nettes
Mädchen, aber ich empfinde nicht das für dich, was du für mich empfindest. Tut
mir leid.“
Diana war vollkommen gesund. Sie hatte nicht einmal einen
Schnupfen nach ihrem unfreiwilligen Bad im Eismeer bekommen, so, wie Rahn es getan hatte, aber in dem Moment, als sie
seine Worte hörte, schien es ihr, als würde ihre Brust vor Schmerz zerbersten. Als könne sie nicht mehr atmen. Warum nur tat das so weh?
Als Tanja wenig später unbeholfen durch den Schnee
stapfte, war der Schmerz in Dianas Zehen und Hände gewandert. Ihre Nase war rot
und geschwollen, ein stetiger Strom an Tränen hatte sie taub werden lassen.
Doch sie kümmerte sich nicht darum. Nicht darum, nicht um ihre blauen Lippen oder die Nacht, die weiter voranschritt, während sie in der Kälte blieb. Es war ihr egal. Nichts schien ihr plötzlich mehr wichtig zu sein.
Doch sie kümmerte sich nicht darum. Nicht darum, nicht um ihre blauen Lippen oder die Nacht, die weiter voranschritt, während sie in der Kälte blieb. Es war ihr egal. Nichts schien ihr plötzlich mehr wichtig zu sein.
„Was ist denn mit
dir passiert?“, hörte sie Tanjas Stimme von weit her zu ihr dringen.
Sie öffnete
die Augen und die Tränen vernebelten ihr die Sicht. Sie wollte ihr nicht
antworten, aber bevor sie es verhindern konnte, hatten die Worte ihren Mund
verlassen. „Rahn hat mich abgewiesen.“
„Rahn? Was willst du denn von dem Alten?“
Da kehrte sie in die kalte Realität zurück, in der Tanja
sie gerade auslachte. Es reichte. Es war ihr alles so egal.
„Ja, na und?
Hast du ein Problem damit?“, fauchte Diana.
„Nein, wenn es das ist, was du willst…
bitte, tu dir keinen Zwang an!“
Die Wut hatte
sie belebt, aber der Schmerz war zurückgekehrt und hatte ihr jegliche Kraft
wieder geraubt. „Es ist sowieso alles egal. Er will mich nicht.“
Tanja sah sie
auf sie herab und überlegte. Dass Diana in Rahn verschossen war, konnte ihr nur
gelegen kommen. Dann hatte sie sie wenigstens bei Alin aus dem Weg.
„Ach, du willst
doch nicht etwa aufgeben, oder?“
Diana kauerte
sich zusammen. „Doch…. Was soll ich denn machen? Er will mich ja nicht.“
„Na, du musst
ihm nur mal zeigen, was du zu bieten hast und dann wird er dich schon nehmen.“
„Was meinst du
damit?“
Tanja grinste.
„Dass du mit ihm schlafen sollst.“
__________________________
Hier weiterlesen -> Kapitel 63
ANKÜNDIGUNG SOMMERPAUSE:
Ich habe mich dazu entschlossen, den ganzen August über erstmal kein weiteres Kapitel mehr hier reinzustellen. Ich werde ab und zu natürlich im Forum vorbeischneien und kommentieren, aber keine neuen Kapitel mehr bringen.
Diesen Monat liegt einiges bei mir an, aber vor allen Dingen habe ich das Gefühl, dass ich dringend eine Pause vom Schreiben brauche. Ich bin seit einiger Zeit immer unzufriedener mit meiner Schreiberei. Manchmal muss ich echt nachdenken, wie jetzt was ausgedrückt wird und es bringt einfach nicht die Gefühlstiefe rüber, die ich haben will. Ich weiß auch nicht. Das liegt vielleicht an der Hitze, die mich immer so träge macht. Ich bin einfach kein Sommermensch x_x.
Desweiteren zerbreche ich mir auch schon seit Wochen den Kopf, wie ich Generation vier genau aufziehen soll. Es ist so, dass ich noch einiges geplant habe, aber das bedeuten würde, dass es noch ziemlich viel werden wird, weil ich allein die Geschichten von acht Kindern erzählen muss. Deshalb habe ich auch überlegt, nicht jede Personengeschichte zu erzählen, sondern mehr aus der Sicht von lediglich drei Personen und dem, was sie mitbekommen, zu erzählen und mich mehr auf die Hauptstory zu fokussieren.
Da würde ich auch gern noch eure Meinung zu hören, was ihr bevorzugen würdet. Passives Erzählen, damit es kürzer wird oder wollt ihr wirklich alles lesen, was mehr wird, aber auch alle Personengeschichten erzählt. Schreibt mir hier mal gern eure Meinung zu.
Jedenfalls hoffe ich, dass ich im September dann besser (und bei kälteren Temperaturen) weitermachen kann.
Ein Outtake hab ich für euch noch.
Und dann werden wir auch erfahren, was Diana von Tanjas (dämlicher) Idee hält und ob sie sich tatsächlich zu dieser (dämlichen) Vorgehensweise überreden lässt.
Ich bedanke mich für eure fortwährende Aufmerksamkeit und bis dann im September!
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ANKÜNDIGUNG SOMMERPAUSE:
Ich habe mich dazu entschlossen, den ganzen August über erstmal kein weiteres Kapitel mehr hier reinzustellen. Ich werde ab und zu natürlich im Forum vorbeischneien und kommentieren, aber keine neuen Kapitel mehr bringen.
Diesen Monat liegt einiges bei mir an, aber vor allen Dingen habe ich das Gefühl, dass ich dringend eine Pause vom Schreiben brauche. Ich bin seit einiger Zeit immer unzufriedener mit meiner Schreiberei. Manchmal muss ich echt nachdenken, wie jetzt was ausgedrückt wird und es bringt einfach nicht die Gefühlstiefe rüber, die ich haben will. Ich weiß auch nicht. Das liegt vielleicht an der Hitze, die mich immer so träge macht. Ich bin einfach kein Sommermensch x_x.
Desweiteren zerbreche ich mir auch schon seit Wochen den Kopf, wie ich Generation vier genau aufziehen soll. Es ist so, dass ich noch einiges geplant habe, aber das bedeuten würde, dass es noch ziemlich viel werden wird, weil ich allein die Geschichten von acht Kindern erzählen muss. Deshalb habe ich auch überlegt, nicht jede Personengeschichte zu erzählen, sondern mehr aus der Sicht von lediglich drei Personen und dem, was sie mitbekommen, zu erzählen und mich mehr auf die Hauptstory zu fokussieren.
Da würde ich auch gern noch eure Meinung zu hören, was ihr bevorzugen würdet. Passives Erzählen, damit es kürzer wird oder wollt ihr wirklich alles lesen, was mehr wird, aber auch alle Personengeschichten erzählt. Schreibt mir hier mal gern eure Meinung zu.
Jedenfalls hoffe ich, dass ich im September dann besser (und bei kälteren Temperaturen) weitermachen kann.
Ein Outtake hab ich für euch noch.
Und dann werden wir auch erfahren, was Diana von Tanjas (dämlicher) Idee hält und ob sie sich tatsächlich zu dieser (dämlichen) Vorgehensweise überreden lässt.
Ich bedanke mich für eure fortwährende Aufmerksamkeit und bis dann im September!