Normalerweise poste ich ja keine Musik zu den Kapiteln, aber das hier ist Tanns und Dianas Lied (auch wenn es um was anderes geht in dem Lied): Kriegsbringer: Jaina | Animierter Kurzfilm (DE)
Dianas Tod traf sie alle schwer. Die junge Frau war nicht
nur ihren Verwandten lieb und teuer gewesen. Manche hätten sogar behauptet,
dass sie die Sonne des Uruk-Stammes gewesen war. Immer ein Lächeln auf den
Lippen, immer frohgemut.
Eigentlich sollte die Totenfeier ein fröhlicheres Fest sein, gedacht, um dem Toten die letzte Reise zu erleichtern. Aber an diesem Tag schlich sich die Trauer trotzdem in die Herzen und auf die Gesichter aller Anwesenden. Als Diana gestorben war, war
der Winter ins Land zurückgekehrt und auch heute schneite es, als würde der
Himmel selbst um die Verstorbene weinen.
Trotz der Kälte waren sie ausgezogen und hatten Blumen
gefunden, um sie der Toten mit ins Grab zu geben. Der Schamane hatte
unermüdlich geschnitzt, um ihr einen Kranz zu machen, der länger noch halten
würde als die Blumen, und die Kinder hatten ihn tagelang bemalt. Aber vor
allen Dingen waren es Tann und Dana gewesen, die sich ganz besonders in die Vorbereitungen hineingekniet hatten. Die Ablenkung war alles gewesen, das die beiden Eltern noch gehabt hatten, um nicht von der Trauer überwältigt zu werden. Das konnte jeder sehen.
„Deswegen – wir
brauchen dich hier alle, Papa. Geh nicht weg, ja?“ Das hatte sie zu ihm gesagt.
‚Stattdessen bist du weggegangen‘, dachte Tann bitter, als er nach der Zeremonie abseits der anderen Trauernden stand.
Doch er hatte keine Augen für die Anderen, die sich tröstend in den Armen lagen. Er sah nur Diana. Sein kleines Mädchen, das noch immer reglos vor dem großen Feuer lag, das sie ihr zu Ehren entzündet hatten und das ihr den Weg in die andere Welt zeigen würde.
‚Stattdessen bist du weggegangen‘, dachte Tann bitter, als er nach der Zeremonie abseits der anderen Trauernden stand.
Doch er hatte keine Augen für die Anderen, die sich tröstend in den Armen lagen. Er sah nur Diana. Sein kleines Mädchen, das noch immer reglos vor dem großen Feuer lag, das sie ihr zu Ehren entzündet hatten und das ihr den Weg in die andere Welt zeigen würde.
Aber er konnte das einfach
nicht mehr sehen. Er wollte das nicht
mehr sehen. Also wandte er sich ab und ging davon.
‚Ich kann nicht
fassen, dass du fortgegangen bist. Du hast gesagt, dass du mich hier brauchst,
aber eigentlich bin ich es, der dich hier braucht. Dass du jetzt nicht mehr da bist,
ist einfach nicht richtig. Ich bin
es, der vor dir hätte sterben sollen. Ich bin dein Vater und Eltern sollten ihre Kinder doch nicht überleben! Du hattest noch dein ganzes Leben vor dir! Es ist einfach nicht fair!‘
Er hatte es
nicht einmal wahrhaben wollen. Hatte sich eingeredet, dass sie ihn bald wieder
ansehen und für ihn lächeln würde, aber das hatte sie nicht getan. Er hatte sie
an sich gedrückt, hatte sie nie wieder gehen lassen wollen, aber sie hatten sie
ihm schließlich weggenommen. Er hatte gedacht, dass sie ihm das Herz aus dem
Leib reißen würden, als sie das getan hatten. Als hätte man ihm die Luft zum
Atmen genommen. In diesem Moment hatte er nur noch sterben wollen. Zu seiner
Tochter gehen. In die andere Welt. Er hätte alles getan, um ihr das Leben
wiederzugeben. Hätte mit Freuden sein Leben für ihres gegeben. Aber es war sinnlos. Sie
würde nie wieder zu ihm zurückkehren, egal, was er auch tat.
‚Was sollen wir nur
ohne dich machen? Was soll ich nur
ohne dich machen?‘
Er schlug
frustriert gegen die Wand, die er nur verschwommen wahrnahm, fühlte die raue
und kalte Oberfläche und sank schließlich nieder. Was hätte er nur dafür
gegeben, die Wut spüren zu können, die er früher so sehr verabscheut hatte. Alles war besser, als die Leere in ihm, die nur Diana sich die Mühe gemacht
hatte zu vertreiben.
Er konnte nicht mehr. Er wollte nicht mehr. Die Welt
schien um ihn herum zusammenzubrechen. Stück für Stück. Sein Atem ging
schneller, stoßweise. Ihm war heiß, obwohl der Schnee eiskalt an seinen
Knien war. Er wollte schreien, aber kein Laut verließ seine Kehle. Wollte
weinen, aber da war einfach nichts mehr in ihm. Er war leer. Zerbrochen. Gefangen
in einer Welt aus Dunkelheit, Verzweiflung und dem alles verschlingenden
Nichts.
„Tann?“, drang
eine rettende Stimme in sein Gefängnis und er schaffte es noch einmal, sich zu befreien.
Er war sofort wieder auf den Beinen. Ganz automatisch,
wie er es die letzte Zeit immer wieder getan hatte, versteckte er, was in ihm
vorging. Versteckte seine Schwäche, die niemand sehen sollte.
Er brauchte dennoch eine ganze Weile, bis er erkannte, wer da vor ihm stand. Es war Lu.
Er brauchte dennoch eine ganze Weile, bis er erkannte, wer da vor ihm stand. Es war Lu.
„Tann, wenn du
über Diana reden willst, bin ich gerne für dich da“, bot der Schamane an. „Ich
bin immer für dich da, wenn du jemanden brauchst, mit dem du reden kannst.“
Er wollte aber
nicht reden. Er wollte, dass es fortging. Diese Schwäche. Die
Trauer. Die Verzweiflung und die Leere. Er wollte doch einfach nur, dass Diana wieder bei ihm war.
„Danke, Lu,
aber das ist nicht nötig. Ich komme schon klar damit“,
zwang er sich schließlich zu sagen.
Lu antwortete
ihm nicht. Er stand einfach nur da und sah ihn eine Weile an, während sich Tann
wünschte, dass er einfach verschwinden und ihn allein lassen würde. Er wollte
nicht, dass man ihn so sah.
Doch statt zu gehen, war Lu im nächsten Moment an ihn
herangetreten und hatte ihn an sich gedrückt.
„Du solltest
deine Tränen nicht immer verstecken, Tann. Es ist in Ordnung.“
Eine Hand auf
seinem Haupt, als wäre er kleines Kind, das von seinen Eltern getröstet werden
musste. Und da erkannte er, dass es auch so war. Er war kein Kind mehr, aber
allein die Anteilnahme des Anderen ließ den Damm, den er in sich aufgebaut hatte, zerbrechen.
Im nächsten Moment hatte er die Fäuste geballt und
endlich kamen die Tränen, die so lange ausgeblieben waren. Er schluchzte
erbärmlich und ungeniert, aber es war ihm egal. Es fühlte sich so verdammt
befreiend an.
Als Lu sich schließlich wieder von ihm zurückzog, war er
das erste Mal seit langem wieder in der Wirklichkeit. Fühlte die Kälte auf der
Haut und die Schwere seines Körpers. Obwohl seine Nase verstopft war und seine
Augen fürchterlich brannten, fühlte er sich das erste Mal seit langem wieder lebendig.
„Ich werde die
Anderen darum bitten, noch einen Moment zu warten, bevor sie Diana zu Grabe
tragen“, hörte er Lu sagen. „Damit du dich in Ruhe von ihr verabschieden kannst.“
Tann wischte
sich über die Augen und brachte nur ein Nicken zustande. Erst, als Lu abdrehte,
schaffte er es, ein ersticktes „Danke“ hervorzubringen. Lu quittierte das mit
einem kurzen Lächeln, dann ging er von Dannen. Ließ ihn erneut in seiner
Einsamkeit zurück.
‚Dir muss doch fürchterlich kalt sein‘, konnte Tann nicht verhindern zu denken, als er wenig
später allein vor seiner Tochter im Schnee kniete.
Das war
natürlich Unsinn, das wusste er auch. Diana selber war bereits eiskalt und sie
würde nie wieder die Wärme des Lebens ausstrahlen, aber dennoch hatte Tann den
unheimlichen Drang, sein Hemd auszuziehen und seine Tochter damit zuzudecken.
Sie war so blass und kalt.
Doch alles, was er tun konnte, war, ihr einen letzten Abschiedskuss auf die Wange zu drücken.
Doch alles, was er tun konnte, war, ihr einen letzten Abschiedskuss auf die Wange zu drücken.
„Wir werden
dich nie vergessen, Diana. Mögest du eine sichere Reise in die Anderswelt
haben.“
Kurze Zeit später wurde Diana begraben, aber das
Leben ging trotzdem weiter.
Rahn hatte die nächste Zeit alle Hände voll mit dem
kleinen Jungen zu tun, den Diana ihm hinterlassen hatte. Obwohl Armin ihm
verboten hatte, sich zu überanstrengen, weil sein Herz immer noch unregelmäßig
schlug, wie er meinte, ließ Rahn sich von kaum jemandem helfen. Er tat alles
selber, was er konnte, sodass es eigentlich nur Lulu war, die ihm den kleinen
Nero ab und an mal abnahm, um ihn zu stillen.
„Ich danke
dir, dass du ihn immer fütterst“, sagte er gerade zu ihr, als sie drei Tage
später im Kinderzimmer standen und er seinen Sohn wieder an sich nahm.
Lulu lächelte
milde. „Das ist doch selbstverständlich. Das mache ich gerne.“
„Trotzdem… du
hast ja auch noch deinen eigenen Sohn zu füttern, deshalb…danke…“
Lulu antwortete
mit einem erneuten Lächeln, dann drehte sie sich um, um ihn allein zu lassen.
Meistens wechselten sie nie mehr als ein oder zwei Worte miteinander.
Rahn drückte seinen Sohn noch einmal an sich, sah ihm in
die Augen, die sich noch nicht dazu entschieden hatten, welche Farbe sie
annehmen sollten, und legte ihn dann in sein Bettchen. Der Junge gähnte
herzhaft und blinzelte ihm noch einmal müde zu, als er Lulu folgte und den Raum
verließ, dann war er auch schon mit vollem Bäuchlein eingeschlafen.
Sein Vater wollte am liebsten auch schlafen. Das
wollte er die letzte Zeit eigentlich andauernd. Ein Neugeborenes zu versorgen,
war wirklich anstrengender als er gedacht hatte. Vor allen Dingen, da Nero sich kurz nach der Geburt schon seine erste Erkältung eingefangen hatte. Doch das allein war es nicht,
was ihn so müde machte.
Da er heute aber noch einiges zu tun hatte, konnte er nicht schlafen und er ging nach draußen, um frische Luft zu schnappen und die Müdigkeit zu verscheuchen.
Da er heute aber noch einiges zu tun hatte, konnte er nicht schlafen und er ging nach draußen, um frische Luft zu schnappen und die Müdigkeit zu verscheuchen.
Doch kaum, dass er in den kalten Abend hinausgetreten und
ein paar Schritte gelaufen war, kam der Schmerz, der ihn seit Dianas Tod plagte, wieder zu ihm zurück und nahm ihm die Luft. Er stach
in seine Brust und beraubte ihm jeglicher Kraft. Hastig stützte er sich gegen
die Hauswand, um nicht umzufallen und einen Moment war er nur damit
beschäftigt, in langen und kräftigen Zügen zu atmen, bis der Schmerz langsam
wieder abebbte. Er war das leider schon gewohnt.
„Ist alles in Ordnung?“, schreckte ihn eine Stimme
plötzlich auf und er hatte alle Mühe, nicht zu zeigen, dass ein erneuter
Schmerz ihn durchfuhr. Als er sich umdrehte, kam Akara auf ihn zu. „Macht dein Herz dir noch immer Probleme?“
„Nein! Nein!
Ich bin nur etwas erschöpft“, wehrte er schnell ab. Dann zwang er sich ein
Lächeln auf die Lippen. „Sich um so ein kleines Kind zu kümmern, ist doch
anstrengender als ich dachte.“
Akara
betrachtete ihn einen Moment lang nachdenklich, bevor sie sagte: „Du
solltest wirklich mehr auf dich achtgeben, sonst verliert Nero bald auch noch
seinen Vater.“
„Das wird nicht
passieren!“, meinte Rahn entschieden. „Ich werde unser Kind nicht allein
lassen! Das habe ich Diana schließlich geschworen!“
Auch wenn er immer mehr mit seiner Kraft zu kämpfen
hatte, würde er nicht
sterben. Deshalb ließ er sie jetzt auch stehen und floh zu den Pinkelbüschen,
bevor Akara das sehen konnte.
Doch Akara bemerkte es natürlich. Es war offensichtlich.
Jeder, der nur ein bisschen genauer hinsah, konnte sehen, wie Rahn immer
schwächer wurde, er aber gleichzeitig kein Stück zurücktrat, um sich zu schonen.
Er war jeden Tag noch immer wach, wenn sie ins Bett ging
und alle anderen schon schliefen.
Und auch früh morgens war er jedes Mal schon lange vor ihr
wach.
Dabei aß er so gut wie gar nichts mehr, sodass sie ihn
immer wieder daran erinnern und ihn manches Mal sogar dazu zwingen mussten.
Doch selbst wenn er aß…
… aß er niemals sonderlich viel.
Wenn er so weitermachen würde, dann würde er jedenfalls
selber bald nicht mehr unter ihnen weilen.
Dann würde Nero auch noch seinen Vater verlieren.
_______________________
Hier weiterlesen -> Kapitel 71
Rahn hat schon ein schweres Schicksal. Zuerst wird er ungewollt Vater, weil Diana ihn unter Drogen setzt und missbraucht, und dann stirbt sie auch noch bei der Geburt. Lässt ihn allein mit ihrem Kind und einer Schuld, die Rahn sich selber gibt und die ihm so schwer zu schaffen macht, dass es sogar auf sein Herz schlägt.
Ich habe schon so einige traurige Sachen geschrieben, aber ich habe noch nie bei meinen eigenen Machwerken geweint. Aber als ich im Spiel die Szene gemacht habe, in der Tann sich von Diana verabschiedet, ist mir das das erste Mal passiert. Ich musste so weinen, weil mir das so nahe ging, wie Tann um seine Tochter getrauert hat =(... Und dazu habe ich auch noch die ganze Zeit das Lied oben gehört, das ich gepostet habe (ich mag zwar nicht, was sie mit Jaina in WoW gemacht haben, aber ich mag das Lied sehr). Da geht es zwar um etwas anderes, aber auch um Vater und Tochter, und jetzt muss ich jedes Mal an Tann und Diana denken, wenn ich es höre.
Tann hat jetzt jedenfalls auch noch seinen letzten Anker verloren, wenn man das so sagen kann. Ob er das wohl überstehen wird?
Nächstes Mal dann werden die vier Kleinkinder aber erstmal endlich zu Kindern.
Abschließend habe ich Nero und Regna bei den Charakteren übrigens hinzugefügt.
Bis also dann in Generation 4! Danke fürs Vorbeischauen, und ich verabschiede mich!
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Rahn hat schon ein schweres Schicksal. Zuerst wird er ungewollt Vater, weil Diana ihn unter Drogen setzt und missbraucht, und dann stirbt sie auch noch bei der Geburt. Lässt ihn allein mit ihrem Kind und einer Schuld, die Rahn sich selber gibt und die ihm so schwer zu schaffen macht, dass es sogar auf sein Herz schlägt.
Ich habe schon so einige traurige Sachen geschrieben, aber ich habe noch nie bei meinen eigenen Machwerken geweint. Aber als ich im Spiel die Szene gemacht habe, in der Tann sich von Diana verabschiedet, ist mir das das erste Mal passiert. Ich musste so weinen, weil mir das so nahe ging, wie Tann um seine Tochter getrauert hat =(... Und dazu habe ich auch noch die ganze Zeit das Lied oben gehört, das ich gepostet habe (ich mag zwar nicht, was sie mit Jaina in WoW gemacht haben, aber ich mag das Lied sehr). Da geht es zwar um etwas anderes, aber auch um Vater und Tochter, und jetzt muss ich jedes Mal an Tann und Diana denken, wenn ich es höre.
Tann hat jetzt jedenfalls auch noch seinen letzten Anker verloren, wenn man das so sagen kann. Ob er das wohl überstehen wird?
Nächstes Mal dann werden die vier Kleinkinder aber erstmal endlich zu Kindern.
Abschließend habe ich Nero und Regna bei den Charakteren übrigens hinzugefügt.
Bis also dann in Generation 4! Danke fürs Vorbeischauen, und ich verabschiede mich!
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