Tann und seine Begleiter schafften es noch bevor die Sonne ihren Abstieg hinab zum Horizont antrat ins
Lager zurückzukehren. Der Nebel hatte sich inzwischen zurückgezogen und Tann fand sogar ohne Danas Hilfe den Weg. Kaum, dass sie den Wald
verlassen hatten, hatte er dann auch wieder die Führung übernommen und er hatte
sich arg zügeln müssen, den Mädchen nicht davonzulaufen.
Als
sie das Lager dann schließlich erreichten, erwartete seine Mutter sie schon
ungeduldig. Sie hatte einen merkwürdigen Hut auf dem Kopf, aber ihr
beunruhigter Gesichtsausdruck lenkte ihn sofort wieder davon ab. Der Zustand
seines Vaters hatte sich anscheinend nicht gebessert.
„Wie geht es ihm?“, fragte er sogleich nach.
„Es
wird immer schlimmer. Wenn wir ihm nicht bald helfen können, dann…“ Sie brach
ab. Man konnte sehen, dass es ihr schwer fiel, darüber zu sprechen, dass Enn
vielleicht sterben würde.
Das war alles, was Tann wissen musste. Er
verschwendete keine weitere Zeit und verwies sofort an Greta. Die trat daraufhin an seine Seite und stellte sich vor.
„Ich hoffe, dass ich helfen kann.“
Luma
nickte ihr zu und wies dann hinter sich. Die Situation war derart drängend,
dass sie jegliches Misstrauen allem gegenüber, was mit Dana zu tun hatte,
längst abgelegt hatte. Sie hatte sich in ihrer Verzweiflung sogar an die Geister gewandt, auch wenn diese ihr nicht geantwortet hatten. Jetzt war nur noch wichtig, dass Enn wieder gesund
wurde. Selbst Dana ließ sie mitkommen, als Greta ihr ein Zeichen gab zu
folgen. Zusammen verschwanden die drei Frauen im Zelt.
Zurück blieben Tann und Jin, der die ganze Szene bislang
schweigend beobachtet hatte. Als der Stammesführer sich jedoch aufmachte, um in
sein eigenes Zelt zu verschwinden, fing ihn der Jüngere ab.
„Ich
muss mit dir über was reden, Tann“, begann er. Normalerweise hatte Jin kaum
etwas Beunruhigendes zu sagen. Deswegen war Tann ziemlich überrascht, als er
forderte: „Du musst Lu aus dem Stamm werfen!“
Tann
hatte natürlich schon mitbekommen, dass sich Lu und Jin nicht wirklich
verstanden. Oder besser gesagt, Jin nicht damit einverstanden war, dass Lu so
überhaupt nicht war wie er. Aber dennoch hatte er nicht damit gerechnet, dass
die Situation so schnell eskalieren würde. Was war nur geschehen, während er
fort gewesen war?
„Und weshalb sollte ich das tun?“, fragte er nach.
„Und weshalb sollte ich das tun?“, fragte er nach.
„Weil
er…“ Jin unterbrach sich und schien nachzudenken. Tann konnte sich auch des
Eindrucks nicht erwehren, dass er aussah, als würde er sich überhaupt nicht
wohl in seiner Haut zu fühlen. „Er ist einfach nicht normal!“
Tann verschränkte die Arme vor der Brust. „Weil er nicht
mit jagen geht?“
„Wenn
es nur das wäre!“ Jin rümpfte die Nase, sagte aber nichts weiter dazu. Tann gab
ihm noch einen Moment, aber er blieb stumm.
„Also
wenn du mir nicht sagst, was los ist, kann ich nichts tun.“
„Wirf
ihn einfach raus und gut ist!“
„Nein,
Jin, das werde ich nicht tun! Und ehrlich gesagt ist es an der Zeit, dass du
langsam auch mal mit deiner Feindseligkeit Lu gegenüber aufhörst! Wir sind ein
Stamm und in einem Stamm ist Zusammenhalt wichtig! Lu geht vielleicht nicht mit
uns auf die Jagd, aber er geht mit den Frauen sammeln und trägt seinen Teil zum
Stammesleben bei, wie jeder andere auch. Er hat dir nichts getan, Jin!“ Er
hatte dieses Gespräch schon so oft mit dem Anderen geführt und er war es
langsam aber sicher leid.
Doch
Jin machte natürlich dicht. Lu hatte ihm sehr wohl etwas getan. Zumindest
fühlte er sich angegriffen. Nur konnte er das Tann schlecht sagen. Er wusste ja
selber nicht einmal so genau, was eigentlich passiert war. Was mit Lu nicht
stimmte. Alles, was er wusste, war, dass er davon nichts wissen wollte.
Da
er jedenfalls nicht wusste, wie er Tann etwas klarmachen sollte, was er selber
nicht verstand, sah der Stammesführer das Gespräch als beendet an. Ohne ein
weiteres Wort ging er an dem Jüngeren vorbei und trotz dem, dass es Jin gegen den
Strich ging, blieb er stumm.
Doch damit war die Sache noch lange nicht erledigt. Er
hatte zwar Jin abgewimmelt, aber Lu hatte seine ganz eigene Überraschung für
ihn parat, als er zurückkam. Er kam mit Tanna und Tara zurück ins Lager, und nachdem Tann beide
begrüßt hatte, sah er schon anhand ihrer Gesichter, dass tatsächlich etwas
Größeres vorgefallen sein musste.
Als Mutter und Tochter sich kurz darauf zurückgezogen
hatte, erhielt Tann dann endlich die Gelegenheit, mit Lu selber zu reden. Hoffentlich
war sein Freund mitteilsamer als Jin. „Also, was ist passiert, als ich weg
war?“
Lu
mied seinen Blick und es brauchte eine ganze Weile, bis er sich überwand zu
antworten: „Jin und ich sind aneinandergeraten, falls du das meinst.“
„Hat
er dich geschlagen?“
Tann
ging nicht einmal davon aus, dass Lu sich wehren würde. Das entging diesem nicht.
Aber es war nicht verwunderlich. Er war eben schon immer schwach gewesen.
„Wir haben uns beide geschlagen. Es war aber nichts wirklich Ernstes.“ Bevor sein Gegenüber etwas sagen konnte, fuhr er fort: „Tann, ich muss dir etwas mitteilen.“ Das gefiel Tann jetzt schon nicht. Und was Lu dann zu sagen hatte, traf ihn vollkommen unerwartet: „Ich habe vor, den Stamm zu verlassen.“
„Wir haben uns beide geschlagen. Es war aber nichts wirklich Ernstes.“ Bevor sein Gegenüber etwas sagen konnte, fuhr er fort: „Tann, ich muss dir etwas mitteilen.“ Das gefiel Tann jetzt schon nicht. Und was Lu dann zu sagen hatte, traf ihn vollkommen unerwartet: „Ich habe vor, den Stamm zu verlassen.“
Tann
konnte zunächst nichts anderes tun, als Lu fassungslos anzustarren. Er hatte
immer befürchtet, dass irgendwann jemand den Stamm verlassen könnte, aber er
hätte nie damit gerechnet, dass es ausgerechnet Lu sein würde. Er hatte immer
den Eindruck gemacht, als wäre er glücklich und zufrieden hier. Tann hatte sich
darauf vorbereitet, wenn die Zeit kam, dass jemand den Stamm verlassen würde,
aber dennoch fehlten ihm nun die Worte. Stille senkte sich unbehaglich über
sie.
Schon
wieder versuchte Tann, ihn zu beschützen. Lu wollte aber nicht, dass Tann immer
dachte, dass er schutzbedürftig war.
„Darum geht es nicht! Ich bin eigentlich gern Teil des Stammes. Aber ich sehe hier einfach keine Zukunft für mich. Du weißt selber, dass es langsam Zeit für mich wird… eine Familie zu gründen. Aber ich habe hier nicht einmal eine Frau für mich. Deswegen muss ich woanders hingehen. Das ist alles.“
„Darum geht es nicht! Ich bin eigentlich gern Teil des Stammes. Aber ich sehe hier einfach keine Zukunft für mich. Du weißt selber, dass es langsam Zeit für mich wird… eine Familie zu gründen. Aber ich habe hier nicht einmal eine Frau für mich. Deswegen muss ich woanders hingehen. Das ist alles.“
Es
war gelogen. Er lief lediglich davon, das wusste er selber. Und er konnte Tann
nicht einmal in die Augen sehen, als er es sagte. Der Anblick seines besten
Freundes brach ihm das Herz. Zudem wollte er auch einfach gerade nicht mit Tann allein sein.
„Tut mir leid, Tann! Du bist ein großartiger Anführer,
aber ich muss meinen eigenen Weg gehen. Ich werde natürlich noch bleiben, bis
wir die Wintervorräte angelegt haben, aber danach werde ich gehen“, sagte er
noch.
Dann ging er an dem Anderen vorbei und ließ ihn stehen. Er fühlte sich so unsagbar mies, aber er wusste, dass es nötig war. Vielleicht würde er in einem der anderen Stämme endlich eine Frau finden, die ihn ansprach. Denn er wollte sich nicht länger von Tann angezogen fühlen.
Dann ging er an dem Anderen vorbei und ließ ihn stehen. Er fühlte sich so unsagbar mies, aber er wusste, dass es nötig war. Vielleicht würde er in einem der anderen Stämme endlich eine Frau finden, die ihn ansprach. Denn er wollte sich nicht länger von Tann angezogen fühlen.
Natürlich ließ Tann aber nicht locker. Er folgte Lu,
löcherte ihn mit Fragen, bis dieser ihn ignorierte, und ging dann zu seinen
Angehörigen über. Tara und Tanna waren bereits voll im Bilde und wie Tann waren
sie ebenfalls nicht mit Lus Entscheidung einverstanden. Vor allen Dingen Tara
traf der Entschluss ihres Sohnes, den Stamm zu verlassen, schwer.
„Wenn
du wissen willst, was passiert ist, solltest du Jin fragen!“, war sich Tanna
sicher. „Lu hat jedenfalls erst mit dem Mist angefangen, nachdem ich sie allein
am Strand gelassen habe. Ich wette, er hat ihn bedroht oder sowas!“
Tanna
war wütend. Sie hatte Jin schon dreimal vors Schienbein getreten, aber der
hatte nur mit bösen Blicken geantwortet, aber geschwiegen wie ein Grab. Das sah
ihm so überhaupt nicht ähnlich. Normalerweise konnte er doch keine drei
Sekunden seine Klappe halten. Bei Lu sah es genauso aus, auch wenn sie das
weniger verwunderte. Er war schon nach wenigen Versuchen in einen Schweigestreik
übergegangen und er tat es sogar in diesem Moment, als sie sich berieten, wie
sie ihn am besten zum Bleiben bringen konnten.
Ihre Beratungen wurden erst unterbrochen, als Luma den
Kopf aus Enns Zelt steckte. Trotz der prekären Lage, hatte sie sofort alle
Augen auf sich. Aber erst, als auch Greta und Dana erschienen waren, ließ sie
sich zu einem Lächeln hinreißen. Wenigstens ein Stein konnte Tann an diesem Tag
vom Herzen fallen.
„Er schläft jetzt. Greta sagt,
dass er sich zu sehr angestrengt hat“, erklärte Luma.
„Mein
Vater hat das auch oft“, pflichtete Greta ihr bei. „Aber die Kräuter müssten
ihm helfen. Wenn er sich jetzt richtig ausruht, sollte er wieder vollkommen
gesund werden.“
Das waren natürlich gute Nachrichten. Aber dennoch war
Tann nicht einmal zum Lächeln zumute. Eine schlechte Nachricht schien in
letzter Zeit wirklich die Nächste zu jagen. „Damit haben wir wenigstens eine
Sorge weniger.“
Jetzt
wurde auch Luma auf die Versammlung aufmerksam. Anscheinend wusste auch sie
schon Bescheid. Sie wandte sich mit ihrem traurigsten Blick an Lu. „Ach, Lu,
warum willst du denn so unbedingt den Stamm verlassen? Wir sind doch alle eine
Familie und müssen zusammenhalten! Wenn du eine Frau brauchst, werden wir dir
eben eine suchen gehen.“
Doch
der Angesprochene schlug nur die Augen nieder und schwieg. Er hatte dieses
Gespräch schon oft genug geführt und hatte nicht vor, es jetzt wieder zu tun. Er
war es leid, sich dauernd erklären zu müssen.
Da meldete sich plötzlich Tara zu Wort. „Wie wäre es denn
mit Dana? Ich bin mir sicher, dass ihr beide euch gut verstehen würdet!“
Die
Angesprochene sah einen Moment aus, als würden ihr gleich die Augen aus dem
Kopf fallen. Es war ja nicht so, dass sie erst vor einer erzwungenen
Partnerschaft davongelaufen war.
Aber Dana fing sich schnell wieder und holte stattdessen zum Gegenschlag aus. „Nun, ich glaube ja nicht, dass ich hier überhaupt willkommen bin“, meinte sie in Lumas Richtung.
Aber Dana fing sich schnell wieder und holte stattdessen zum Gegenschlag aus. „Nun, ich glaube ja nicht, dass ich hier überhaupt willkommen bin“, meinte sie in Lumas Richtung.
Sie konnte sehen, wie die alte Frau getroffen das Gesicht
verzog, und das bereitete ihr eine ungeheure Freude. Doch hatte sie nicht damit
gerechnet, dass auch Luma sich nicht so leicht überrumpeln ließ. „Ich denke,
dass du dir unser Vertrauen verdient hast“, ließ sie bloß verlauten.
Und
auch Tann musste ihr als Stammesführer natürlich beipflichten: „Du bist
jedenfalls herzlich in unserem Stamm willkommen!“
Das
war ja klar gewesen. Aber Dana würde sich nicht so einfach als Brutmutter für auch nur
irgendwen einspannen lassen.
Doch sie kam gar nicht mehr dazu, etwas zu sagen, da in
diesem Moment die Begeisterung in Form von Greta losbrach. „Du hast eine neue
Familie! Das ist so schön! Ich freu mich so für dich!“
Dana
schwieg dazu nur. Wie Lu auch. Während für alle anderen wohl klar zu sein schien, dass
sie irgendwann Lus Frau werden würde, war für sie weiterhin klar, dass sie sofort verschwinden würde, wenn man sie auch nur
zu irgendetwas zwang.
Zu Danas als auch Lus Erleichterung ließen die Anderen
sie danach aber in Ruhe. Man fand sich zum Abendessen am Lagerfeuer ein und
verbrachte die nächste Zeit damit, den neuen Gast auszuhorchen.
Als Tann sich dann mal zum Austreten
zurückzog, nutzte Greta wiederum die Chance, den Stammesführer abzufangen. „Ich finde es
so toll, wie ihr alle zusammenhaltet und ich würde so gern hierbleiben“, begann
sie euphorisch. Und sie ließ Tann auch überhaupt nicht zu Wort kommen. „Ich
meine, ich liebe mein Zuhause, aber ich hasse es, wie zurückgezogen wir leben.
Meine Eltern sind so misstrauisch anderen gegenüber. Es wundert mich, ehrlich
gesagt, dass sie mich überhaupt mit dir haben mitgehen lassen.
Jedenfalls
weiß ich nicht mal, wie ich überhaupt einen Mann finden soll, um eine Familie
zu gründen. Es gibt ja nur meine Eltern, mich und meine Geschwister. Und du
weißt ja, dass die Götter einen bestrafen, wenn man sich mit seinem eigenen
Blut mischt. Nicht, dass ich das überhaupt wollen würde.“
Sie verzog angewidert das Gesicht, aber Tann war schon ganz woanders. „Götter? Was ist das?“, fragte er.
Greta
sah ihn einen Moment etwas überrumpelt an, bevor sie sich daran erinnerte, dass
sie hier mit einem Stammesangehörigen redete. „Ja, siehst du, es gibt so
vieles, was ich euch erzählen könnte. Aber ich habe einfach nicht die Zeit
dafür. Schon allein von den Göttern zu erzählen würde die ganze Nacht dauern.“
Sie übertrieb. Aber das musste er ja nicht wissen. „Aber wenn ich hierbleiben
könnte, hätte ich alle Zeit der Welt.“ Plötzlich stand sie unmittelbar vor ihm
und grinste süffisant. „Also, was sagst du? Du bist doch der Stammesführer, oder?
Und vielleicht kannst du auch noch eine Frau gebrauchen.“
Was
für eine Frage. Erst vor kurzem noch war Tann beinahe verzweifelt, dass er
nicht dazu in der Lage war, neue Mitglieder für ihren Stamm zu finden. Dass er
nach wie vor noch immer möglichst bald Vater werden wollte, konnte er auch
nicht verleugnen.
„Natürlich kannst du gerne bleiben.“
„Natürlich kannst du gerne bleiben.“
Doch
entgegen seiner Erwartungen sah Greta nicht so glücklich darüber aus. „Würdest
du für mich dann auch mit meinem Vater reden?“
Tann sollte Greta jedoch eine Antwort schuldig bleiben.
In diesem Moment wurden sie nämlich von Tanna unterbrochen. Einer ziemlich
sauer aussehenden Tanna. Sie funkelte Greta wütend an. „Würdest du uns mal kurz
allein lassen? Ich muss was mit Tann besprechen!“
Greta
ließ ihm noch ein eindeutig zweideutiges Grinsen zukommen und ging dann von
Dannen.
Tanna sah ihr noch eine ganze Weile lang wütend nach,
bevor sie sich schließlich an Tann wandte. Ihre Wut wich augenblicklich
Unsicherheit. „Du weißt doch noch, was du mir versprochen hast, oder?“
Tann
hatte es nicht vergessen. Auch wenn er ein bisschen gehofft hatte, dass Tanna
es vergessen hatte. Es war nicht so, dass er Tanna nicht mochte, aber Tanna war eben
einfach noch zu klein, um die Mutter seiner Kinder zu werden. Er wollte am liebsten gleich Vater werden. Trotzdem gedachte er natürlich nicht, sein Versprechen ihr gegenüber zu brechen. Er hatte
damals nur keine Ahnung gehabt, was er ihr da eigentlich versprochen hatte.
„Natürlich weiß ich das noch und ich werde mich auch daran halten.“
„Natürlich weiß ich das noch und ich werde mich auch daran halten.“
Sie
sah noch immer mit unsicheren Augen zu ihm hinauf. „Versprochen?“
Er
lächelte. „Versprochen!“
Dann stand sie vor ihm und winkte ihn zu sich. Als er
sich dann zu ihr hinabbeugte, drückte sie ihm einen Kuss auf die Wange. „Wenn
ich dann endlich ausgewachsen bin, bekommst du wieder einen richtigen Kuss“, sagte sie
mit einem Augenzwinkern.
Tann
musste erneut lächeln. Er fühlte sich ein bisschen schuldig, dass er gehofft
hatte, dass sie ihr Versprechen vergessen hatte, aber er nahm sich vor, von
jetzt an geduldig zu sein. Er würde schon früh genug Vater werden und wenn es
so weit war, würde Tanna die Mutter seiner Kinder sein.
Und Dana, die unbemerkt Zeuge dieser Szene wurde, hörte
das nur zu gern. Denn es brachte sie auf eine Idee.
Kurz darauf erfuhr auch Jin als letztes Stammesmitglied,
dass Lu vorhatte, den Stamm zu verlassen. Und im Gegensatz zu den Anderen war
er begeistert über diese Neuigkeit. Ihm konnte es nicht schnell genug gehen,
dass Lu endlich verschwand.
Lu
war nicht wirklich überrascht über diese Reaktion, aber es ärgerte ihn
trotzdem. Er konnte Jins Anwesenheit einfach nicht mehr ertragen, seitdem sie
aneinandergeraten waren und er herausgefunden hatte, dass mit ihm
etwas nicht stimmte.
Also zog er sich hinter die Zelte zurück. In letzter Zeit
war er sowieso lieber für sich. Weniger nervende Fragen, weniger anklagende
oder besorgte Blicke. Nur, dass er diesmal nicht lange allein blieb. Greta war
ihm unbemerkt gefolgt und als sie ihn nun ansprach, war er bereits in seine
eigenen Gedanken abgedriftet und zuckte zusammen.
„Was
ist denn eigentlich bei euch los? Ich dachte immer, dass das Stammesleben
Zusammenhalt bedeutet, aber danach sieht es bei dir und diesem Kerl da nicht
wirklich aus. Was ist denn zwischen euch vorgefallen?“
Lu
wollte nun wirklich nicht mit einer Fremden darüber reden. Gleichzeitig wollte
er aber auch darüber reden. Er wollte sich endlich jemandem anvertrauen. Doch
er fürchtete ihre Reaktion.
Also zuckte er mit den Schultern und sagte nur: „Wir haben uns noch nie gut verstanden. Weil mit mir etwas nicht stimmt, wie es aussieht.“
Also zuckte er mit den Schultern und sagte nur: „Wir haben uns noch nie gut verstanden. Weil mit mir etwas nicht stimmt, wie es aussieht.“
„Und
was stimmt nicht mit dir?“
„Ich
interessiere mich nicht für Frauen. Wahrscheinlich bin ich krank…“ Er konnte
selber nicht glauben, dass er das gerade wirklich einer Wildfremden erzählt
hatte. Wenn sie es den Anderen erzählen würde! Er wollte gar nicht wissen, wie
die Anderen darauf reagierten! Aber vielleicht wäre es besser so. Vielleicht
wäre es dann einfacher zu gehen, wenn man ihn verachten würde.
Er rechnete mit allem, aber was Greta dann zu ihm sagte,
machte ihn vollkommen sprachlos. „Na und? Ist das denn wichtig? Es sollte allen
anderen doch vollkommen egal sein, was du magst und was nicht. Wichtig ist nur,
was du willst.“
Noch
während er mit seiner Fassungslosigkeit zu kämpfen hatte, stand sie plötzlich
vor ihm und sah ihm direkt in die Augen. Und da war eine Ernsthaftigkeit in
diesen blauen Augen, die er da niemals erwartet hätte nach seiner Offenbarung.
„Du solltest dich nicht unterkriegen lassen, hörst du?“
Dann zerfurchte ein Lächeln ihr Gesicht und bevor er auch nur etwas dazu sagen konnte, war sie abgedreht und hatte ihn vollkommen überrumpelt zurückgelassen.
„Du solltest dich nicht unterkriegen lassen, hörst du?“
Dann zerfurchte ein Lächeln ihr Gesicht und bevor er auch nur etwas dazu sagen konnte, war sie abgedreht und hatte ihn vollkommen überrumpelt zurückgelassen.
Jin hatte schon die ganze Zeit ein Auge auf den neuen
Gast im Stamm geworfen. Und als sie abends endlich einmal Richtung Pinkelbüsche
verschwand, folgte er ihr natürlich. Er hatte schon einige Abfuhren hinter
sich, aber das hielt ihn nicht davon ab, es weiter zu versuchen. Irgendwann
würde er schon eine Frau finden, die wusste, was gut war.
„Hey, du!“, machte er Greta auf sich aufmerksam. „Was
hältst du davon, wenn wir zwei zusammen in die Büsche verschwinden und ein
bisschen Spaß haben?“ Er konnte nicht von sich behaupten, dass er gut mit
Worten war, aber er war stark, schnell und geschickt. Und das war, in seinen
Augen, genau das, was Frauen wollten.
Doch
auch diese Greta schien keine Ahnung zu haben, was gut war. Sie zog ihre
Augenbrauen in die Höhe, aber immerhin hatte sie ihn noch nicht geschlagen, ihn
angeschrien oder war weggelaufen. Das taten nämlich die meisten. Die wenigstens
waren nett und freundlich.
„Ich
weiß nicht.“ Jin wurde hellhörig. „Weißt du, ich stehe nicht auf aggressive Männer. Und du scheinst mir ziemlich aggressiv zu sein. Ich meine“, sie zog die
Schultern in die Höhe, „es ist schon
ganz schön gemein, wie du mit diesem Lu umgehst. Dabei hat er dir doch gar
nichts getan.“
Jin
setzte sein strahlendstes Lächeln auf. „Ach, das! Das ist doch nur Geplänkel
unter Jungs! Ich mein das doch nicht böse und das weiß Lu auch!“
„Ich
weiß nicht… Ich glaube eher, dass du lügst, um mich rumzukriegen.“
„Das
würde ich doch nie tun!“ Das würde er jederzeit tun. Aber stattdessen sagte er:
„Schau, ich zeig dir, dass es nicht böse gemeint war!“
Dann war er abgedreht und zum Lagerfeuer zurückgegangen.
Dann war er abgedreht und zum Lagerfeuer zurückgegangen.
Lu dachte einen Moment, nicht richtig zu sehen, als Jin
plötzlich neben ihm zum Stehen kam. Und grinste er etwa? Es war jedenfalls das
schlechteste Grinsen, das er je gesehen hatte.
„He,
Lu, das gestern… das war ja nicht böse gemeint. Ich meine, es war ja nur eine
kleine Prügelei. Und ich hab mich ja auch schon mit Tann gekloppt.“
Sein unbeholfenes Grinsen wurde noch breiter und Lu konnte nicht fassen, was gerade geschah. Wenn die ganze Situation nicht so ernst für ihn gewesen wäre, wäre es wirklich urkomisch gewesen. Er empfand trotzdem ein bisschen Schadenfreude, den Anderen zappeln zu lassen.
Sein unbeholfenes Grinsen wurde noch breiter und Lu konnte nicht fassen, was gerade geschah. Wenn die ganze Situation nicht so ernst für ihn gewesen wäre, wäre es wirklich urkomisch gewesen. Er empfand trotzdem ein bisschen Schadenfreude, den Anderen zappeln zu lassen.
„Und
wir sind ja… Brüder… Also“, Jin sah beinahe so aus, als würde er sich demnächst
an seiner eigenen Zunge verschlucken, „tut mir leid und so…“
Es
bereite Lu so eine ungeheure Genugtuung zu sagen: „Nein! Ich will deine
Entschuldigung nicht! Hau ab und lass mich in Ruhe!“
Jin
sah jetzt wieder so aus, als wüsste er nicht, was er als nächstes tun sollte.
Sein Mundwinkel zuckte gefährlich und Lu war sich ziemlich sicher, dass er
wahrscheinlich gerade mit dem Gedanken spielte, ihm eine reinzuhauen. Zu seiner
Überraschung drehte er mit seinem merkwürdigen Grinsen jedoch einfach ab und
ging.
Zurück bei Greta war jegliche Schmach, die Jin gerade
eingesteckt hatte, bereits wieder vergessen. Wenn es dazu führte, dass er
endlich mal bei einer Frau landen konnte, dann würde er sich immer wieder gern
zum Deppen machen.
„Naja,
aber ich hab’s versucht, mich zu entschuldigen und so…“, sagte er hastig.
Und
tatsächlich sah Greta ihm wohlwollend entgegen. Sie wusste, dass er sich nur
entschuldigt hatte, um sie zu beeindrucken. Aber das war ihr gleich. Alles, was
zählte, war, dass sich die beiden Brüder wieder vertrugen. Und dass sie Jin
anscheinend ziemlich gut nach ihrer Pfeife tanzen lassen konnte.
„Also, da ich mich anscheinend in dir
getäuscht habe… Ich wäre bereit, mich auf dich einzulassen.“
Wie zu erwarten, begannen seine Augen aufgeregt zu leuchten. Doch so einfach würde sie es ihm dann doch nicht machen. Bei Tann als Stammesführer war das etwas anderes, aber bei diesem Kerl konnte sie vielleicht noch etwas mehr für sich rausschlagen.
„Aber nur, wenn du versprichst, mit mir zu kommen und auf dem Hof meiner Eltern zu leben", forderte sie also.
Wie zu erwarten, begannen seine Augen aufgeregt zu leuchten. Doch so einfach würde sie es ihm dann doch nicht machen. Bei Tann als Stammesführer war das etwas anderes, aber bei diesem Kerl konnte sie vielleicht noch etwas mehr für sich rausschlagen.
„Aber nur, wenn du versprichst, mit mir zu kommen und auf dem Hof meiner Eltern zu leben", forderte sie also.
Jin hatte
sein zufriedenes Lächeln die ganze Zeit nicht abgelegt und auch jetzt tat er es
nicht. Er nickte nur und sagte: „Klar!“
Greta war froh, anscheinend endlich einen Mann gefunden
zu haben. Im nächsten Moment lag sie in den Armen des Kerls, den sie gerade
erst kennengelernt hatte und küsste ihn. Wenig später bekam dann auch Jin
endlich, was er die ganze Zeit über gewollt hatte.
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Hier weiterlesen -> Kapitel 14
Lu will also den Stamm verlassen, weil er denkt, dass etwas mit ihm nicht stimmt und er nur eine Frau finden muss, die ihn anspricht, damit sich das ändert. Ich muss ja nicht sagen, dass das nicht funktionieren wird.
Für Jin wiederum ist das Thema Lu überhaupt nicht mehr interessant, nachdem er jetzt Greta hat.
Aber trotz dem, dass das Thema für ihn gegessen ist, hat Lu noch immer schwer damit zu kämpfen. So können Dinge, die für den einen schon wieder unwichtig sind, für den anderen jedoch lebensverändernd sein. Ob am Ende beide Brüder den Stamm verlassen werden?
Langes Kapitel (das mich immer wieder beim Schreiben geärgert hat >_<), kurzes Nachwort. Ich habe Greta bei den Charakteren unter den Blums hinzugefügt, aber wieder keine Outtakes.
In dem Sinne, danke fürs Vorbeischauen und bis zum nächsten Mal!
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Hier weiterlesen -> Kapitel 14
Lu will also den Stamm verlassen, weil er denkt, dass etwas mit ihm nicht stimmt und er nur eine Frau finden muss, die ihn anspricht, damit sich das ändert. Ich muss ja nicht sagen, dass das nicht funktionieren wird.
Für Jin wiederum ist das Thema Lu überhaupt nicht mehr interessant, nachdem er jetzt Greta hat.
Aber trotz dem, dass das Thema für ihn gegessen ist, hat Lu noch immer schwer damit zu kämpfen. So können Dinge, die für den einen schon wieder unwichtig sind, für den anderen jedoch lebensverändernd sein. Ob am Ende beide Brüder den Stamm verlassen werden?
Langes Kapitel (das mich immer wieder beim Schreiben geärgert hat >_<), kurzes Nachwort. Ich habe Greta bei den Charakteren unter den Blums hinzugefügt, aber wieder keine Outtakes.
In dem Sinne, danke fürs Vorbeischauen und bis zum nächsten Mal!
Ich finds ja ein wenig schade, dass die Tierchen so wenig vorkommen, wo sie in Generation 1 schon so fein eingebaut worden sind. Umso mehr freu ich mich aber, dass sie anscheinend sich gern auf deine Fotos schleichen. Vor allem, so oft dezent im Hintergrund nach links schauend. Kleine Stalker ^^ !
AntwortenLöschenJa, ist immer ein bisschen umständlich, mit den Tierchen zu hantieren und ordentliche Schnappschüsse zu machen ^^'. Sind halt eigensinnig, die Guten.
LöschenAber ein oder zweimal kommen schon noch Tiere vor. Wenn auch nicht mehr so detailiert.
Ist mir bis jetzt nie aufgefallen, dass die auf fast allen Bildern als Deko im Hintergrund stehen XD. Ich habe die, ehrlich gesagt, dauernd auf freiem Willen, damit sie das eben NICHT nur die ganze Zeit machen, sondern schön realistisch halt machen, was Tierchen so machen. Argh, die wollen mich ärgern XD! Ich riech eine Verschwörung!