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Mittwoch, 31. März 2021

Kapitel 136 - Betrüger

 
Nachdem sie die Nachricht erreicht hatte, dass Lann vom Ahn-Stamm gestorben war, brach Malah am nächsten Morgen sofort zur Totenwache auf, und Tann ging mit ihr. Er machte sich zwar Sorgen um Isaac, aber er hatte einen Großteil seiner Zeit als Stammesführer mit Lann zusammengearbeitet. Sie war eine große und respektable Anführerin gewesen, und ihr nicht die letzte Ehre zu erweisen, wäre nicht nur ihr, sondern ihrem ganzen Stamm gegenüber einer Beleidigung gleichgekommen.


Lanns Tod war wie eine Mahnung für die Bewohner der Gegend, die es gewagt hatten, sich nach dem Auftauchen der Räuber und dem Verschwinden von Roa wieder in Sicherheit zu wiegen. Denn es war unklar, ob sie eines natürlichen Todes gestorben war. Sie hatte sich schon seit ein paar Tagen krank gefühlt, war immer schwächer geworden, und während alle anderen am Morgen zu ihren Tagesgeschäften aufgebrochen waren, war sie währenddessen allein Zuhause an ihrer Krankheit gestorben.
     So hatte es zumindest auf den ersten Blick ausgesehen. Doch die Haustür, die man beim Zurückkehren offen vorgefunden hatte, hatte sie alle stutzig gemacht. Es passte einfach nicht zu der gewissenhaften Lann, dass sie solch eine Gefahr einging oder auch nur die Kälte ins Haus hineinließ. Obendrein war sie viel zu bettlägerig gewesen, um überhaupt noch aufzustehen. Dass Sharla merkwürdige Male an ihrem Hals aufgefallen waren, die ein bisschen an Würgemale erinnert hatten, sprach ebenfalls dafür, dass Lann nicht nur an einer Krankheit gestorben war. Dass jemand anderes für ihren Tod verantwortlich war.


Und diese Möglichkeit machte natürlich allen Sorgen. Auch Malah. Sie hatte lange überlegt, ob sie es überhaupt den Anderen in ihrem Stamm erzählen sollte, mit Blick auf ihren Versuch, die Nahrungsmittelknappheit zu verschleiern, hatte sie sich dann aber doch dafür entschieden. Es war wichtig, dass sie alle es wussten. Für ihre eigene Sicherheit.


Lanns unglücklicher Tod hatte jedenfalls auch sie wieder aufgerüttelt. Seitdem die Räuber damals in die Gegend eingefallen waren, hatte sie überlegt, was sie nur tun konnte, um die Sicherheit ihrer Leute zu gewährleisten. Sie hatte überlegt und überlegt, hatte sich tagelang mit ihren Beratern besprochen, bis Lus Erzählungen über die Außenwelt sie schließlich auf eine Idee gebracht hatte: Warum schlossen sie und die umliegenden Nachbarn sich nicht zu einer Gemeinschaft zusammen?
     Zu diesem Zweck war sie jetzt auch unterwegs zu den hoffentlich einfacheren ihrer Nachbarn. Von denen sie sich, ganz nebenbei, Hilfe bei den schwierigeren erhoffte.


Es muss nicht erwähnt werden, dass Tanja nicht erfreut aussah, sie zu sehen, aber immerhin ließ sie sie ohne größer Umstände ins Haus. Wirt, wegen dem sie eigentlich hergekommen war, war glücklicherweise ebenfalls gerade zugegen. Er legte seine Schnitzarbeit weg und nickte ihr zur Begrüßung zu.
     „Ich würde gerne reden, wenn es recht ist, und euch einen Vorschlag unterbreiten“, eröffnete sie und wartete, bis Wirt zu ihnen gestoßen war, bevor sie weitersprach. „Wie ihr mitbekommen habt, ist die Gegend in letzter Zeit nicht mehr so sicher wie früher. Deshalb habe ich mir überlegt, dass es in unser aller Interesse wäre, wenn wir uns zu einer Gemeinschaft zusammenschließen würden.“
     „Und was soll das bitte bringen?“, fragte natürlich Tanja mit unverhohlener Ablehnung in der Stimme.
     „Dass wir besser aufeinander Acht geben können. Mehr Augen sehen schließlich mehr als wenige. Natürlich ist das aber nicht alles“, fuhr sie fort. „Wir können uns auch in Notzeiten besser beistehen. Sollte einem von uns die Nahrung knapp werden oder jemand Hilfe benötigen, kann man sich immer darauf verlassen, dass die Anderen aushelfen werden.“
     „Also willst du, dass wir uns zu einem großen Stamm zusammenschließen“, schlussfolgerte Tanja skeptisch.


„Nun ja, nicht ganz. Die Gemeinschaft – Lu nannte es ein Dorf – besteht aus einzelnen Haushalten, die ihre eigenen Entscheidungen treffen. Sollte es nötig sein, können wir natürlich auch ein Dorfoberhaupt ernennen, und es wird sicherlich auch Dorfversammlungen geben, in denen wir über die Angelegenheiten des Dorfes entscheiden. Ebenso wird es Regeln geben, an die sich jeder halten muss, aber trotzdem bleibt jeder Haushalt für sich. Und es steht euch natürlich frei, die Dorfgemeinschaft jederzeit zu verlassen, wenn ihr das wollt.“
     „Ich sehe nicht, warum wir dem beitreten sollten, wenn ich vorher extra den Stamm verlassen habe, um allein mit Wirt zu leben.“
     „Neben den schon genannten Dingen, genießt ihr natürlich auch den Schutz der Gemeinschaft. Ihr seid schließlich nur zu zweit, und ihr wisst sicherlich auch, was Lann möglicherweise widerfahren ist, oder? Wenn dort draußen wirklich ein Mörder frei herumläuft, was hält ihn dann davon ab, hierherzukommen und euch auch zu töten? Wenn ihr jedoch Teil einer größeren Gemeinschaft seid, die dazu imstande ist, Wachen abzustellen, ist das weniger wahrscheinlich, dass so etwas geschieht.“ Ihr Blick wanderte zu Schreiner Wirt. „Ich habe auch überlegt, ob wir nicht einen Holzwall um unser Dorf herum bauen könnten, und da würde Wirts Expertise natürlich sehr hilfreich sein.“


Wirt sagte, wie nicht anders erwartet, gar nichts dazu. Wie üblich übernahm Tanja allein das Sprechen. „Du bist aber bestimmt nicht nur hier, um unseren kleinen Haushalt zum Beitreten zu bewegen, nicht wahr?“, kam sie Malah überraschenderweise auf die Schliche. „Wer soll noch Teil dieses „Dorfes“ werden?“
     „Naja, ihr natürlich, und Alin möchte ich auch darum bitten, dass der Handelsposten sich unserem Dorf anschließt. Und Griswold, Greta und Wotan natürlich.“
     Tanja lachte. „Und wer davon hat schon zugesagt?“
     „Nun… ihr seid die Ersten, die ich frage.“
     „Also keiner. Und ich sehe auch noch nicht, dass es die Anderen tun werden. Vor allen Dingen Griswold und Greta nicht“, meinte sie ganz richtig. „Und solange du niemanden von deiner komischen Idee überzeugt hast, werden wir auch nicht beitreten.“
     „Also, was das angeht…“, begann Malah zögerlich.
     „Was? Kommst du endlich damit, warum du wirklich hier bist? Du brauchst gar nicht so überrascht zu gucken! Glaubst du etwa, ich bin blöde? Ich weiß doch, dass du nur hier bist, um Wirti darum zu bitten, dass er es übernimmt, seinen Bruder für deine komische Idee zu gewinnen.“


Sie hatte es erfasst. Malah hatte lange darüber nachgedacht, wie sie Griswold dazu bekommen sollte, dem Dorf beizutreten, was ein Ding der Unmöglichkeit zu sein schien. Sie hatte sogar darüber nachgedacht, ihre Mutter Akara zu fragen, mit ihrem Bruder zu reden, aber wie sie Griswold einschätzte, gab er zu wenig auf die Meinung seiner Schwester. Wenn es jemand schaffen würde, ihn zu überreden, dann sein Bruder Wirt.
     „Das ist ganz schön clever von dir gewesen, zuerst hierher zu kommen“, befand Tanja, als Malah still blieb. „Das hätte ich ehrlich nicht erwartet, dass mein unfähiger Bruder so eine clevere und fähige Tochter hinbekommen würde. Von deiner Mutter hast du das ganz offensichtlich ja auch nicht.“
     In professioneller Manier schluckte Malah eine Erwiderung darauf.
     „Aber da bist du bei uns an der falschen Adresse“, stellte Tanja klar.


Doch, zu ihrer aller Überraschung, sagte Wirt trotzdem: „Ich werde mit meinem Bruder darüber reden.“
     Und Tanja, zu ihrer noch größeren Überraschung, nahm das einfach so hin. Malah konnte ihr Glück ja kaum fassen, doch als sie kurz darauf mit Wirt zusammen vor dem anderen Nachbarhaus stand, erhielt ihre Hoffnung leider einen ganz herben Dämpfer.


Denn Wirt kam nicht einmal dazu, mit seinem Bruder über ihr Anliegen zu reden, da der momentan ganz andere Sorgen hatte: Greta hatte ihn verlassen.
 

Wulfs Stimmung war, gelinde gesagt, äußerst grummelig, als sie zusammen zum Handelsposten hinuntergingen. Wie Lu wusste, war er auch nur mitgekommen, weil er ihn als Vater darum gebeten hatte. Dass sein älterer Namensvetter dabei war, machte es aber nicht besser. Im Gegenteil, er warf immer wieder mürrische Blicke zu ihm, als könne er ihn damit zum Verschwinden bringen.
 

Isaac war dahingegen überhaupt nicht vorgewarnt worden, weshalb sie ihn völlig unvorbereitet damit überfielen, dass sie seinen leiblichen Sohn mitgebracht hatten. Doch er kam erstaunlich schnell über die erste Überraschung hinweg, beschäftigte ein anderes Problem ihn gerade doch viel mehr.
     „Wulfgar“, kam er mit betroffenem Gesicht zum Älteren der beiden Wulfgars an. „Oje, das tut mir so leid. Ich weiß gar nicht, wie ich das wiedergutmachen kann…“
     „Was ist denn los?“
     „Deine Schwester…“, sagte er mit einem Gesicht, als sei sie gestorben, sodass Wulfgar beinahe das Herz stehen blieb. Er sah über seine Schulter hinweg, aber beeilte sich nicht, zu sagen, was jetzt wirklich passiert war.
     „Was ist denn passiert? Sag schon!“
     „Deine Schwester hat ihren Mann verlassen, und ich fürchte, dass dies Eris‘ Schuld ist.“
 

Nach dieser Offenbarung herrschte erst einmal Stille. Wulfgar starrte Isaac an, als würde er das nicht glauben, und die anderen beiden befanden es auch für besser, zu Schweigen. Ja, Wulf nutzte sogar die Chance, sich unbemerkt zu verdrücken. Es gab Eris jedenfalls die Zeit, nach unten zu kommen.


Als Isaac sie sah, ging er sofort auf sie los.
     „Eris!“, ging er sie in ihrer Muttersprache an. „Was hast du getan?“
     „Nichts! Ich habe gar nicht getan!“, behauptete sie aufgebracht.
     „Ich beschwöre dich beim Schöpfer, mir nicht dreist ins Gesicht zu lügen!“
     Sie zog den Kopf ein, druckste lange herum, bis sie schließlich zögerlichen hören ließ: „Du weißt doch noch, was ich dir erzählte habe, oder? Wegen diesem Wotan-Kerl…“
      „Ja?“
     „Wie sich rausstellte, war er Gretas Sohn. Und als sie erfahren hat, was er getan hat, wollte sie, dass er zu seiner Verantwortung steht und mich heiratet. Und ich habe dem zugestimmt… irgendwie“, erzählte sie kleinlaut.


„Deswegen bin ich in letzter Zeit dauernd bei ihnen Zuhause gewesen. Ich mag Greta ja auch. Sie ist eine gute Freundin. Aber ihr Mann wollte mich nicht dahaben. Er sagte, dass Wotan sich gefälligst ein eigenes Haus bauen solle, wenn er unbedingt heiraten will. Ich weiß auch, dass Greta nicht glücklich mit ihm ist, weil er so ein Despot ist. Er ist kein guter Mann für sie! Und deshalb habe ich ihn… provoziert… irgendwie…“
     „Du hast was?“


„Ich wollte doch nur, dass sie endlich einsieht, dass er nicht gut für sie ist! Aber da hat Wotan sich eingemischt, und die beiden haben sich fast geprügelt. Greta musste dazwischengehen, aber ihr Mann wollte sich nicht beruhigen lassen. Er hat darauf bestanden, dass Wotan und ich das Haus verlassen. Also für immer. Aber Wotan hat sich geweigert, ohne seine Mutter zu gehen, sodass es beinahe wieder eskaliert ist, bis Greta sich dazu bereit erklärt hat, mit ihrem Sohn zu gehen, um schlimmeres zu vermeiden. Ihr Mann meinte zwar, dass sie gar nicht wiederkommen bräuchte, wenn sie jetzt gehe, aber sie ist trotzdem gegangen.“


„Beim Schöpfer, Eris, was hast du dir nur dabei gedacht, so etwas dummes zu tun? Sieh zu, dass du das wieder in Ordnung bringst!“
     „Wieso sollte ich?“, gab sie plötzlich stur zurück. „Es ist gut, dass Greta endlich erkannt hat, dass sie selbst allein besser dran ist, als mit solch einem despotischen Mann, der sie nur unglücklich macht.“
     „Das kann doch nicht dein Ernst sein! Das hätte dich gar nichts anzugehen gehabt! Bring es gefälligst wieder in Ordnung!“
     „Nein! Das werde ich nicht tun!“
     „Als dein Onkel befehle ich dir, zu tun, was ich dir sage!“


Eris funkelte ihn wütend an. Es sah aus, als ob sie sich mächtig auf die Zunge biss, etwas nicht zu sagen, aber dann brach es schließlich doch aus ihr heraus: „Du hast mir gar nichts zu sagen! Du bist nicht mal mein Familienoberhaupt, weil ihr meine Mutter verstoßen habt! Und selbst wenn nicht, würde ich von dir keine Befehle annehmen! Nicht von einem Lügner und Betrüger wie dir!“
     Isaac erstarrte. Er machte den Mund auf, war aber so fassungslos, dass er eine ganze Weile brauchte, um überhaupt die Stimme wiederzufinden.
     „Was hast du gesagt?“, fragte er erschrocken. „Was meinst du damit? Erkläre dich!“
     „Das weißt du doch ganz genau! Ja, ich habe das Gespräch gehört, dass du mit Mutter geführt hast. Über deine Untat an Shana. Dass du sie betrogen hast.“


„Wulf… weiß Wulf auch davon?“
     „Natürlich! Ich habe es ihm erzählt. Er sollte so etwas wissen.“
     Wieder verschlug es Isaac die Sprache, und diesmal fand er sie auch nicht wieder.
     „Von jemanden wie dir lasse ich mir deshalb gar nichts sagen!“, warf Eris ihm noch entgegen, bevor sie umdrehte und ihn stehen ließ.


Isaac stand danach nur da und starrte vor sich hin, bis Wulfgar es schließlich wagte, sich ihm zu nähern. Das war der Moment, in dem auch er die Flucht ergriff. Wulfgar ließ sich natürlich nicht zweimal bitten. Er tauschte einen Blick mit Lu, der nickte, obwohl er von dem Gespräch nichts verstanden hatte, und folgte dem Fliehenden nach draußen. Isaac war noch nicht sehr weit gekommen, weshalb er ihn praktisch gleich vor der Tür zu fassen bekam.


„Was sollte das denn? Stimmt das etwa?“, stellte er den Anderen zur Rede.
     „Du hast es doch gehört…“
     „Ich glaube aber nicht, dass du Shana betrogen hast. Du warst immer der Inbegriff von Anständigkeit und Treue. Ich habe nie gesehen, dass du auch nur eine andere Frau außer sie angesehen hättest. Sie war deine Familie, und ich weiß, dass dir deine Familie wichtiger ist, als alle andere!“
     „Da hast du dich scheinbar geirrt…“
     „Hör auf damit, den Schuldigen zu spielen!“, wurde Wulfgar böse. „Sag mir lieber endlich, was passiert ist, dass dich so etwas schändliches behaupten lässt!“
     „Glaub doch, was du willst“, erwiderte Isaac geschlagen. „Ich habe nichts mehr dazu zu sagen. Jetzt weißt du ja auch endlich, warum Wulf mich so hasst… jetzt weiß ich es endlich…“


Er wollte an ihm vorbeigehen, aber Wulfgar hielt ihn zurück, knurrte: „Sag mir die Wahrheit!“
     „Lass mich in Frieden!“
     „Wenn das wirklich stimmt, Isaac… wenn du Shana wirklich betrogen hast, dann bist du für mich gestorben. Ich schwöre dir, ich sollte dich verprügeln, bis du Grün und Blau bist für das, was du ihr angetan hast!“


„Bitte! Tu dir keinen Zwang an!“, wurde jetzt auch Isaac richtig wütend, riss sich los und stellte sich vor ihm auf. „Na los, schlag zu! Mach schon!“
     Aber Wulfgar schlug ihn nicht. Er würde es nicht tun, weil er Lu versprochen hatte, friedlicher zu sein. Das sah jetzt scheinbar auch sein Gegenüber ein, der einen erneuten Fluchtversuch unternahm.


Doch wieder kam er nicht weit, bevor er diesmal ins Straucheln geriet und einfach in den Schnee fiel. Wulfgar ging ganz automatisch zu ihm, um nach ihm zu sehen, obwohl er zuvor noch gesagt hatte, nichts mehr von ihm wissen zu wollen. Doch Isaac schlug seine Hand weg, rappelte sich allein auf.


Seine Stirn glänzte vor Schweiß, und die Blässe, die Wulfgar bislang auf den Schrecken seiner Entlarvung geschoben hatte, ließ ihn plötzlich fürchterlich krank wirken. Tatsächlich sah es so aus, als ob er kaum auf den Beinen stehen konnte. Sein Atem war laut und schwer.


Aber bevor Wulfgar etwas dazu sagen konnte, ergründen konnte, ob es nicht doch nur der Schrecken war, der ihn so sehr mitgenommen hatte, hatte er es diesmal geschafft, vor ihm davonzulaufen. Und Wulfgar folgte ihm nicht mehr.


Nachdem Isaac ihm entkommen war, hatte er erstmals nach seiner Schwester gesehen, die, wie er erwartet hatte, ein Bild des Jammers gewesen war. Wulfgar hatte nie verstanden, was Greta an Griswold gefunden hatte, aber eines hatte er immer sehen können: Dass sie sich beide geliebt hatten. Und so wie Greta jetzt aussah, tat sie das scheinbar immer noch. Aber sie wollte dennoch nichts davon wissen, zu Griswold zurückzukehren.


Er glaubte, dass sie nur ein wenig Zeit und Abstand brauchte, bis sich das wieder einrenken würde, denn von Wirt, den er später vor Griswolds Haus angetroffen hatte, hatte er erfahren, dass auch der fürchterlich elend aussah. Sie litten beide unter der Trennung.


Da Greta ihn darum gebeten hatte, sie allein zu lassen, hatte er danach Eris aufgesucht, um von ihr zu erfahren, was auch Isaac ihm schon gesagt hatte: Er hatte scheinbar tatsächlich seine Frau betrogen, und Shana hatte davon erfahren.
     Als Isaacs Schwester Ayra, die ihm ebenfalls nicht hatte glauben wollen, ihn daraufhin zur Rede gestellt hatte, hatte Isaac ihr gegenüber beinahe genauso reagiert wie vorher ihm gegenüber. Ohne den Part mit dem Verprügelt-werden-wollen versteht sich. Er war stur dabei geblieben, dass es die Wahrheit sei, was auch immer seine Schwester zu ihm gesagt hatte.


Wulfgar glaubte es ihm trotzdem immer noch nicht. Aber er wusste jetzt, warum Wulf seinen leiblichen Vater so sehr hasste. Untreue war schließlich eines der schlimmsten Vergehen in Lao-Pao, und wenn Isaac als untreu gegolten hatte, hatte es auch Wulf, sein Sohn, getan. Da war es nicht verwunderlich, dass Wulf sich mit Lu einen neuen Vater gesucht hatte, um diesem Stigma zu entkommen.


Wulfgar wusste aber nicht, was er mit diesem Chaos anfangen sollte. Wie er dieses Wirrwarr entwirren und wieder für Ordnung in dieser seiner zweiten Familie sorgen sollte. Momentan wusste er ja nicht mal, wie er das in seiner anderen Familie bewerkstelligen sollte. Greta, Lu, Luna, sie alle machten ihm Sorgen.
     Deshalb war er am Ende des Tages doch noch einmal zu seiner Schwester zurückgekehrt. Um für sie da zu sein, aber auch, um selber nicht allein sein zu müssen. Er fühlte sich so erschlagen von allem, dass er sich gewünscht hätte, mit seiner Zwillingsschwester über seine Sorgen reden zu können. Doch er hielt sich zurück, ließ es nur zu, dass Greta, die ihn jetzt ob seines Trennungsschmerzes verstehen konnte, sich mit ihm zusammen darin suhlte.
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Da ich mir gerade ganz doll auf die Zunge beißen muss, um nicht zu spoilern, lass ich euch einfach mal nur das hier, wie der zuckersüße, kleine Eris-Sim reagiert hat, als sie lauschen durfte:
 
 
Eris: "Hehe, ich bin nach meiner Bettzeit noch draußen!"
 
Nächstes Mal steht Tann vor seinem bislang größten Rätsel als Heiler. Und dabei geht es noch nicht mal um Isaac.

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