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Mittwoch, 28. April 2021

Kapitel 138 – Die Dinge, die wir tun, und deren Auswirkungen IX


Der Mond war hinter Wolken verborgen, die im Dunkel der Nacht geradezu violett leuchteten. Nur ab und an lugte er zwischen zweien hervor, schaute durch die Löcher in den dicken Vorhängen, um den verstohlenen Weg zu erleuchten, den Nila heute zu gehen hatte. Er huschte hastig von einem Schatten zum nächsten, und bald schon hob sich das Ahn-Haus düster aus der kahlen Umgebung empor. Er hielt genau darauf zu.
 

Die Ahn-Leute verschlossen ihre Tür jede Nacht, seitdem Lann tot war, aber Nila hatte seine Mittel und Wege, trotzdem ins Haus zu kommen. Er hatte für genau solche Fälle vor Ewigkeiten mal ein dünnes Stück Blech von den Hells mitgehen lassen, das er jetzt geschickt zwischen zwei Bretter der Tür schob. Er musste ein bisschen probieren, aber schließlich gelang es ihm, den Riegel des Schlosses hochzudrücken. Die Tür schwang auf und gab das pechschwarze Innere des Hauses preis, das beinahe wie der Schlund einer Bestie aussah, und Nila zögerte schon deshalb eine ganze Weile, bevor er doch hineinschlüpfte.    
 

Er war zum Glück umsichtig genug gewesen, bei jedem seiner bisherigen Besuche darauf zu achten, welche Stufen der Treppe beispielsweise Geräusche von sich gaben, wenn man darauf trat. Er hatte das getan, seitdem Reinard ihn zu seinem Handlanger gemacht hatte, um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein, und jetzt machte sich seine Vorsicht bezahlt.
      Unbemerkt gelangte er ins obere Geschoss, wo die Bewohner des Hauses bereits alle tief schlafend in den Betten lag. Er bekam es trotzdem jedes Mal mit der Angst zu tun, wenn sich auch nur jemand in seinem Bett drehte oder schnarchte.
 
 
Nara schlief beinahe ganz hinten, weit entfernt vom Rest ihrer Familie. Bei dem, was diese Bastarde ihr schon alles angetan hatten, war das auch besser so. 
      Reinard, dieser Mistkerl, hatte ihr verboten, das Haus zu verlassen, bis Nila getan hatte, was er von ihm verlangte, weshalb er gezwungen gewesen war, heimlich herzukommen. Er hätte sie ja gerne vorsichtig geweckt, dass sie keine Angst bekam, aber er konnte nicht riskieren, dass sie auch nur einen Mucks von sich gab und die Anderen damit weckte. 
 

Deshalb legte er ihr die Hand auf den Mund, drückte fest zu, dass sie merkte, dass jemand bei ihr war und sie wach wurde. Sie schlug die Augen auf und erstarrte sofort. Er wusste ja, dass sie das schmerzlich hatte lernen müssen, ruhig zu sein. Immer, wenn Lin des Nächtens zu ihr gekommen war.
      Ihre Augen waren zuerst voller Angst, dass er sich noch schlechter fühlte als ohnehin schon, aber als sie erkannte, wen sie vor sich hatte, beruhigte sie sich endlich. Nila legte einen Finger an die Lippen, um ihr zu signalisieren, ruhig zu sein und nahm dann seine Hand von ihrem Mund, wartete, bis sie sich aus dem Bett geschält hatte, um ihr nach unten zu folgen. Sie ging so geschickt voraus, ohne auch nur einen Lärm zu veranstalten, dass sogar er dagegen alt aussah.
 

Er ließ sie noch ihre Wintersachen anziehen und in ihre Schuhe schlüpfen, dann nahm er sie bei der Hand, zog sie ohne ein Wort der Erklärung hinter sich her, bis er glaubte, dass sie weit genug vom Haus entfernt waren, dass sie niemand erwischen würde. Nara sagte den ganzen Weg über kein Wort.       
      Als sie schließlich anhielten, vom Mondlicht beschienen, lächelte sie glücklich, aber Nilas Blick ging sofort zu ihrem Bauch.
 

„Reinard sagte, dass du schwanger bist!“, begann er mit schwerlich verhohlenem Schrecken. „Stimmt das?“
     Nara lächelte liebevoll, strich sich über den Bauch, dass es ihm schon alles sagte. Es war in diesem Moment, dass seine Welt vollkommen aus den Fugen geraten würde.
     „Ja. Du hast endlich ein Kind in mein Bauch gemacht. Jetzt sind wir eine richtig echte Familie“, sagte sie fröhlich strahlend, und Nila wurde schlecht.
     „Bist du… bist du dir sicher?“
     „Ja. Tante Sharla hat das gesagt, weil ich lange nicht mehr da unten blute. Und mein Bauch auch ganz rund worden ist, wie wenn ich ganz doll zu viel gegessen hab.“


Er erwiderte nichts darauf, begann stattdessen, unruhig auf und ab zu gehen und nachzudenken. Als er ins Mondlicht trat, konnte man den Angstschweiß auf seiner Stirn glänzen sehen. Er hatte es ja befürchtet, dass es irgendwann passieren könnte, obwohl er versucht hatte, vorsichtig zu sein. Sie hatten alles Mögliche probiert, hatten Nara mit Milch und Honig unten eingeschmiert. Er hatte sogar Kräuter besorgt, von denen er gehört hatte, dass sie zur Verhütung geeignet waren. Aber es hatte alles nichts gebracht, wie sich nun herausstellte.
     „Was los?“, hörte er sie besorgt fragen. „Nicht gut? Freust du dich nicht?“
     „Natürlich nicht!“, ging er sie an. „Das ist eine Katastrophe!“
     Sie gab augenblicklich dieses Geräusch von sich, von dem er sofort wusste, dass sie gleich in Tränen ausbrechen würde.
 

Ganz automatisch ging er da zu ihr, nahm ihre Hände in seine und sagte einfühlsamer: „Versteh doch, Naralein, wir können kein Kind miteinander bekommen. Schon allein, weil wir doch nicht wollen, dass es so wird wie du, oder? Du weißt doch, wie sie hier mit Leuten wie dir umgehen. Was du alles durchmachen musstest.“
     Sie ließ den Kopf hängen, nickte.
     „Außerdem wollen wir doch nicht riskieren, dass jemand das mit uns erfährt, oder? Wenn es auch nur irgendjemand erfährt, werden sie uns beiden verbieten, dass wir uns sehen dürfen.“
     „Das will ich nicht!“, rief sie erschrocken, wie erhofft.
     „Gut. Deswegen müssen wir dafür sorgen, dass das Kind verschwindet.“
     Eine Falte bildete sich zwischen ihren Augenbrauen.
     „Wie geht das?“, wollte sie wissen.
 

Er ließ ihre Hände wieder los, kramte eine kleine, tönerne Phiole hervor, entkorkte sie und schüttete den Inhalt in einen Becher mit Wasser, den er vorher im Ahn-Haus hatte mitgehen lassen.
     „Wenn du das hier trinkst, wird das Kind in deinem Bauch verschwinden.“
     Er hatte das Gift von der alten Frau gestohlen, die Reinard manchmal traf. Er hatte die beiden schon öfter belauscht und erfahren, dass sie es für vielerlei Dinge einsetzte. Gut verdünnt beispielsweise auch, um ungeborene Kinder loszuwerden.     Nara machte jedoch keine Anstalten, den Becher zu nehmen. Sie sah ihn nur skeptisch an, legte eine Hand auf ihren Bauch und sah immer wieder von dort zu dem Becher auf.
     „Was passiert dann mit unserm Kind?“, fragte sie verängstigt.
     „Es wird einfach verschwinden, als wäre es niemals dagewesen“, schwindelte er. „Mach dir keine Sorgen. Vertrau mir!“
     Er zwang sich, vertrauenswürdig zu lächeln, obwohl sein Magen böse rumorte. Doch sie nahm den Becher noch immer nicht entgegen.
 

„Nila“, fing sie stattdessen an, nervös an ihren Fingern nestelnd, „können wir weggehen von hier? Wenn wir allein leben, kann niemand böse zu unserm Kind sein und wir können uns immer sehen, wann wir wollen.“
     „Sei nicht dumm!“, rügte er sie. „Wo sollen wir denn hingehen? Unser Zuhause ist doch hier!“
     „Ich find’s doof hier. Ich will mit dir woanders hingehen.“
     Es war nicht das erste Mal, dass sie damit anfing, und es war nicht so, dass er nicht selber schon darüber nachgedacht hatte. Aber so schnell, wie der Gedanke ihm gekommen war, hatte er ihn auch jedes Mal wieder verworfen. Nara war schließlich keine Frau, die er heiraten und mit der er den Rest seines Lebens verbringen konnte. Und sie war vor allen Dingen keine Frau, die er als Mutter für seine Kinder wollte. Denn was sollte er denn mit Kindern anfangen, die genauso dumm waren wie die Mutter?
     Zudem hatte er hier auch noch einiges vor. Immerhin wollte er noch immer seine Schwester stürzen und ihren Platz als Stammesführer einnehmen. Wenn er das erstmal geschafft hatte, würde er auch Nara nicht mehr brauchen. Dann würden sich die ordentlichen Frauen nämlich nur so um ihn reißen. Er würde Nara trotzdem als seine heimliche Affäre behalten, hatte er beschlossen, aber sie heiraten oder gar zu ihr stehen, würde er nie.
 

„Ich kann aber nicht von hier weg. Deswegen ist es unmöglich, dass wir „woanders hingehen“.“ Er präsentierte ihr den Becher mit Nachdruck. „Na los! Sei lieb und trink das für mich.“
     Sie war noch immer unsicher, das konnte man ihr selbst in der Dunkelheit ansehen, aber schließlich – endlich – nahm sie den Becher doch. Wieder unsicheres Gucken, dass Nila schon ein bisschen arg die Geduld mit ihr verlor.
     „Ich hab dich lieb, Nila“, sagte sie ihm plötzlich.
     Und er zögerte nicht, ihr ins Gesicht zu lügen: „Ich hab dich auch lieb, Naralein.“
 

Dann endlich setzte sie den Becher an die Lippen. Trank. Nila sah ihr dabei zu und war so aufgeregt, dass er glaubte, sein Herz würde demnächst versagen. Er betete still zu allen Göttern, dass es wirken möge, obwohl er nie an irgendwelche Götter geglaubt hatte.
 

Als sie ausgetrunken hatte, verzog sie das Gesicht, sagte: „Bitter!“, und da ging er zu ihr und nahm sie erleichtert in den Arm. Strich ihr übers Haupt und wartete darauf, dass es losgehen würde. Er hatte davon gehört. Von der Geschichte, was seiner Mutter einst widerfahren war. Wie sie viele Male von ihrem eigenen Vater schwanger gewesen war und Gift genommen hatte, um abzutreiben, und wie sie beinahe daran gestorben war. Er hatte das Nara natürlich verheimlicht, aber er würde für sie da sein, wenn die Schmerzen losgingen. Das war er ihr wenigstens schuldig.
     Und es dauerte nicht lange, bis es anfing. Nara krampfte sich in seinen Armen zusammen, krallte sich an ihn, fing zu jammern an.
     „Ganz ruhig! Sch! Alles wird gut!“, sagte er ihr, und irgendwann sagte er es nur noch zu sich selber, um sich selber davon zu überzeugen, dass alles gut werden würde.
 

Aber das wurde es nicht. Als er plötzlich Naras ganzes Gewicht in den Armen hatte und ihre großen, erschrockenen Augen ihn trafen, wusste er, dass etwas nicht stimmte, und da bekam er es schließlich mit der Angst zu tun.
     Er ließ sie vorsichtig zu Boden gleiten, wo sie zu würgen und zu husten anfing, die kleinen Hände auf den Bauch gepresst. Sie krümmte sich, weinte und jammerte. Schließlich kam es aus ihr heraus. Ein großer, roter Schwall. Sie verteilte es über sich, ihn und den Boden, doch es wollte einfach nicht aufhören. Plötzlich fing sie zu schreien an, und sie hörte erst damit auf, als sie erneut Blut spuckte.
     „Hilfe! Hilf mir!“, drang ihre heisere, leise Stimme schließlich zu ihm durch und weckte ihn auf.
 

Im nächsten Moment war er auf den Beinen, Nara auf den Armen, und rannte durch die finstere Nacht. Obwohl es eiskalt war, war ihm so heiß, dass er erbärmlich schwitzte. Bald schon war es ihm, als würde er nur noch Feuer atmen, aber er ging trotzdem weiter. Er stolperte dreimal fast, rappelte sich wieder auf und lief weiter. Ohne Rücksicht auf Verluste. Selbst als er flach aufs Gesicht fiel, Nara verlor und die Nase zu bluten begann, ignorierte er das, sammelte sie auf und lief unbeirrt weiter. Er hielt erst an, als ein weiteres Haus vor ihm aufragte: Sein Zuhause.
 

Er legte Nara neben dem Stall ab, ging allein zum Haus hinüber. Er musste sich zwingen, leise einzutreten, zu schleichen, obwohl er hätte rennen müssen. In seiner Panik fand er das Bett zuerst nicht, war blind in der Dunkelheit und benebelt von der Angst. Dann stand er schließlich davor, rüttelte vorsichtig an ihr. Sie brauchte eine ganze Weile, um überhaupt zu verstehen, wer da vor ihr stand, aber als sein Hilfegesuch sie schließlich erreicht hatte, war sie sofort hellwach.
      

„Du hast was getan?“
     „Bitte! Du musst ihr helfen! Sie stirbt!“ Er ging auf seine Schwester zu, griff nach ihrem Arm und zerrte daran. „Wir haben keine Zeit! Komm!“
     Er hatte nicht daran gedacht, dass sie sterben könnte. Er hatte so eine Angst gehabt, nachdem Reinard ihm gedroht hatte, ans Licht zu bringen, dass er Nara geschwängert hatte, dass jegliches Denken bei ihm ausgesetzt hatte.
 

Malah setzte sich endlich in Bewegung, ließ sich von ihrem Bruder zum Stall hinüber bringen, neben dem Nara an der Wand saß, blass wie der Tod und stöhnte. Sofort war Malah bei ihr, versuchte zu helfen, aber das war natürlich vergebliche Liebesmüh. Sie war keine Heilerin. Sie brauchten…
     „Großvater! Du musst Großvater holen!“, half Nila ihr freundlicherweise auf die Sprünge.
     „Ich? Du solltest ihn holen gehen und erklären, wie es dazu kam, dass Nara Gift getrunken hat!“
 

„Bitte, Malah! Ich… ich kann nicht… ich… ich habe Angst… ich…“
     Er schluckte und plötzlich sah sie, dass er weinte. Das erschütterte sie so sehr, dass jegliche Wut augenblicklich verrauchte. Sie hatte ihren Bruder noch nie weinen gesehen.
     „Wenn sie stirbt“, wimmerte er. „Wenn sie stirbt…“ Tränennasse Augen trafen sie. „Bitte…“
     Sie hatten keine Zeit. Nara hatte die nicht. Alles andere musste bis später warten. Also ging sie ins Haus zurück und weckte ihren Großvater.
 

Kurz darauf war Tann zur Stelle, um nach Nara zu sehen und sie nach drinnen zu bringen. Doch von Nila fehlte jegliche Spur. Er ließ sich die ganze Nacht über nicht mehr blicken.
 

„Und du hast sie gefunden?“, fragte Tann seine Enkelin, während er seine Arbeitsutensilien zusammenräumte und sich den Schweiß von der Stirn wischte. Er fühlte sich seit gestern selber ein bisschen krank.
     Malah sah zu Nara hinüber, die in ihrem Bett lag und zwar immer noch blass im Gesicht war, aber glücklicherweise endlich friedlich schlief. Das hatte sie lange Zeit nicht getan. Lange Zeit hatte sie schmerzvoll gestöhnt, geschrien und Blut gespuckt, und es hatte nicht so ausgesehen, als ob sie es schaffen würde. Tann hatte alles Mögliche aus seinem Repertoire versucht, bis eine spezielle Kräutermischung, die Sharla ihm einst gezeigt hatte, geholfen hatte. Nara hatte sich danach langsam beruhigt und war schließlich erschöpft eingeschlafen, als der Morgen bereits zu grauen begonnen hatte.


„Ich war Austreten und wollte danach noch einen Schluck aus dem Brunnen trinken. Da habe ich sie gehört“, log Malah. „Aber ich weiß nicht, wie sie dort überhaupt hingekommen ist.“
     Sie musste alles aufbieten, um nicht zu Nila hinüberzusehen, der weit abseits auf seinem Bett saß und der seinerseits versuchte, nicht zu ihnen hinüberzusehen. Er war vor kurzem zurückgekehrt und hatte sich unter die Anderen gemischt. Niemand hatte bemerkt, dass er überhaupt gefehlt hatte oder dass er seine blutige Kleidung gewechselt hatte. Er sah elend aus, hatte blutunterlaufene Augen, aber zu seinem Glück achtete niemand auf ihn.
       Trotzdem wollte Malah am liebsten zu ihm rübergehen und ihn mitten ins Gesicht schlagen. Doch sie tat es nicht. Sie beschützte ihn stattdessen, obwohl sie nicht einmal wusste, warum. Sie konnte einfach nicht anders.


„Es war jedenfalls gut, dass du sie gefunden hast. Lange hätte sie nicht mehr durchgehalten“, eröffnete Tann, und Malah sah in ihren Augenwinkeln, wie Nila zusammenzucke.
     „Aber sie wird doch wieder, oder?“
     „Das kann ich noch nicht sicher sagen, aber ich denke schon. Es wird wirklich immer gefährlicher in der Gegend. Erst Roah, dann Lann und jetzt ein armes, hilfloses Mädchen. Wir sollten besser jemanden zum Ahn-Stamm rüberschicken, um Bescheid zu geben, dass sie hier ist, damit sie sich keine Sorgen machen.“
     Malah nickte, aber sie wusste, dass die Probleme damit gerade erst anfangen würden.


Sie begannen, als Reinard wiederkam. Er war am Morgen schon persönlich hergekommen, um seine Schwester abzuholen, die immer noch bewusstlos war und es auch blieb, als er sie mit sich nahm.


Die Zeit danach hatte Malah genutzt, um sich ihren Bruder vorzuknöpfen, aber Nila war noch so unter Schock gewesen, dass das keinen Sinn gehabt hatte.


Und gegen Mittag war Reinard schließlich zurückgekommen.
     „Meine Schwester ist schwanger“, eröffnete er unverblümt.
     Sie befanden sich glücklicherweise in kleiner Runde. Nur sie und er, und Malah war froh, dass sie sich dazu entschieden hatte, die Anderen wegzuschicken.
     „Ich nehme mal nicht an, dass das geplant war.“
     „Nein, natürlich nicht! Meine Schwester ist wie ein Kind! Sie versteht nicht einmal, was ihr angetan wurde oder was es bedeutet, dass sie schwanger ist. Irgendein Schweinehund hat sich an ihr vergangen und sie dann Gift trinken lassen, um es zu vertuschen.“


„Was ist mit dem Kind?“, wagte Malah, nachzufragen.
     „Das wissen wir noch nicht. Es sieht aber eher danach als, dass sie es verloren hat, sagt Sharla. Als sie aufgewacht ist, hat sie nämlich wieder zu bluten begonnen. Diesmal nur… unten herum, du verstehst. Aber das spielt eigentlich auch keine Rolle. Wichtig ist nur, dass wir herausfinden, wer ihr das angetan hat.“
     „Hat sie denn etwas gesagt? Wer es war?“, fragte sie– besorgt diesmal – weiter.
     Reinard presste die Lippen zusammen. „Nein. Sie weigert sich, zu sprechen, wenn wir sie danach fragen.“


Malah fiel ein Stein vom Herzen, obwohl sie wusste, dass das falsch war. Sie sollte es eigentlich allen sagen, dass sie wusste, wer Nara das angetan hatte. Aber sie konnte es nicht. Nila war ihr Bruder, und sie konnte ihn nicht so einfach verraten. Nicht, nachdem er doch zu ihr gekommen war und um ihre Hilfe gebeten hatte. Die Hilfe, die sie ihm selbst einst angeboten hatte. Egal, was da auch kommen möge.
     „Aber nachdem Roah verschwunden ist, kam euer Leif zu mir, um mir zu sagen, dass dein Bruder, Malah, nichts damit zu tun haben könnte, weil er ihn zur fraglichen Zeit mit Nara zusammen gesehen hätte“, erzählte Reinard plötzlich und brachte den Schrecken wieder zu Malah zurück. „Damals habe ich dem nicht viel Glauben geschenkt, aber nach dem, was meiner Schwester widerfahren ist, denke ich anders darüber.“


„Dein Bruder, er soll herkommen und für sich sprechen.“
     „Ja, das hat Leif mir auch erzählt“, schwindelte Malah einfach weiter.
     Sie musste verhindern, dass Nila jetzt schon mit in die Sache hineingezogen wurde. Jetzt, wo er noch so unter Schock stand, dass er sich sofort verraten würde.
     „Aber mein Bruder hat das dementiert. Ich… muss ja leider zugeben, dass Nila sich nicht sehr gut mit Nara versteht. Er denkt, dass sie weniger wert sei, weil sie… nicht so intelligent ist wie die Anderen. Er sagte auch, dass…“ Sie machte eine dramatische Kunstpause. „Es „unter seiner Würde“ sei, sich mit mir einzulassen.“
     Sie hasste sich selber dafür, diese Dinge widerzugeben und auch zuzugeben, dass ihr Bruder sie gesagt hatte. Aber es war nötig, Nilas hässlichste, verachtenswerteste Seite hervorzukehren, um den Verdacht von ihm abzulenken.
     „Ich muss mich wirklich für seine Worte entschuldigen, Reinard, aber ich schwöre dir, dass er es nicht war. Ich kenne meinen Bruder. Er ist wirklich kein Unschuldslamm, aber so etwas geht selbst für ihn zu weit.“


„Und da bist du dir so sicher?“
     „Ja, das bin ich“, log sie munter weiter. „Bitte, vertrau mir!“
     Reinard sah sie forschend an, aber dann zuckte es um seinen Mundwinkel herum, als würde er ein Lächeln unterdrücken. Malah war das schon ein paarmal aufgefallen, und es hatte meistens nur Gutes für sie bedeutet. Eine weitere Hilfslieferung Schweinefleisch für ihren Stamm, obwohl er zuvor noch gesagt hatte, selber kaum noch Vorräte zu haben. Sie glaubte inzwischen, dass der andere Stammesführer, obwohl er gerne hart und unfreundlich tat, in Wahrheit gar nicht so schlimm war. Mit seiner Mutter hatte sie es jedenfalls wesentlich schwerer gehabt, als mit ihm.


„In Ordnung. Wenn du mir dein Wort gibst, werde ich darauf vertrauen.“
     „Danke, Reinard. Ich werde meinem Bruder natürlich trotzdem noch einmal auf den Zahn fühlen und alles dafür tun, euch zu helfen, herauszufinden, wer es wirklich getan hat. Nara ist schließlich eine werte Freundin für mich.“


Er nickte, und kurz darauf verabschiedeten sie sich voneinander, und Malah fühlte sich einfach nur elend. Darüber, dass sie gelogen hatte. Dass sie einen anderen Stammesführer angelogen hatte. Und dass sie ihm ihr Wort als Stammesführerin gegeben hatte. Was war dieses Wort jetzt nämlich noch wert, nachdem sie das getan hatte?


Sie wurde erst auf andere Gedanken gebracht, als gleich nach Reinards Weggehen die Tür aufging und Rahn, mit Akara auf den Armen, nach drinnen kam. Ihre Mutter, die noch immer krank war. Das hatte sie über den Ärger mit Nila ja völlig vergessen.
     Da ihr Großvater den beiden auf den Fersen war, konnte sie auch nicht einfach gehen, um ihr Hühnchen zu rupfen, das sie noch immer liebend gern mit Nila rupfen wollte.


Denn natürlich kam Tann sofort zu ihr, fragte: „Und? Was wollte Reinard?“
     Malah erzählte es ihm, doch sie verschwieg, dass Nila mal wieder in Verdacht geraten war. Doch ihr Großvater schien ihr sowieso nicht zuzuhören.
     „Was ist denn los?“
     „Hm, mir ist nur gerade etwas eingefallen. Lass mich kurz etwas ausprobieren.“


Tann ging zur Herdstelle, und die nächste Zeit, in der Malah sich fragte, ob sie endlich gehen sollte, um nach Nila zu suchen, konnte sie dabei zusehen, wie er einen Kräutersud aufsetzte. Sie war so in Gedanken darüber, was sie jetzt wegen ihrem Bruder tun sollte, dass sie erst erkannte, dass es derselbe war, den er heute schon einmal für Nara gebraut hatte, als sich der Geruch schon überall im Haus verteilt hatte.
     „Was hast du damit vor?“, fragte sie ihn.
     „Als ich Akara vorhin untersucht habe, ist mir etwas aufgefallen. Nämlich, dass sie ähnliche Symptome wie Nara hat. Nur nicht so stark.“
     „Glaubst du etwa, dass sie auch Gift getrunken hat?“
     „Möglich. Ich weiß es nicht.“


Also bekam auch Akara den Sud verabreicht. Aber entgegen ihrer Hoffnung, brachte es keinerlei Besserung.
     „Dabei hatte ich so gehofft, dass ihr das helfen würde“, sagte Tann nach einer Stunde des Wartens resigniert.
     „Ich auch. Aber es war leider sehr unwahrscheinlich, dass auch sie vergiftet war.“


Malah hatte es kaum ausgesprochen, als plötzlich die Tür aufflog und Lulu hereingeplatzt kam.
      „Tann! Tann!“, rief sie panisch in den Raum hinein, kam zu ihm und zog ihn am Arm. „Komm schnell! Alin ist umgefallen!“


Er war umgefallen und wies dieselben Symptome auf, die auch Akara hatte. Nur schlimmer.


„Was hat er denn?“.
     Und er hasste es, schon wieder zugeben zu müssen: „Ich weiß es nicht, Lulu.“
     „Du kannst ihm also nicht helfen?“, fragte sie bang.
     „Leider nicht. Aber ich werde gleich mal zu Sharla hinübergehen und sehen, ob sie es vielleicht kann“, beeilte er sich, zu sagen, als seine Schwester ihn jetzt zu Tode erschrocken anstarrte.


Er ging also und wäre im Flur beinahe mit der jungen Fremden zusammengestoßen, die ihn von der Art her ein bisschen an Greta erinnerte. Die übrigens auch dabei war.
     „Geht es Alin besser?“, fragte diese.
     Er berichtete ihr, was er schon Lulu gesagt hatte, und da wandte sich Greta an ihre Begleiterin, sagte: „Du hast doch erzählt, dass dein Onkel sich mit Medizin auskennt.“
     Die Jüngere zog ein Gesicht, brummte zustimmend.
     „Ist das so? Das wäre natürlich überaus praktisch. Wo ist Isaac denn?“
     Er hatte ihn seit ein paar Tagen schon nicht mehr gesehen, weil es seiner Patientin Akara immer schlechter gegangen war und er deshalb Zuhause in ihrer Nähe hatte bleiben müssen. Und das hatte ihn beinahe wahnsinnig vor Sorge gemacht, denn auch Isaac hatte nicht gesund ausgesehen, als er ihn das letzte Mal gesehen hatte.
     Greta sah auffordernd zu Eris, musste sie jedoch erst anstupsen, dass sie genervt erzählte: „Ich nicht wissen. Ich seit Tagen nicht sehen.“


„Er ist seit ein paar Tagen schon nicht mehr hier gewesen“, pflichtete Lulu ihr bei. „Ich habe gehört, wie er sich mit Wulfgar gestritten hat und dann weggegangen ist. Unten am Strand. Seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen.“
     Tann wurde ein bisschen kalt, als er das hörte. Isaac würde doch nicht einfach weggehen von hier, oder? Er hatte schon von Lu gehört, dass er sich heftig mit seiner Nichte und danach mit Wulfgar gestritten hatte, aber er würde doch nicht einfach ohne Erstere fortgehen, oder?
     Doch er hatte jetzt nicht die Zeit dafür, um sich wegen Isaac Sorgen zu machen. Also ließ er es dabei bewenden und ging danach, um Sharla zu holen.


Doch wie er, war auch die alte Kräuterkundige ratlos, wie sie dem Kranken helfen sollte.
     „Ich gebe dir recht“, sagte sie nach der Untersuchung zu ihm. „Das sieht tatsächlich dem sehr ähnlich, was ich bei der kleinen Nara gesehen habe.“ Sie schnüffelte an Alin. „Es riecht nur nicht.“
     „Wieso riechen?“
     „Manche Gifte riechen. Zyankali beispielsweise hinterlässt einen typischen Geruch nach Mandeln. Ich wünschte nur, ich hätte bei Lann darauf geachtet, bevor wir sie beerdigt haben.“
     „Du kennst dich mit Giften aus?“
     „Leider nur sehr begrenzt. Und das einzige Gegengift, das ich kenne, ist das, was ich dir gezeigt habe. Wir hatten wirklich sehr viel Glück, dass es bei Nara gewirkt hat, denn nicht jedes Gegengift hilft bei jedem Gift.“ Sie sah zu Alin hinüber. „Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass wir es hier trotzdem mit einer Vergiftung zu tun haben. Es wird nur ein anderes Gift sein als das, was bei Nara verwendet wurde.“
     „Und was machen wir jetzt deswegen?“


Sharla ließ den Kopf hängen, was Lulu dazu brachte, jetzt doch verzweifelt in Tränen auszubrechen.
     „Mein Onkel auch gut Gifte kennen“, erklärte Eris in die aufkommende Stille hinein. „Auch Heilung für Gifte.“
     Jetzt galt es nur noch, ihn zu finden.

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Ich habe mich für diese ganze Gift-Thema vorher eine ganze Weile belesen (und mich merkwürdig gefühlt, sowas googlen zu müssen), weshalb ich sagen muss, dass ich die Realität hier ein bisschen biegen muss. Es ist nämlich nicht so, dass jedes Gift gleich ein Gegengift hat. Manche schon, aber bei manchen ist die Behandlung auch wesentlich komplizierter, sodass die Vergifteten zu jener Zeit wohl keine Überlebenschance gehabt hätten. 
      WENN wir es hier überhaupt mit Vergiftungen zu tun haben. Es sieht zwar alles danach aus, aber  ob das auch wirklich so ist, wird sich noch zeigen müssen. Denn die nächste Frage wäre dann, warum jemand Akara und Alin vergiften sollte.
 
Was Nara und Nila angeht: Ursprünglich hatte ich eigentlich geplant, dass Nara an dem Gift sterben sollte und Nila, gebrochen darüber, Selbstmord begeht. Aber ich habe mich letztendlich dagegen entschieden, und ich bin auch zufrieden mit den Rollen, die Nila und Nara im Rest der Geschichte noch einnehmen werden.

Wie letztes Mal angekündigt, habe ich inzwischen nicht nur alle Bilder für Zeitalter fertig, sondern sie auch herausgesucht (weil ich immer tausend Aufnahmen für eine Szene mache) und sie fertig bearbeitet. Wer also wissen will, wie viele Kapitel Zeitalter letztendlich haben wird, möge hier auf den Spoiler klicken:  
 
 
 Und damit ich mal wieder ein bisschen was heiteres für euch habe, habe ich mal die Outtakes aktualisiert, die sich schon gestapelt haben (und es sei schon mal verraten, dass es wieder blumig wird). Da die für Gen.4 schon recht viele waren, habe ich einen zweiten Teil für Gen.4 aufgemacht, sodass ihr frisch dort anfangen könnt. Wie immer oben unter den Outtakes zu finden, oder hier auch gleich der Link.
 
Nächstes Mal dann geht die Suche nach Isaac los, während drei Leute Detektive spielen und endlich mal auf ein paar Dinge kommen, die schon viel zu lange unerkannt geblieben sind. Der nächste Teil wird wohl ein Zweiteiler, der mal ein bisschen Licht ins Dunkel bringen wird.
 
Bis dahin, danke euch fürs Vorbeischauen, passt auf euch auf, und ich verabschiede mich!

Mittwoch, 14. April 2021

Kapitel 137 - Schuldgefühle


Erst, als Wulfgar spät abends vom Handelsposten heimkehrte, sollte ein wenig der Last von ihm abfallen. Lu erwartete ihn nämlich, kam zu ihm und legte ihm mitfühlend eine Hand auf die Schulter, sagte: „Tut mir leid wegen dem, was deiner Schwester passiert ist. Wenn du darüber reden willst, höre ich dir gerne zu.“


Und wie gerne er darüber reden wollte. Vor allen Dingen mit Lu. Also nickte er dankbar, sie gingen zu einer der Bänke hinüber, um sich zu setzen, und er begann, sich seine Sorgen von der Seele zu reden.


Er redete eine ganze Weile lang, und nachdem er geendet hatte, verfiel er in seine Gedanken und Schweigen legte sich über sie. Die Gespräche der restlichen Hausbewohner schwappten in die nun ruhige Küche und ließen die Stille noch bedrückender werden. Zumindest kam es Lu so vor. Er wusste einfach nicht, ob er überhaupt etwas zu der Situation sagen sollte – er befürchtete auch, dass er etwas unpassendes sagen würde, wenn es um Greta ging. Doch er fand, dass er etwas sagen sollte. Er hatte schließlich noch kein Wort dazu verloren, hatte nur schweigend zugehört. Die Stille war ihm so unangenehm. Hier, so allein mit Wulfgar.
     „Tut mir leid, das Ganze“, sagte er deshalb, und kam sich dämlich dabei vor.


„Schon gut. Wie gesagt, ich glaube, dass Greta und Griswold sich schon wieder zusammenraufen werden.“ Wulfgar sah ihn an, rieb sich unbehaglich den Nacken, als hätte er gerade jetzt erst bemerkt, wer da eigentlich neben ihm saß. Er stand auf. „Danke, dass du mir zugehört hast. Das hat mir sehr geholfen. Wenn es jemals etwas gibt, das ich für dich tun kann oder über das du reden willst, kannst du immer zu mir kommen. Ich meine, ich würde mich freuen, wenn du damit zu mir kommst.“
     Er sah ihn an, als ob er tatsächlich erwartete, dass Lu ihm etwas erzählte, das ihn belastete, und plötzlich fühlte der sich in der Pflicht, genau das zu tun. Und es gab auch tatsächlich etwas, das ihm auf dem Herzen lag.


„Ich weiß, dass es jetzt vielleicht ein bisschen… unpassend ist, aber was ich dich seit einer Weile schon fragen wollte,“ begann er zögerlich, „denkst du eigentlich je an sie? An die Leute, die du getötet hast? Ich meine… entschuldige, ich will dir keine Vorwürfe oder so etwas machen, ich…“
     „Ich denke andauernd an sie“, unterbrach Wulfgar ihn ernst.
     „Bereust du, was du getan hast?“


„Ja. Ich bereue es zutiefst, wie ich damals war. Was ich tat. All die Leute, die ich getötet habe. Nicht alle von ihnen waren schlecht oder… ich weiß es nicht, ob sie nicht doch unschuldig waren. Aber egal wie es war, ich sehe sie alle immer wieder vor mir. Manchmal verfolgen sie mich sogar in meinen Träumen.“
     „Wie hältst du das aus?“, fragte Lu inbrünstig. „Diese Schuld… wie kannst du nur mit dieser Schuld leben?“
     Wulfgar sah ihn forschend an, und Lu sah, dass er erkannte, dass es hier eigentlich gar nicht um ihn ging. Nicht um seine Schuld. Nicht um sein Gewissen. Sondern um Lus.


Aber statt das anzumerken, antwortete er todernst: „Wenn ich es nicht tun würde, wenn ich sie einfach vergessen würde und weiterlebte, als wäre nie etwas geschehen, oder wenn ich den Tod wählen würde, um feige vor meiner Schuld zu entkommen, würde ich ihr Andenken mit Füßen treten. Nein, ich muss weiterleben, mit dieser Schuld, und ich darf nie vergessen, was ich getan habe. Es ist meine Strafe, dass sie mich heimsuchen – eine viel zu milde Strafe; ich wünschte, sie würden mich wirklich als Rachegeister heimsuchen. Denn was ich getan habe, kann ich nie ungeschehen, nie wiedergutmachen.“


Lu wusste nicht, was er von dieser Antwort halten sollte. Er wusste nur, dass er sich noch immer elend fühlte. Aber Wulfgar hatte mit einem recht: Das war es, was er verdient hatte. Es war eine viel zu milde Strafe dafür, dass wegen ihm andere ihr Leben verloren hatten.
     Als hätte Wulfgar seine Gedanken gelesen, berührte er ihn sachte an der Schulter, dass er gedanklich zu ihm zurückkehrte, und sagte: „Aber du hast niemanden getötet, Lu. Ich war es. Das ist meine Schuld. Meine und die von Samuel oder Samuela, die deine Arglosigkeit und dich benutzt haben, um ihre Drecksarbeit zu erledigen. Ich weiß, dass du das nicht hören willst und dass du das nicht so siehst, aber so ist es. Du hast niemanden mutwillig getötet, so wie ich es getan habe. Ich weiß, dass dein Gewissen dich dennoch plagt – du warst schon immer so, dass du alles auf dich genommen hast – aber du darfst nicht zulassen, dass diese Schuld, die du empfindest, dein Leben regiert. Das… das würde ich mir nämlich nie verzeihen können.“


„Du hast doch gar nichts damit zu tun…“
     „Ich habe ganz schön viel damit zu tun, und das weißt du. Aber das ist in Ordnung. Ich nehme die Schuld gern auf mich. Ich kann damit umgehen.“
     „Im Gegensatz zu mir, ja? Weil ich schwach bin?“, gab Lu mehr verbittert als vorwurfsvoll zurück.
     „Das wollte ich damit nicht sagen. Entschuldige…“
     „Nein, schon gut.“ Lu zwang sich, zu lächeln. „Es hat mir sehr geholfen, mit dir darüber zu reden. Ich danke dir.“


Und als er es sagte, wurde ihm bewusst, dass es tatsächlich so war. Dass es ihm geholfen hatte, mit Wulfgar über das zu reden, über das er bislang mit noch niemanden geredet hatte. Weil niemand ihn bislang verstanden hatte. Seine Angst, seine Schuld. Aber Wulfgar verstand das. 
     Und als Lu ihm jetzt in die Augen sah, erkannte er, dass seine Angst vor dem Anderen verschwunden war. Er hoffte nur, dass es auch so bleiben würde. Und dass er es irgendwann schaffen würde, mit dieser Schuld zu leben, die Wulfgar tragen konnte, für die er aber noch zu schwach war, um sie zu tragen.   


Am nächsten Morgen hatte Wotan seine Mutter dazu überredet, den örtlichen Schreiner und Zimmermann zu besuchen, um sich über den Bau eines Hauses für sie beide zu informieren.


Jin hatte seinem Sohn natürlich sofort angeboten gehabt, dass er zu ihm in den Stamm ziehen könnte – was er ja von Anfang an gewollt hatte – aber sowohl Mutter als auch Sohn hielten das für keine gute Idee.
     „Meinst du nicht, dass das nur für Unfrieden zwischen euch und Griswold führen würde, wenn wir jetzt zu euch kommen?“, hatte Wotan angemerkt.
     Trotzdem hatte Jin sie zu Wirts und Tanjas Haus begleitet, beabsichtigte er doch, wenigstens beim Hausbau mitzuhelfen – sehr zu Gretas Verdruss.


Die erste Planung war schnell unter Dach und Fach, und als die Männer gerade nach draußen verschwunden waren, um sich das Baumaterial anzusehen, war Greta mit Hausherrin Tanja allein zurückgeblieben, die anstatt die Anderen grimmig anzustarren, dasselbe jetzt mit ihr tat.
     Greta fühlte sich ein bisschen unwohl dabei, weshalb sie den Blick schweifen ließ und so tat, als würde sie die Einrichtung mächtig interessant finden. Dabei blieb sie schließlich an der Kinderwiege hängen, die in einer Ecke dem Bett gegenüberstand. Es war ein schön gearbeitetes Stück. Ein Beweis von Wirts Fertigkeit in seinem Beruf.


„Das ist eine schöne Wiege“, sagte sie in Ermangelung eines anderen Gesprächsthemas. „Wann ist es denn soweit?“
Tanjas immerzu grantiges Gesicht entglitt, ohne, dass sie es verhindern konnte, und da wusste Greta schon, dass sie das lieber nicht gefragt hätte. Sie kannte diesen Gesichtsausdruck. Sie hatte ihn schon viel zu oft gesehen, wenn sie sich selber aus dem Wasser des Brunnens heraus angesehen hatte.
     „Es tut mir leid“, beeilte sie sich, hinzuzufügen. „Ich wollte dir nicht zu nahe treten.“


„Ähm… ich habe gehört, dass es bei dir auch lange gedauert hat, bis es mit dem Mutterwerden geklappt hat. Stimmt das?“, fragte Tanja aber plötzlich nach.
     „Das stimmt. Ich hatte schon längst gedacht, dass ich unfruchtbar bin, als ich plötzlich mit Wotan schwanger wurde. Mit Griswold ging es dann ganz schnell. Zumindest… das eine Mal. Bei unseren Töchtern. Danach… danach…“ Ihre Lippe begann zu zittern. „Sind alle unsere Kinder noch vor der Geburt gestorben und… und Wulfric! Wulfric hat nicht mal ein Jahr geschafft!“


Sie brach zusammen, ihre Beine klappten einfach unter ihr weg und sie begann lautstark zu heulen.
     „Und die Kinder, die ich ihm geboren habe, haben ihm nur Kummer bereitet! Ich habe ihm nur schlechte Kinder geboren! Es ist… es ist gut, dass ich ihn verlassen habe… jetzt kann er sich eine ordentliche Frau suchen...“
     Tanja war völlig überfordert mit der Situation. Normalerweise hätte sie sich aus dem Leid der Anderen nichts gemacht, aber diesmal ging es ihr nahe. Denn diesmal war das ein Schmerz, den sie selber nur zu gut verstehen konnte. Sie hatte vielleicht keine Kinder verloren, aber sie hatte ihrem Mann auch noch keine schenken können. Und das machte ihr gehörig Angst.


Deshalb hockte sie sich jetzt auch vor Greta hin, strich ihr beruhigend über den Rücken, während diese nur weinte und heulte, bis sie schließlich die Männer von draußen angelockt hatte.


In dieser Nacht konnte Tanja nicht in den Schlaf finden. Die Ereignisse des Tages ließen sie einfach nicht los. Also schlüpfte sie nach einigen Stunden fruchtlosen Hin- und Herdrehens vorsichtig aus dem Bett, dass der Schatten, der ihr Mann war, nicht wach wurde, zog Mantel und Schuhe an, und ging nach draußen.


Die kalte Nachtluft biss ihr scharf ins Gesicht und in die Waden, aber Tanja verließ dennoch die schützende Deckung des Vordaches, um ins fahle Mondlicht hinauszutreten. Eine Wolke schob sich beinahe augenblicklich vor die hell leuchtende Scheibe am Himmel, dass es düster und trostlos wurde, wie die letzten Tage auch schon. Leise fielen Schneeflocken vom Himmel herab.
     „Diana?“, rief sie in die Stille der Nacht hinein. „Bist du da? Kannst du bitte herkommen?“ Niemand antwortete. „Sag mir, werden ich und Wirt jemals Kinder bekommen?“, fragte sie die Erscheinung neben sich, die ihre Schwester Diana war, und die nur sie würde sehen können.


„Warum fragst du mich denn solche Dinge?“
     „Weil du ein Geist bist natürlich, und ich weiß, dass ihr Geister viel mehr wisst als wir“, fauchte Tanja gereizt.
     „Das heißt aber nicht, dass ich sowas weiß.“ Diana hob hastig die Hand, um jeglichen Einwand ihres Gegenübers zu ersticken. „Und ich werde dir darauf auch nicht antworten. Es gibt Dinge, die ihr besser nicht wisst, und dies gehört dazu. Aber ich weiß eines, nämlich, dass du dabei bist, einen großen Fehler zu machen. Dabei sieht es dir gar nicht ähnlich, Dinge in dich hineinzufressen. Du hattest doch sonst nie Probleme damit, den Mund aufzumachen.“


„Aber was ist, wenn ich mit ihm rede und erfahre, dass er mich gar nicht mehr haben will?“, fragte Tanja verzweifelt. „Weil ich ihm kein Kind schenken kann. Ich… das… vielleicht hat Greta recht und es ist wirklich besser, seinen Mann zu verlassen, dass er die Chance erhält, sich eine andere Frau zu suchen, die ihm Kinder schenken kann.“
     „Du weißt doch gar nicht, ob es an dir liegt.“
     „Wir werden es aber nie herausfinden, wenn er es nicht mit einer anderen Frau versucht...“
     „Also willst du ihn verlassen.“
     „Nein, natürlich nicht! Aber… vielleicht muss ich das tun. Vielleicht will er mich schon gar nicht mehr…“


Diana sah sie mit ihren pupillenlosen Augen an, die Tanja so unergründlich erschienen, seitdem sie tot war.
     „Ich hatte recht“, stellte sie schließlich fest. „Du hast wirklich keine Ahnung von Männern, nicht wahr? Und dabei bist du inzwischen sogar verheiratet.“
     „Was soll das denn heißen?“
     Diana kicherte. „Gar nichts. Nur, dass du mir einfach vertrauen und mit Wirt reden solltest.“ Sie zwinkerte. „Und du solltest aufhören, immer Gespenster zu sehen, wo keine sind.“
     „Haha! Sehr witzig!“
     „Das meine ich wirklich“, setzte Diana hinzu. „Ich muss jetzt aber auch wieder zurückgehen. Mach es gut, Schwesterherz!“


„Ja, du auch. Danke, Schwesterchen, dass du mir Mut gemacht hast“
     Diana lächelte noch einmal für sie, dann löste sie sich einfach in Luft auf.


Am nächsten Morgen fasste Tanja sich also ein Herz und sprach mit Wirt über ihre Sorge, dass er sie nicht mehr lieben würde, weil sie nicht schwanger wurde.
     „Wie kommst du denn darauf?“, fragte Wirt sie ruhig, wie es seine Art war.
     „Weil du in letzter Zeit andauernd gleich einschläfst danach“, erklärte sie unglücklich. „Früher war das anders, als wir gerade geheiratet haben. Da hast du immer noch ewig mit mir geredet.“
     „Ich bin nur müde. Ich hatte viel zu tun in letzter Zeit.“  
     „Und warum redest du nicht mehr mit mir über Kinder?“
     „Weil ich dich nicht traurig machen will.“


Er sah zur Wiege hinüber, dass es ihr ganz automatisch im Herzen wehtat. „Du bist immer so traurig, wenn wir darüber reden.“
     „Es tut mir leid, Wirt! Es tut mir so leid, dass ich nicht schwanger werde!“, brach es aus Tanja heraus.


Wirt nahm sie in den Arm, strich ihr beruhigend über den Rücken. „Warum entschuldigst du dich denn? Wenn es nicht klappt, dann klappt es eben nicht. Hauptsache, du bist bei mir.“
     Da schlang Tanja die Arme um ihn und weinte noch heftiger. Es tat ihr noch immer weh, wenn sie sich vorstellte, dass sie und Wirt vielleicht niemals Kinder miteinander haben würden, aber in diesem Moment war sie sich sicherer denn je, dass sie ihren Mann dennoch niemals deswegen verlassen würde.


Derweil war Malah darüber zerrissen, ob sie Wotan und Greta nicht fragen sollte, ob sie zu ihnen in den Stamm kommen wollten. Wotan hatte sein Zuhause nie verlassen wollen, weil er immer darauf gehofft hatte, eines Tages die Schmiede übernehmen zu können. Weshalb er auch alles gelernt hatte, was es brauchte, um ein anständiger Schmied zu sein, und sie hatten noch keinen Schmied im Stamm. Wotan würde eine wertvolle Ergänzung für sie sein.
     Sie fühlte sich ja, ehrlich gesagt, schon ein bisschen schlecht, weil sie dachte, dass es doch das Beste sei, was ihnen hätte passieren können, dass Griswold nun aus dem Spiel war.


„Was ist denn los?“, schreckte Alek sie aus ihren Gedanken. „Du machst ja so ein verbissenes Gesicht.“
     Alek war ein guter und vertrauenswürdiger Freund, deshalb erzählte sie ihm von dem, was sie so beschäftigte. Und er meinte dazu nur: „Ja dann hol sie doch her! Ist doch nichts dabei!“
     „Das ist aber kein sehr netter Zug Griswold gegenüber.“
     „Ach! Da ist der selber dran schuld! Hätte er seine Familie eben besser behandeln sollen!“
     „Ich weiß nicht… Ich weiß ja nicht einmal, ob Wotan und Greta sich überhaupt dazu überreden lassen werden, sich uns anzuschließen. Sie wollen ein Haus für sich bauen, habe ich gehört. Wotan wird sich vielleicht überzeugen lassen, aber Greta...“


„Du hast doch nicht vor, Greta und Wotan zu fragen, dass sie zu uns kommen?“, mischte sich plötzlich Akara ein, die just durch die Hintertür hineingekommen war und alles mit angehört hatte.
     „Nun, ich habe darüber nachgedacht, doch.“
     „Das kann doch nicht dein Ernst sein! Greta und Wotan gehören zu meinem Bruder!“
     „Naja, dann hätte er sie vielleicht ein bisschen besser behandeln sollen“, wiederholte Malah Aleks Worte.


„Malah! Also wirklich! Das hätte ich nicht von dir gedacht, dass du so etwas auch nur denken würdest!“
     ‚Scheinbar kennst du mich nicht so gut, wie du dachtest. Wie auch? Du kennst mich ja überhaupt nicht‘, konnte Malah nicht verhindern, zu denken.
     „Es ist eine rein pragmatische Überlegung, und ja, ich werde zumindest mal mit Greta und Wotan darüber reden“, kam sie stur zum Schluss. „Und sie können dann selber entscheiden, was sie tun wollen.“


Akara griff nach ihr, als sie gehen wollte, sah sie so wütend an, wie Malah es zuletzt gesehen hatte, als Rahns Herz krank gewesen war und sie ihr verboten hatte, einfach Hals über Kopf loszugehen, um Medizin für ihn zu besorgen.
     „Ich verbiete es dir!“, sagte sie, und Malah konnte nicht verhindern, dass ihr der Mund über diese Dreistigkeit aufklappte.
     „Verbieten?“ Sie lachte. „Wie kommst du denn dazu, mir etwas verbieten zu wollen?“
     „Ich bin deine Mutter!“
     Malah biss sich auf die Zunge.
     ‚Schöne Mutter bist du mir, dass du dich all die Jahre einen Dreck für mich interessiert hast. Aber wenn es darum geht, mir was verbieten zu wollen, kommst du plötzlich an.‘
     Aber sagen tat sie: „Ich muss dich enttäuschen, aber wenn es um Stammesangelegenheiten geht, steht es dir leider nicht zu, mir etwas zu verbieten. Denn ich bin die Stammesführerin, falls du das vergessen hast.“


Akara machte den Mund auf, um etwas zu sagen, aber anstatt Worte, kam ihr Frühstück wieder raus. Das Würgen schüttelte sie noch eine Weile durch, und als sie endlich wieder zu Atem gekommen war, sah sie totenblass aus. Glücklicherweise war Alek umsichtig genug, rechtzeitig zur Stelle zu sein, da sie im nächsten Moment ohnmächtig wurde.


„Was hat sie denn?“, kam Malah sogar noch Rahn zuvor, der nicht minder besorgt aussah als sie. Sie hatte ja die Befürchtung, dass der Streit vielleicht der Grund für den Zusammenbruch ihrer Mutter gewesen war, die momentan noch immer beinahe bewusstlos in ihrem Bett lag und schlief.
     „Ich weiß es nicht“, antwortete Tann, beeilte sich aber, in Rahns Richtung hinzuzufügen: „Aber dem Kind scheint es gut zu gehen. Es ist sehr aktiv heute. Wahrscheinlich hat sie sich nur ein bisschen überanstrengt. Ich habe ihr deswegen Bettruhe verordnet.“


Rahn, immer noch ein bisschen blass vor Schreck, nickte und ging dann zu seiner Gefährtin hinüber. So furchtbar krank, wie Akara momentan aussah, glaubte er ja nicht daran, dass es nur eine Schwangerschaftserscheinung war. Aber er erinnerte sich auch daran, was Diana ihnen gesagt hatte: Dass Akara und ihr Kind die Geburt überstehen würden. Und daran wollte er ganz fest glauben. Etwas anderes blieb ihm auch gar nicht übrig.
     Doch Akaras Zustand verbesserte sich auch die nächsten Tage nicht. Stattdessen wurde er zusehends schlechter.
     Und sie war erst der Anfang.


Nila war gekommen, um Reinard seinen Bericht abzuliefern, den dieser regelmäßig von ihm verlangte. Informationen über die Geschehnisse im feindlichen Stamm, Geheimnisse, und vor allen Dingen, was seine dusselige Schwester Malah so den ganzen Tag lang tat. Daran war Reinard immer ganz besonders interessiert.
     Doch schon anhand dessen, dass Reinards Gesichtsausdruck heute mal nicht dauergelangweilt aussah, wusste er, dass es diesmal nicht nur damit getan war.
     „Was ist mit deiner Aufgabe?“, fragte er verstimmt nach. „Hast du dich endlich darum gekümmert?“
     Nila sank in sich zusammen. Er hatte es ja befürchtet, dass Reinard das nicht so einfach vergessen würde.


„Ist das denn wirklich nötig, dass wir ihn… aus dem Weg räumen? Bislang hat er doch auch nicht geredet.“
     „Weil er meinen besten und teuersten Wein versoffen hat!“, erinnerte Reinard wütend. „Aber wie du sicherlich schon mitbekommen hast, hat er sich vorgenommen, nicht mehr zu trinken. Und was glaubst du, passiert, wenn er erstmal nüchtern ist und sich daran erinnert, dass da ja noch eine Kleinigkeit gewesen ist? Jade habe ich unter Kontrolle, aber ihn nicht. Kümmere dich also endlich darum!“
     Nila musste eine gehörige Portion Angst schlucken. Er wollte nicht, dass Reinard seine Schwäche sah.
     „Ich habe nie gesagt, dass ich wen für dich töte!“, traute er sich schließlich, sich aufzulehnen.
     „Du hast Lin getötet“, zischte Reinard. „Er war mein Bruder.“
     „Du hast mich doch auf ihn angesetzt!“


„Ich sagte, dass du dafür sorgen sollst, dass er verschwindet! Ich sagte nicht: Töte ihn!  Du hast es verbockt, und du wirst das wieder geradebiegen! Also sieh zu, dass du diesen Kerl, der schlauer ist, als ihm guttut, aus dem Weg räumst! Er schnüffelt hier herum, und das kann ich gar nicht gebrauchen, und du auch nicht!“
     Nila schwieg geschlagen. Es war nicht so, dass er diesem nervigen Fremden auch nur eine Träne nachweinen würde, aber es war auch nicht so, dass er so erpicht darauf war, sich die Hände schmutzig zu machen. In seiner Heimatgegend, wo er Gefahr laufen konnte, dass man ihn erwischte. Und im Gegensatz zu Lin, den niemand vermisste, war das bei diesem Wulf-Kerl nicht so. Lu würde sicherlich nicht stillsitzen, bis er herausgefunden hatte, was mit seinem „Sohn“ passiert war. Und dieser andere Fremde, sein leiblicher Vater, bestimmt auch nicht.
     „Nein!“, blieb Nila also stur. „Ich verrate dir schon alles, was du wissen willst! Das ist meine Hilfe, und das reicht! Wenn du diesen Kerl tot sehen willst, dann frag doch sie, dass sie das erledigen lässt.“


„Bist du toll? Was glaubst du, hat sie getan, als sie herausgefunden hat, dass du dir so einen groben Fehler erlaubt hast, hm? Das weißt du genau! Du hast die Warnung selber gesehen! Nein, du wirst es tun. Ob du nun willst oder nicht.“
     Ein böser Ausdruck legte sich auf sein Gesicht, und Nila wurde eiskalt dabei.
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Und nächstes Mal geht es genau da weiter. Wird Nila tun, was Reinard von ihm verlangt hat, oder wird er...? Nächstes Mal kommt jedenfalls einiges ins Rollen.

Apropos Rollen: Ich freue mich, verkünden zu können, dass ich letzten Donnerstag das allerletzte Bild für Zeitalter aufgenommen habe. Zeitalter hat also ENDLICH ein Ende! Es hat mich schon ziemlich schwermütig gemacht, Abschied von meinen Zeitalter-Sims zu nehmen, die mich über drei Jahre lang nun schon begleiten, aber es ist vollbracht. Der Text ist ebenfalls schon vollständig ausgeschrieben (das aber schon seit Oktober letzten Jahres). Jetzt muss ich nur noch die Kapitel zusamenstellen, die jeweiligen Bilder raussuchen, bearbeiten und alles hochladen, und dann kann ich euch sagen, wie viele Kapitel Zeitalter noch haben wird.  

Bis nächstes Mal dann, danke euch fürs Vorbeischauen, passt auf euch auf, und ich verabschiede mich!