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Sonntag, 17. Juli 2022

Das bessere Leben - Kapitel 13


Stefan fiel hart auf den modrigen Boden. Aufgewirbelter Staub drang in seine Lungen und er musste husten. Seine Augen brannten vom Dreck und er sah Anja über sich nur wie durch einen Schleier. Sie hob drohend ihren Arm und setzte zum tödlichen Stich an.
     "Warum musstest du auch alles kaputt machen? Es lief alles gut zwischen, alles war perfekt, aber du hast alles zunichte gemacht! Ich habe hart dafür gekämpft, für meine Familie, für alles, das ich besitze! Und du wirst es mir nicht so einfach nehmen!", schrie sie wie eine wildgewordene Furie.
     Ihre Augen zuckten, ein irrer Blick lag immer noch in ihnen. Schwarze durchnässte Haarsträhnen hingen ihr ins Gesicht. Das war das erste und das letzte Mal, dass ihr Gesicht wirklich Emotionen zeigte.
     Sie kreischte wie eine Besessene, als sie sich auf ihn stürzte und schließlich zuschlug. Stefans Herz schien den Dienst zu verweigern, sein Puls raste. Er sandte ein letztes Gebet zum Himmel, obwohl er vorher niemals gebetet hatte.
     Plötzlich flutete helles Licht die Szene und Anja hielt augenblicklich inne.​



Sie war sofort auf den Beinen. Stefan fühlte mit Erleichterung, wie ihr Gewicht von seinen Rippen verschwand. Neben ihm fiel das blutverschmierte Fleischerbeil zu Boden.
     "Mama!", hörte er Anjas Stimme.
     Stefan blinzelte verwirrt ins Licht und erblickte Doreens Mutter im Türrahmen ihres Hauses stehen.
     "Was ist denn das für ein Krach hier draußen?", hörte er sie fragen.
     Sein Blick wanderte von ihr zu Anja. Anja grinste etwas schief und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr.
     "Du.. du hast uns erwischt." Sie versuchte zu lachen. "Aber jetzt kann ich es ja auch offiziell machen!"​


Sie griff Stefans Unterarm und zog ihn mit einer ungeahnten Kraft auf die Beine. Bevor er reagieren konnte, waren ihre Lippen auf den Seinen. Übelkeit stieg ihn ihm auf. Er stieß Anja angeekelt von sich. Sie fing sich etwas wütend, setzte dann aber wieder ein Lächeln auf und blickte zu Doreens sichtlich verwirrter Mutter.
     "Ja! Wir beide sind jetzt zusammen!", eröffnete sie plötzlich.
     Stefan dachte, seinen Ohren nicht zu trauen. Er starrte sie voller Hass an. Jetzt brauchte er keine Angst mehr zu haben. Jetzt war er in Sicherheit.
     "Zusammen?" Er lachte etwas zu hoch. "Wir beide? Nachdem du Miriam umgebracht hast und mich hattest umbringen wollen?"
      Anja sah ihn entsetzt, dann warnend an. Stefan schenkte dem Beil im Gras einen Blick. Doch er wusste, dass sie ihm niemals in Gegenwart ihrer "Mutter" etwas tun würde.​
 

"Was?" Dolly versuchte zu Lachen, doch es klang noch nervöser als zuvor. "Was redest du denn da? Du bist ja vollkommen übergeschnappt! Was habe ich mir nur dabei gedacht, mich in dich zu verlieben?"
     Stefan lachte überlegen. Mit einem Grinsen im Gesicht entfernte er sich ein paar Schritte von ihr.
     "Du hast das Mädchen umgebracht, dass ich geliebt habe. Und glaubst du wirklich, ich würde es nicht beweisen können, wenn ich es behaupte?"​



Er hob seine rechte Hand. Das Mondlicht spiegelte sich auf dem silbernen Gehäuse. Anjas Augen weiteten sich, als sie erkannte, was es war. Doch diesmal lag wahrhaftig Angst in ihnen.
     Stefan drückte die Wiedergabetaste auf seinem Handy und seine Stimme hallten durch den ruhigen Garten.
     "Warum tust du das?"
     "Warum?", fragte Anjas Stimme wieder.
     "Ja, warum du Doreen und deine Eltern getötet und dich als Doreen ausgegeben hast. Und... und warum musste Miriam sterben?"
     Darum hatte er also all ihre Taten wiederholt. Und danach wurde ihr ganzes Gespräch wiedergegeben.​



Mit jeder Sekunde, in der ihre aufgezeichnete Stimme ihre Taten zu rechtfertigen versuchte, sackte Anja weiter in sich zusammen. Scham, Angst, Verzweiflung. Alles stürzte nun wieder auf sie ein. Alles, das sie gedacht hatte, vergessen zu haben. Sie hörte Doreen in ihrem Kopf schreien. Ihr Schrei wurde zu einer wütenden Anklage. Ihr Vater schlug sie wieder.​


"Du bist zu nichts nütze! Warum ich dich überhaupt in die Welt gesetzt habe, frage ich mich jeden beschissenen Tag! Du bist ein wertloses Stück Müll, eine Missgeburt!"
     Ihre Mutter auf dem Trip.
     Sie spürte ihre warmen Tränen über ihre Wangen laufen. Die Narben auf ihrem Arm schmerzten wieder. Doreens Lachen in ihrem Kopf. Dann wieder Schreie.​


Sie hielt ihren Kopf fest. Ihre Schläfen pochten. "Nein! Das kann nicht sein!", schrie sie.
    Doreen war wieder da. Sie lachte sie aus. Zeigte schadenfroh auf sie. Denn sie hatte sich ihre Eltern zurückgeholt.​

Ihre Gedanken setzten mit einem Mal aus und wichen einer großen Leere in ihrem Herzen. Ihre Kräfte verließen sie.
     Alles hatte sie verloren!
     Ihre Beinen gaben nach.
     Und dabei hatte sie nichts mehr gewollt, als ein bisschen Liebe!
    Sie fiel mit einem dumpfen Geräusch zu Boden.
     Ein bisschen Aufmerksamkeit!
     Stumme Tränen liefen aus ihren Augenwinkeln. Und der Mond beschien ihren regungslosen Körper, wie er jedes ihrer Opfer schadenfroh beschien. 
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