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Sonntag, 17. Juli 2022

Kapitel 2 - Eine schlechte Überraschung​


Hannah war etwas verstimmt, als sie das erste Mal seit Jahren zu diesem Ort zurückkehrte. Der Kutscher hatte sie plötzlich, ohne ein weiteres Wort, mitten in der Wildnis abgesetzt, nachdem sie ein kurzes Stück in einen Wald hineingefahren waren. Aber an einen Wald konnte sie sich gar nicht mehr erinnern.
Doch nicht nur der Baumwuchs hatte sich verdichtet, im ganzen Vorgarten des alten Herrenhauses wucherte das Unkraut und feierte das Ungeziefer sicher Siesta.
Es brach ihr wirklich das Herz, als sie sah, was man mit dem alten Gemäuer angerichtet hatte. Wie schön seine hellen Fassaden früher immer in der Mittagssonne geschimmert hatten, aber jetzt starrte sie nur noch ein dunkles Ungetüm mit müden, gähnenden Fenstern an.​


Ihre Beine fühlten sich an wie Pudding, als sie durch den Garten lief, begleitet von einem ganzen Konzert von Geräuschen, die wahrscheinlich von Insekten stammten - so hoffte sie zumindest.
Ihr Magen rebellierte, trotzdem versuchte sie zu lächeln, als sie an die schwere Eichenpforte klopfte. Was wohl aus dem alten Türklopfer geworden war? Es war brüllender Löwenkopf aus Messing gewesen und Hannah erinnerte sich noch gut daran, wie sehr sie sich früher davor gefürchtet hatte. Doch jetzt, da er fort war, vermisste sie ihn seltsamerweise.​


Tausend unwichtige Dinge schossen ihr durch den Kopf, sodass sie ziemlich erschrak, als sich die Tür vor ihr plötzlich in Bewegung setzte. Ertappt strich sie sich eine Haarsträhne zurück und grinste, doch bei dem Gesichtsausdruck der Person vor ihr, verging ihr das Grinsen gleich wieder.
Eine knochige, ältere Frau stand vor ihr im Türrahmen und ließ das Haus plötzlich noch düsterer wirken. Sie hob eine ihrer haardünnen Augenbrauen und musterte Hannah über den Rand ihrer Hornbrille hinweg kritisch.​
 

Hannah räusperte sich. "Guten Tag! Ich bin - "
"Hannelore Garner, die neue Gouvernante", beendete die Frau vor ihr Hannahs Satz barsch.
Dann trat sie zur Seite und bedeutete ihr, einzutreten. Und Hannah leistete der Aufforderung nur zu gern Folge. Sie fühlte sich plötzlich beobachtet in dem verwilderte Vorgarten.
Die ganze Zeit über, und Hannah sollte feststellen, dass die knochige Frau immer so aussah, sah sie den Neuankömmling an, als hätte sie einen schlechten Geruch in der Nase.​


Das Haus hatte sich wirklich sehr verändert. Hannah stieß ihre Reisetasche regelrecht zu Boden, so sehr erschreckte sie der Anblick der neuen Eingangshalle.​


Die schönen, freundlich hellen Holztäfelungen hatte man einfach entfernt und die blanke Steinwand freigelegt, die den Raum kleiner und viel dunkler und unfreundlicher wirken ließ. Nichts von dem einstigen Charme war verblieben. Nicht einmal eine Erinnerung.​


Sie hätte geweint, hätte richtig heulen können, doch als die knochige Frau neben ihr sich räusperte, schallt sich Hannah, sich zusammenzureißen.
"Wie unhöflich von mir, mich nicht vorzustellen", begann die Frau vor ihr mit einer tonlosen Stimme. "Meine Name ist Harriet Morgen. Ich bin die Hausverwalterin, während der Graf außer Haus ist."
Hannah nickte nur. Sie wollte nur so schnell wie möglich weg von dieser Frau und diesem furchtbaren Raum. Hilfesuchend blickte sie sich im Raum um, wobei ihr Blick an der Treppe zu ihrer rechten hängen blieb.​


Sein schwarzer Anzug und sein ebenso rabenschwarzes Haar ließen ihn noch blasser wirken, als er es ohnehin schon war. Beide Hände streng zu seinen Seiten, betrachtete er den Neuankömmling mit seinen dunkeln Augen kritisch.
Hannah war erschrocken, als sie den Jungen zum ersten Mal gesehen hatte. Nicht sein Blick hatte sie damals so verängstigt, auch nicht das, was folgte, sondern die Feststellung, wie viel Hass sich in so einem kleinen Kind hatte anstauen können.
"Was will diese Frau hier?", fragte er plötzlich.
"Es ist Ihre neue Gouvernante, Herr", gab die Hausverwalterin trocken zurück.​


Die Augen des Jungen weiteten sich plötzlich. Er begann zu schnaufen, sein Atem stockte und er lief rot an.
"ICH WILL, DASS SIE VERSCHWINDET! HAUEN SIE AB! ICH BRAUCHE NIEMANDEN! ICH HASSE EUCH ALLE!", begann er zu schreien und seine heisere Stimme hallte von den kahlen Wänden wider.​


Plötzlich wurde sein Blick leer. Er machte auf dem Absatz Kehrt und verschwand wieder nach oben. Zurück ließ er die Hausverwalterin Frau Morgen und eine mehr als verwirrte Hannah. Das hatte sie nun wirklich nicht erwartet!​
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