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Sonntag, 17. Juli 2022

Kapitel 19 - Vater und Sohn


"Dann sag mir endlich, warum du das alles machst!", forderte Hannah.
Sein Schmunzeln, das sie zur Weißglut brachte. Inzwischen hatte sie schon keine Angst mehr, inzwischen war sie nur noch wütend, immer und immer wieder belogen worden zu sein.
"Dachten Sie wirklich, mein Vater wäre so blind, um nicht die zweite Tochter der Familie zu erkennen, die ihn damals so schändlich hintergangen hat?"
"Was?", hörte Hannah sich sagen.
Die Worte blieben ihr im Halse stecken. Fassungslos starrte sie ihn an.
Was redete er da für einen Unsinn?
"Ihre Familie hat meinen Vater hinterhältig betrogen, ihn um alles gebracht, was er hatte. Sein Haus, sein Geld, seine Familie. Und dafür musste jeder von ihnen büßen. Dies ist das Haus dieser Verräter. Es kommt Ihnen sicher bekannt vor. Und die sterblichen Überreste der alten Bewohner ruhen immer noch im Garten, unter wertlosen, verdorrten Blumenbeeten. Nur Sie - nur Sie - konnten damals entkommen. Das wissen sie doch genau."​


"Was redest du da? Nicht dein Vater wurde von meiner Familie betrogen, nein, dein ehrenwerter Vater hat meine Familie von Anfagn an belogen und sie ohne jeglichen Grund und hinterrücks ermordet!", empörte Hannah sich.
Ein Zischen zerschnitt ihre Worte. "Seien Sie still! Lügen Sie nicht! Sonst wird es Ihnen genauso ergehen wie dieser dummen Frau Morgen!"
Er gestikulierte hektisch und zeigte ihr dabei eine Klinge, deren silberner Schein von dunklen Flecken unterbrochen wurde - Blutflecken.
Und da wusste Hannah, dass es nichts bringen würde, ihn vom Gegenteil überzeugen zu wollen. Sein Vater hatte ihm diese Lügen bestimmt schon so fest eingetrichtert, dass Aiden nicht mehr von seinem Standpunkt weichen würde. Warum sollte Aiden auch auf sie hören, wenn sein Vater ihm doch etwas anderes erzählt hatte?
"Also habt Ihr beide, du und Gabriel, mich die ganze Zeit über belogen?", fragte sie kalt, obwohl sie das eigentlich schon gar nicht mehr interessierte.​


"Nun ja, eigentlich schon." Er grinste. "Gabriel sollte Ihre Zuneigung für sich gewinnen, sollte Sie in Sicherheit und zum Bleiben bewegen und ich, ich sollte Sie ausspionieren. Und das ging eben am besten, indem ich mich gegen Sie stellte. So konnte ich ohne jeglichen Grund ihr Zimmer betreten und Ihre Sachen durchwühlen. Denn ich war ja sowieso verrückt, nicht?"
"Und was ist mit den Geistern? Wie habt ihr das hinbekommen?"
"Geister?" Aiden hob eine Augenbraue und brach dann in schallendes Gelächter aus. "So ein Blödsinn! Als ob es so etwas wie Geister gäbe! Glauben Sie etwa noch an den Weihnachtsmann?"
"Aber Gabriel - "
"Gabriel fing eines Tages plötzlich an, von Geistern zu reden. Er sähe seine tote Mutter und höre Dorothea des nachts weinen. Er war völlig von Sinnen, zu nichts mehr zu gebrauchen. Also ließ ich ihn."
Er blinzelte zum ersten Mal und sein Gesicht wurde eiskalt.
"Aber plötzlich erzählte er Lügen über Vater, stellte sich gegen uns. Und erzählte Ihnen zu viel über die Vergangenheit. Also stieg ich darauf ein, begann ebenfalls von Geistern zu erzählen."
Er lachte genüsslich.
"Natürlich schrieb ich Vater von Gabriels Verhalten und ich bin mir sicher, dass er seine Strafe für sein Verhalten bald bekommen wird. Wahrscheinlich ist er wirklich verrückt geworden und sieht Gespenster. Aber das ist nun nicht mehr von Belang. Denn ich werde meine Belohnung bekommen, schließlich habe ich Sie ja wieder hierher gebracht."
Wieder sein Lachen und diesmal fiel Hannah mit ein.
"Und du glaubst wirklich, dass ich hier seelenruhig warten werde, bis dein Vater mit deinem Bruder fertig ist?"​


"Nein, aber das brauchst du auch gar nicht."
Die Stimme! Eine Gänsehaut überflutete Hannahs ganzen Körper, fuhr in jede ihrer Poren und schüttelte ihre Eingeweide.
Hass, Wut, Trauer. Die alten Bilder, die Erinnerungen, alles kam in ihr hoch, als sie sich umdrehte und dem Menschen in das scheinheilige Rattengesicht blickte, den sie mehr als alles andere in dieser Welt tot sehen wollte.
Ihre Finger zitterten, die Fingernägel gruben sich tief in das Fleisch ihrer Handfläche. Sie starrte ihn hasserfüllt an, legte alle ihre Gefühle in einen Blick.
Doch er lachte nur und sah sie mit seinen falschen Augen überlegen an.
"Wie schön, dich wiederzusehen, Hannelore von Garner."
 "Nimm meinen Namen nie wieder in den Mund, du Dreckskerl!", fauchte sie.
"Sonst was? Ich glaube, ich bin hier der, der die besseren Argumente hat."
Er machte eine zuckende Bewegung mit der Hand und brachte eine kleine Pistole zum Vorschein.​


"Du bist so durchschaubar, Garner! Als ich erfuhr, dass du als Hure in diesem Dreckskaff arbeitest, da wusste ich sofort, was zu tun war." Er lachte. "Oder glaubst du wirklich, dass ich diesen stinkenden Ort sonst freiwillig betreten hätte? Einem einzigen Trunkenbolt erzählte ich von meiner Ankunft und schon warst du da."
Er sah sie an, seine kalten Augen ließen nicht einen Augenblick von ihr ab.
"Dachtest du wirklich, ich würde dich nicht erkennen, wenn du vor mir stündest? Du, die einzige Zeugin, die ich schon seit Jahren suchte?"
Hannah knirschte mit den Zähnen. Die Wut berauschte sie, durchflutete jede ihrer Adern, war ihr Blut, ihr Lebenselexier. Ein einziger Moment der Unachtsamkeit seinerseits nur und er wäre Geschichte.
Ein Klicken inmitten der Stille. Metall auf Metall. Die Waffe wurde scharfgemacht.
"Und jetzt ist es an der Zeit für dich, deiner netten kleinen Familie zu folgen."
Nur noch der Lauf der Pistole in ihren Augen. Schwarz, dunkel, lechzend. Dann ein Knall. Und Stille.
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