Neuigkeiten

Hallo und herzlich willkommen in meiner (Sims-)Wortschmiede!
Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen!
Neu hier? Dann hier anfangen.
Wulfgars Geschichte jetzt komplett online!

Mittwoch, 10. Oktober 2018

Kapitel 68 - Rahn und die Frauen



„Und vergesst nicht, dass ihr nichts schweres heben sollt!“, ermahnte Armin die beiden Frauen mit erhobenem Zeigefinger.
     Der alte Medizinmann hatte darauf bestanden, dass die beiden Schwangeren in regelmäßigen Abständen zu ihm kamen, damit er sich vergewissern konnte, dass alles in Ordnung bei ihnen war. Das hatte er bislang bei allen Schwangeren getan und vor allen Dingen Jana war doch sehr genervt davon gewesen.
     „Dir muss ich das ja eigentlich nicht sagen, Lulu, aber das gilt natürlich auch für dich.“
     Lulu, mit den Gedanken scheinbar ganz woanders, zuckte zusammen, als sie angesprochen wurde und konnte nur ein Nicken hervorbringen.
     „Keine Sorge, wir sind schon vorsichtig“, sprang Diana für sie ein und lenkte Armins Aufmerksamkeit von ihr ab.
     Der Medizinmann warf ihr ein warmes Lächeln zu, dann erinnerte er sie daran, wann er sie das nächste Mal sehen wollte, bevor er sie allein ließ.


Als er fort war, bemerkte Diana, dass Lulu sie dankbar ansah. Sie erwiderte den Blick und beide Frauen lächelten einen Moment lang voller Verbundenheit, bevor die Ältere abdrehte, um zu ihrer Familie zurückzugehen, die die ganze Zeit über im Hintergrund auf sie gewartet hatte.
     Seitdem Diana schwanger war, hatte sie das erste Mal wirklich mit Lulu zu tun gehabt, die inzwischen ihr drittes Kind erwartete. Und die Schwangerschaft hatte beide Frauen irgendwie zusammengeschweißt. Diana fühlte sich Lulu jedenfalls momentan verbundener als sonst wem. Das lag vielleicht auch daran, dass Lulu nicht nur Mutter wurde wie sie, sondern sie auch so allein war wie sie.


Naja, eigentlich konnte man bei Lulu nicht wirklich von allein sprechen, da sie ja Wulfgar hatte. Wulfgar gehörte zwar zu Lu, aber wenn Diana es nicht besser gewusst hätte, hätte man beinahe meinen können, dass er und Lulu die eigentlichen Gefährten waren. Sie küssten sich zwar nicht und taten auch sonst nichts, was Liebende tun, aber Diana war sich ziemlich sicher, dass Lulu etwas für Wulfgar übrig hatte. Er war ja auch überaus fürsorglich und aufmerksam zu ihr. Vor allen Dingen während ihrer Schwangerschaft war er das. Das war er schon bei Leif gewesen und das war er auch jetzt wieder. Diana war schon ein bisschen neidisch darauf.
     Es war nicht so, dass Rahn sich nicht um sie kümmerte. Im Gegenteil. Er war manchmal so um sie und ihr Kind besorgt, dass sie kaum einen Finger krümmen konnte, ohne, dass er Angst hatte, dass sie sich übernahm. Es ging ihr, ehrlich gesagt, schon ein bisschen auf die Nerven.
     Aber im Gegensatz zu Lulu und Wulfgar hatten sie und Rahn keine tiefe Bindung zueinander. Lulu und Wulfgar hatten Leif, sie waren bereits eine Familie, und sie verstanden sich auch abseits davon sehr gut miteinander. Sie waren Freunde. Das konnte man von ihr und Rahn nicht behaupten. Sie hatte bis zu dem Tag, an dem sie von der Klippe ins Meer gefallen war ja kaum etwas mit dem zurückhaltenden Mann zu tun gehabt. Sie hatte gehört, dass er mit Jana viel zu tun gehabt hatte, als sie ein Kind gewesen war. Er hatte ihr wohl die Grundlagen der Jagd beigebracht. Als sie Jana danach gefragt hatte, hatte die auch zugegeben, Rahn damals für sich haben zu wollen. Er war ein guter und starker Mann. Aber ihr Herz hatte letztendlich dennoch an Aan gehangen.


Ihres hingegen hing noch immer an Rahn und das machte es doppelt schwer für sie, mit ihm zu tun zu haben. Er bemühte sich wirklich rührend um sie, er versuchte sein Bestes, aber es war eben nicht nur für sie eine schwierige Situation. Sie hatte ihn belogen, missbraucht, und damit jegliche Chance zunichte gemacht, die sie jemals miteinander gehabt hätten. Sie glaubte momentan jedenfalls nicht daran, dass er ihre Gefühle jemals erwidern würde. Da würde auch ihr Kind wahrscheinlich nichts daran ändern.
    Diana seufzte schwer und schob die Gedanken beiseite. Rahn wartete draußen bestimmt wieder auf sie – so wie immer – und er würde sie bestimmt sofort wieder belagern und mit Fragen darüber Löchern, ob es ihr und dem Kind gut ging – wie immer. Er ließ sie keine drei Schritte vom Hof gehen, aus Angst, dass ihr etwas geschehen könnte. Aber momentan wollte sie ihn und seine überfürsorgliche Art einfach nicht um sich haben.


Als sie den Blick schweifen ließ, bemerkte sie ihren Vater, der gerade mit Malah in dem Raum, in dem die Kinder schliefen, am Boden saß und munter auf das kleine Mädchen einredete. Sie überlegte nur kurz, ob sie zu ihm gehen sollte. Wenn Rahn nicht bei ihr war, war es immerhin meistens er, der sie bewachte. Dann jedoch entscheidet sie sich dafür. Ihr Vater sah in letzter Zeit so verdammt einsam aus, dass es ihr das Herz brach.


„Dich findet man aber auch immer hier, wenn Malahs Eltern gerade nicht da sind“, kicherte sie.
     Ihr Vater sah tatsächlich einen Moment lang ertappt aus, dann aber stahl sich ein Lächeln auf sein Gesicht, als er sie sah. Sofort war er auf den Beinen und winkte ihrem Bauch zu. Er hatte mit einem Mal dasselbe Leuchten in den Augen, das auch Rahn jedes Mal hatte, wenn es um das Kind ging, das in ihr heranwuchs. Glücklicherweise hatte er irgendwann aber aufgehört, sie ununterbrochen nach ihrem Befinden zu fragen, als sie ihn höflich darum gebeten hatte – im Gegensatz zu Rahn.


„Ich glaube, Elrik sieht es auch nicht so gern, wenn ich mit Malah zu tun habe“, erzählte er, als er mit Winken fertig war, und sein Lächeln wurde gequält. „Deshalb wäre ich dir sehr bedankt, wenn du es ihm nicht erzählst, dass ich jede Gelegenheit nutze, mit meiner kleinen Enkelin zu spielen, wenn er nicht da ist.“
     „Ach, natürlich!“, versprach Diana. „Aber denkst du immer noch, dass Elrik sauer auf dich ist?
    „Ich denke es nicht; ich weiß es. Ich weiß auch, was du gesagt hast, und ich bin dir dankbar, dass du mich aufheitern wolltest, aber ich sehe einfach, wie es ist. Er will nichts mehr mit mir zu tun haben.“
     „Er weiß nur nicht, wie er mit dir umgehen soll, das ist alles.“
     „Es ist nicht nur das. Er ist sauer. Und das kann ich ihm auch nicht verübeln. Wegen mir hat ihn seine Frau verlassen.“
     „Du solltest dir nicht die Schuld daran geben“, schlug Diana aus. „Hast du schon mal daran gedacht, dass Elrik vielleicht selber daran schuld ist, weil er Akara immer allein gelassen hat? Wenn zwischen ihnen alles gut gelaufen wäre, hättest du gar keine Chance bei ihr gehabt. Als ich mit ihr geredet habe, hat sie auch nur von dir gesprochen. Elrik hat sie mit keinem Wort erwähnt. Deswegen glaube ich, dass er selber daran schuld ist.“
     „Vielleicht. Aber wenn ich mich nicht eingemischt hätte, hätte Elrik vielleicht mehr Zeit gehabt, seine Familie zu retten.“
     „Soll ich mal mit ihm reden?“, bot Diana an.
     Da verirrte sich wieder ein Schmunzeln auf Tanns Gesicht. „Das ist lieb von dir, Diana, aber nein. Das ist etwas, das ich selber regeln muss.“


Dann breitete sich ein eigentümliches Schweigen zwischen ihnen aus. Normalerweise hatten sich Vater und Tochter immer etwas zu sagen. Doch Tann versank in seine ganz eigenen Gedanken und Diana musste ganz schön lange nach den richtigen Worten suchen, bevor sie fortfahren konnte.
     „So… was hältst du eigentlich von Akara? Sie ist ziemlich nett, finde ich.“
     Ein skeptischer Blick traf sie, bevor Tann wieder schmunzelte. Diana war die Einzige, die ihn überhaupt noch dazu brachte, war es ihm manchmal. „Du hast dich mit ihr angefreundet, was? Ich habe schon gesehen, dass ihr in letzter Zeit unzertrennlich seid.“


Diana grinste ertappt, aber sie kam nicht mehr dazu, etwas zu sagen, da sich in diesem Moment Rahn an sie heranschlich.
     „Diana, da bist du ja! Ich habe mich gefragt, wo du bist. Geht es dir nicht gut?“, fragte er heute schon zum unzähligsten Male.
     Diana hätte ihm am liebsten gesagt, dass höchstens er es war, der sie noch zu Tode erschreckte und/oder nervte, aber stattdessen rang sie sich ein Lächeln ab und antwortete: „Doch. Es ist alles bestens.“
   

Rahn lächelte erleichtert und danach hatten sie sich nichts mehr zu sagen. Es machte sich eine unbehagliche Stille breit, die nur ab und an von Leifs Klatschen oder Jades Trommelspiel unterbrochen wurde, das das kleine Mädchen mit Inbrunst spielte, seitdem sie gesehen hatte, dass ihr Vater ein leidenschaftlicher Trommler war.


Tann, der eigentlich alles andere wollte als seine geliebte Tochter mit Rahn allein zu lassen (auf den er doch ganz schön sauer war), war glücklicherweise umsichtig genug, sich zurückzuziehen. „Ich denke, ich werde mal kurz austreten gehen. Passt ihr solange auf die Kleinen auf, ja?“
     Rahn und Diana nickten. Aber erst, als Tann schon auf halbem Weg nach draußen war, kehrte das Leben in ihre brachliegende Unterhaltung zurück.


„Tut mir leid, ich wollte nicht stören“, begann Rahn.
    „Schon gut. Ich wollte meinen Vater nur mit Akara verkuppeln, aber ich glaube, dass er noch nicht bereit dafür ist.“
     Diana hatte die letzte Zeit angefangen, sich Rahn anzuvertrauen, weil sie sonst Angst hatte, die meiste Zeit zu schweigen, wenn er den Wachhund für sie spielte. Ihm schien das ja nichts auszumachen, die ganze Zeit still zu sein, aber ihr schon. Er war jedenfalls ein guter Zuhörer. Er verurteilte sie nicht und lachte auch nicht über ihre Ängste oder ihre Wünsche, wie es Tanja immer getan hatte. Wenn man es so wollte, war er ein wesentlich besserer Freund als sie. Nur, dass da noch immer diese Barriere zwischen ihnen war, die verhinderte, dass sie wirklich Freunde sein konnten.


Rahn bückte sich nun, um Jade hochzunehmen, die gerade ihr Spiel unterbrochen hatte und jetzt aufmerksamkeitsfordernd an seinem Hosenbein zog. „Naja, ich glaube auch nicht, dass es momentan so eine gute Idee ist. Tann ist mit dem Herzen noch immer bei meiner Schwester.“
     „Ja, schon, aber Akara tut mir so leid.“
     „Das kann ich verstehen. Aber es funktioniert im Leben nun einmal leider nicht immer so, wie wir das wollen.“
    Das war für Diana wie ein Schlag mit der Schuldkeule. Sofort fielen ihre Mundwinkel hinab. Als Rahn das merkte, lachte er. Jade, die inzwischen genug davon hatte, gekitzelt zu werden, wollte jetzt wieder runter, also ließ er sie.


„Mach nicht so ein Gesicht. So war das nicht gemeint. Ja, es war nicht richtig, was du getan hast, aber“, er zögerte und dann war er an sie herangetreten und hatte eine Hand auf ihren inzwischen deutlich gewölbten Bauch gelegt, was ihr heiß werden ließ, „es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass ich mich inzwischen nicht darauf freue, Vater zu werden. Ich habe mir immer eine eigene Familie gewünscht, weißt du.“    
      Dann zog er sich, zu Dianas Bedauern, wieder zurück.
     „Wirklich?“, fragte sie überrascht. „Dann… weshalb hast du dir nie eine Frau gesucht?“
     „Tja“, war alles, was Rahn ihr schulterzuckend antwortete.
     „Hast du meine Mutter so sehr geliebt, dass du danach keine andere mehr wolltest?“
    Jetzt war es an Rahn, überrascht auszusehen. „Du weißt davon?“ Als Diana nickte, gab er zu: „Nun, es war schon schwer für mich, als sie mich abgewiesen hat, aber das ist lange her.“


„Hattest du danach nie eine Frau?“
     „Nein.“
     Ein erneuter Schlag mit der Schuldkeule. „Oh, Rahn! Das tut mir leid! Ich wollte nicht… ich meine…“
     „Entschuldige dich doch nicht dauernd! Es ist nicht so, dass ich keine Gelegenheit dazu hatte. Ich wollte nur nicht. Ich wollte auf die Richtige warten, selbst wenn das bedeutete, dass ich allein bleiben werde.“
     „Oh, es gab also Frauen, die an dir interessiert waren? Ich habe mich schon gewundert, weil du ja eigentlich“, sie stockte und fuhr dann verlegen fort, „ein guter Kerl bist. Und gutaussehend.“


Sie hatte alle Mühe, nicht rot zu werden, also warf sie hastig in den Raum: „Darf ich dich was fragen?“
     „Was denn?“
     „Ist an dem Gerücht eigentlich etwas dran, dass du und Anya… naja, du weißt schon, dass da mal was zwischen euch war?“
     Rahn sah einen Moment aus, als hätte er sich verhört, dann aber quälte er sich ein Lächeln auf die Lippen. „Naja, nicht wirklich.“
     „Erzähl doch mal! Was ist da passiert?“
     Es war ein offenes Geheimnis, über das sich verschiedene Leute im Stamm schon seitdem es passiert war, dass Rahn ohne Anya vom Ahn-Stamm zurückgekehrt war, die Köpfe zerbrachen. Man war aber allgemein der Meinung, dass er ihr den Hof gemacht hatte, von ihr aber abgewiesen worden war. Aber niemand hatte es je gewagt, die beiden Beteiligten selber zu fragen, was denn nun eigentlich wirklich zwischen ihnen passiert war.
    Rahn sah aber auch nicht so aus, als ob er darüber sprechen wollte. „Vielleicht solltest du sie das selber fragen“, sagte er nach langem Überlegen schließlich. „Ich fühle mich nicht so gut dabei, über andere zu reden, wen die nicht dabei sind.“
     Diana nickte verständnisvoll, auch wenn sie natürlich etwas enttäuscht war.


Deshalb ging sie kurz darauf auch nach draußen, wo sie Anya vermutete, und fragte kurzerhand die, als sie aus den Pinkelbüschen zurückkehrte. Und glücklicherweise hatte Anya wohl weniger Probleme damit zu erzählen.
     „Oh, Rahn? Ja, der ist echt klasse, nicht wahr?“ Sie stockte und fragte dann: „Du warst doch die, die schwanger von ihm war, oder?“
     ‚Zerstreut wie eh und je‘, dachte Diana, begnügte sich aber mit einem Nicken.
    Und da schweifte Anya in ihre eigenen Erinnerungen ab.


‚Ich habe es immer gehasst, was Vater mit mir gemacht hat, aber anfangs dachte ich, dass es normal ist. Dass er das tut, weil er mich liebt. Aber ich habe ihn trotzdem gehasst. Ich fand es so unfair, dass ich das durchmachen musste, während er Akara in Ruhe ließ. Ich wollte nicht, dass er Akara wehtut wie mir, aber ich wollte auch nicht, dass er mir wehtut.
     Heute weiß ich, dass es keine väterliche Liebe war, die Vater für mich empfand. Dass ich nichts tun muss, was ich nicht will, um trotzdem etwas wert zu sein. Trotzdem jemandem etwas zu bedeuten. Ich würde ja gerne sagen, um geliebt zu werden, aber ich weiß ja, dass Elrik mich nicht liebt. Aber er schätzt mich, das weiß ich, und er braucht mich. Und ich brauche ihn. Eines Tages werde ich es schon noch schaffen, ihn für mich zu erobern.


Dennoch war es nicht Elrik, der ihr klargemacht hatte, dass das, was ihr Vater ihr antat, falsch war. Es war Rahn gewesen. Der Mann, den sie erstmals an einem sonnigen Tag am Strand getroffen hatte. Er war ihr natürlich aufgefallen. Er war hübsch und sie hatte schon viele hübsche Männer gehabt.
     ‚Weil ich dachte, dass es Liebe ist, wenn ich mit ihnen tat, was Vater mit mir tat. Ich kannte ja nichts anderes.‘


Sie hatte Rahn ein zweites Mal getroffen, als sie gerade davongelaufen war. Normalerweise hatte sie ihre Tränen, ihren Schmerz, alles, was in ihr vorging, immerzu unter Verschluss, aber jedes Mal, wenn ihr Vater wieder zu ihr gekommen war, konnte sie das nicht mehr länger verstecken. Dann lief sie davon und versteckte sich. Vor ihm. Vor allen anderen. Manchmal ging sie auch zu anderen Männern, um in ihren Armen Schutz und Vergessen zu suchen.


Rahn hatte sie zufällig gefunden, als sie in solch einer verzweifelten Situation gewesen war und natürlich hatte sie ihren Schmerz wieder in sich verschlossen und sich stattdessen an ihn rangemacht. Aber er hatte sie abgewiesen.
     ‚Der erste Mann, der nicht gewollt hatte. Stattdessen hat er meine Tränen gesehen und mich gefragt, was los ist. Warum ich mich ihm anbot, obwohl ich es gar nicht wollte.‘
     Doch Anya hatte ihm nur das geantwortet, was sie auch später Elrik einmal gesagt hatte: „Weil es das Einzige ist, wofür ich da bin.“


Rahn hatte natürlich weiter nachgefragt, aber da hatte Anya Angst bekommen und war davongelaufen.     


Er hatte auch danach noch ein paarmal versucht, mit ihr zu reden, aber sie hatte ihm nie mehr geantwortet. Erst, als sie erfahren hatte, dass Elrik, der, von dem sie sich erhofft hatte, dass er genug Macht besaß, um sie zu beschützen, Akara anstatt ihrer gewählt hatte und sie weggelaufen war, hatte sich das geändert. Damals, als sie erkannt hatte, dass sie weiterhin eine Gefangene ihres Vaters bleiben würde und sie keine Kraft mehr gehabt hatte, die Aussicht darauf zu ertragen.


Rahn hatte gesehen, wie sie weggelaufen war und er war ihr gefolgt. Er hatte sich erneut um sie gesorgt. Und diesmal hatte sie sich ihm anvertraut.
     ‚Ich werde nie vergessen, wie erschrocken er ausgesehen hat. Und wie er sagte: „Es ist falsch, was dein Vater mit dir macht. Niemand sollte einem anderen so etwas antun.“.‘


Rahn hatte ihr versprochen zu helfen und das hatte er getan.


Er hatte vielleicht nicht ihren Vater aus dem Weg geräumt…


…und er war es auch nicht gewesen, der sie später zum Ahn-Stamm in Sicherheit gebracht hatte…


... oder der sie aufgenommen und ihr klar gemacht hatte, dass sie nichts geben musste, um etwas wert zu sein...


…aber allein dass er für sie da gewesen war und ihr aufgezeigt hatte, dass ihr Vater ihr etwas Schreckliches antat, war von unschätzbarem Wert für sie. Der erste Mensch, der das jemals für sie getan hatte. Es war etwas, das sie nie vergessen würde.


Sie wusste auch, wie sehr sie ihn in einen Gewissenskonflikt gestürzt hatte, als sie ihn gebeten hatte, mit niemandem darüber zu reden.


Dass er lange mit sich gekämpft und gehadert hatte, ihren Vater umzubringen. Das war etwas, dass sie nie wieder gutmachen würde können.


„Und?“, brachte Dianas Stimme sie in die Realität zurück.
     „Oh, ich war voll in Rahn verknallt“, gab Anya unumwunden zu. „Er ist ja auch echt super. Aber er wollte nix von mir. Er hat gesagt, dass wir uns ja gar nicht wirklich kennen und dann sagte er, dass er trotzdem gern für mich da ist. Aber ich dachte, es ist besser, wenn er das von da an nicht mehr ist. Und das war auch gut so. Jetzt hab ich ja Elrik und Elrik ist spitzenklasse!“
     Und so musste Diana feststellen, dass die allgemeine Auffassung, dass Anya einst Rahns Herz gebrochen hatte, falsch gelegen hatte.

                                                                          
‚Es ist so merkwürdig, schwanger zu sein‘, dachte Diana am Ende des Tages, als sie mit einem zärtlichen Blick die Hand auf ihren Bauch legte. ‚Plötzlich nicht mehr allein im eigenen Körper zu sein. Dich zu spüren. Jede deiner Bewegungen. Da! Da tust du es schon wieder. Du bist heute aber ganz schön agil, mein kleiner Liebling.
     Weißt du, ich bin, ehrlich gesagt, richtig froh, dass du da bist, auch wenn es falsch war, wie du entstanden bist. Und ich bin so – so – froh, dass dein Vater sich auch auf dich freut. Er ist ein guter Mann, weißt du. Unvergleichlich. Ich habe noch niemals jemanden mit so einem großen Herzen getroffen. Und er redet beinahe ununterbrochen von dir. Was du wohl für ein Junge wirst oder ein Mädchen. Ich hoffe wirklich, dass du ihn auch weiterhin so glücklich machen wirst, wie du mich glücklich machst.
    Ich kann es kaum erwarten, dass du geboren wirst. Ich liebe dich schon jetzt mehr als alles andere auf der Welt, mein kleiner Liebling!‘
______________________ 

Hier weiterlesen -> Kapitel 69

Eigentlich wollte ich die Frage, was jetzt zwischen Rahn und Anya passiert ist, mit einem Zweizeiler von Anya beantworten, aber da ihr euch so sehr dafür interessiert habt, habe ich es ein bisschen ausgebaut. Auch wenn ich mich ziemlich in den... ähhh... sprichwörtlichen Haaren mit der Szene hatte. Ich habe sie mindestens fünfmal angefangen zu schreiben und war einfach nicht zufrieden. Bin's immer noch nicht, aber es hat auch einfach viel zu wenig hergegeben, um einen richtigen Rückblick draus zu machen. Wie gesagt, sollte nie so eine große Sache sein. Ich hoffe, man versteht es trotzdem alles x.x.

Nächstes Mal dann geht die Geburt bei Diana los und wir verabschieden uns erneut von jemandem.

Bis dahin, danke fürs Vorbeischauen und ich verabschiede mich!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen