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Sonntag, 17. Juli 2022

Das bessere Leben - Kapitel 6


Das Telefon riss ihm am nächsten Morgen unsanft aus dem Schlaf. Er hatte einen furchtbaren Alptraum gehabt, in dem ein Mädchen vorgekommen war, das Dolly zum Verwechseln ähnlich gesehen hatte. Verschlafen griff er nach dem Telefonhörer und brummte seinen Namen hinein.
      "Hallo! Ich bin's, Miriam!", ertönte eine wohlklingende Stimme am anderen Ende der Leitung.
      Sofort war Stefan hellwach.
      "Ähm... Hallo..." Er stockte, denn er wusste nicht so recht, was er zu ihr sagen sollte. "Ähm... hör mal, das vorgestern, das tut mir Leid! Ich weiß ehrlich nicht, was plötzlich in diese komische Dolly gefahren ist."
      Miriams lautes Aufatmen war zu hören. "Das ist schon vergessen. Ich kann mir ja denken, dass du sie wohl kaum dazu angestiftet hast. Also..." Diesmal machte sie eine Pause.
Stefan wartete gespannt. "Ich wollte dich nur fragen, ob du heute etwas mit mir machen willst?", fuhr sie endlich fort.


Eine Stunde später wartete Stefan im nahegelegenen Park auf Miriam. Sie kam zwar etwas zu spät, aber wenigstens kam sie überhaupt. Er war nämlich schon oft genug versetzt worden.
      "Entschuldige! Ich...", sie kam schlitternd vor ihm zum Stehen und schnappte erschöpft nach Luft, "ich musste noch schnell was erledigen."


 "Schon okay! Was wollen wir also machen?"
      Miriam lächelte und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Da hinten gibt es ein wirklich tolles Cafe. Ich dachte, wir könnten vielleicht da hingehen?"
      Stefan nickte und erwiderte Miriams Lächeln, bevor er ihr folgte.


Das Cafe war wirklich gut. Die beiden fanden schnell einen Platz, denn außer ihnen war nur eine Frau dort.
     Miriam bestellte sich einen Cappuccino. Stefan nahm das gleiche. So saßen sie sich also gegenüber, an dem kleinen runden Kaffeetisch, schlürften ihren Cappuccino, aber ein Gespräch wollte nicht so wirklich aufkommen.
     "Und? Was habt ihr gestern noch so gemacht, du, Mike und Lars?", versuchte Stefan wieder, ein Gespräch zu beginnen.
     "Ach, nichts Besonderes! Wir sind nur noch etwas trinken gegangen."
     "Und was haben die beiden wieder alles für einen Blödsinn über mich erzählt?"
     Obwohl er Mike und Lars erst seit einigen Tagen kannte, wusste er schon, dass die beiden machnmal zu Übertreibungen neigten.
      Miriam ließ ihren Löffel in die Tasse zurückfallen und verlagerte ihr Gewicht auf dem Stuhl.


"Nichts! Nichts haben sie mir erzählt!", antwortete sie schließlich nach einem kürzen Zögern.
     Stefan sah sie durchdringend an. Miriam fing seinen Blick kurz auf und errötete.
     "Glaub denen ja nichts! Die kennen mich kaum zwei Tage und erzählen schon den größten Schwachsinn über mich."
     Er lachte, um die etwas festgefahrene Situation aufzulockern. Zu seiner Erleichterung lächelte Miriam und begann wieder mit ihrem Löffel zu spielen.
     Doch ein weiteres Mal breitete sich ein Schweigen zwischen ihnen aus. Stefan versuchte krampfhaft, ein Gesprächsthema zu finden.
      "Wie bist du eigentlich dazu gekommen, mich heute morgen anzurufen?"
Miriams Augen weiteten sich, dann sah sie wieder auf ihre Hände, puterot im Gesicht.
      "Einfach so..", log sie schnell.
      Erst später erfuhr er, dass Mike und Lars Miriam angestiftet hatten, sich überhaupt bei ihm zu melden.


Stefan verbrachtete einen wirklich schönen Herbstnachmittag mit Miriam im Cafe. Am Abend hatten sie die alte Steinbank verschmäht und hatten sich direkt an das Ufer des Parksees gesetzt. Über ihnen rauschte der Wind durch die verdorrten Äste einer alten Trauerweide und riss die wenigen verbliebenen bunten Blätter mit sich.
      Schnell hatten die beiden gemerkt, dass sie mehr gemein hatten, als zuvor gedacht. Und deshalb war es danach auch kein Problem mehr gewesen, Gesprächsthemen zu finden. Sei es, dass sie stundenlang philosophierten oder über irgendwelche Leute tratschten.


Stefan atmete die angenehm warme Luft tief ein. Ein seichter Wind ging und der See lag ruhig vor ihm. Miriam neben ihm bewegte sich im Ufergras.
     Er sah sie aus den Augenwinkeln heraus an. Sie hatte irgendetwas besonderes an sich. Schon ihr beim Reden zuzusehen faszinierte ihn. Oder wie sie mit ihren Haaren spielte, wenn sie sich unbeobachtet fühlte.
     Er lächelte und plötzlich neigte Miriam ihren Kopf zur Seite und blickte ihn direkt in die Augen. Doch diesmal sah sie nicht wieder weg, sondern hielt den Blickkontakt lange aufrecht.


Die dunkle Wolkenfront war so schnell aufgezogen, dass es ihnen nicht einmal aufgefallen war. Es grollte bedrohlich über ihnen, als plötzlich eine wahre Sintflut den ersten paar Regentropfen folgte.
      Miriam war sofort auf den Beinen und schlug die Arme über dem Kopf zusammen. Stefan tat es ihr gleich. Dann nahm er sie bei der Hand und zog sie hinter sich her. Sie lachte und holte ihn ein. Er legte einen Zahn zu, um ihr folgen zu können. Immer noch fasziniert sah er das Mädchen an. Ihr Lachen war das schönste, das er jemals gehört hatte.


Sie lachte immer noch, als sie unter der Markise des inzwischen geschlossenen Cafes standen. Obwohl sie nass war bis auf die Knochen, lachte sie aus Leibeskräften.
Und dann, ganz plötzlich, drehte sie sich um und küsste ihn einfach. Nur, um danach weiterlachen zu können.
      Stefan war etwas überrumpelt, dass es etwas dauerte, bis er merkte, was gerade passiert war. Er zog das Mädchen an sich und küsste sie ein zweites Mal. Erst jetzt schien Miriam zu realisieren, was gerade geschah. Ihr Körper versteifte sich plötzlich in seinen Armen, als sie erschrak. Doch dann ließ sie sich fallen und genoss ihren ersten richtigen Kuss.


Es regnete immer noch leicht, als Miriam und Stefan sich vor seiner Haustür verabschiedeten. Sie wollte den Bus nach Hause nehmen und da die Bushaltestelle direkt vor seiner Tür lag, waren sie noch schnell zu ihm gegangen, um sich etwas abzutrocknen.
    Miriam war so glücklich, wie noch niemals in ihrem Leben. Sie war bereits fünfzehn, doch irgendwie hatte es mit einem Freund nie so richtig klappen wollen. Beinahe hätte sie die Hoffnung auch schon aufgegeben, dass es jemals etwas werden würde. Doch jetzt, nachdem sie gerade einmal ein paar Tage hier wohnte, hatte sie sich seit langem mal wieder richtig verliebt. Sie schloss Stefan in ihre Arme. Ein Schauer durchflutete ihren ganzen Körper, als sie ihn zum Abschied noch einmal küsste.


Stefan sah seiner neuen Freundin nach. Zwar waren die berühmten drei Worte noch nicht gefallen, doch für beide war klar, dass sie nun ein Paar waren. Es war eben noch kein passender Zeitpunkt dagewesen, um es ihr zu sagen, doch er nahm sich vor, das so bald wie möglich zu tun.
      Noch niemals hatte er sich so schnell in ein Mädchen verliebt. In ein Mädchen, dass er kaum kannte, doch das ihm vertrauter war, als jeder andere sonst in seinem Leben. Er sah Miriam nach, die in den Bus stieg und ihn noch mit einem letzten Winken bedachte, bevor der Bus mit ihr wegfuhr.


Stefan sah dem Bus noch einige Minuten lang nach. Er dachte über dieses und jenes nach und war völlig in Gedanken, dass es etwas dauerte, bis er realisierte, wer da vor ihm stand.
     "Dolly!", entwich es ihm erschrocken.
     Und tatsächlich stand das Mädchen mit den rabenschwarzen Haaren und dem ausdruckslosen Gesicht vor ihm. Sie stand vor ihm im Regen, ohne Schirm oder dergleichen und war natürlich vollkommen durchnässt. Sie sah ihn wütend an.

 
Ihr Blick war schon nicht mehr wütend, nein, er war schon fast tödlich. Obwohl Stefan nichts getan hatte, dass dies rechtfertigte, fühlte er sich plötzlich schuldig. Dolly kam einen Schritt näher.
     "Wo warst du? Ich habe den ganzen Tag auf dich gewartet!", hauchte sie gefährlich ruhig.
     "Ich.. ich habe nur - "
     Warum rechtfertigte er sich hier eigentlich? Es gab schließlich keinen Grund dazu.
     "Das geht dich gar nichts an!"
     "Ich habe den ganzen Tag auf dich gewartet", wiederholte sie und verzog dabei wieder keine Miene.
     "Das ist mir doch egal! Was willst du hier?"
     Plötzlich wurden ihre Augen glasig. "Unser Referat muss am Dienstag fertig sein."
     "Es ist verdammt noch mal fertig! Lass mich endlich in Ruhe!", schrie er und schlug die Tür so heftig hinter sich zu, dass das Holz erzitterte
     Er ließ Dolly draußen im Regen stehen.
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