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Montag, 16. Dezember 2019

Teil 8 - Mord



Es war nur leichter gesagt als getan. Egal, was ich versuchte, egal, wie oft ich trainierte, ich wurde einfach nicht besser. Ich traf noch immer nicht beim Bogenschießen...


...war langsam und schnell erschöpft...


...und sogar Ana war stärker als ich.


Von den ganzen musikalischen Sachen und dem Nähen wollte ich gar nicht erst anfangen.


Es war frustrierend und ich wusste nicht, was ich noch versuchen sollte.


Doch ich hatte mir ja vorgenommen, nicht aufzugeben.


Als ich eines Tages gerade dabei war, heimlich meine Nemesis Bogenschießen zu üben, fand Sen vom Uruk-Stamm mich.


„Du trainierst fleißig, wie ich sehe“, begrüßte er mich, bevor er doch einen skeptischen Blick auf mein klägliches Ergebnis warf.
     „Ich weiß, ich bin schlecht“, gab ich genervt zu. „Ich weiß einfach nicht, was ich falsch mache.“ Ich sah ihn an. „Hast du vielleicht einen Rat für mich?“
     „Naja, ich könnte dir schon was beibringen, denke ich. Zeig erstmal, wie du es machst.“


Also zeigte ich ihm, wie man es nicht machte und er versuchte, mir zu erklären, wie man es richtig machte. Was mein Vater zuvor schon unzählige Male vergeblich getan hatte. Auch diesmal half es nichts. Alles meine Schüsse gingen voll daneben.
     „Merkwürdig“, sagte er da. „Lu hat mir erzählt, dass du einen Panther mit Steinen vertrieben hast. Er erzählte, dass du jedes einzelne Mal seine Nase getroffen hast.“
     „Ach, Steinewerfen ist auch das Einzige, in dem ich gut bin“, jammerte ich. „Aber das hilft mir leider nirgends.“


 „Sollte es aber. So viel anderes als Bogenschießen ist das nicht. Ich meine, schon ein bisschen anders“, korrigierte er sich schnell und nachdem er überlegt hatte, fragte er: „Hast du schon mal Speerwerfen versucht?“
     „Ja. Aber da bin ich auch eine Niete.“
     Sen fing da wieder zu überlegen an, bevor er anmerkte: „Nicht alle deine Treffer sind danebengegangen. Es sind keine Volltreffer, aber die Pfeile stecken im Holz.“
     „Wenn mir niemand zuguckt, geht es ein bisschen besser, ja.“


Da guckte mich Sen an, als wäre jetzt alles klar. Aber ich hatte immer noch keine Ahnung.
     „Als ich ein Kind war, hatte ich auch Probleme. Mit dem Speerwerfen. Ich habe immer danebengeworfen, wenn mein Vater mit mir geübt hat“, erzählte er.
     „Und?“
     „Irgendwann bin ich dann beim Jagen mal verlorengegangen. Ich war ganz auf mich allein gestellt. Und da habe ich einen Panda gesehen. Die sind verdammt wertvoll, musst du wissen. Das konnte ich mir nicht entgehen lassen. Also habe ich es versucht und ich habe ihn auf Anhieb erlegt. Verstehst du warum?“


Ich überlegte kurz, dann fragte ich: „Was ist ein Panda?“
     „Darum geht es hier nicht, Rahn“, schalt er. „Sondern darum, dass ich nervös war und mich zu sehr unter Druck gesetzt habe, wenn mein Vater zugeschaut hat, weil er mich immer angeschrien und mir Ohrfeigen gegeben hat, wenn ich Fehler gemacht habe.“
     „Und wie hast du es dann geschafft, wenn er dabei war?“
     „Ich hab mir einfach so lange eingeredet, dass er nicht da ist, wenn er zugeschaut hat, bis ich es irgendwann geglaubt habe. Vielleicht funktioniert das bei dir ja auch.“


 „Vielleicht…“, meinte ich nicht sehr überzeugt. „Und was ist jetzt ein Panda?“
     Sen versprach danach, von nun an öfter mit mir zu üben. Und tatsächlich, kaum, dass er mich mal allein ließ, traf ich. War er wieder da, traf ich nicht.


Wir trainierten noch eine Weile zusammen, verabredeten uns für morgen und ich ging zum Abendessen heim.
     Als ich gerade auf halbem Weg nach Hause war, wurde ich auf lautes Geschrei aufmerksam. Da blieb ich stehen und schaute nach.


Es waren welche vom Ahn-Stamm. Ich glaubte, Rin und Ren zu erkennen, und noch jemand dritten, den ich nicht erkannte. Was ich aber erkannte, war, dass Rin in Schwierigkeiten steckte. Also ging ich hin, obwohl ich mir ziemlich sicher war, dass ich gegen zwei nicht ankommen würde. Ich kam ja schon gegen einen nicht an.


Es waren tatsächlich die Ahn-Geschwister. Rin, Ren und Linn, der herangewachsen sein musste. Auf ihn konzentrierte ich mich jetzt auch, als ich mich mutig vor ihnen aufbaute, obwohl ich ein bisschen weiche Knie hatte. Ich traute mich auch nicht so wirklich, Ren anzuschauen. Wir hatten uns nicht mehr gesehen, seitdem er die Schuld für unseren letzten Streich allein auf mich geschoben hatte, und ich wusste auch nicht, was ich deshalb zu ihm sagen sollte. Ich war ihm deswegen ja nicht böse oder so.
     „He, lasst Rin in Ruhe!“, sagte ich zu ihnen. „Sie ist allein und ihr seid zu zweit. Das ist ganz schön armselig von euch.“


Leider sah es nicht so, als ob sie einfach abziehen würden.
     „Du willst eine Abreibung? Die kannst du gern haben!“, kam Linn wütend auf mich zu. Er schlug seine Faust in die Hand, dass ich schlucken musste – aber ich blieb tapfer – und sagte zu seinem Bruder: „Komm schon, Ren, dem zeigen wir’s!“


Ich war schon kurz davor, die Fäuste zur Abwehr zu heben, egal, wie vergeblich es auch sein würde, als Ren plötzlich meinte: „Nee, da bin ich raus“, und seinen Bruder tatsächlich im Stich ließ.


Ich war schon ziemlich erstaunt darüber, aber ich hatte keine wirkliche Zeit dafür. Während Linn sich noch immer über seinen treulosen Bruder aufregte, wurde mir eines klar: Ich hatte nur eine Chance gegen meinen Gegner, wenn ich schneller war als er.



Es war nicht gerade die ehrenvolle Art, aber ich hatte keine andere Wahl, wenn ich nicht verprügelt werden wollte. Also ging ich auf ihn los, während er noch gar nicht damit rechnete, stieß ihn zu Boden und ballte die Faust, bereit zum zuschlagen.



Doch das war gar nicht nötig. Linn schrie erschrocken, dass ich aufhören sollte, also ließ ich ihm noch einen warnenden Blick zukommen, bevor ich ihn gehen ließ. Er sprang sofort auf die Beine und sah zu, dass er wegkam. Ich zitterte inzwischen am ganzen Leib, aber leistete gute Arbeit, mir das nicht anmerken zu lassen und weiter gefährlich auszusehen, bis er weg war, fand ich.


Ich war aber froh, als ich dann damit aufhören konnte, den Starken zu spielen.
     „Ist alles in Ordnung? Haben sie dir wehgetan?“, fragte ich Rin.
     „Du warst rechtzeitig da, um mich zu retten. Ich wusste, du bist anders als meine Brüder. Du bist ein guter Junge.“
     Das war ich nicht. Ich fühlte mich so schlecht. Also tat ich was dagegen.
     „Ähm, hör mal, wegen letztens…“, begann ich zögerlich. „Das war echt doof, was ich da gemacht habe. Dir zu sagen, ich sei dein Freund, um dich abzulenken. Das war nicht richtig. Tut mir leid. Ich hoffe, dass du bald richtige Freunde findest.“
     „Schon gut“, lächelte sie. „Ich bin dir nicht böse. Außerdem hast du mich ja gerettet.“ 


„Danke, Rahn“, sagte sie, und plötzlich stand sie neben mir und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Ich war so überrumpelt davon, dass ich mir die Hand auf die andere Wange legte, dass sie mich da nicht auch noch küsste. Was ja Unsinn war.


Sie lächelte breit und wurde rot, weshalb sie sich jetzt wohl entschloss, ebenfalls zu gehen. Zum Glück. Das war schon peinlich genug. Ich konnte mich gerade so davon abhalten, ihr nachzurufen, dass sie das bloß niemandem sagen sollte.


Ich machte danach trotzdem lieber erstmal einen Abstecher zu unserem Wasserloch, um mir das Gesicht zu waschen.


Doch kaum, dass ich es erreicht hatte, hörte ich schon wieder laute Stimmen. Ganz automatisch ging ich da hinter einem nahegelegenen Felsen in Deckung. Als ich einen Blick wagte, erkannte ich Onkel Lyca und Anas Mutter Ane. Die beiden stritten sich ganz offensichtlich.
     „…dir gesagt, dass ich nicht nur eine deiner Frauen sein will“, hörte ich Ane aufgebracht sagen. „Ich bin bereit, mit dir zu kommen, aber dann musst du dich entscheiden. Entweder du wählst mich oder du lässt es bleiben.“  
     „Du stellst mich ganz sicher nicht vor die Wahl, Weib!“
     Ich hatte Onkel Lyca noch nie so wütend gesehen. Ich wusste ja nicht mal, dass er und Ane miteinander zu tun hatten.


Ane schüttelte jetzt den Kopf, ich konnte ihr Gesicht leider nicht sehen, und dann drehte sie sich um und ging davon. Doch Onkel Lyca hob einen Stein vom Boden auf, setzte ihr nach und schlug sie damit nieder.


Als Ane zu Boden ging, hatte ich den Fehler begangen, mein Versteck zu verlassen, um ihr zu helfen. Ich hatte das ganz automatisch gemacht und jetzt war ich es, der in Onkel Lycas Visier geriet. Bevor ich weglaufen konnte, hatte er mich am Arm, und dann war ich es, der den Stein zu spüren bekam. Im nächsten Moment wurde meine gesamte Welt schwarz.


Es war angenehm warm und roch gut, als ich wieder aufwachte. Glaubte ich zumindest. Vielleicht träumte ich auch noch. Meine Sicht war irgendwie verschwommen. Ich konnte nicht mal sagen, wem ich da ins Gesicht sah. Wer war das? Es war eine Frau mit hellem Haar, die wütend zu jemandem sprach, den ich nicht sehen konnte.
     „… mir egal, was du mit Ane gemacht hast, ich habe dir ja gesagt, dass du dich um  sie kümmern sollst, wenn du willst, dass ich mit dir komme. Aber er ist ein Kind! Das geht zu weit! Du kannst ihn nicht einfach umbringen!“, hörte ich sie sagen.
     Ich regte mich, damit sie merkte, dass ich noch lebte und sie wurde auf mich aufmerksam. Sie war ganz erschrocken, als sie mich jetzt ansah.


„Rahn! Bist du in Ordnung?“
     Rahn? War das mein Name? Ich versuchte mich zu erinnern, aber es tat meinem Kopf weh.
     „Wer… bist du?“, fragte ich sie schwach.
     „Weißt du nicht, wer ich bin?“
     „Nein…“


Sie sah irgendwie nicht glücklich aus, glaubte ich.
     „Dana“, sagte sie schließlich, und da schlief ich wieder ein.


Sie fanden Rahn wenig später bewusstlos in der Nähe ihrer Höhle, und als er nicht aufwachen wollte, erinnerte Tuck sich an die Worte, die der alte Tibit am Waldesrand zu ihm gesagt hatte.


Also brachten sie ihn zum Uruk-Stamm und tatsächlich konnte der Geistheiler dem Jungen das Bewusstsein zurückgeben. Doch der Preis dafür war Zeit.


Rahn verlor die Erinnerung daran, dass Ida sich als Dana ausgegeben hatte, damit er sie nicht in Verbindung mit dem Mord an Ane brachte. Es sollte in Zukunft dazu führen, dass Rahn glaubte, Dana hätte ihn einst vorm Ertrinken gerettet und ihm angeboten, seine Gefährtin zu werden, obwohl es Ida gewesen war. Und, was noch viel wichtiger war, er verlor die Erinnerung an einen skrupellosen Mord.


Deshalb dachten auch alle, dass die verschwundene Ane mit Lyca, Ida und Elia gegangen war, die ebenfalls fort waren, als sie nach Hause zurückkehrten. Keiner kam auf die Idee, dass sie getötet worden war.  


Ich hatte Ana nie leiden können. Aber nachdem ihre Mutter sie einfach zurückgelassen hatte, tat sie mir schon leid. Seitdem war sie nicht mal mehr gemein zu mir.


Sie hatte eine ganze Weile lang nur geheult und jetzt saß sie immer nur in ihrer Ecke und redete mit niemandem. Nicht mal mit Mama.


Ich wusste nicht, was ich zu ihr sagen sollte, aber ich ging trotzdem an diesem Tag zu ihr. Sie guckte mich nicht mal an, als ich mich neben sie setzte.
     „Du tust mir echt leid, dass deine Mutter dich verlassen hat“, sagte ich ihr nach einer Ewigkeit und brachte sie damit doch glatt mal wieder zum Weinen. Mist! Ich war echt ein Klotz.


„He, du musst doch nicht weinen!“, versuchte ich sie zu trösten. „Deine Mutter ist vielleicht nicht mehr da, aber du hast immer noch uns. Wir sind einfach ab jetzt deine Familie.“
     Da schaute sie mich mit tränennassen Augen an.
     „Wirklich?“
     Ich versuchte so ehrlich wie möglich zu lächeln. „Ja, natürlich.“  
     „Wirst du… wirst du auch später noch meine Familie sein? Versprichst du’s?“
     „Klar.“
     Ich hatte ja keine Ahnung, was sie damit meinte.
     „Gibst du mir einen Kuss als Versprechen?“, fragte sie jetzt plötzlich, und ich fragte mich, ob sie mich nicht doch wieder nur ärgerte.
     „Ihh! Muss das sein?“


Sie nickte, ich überlegte, ob ich nicht einfach abhauen sollte, entschied mich dann aber doch dagegen. Stattdessen bekam ich kurz darauf meinen ersten Kuss. Ich muss nicht sagen, dass ich darauf lieber verzichtet hätte. Aber immerhin hatte sie jetzt aufgehört, zu heulen.
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Damit endet Rahns Kindheit. Ich habe es so gut wie möglich an die Ereignisse in Zeitalter anzupassen versucht (es spielt größtenteils in Kapitel 6 rum, maximal bis Kapitel 7). Letztendlich werde ich aber dennoch Kapitel 16 etwas anpassen müssen, wo Rahn über seine Vergangenheit erzählt. Aber das mache ich erst, wenn Rahn seine Jugend erlebt hat. Zudem haben der Ahn- und Zoth-Stamm bei den Charakteren unter Generation 1 neue, aktualisierte Gruppenbilder bekommen, was ich später zu Generation 2 auch noch machen werde. 

 Ach ja, wer sich jetzt übrigens fragt, warum Lyca überhaupt da war, weil das nicht mehr vorkommen wird: Er ist ein bisschen in Ungnade bei seinem Vater Minos gefallen, weshalb er weggegangen ist, um Gras über die Sache wachsen zu lassen. Da er eine Bleibe brauchte derweil, hat er sich gedacht, nistet er sich einfach mal bei Dala ein. Die glaubte ja gleich auch, dass Minos ihn geschickt hätte und hat sich gar nicht getraut, ihn nicht aufzunehmen. Das war alles. Und um es nochmals zu betonen: Ida hat sich nicht aufgeopfert, um Rahn zu retten, sie wollte, dass Lyca Ane loswird. Und sie hat sich als Dana ausgegeben, weil sie nicht wollte, dass Rahn sie mit dem Mord in Verbindung bringt. Woher sie das mit Dana wusste? Sie stand in jedem Bild im Hintergrund, als Dala Rahn von Dana erzählt hat.

Und zuletzt: Ich habe ein bisschen unter Zeitdruck gelitten, was Rahns Kindheitsgeschichte angeht (weil meine Zeitplanung füs Klo war, Nova sich mit einer Flaute verbündet und mich überfallen hat..); ich hoffe, man merkt es nicht. Jedenfalls ist Rahns Jugend, der dritte und letzte Teil, bereits geschrieben. Es werden nochmal 6 Kapitel werden. Geplant ist es, dass ich dies zu Weihnachten rausbringe, aber ich weiß noch nicht, ob ich rechtzeitig fertig werde, da bis auf Text noch alles andere gemacht werden muss. Da ich jetzt mit Teens arbeiten kann, hoffe ich, dass es ein bisschen schneller geht.



Bis dahin, danke ich euch für zwei Jahre „Zeitalter“, in denen ihr mich bereits begleitet, und ich verabschiede mich!

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