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Sonntag, 17. Juli 2022

Das bessere Leben - Kapitel 11

 Warnung: Beinhaltet Berichte von Gewalt und sexuellem Missbrauch (nicht explizit bildlich dargestellt!


Stefans Finger zitterten, als er vorsichtig ihren Puls fühlte. Der Mond beschien sie immer noch in seinem unnatürlich weißen Licht und ließ ihre Haut wächsern aussehen. Sie sah aus, als würde sie eine Maske tragen, als wäre sie eine schlafende Puppe.
     Ihre Hand war eiskalt. Und ihr Puls nicht mehr zu spüren. Das Rot ihres Pullvoers getränkt mit dem ihres Blutes.
     Stefan konnte nicht glauben, was er da sah. Seine ganze Welt schien von einer Sekunde auf die andere einfach einzustürzen. Verzweifelt fiel er auf seine Knie und brach in Tränen aus. Er hatte Miriam geliebt, mehr als alles andere in seinem Leben, aber er hatte es ihr niemals gesagt. Und jetzt war es zu spät. Jetzt würde er es ihr niemals mehr sagen können.

Er hörte ihre katzengleichen todbringenden Schritte. Sie stoppten und obwohl er sein Gesicht in seinen Hände vergraben hatte, spürte er, dass sie hinter ihm stand. In ihrem Gesicht eine Mischung aus Wut und Genugtuung.
     „Ist es nicht wunderschön? Ein wahres Kunstwerk. Es erinnert mich an Doreen. Ja, sie lag auch hier, in ihrem Blut, nur der Mond beschien ihren toten, kleinen Körper. Sie hatte mir ihr perfektes Leben oft vor die Nase gehalten, doch ich habe es ihr gezeigt.“, flüsterte sie und kicherte.
     Stefan sah auf. „Was meinst du damit? Du bist doch Doreen.“
     Dolly lachte abermals. Ihr Lachen war grausam und überheblich.
     „Ja, das glaubte jeder, als man mich damals hier fand.“​
 

„Doreen und ich waren einst die besten Freundinnen. Wir haben alles zusammen gemacht. Wir waren wirklich unzertrennlich.“​


„Aber wir kamen aus zwei unterschiedlichen Welten. Meine Familie lebte in einem heruntergekommenen Haus, nicht einmal weit entfernt von dem, in dem du jetzt lebst. Mein Vater war alkoholabhängig und meine Mutter konnte nicht ohne ihre Drogen. Ich wurde beinahe täglich geschlagen.“​


„Stunden saß ich still auf meinem Strafstuhl und habe die kaputte Wand angestarrt. Bestraft für Nichtigkeiten. Weil ich am Tisch geniest hatte oder einfach nur da war und meinen Vater beim fernsehen gestört habe. “​


„Ich lief wochenlang in denselben Kleidern herum. Solange, bis ich im Dreck stand und mich morgens rausschlich, um meine Kleider im Waschbecken zu waschen, wenn meine Eltern ihren Rausch ausschliefen. Ich aß verdorbenes Essen, die Reste meiner Eltern oder sogar aus der Mülltonne, nur um zu überleben.“​


„Mein Leben war die Hölle. Alles was ich mir wünschte war eine Umarmung, ein bisschen Liebe. Doch stattdessen zuckte ich zusammen, jedes Mal wenn ich die polternden Schritte meines Vaters die Treppe hinaufkommen hörte. Denn ich wusste, dass er nur kam, um seinen Frust an mir auszulassen, wie an einem Prügelsack.“​


„Doreen hingegen hatte eine perfekte Familie. Eine Familie, die sie liebte. Die alles für sie getan hätte.“​


„Und sie lebte mir ihr perfektes Leben jeden Tag vor. Ich hasste sie dafür.“​

„Denn Doreen schätzte das alles überhaupt nicht. Sie sah das alles als selbstverständlich an, was ihre Eltern für sie taten. Sie beleidigte ihre Mutter, die nur um sie besorgt war und wies sie ab, wenn sie ihre Tochter in den Arm nehmen wollte. Das und noch etwas war der Tropfen, der das Fass bei mir zum Überlaufen brachte." ​


"Als mein Vater mich nämlich im Suff anfasste, mir meine Kindheit zerstörte, beschloss ich, sie umzubringen, sie alle zu töten.“​


„Es war an meinem zehnten Geburtstag, den meine Eltern wieder einmal vergessen hatten. Ich schlich in die Küche, nahm mir ein Messer und tötete zuerst meinen Vater. Meine Mutter, völlig weggetreten, merkte es nicht einmal. Dann tötete ich sie.“​



„Ich rief Doreen an und sagte ihr, dass ich sie sehen müsse. Sie müsse schnell kommen, denn etwas Schlimmes wäre passiert.“​


„Ich erinnere mich noch gut daran, als Doreen das Haus betrat, in dem meine toten Eltern lagen. Sie sah die beiden auf dem Boden liegen und die Angst war ihr ins Gesicht geschrieben. Aus dem Schatten heraus, mit verstellter Stimme, sagte ich ihr, dass ich ihre beste Freundin Anja und deren Eltern umgebracht hätte. Ich sagte ihr, sie solle laufen, so schnell sie könne, sonst wäre sie die nächste.“​


„Dieses dumme Mädchen lief geradewegs in ihr verderben. Sie rannte zu dem Lagerhaus, in dem wir früher so oft gespielt hatten. Ich folgte ihr und sie merkte nicht einmal, wer sie verfolgte.“​


„Dann fiel sie auch noch und damit war ihr Schicksal besiegelt. Ihr Gesichtsausdruck, als sie sah, wer ihr Mörder sein würde, ich werde ihn niemals vergessen.“​



„Ich brachte Doreen um und legte sie hierher ins Lagerhaus. Dann tauschte ich die Kleider mit ihr, schnitt mir sogar mein Haar kürzer und legte mich draußen auf den Rasen." ​


Als man mich fand, hielt man mich natürlich für Doreen. Ich weinte und sagte, dass Anja tot wäre und dass sie im Lagerhaus liege. Und niemand hat jemals an meiner Aussage gezweifelt. Dazu waren alle viel zu geschockt über die drei Morde und zu glücklich, dass Doreen, mir, nichts passiert war. Ich wurde aufgenommen, herzlich, und bekam endlich, was mir schon immer zugestanden hatte. Die Liebe einer Mutter und eines Vaters. Doreen hatte sie nicht gewollt und somit auch nicht verdient. Also habe ich sie ihr genommen.“​


Anjas Augen waren geweitet und sie blickte Stefan irre an. „Und jetzt bist du dran.“​
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