Hannah schluckte und setzte ein
gespieltes Lächeln auf. Sie wurde durch einen engen, dunklen Gang
geführt, bis die Dienstmagd vor ihr zum Stehen kam und an
eine schwere Holztüre klopfte. Es dauerte etwas, bis von innen eine
Antwort kam.
Jeder ihrer Schritte hallte in ihren
Ohren wider, vermischt mit dem Geräusch schlecht geölter Türangeln, als
sie das dunkle Büro des Grafen betrat. Ihre Beine fühlten sich plötzlich
schwer an.
Sie schaffte es aber dennoch, einen altmodischen Knicks zu machen. Aus den Augenwinkeln heraus warf sie dem Mann hinter dem Schreibtisch einen geschickt verführerischen Blick zu.
Sie schaffte es aber dennoch, einen altmodischen Knicks zu machen. Aus den Augenwinkeln heraus warf sie dem Mann hinter dem Schreibtisch einen geschickt verführerischen Blick zu.
Er hatte sich über all die Jahre kaum
verändert. Auf der Straße hätte sie ihn immer noch unter tausenden
entdeckt. Seine Haut war vielleicht etwas ledrigen geworden, seine
Wangenknochen schienen noch ein Stück hervorstehender, aber sonst war es
dasselbe gemeine Rattengesicht, das sie in Erinnerung hatte das sie
über all die Jahre in unzähligen Träumen verfolgt hatte.
Mit einem kurzen Blick registrierte Hannah die zwei Wachmänner im Schatten.
"Fräulein Garner - nehme ich an?", sagte er mit einer Stimme, die rau und abgenutzt klang.
Hannah nickte, schallt sich dann aber, dass sich dies als gute Angestellte nicht gehörte. Sie durfte keinen Fehler machen, auf keinen Fall! Nicht heute!
"Eure Erlaucht!"
Sie senkte den Blick, so, wie sie es sich in unzähligen Stunden des Selbstunterichtes beigebracht hatte.
"Fräulein Garner - nehme ich an?", sagte er mit einer Stimme, die rau und abgenutzt klang.
Hannah nickte, schallt sich dann aber, dass sich dies als gute Angestellte nicht gehörte. Sie durfte keinen Fehler machen, auf keinen Fall! Nicht heute!
"Eure Erlaucht!"
Sie senkte den Blick, so, wie sie es sich in unzähligen Stunden des Selbstunterichtes beigebracht hatte.
Der Graf betrachtete das Mädchen
neugierig. Sie war von niederer Geburt, doch sie war noch jung und
wirklich aufregend. Sicher, ihre roten Haare waren verpönt, aber gerade
das machte sie gefährlich. Und er liebte die Gefahr. Sie war blaß und
schien den ganzen Raum nur mit ihrer Präsens zu erleuchten. Hätte er es
nicht besser gewusst, dann hätte er sie sicher für eine Adelstochter
gehalten.
Sie war heute die erste Kandidatin. Aus den Augenwinkeln heraus warf er abwechselnd der Uhr auf seinem Schreibtisch und der Bewerberin einen Blick zu. Dieses ganze Schauspiel fand er langsam aber sicher mehr als lästig.
Mit einer Bewegung verkündete er seine Entscheidung. Er streckte seine Hand ein wenig nach vorn, ganz so, als erwarte er einen Kuss auf seinen unrechtmäßigen Siegelring, wie immer, wenn er sich entschieden hatte.
Sie war heute die erste Kandidatin. Aus den Augenwinkeln heraus warf er abwechselnd der Uhr auf seinem Schreibtisch und der Bewerberin einen Blick zu. Dieses ganze Schauspiel fand er langsam aber sicher mehr als lästig.
Mit einer Bewegung verkündete er seine Entscheidung. Er streckte seine Hand ein wenig nach vorn, ganz so, als erwarte er einen Kuss auf seinen unrechtmäßigen Siegelring, wie immer, wenn er sich entschieden hatte.
Hannah verzog keine Miene, obwohl sie
ihm am liebsten alle Finger einzeln hätte ausreißen wollen. Sie lächelte
nur selbstzufrieden, als er verkündete, dass sie noch heute anfangen
könne.
Drei Stunden später saß Hannah das
letzte Mal in dem kleinen dreckigen Zimmer über dem Wirtshaus, für das
sie so viele Schadtaten über sich hatte ergehen lassen.
Wie oft hatte sie nur schon weinend in
den stinkenden Gassen gesessen? Wie oft hatte sie hier mit dem Gedanken an den Tod gespielt?
Doch sie war immer wieder aufgestanden. Sie war aufgestanden und hatte gelächelt, als der nächste reiche Herr sie "besuchen" kam und sich einen Scheißdreck dafür interessierte, wie es ihr ging.
Nur ein einziger Gedanke hatte sie die ganze Zeit über am Leben erhalten. Er war ihr Essen, ihr Trinken und ihre Luft gewesen und hatte sie aufstehen lassen, wenn sie am Boden lag und hatte sie weiterkämpfen lassen, hatte sie gestärkt.
Doch sie war immer wieder aufgestanden. Sie war aufgestanden und hatte gelächelt, als der nächste reiche Herr sie "besuchen" kam und sich einen Scheißdreck dafür interessierte, wie es ihr ging.
Nur ein einziger Gedanke hatte sie die ganze Zeit über am Leben erhalten. Er war ihr Essen, ihr Trinken und ihre Luft gewesen und hatte sie aufstehen lassen, wenn sie am Boden lag und hatte sie weiterkämpfen lassen, hatte sie gestärkt.
Und als sie erfuhr, dass sich ihr Warten
bald auszahlen könnte, dass der Graf in die Stadt kommen würde, um ein
Kindermädchen für seine verzogenen Gören zu suchen, da war für sie die
Sonne zum ersten Mal in ihrem Leben aufgegangen. Und sie hätte heute
wirklich alles getan, nur um diese Stelle zu bekommen.
Wirklich alles! Denn jetzt würde sie niemand mehr aufhalten können.
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