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Mittwoch, 1. August 2018

Kapitel 62 - Annäherungsschwierigkeiten



Diana strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr, die der seichte Wind gelockert hatte, während sie den Tanz beobachtete, die die frostbedeckten Pflanzen zu ihren Füßen aufführten. Vor ein paar Monaten noch hatten sie in vollster Blüte gestanden, voll grüner Blätter und saftiger Früchte, doch inzwischen sahen sie so tot und trostlos aus wie alles um sie herum. Als Kind hatte sie den Winter immer als etwas Wunderbares, etwas Schönes empfunden, aber seitdem sie beinahe im eiskalten Wasser ertrunken wäre, hatte sie, ehrlich gesagt, ein bisschen Angst vor ihm.
     Der Wind frischte auf und Diana zog ihre Jacke enger um sich. Als sich die Haarsträhne erneut löste und ihr ins Gesicht flog, stopfte sie sie unwirsch unter ihre neue Mütze. Sie war plump und Tanja hatte sie mit einem Kartoffelsack verglichen, aber es war das erste Kleidungsstück, das Diana selber genäht hatte und sie war mächtig stolz darauf. Es war nicht das schöne Tuch, das Alin ihr geschenkt hatte und das im Meer untergegangen war, aber es hielt sie warm und das war alles, was zählte.
     Sie schreckte aus ihren Gedanken, als sich ihnen plötzlich jemand näherte und da erinnerte sie sich auch wieder daran, warum sie hier draußen in der Kälte stand. Elrik hatte sie und Tanja rufen lassen und sie gebeten, vorm Haus auf ihn zu warten. Diana hatte keine Ahnung, was er von ihnen wollte; sie hoffte nur, dass Tanja nicht noch mehr Ärger bekommen würde. Sie war froh, dass man ihre Schwester nach einer einzigen Standpauke bislang in Ruhe gelassen hatte. 
     Nicht, dass das Tanjas Laune in irgendeiner Weise gebessert hatte. Auch jetzt umgab sie geradezu eine Aura aus schlechter Laune und Wut, und die war es auch, die Diana bislang davon abgehalten hatte, mit ihr zu reden.


Es war Elrik, der nun vor ihnen stand und der sofort von Tanjas giftigem Blick getroffen wurde. Doch er ignorierte das und erklärte stattdessen unbeeindruckt: „Ich habe euch rufen lasen, weil ich euch fragen wollte, ob ihr vielleicht dazu bereit wärt, euch mal mit Wirt zu treffen. Wie ihr wisst, ist er noch immer alleinstehend und da habe ich sofort an euch beide gedacht.“
     Eigentlich hätte er nie daran gedacht, seinem armen Freund seine Schwester Tanja auf den Hals zu hetzen, aber das war ja auch der Grund, warum er Diana mit ins Boot geholt hatte. Es sah dadurch weniger nach einem Verkupplungsversuch für Tanja aus und er hatte auch die Hoffnung, dass Diana eine bessere Frau für Wirt werden würde, als diese.
      Wie zu erwarten sah Tanja natürlich alles andere als erfreut aus. „Ganz sicher nicht!“, erwiderte sie und damit war das Thema für sie erledigt.
     Elriks Blick glitt flehentlich zu seiner anderen Schwester hinüber. „Und du, Diana? Würdest du mir den Gefallen tun?“
     Ihr gequältes Lächeln sagte Nein, aber sie sagte: „Ich… denke, es kann ja nicht schaden, wenn ich mich mal mit ihm treffe.“
     „Wunderbar! Ich wusste, dass ich auf dich zählen kann!“
     Leider führte das aber auch dazu, dass sich Tanja plötzlich wieder einmischte und eingeschnappt jetzt doch erklärte: „Na schön! Wenn’s unbedingt sein muss!“
     Sie würde sich von Diana ganz sicher nicht noch einmal vorführen lassen!


Kurz darauf war Wirt aufgetaucht und obwohl er so unbeeindruckt aussah wie eh und je, fühlte sich Elrik einfach nur schuldig ihm gegenüber. In was nur hatte er seinen Freund da hineingeritten?
     „Und ich bitte dich, Tanja, sei nett!“, ermahnte er seine schwierige Schwester, bevor er die drei mit einem mulmigen Gefühl im Magen allein zurückließ.


Kaum, dass Elrik im Haus verschwunden war, trafen Wirt die Blicke der Mädchen erbarmungslos und ihm wurde kalt. Sein erster Impuls war, zu fliehen, aber stattdessen stand er wie angewurzelt. Er hatte keine Ahnung, was er tun oder sagen sollte - er hatte doch keine Ahnung von Mädchen! - und sie taten ihm auch nicht den Gefallen zu sprechen. Eine unbehagliche Stille stand wie eine Mauer zwischen ihnen.


Plötzlich drehte Tanja, die wohl versucht hatte, ihn mit Blicken zum tot umfallen zu bewegen, ab. 
     „Da du so scharf darauf warst, dich mit ihm zu treffen, darfst du auch gerne anfangen!“, zischte sie in Dianas Richtung.


Und zurück blieben er und das Mädchen, das wohl Diana war. Er hatte bislang nie mit ihr gesprochen oder mit ihr zu tun gehabt. Elrik hatte gesagt, sie sei seine Schwester, aber mehr wusste er auch nicht über sie. Er wusste gar nichts über Mädchen. Nur, dass sie gerne redeten. Das hatte er zumindest beobachtet. Er redete aber nicht gerne. Er wollte doch bloß wieder nach Hause.
     Sie sah so unbehaglich aus wie er sich fühlte, aber dann trat sie schließlich an ihn heran und schlug vor: „Wie wäre es, wenn wir uns vielleicht erstmal dahinten hinsetzen?“


Wirt nickte und sie gingen zum Schuppen hinüber, wo ein Baumstamm ihnen als Bank diente. Doch auch im Sitzen hatten sie sich nichts zu sagen.
     ‚Diese Stille ist so unangenehm‘, dachte Diana, als nach einer Weile immer noch nur der Wind zu hören war. ‚Ich sollte etwas sagen. Nur… was? Ich habe ihm so überhaupt nichts zu sagen.‘  
     Ihre Augen zuckten zu Wirt hinüber, der begonnen hatte, die Wolken am Himmel zu beobachten. ‚Hilfe! Ich will hier weg, aber ich kann ja nicht einfach gehen. Nur, wie komme ich sonst aus dieser Sache raus?‘


Während sie noch fieberhaft nach einem Gesprächsthema suchte, oder zumindest versuchte, Bauchschmerzen zu entwickeln, damit sie eine Ausrede hatte, von ihm wegzukommen, erregten zwei Neuankömmlinge ihre Aufmerksamkeit. Es waren ihre Schwester, die ihren runden Bauch vor sich herschob, und Rahn, der sie begleitete.


Sofort war jeglicher Anstand vergessen und Diana fand sich auf den Beinen vor. „Oh, ich habe ja ganz vergessen, dass ich meiner Schwester Jana versprochen habe, ihr bei was zu helfen“, schwindelte sie. „Tut mir echt leid! Ich hole dir aber noch schnell Tanja, ja?“
      So schnell sie konnte, suchte sie das Weite, ohne auch nur eine Antwort abzuwarten. Auch wenn sie bezweifelte, dass sie überhaupt eine bekommen hätte, wie sie Wirt einschätzte.


So kam es, dass er sich kurz darauf erneut mit Tanja und ihrem wütenden Blick konfrontiert sah.
     „Glaub bloß nicht, dass ich mich mit dir treffen wollte!“, stellte sie klar. „Ich mach das nur, weil ich Elrik einen Gefallen tun will. Aber du brauchst dir keine Hoffnungen zu machen, weil ich überhaupt kein Interesse an dir habe.“


Sie ließ sich schwerfällig neben ihm nieder, nicht jedoch ohne genügend Abstand zwischen sich und ihm zu lassen.
     „Ich kann nicht glauben, dass ich das tue!“
     Doch wie immer nahm Wirt das ohne jegliche Regung zur Kenntnis.


Derweil fand sich Diana in einer ähnlichen Situation wieder, der sie gerade erst entflohen war. Obwohl sie diesmal unbedingt reden wollte, wusste sie nicht, wie sie das anstellen sollte. 
     Sie hatte die letzte Zeit immer wieder versucht, ein Gespräch mit Rahn zu beginnen, aber es war meistens schnell wieder zum erlahmen gekommen. Rahn war immer höflich und nett gewesen, aber er schien nie sonderlich daran interessiert gewesen zu sein, sich mit ihr zu unterhalten. Da hatte sie natürlich schnell die Angst befallen, dass er vielleicht einfach nicht mit ihr reden wollte. Dass er kein Interesse an ihr hatte.
     Nachdem sie ihn, wann immer möglich, beobachtet und seine Umgebung gesucht hatte, war es ihr inzwischen klar geworden, dass sie sich in Rahn verliebt hatte und deshalb wog ihre Sorge natürlich doppelt schwer.
     ‚Wie kann ich mich dir nur nähern? Wie kann ich dir zu verstehen geben, dass ich etwas für dich empfinde? Und wie finde ich heraus, was du über mich denkst?‘
     Sie wusste, dass die Antwort auf all diese Fragen war, dass sie mit ihm reden musste, aber sie fand sich momentan einfach außerstande das zu tun. Sie hatte einfach keine Ahnung im Umgang mit Männern. Und sie hatte Angst.


Sie seufzte schwer und wandte sich schließlich ab. Dabei fiel ihr ihre Mutter ins Auge, die bei der Herdstelle stand und damit beschäftigt war, das Essen zuzubereiten. Ihre Mutter war eine scharfsinnige Person und sie lief Gefahr, dass sie sich verriet, aber ihr blieb keine andere Wahl.


Also ging sie zu ihrer Mutter hinüber, die ihre Arbeit unterbrach und sich ihr zuwandte.
     „Ähm, kann ich dich mal was fragen, Mama?“
     „Was gibt es denn, Diana?“
     Sie zögerte einen Moment, bevor sie fragte: „Hattest du früher eigentlich viele Verehrer? Also, bevor du Jin hattest?“
     Dana furchte die Stirn und Diana befürchtete schon, dass sie etwas gerochen hatte.
     „Hm, nun, so ziemlich jeder wollte mich in meinen jungen Jahren verkuppeln, aber ob ich viele Verehrer hatte…“ Sie dachte nach.  „Also es gab da schon den ein oder anderen. Jin hat es schon sehr früh bei mir versucht, aber damals wollte ich ihn noch nicht. Und Rahn war ziemlich penetrant…“
     „Rahn?“, unterbrach Diana sie überrascht.
     „Ja, aber das ist schon ewig her.“
     „Warum hast du ihn nicht genommen?“, wollte Diana wissen. Das war für sie vollkommen unverständlich.
     „Ach, damals wollte mir einfach jeder sagen, dass ich mir gefälligst einen Mann nehmen und Kinder bekommen soll. Das ging mir ziemlich auf die Nerven. Ich wollte frei sein, also habe ich von vorneherein jeden Mann abgelehnt, der mich haben wollte.“


Plötzlich wanderte Danas Blick durch den Raum und als Diana ihm folgte, sah sie, dass ihre Mutter Rahn beobachtete. Ihr Blick war einen Moment leer, dann jedoch kehrte sie zu ihr zurück.
     „Das solltest du jedenfalls nicht machen“, sagte Dana plötzlich mahnend. „Jemanden von vorneherein ablehnen, meine ich. Rahn und ich hätten nicht wirklich zusammengepasst, aber im Nachhinein tut es mir schon leid, dass ich damals so ungerecht zu ihm war.“ Sie seufzte. „Er ist ja eigentlich auch in Ordnung. Es wundert mich, ehrlich gesagt, dass er nie eine Frau gefunden hat.“


Erneut war sie still und Diana ließ ihr diesen Moment, bevor sie vorsichtig das Thema wechselte. „Wie hast du es eigentlich geschafft, dass Jin dich mag?“
     Ihre Mutter schreckte sichtlich aus ihren Gedanken und dann legte sich ein bohrender Blick auf sie. Da wusste Diana, dass sie sich in irgendeiner Art und Weise verraten hatte. Doch anstatt nachzufragen, begnügte Dana sich mit einem wissenden Schmunzeln. Diana fragte sich nur, ob sie immer noch gelächelt hätte, wenn sie gewusst hätte, wem das Interesse ihrer Tochter galt.
     „Jin ist da relativ… sagen wir mal, einfach gestrickt.“ Ein weicher, liebevoller Ausdruck legte sich auf ihr Gesicht. „Auch wenn ich nicht weiß, wie ich ihn letztendlich von mir überzeugen konnte. Oder womit ich ihn verdient habe. Aber eines kann ich dir raten: Wenn du jemanden wirklich gern hast, solltest du dir die Chance nicht entgehen lassen. Man sollte niemals bereuen müssen, etwas nicht getan zu haben.“
     Das war einfacher gesagt als getan. Doch Diana sagte nichts mehr dazu, sondern setzte lediglich ein Lächeln auf, nickte und sah dann zu, dass sie sich aus dem Staub machte, bevor ihre Mutter doch noch auf die Idee kam, weiter nachzubohren.


Kurz darauf dann hatte Diana es geschafft, Rahn in ein Gespräch zu verwickeln und das war dann auch der Zeitpunkt, als Elrik sich daran erinnerte, dass da ja noch etwas war. 
     Er war bis jetzt immer wieder davon abgelenkt worden, aber es war an der Zeit, Wirt zu erlösen. Diana war schon vor Stunden wieder ins Haus zurückgekehrt und wenn Tanja ihn nicht inzwischen in der Kälte hatte stehen lassen, wovon er ausging, befürchtete er das Schlimmste für seinen Freund. Keiner hielt es lange in Tanjas Nähe aus und das hatte seinen Grund.


Umso größer war sein Erstaunen, als er schließlich in die herannahende Dunkelheit der Nacht hinaustrat und Tanja noch immer bei Wirt vorfand. Doch sie hatte nicht etwa einen Schneemann aus ihm gemacht oder ihn aufgefressen, wie er vermutet hatte. Stattdessen saßen die Beiden auf dem Baumstamm vorm Schuppen und Tanja redete gerade munter und aufgeregt auf Wirt ein. Wie immer trug der kein Wort zur Unterhaltung bei, aber das war bei Tanjas ununterbrochenem Redefluss sowieso unmöglich.
     „Kannst du das glauben? Dass sie das zu mir gesagt haben?“, schnappte Elrik noch auf, als er sich näherte.


Es bedurfte tatsächlich erst eines Räusperns, bevor Tanja Notiz von ihm nahm, aber dann war sie auch sofort auf den Beinen.
     „Na endlich! Das wird ja auch Zeit!“, keifte sie empört.
     Sie ließ ihm noch einen bösen Blick da, ignorierte Wirt vollkommen und dann war sie auch schon nach drinnen verschwunden.


Elrik wandte sich daraufhin an seinen Freund, der sich inzwischen ebenfalls erhoben hatte. „Bei den Göttern, Wirt, es tut mir so leid, dass ich dich so lange mit ihr allein gelassen habe! Ich weiß ja, wie sehr sie einen in Grund und Boden quatschen kann, ohne einen auch nur einmal zu Wort kommen zu lassen.“    
     „Schon okay“, sagte Wirt plötzlich. „Ich mag es, wenn andere reden. Dann muss ich nicht reden.“
      Elrik wusste, dass das so war, aber er hatte nie bedacht, wie gut Wirt da mit der mitteilsamen Tanja harmonieren würde. Er hatte ja nicht einmal gedacht, dass irgendjemand Tanja überhaupt länger als nötig aushalten konnte.
     Das machte ihm, ehrlich gesagt, Sorgen. Und es war nicht nur das. Da war auch wieder dieser verträumte Ausdruck in Wirts Augen, den Elrik immer nur dann bei ihm sah, wenn es um Tanja ging.
     „Wirt, sag mal, kann es sein, dass du etwas für Tanja übrig hast?“
     Wirt antwortete ihm nicht darauf, aber das brauchte er auch nicht. Der verlegene Blick, den er nun zur Schau trug, reichte vollkommen. Elrik hatte es befürchtet. Und er sah das überhaupt nicht gern. Von allen Frauen, die er kannte, konnte er sich wohl keine vorstellen, die er seinem Freund weniger wünschen würde, als seine schwierige und immerzu wütende Schwester Tanja. Er hatte Wirt auch eigentlich nur gebeten, sich mit ihr zu treffen, weil er gehofft hatte, dass sie ihn sowieso vergraulen würde, so, wie sie es mit allen anderen auch getan hatte. Hauptsache, er hatte seine Schuldigkeit als Stammesführer getan.


Es hatte wieder angefangen zu schneien, obwohl der Nachthimmel über ihr von einem wunderschönen Farbenspiel und zahlreichen Sternen überzogen war. Es war so kalt geworden, dass ihr Atem ihren Mund in kleinen weißen Wolken verließ, aber obwohl sie nicht einmal ihre Mütze trug, spürte Diana die Kälte nicht. Ihre Wangen waren gerötet und noch immer warm von ihrem Gespräch, das sie vorher mit Rahn geführt hatte. Sie hatte ihn abgefangen, als er sich das Abendessen geholt hatte und war ihm nicht mehr von der Seite gewichen. 
     Zuerst hatte sie keine Ahnung gehabt, was sie überhaupt hatte erzählen sollen, aber dann hatte sie einfach erzählt. Sie hatte sich vorgestellt, mit Tanja zu reden oder ihrem Vater. Hauptsache, sie sprach. Und plötzlich waren ihr die Themen ganz leicht zugeflogen und sie hatten sich beinahe den gesamten Abend über unterhalten.
     Das und die Tatsache, dass Rahn einmal an ihrer Mutter interessiert gewesen war und sie ihr doch sehr ähnlich sah, hatte ihr Mut gemacht. Also hatte sie sich dazu entschlossen, es zu wagen. Als Rahn kurz darauf erklärt hatte, austreten zu müssen, war sie ihm gefolgt. Doch noch während sie darauf wartete, dass er fertig wurde und aus den Büschen zurückkehrte, verließ sie der Mut plötzlich wieder.


‚Was, wenn er mich gar nicht mag?‘
     Ihre Mutter hatte gesagt, sie solle niemals bereuen, etwas nicht getan zu haben, aber wenn er sie ablehnen würde, würde sie das sicherlich bereuen, sich ihm offenbart zu haben. Denn das hatte sie vor. Sie liebte ihn und sie wusste, dass sie mit ihm zusammen sein wollte. Eine Familie gründen. Gemeinsam alt werden. Sie hatte gedacht, Alin mögen zu können, aber nichts, was sie für ihn empfunden hatte, kam annähernd an das heran, was sie für Rahn empfand. Er beherrschte jeden ihrer Gedanken. Wenn sie morgens aufstand, selbst des Nachts, wenn sie träumte. Ihr Herz schlug ihr beinahe bis zum Hals, wenn sie ihn sah und sie wusste, dass es nicht eher Ruhe geben würde, bis sie in seinen Armen lag. Ihm nahe war. Ihn ganz für sich allein hatte.


Diese Gedanken gaben ihr schließlich neuen Mut. Sie würde es schaffen! Sie würde es ihm sagen! Und selbst wenn er sie ablehnen würde, würde sie nicht eher ruhen, bis sie ihn für sich erobert hatte!
     Ein Niesen machte sie schließlich darauf aufmerksam, dass Rahn wieder aus den Büschen aufgetaucht war und da schlüpfte sie aus ihrem Versteck und stolperte zu ihm herüber.


„Rahn, also, ähm, ich… also… ich muss dir was sagen…“, purzelten die Worte unbeholfen aus ihrem Mund.
     Rahn sah sie etwas überrumpelt an, nickte dann aber. 
     Der Zeitpunkt war gekommen. Sie holte tief Luft. „Also, ich wollte dich fragen, ob du vielleicht... Ob du mein Gefährte sein willst?“
     Irritation auf seinem Gesicht. Diana erschrak bei diesem Anblick.  
     ‚Nur nicht den Mut verlieren!
     „Weißt du, du solltest das nicht machen, nur, weil du mir dankbar bist, dass ich dich gerettet habe.“


‚Wie kommst du denn da drauf?‘, dachte sie überrascht. Sagte aber: „Deswegen frage ich dich doch auch nicht. Sondern weil“, sie lächelte verlegen, „ich dich wirklich mag.“
    Rahn hatte die Augen geschlossen und als sie jetzt ruhig war, hörte sie, dass er leise seufzte. Erneut ergriff die Angst Besitz von ihr. Und als er sie nun wieder ansah, so viel Bedauern in seinen Augen, wusste sie, dass es diesmal zu Recht war.


 „Diana, ich bin älter als dein Vater.“
     „Das ist mir egal!“, versuchte Diana, die Situation zu retten.
     „Ich… fühle mich geehrt, dass du mich das fragst, aber ich muss dein Angebot leider ablehnen“, zerschmetterte er ihre Hoffnungen. „Du bist ein hübsches und nettes Mädchen, aber ich empfinde nicht das für dich, was du für mich empfindest. Tut mir leid.“


Diana war vollkommen gesund. Sie hatte nicht einmal einen Schnupfen nach ihrem unfreiwilligen Bad im Eismeer bekommen, so, wie Rahn es getan hatte, aber in dem Moment, als sie seine Worte hörte, schien es ihr, als würde ihre Brust vor Schmerz zerbersten. Als könne sie nicht mehr atmen. Warum nur tat das so weh?


Als Tanja wenig später unbeholfen durch den Schnee stapfte, war der Schmerz in Dianas Zehen und Hände gewandert. Ihre Nase war rot und geschwollen, ein stetiger Strom an Tränen hatte sie taub werden lassen. 
     Doch sie kümmerte sich nicht darum. Nicht darum, nicht um ihre blauen Lippen oder die Nacht, die weiter voranschritt, während sie in der Kälte blieb. Es war ihr egal. Nichts schien ihr plötzlich mehr wichtig zu sein.


 „Was ist denn mit dir passiert?“, hörte sie Tanjas Stimme von weit her zu ihr dringen.
     Sie öffnete die Augen und die Tränen vernebelten ihr die Sicht. Sie wollte ihr nicht antworten, aber bevor sie es verhindern konnte, hatten die Worte ihren Mund verlassen. „Rahn hat mich abgewiesen.“
     „Rahn? Was willst du denn von dem Alten?“


Da kehrte sie in die kalte Realität zurück, in der Tanja sie gerade auslachte. Es reichte. Es war ihr alles so egal.
     „Ja, na und? Hast du ein Problem damit?“, fauchte Diana.
     „Nein, wenn es das ist, was du willst… bitte, tu dir keinen Zwang an!“
     Die Wut hatte sie belebt, aber der Schmerz war zurückgekehrt und hatte ihr jegliche Kraft wieder geraubt. „Es ist sowieso alles egal. Er will mich nicht.“
     Tanja sah sie auf sie herab und überlegte. Dass Diana in Rahn verschossen war, konnte ihr nur gelegen kommen. Dann hatte sie sie wenigstens bei Alin aus dem Weg.


 „Ach, du willst doch nicht etwa aufgeben, oder?“
     Diana kauerte sich zusammen. „Doch…. Was soll ich denn machen? Er will mich ja nicht.“
     „Na, du musst ihm nur mal zeigen, was du zu bieten hast und dann wird er dich schon nehmen.“
     „Was meinst du damit?“
    Tanja grinste. „Dass du mit ihm schlafen sollst.“
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Hier weiterlesen -> Kapitel 63

ANKÜNDIGUNG SOMMERPAUSE: 
Ich habe mich dazu entschlossen, den ganzen August über erstmal kein weiteres Kapitel mehr hier reinzustellen. Ich werde ab und zu natürlich im Forum vorbeischneien und kommentieren, aber keine neuen Kapitel mehr bringen. 
Diesen Monat liegt einiges bei mir an, aber vor allen Dingen habe ich das Gefühl, dass ich dringend eine Pause vom Schreiben brauche. Ich bin seit einiger Zeit immer unzufriedener mit meiner Schreiberei. Manchmal muss ich echt nachdenken, wie jetzt was ausgedrückt wird und es bringt einfach nicht die Gefühlstiefe rüber, die ich haben will. Ich weiß auch nicht. Das liegt vielleicht an der Hitze, die mich immer so träge macht. Ich bin einfach kein Sommermensch x_x.
Desweiteren zerbreche ich mir auch schon seit Wochen den Kopf, wie ich Generation vier genau aufziehen soll. Es ist so, dass ich noch einiges geplant habe, aber das bedeuten würde, dass es noch ziemlich viel werden wird, weil ich allein die Geschichten von acht Kindern erzählen muss. Deshalb habe ich auch überlegt, nicht jede Personengeschichte zu erzählen, sondern mehr aus der Sicht von lediglich drei Personen und dem, was sie mitbekommen, zu erzählen und mich mehr auf die Hauptstory zu fokussieren. 
Da würde ich auch gern noch eure Meinung zu hören, was ihr bevorzugen würdet. Passives Erzählen, damit es kürzer wird oder wollt ihr wirklich alles lesen, was mehr wird, aber auch alle Personengeschichten erzählt. Schreibt mir hier mal gern eure Meinung zu.
Jedenfalls hoffe ich, dass ich im September dann besser (und bei kälteren Temperaturen) weitermachen kann.

Ein Outtake hab ich für euch noch.

Und dann werden wir auch erfahren, was Diana von Tanjas (dämlicher) Idee hält und ob sie sich tatsächlich zu dieser (dämlichen) Vorgehensweise überreden lässt.

Ich bedanke mich für eure fortwährende Aufmerksamkeit und bis dann im September!

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