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Mittwoch, 6. November 2019

Teil 4 - Daan



„Tannaharahna?“, probierte der Neuankömmling, und dann hellte sich sein Gesicht auf. „Rahna, du bist es wirklich, nicht wahr?“
      „Daan.“ Tara lächelte schief und nickte, bevor sie den Anderen kurz umarmte. Dann glitt ihr Blick ängstlich an ihm vorbei. „Dein Vater… ist aber nicht hier, oder?“
      „Nein, natürlich nicht. Ich habe ihn nicht mehr gesehen, seitdem er mich verstoßen hat, und darüber bin ich auch ganz froh. Er kann mir gestohlen bleiben. Aber was ist mit dir? Warum bist du hier?“
     „Ich… habe ein bisschen Mist gebaut“, gestand sie kleinlaut. „Und da dachte ich, ich gehe lieber, bevor Minos zurückkommt.“


„Das war weise von dir.“ Er schlug in die Luft, dass das kleine Kind in seinen Armen, das inzwischen aufgehört hatte zu weinen, erschrocken zu ihm aufsah. „Ich hab sowieso nie verstanden, warum man freiwillig mit so einen Ungetüm zusammenleben will. Er bedeutet mehr Gefahr, als dass er Sicherheit bedeutet. Sag, was ist eigentlich mit Tanna und Lu? Sie sind doch nicht etwa dort geblieben, oder?“
     „Nein, sie sind beide tot. Mein Vater starb bei der Jagd, und meine Mutter hat das nicht verkraftet.“
     Tara war sich ziemlich sicher, dass ihre Mutter sich das Leben genommen hatte. Als ihr Vater gestorben war, hatte Minos nämlich ein Auge auf sie geworfen. Vielleicht war es deshalb doppelt so gut, dass Tara gegangen war, bevor er noch auf die Idee gekommen war, sie zur Schar seiner Frauen hinzuzufügen.
     „Das tut mir leid“, sagte Daan aufrichtig. „Sie waren gute Leute.“
     Ihre Eltern hatten sich Daans tatsächlich immer angenommen, wenn er mal wieder eine der Bestrafungen seines Vaters über sich hatte ergehen lassen. Daan war Minos‘ Erstgeborener und als solcher hatte Minos natürlich hohe Ansprüche an ihn gehabt, die Daan aber nie hatte erfüllen können. Wenn man seinen Vater fragte, war er ein weinerlicher Schwächling, aber er war einfach nur eine friedliche Seele. Musik und Tanz lag ihm viel mehr, als raue Kraft, und seine Stärke lag auch mehr darin, dass er viel schlauer und erfindungsreicher als sein Vater war, was diesem auch nie gefallen hatte. Deshalb hatte er Daan eines Tages einfach verbannt, und seitdem hatte Tara ihn nicht mehr gesehen.


„Und wer ist das?“, fragte Tara jetzt und wies dabei auf das kleine Bündel in seinen Armen.
     „Meine Tochter. Dana. Ihre Mutter hat die Geburt nicht überlebt“, erklärte er traurig „und jetzt brauche ich jemanden, der sie füttert, weshalb ich hergekommen bin, um meine Schwester zu fragen, ob sie vielleicht hierbleiben kann, solange bis ich mich selber um sie kümmern kann.“
     „Deine Schwester?“
     „Dala. Du kennst sie bestimmt, wenn du jetzt hier lebst.“
     „Dala ist deine Schwester?“, erwiderte Tara erschrocken.
     „Ja.“ Daan nickte, und dann verfinsterte sich sein Blick. „Du kennst doch sicherlich die Geschichten über meinen Vater; dass er angeblich seine Töchter aussetze, nicht wahr?“
     Minos hatte ausschließlich Söhne, weshalb irgendwann das Gerücht aufgekommen war, dass er die Frauen mitsamt der Töchter verbannte und dann einfach erzählte, Mutter und Kind wären bei der Geburt gestorben. Tatsächlich hatte Minos schon einige Frauen auf diese Art verloren und tatsächlich durfte niemals jemand bei der Geburt seiner Kinder dabei sein. Er war mit den Frauen immer in die Wildnis hinausgegangen, wenn die Wehen begonnen hatten, und er war immer nur mit den Frauen zurückgekehrt, die ihm Söhne geboren hatten. Aber Tara hatte immer geglaubt, dass das nur Geschichten waren.


„Sie sind wahr“, eröffnete Daan jetzt. „Als ich fortging, fand ich ein paar seiner Frauen und Töchter bei anderen Stämmen. Und auch meine Mutter mit meiner Schwester. Er hat sie beide einfach zurückgelassen und ihnen verboten, zurückzukommen.“
     Da schwante Tara schon böses, und wie sich herausstellte, sollte das Ganze tatsächlich nicht gut für sie ausgehen.
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Anstatt mit ihrem Sohn in die Freiheit zu entkommen, kam Dala am selben Abend, nachdem Daan und ihre anderen Gäste längst fort waren, zu ihr, um ihr anzudrohen, sie an Minos zu verraten, wenn sie nicht zusah, dass sie den Stamm verließ. Allein. Ohne ihren Sohn.


Tara hatte keine Angst mehr vor dem, was Minos ihr antun würde, aber Dala schreckte auch nicht zurück, Rahn an ihren Vater auszuliefern, jetzt, da sie mit Dana ein anderes Kind hatte. Und ihren Sohn konnte Tara nicht in Gefahr bringen.


Vielleicht, ja vielleicht war er hier am sichersten. Vielleicht war es das beste, dass er bei seinem Vater aufwuchs, der ein guter und anständiger Kerl war.


Also ging sie, nachdem sie ihre Tränen getrocknet hatte, und log Tuck mitten ins Gesicht, dass sie gehen wollte. Dass ihr eigener Sohn sie nicht interessierte. Und sie löste damit etwas aus, dass Tuck selber viele Jahre später erst würde ausbaden müssen. Eine Lüge, die Vater und Sohn bis kurz vor Tucks Tod entzweien sollte.


Und seitdem trug sie ihr falsches Lächeln.
     „Sag mal Tara, möchtest du vielleicht meine Gefährtin werden?“


„Warum nimmst du denn nicht Ane? Ihr Mann und ihre Tochter sind doch auch gestorben, kurz vor deinem Bruder.“
     „Ja, aber sie will mich nicht, weil sie meint, ich sei noch kein richtiger Mann.“


Lächelte für alle anderen, obwohl sie im Inneren weinte.
     Noch viele Jahre später fragte sie sich, ob sie Tuck nicht einfach die Wahrheit hätte erzählen sollen. Doch anstatt das zu tun, tat sie etwas, dass sie sich nie verzeihen würde.


Als ein paar Tage später die Tochter von Aan, Luma, vorbeikam und erzählte, dass ihre Familie von Wölfen gefressen worden war und sie neue Leute für ihren Stamm suchte, ging Tara zu ihr, um sie zu bitten, sie aufzunehmen. Sie lächelte und ging, ließ ihren kleinen Sohn allein zurück.


‚Seitdem gibt es keine Sekunde, in der ich mich nicht frage, ob es das Richtige gewesen war. Keinen Moment, in dem ich mich nicht frage, was du gerade machst. Ob es dir gut geht. Ob du glücklich bist. Ich wünschte, ich hätte dich nie verlassen. Ich wünschte, du wärst noch immer bei mir. Mein Sohn. Rahn...‘
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Hier geht es weiter -> Teil 5 - Rahn, Sohn des großen Tuck 

Da ich die Rückmeldung bekommen habe, dass es ein bisschen verwirrend war mit den doppelt verwendeten Namen, habe ich mal zwei (nicht ganz vollständige) Stammbäume gemacht (wie immer kann man auf die Bilder klicken, um sie größer zu machen):




Wie man sieht, ist es eigentlich nur so, dass Tara ihre Kinder nach ihren Eltern benannt hat und Enn und Luma ihre Kinder nach ihren Geschwistern/Lumas Vater. Aber die Namensvetter werden, da sie alle verstorben sind, sowieso nicht mehr vorkommen.

Ich hoffe, dass man ansonsten alles verstanden hat, weil die Handlung ja doch recht schnell voran ging. Rahns eigentliche Geschichte, die dann Anfang Dezember hoffentlich fertig ist, soll dann ein klein wenig ausführlicher werden, aber auch nicht so viel größer als das hier. 

Bis dahin, danke ich euch fürs Vorbeischauen, und ich verabschiede mich!

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