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Mittwoch, 5. August 2020

Kapitel 119.4 - Ein Fest für die Götter Teil 4



Wulf sah aus der Ferne mit an, wie Eris sich um die weinende Frau kümmerte, und da er sich sowieso lieber nicht mit der aufdringlichen Cousine befassen wollte, drehte er wieder um. Immerhin schien es ihr gutzugehen.
     Mit diesem Wotan würde er aber trotzdem noch ein Wörtchen reden.


Als er zum Fest zurückkehrte und sah, dass sein Aufpasser Lu gerade abgelenkt war, nutzte er die Chance gleich mal, um sich einen zu genehmigen. Er hatte seit heute Morgen nicht mehr getrunken und sein eiserner Vorrat war schon seit zwei Tagen aufgebraucht.


Blöd nur war, dass seine doofe Schwester genau da stand, wo sich die Weinkrüge befanden.
     Er zögerte deshalb eine ganze Weile, suchte nach anderen Trinkmöglichkeiten oder verirrten Krügen, die es nicht gab, bevor er schließlich doch gezwungen war, dorthin zu gehen. Er hoffte, dass sie ihn ignorieren würde, wie sie es sonst auch immer tat.


Doch diesen Gefallen tat sie ihm diesmal nicht. Schon als sie seiner ansichtig wurde, kräuselte sich ihre Nase voll Abscheu und sie stellte sich ihm in den Weg.
     „Ach, sieh mal an, der verlorene Sohn ist zurückgekehrt!“, höhnte sie bissig.
     „Keine Sorge, Schwesterherz, ich hab nicht vor, dir den Platz auf Vaters Schoß streitig zu machen“, gab er ebenso angriffslustig zurück.


Mari wurde jetzt richtig wütend, und es war das erste Mal, dass Leif, der ebenfalls anwesend war, sie so sah. „Sag mal, hast du eigentlich eine Ahnung, wie viele Sorgen sich Papa wegen dir gemacht hat?“
     Er lachte böse. „Ach, komm! Verschon mich mit deinem Mist! Das glaubt dir eh keiner!“
     Da bekam er von ihr die Faust in den Magen gerammt. Er krümmte sich ob des unerwarteten Schlages, zwang sich jedoch dazu, sich schnell wieder zusammenzureißen, um ihr nicht die Genugtuung zu geben, ihr zu zeigen, dass sie ihm wirklich wehgetan hatte. Die Wut war zwischenzeitlich auch auf sein Gesicht übergeschwappt.


„Du bist immer noch so ein egoistisches Arschloch!“, schrie sie außer sich vor Wut. „Als du weg warst, ist Papa fast verrückt vor Sorge geworden! Er hat kaum noch gegessen, hat nächtelang wachgelegen und daran gearbeitet, unser Boot zu bauen, damit wir dich suchen können! Weil du ja nichts Besseres zu tun hattest, als unser einziges Segelboot zu klauen und ohne ein Wort abzuhauen! Hast du auch nur einmal in deinem Leben daran gedacht, wie sich andere deswegen fühlen könnten? Papa? Eris? Hm? Wahrscheinlich nicht, weil du dich ja schon immer nur für dich interessiert hast! Du-“


Das war der Moment, in dem Lu die beiden Streithähne erreichte und dazwischen ging. Obwohl niemand sie verstehen konnte, war ihre Schimpftirade laut genug gewesen, um das gesamte Fest auf ihren Streit aufmerksam zu machen.
     „Bitte, ihr beiden, seid ein bisschen freundlicher zueinander. Ihr seid hier nicht allein“, erinnerte er. „Warum geht ihr nicht und klärt das in Ruhe unter vier Augen?“
     „Ich bin freundlich, wenn er sich auch mal dementsprechend benimmt und aufhört, sich wie ein Kleinkind aufzuführen!“, schlug Mari aus, und als Wulf sie nur böse anstarrte, sagte sie zu ihm: „Da hast du nichts mehr zu sagen, was?“
     „Ich habe so einiges zu sagen“, knurrte dieser mit verhohlener Wut, „aber ich muss ihm leider recht geben: Hier ist nicht der Ort und nicht die Zeit dafür.“
     „Tss! Natürlich! Wann ist denn die richtige Zeit dafür? Wenn du wieder feige davongelaufen bist, hm?“


Da platzte Wulf schließlich doch der Kragen: „Halt’s Maul, du eingebildete Ziege! Ich hab’s so satt mit dir. Mit dir und ihm. Ich bin weggegangen, um von euch wegzukommen. Habt ihr schon mal daran gedacht, hä? Ich will nichts mehr mit euch zu tun haben! Ich habe kein Interesse an euch! Ich habe euch nie darum gebeten, mir nachzurennen! Also lasst mich endlich in Ruhe! Das ist mein Leben, und ich entscheide, was ich damit mache, und ich will euch nicht mehr sehen! VERSCHWINDET ENDLICH!“


Lu griff ein, legte ihm eine Hand auf die Schulter und rief ihn streng. Wulf erwiderte seinen Blick kurz, erschrocken, und man konnte regelrecht sehen, wie seine Wut sofort abflaute.
     „Ach, komm! Schau mich nicht so an!“, rief er, wich Lus Blick aus und strich sich dabei mindestens dreimal übers Gesicht. „Ich werde mich nicht entschuldigen!“


Lu nahm die Hand wieder runter, und das nutzte Wulf, um davonzugehen. Der alte Schamane wartete, bis der Andere außer Hörweite war, dann wandte er sich an die immer noch wütende Mari und sagte: „Du bist Wulfgars Schwester, nehme ich an.“
     „Leider! Und du bist?“
     „Ich bin Lu, und ich bin… nun, ich weiß nicht, ob er mich einen Freund nennen würde, aber ich hatte das Vergnügen, die letzte Zeit mit deinem Bruder zu tun zu haben.“
     „Pff! Ich bezweifle ja, dass das ein Vergnügen ist! Da habe ich lieber Läuse, bevor ich mit dem zu tun habe!“
     „Dürfte ich fragen, warum du das so empfindest? Ich kenne Wulfs Seite, aber ich würde gerne auch die deine hören.“


„Was soll ich da schon erzählen?“, entgegnete sie aufgebracht. „Es hat ja jeder mitbekommen. Er spielt sich andauernd als armer, missachteter Sohn auf, macht Vater Vorwürfe, wo er nur kann, dass er ihn nicht genug beachtet und wertschätzt, während er selber den ganzen Tag nur auf der faulen Haut herumliegt. Er nimmt sich wichtiger, als er ist und spielt sich auf, dass es einem schlecht wird.
     Hinzukommt, dass er Vater immer wegen Mutters Tod verantwortlich macht. Dass es ihm angeblich egal war. Ich wette, das hat er dir auch schon erzählt, nicht wahr? Aber lass mich dir sagen, dass das grober Unfug ist! Sowohl er als auch ich waren damals noch viel zu klein, um uns überhaupt daran zu erinnern, wie das war, als sie starb, aber egal wen du auf unserer Insel auch fragst: Jeder wird dir sagen, dass sich unsere Eltern geliebt haben und Vater Mutters Tod fürchterlich mitgenommen hat. Er hat vielleicht nicht so offensichtlich getrauert, doch jeder hat gemerkt, dass er sich verändert hat. Jeder wird dir sagen, dass Vater früher viel lebenslustiger und offener gewesen ist.
     Wulf will nur nicht sehen, dass das so ist. Dass auch Vater es nicht immer nur einfach hat und dass auch er gelitten hat. Er sucht einfach nach irgendeinem Sündenbock dafür, dass er mit seinem Leben nicht klarkommt, das ist alles!“   


Lu war ein bisschen überrascht über diese Direktheit. Er hatte sich ja schon denken können, dass die andere Seite ihm das genaue Gegenteil erzählen würde, und deshalb wollte er auch keine voreiligen Schlüsse ziehen. Er wusste nicht, wer die Wahrheit erzählte, aber letztendlich war das auch nicht wichtig. Wichtig war nur, dass beide Seiten ihren Standpunkt für wahr hielten, und solange sie nicht aufeinander zugingen und miteinander redeten, würde sich das nie ändern. Solange würde der Bruch bestehen bleiben und damit auch das Problem, das Wulf so sehr quälte.  
     „Nun, ich danke dir, dass du mir das erzählt hast“, sagte er deshalb zu Mari. „Ich will mir auch gar kein Urteil darüber bilden, wie es nun wirklich ist, doch ich möchte dich darum bitten, dass du dich in Zukunft deinem Bruder gegenüber ein wenig zurückhältst.“


Vor allen Dingen, wenn Wulf schon wieder mit seinem Entzug zu kämpfen hatte, wie es gerade eben der Fall gewesen war. Wenn er das hatte, wischte er sich andauernd übers Gesicht, wurde nervös, fahrig und wütend. Das hatte Lu schnell zu erkennen gelernt. Aber das verschwieg er natürlich. Er konnte sich nämlich nicht vorstellen, dass Wulf es gut finden würde, wenn er das rumerzählte.
     „Streit und Hass führen nämlich niemals zu Versöhnung“, fügte er stattdessen hinzu.
     „Ich will mich auch gar nicht mit dem versöhnen!“, schlug Mari jedoch aus. „Der kann von mir aus bleiben, wo der Pfeffer wächst!“


Da mischte sich erstmals Leif in ihr Gespräch ein, indem er sagte: „Wenn der Tod meines Bruders mich eines gelehrt hat, dann, dass man niemals im Streit auseinandergehen sollte. Denn vielleicht bekommt man nicht mehr die Chance zur Wiedergutmachung. Und dann bereust du es dein ganzes Leben lang.“
     „Du weißt es echt, einem ein schlechtes Gewissen zu machen, weißt du das? Aber er und ich sind nicht wie du und dein Bruder. Ich habe kein Interesse an einer Versöhnung. Wir sind noch nie miteinander ausgekommen, und das werden wir auch nie. Da mache ich mir keine Illusionen.“


„Aber dein Vater will sich mit deinem Bruder aussöhnen“, merkte Lu an. „Und deshalb ist es nicht hilfreich, wenn du Wulfs Wut schürst.“
     Mari wollte, dass es ihrem Vater wieder besser ging. Dass er wieder lachen konnte. Dass er wieder der Alte war. Der, der er war, bevor ihr dämlicher Bruder weggegangen war. Das hatte Lu schon ganz richtig erkannt, dass er dort ansetzen musste.


„Na schön, ich werde mich von nun an von ihm fernhalten“, lenkte sie also, wenn auch grimmig, ein. „Denn dass ich nett zu ihm bin, kann man nun wirklich nicht von mir verlangen.“
     „Es wäre wirklich groß von dir, wenn du das tun würdest.“ Lu warf einen Blick über seine Schulter, doch Wulf war schon nirgends mehr zu sehen. „Ich werde dann auch besser mal nach ihm schauen gehen.“


Anstatt Wulf zu finden, fand Lu am Hafen jedoch Isaac. Oder besser gesagt, er hörte ihn. Gesang kam von dem Segelboot, mit dem er und die beiden Mädchen hergekommen waren. 
     Eigentlich hatte er ja überhaupt keine Lust dazu, jetzt mit diesem Isaac zu sprechen. Wulfgar der Ältere hatte immer so begeistert von ihm gesprochen, und es war schon ein bisschen merkwürdig, dass er ihm so ähnlich sah (was Wulfgar übrigens nie für nötig befunden hatte, zu erwähnen).
     Aber er wusste auch, dass er sowieso irgendwann nicht mehr darum herumkommen würde, sich mit Wulfs Vater auseinanderzusetzen. Schon allein, um diesem zu helfen, nicht.


Also ging er widerwillig zu dem Boot hinüber, doch als er es beinahe erreicht hatte, erstarrte er.
     Er kannte dieses Lied. Wulfgar der Ältere hatte es immer gern bei der Arbeit gesungen. Immer, wenn er gedacht hatte, dass niemand ihn dabei hören würde, weil er meinte, dass sein Gesang sich schrecklich anhörte, seitdem seine Stimme gebrochen war – was Lu nie so empfunden hatte. Und damals, als er wieder hierhin zurückgekehrt war, hatte er es auch gesungen.
     Die Worte, die Lu da hörte, waren ihm so fremd und unverständlich wie eh und je, aber es hier und jetzt zu hören, traf ihn irgendwo ganz tief drinnen. Er sah das Boot im Wellengang schaukeln, das Meer, der weite Sternenhimmel über ihm, und plötzlich war er in der Vergangenheit.


Der erste Abend, nachdem er Schamane geworden war. Er war zum Strand hinuntergegangen, hatte sich in den Sand gesetzt und aufs Meer hinausgeschaut.
     „Was würdest du wohl dazu sagen, wenn du jetzt hier wärst? Es war schließlich deine Idee gewesen, dass ich Schamane werde“, kamen ihm seine eigenen Worte von damals wieder in den Sinn.


Er war ein einsames Häufchen Elend gewesen. Ein Häufchen Elend voller Bedauern, und während er daran dachte, bedauerte er plötzlich wieder. Er erinnerte sich an die Einsamkeit, die ihn damals begleitet hatte. Als Tann ihn verlassen hatte, als er sich von allen anderen distanziert hatte. Damals, bevor Wulfgar zu ihm zurückgekehrt war.


Und jetzt, hier an diesem Strand, war er wieder allein. Warum nur fühlte er sich plötzlich so allein und verlassen, obwohl es das war, was er gewählt hatte?
     Warum vermisste er Wulfgar plötzlich?


Die Angst über diese Erkenntnis, die Angst vor der Einsamkeit, kroch nun an ihm hoch und drohte, sich seiner vollständig zu bemächtigen, als plötzlich Bewegung in die Szene vor seinen Augen kam und ihn ablenkte. 


Das Lied war verstummt, und mit einer fließenden Bewegung hatte Isaac sich erhoben und ihm zugewandt. Als er bemerkte, dass er nicht länger allein war, wurden seine Augen groß, und einen Moment taten die beiden nichts anderes, als sich anzustarren. Überrascht und völlig überfordert mit der Situation. Keiner von beiden wollte dieses Gespräch führen. Lu wollte am liebsten davonlaufen.


Aber Isaac war gefasster; er fing sich schnell wieder, hüpfte geschickt von einem Boot in ein anderes und balancierte darin zum Steg, erklomm ihn behände und kam dann auf ihn zu. Lu war da noch dabei, sich selber wieder in den Griff zu bekommen, und er war heilfroh, dass er die Fassung einigermaßen über sich wiedererlangt hatte, als der Andere schließlich vor ihm zum Stehen kam.


„Wolltest du zu mir?“, fragte er mit seiner melodischen Stimme, die glücklicherweise anders, tiefer als seine war. „Du bist Lu, nicht wahr? Ich habe schon einiges über dich gehört.“
     „Und du bist Isaac, nehme ich an. Ich habe auch schon einiges über dich gehört.“
     Isaac lächelte ein bisschen gequält. „Ich frage mich nur, was du über mich gehört hast.“ Das Lächeln erstarb und er wurde ernst. „Wie ich gesehen habe, hast du dich meines Sohnes angenommen.“
     „Nun, ich habe es zumindest versucht.“
     „Ich schätze, dafür sollte ich dir danken.“


Er kam auf ihn zu und legte seine Stirn an die seine. Lu erstarrte, als der Fremde ihm plötzlich so nahe war, dass er den leicht herben Geruch nach Lavendel riechen konnte, der von ihm ausging. Es erinnerte ihn sofort an den Garten, in dem er die letzten paar Monate so gern seine Zeit verbracht hatte.
     Isaac murmelte ein paar Worte in seiner wohlklingenden Sprache, bevor er sich wieder zurückzog. Aber trotzdem fühlte Lu sich nach wie vor unwohl. Er fühlte sich, als wäre Isaac in seine Privatsphäre eingedrungen.


„Was hast du da gerade eben gemacht?“, fragte er den Anderen verstört.
     „Ich habe dich gesegnet“, erklärte Isaac mit einem unschuldigen Lächeln. „Dass der Schöpfer dich auf allen Wegen begleitet, dich schützt und all deine Vorhaben gelingen lässt.“
     „Nun, ich sollte dir vielleicht sagen, dass du hier damit lieber vorsichtig sein solltest“, erklärte Lu reserviert. „Es mag dort, wo du herkommst, vielleicht normal sein, aber hier könntest du damit einigen Ärger auf dich ziehen, dass du anderen ungefragt zu nahe kommst.“
     „Das nehme ich auf mich. Denn wer einen Segen verdient hat, sollte ihn auch bekommen.“


Lu mochte Isaac nicht, wurde ihm klar. Er war uneinsichtig und aufdringlich, und sowas konnte Lu nicht ausstehen.
     Trotzdem musste er dieses Gespräch führen, wenn er Wulf helfen wollte. Denn egal, wie sehr er auch behauptete, dass sein Vater ihm egal war, er war ein Grund, warum er einfach nicht aufhören konnte, zu trinken.


Er räusperte sich. „Ich würde Wulf jedenfalls gerne dabei helfen, dass er sich wieder mit seiner Familie verträgt.“
     „Ich würde alles tun, damit er nicht mehr sauer auf mich ist!“, kam inbrünstig von Isaac.


Lu nickte, aber so sehr er auch sonst darin bewandert war, solche Arten von Gesprächen zu führen, kam es zum Erliegen. Isaac tat ihm auch nicht den Gefallen, weiterzureden, sondern schien er stattdessen in seine Gedanken abzudriften.


„Nun, dann sollten wir unser Bestes geben, um das zu schaffen.“
     Wirklich? Das war alles, was er herausbekam? Aber was sollte er auch sonst sagen? Er konnte schlecht von Wulfs Alkoholproblem erzählen, und wenn er ehrlich war, war es vielleicht besser, wenn er Wulf erst einmal half, darüber hinwegzukommen. 
     Warte, hatte er nicht gerade noch gemeint, dass er dafür zunächst Wulfs Problem mit seinem Vater lösen musste?
     Isaac kehrte jetzt kurz aus seinen Gedanken zurück, lächelte und nickte, dann war er wieder weg. Lu war wirklich genervt davon.


Also schwieg er ebenfalls, und eine, wohl nur ihm überaus unangenehme Stille, breitete sich zwischen ihnen aus. Er ließ den Blick auf der Suche nach einem Gesprächsthema schweifen, wobei ihm Isaacs Boot ins Auge fiel und ihm eine Idee kam.


 „Das Lied, das du vorher gesungen hast“, sagte er, und Isaac kam endlich aus seinen Gedanken raus, „ich kenne es. Wulf, also der Andere, nicht dein Sohn, hat es auch oft gesungen.“
     „Tatsächlich?“
     „Ja.“ Er deutete auf das Boot. „Er hat mir auch mal eine Geschichte darüber erzählt, wie er sein erstes Segelboot bekommen hat. Von zwei Brüdern auf einer Insel und einem Rennen. Einer war der Schlaue, der das Boot gebaut hat, der Andere der Starke. Ich nehme mal an, dass du wahrscheinlich der Schlaue von beiden warst, nicht wahr?“
     „Das hat er gesagt?“, erwiderte Isaac schmunzelnd. „Ich muss ja zugeben, dass ich die Geschichte gerne mal von ihm gehört hätte.“


Isaac sah ihm verdammt ähnlich, und es war das erste Mal, dass Lu der Gedanke kam, dass Wulfgar ihn vielleicht gemocht haben könnte. Mehr als gemocht. Er fragte sich, was wohl wirklich zwischen den beiden passiert war.
     Wenn er den Anderen so ansah, konnte er sich jedenfalls des Eindrucks nicht erwehren, dass Wulfs Beschreibung über die Besessenheit seines Vaters von Wulfgar vielleicht doch nicht so abwegig gewesen war.


„Ich glaube ja, dass er ein bisschen zu Übertreibungen in seinen Erzählungen neigt“, meinte Isaac, bevor er ins Stocken kam. „Das war zumindest früher so. Sag, ist er eigentlich immer noch so ungestüm wie früher?“ Er lachte. „Er ist so oft losgestürmt, ohne vorher nachzudenken.“
     „Ich weiß nicht, wie er bei dir war, aber er ist sehr viel besonnener seit seiner Reise geworden.“
     „Dann bin ich ja froh, dass er es damals noch nicht war. Sonst wäre ich jetzt wahrscheinlich tot.“ Sein Lächeln wurde wehleidig. „Schade, dass er jetzt ruhiger ist. Ich mochte seine ungestüme Art.“
     Lu war froh, dass Wulfgar ruhiger geworden war.


„Wulf – also der Älteren von beiden – hat mir einiges über seine Reise erzählt“, begann Lu berechnend, „aber wie du schon sagtest, glaube ich auch, dass er zu Übertreibungen neigt. Deshalb würde es mich wirklich interessieren, eure Zeit zusammen mal von dir zu hören. Würdest du mir vielleicht davon erzählen?“
     Isaac zögerte einen Moment, bevor er schließlich doch erzählte.

          
Und als er erst einmal angefangen hatte, hielt ihn nichts mehr, und irgendwann war sich Lu sogar ziemlich sicher, dass Wulf nicht übertrieben hatte. Und dass Wulfgar Isaac auch irgendwie gemocht haben musste.


Die Frage war nur, ob Wulfgar ihn, Lu, genommen hatte, weil er so aussah wie Isaac oder ob er Isaac gemocht hatte, weil der so aussah wie er. Und Lu konnte nicht verhindern, dass diese Frage ihn wirklich beschäftigte.


Irgendwann, als der kleine Wulf in der Geschichte gerade geboren worden war und Isaac schon geschlagene zwei Stunden am Erzählen war, fand Mari sie schließlich und brachte den Erzähler zum Verstummen.
     „Da bist du“, sagte sie zu ihrem Vater. „Ich habe dich überall gesucht.“
     Lu rechnete es ihr hoch an, dass sie die Höflichkeit besaß, in der auch ihm verständlichen Sprache zu reden.
     Sie sah sie beide abwechselnd an. „Was macht ihr denn eigentlich hier?“
     „Oh, ich habe ihm nur von Wulfgars Zeit auf Lao-Pao erzählt.“
     „Verstehe. Könnte ich dich vielleicht mal unter vier Augen sprechen? Ich muss dir was sagen.“


„Dann lasse ich euch besser allein“, nutzt Lu die Chance, zu verschwinden. Er warf Isaac ein aufgesetztes Lächeln zu. „Danke, dass du mir so viel erzählt hast.“
     Isaac quittierte das mit einem echten Lächeln und rief ihm noch nach: „Wenn etwas mit meinen Jungen sein sollte, wäre ich dir bedankt, wenn du damit zu mir kommst.“
     Lu winkte, dass er verstanden hatte, machte sich aber nicht mal die Mühe, stehen zu bleiben.


Als er weg war, wandte Mari sich an ihren Vater und sagte vorwurfsvoll: „Er war also wegen Wulf hier. Das habe ich mir schon fast gedacht.“
     „Er versucht zu helfen. Dafür bin ich ihm dankbar.“
     „Hm, ich weiß ja nicht, was ich von ihm halten soll.“
     „Warum? Weil er sich gut mit deinem Bruder versteht?“
     „Ja“, gab sie trotzig zurück.
     „Weshalb wolltest du denn mit mir sprechen?“, wechselte Isaac lieber das Thema.


Da sah sie ihn ernst an, und er wusste schon, was sie sagen würde, bevor sie es aussprach. Er hatte es schon jahrelang erwartet, wenn er ehrlich war, und spätestens, als sie ihren langen Zopf, das Zeichen der Zugehörigkeit zu ihrem Heimatdorf, abgeschnitten hatte, hatte er gewusst, dass es jetzt soweit war. Der Tag, vor dem er sich so lange gefürchtet hatte.
     „Papa, ich… möchte mit Leif gehen, wenn er morgen von hier fortgeht.“
     Es war natürlich keine einfache Sache, seine Tochter gehen zu lassen, aber wie gesagt, er hatte jahrelang Zeit gehabt, sich auf diesen Tag vorzubereiten.


„Ich habe schon darauf gewartet, dass du endlich damit ankommst“, konnte er deshalb tapfer für sie lächeln, obwohl ihm zum Heulen zumute war. Er legte ihr sogar ermutigend die Hand auf die Schulter und sagte: „Geh nur, Mari, und möge der Schöpfer mit dir sein. Ich werde immer bei dir sein, auch wenn ich dich leider nicht begleiten kann.“
     „Du solltest, Papa“, sagte sie mit tränenerstickter Stimme.
     „Du weißt, ich kann nicht.“
     „Wegen Wulf wieder“, meinte sie bitter und schniefte jetzt das erste Mal.


Er schwieg einen Moment, in dem die ersten Tränen bei ihr rollten. Es tat ihm in der Seele weh, seine kleine Tochter weinen zu sehen.
     „Du weißt, dass ich Wulfgar dem Älteren auch noch etwas sagen muss, nicht wahr?“, wich er aus.


Mari nickte, und da nahm ihr Vater sie endlich in den Arm, dass das stolze Mädchen ungeniert weinen konnte. Isaac hatte zwar schon lange keine Tränen mehr, aber sein Herz, das Shana einst gebrochen hatte, zerfiel noch ein Stückchen mehr, jetzt, wo seine Tochter ihn auch noch verlassen würde. Aber es war nötig. Mari sollte, im Gegensatz zu ihm, endlich frei sein.


Zur selben Zeit hatte Leif seine Mutter vors Wirtshaus bestellt und ihr ebenfalls davon erzählt, dass er plane, in die Welt hinauszugehen. Doch im Gegensatz zu Maris Vater, nahm seine Mutter die Nachricht nicht so gut auf. Sie war in Tränen ausgebrochen, kaum dass er ihr sein Vorhaben offenbart hatte, und er war gerade heillos überfordert mit ihr.
     „Wein doch nicht, Mama!“, versuchte er sie zu beruhigen, tätschelte ihr hilflos den Rücken, was keinerlei Wirkung erzielte. „Ich bin doch nicht aus der Welt. Ich werde doch wiederkommen.“
     „Das hat dein Vater damals auch gesagt, und dann war er viele Jahre weg!“, brachte Lulu unter Tränen hervor. „Und jetzt… jetzt… ist er ganz weg!“
     „Vater will doch auch nochmal herkommen, hat Lu gesagt.“


„Um dich zu sehen! Aber du bist ja nicht da! Du bist weg! Mein Junge ist weg! Erst Ragna, dann dein Vater, und jetzt du!“ Sie klammerte sich an ihn, dass er beinahe das Gleichgewicht verlor. „Bitte geh nicht auch weg, Leif! Verlass mich nicht!“
     „L-Luis ist doch auch noch da. Und ich bin mir sicher, dass er nicht weggehen wird.“
     „Bitte geh nicht weg, Leif! Bleib doch wenigstens noch, bis dein Vater wieder herkommt! Er wollte dich doch sehen!“
     „Ich kann nicht warten, Mama. Fera und Gil – also Nefera und Giselinde – warten auf uns. Wir wollen alle zusammen gehen.“
     Vor der Versammlung vorher hatten sie zwar noch behauptet, dass die beiden Mädchen ohne sie losgezogen waren und sie nicht wüssten, wo sie hingegangen waren, damit vor allen Dingen Griswold und Greta ihrer Tochter nicht nachliefen, aber in Wahrheit wussten er und Mari genau, wo Nefera und Giselinde waren.  
     Doch seine Mutter antwortete ihm nicht einmal mehr. Sie weinte nur noch lautstark, und er hatte keine Ahnung, was er tun sollte. Er tätschelte ihr wieder hilflos den Rücken, aber sie wollte sich einfach nicht beruhigen.


Erst als Alin kurze Zeit später vom Fest zurückkam und ihm zu Hilfe eilte, wurde er von ihr erlöst.
     „Ich mach das schon, Junge“, sagte er zu Leif und löste Lulu behutsam von ihm. „Warum gehst du nicht und holst deinen Bruder her?“
     Leif, froh darüber, aus der Sache raus zu sein, nickte eifrig und ergriff schleunigst die Flucht.


Alin nahm dafür seinen Platz ein, auch wenn er davon absah, Lulu in den Arm zu nehmen. Stattdessen führte er sie zu einer nahgelegenen Bank und setzte sich neben sie.
     „Du hast es geahnt, dass er weggehen wird, nicht wahr?“, begann er, nachdem er sie eine Weile hatte weinen lassen.
     Lulu brauchte etwas, bis sie überhaupt genug zu Atem gekommen war, um zu antworten: „Ja, aber… ich hatte gehofft, dass er es nicht tun wird…“ Sie vergrub das Gesicht in den Händen. „Er ist seinem Vater so verdammt ähnlich. Früher als Kind und jetzt auch wieder. Ich sollte… ich sollte mir nicht wünschen, dass er wieder so apathisch wird wie nach Ragnas Tod, aber… aber… ich will nicht, dass er weggeht!“
     Sie fing wieder zu weinen an, doch diesmal ließ Alin sie nicht.


„Ich weiß. Ich weiß. Ich glaube, dass jeder liebenden Mutter das Herz blutet, wenn das Kind aus dem Haus geht. Vor allen Dingen, wenn sie es in die große, weite Welt entlassen muss. Meine Mutter hat auch fürchterlich geweint, als ich das erste Mal rausgefahren bin.“ Er schmunzelte bei der Erinnerung daran. „Mein Vater war zwar ein Händler und es war abzusehen gewesen, dass ich in seine Fußstapfen treten würde, aber sie hat trotzdem geweint, als ich die erste Fahrt mit ihm zusammen angetreten bin. Damals war ich zwölf. Du hättest sehen sollen, wie sie sich gefreut hat, als ich stattdessen geheiratet und erklärt habe, doch nicht Händler werden zu wollen.“
     „Aber dann bist du ja doch Händler geworden“, merkte Lulu an.
     „Ja, aber das hat sie nicht mehr miterlebt. Sie starb zwei Jahre, bevor mein Vater mich in die Lehre nahm. Er folgte ihr, kaum, dass ich ausgelernt hatte. Als hätte er nur darauf gewartet, dass ich sein Geschäft übernehme. Wahrscheinlich war es auch so. Meine Mutter und sein Geschäft waren sein ganzes Leben.“
     „Das tut mir leid...“


Er wollte ihr sagen, dass nicht er es war, der gerade Trost brauchte, aber er wollte sie nicht an ihre eigenen Sorgen erinnern.
     „Seitdem habe ich keine Familie mehr“, fuhr er stattdessen fort. „Aber ich war trotzdem nie allein. Ich hatte immer Leute um mich herum. Leute, die mir wichtig waren. Freunde, Kollegen, Lehrlinge, Kunden. Viele dieser Leute habe ich während meiner Reisen getroffen. Deinem Jungen wird es ebenso ergehen. Er wird viele Menschen kennenlernen, viele Orte sehen und wertvolle Erinnerungen machen. Und egal, wo er auch hingeht, er wird wissen, dass seine Mutter Zuhause auf ihn wartet und an ihn denkt. Und das wird ihm in den weniger schönen Stunden vielleicht neue Hoffnung geben.
     Also lächle lieber für ihn, wenn er weggeht. Wenn du ihm weiterhin nur ein schlechtes Gewissen einredest, dass er bleiben soll, wird das eure Bindung auf Dauer zerstören. Vor allen Dingen, wenn er dir zuliebe bleibt. Das weißt du, nicht wahr?“


Lulu sah ihn erschrocken an, als würde sie erneut sagen wollen, dass sie das nicht wollte, doch dann fiel ihr Blick schließlich zu Boden und sie schwieg, und Alin schwieg eine Weile mit ihr, bis er sah, dass Leif mit Luis zurückkam. Das nahm er als Stichwort, um aufzustehen.


„Und du brauchst auch keine Angst zu haben, allein zu sein. Ich bin auch noch für dich da, und dein anderer Junge und dein ganzer Stamm.“
     Er wies auf ihre Söhne, die gerade ankamen, und dann überließ er sie ihnen. Luis nahm sofort seinen Platz neben seiner Mutter ein, und er war glücklicherweise versierter als Leif darin, sie zu trösten.


Alin derweil zog sich zu Marduk zurück, der vor einer Weile aus dem Wirtshaus gekommen war.
     „Meine Mutter hat auch geheult wie ein Schlosshund, als ich damals weg bin“, erzählte er kichernd. „Sie war echt kurz davor, mit mir zu kommen, aber Vater hat sie glücklicherweise nicht gelassen.“
     Alin quittierte das mit einem wissenden Lächeln, sagte jedoch nichts weiter dazu.


„Und wann willst du sie jetzt endlich fragen, ob sie dich heiraten will?“
     Das kam so unerwartet, dass Alin einen Moment brauchte, um sich zu fangen und zurückzugeben: „Du weißt doch, dass ich nicht mehr heiraten will.“
     „Dachte nur, weil du deine ganzen Affären eingestellt hast, seitdem sie da ist“, stichelte Marduk ihn.
     Es stimmte. Seitdem Lulu ihn damals mit ihrem gewöhnungsbedürftigen Essen erwartet hatte, war er zu keinem seiner zahlreichen Mädchen mehr gegangen. Ihm war schon klar, warum, aber er hatte auch nicht vergessen, dass er sich geschworen hatte, nie wieder zu heiraten.


„Du solltest lieber aufhören, so ein Feigling zu sein und dir endlich einen Ruck geben“, riet ihm der Jüngere.
     „Ach, was soll sie denn mit mir?“
     Er konnte keine Kinder machen und er war immer nur auf Reisen. Das wollte er keiner Frau antun.
     „Weiß nicht.“ Marduk zuckte mit den Schultern. „Jemanden an ihrer Seite haben? Und sei es nur, um zu wissen, dass in der Ferne jemand an sie denkt?“


Es waren seine eigenen Worte gewesen, fiel ihm auf.
     „Du hast gelauscht“, sagte er missbilligend. „Ich habe schon mitbekommen, dass du vorhin beim Stall rumgeschlichen bist.“
     Marduk grinste. „Vielleicht.“
     „Sieh lieber zu, dass du deine Pferde mit Hana endlich mal in den Stall kriegst.“


„Lass du die Pferde mal im Stall!“, lachte Marduk amüsiert. „Wir haben nur ein bisschen Spaß, mehr nicht.“
     „Das ändert sich schneller, als du gucken kannst. Vor allem, wenn sie schwanger wird. Erinnere dich nur an meine Worte, wenn es dann so weit ist.“
     Hoffentlich nicht. Seine Mutter würde ihn umbringen, wenn er eine Frau wie Hana hatte. Vor allen Dingen, da Hana überhaupt keine Frau zum Heiraten war. Das hatte sie selber immer wieder gesagt. Und er wollte, im Gegensatz zu Alin, auch nicht heiraten. Er schätzte seine Freiheit, aber er bezweifelte, dass der Andere das verstehen würde.
     Unter dem Grinsen seines Onkels zog Marduk deshalb jetzt den Kopf ein und sah zu, dass er wegkam.  


Der Abend neigte sich dem Ende zu und war schon halb in die Nacht übergegangen, als Nero, der sie nach Hause begleitet hatte, sich vorm Handelsposten von Adelaide verabschiedete.


Doch kaum, dass er sich auf den Heimweg gemacht hatte, kam Gabriela aus ihrem Versteck hinaus, die bereits seit über einer Stunde auf diese Gelegenheit gewartet hatte. Sie fing die lästige Nebenbuhlerin ab, bevor sie im Wirtshaus verschwinden konnte, und nagelte das verschreckte Mädchen kurzerhand an die brandneue Ziegelwand.


„Hör zu, du nervige Klette: Ich mag Nero und Nero mag mich, und wir werden deshalb heiraten. Und du hast da nichts mehr verloren. Er hat jetzt mich und braucht dich nicht mehr. Du störst! Also halt dich gefälligst von ihm fern und hör auf, dazwischenzufunken, hast du das verstanden?“, warnte sie die verschreckte Rothaarige bedrohlich.
     Adelaide nickte brav, woraufhin die Andere wieder von ihr abließ.
     „Gut! Aber wage es bloß nicht, Nero hiervon zu erzählen! Wenn du ihm davon erzählst, werde ich dir das Leben schwer machen, das schwöre ich dir!“, ließ Gabriela ihr im Weggehen noch da.


Und Adelaide sagte nach wie vor kein Wort dazu, ließ sie einfach gehen. Aber was sollte sie auch sagen? Es gab nichts dazu zu sagen. Seitdem sie gesehen hatte, wie Nero Gabriela besucht hatte, als sie zufällig durch den Nebelwald gestrolcht war, hatte sie gewusst, dass das passieren würde. Damals hatte sie die Situation zwischen beiden noch entschärfen können, indem sie ungesehen einen Krug umgeworfen hatte, doch jetzt war scheinbar der Tag gekommen, vor dem sie sich seitdem gefürchtet hatte.
    Bald würde sie wieder ganz allein sein.


So ging das Fest für die Götter schließlich zu Ende. Wotan bekam noch einmal Besuch von Eris‘ Verwandten, diesmal in Form von Wulf, der ihm ganz ähnlich des letzten Besuchers eine Todesdrohung aussprach, sollte die Cousine schwanger von ihm sein, bevor sie sich ein bisschen schlugen und dann wieder getrennter Wege gingen. Er war nur froh, dass Garrus noch immer fort war. Er wollte nämlich lieber nicht herausfinden, was der gefährliche Verfechter der Ehre von seinem Verhalten hielt.
     Wotan bereute seine Nacht mit dieser Eris jedenfalls immer mehr. Er hatte ja schon mit einigen wütenden Verwandten und gehörnten Ehemännern zu tun gehabt, aber diese Inselleute schienen allesamt Verrückte zu sein. Was er sich da nur eingebrockt hatte! Nicht, dass ihn die Drohungen beeindruckten, es war nur überaus nervig.
     Und dabei war das noch nicht einmal alles, was ihn noch erwarten würde. 
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 Hier weiterlesen -> Kapitel 120

Und damit geht das Götterfest zu Ende. Ich muss ja sagen, dass es eine verdammt zeitaufwendige Angelegenheit war, da ich zeitweise 40 Sims auf dem Grundstück hatte, und jedem einzelnen aufzutragen, was er tun und wo er hingucken soll, hat echt eeeeewig gedauert.
     Es waren jedenfalls die meisten Sims, die ich je in einem Haushalt hatte, und ich hoffe, dass ich das kein zweites Mal machen muss (sieht nach jetziger Planung aber nicht so aus).

Wie ihr gesehen habt, hat die Gegend jetzt auch einen brandneuen Tempel (was Jana ganz schön stolz und glücklich gemacht hat) und auch der Handelsposten wurde ein bisschen renoviert. Beides wurde größtenteils von Alin gesponsort, der ein Tribut an die hiesigen Götter entrichten wollte, um sie nach dem harten Jahr ein bisschen milde zu stimmen. 
     Ich selber wollte vor allen Dingen endlich eine Art "Treffpunkt" für die Hell-Haushalte, die Uruks und den Handelsposten haben. Ein Treffpunkt (was oft ein Tempel war) ist der erste Schritt, damit die Nachbarn irgendwann vielleicht zu einem Dorf zusammenwachsen können.

Zu Greta und Griswold will ich noch hinzufügen: Griswold ist tatsächlich momentan sehr wütend und war einmal kurz davor, gegenüber Giselinde handgreiflich zu werden, als die ihn während des Streits um ihre arrangierte Hochzeit provoziert hat. Letztendlich hat er es aber nicht getan, und auch Greta und Gisela hat er nie geschlagen. 
     Ich hatte ursprünglich mal ein Haustyrannen-Thema einbauen wollen, wofür Griswold auch mal zur Wahl stand, habe mich aber dagegen entschieden, vor allen Dingen, als ich mir dann sein und Gretas Kennenlernen vor Augen geführt habe (kommt eventuell noch). Wie wir schon wissen, hat er seinen Vater (Dia Hell) ja immer sehr bewundert und ihm nachgeeifert, für seine Greta aber dann mit ihm gebrochen und ihn sogar verraten. Er hat sich für sie geändert, und er befindet sich auch immer noch dauerhaft in einem Kampf, nicht in die Muster seines Vaters zu verfallen. Für sie und seine Familie, die ihm wichtiger sind als alles andere. 
      Ihn da jetzt einfach den Kampf verlieren zu lassen und zum Haustyrannen zu machen, fand ich einfach zu platt; deshalb will ich noch einmal versichern, dass er nie handgreiflich gegenüber seiner Familie geworden ist. Was natürlich aber nicht heißt, dass es gerade gut im Hause Hell zugeht und Griswold da keine Fehler macht. Aber dazu dann zu gegebener Zeit mehr.

Falls übrigens jemand nicht mitbekommen haben sollte, wer Ida ist, die Frau aus Rahns Vergangenheit, verweise ich hier nochmal auf das 15-teilige Rahn-Special, das ich letzten Dezember geschrieben habe (sie kommt ab Teil 5 vor, alle Links findet man auch in der Kapitelübersicht bei Generation I unter "Rahns Geschichte"): Rahns Geschichte: Teil 1 - Tannaharahna 

Nächstes Mal dann ist es soweit: Rahn feiert Geburtstag, jemand geht fort, und es gibt erfreuliche (und weniger erfreuliche) Neuigkeiten.

Bis dahin, danke euch fürs Vorbeischauen, bleibt gesund, und ich verabschiede mich!

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