‚Nein, nein, nein!
Nicht schon wieder! Das kann nicht schon wieder passieren! Ich kann doch nicht
noch eine Tochter verlieren!‘
Tanns Gedanken
rasten, als er Armins Worte vernahm, und als Tanja jetzt das Schreien anfing, ergriff
eine unglaubliche Machtlosigkeit von ihm Besitz.
Sein Blick wanderte von dem alten Medizinmann zu seiner
Tochter, die auf dem Boden hockte und ihr Bein umklammert hielt, als würde das
irgendetwas ändern. Ihre Hand war viel zu klein, um die schwelende Wunde zu
verstecken, die inzwischen beinahe ihren gesamten Unterschenkel erfasst hatte.
Tanna war die Erste, die aus der Schreckstarre erwachte,
in die die Schreckensnachricht sie alle versetzt hatte.
„Was soll das
heißen, sie wird daran sterben? Es ist doch nur eine Wunde am Bein!“, sagte sie. Sie musste ihre Stimme heben, um überhaupt gegen Tanjas anhaltenden
Schrei anzukommen, der Tann von
innen zu durchbohren schien.
„Ja, und es
war einmal „nur“ ein kleiner Biss. Aber jetzt ist da überall Eiter und der hat
sich so weit ausgebreitet, dass es mich wundert, dass sie überhaupt noch laufen kann. Wäre sie sofort zu mir gekommen, dann hätte ich ihr vielleicht
helfen können, aber so“, er schüttelte den Kopf, „wird es sich immer weiter
ausbreiten. Sie wird irgendwann nicht mehr laufen können. Dann wird sie immer
schwächer werden. Und schließlich wird sie sterben.“
„Du musst doch was machen können!“, beharrte Tanna. „Kannst du ihr nicht einfach das
Bein abschneiden? Dort, wo es krank ist?“
Da hörte
Tanja plötzlich zu schreien auf und starrte den Medizinmann stattdessen mit großen Augen
bangend an.
„Nun, ja...
ich könnte das tun, aber…“
„Dann mach es!“,
unterbrach Tanna ihn barsch.
„Du verstehst
nicht“, erwiderte Armin ernst. „Ich habe so etwas schon zweimal versucht, aber
ich muss dir sagen, dass die Leute, bei denen ich das machen musste, verblutet
sind. Du solltest ihr lieber die Zeit lassen, die sie noch hat.“
Da kehrte der Schrecken auf Tannas Gesicht zurück, der
Tanja nie verlassen hatte. Doch diesmal blieb die Jüngere ruhig. Die harsche
Realität, dass sie in absehbarer Zeit sterben würde, hatte sie letztendlich
doch erreicht. Egal, wie sehr sie sich auch dagegen wehren mochte, es würde
nichts ändern.
Während sich
der Schrecken und das Bedauern wie eine schwere Decke auf die Anwesenden legten, war es nun Elrik, der
sich zu Wort meldete und mehr zu sich als zu den Anderen sagte: „Das kann nicht sein! Es muss einen Weg geben!“
Ohne ein weiteres Wort der Erklärung drehte er ab
und verließ fluchtartig das Haus. Doch keiner kümmerte sich darum.
Tanna hockte sich stattdessen zu ihrer Tochter und drückte sie behutsam an
sich, strich ihr beruhigend übers Haar, während diese bitterlich zu schluchzen begann.
Und Tann konnte nichts anderes tun als immer noch wie erstarrt dazustehen und der Szene wie ein passiver Zuschauer zuzusehen. Er fühlte sich so verdammt ohnmächtig. So machtlos.
Und Tann konnte nichts anderes tun als immer noch wie erstarrt dazustehen und der Szene wie ein passiver Zuschauer zuzusehen. Er fühlte sich so verdammt ohnmächtig. So machtlos.
Als Elrik schließlich zurückkehrte, brachte er Anya, Akara, Wirt und Cain mit sich. Letzterer nahm gerade vor der Todgeweihten Platz, während die Anderen um sie herum Aufstellung bezogen hatten.
„Darf ich mir
das mal ansehen, junge Dame?“, fragte er Tanja höflich.
Tanja zögerte zuerst, streckte dann aber vorsichtig ihr
rechtes Bein aus. Cain nahm es behutsam in seine Hand und untersuchte die verletzte Stelle eine
Weile schweigend.
„So wie ich das sehe, müssen wir es genau
unterhalb des Knies abtrennen“, verkündete er schließlich und er brachte Tanja
dazu, erschrocken ihr Bein zurückzuziehen.
„Also kannst du es machen?“, wollte Elrik wissen.
„Ich habe noch
niemals zuvor eine Amputation vorgenommen“, antwortete Cain ihm, während er
sich schwerfällig erhob, „aber ich habe zugesehen, als Dia es getan hat.“
„Das muss ausreichen. Kannst du es gleich tun?“
„Je früher, desto besser. Es wäre aber hilfreich, wenn Armin mir helfen würde.“ Als Armin nickte, wandte er sich an die anderen Anwesenden und sagte zu ihnen: „Jemand sollte sie während der Prozedur halten, und Akara, es wäre gut, wenn du ein wenig beruhigende Tinktur ansetzen würdest. Bringt am besten das stärkste Gebräu, das ihr habt. Dann brauchen wir noch Wasser, Stoff und ein Glüheisen, mit dem wir später die Wunde schließen werden. Sagt Griswold Bescheid, dass er eines heiß machen soll.“
„Je früher, desto besser. Es wäre aber hilfreich, wenn Armin mir helfen würde.“ Als Armin nickte, wandte er sich an die anderen Anwesenden und sagte zu ihnen: „Jemand sollte sie während der Prozedur halten, und Akara, es wäre gut, wenn du ein wenig beruhigende Tinktur ansetzen würdest. Bringt am besten das stärkste Gebräu, das ihr habt. Dann brauchen wir noch Wasser, Stoff und ein Glüheisen, mit dem wir später die Wunde schließen werden. Sagt Griswold Bescheid, dass er eines heiß machen soll.“
Bevor auch nur irgendwer sich ans Werk machen konnte, meldete sich Tanja, die inzwischen erschrocken aufgesprungen war, nun doch noch mal zu Wort. „Was… was soll
das werden?“, fragte sie und nicht nur ihre Stimme verriet ihre Angst.
„Ich
befürchte, wir werden dir einen Teil deines Beines abnehmen müssen, junge
Dame“, antwortete Cain ihr.
„Niemand wird mir
mein Bein abschneiden!“, versetzte Tanja wütend. „Ihr seid doch überhaupt erst
Schuld, dass ich verletzt wurde! Ihr…“
„Tanja! Reiß
dich zusammen!“, fuhr Tanna ihrer Tochter über den Mund.
„Nein! Ihr werdet mir mein Bein nicht abschneiden! Lasst
mich in Ruhe!“
Im nächsten
Augenblick machte die Kranke Anstalten, davonzulaufen, aber ihre Mutter war sofort zur
Stelle.
Sie stellte sich ihr in den Weg und packte sie energisch
an den Armen.
„Sei
vernünftig! Oder willst du etwa sterben?“
Doch Tanja war
die Vernunft längst abhandengekommen. Selbst die Angst vor dem Tod konnte ihr
die Angst davor, dass man ihr das Bein abschneiden würde, nicht nehmen.
Verzweifelt schreiend versuchte sie sich zu befreien. Doch es war vergeblich.
Tanna war stärker und sie hielt sie fest in ihrem Griff. Aber Tanja ließ sich
auch nicht so einfach niederringen.
Da wanderte Tannas Blick schließlich zu Tann, der erschrocken darunter zusammenzuckte. „Tann! Jetzt mach doch auch mal was!“
Da wanderte Tannas Blick schließlich zu Tann, der erschrocken darunter zusammenzuckte. „Tann! Jetzt mach doch auch mal was!“
Tann erwachte aus seiner Starre, aber es war ihm mehr als
zuwider, nun anzurücken und seine Tochter niederdrücken zu müssen. Elrik kam
ihm zu Hilfe und zusammen hielten sie die immer noch schreiende und sich heftig
wehrende Tanja am Boden fest. Es war alles so unwirklich. Alles so falsch.
Doch wenn er wollte, dass wenigstens diese seine Tochter
überlebte, musste es getan werden. Also hielt er sie weiter fest und ließ
Tanjas „Ich hasse dich“-Tiraden wortlos über sich ergehen.
Obwohl sie alle gedacht hatten, dass Tanja nicht noch
lauter würde schreien können, tat sie das kurz darauf, als es losging. Und es ging ihnen allen
durch Mark und Bein. Aber vor allen Dingen der immerzu ruhige Wirt war es, der
besonders darunter zu leiden hatte. Während Tanja den schlimmsten Augenblick
ihres Lebens durchmachte, hatte er das Gesicht in den Händen verborgen und
zitterte allein und leise wimmernd vor sich hin. Bis Anya schließlich darauf
aufmerksam wurde und sie ging, um ihren Bruder beruhigend in den Arm zu nehmen.
Als es schließlich vorbei war, war Tanja so schlaff und
leblos, als hätte die Tinktur erst jetzt zu wirken begonnen. Sie lag auf dem
Boden, in eine grobe Decke gehüllt, und starrte mit leeren Augen vor sich hin. Ein Teil
ihres rechten Beines, das vor kurzem noch da gewesen war, war einfach
verschwunden.
Während Tanna nichts anderes tun konnte, als darüber zu weinen, war Tann erneut in der Vergangenheit. Das Feuer hinter seiner Tochter, das dunkle Schatten in ihr Gesicht malte. Die leeren Augen. Er hatte das nie wieder sehen wollen, aber als Tanja jetzt zu seinen Füßen lag, war es ihm, als hätte er erneut eine Tochter verloren.
Und bald darauf musste er feststellen, dass es auch genau so war. Auch wenn Tanja nicht gestorben war.
Während Tanna nichts anderes tun konnte, als darüber zu weinen, war Tann erneut in der Vergangenheit. Das Feuer hinter seiner Tochter, das dunkle Schatten in ihr Gesicht malte. Die leeren Augen. Er hatte das nie wieder sehen wollen, aber als Tanja jetzt zu seinen Füßen lag, war es ihm, als hätte er erneut eine Tochter verloren.
Und bald darauf musste er feststellen, dass es auch genau so war. Auch wenn Tanja nicht gestorben war.
„Redet sie immer
noch mit niemandem?“
Elrik nahm den Blick von seiner Schwester, die nach wie vor mit der versteinert wütenden Miene
auf dem Baumstamm vorm Schuppen saß, die sie beinahe dauerhaft trug, seitdem
sie ihr das Bein amputiert hatten. Seine Mutter, die neben ihm stand,
schüttelte jetzt den Kopf. Wie so oft in letzter Zeit, sah sie bedrückt aus.
„Nein, und ich
habe keine Ahnung, wie ich sie erreichen soll.“
Elrik schwieg
einen Moment, bevor er sagte: „Ich habe Wirt gebeten, mal mit ihr zu reden,
wenn er nachher die Messungen fürs Holzbein vornimmt.“
„Glaubst du,
dass das helfen wird?“
„Nein, und ich
will auch nicht mit ihm tauschen müssen. Aber ich habe auch keine andere Idee
mehr.“
So kam es, dass kurz darauf Wirt auf dem Uruk-Hof
auftauchte und er die undankbare Aufgabe übernehmen durfte, mit Tanja zu reden.
Seitdem sie vor zwei Wochen ihren rechten Unterschenkel verloren hatte, war das redselige Mädchen ausgerechnet in eine Art Schweigestreik getreten. Jegliche Versuche, sie zu beschwichtigen, hatte sie ignoriert, ebenso wie alle logischen Argumente und Appelle an ihre Vernunft. Nicht einmal das neue Kleid, für das sie extra teuren Stoff bei Händler Alin erworben hatten, hatte sie versöhnlich gestimmt. Sie hatte es zwar angezogen, nachdem sie sich geweigert hatte, weiterhin die Farben ihres Vaters zu tragen, aber sie schwieg trotzdem nach wie vor beharrlich und bedachte ihre Umwelt nur mit ihrem vorwurfsvollen und wütenden Blick.
Seitdem sie vor zwei Wochen ihren rechten Unterschenkel verloren hatte, war das redselige Mädchen ausgerechnet in eine Art Schweigestreik getreten. Jegliche Versuche, sie zu beschwichtigen, hatte sie ignoriert, ebenso wie alle logischen Argumente und Appelle an ihre Vernunft. Nicht einmal das neue Kleid, für das sie extra teuren Stoff bei Händler Alin erworben hatten, hatte sie versöhnlich gestimmt. Sie hatte es zwar angezogen, nachdem sie sich geweigert hatte, weiterhin die Farben ihres Vaters zu tragen, aber sie schwieg trotzdem nach wie vor beharrlich und bedachte ihre Umwelt nur mit ihrem vorwurfsvollen und wütenden Blick.
Den bekam auch
Wirt zu spüren, als er nun vor ihr zum Stehen kam. Einen Moment nur starrte sie ihn in Grund und Boden, dann sah
sie wieder an ihm vorbei, als wäre er gar nicht da.
Da Tanja diesmal still blieb, musste Wirt den ersten Schritt tun, aber er brauchte eine ganze Weile, bis er sich dazu überwinden konnte, zu sagen: „Elrik hat mich gebeten, mit dir zu reden. Aber ich
weiß nicht, was ich dir sagen soll. Es ist schwer, sein Bein zu verlieren. Aber
deswegen kriegst du ja ein Holzbein. Damit du wieder laufen kannst.“
Obwohl er es
so monoton aufsagte wie alles, was er von sich gab, traf er damit wohl
irgendeinen Nerv bei Tanja. Nachdem sie zwei Wochen gefährlich still gewesen
war, brach sie jetzt aus.
„Was weißt du denn
schon?“, fauchte sie. „Du hast doch keine Ahnung, wie ich mich fühle! Ein
Holzbein? Dass ich nicht lache! Kein Stück Holz wird mein Bein ersetzen können!
Hau ab!“
Bevor Wirt
auch nur die Chance erhielt, sich zurückzuziehen, trat sie ihm mit voller Wucht
gegen sein linkes Bein. Sie war so neidisch, so wütend, dass alle anderen noch
ihre beiden Beine hatten, während sie das ihre verloren hatte.
Doch unter ihrem ungläubigen Blick gab Wirts Bein
plötzlich nach und flog in hohem Bogen davon. Einen Moment stand er noch auf
einem Bein und kämpfte um sein Gleichgewicht, aber schließlich verlor er und
fiel zurück auf den Hosenboden. Sein linkes Hosenbein war zwar unter dem, was
noch von seinem Bein übrig war, eingeklemmt, sodass man es nicht sicher sagen
konnte, aber dennoch war es offensichtlich, dass auch Wirt ein Bein verloren
hatte.
Als er schließlich nach seinem eigenen Holzbein
gefischt und es wieder befestigt hatte, erlangte Tanja ihre Fassung über sich
zurück. „Dein Bein! Was ist damit passiert?“, wollte sie wissen.
„Nichts… nur
ein Unfall“, antwortete Wirt ihr in seiner gewohnt seelenruhigen Art.
Genauso
seelenruhig erhob er sich nun auch wieder und fragte: „Darf ich jetzt dein Bein
messen?“
Tanja starrte
ihn noch einen Moment länger erschrocken an, bevor sie zögerlich ihren Stumpf vorschob, den sie noch niemanden hatte anfassen lassen.
Nicht einmal Armin hatte einen Blick darauf werfen dürfen, ob alles gut
verheilt war.
Wirt kniete sich daraufhin vor sie und begann seelenruhig seine
Messarbeiten. Er positionierte ihre Beine nebeneinander, holte einen Messstock hervor und nahm Maß, ohne dabei auch nur ein Wort zu verlieren.
Tanja sah ihm ebenfalls schweigend dabei zu und sie rang eine
ganze Weile mit sich, bevor sie fragte: „So ein Holzbein… tut das weh, so etwas
zu tragen?“
„Es scheuert,
wenn es nicht richtig sitzt oder man zu lange damit läuft.“
„Es tut mir
weh. Mein Bein, da, wo nichts mehr ist“, klagte sie und als Wirt nichts dazu
sagte, fragte sie ihn: „Warum tut das noch immer weh?“
„Das tut es
manchmal halt.“
„Geht das
etwa nicht weg?“
Als Wirt nun den Kopf schüttelte, begann sie schließlich
zu weinen. Es war alles zu viel. Die Wut, die sie all die Tage über aufrecht erhalten hatte, brach in sich zusammen. Wie nur sollte sie das überstehen? Wie nur sollte sie ohne ihre beiden Beine weiterleben? Sie wusste es nicht und in diesem Moment war sie sich sicher, dass es unmöglich war.
Also ließ sie ihren Tränen, die sie auch noch niemandem gezeigt hatte, seitdem es geschehen war, freien Lauf. Und obwohl sie sich dabei erbärmlich, von der ganzen Welt verraten und verkauft fühlte, war es gleichzeitig auch unheimlich erleichternd, einfach nur zu weinen.
Wirt war zwar etwas überfordert damit, entschied dann aber, nichts dazu zu sagen und einfach weiterzuarbeiten. Und dieses eine Mal war Tanja einfach nur froh darüber, dass er so still war.
Also ließ sie ihren Tränen, die sie auch noch niemandem gezeigt hatte, seitdem es geschehen war, freien Lauf. Und obwohl sie sich dabei erbärmlich, von der ganzen Welt verraten und verkauft fühlte, war es gleichzeitig auch unheimlich erleichternd, einfach nur zu weinen.
Wirt war zwar etwas überfordert damit, entschied dann aber, nichts dazu zu sagen und einfach weiterzuarbeiten. Und dieses eine Mal war Tanja einfach nur froh darüber, dass er so still war.
Von da an war Wirt ein häufiger Gast auf dem Uruk-Hof. Doch
kam er nicht mehr, um seinen Freund Elrik zu besuchen, sondern beinahe
ausschließlich wegen Tanja, die ihn jeden Tag zu sich beorderte. Seitdem sie
erfahren hatte, dass er ebenfalls ein amputiertes Bein hatte, war er der
Einzige, der sich ihr überhaupt noch nähern durfte. Nicht, dass er etwas zu
sagen hatte. Meistens scheuchte sie ihn nur herum und ließ ihn ihre Arbeiten
machen. Was Elrik überhaupt nicht gefiel.
Obwohl ihr
Holzbein inzwischen fertig war und sie es auch trug, sah man sie dennoch die meiste
Zeit über nur herumsitzen und faulenzen. Und das musste sich ändern. Sie hatten
lange genug Nachsicht mit ihr gehabt, aber
Tanja konnte nicht ewig das Opfer spielen.
Seine Eltern trauten sich nicht, sie zur Vernunft
zu bringen – nicht einmal seine Mutter – also blieb es an Elrik hängen, zu seiner Schwester hinüberzugehen und sie zurechtzuweisen. Er unterbrach sie gerade mitten in einem nicht sehr freundlichen Satz. „Wirt,
kannst du mal kurz mitkommen?“, wandte er sich an seinen Freund.
„Er redet gerade
mit mir!“, knurrte Tanja.
„Dann leihe
ich ihn mir eben kurz aus, wenn das okay für dich ist.“ Seine Stimme troff
beinahe vor Sarkasmus, aber Tanja schien das nicht zu bemerken.
„Nein,
das ist überhaupt nicht okay! Es ist langweilig, wenn ich niemanden zum Reden habe!“,
erwiderte sie schnippisch.
„Wenn dir langweilig ist, was hältst du dann davon, dich
mal wieder ein bisschen nützlich zu machen?“
„Wieso sollte
ich?“
„Weil auch du
Aufgaben hast, Tanja.“
„Ihr habt mir
mein Bein abgeschnitten!“, empörte sie sich.
„Ich verlange
auch nicht, dass du auf Bäume kletterst oder den Boten spielst, aber du kannst
sehr wohl bei der Hausarbeit mithelfen. Du würdest dir auch nichts abbrechen,
wenn du mal Unkraut jätest oder das Feld wässerst.“
„Ihr habt mir
mein Bein abgeschnitten!“, wiederholte sie.
„Wirt hat auch
nur ein Bein, aber er kann trotzdem alle seine Aufgaben erledigen.“
Das nahm ihr
wohl den Wind aus den Segeln, da sie nichts mehr dazu erwiderte und stattdessen
dazu überging, wütend mit den Zähnen zu knirschen. Es sah aber auch nicht danach
aus, als würde sie Einsicht zeigen.
„Ich kann euch
helfen, wenn ihr wollt“, mischte sich Wirt plötzlich ein. „Ich kann ihre
Aufgaben übernehmen.“
„Das ist nett
von dir, aber es sind immer noch Tanjas Aufgaben“, lehnte Elrik ab. Dass Tanja
Wirt ausnutzte, gedachte er augenblicklich zu unterbinden. „Und die wird sie ab
jetzt auch wieder erledigen.“
Doch Tanja kannte scheinbar nur noch ein einziges Thema. „Lass du dir
doch mal ein Bein abschneiden! Du hast keine Ahnung!“
„Wir taten
das, um dir dein Leben zu retten“, erinnerte er.
„Dazu hattet
ihr kein Recht!“
„Vielleicht hatten
wir das nicht. Und wenn du nicht leben willst, kannst du deinem Leben jederzeit
ein Ende setzen“, entgegnete Elrik streng. „Andernfalls bist du ein Teil dieses
Stammes und als solches hast du mitzuhelfen wie jeder andere auch. Ich habe
dich bis jetzt in Ruhe gelassen, aber langsam wird es Zeit, dass du dich
zusammenreißt und dich wie eine Erwachsene benimmst. Ich gebe dir bis zum
nächsten Vollmond Zeit, Tanja, und wenn du bis dahin immer noch nicht
mithilfst, musst du dir ein anderes Zuhause suchen.“
„Würdest du bitte mitkommen, Wirt?“
Und damit ließ er Tanja sitzen. Sie war wütend, brodelte, das war ihm schon klar, aber er hatte ihr gesagt, was er zu sagen hatte und nun war es ihre Entscheidung, was sie damit machte.
Und damit ließ er Tanja sitzen. Sie war wütend, brodelte, das war ihm schon klar, aber er hatte ihr gesagt, was er zu sagen hatte und nun war es ihre Entscheidung, was sie damit machte.
Als er beim Rastplatz wieder anhielt, dort, wo
Tanja sie nicht sehen und hören konnte, war es einer dieser seltenen Momente,
in denen sich Wirt an ihn wandte und fragte: „Du wirst sie nicht rauswerfen, nicht wahr?“
Er machte
sich deswegen tatsächlich Sorgen, ging Elrik auf.
„Natürlich nicht. Aber du weißt ja wie sie
ist. Man muss streng mit ihr sein, sonst tut sie nur, was sie will und tanzt
einem auf der Nase herum. Und sie kann sich auch nicht ewig in Selbstmitleid
suhlen. Sie lebt und sie kann laufen. Ich sage ja nicht, dass das nicht schwer
für sie ist, aber sich zu verkriechen und immer nur auf alle wütend zu sein,
bringt auch nichts.“
Er schwieg einen Moment, bevor er seinen Freund eindringlich bat:
„Deswegen muss ich dich bitten, dich erst einmal von ihr fernzuhalten und ihr vor allen Dingen nichts mehr hinterher zu tragen. Ich
weiß ja, dass du sie magst und dass das jetzt deine Chance bei ihr ist, aber ich
muss dich dennoch darum bitten. Damit sie sieht, dass es so nicht weiter geht. Es ist nur zu ihrem Besten.“
Wirts Gesicht sah zwar so ausdruckslos wie immer aus, aber Elrik wusste trotzdem, dass ihm das
nicht gefiel. Doch im Gegensatz zu Tanja war er vernünftig. Also nickte er.
_________________________
Ich weiß, dass man die Wunde an Tanjas Bein nicht sehen konnte, weil ich, ehrlich gesagt, auch nicht nach Wunden am Bein für die Sims gesucht habe. Wie bei Blut finde ich so etwas unnötig, darzustellen und überlasse das lieber wieder eurer Fantasie.
Tanja hat ihr Bein übrigens verloren, weil der Hund der Hells sie gebissen hat. Damals, als sie mit Luis zusammen bei den Nachbarn eingebrochen war, um ein Werkzeug zu beschaffen, das sie brauchten, um den Brunnen graben zu können, den sie jetzt doch woanders gegraben haben. Nur mal zur Erinnerung, weil das ja schon eine ganze Weile her ist (Kapitel 50). Auch wenn es eigentlich nicht einmal ein Jahr her ist, dass sie gebissen wurde. (Momentan ist gerade Frühling und sie wurde im letzten Herbst gebissen.)
Der Biss hat sich jedenfalls entzündet und da Tanja ihre Verletzung nicht nur verstecken wollte, sondern es auch noch hat schleifen lassen, ist die kleine Bisswunde so schlimm geworden, dass sie ihr schließlich das Bein abnehmen mussten. Und das, obwohl Wirt Elrik schon frühzeitig darauf aufmerksam gemacht hat und der, wie auch seine Mutter, immer wieder versucht haben, Tanja dazu zu bekommen, sich die Wunde behandeln zu lassen. Auch wenn fraglich ist, ob ihr Bein überhaupt zu retten gewesen wäre. Heute vielleicht, aber in der Eisenzeit...
Zu Wirt übrigens will ich noch sagen, dass er schon ein Holzbein hat, seitdem er in die Gegend gekommen ist (also schon seit seiner Kindheit). Damals, als er im Wald vor dem Wolf weggelaufen ist, hinfiel und nicht wieder hochkam, woraufhin Elrik ihm helfen wollte, das war, weil sein Holzbein verrutscht war, übrigens.
Hier sieht man es (also das Holzbein) nochmal:
So, jetzt aber genug von mir. Nächstes Mal wächst Jana (Jana: "Ja! Endlich! Das wird auch Zeit! X)") heran, und sie und Enn bekommen ein ganz eigenes Kapitel.
Bis dahin, danke fürs Vorbeischauen und ich verabschiede mich.
Hier weiterlesen -> Kapitel 74
Ich weiß, dass man die Wunde an Tanjas Bein nicht sehen konnte, weil ich, ehrlich gesagt, auch nicht nach Wunden am Bein für die Sims gesucht habe. Wie bei Blut finde ich so etwas unnötig, darzustellen und überlasse das lieber wieder eurer Fantasie.
Tanja hat ihr Bein übrigens verloren, weil der Hund der Hells sie gebissen hat. Damals, als sie mit Luis zusammen bei den Nachbarn eingebrochen war, um ein Werkzeug zu beschaffen, das sie brauchten, um den Brunnen graben zu können, den sie jetzt doch woanders gegraben haben. Nur mal zur Erinnerung, weil das ja schon eine ganze Weile her ist (Kapitel 50). Auch wenn es eigentlich nicht einmal ein Jahr her ist, dass sie gebissen wurde. (Momentan ist gerade Frühling und sie wurde im letzten Herbst gebissen.)
Der Biss hat sich jedenfalls entzündet und da Tanja ihre Verletzung nicht nur verstecken wollte, sondern es auch noch hat schleifen lassen, ist die kleine Bisswunde so schlimm geworden, dass sie ihr schließlich das Bein abnehmen mussten. Und das, obwohl Wirt Elrik schon frühzeitig darauf aufmerksam gemacht hat und der, wie auch seine Mutter, immer wieder versucht haben, Tanja dazu zu bekommen, sich die Wunde behandeln zu lassen. Auch wenn fraglich ist, ob ihr Bein überhaupt zu retten gewesen wäre. Heute vielleicht, aber in der Eisenzeit...
Zu Wirt übrigens will ich noch sagen, dass er schon ein Holzbein hat, seitdem er in die Gegend gekommen ist (also schon seit seiner Kindheit). Damals, als er im Wald vor dem Wolf weggelaufen ist, hinfiel und nicht wieder hochkam, woraufhin Elrik ihm helfen wollte, das war, weil sein Holzbein verrutscht war, übrigens.
Hier sieht man es (also das Holzbein) nochmal:
So, jetzt aber genug von mir. Nächstes Mal wächst Jana (Jana: "Ja! Endlich! Das wird auch Zeit! X)") heran, und sie und Enn bekommen ein ganz eigenes Kapitel.
Bis dahin, danke fürs Vorbeischauen und ich verabschiede mich.
Hier weiterlesen -> Kapitel 74
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