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Mittwoch, 27. Februar 2019

Kapitel 82 - Von Schüchternen und Beschützern



Neben der Nachbarskatze, die verschwunden war, war es vor allen Dingen Sharla, die der Sturm schwer traf. Nur Händler Alin Tann darum bat, nach ihr zu sehen, konnte sie überhaupt rechtzeitig gefunden werden.


Bewusstlos, ihrer Behausung beraubt, wurde sie zum Uruk-Haus gebracht, wo zunächst unklar war, ob sie überhaupt wieder aufwachen würde.


Doch Sharla war eine willensstarke Person, die, kaum dass sie die Augen wieder aufgeschlagen hatte, ihr Bett verließ und sich selbst verarztete. Zumindest so gut, wie sie es konnte. Wie sich herausstellte, war ihr rechter Arm gebrochen und so war sie auf die Hilfe von anderen angewiesen. Vor allen Dingen in ihrem Retter Tann fand sie einen guten und lernwilligen Helfer.
     Sharla und die Nachbarskatze, die plötzlich verschwunden war, waren aber die Einzigen, die zu Schaden kamen. 


Ansonsten hatte das Unwetter nur Häuser und Umgebung verwüstet. So war auf dem Uruk-Hof das Dach so schwer beschädigt worden, dass ihnen keine andere Wahl blieb, als es komplett abzubauen und zu erneuern. 
     Den Gezeiten ausgesetzt, waren sie deshalb gezwungen, vorerst wieder in Zelten zu leben – für viele der jüngeren Generation war es das erste Mal, dass sie in einer für sie bislang nur provisorischen Behausung schliefen.


Tags darauf, als ein Großteil der Erwachsenen gegangen war, um Holz für den Neubau zu besorgen, war Ragna, der inzwischen Geburtstag gefeiert hatte, als einziges Kind auf dem Hof zurückgeblieben. Er und Alistair, der nach wie vor versuchte, sein Pferd Cesar dazu zu bekommen, dass es sich ihm auch nur näherte.
     Er beobachtete eine Weile, wie der andere Junge versuchte, das neugierig schnüffelnde Tier anzulocken, und er versuchte, den Mut aufzubringen, zu ihm zu gehen. Er wollte gerne mit Alistair spielen, aber er traute sich nicht.


Erst als der Andere anfing, das arme Pferd anzuschreien, ging er schließlich hin. 
     „Weißt du, wenn du so laut bist, kriegt es nur Angst vor dir. Dann kommt es gar nie zu dir“, versuchte er zu intervenieren.
     Doch Alistair kräuselte nur seine Nase und fauchte: „Was weißt du denn schon? Das Pferd ist einfach nur dumm. Zu dir würde es auch nicht kommen.“


Natürlich hatte Ragna keine Ahnung, ob das Pferd nicht auch vor ihm zurückschrecken würde, aber er ging dennoch zu ihm und streckte die Hand hin. Das Tier war zunächst verunsichert, was Ragna ihm nicht verübeln konnte, nachdem Alistair es vorher noch angeschrien hatte, dann aber kam es vorsichtig näher und schnüffelte an seiner Hand.


Und schließlich ließ es sich sogar von ihm streicheln.


Alistair, der sich nicht so vorführen lassen wollte, versuchte es daraufhin erneut. Auch er streckte die Hand hin und auch er versuchte es mit Ruhe, aber im Gegensatz zu Ragna war er ungeduldig. Kurz darauf war er wieder dabei, das arme Tier anzuschreien, das natürlich sofort erschrocken zurückwich.


Ragna schüttelte den Kopf, und er wollte gerade ansetzen, zu erklären, was Alistair falsch machte, als der plötzlich anfing, wie am Spieß zu schreien, was das Pferd nun vollends verjagte.


Bei dem Lärm dauerte es auch nicht lange, bis Aan ankam, um nach dem Rechten zu sehen.
     „Das Pferd hat mich gebissen! Einfach so!“, schwindelte Alistair.
     „Einfach so?“, fragte Aan nach, während er versuchte, einen Blick auf die vermeintliche Bisswunde zu werfen, die Alistair natürlich in seiner Faust vor ihm zu verbergen versuchte. „Und du hast nichts gemacht?“
      Alistair besaß tatsächlich die Unverfrorenheit, zu nicken. Und das ging Ragna nun doch zu weit. Er traute sich ja sonst nichts, aber wenn es um die Tiere ging, fand selbst er seine Stimme.


„Es hat gar nicht gebissen. Es ist nur weggelaufen, weil es Angst gehabt hat, weil Alis es angeschrien hat.“
     „Ragna! Du Petze!“


Aan schob sich zwischen die beiden und sah seinen Sohn streng an. „Alistair, ich möchte, dass du dich erstmal von dem Pferd fernhältst, wenn niemand Zeit hat, auf dich aufzupassen“, erklärte er ruhig, und als er fortfuhr, klang er so kalt und enttäuscht, dass Alistair zusammenzuckte. „Und ich möchte nicht, dass du mich noch einmal anlügst, hast du verstanden?“
     Sein Vater hatte noch nie so mit ihm gesprochen. Also nickte er eingeschüchtert.


Nicht, dass sein Schrecken lange anhielt. Kaum, dass sein Vater fort war, kehrte die Wut auf sein Gesicht zurück. „Das ist alles deine schuld! Hau ab!“, knurrte er beleidigt in Ragnas Richtung.
      Und Ragna, der doch eigentlich nur mit ihm hatte spielen wollen, blieb da nichts anderes übrig, als von Dannen zu ziehen.


Er ließ Alistair also zurück und ging zu den Katzen hinüber. Als das Kätzchen, das vor kurzem geboren worden war, ankam und miaute, nahm er es hoch und streichelte ihm sanft über die Ohren.
     „Ich hab’s versaut“, erzählte er traurig. „Jetzt will Alis nicht mehr mit mir spielen.“

    
Er wurde auf eine Bewegung aufmerksam und sah Nero, der inzwischen ebenfalls herangewachsen war und der gerade dem Zeltplatz entfloh, den sie gegenüber dem Haus als notdürftige Unterkunft eingerichtet hatten, solange das Dach abmontiert war.
     „Guck, da geht Nero wieder. Ich wette, der will auch nicht mit mir spielen.“ Er seufzte und streichelte dem Kätzchen erneut den winzigen Kopf. „Ihr seid wohl meine einzigen Freunde.“


Plötzlich rempelte etwas hart gegen ihn, das Kätzchen sprang erschrocken von seinem Arm, und Ragna war nicht minder erschrocken, dass er plötzlich Luis vor sich hatte.
     „Entschuldigung, ich habe dich nicht gesehen“, sagte der jetzt. Und nachdem Ragna nichts erwiderte, fügte er hinzu: „Habe ich dir wehgetan?“
     Es hätte ihn eigentlich nicht überraschen müssen, Luis hier zu sehen, da er so gut wie nie den Hof verließ. Aber Ragna fand ihn einfach gruselig, weil er einem niemals in die Augen sah, wenn er mit einem redete. Als er seine Mutter danach gefragt hatte, hatte sie ihm gesagt, dass Luis schlechte Augen hatte und er deshalb sein Gesicht wahrscheinlich nicht sehen könnte. Wenn er also ruhig blieb, würde Luis vielleicht wieder weggehen.
     Doch Luis blieb, und er sah zunehmend nervöser aus.


Als er schließlich einen Schritt zurück machte, erwischte er Klopps‘ Schwanz mit dem Fuß. Der Kater fuhr erschrocken jaulend in die Höhe, woraufhin der Schwanz wieder freigegeben wurde, er einen Buckel machte und fauchend davonschnellte.


„Klopps!“, entwich es Ragna da doch. „Lauf nicht weg!“
      Blöderweise hatte er sich damit verraten und Luis wurde jetzt doch auf ihn aufmerksam. Vage drehte er den Kopf in seine Richtung.


„Ragna? Was machst du denn hier? Ich dachte, dass man euch gesagt hat, vom Haus und von den umgeworfenen Bäumen wegzubleiben. Hier ist es gefährlich.“
     „Ich weiß aber nicht, wo ich sonst hingehen soll“, erwiderte Ragna zögerlich. „Ich wollte nicht mit zu den Nachbarn gehen. Der ihre Mutter macht mir Angst. Und zum Strand wollte ich auch nicht, weil Nila da ist und der ist gemein zu mir. Und Alis wollte auch nicht mit mir spielen. Und Nero ist krank.“
      Luis wusste genau, wie Ragna sich fühlte. Als Kind hatte er nicht so das Problem damit gehabt, mit den anderen Kindern zu spielen, aber seitdem er sich von den Anderen zurückgezogen hatte, kannte er das Gefühl, nicht dazuzugehören. Allein zu sein.


„Was machst du denn so am liebsten?“, fragte er seinen jüngsten Bruder.
     Es dauerte eine Weile, bis der schüchterne Junge zaghaft antwortete: „Geschichten ausdenken.“
     „So? Ich höre mir gern Geschichten an. Ich muss noch Erbsen fürs Essen puhlen. Würdest du mir dabei eine Geschichte erzählen?“
      Ragna war von dieser Idee begeistert. Plötzlich fand er Luis gar nicht mehr so gruselig. Und als er ihm später dann seine Geschichten erzählte, war er fasziniert davon, wie flink Luis seine Aufgaben verrichten konnte, obwohl er nicht einmal hinsah, was er tat. Die Arbeiten, die er schon seit Jahren erledigte, seitdem man sie ihm einst aufgegeben hatte, und für die er keine Augen mehr brauchte.


Nero war unterdessen überglücklich, endlich einmal frei zu sein. Er hatte zwar ein bisschen ein schlechtes Gewissen, dass er sich über seinen Vater hinweggesetzt hatte, aber er hatte nicht mehr länger stillsitzen können, wenn er schon nicht mithelfen durfte. Und er wollte schon seit Ewigkeiten runter zum Strand, um zu fischen.
       Doch als er dort ankam, sah er Nila, Malah und Nara bei dem Hafen, den Alin noch vorm Sturm angelegt hatte, und da blieb er wieder stehen und fluchte innerlich.


Es war selbst über diese Entfernung klar zu erkennen, dass Nila schon wieder Nara ärgerte. Das tat er die letzte Zeit häufig, wie er mitbekommen hatte. Malah war zwar auch anwesend, aber sie hatte viel zu viel Angst vor ihrem Bruder, um der Freundin zu helfen.
     Nero wollte zwar lieber niemandem vom Stamm über den Weg laufen, um nicht erwischt zu werden, aber dennoch zögerte er nicht und ging hinüber, um zu helfen. 
     Oder zumindest wollte er das. Aber als er sah, dass Malah den Mut fasste und auf Nila zuging, blieb er wieder sehen.


Er war beeindruckt, wie sie versuchte, sich gegen ihren Bruder durchzusetzen, und er wollte sie machen lassen. Doch als das Grinsen, das Nila bislang im Gesicht getragen hatte, erstarb und einem eiskalten Blick wich, war er sofort alarmiert. Wenn er das sah, wusste er, dass er eingreifen musste. Malah war vielleicht seine Schwester, aber er wusste, dass Nila skrupellos sein konnte.


Also sah er zu, dass er dazwischen ging, obwohl es ihm mit einem Mal so schwindelig wurde, dass es ihn beim losgehen taumeln ließ.


Als er dann vor Nila stand, ließ er sich aber nichts mehr davon anmerken, dass es ihm eigentlich nicht so gut ging.
     „Ärgerst du etwa schon wieder die Mädchen?“
     Ein angewiderter Blick traf ihn, den Nila für gewöhnlich immer trug, wenn er mit ihm zu tun hatte. „Wer hat dich denn rausgelassen? Warst du nicht eingesperrt, damit du niemanden ansteckst?“
      Nero war in der Tat einfach abgehauen. Eigentlich hatte man ihm strikte Bettruhe verordnet, aber er hatte es nicht mehr ausgehalten. Seitdem sie kein Dach mehr hatten, war er dauerhaft krank. Nicht, dass er vorher so viel gesünder gewesen war. Er war schon immer schwächlicher Gesundheit gewesen.


„Dich sollte man einsperren, damit du niemanden ärgern kannst“, gab er unbeeindruckt zurück.
     „Verzieh dich! Sonst verhau ich dich!“
     „Das schaffst du doch eh nicht.“
     „Spiel dich nicht immer so auf, du Wichtigtuer! Ich hab nur keine Lust, Ärger zu kriegen, weil ich einen Kranken verhauen hab, das ist alles! Sonst hätte ich dich schon längst platt gemacht!“
     „Aber gegen Mädchen traust du dich?“, provozierte Nero weiter.


Da riss Nila schließlich, wie erwartet, der Geduldsfaden und er ging nun doch auf Nero los. Aber wie immer hatte er keine Chance gegen den anderen Jungen. Es war nicht so, dass Nero sehr viel stärker war, aber er war schneller und geschickter, und er behielt, im Gegensatz zu Nila, einen kühlen Kopf. Er wich dem ersten Schlag mit Leichtigkeit aus und schubste Nila danach einfach um.  


Der eigentlich Ältere ging zu Boden, was tatsächlich für einen kurzen Moment einen schlecht unterdrückten Schrecken auf dessen Gesicht malte.


Bevor er sich aber die Blöße geben würde zu heulen, war er aufgesprungen und davongerannt.


„Danke, Nero“, sagte Malah zu ihm, als ihr Bruder fort war. Du hast uns mal wieder gerettet.“
     Er kicherte. „Das klingt ja nicht so, als ob du dich drüber freust.“ Woraufhin sie ertappt den Kopf einzog. „Du wolltest es ihm mal selber zeigen, nicht wahr? Das war echt mutig von dir. Aber weißt du, du solltest bei deinem Bruder echt aufpassen. Ich will ja nichts Böses sagen, aber ich glaube, dass er dir echt wehtun würde.“
     „Wie kommst du drauf?“
     „Einfach so…“ erwiderte er ausweichend. „Pass einfach auf, wenn er nicht mehr grinst, ja? Wenn er böse guckt, dann solltest du lieber abhauen und zu mir kommen. Ich pass auf euch auf.“


Er grinste noch einen Moment, fiel dann aber schließlich auf den Hosenboden. Er wollte plötzlich nichts sehnlicher, als zu schlafen, also legte er sich in den noch immer feuchten Sand. Da erst fiel auch Malah auf, dass er blass aussah. Und dass er eigentlich Zuhause hätte sein sollen. Er hatte erst heute Morgen hohes Fieber gehabt.
     Sofort war sie bei ihm. „Nero! Alles okay?
     „Ich muss mich nur kurz ausruhen…“

  
„Ich hole besser deinen Vater“, sagte sie und sprang auf die Beine.
    „Nein, bitte nicht!“, bat er verzweifelt. „Ich werde noch bescheuert, weil ich immer nur drinnen bin.“


Während Malah noch zögerte, setzte sich plötzlich Nara neben ihn in den Sand und bot ihm ihre bunten Blätter an, die er zunächst verwirrt betrachtete, sie dann aber mit einem Lächeln annahm.


Danach machte sie sich daran, eine Burg neben ihm zu bauen, und er schlief kurz darauf ein. 
     Malah war jedenfalls froh, als Alek wenig später auftauchte, um nach ihnen zu sehen. Sie spielte gern mit Nara, aber es fehlte ihr schon, auch mal mit jemandem zu sprechen. Ihre Versuche, dem schweigsamen Mädchen das Sprechen beizubringen, waren bislang jedenfalls fruchtlos geblieben. Das einzige Wort, das sie (außer Pipi) bislang konnte und regelmäßig benutzte, war ironischerweise „Nila“.


Der war inzwischen wieder Zuhause auf dem Hof angekommen, und er war stinksauer über die Demütigung, die Nero ihm beigebracht hatte. Er wollte es dem anderen Jungen am liebsten heimzahlen und es ihm mal so richtig zeigen, aber seitdem der herangewachsen war und sie wieder auf gleicher Höhe waren, hatte er schon wieder keine Chance gegen ihn. Wie schon zuvor, sah er einfach kein Licht gegen diesen verdammten Blödmann, obwohl er doch sein Bestes gab und obwohl Nero, der dauernd krank war, doch eigentlich schwächer als er hätte sein sollen.


Während er sich darüber ärgerte, hatte Ragna, der gerade allein draußen am Brunnen saß und der Neros Bären bei sich hatte, das Pech, in sein Blickfeld zu geraten. Alle wussten, wie wichtig das Stofftier Nero war, und normalerweise war es gut versteckt, damit Nila es nicht finden konnte. Er fragte sich, wie Ragna es wohl gefunden hatte.


Doch es war perfekt, um seinen Frust loszuwerden. Also ging er hinüber und nahm Ragna den Bären einfach weg.
     „Gib her, du Depp!“, keifte er. „Du darfst den doch gar nicht haben. Ich wette, Nero weiß nicht mal, dass du ihn hast, was?“ Er grinste, als er in Ragnas erschrockenes Gesicht sah, und fügte dann bedrohlich hinzu: „Du solltest lieber nett zu mir sein, sonst fällt mir vielleicht ein, es ihm zu erzählen, dass du mit seinem allerliebsten Bären spielst, während er nicht da ist.“


Ragna würde sich nie trauen, sich gegen ihn zur Wehr zu setzen, das wusste er. Aber anstatt zu heulen oder zu betteln, war er einfach nur erstarrt und glotzte ihn erschrockenen an. Das machte gar keinen Spaß, wenn er nicht wenigstens versuchte, den Bären wiederzubekommen.


Also ging er zum Brunnen rüber und warf das Stofftier unter Ragnas entsetztem Blick hinein.
     „Ups, da ist er mir wohl ins Wasser gefallen. Sowas Blödes aber auch.“
      Die Panik, in die Ragna jetzt ausbrach, war schon lustiger. Das war es, was er gebraucht hatte. Also ging er zufrieden davon, bevor ihn noch jemand erwischen konnte.


Ragna unterdessen war verzweifelt in Tränen ausgebrochen, was nun Gisela und Giselinde auf ihn aufmerksam machte, die beide auf dem Nachhauseweg gerade am Uruk-Hof vorbeikamen. Während Gisela den weinenden Jungen ignorierte, wollte ihre Zwillingsschwester jedoch helfen, was Erstere ja überhaupt nicht verstehen konnte.


Also ging Giselinde allein. Und Ragna war erschrocken, als plötzlich ein ihm vollkommen fremdes Kind vor ihm stand.
     „Was ist denn los?“, wollte es wissen.
     Ragna konnte nicht einmal antworten. Er deutete nur auf den Brunnen und als sie ging, um nachzusehen, sah sie, dass ein Spielzeugbär im Wasser trieb. Obwohl er eigentlich schon längst untergegangen hätte sein müssen, schwamm er noch immer an der Oberfläche. Doch er hatte schon beträchtlich Schlagseite bekommen und es würde nicht mehr lange dauern, bis er gänzlich im Wasser versunken war.


Also zögerte sie nicht lange und beugte sich über den Brunnenhand. Sie streckte sich, machte sich so lang wie möglich, um ihn zu erreichen, während der Junge nichts Besseres zu tun hatte, als entsetzt zu schreien, anstatt auf die Idee zu kommen, sie festzuhalten.


Doch sie schaffte es auch ohne seine Hilfe und als sie ihm den Bären schließlich präsentierte, ein bisschen nass vielleicht, aber ansonsten heile, starrte er sie nur eine ganze Weile lang ungläubig an.
     Schließlich aber riss er sich zusammen und nahm den Bären wieder an sich. Inzwischen war unverhohlene Freude auf seinem Gesicht ausgebrochen.  


„Danke… ähm… wie heißt du eigentlich?“
     Giselinde zögerte einen Moment, bevor sie sagte: „Gil. Und du?“
     „Ragna. Danke, Gil.“
     Gil nickte zufrieden, und Ragna war mächtig beeindruckt von ihr.


Er hatte den Bären zwar wieder, aber am Abend musste er Nero dann trotzdem erklären, warum sein Lieblingsspielzeug nass war. Auch wenn er verschwieg, dass das eigentlich Nilas Schuld war. Er wollte sich dessen Groll lieber nicht noch einmal zuziehen.
     „Entschuldigung!“, sagte er zerknirscht, nachdem er fertig erzählt hatte. „Ich hätte ihn nicht nehmen sollen, ohne zu fragen. Bist du mir jetzt böse?“
     „Nein“, erwiderte Nero ernst. „Aber versprich mir, dass du sowas nie wieder machst. Das ist gefährlich. Du hättest in den Brunnen fallen und ertrinken können.“
    „Ich bin ja nicht in den Brunnen gestiegen. Es war dieser Nachbarsjunge.“


Da klinkte sich Jade in das Gespräch ein und fragte: „Wotan?“
    „Nein, er sagte, er heißt Gil.“
    „Bei den Nachbarn gibt es aber keinen Gil“, erklärte Jade. „Nur Wotan und die beiden Nervschwestern. Wahrscheinlich war es Giselinde. Sie hat kurze Haare und trägt Hosen.“


Woraufhin Ragna noch beeindruckter von dem Mädchen namens Gil war. 
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Hier weiterlesen -> Kapitel 83 

ANKÜNDIGUNG: Da ich es zeittechnisch einfach nicht schaffe, hinterherzukommen, wird Zeitalter von nun an jeden Mittwoch alle zwei Wochen erscheinen, bis ich wieder genug aufgeholt habe. Kapitel 83 erscheint also am 13. März.

Derweil will ich mich bei Nabila dafür bedanken, dass sie so freundlich war, meinem Pferd ein paar schöne Namen anzubieten. Es hat sich letztendlich für Cesar entschieden. 


Und ganz nebenbei hab ich mir auch noch den Namen Felis für mein Kätzchen ausgeborgt, der mal im Rennen für meine erste Katze war (also Klopps). Felis sagt also auch danke.


Währenddessen hat sich der Stamm von zwei anderen tierischen Gefährten verabschieden müssen. Und zwar sind Hündin Takka und ihr Gefährte Nacht vom Sensenmann abgeholt worden.



Vor allen Dingen Takka und ihre lustige Art, mir immer in traurige Szenen reinzurennen, wird mir sehr fehlen. Sie ist mir ziemlich ans Herz gewachsen.


Ruht in Frieden, ihr beiden!

Nächstes Mal dann muss eine neue Beschäftigung für die Kinder her, damit sie von der Gefahrenbaustelle wegbleiben, und Aan versucht sich daran, sie zu unterrichten. Ob sie nun wollen oder nicht.

Bis dahin, danke fürs Vorbeischauen und ich verabschiede mich. 

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