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Mittwoch, 22. Mai 2019

Kapitel 88 - Ein böses Omen und ein verfluchtes Kind



Malah ließ den Blick über die versammelten Gesichter schweifen. Sie waren alle anwesend. Alle, deren Oberhaupt sie von heute an sein würde.
     Sie hatte eigentlich noch nie Zweifel an sich gehabt hatte, und sie hatte kompetente Helfer, die ihr zur Seite stehen würden, aber dennoch machte sie sich in diesem Moment Sorgen. Sorgen um das viel zu heiße und trockene Wetter, Sorgen um die Ernte, und natürlich waren da noch all die Sorgenkinder, die ihr ebenfalls Sorgen bereiteten. 
     Ihr Blick verweilte für einen Augenblick auf den jeweiligen Gesichtern. Der Großteil von ihnen war ihr nicht einmal zugewandt, lediglich die missgünstigen Augen ihres Bruders waren direkt auf sie gerichtet. Unwillkürlich musste sie zurückdenken. An all die Dinge, die die letzte Zeit über geschehen waren.


Am Anfang noch schien alles so einfach gewesen zu sein. Sie hatten gerade das Dach repariert, der Sommer war über sie hereingebrochen und mit ihm waren auch die ersten vier Uruk-Kinder erwachsen geworden. Man hatte Malah gerade erst zu ihrer Bewährungsprobe verabschiedet, aber ihre Freunde hatten sie trotzdem noch bis zum Waldrand begleitet. 
     Als Malah bemerkte, dass ihre Begleiter stehen geblieben waren, hielt auch sie an, drehte sich zu ihnen und sah in die erwartungsvollen Gesichter ihrer Freunde.


Jade, die sich inzwischen vor Verehrern nicht mehr retten konnte (weshalb ihr Vater sie am liebsten gar nicht mehr rauslassen wollte), Leif, der nach dem Tod seines Bruders kaum mehr ein Wort sagte und sich mit Nyota, die wie üblich ebenfalls still war, im Schweigen übte, und Alistair auf seinem Wagen.
     Malah warf einen Blick über die Schulter Richtung Wald. Der Bogen in ihrer Hand zitterte ein bisschen und auch ohne das heiße Sommerwetter schwitzte sie mit einem Mal beträchtlich. 
      Eigentlich hatte sie nie daran gezweifelt, dass sie das schaffen würde, aber plötzlich hatte sie doch ein bisschen Angst, musste sie feststellen.
     „Will vielleicht jemand anderes?“, probierte sie unsicher.
     „Du musst es machen“, antwortete Jade. „Außer dir will es niemand machen. Und dann wird es Nila.“
     Und niemand wollte das.
     „Du bist die Einzige, die die nötigen Qualifikationen dafür hat“, pflichtete Alistair ihr bei. Seitdem er ruhiger geworden war, kam er allen plötzlich sehr viel älter vor, als dass er es wirklich war. Er spielte auch nicht mehr mit den anderen Kindern.


Malah hatte keine andere Wahl. Also ging sie los, tauchte zwischen die Bäume ein, wodurch das Sonnenlicht geschluckt wurde und es augenblicklich kühler wurde. Das half wenigstens ihrem Schwitzen ein bisschen. 
     Besseren Mutes drang sie daraufhin weiter in den Wald vor. Die Vögel begleiteten ihren Weg mit ihrem munteren Lied und nach einer Weile war Malahs Angst tatsächlich verflogen. Sie konnte das! Sie würde das schaffen!


Nur, dass Zuversicht allein nicht reichte, um Jagdwild zu finden. Sie hörte zwar Vögel singen, aber sie konnte ja schlecht mit einem kleinen Spatz ankommen. 
     Es rächte sich jetzt wohl ein wenig, dass sie ihr Training nicht so sehr aufs Jagen verlegt hatte. Sie war nur ein paar wenige Male mit Jin und Wotan Jagen gegangen, aber ansonsten hatte sie vor allen Dingen die Sitten und Bräuche der Stämme und das Bestellen eines Feldes, Viehpflege und Verhandlungen gelernt.


Ihre Gedanken wurden abrupt unterbrochen, als plötzlich ein Rascheln zu hören war. Sofort hatte sie den Bogen gespannt und auf einen nahegelegenen Busch angelegt. Angespannt wartete sie darauf, dass sich zeigte, was den Busch zum Rascheln brachte.
     Und sie war ganz froh, dass sie nicht einfach pro forma geschossen hatte, als jetzt Nara aus dem Blattwerk heraus auftauchte. Sie brachte ein paar Blätter mit, die sich in ihren beiden Zöpfen verfangen hatte, und das typische Lächeln, das sie immer trug, wenn die beiden Freundinnen sich sahen.


Malah war sofort bei ihr. „Was machst du denn hier?“
     „Deine ähm…“ Nara überlegte. „Probe! Ich will helfen!“ Sie stutzte. „War das falsch?“
     Es hatte lange gedauert, aber irgendwann hatte Malah das Vertrauen des schüchternen Mädchens gewonnen gehabt. Seitdem sprach Nara auch.
     „Ich freue mich, dass du an mich gedacht hast, aber ich fürchte, dass du mir nicht helfen darfst. Ich muss das allein schaffen“, erklärte Malah ihr mit einem milden Lächeln. Deshalb sollten wir dich jetzt erstmal zurück nach Hause bringen. Der Wald ist gefährlich so ganz allein. Hier gibt es Bären und Wildschweine.“


Nara war zufrieden damit, also ging es Richtung Ahn-Stamm. So sehr sie auch unter Zeitdruck stand, würde Malah ihre Freundin nie allein zurückgehen lassen. Sie wusste schließlich, wie gefährlich nicht nur die wilden Tiere für das arglose Mädchen sein konnten. Nicht umsonst hatten ihre Eltern sie in ein weites Kleid gesteckt und ihr das Haar wie einem Kind zu zwei Zöpfen geflochten, um jegliche Spur zu überdecken, dass Nara inzwischen eine Frau war. 
     Wenn Nara keinen Mann fand, der gut zu ihr war, hatte Malah sich auch schon vorgenommen, sie zu sich zu holen, um auf sie aufzupassen. Irgendwann würde ihr bisheriger Beschützer Alek nämlich selber eine Familie haben und dann würde er keine Zeit mehr dafür haben, auf Nara aufzupassen, war sich Malah sicher.


Derweil war Alek selber zu Hause und frustriert darüber, dass sich Nefera nun doch für Reinard entschieden hatte. Er konnte es ja ein bisschen verstehen; Reinard würde schließlich bald seiner Mutter als Anführer nachfolgen, während er selber ein niemand war. Aber es ärgerte ihn trotzdem. Er versuchte es schließlich schon eine ganze Weile länger, bei ihr zu landen.
     Während er darüber nachdachte, das Essen mit ein bisschen Knoblauch nachzuwürzen, wenn Reinard das nächste Mal Nefera besuchen ging, kamen Malah und Nara an. Und als Alek das Mädchen sah, das er bislang nur als kleines Kind gekannt hatte, erstarrte er.


Die wunderbare Frau mit dem Namen Malah winkte ihm zu. „Hey, Alek! Ich hab Nara mitgebracht. Sie ist allein im Wald gewesen.“ Sie hätte ihm ja gerne gesagt, dass er besser auf sie aufpassen sollte, aber sie wollte Nara nicht beleidigen. Sie hatte bislang immer darauf geachtet, sie nicht wie ein Kind zu behandeln. Denn das war sie ja auch nicht mehr.
     Alek hing hingegen an ihren hübschen Lippen, verstand aber nicht so wirklich, was sie sagte. Also nickte er bloß und lächelte versonnen.


Ihr schönes Gesicht furchte sich. „Was ist denn los? Geht’s dir nicht gut?“
     „N-nein!“, zwang er sich zu sagen und verschluckte sich dabei fast dreimal. „Ich dachte mir nur, dass du echt groß geworden bist.“ Er kicherte dämlich, dass es sich wie ein Bellen anhörte. „Das letzte Mal warst du noch so klein und jetzt bist du so groß“. Er sollte einfach aufhören zu sprechen, bevor es peinlich wurde.


Doch Malah war schon wieder mit Gesichtsfurchen beschäftigt. Hoffentlich hatte er nichts Falsches gesagt.
     „Hm, du bist ja ziemlich kräftig“, sagte sie, und Alek strahlte. „Kannst du jagen?“
     „Klar!“
     „Ich bin gerade auf meiner Bewährungsprobe und laut Regeln darf mir keiner von meinen Leuten helfen“, erzählte sie mit ihrer himmlischen Stimme. „Aber heißt ja nicht, dass ich keine Hilfe von außerhalb bekommen kann. Würdest du mir vielleicht helfen?“
     Zu den Eigenschaften eines guten Anführers gehörte es schließlich auch, in Zeiten der Not Hilfe von Anderen zu organisieren.
     Und Alek nickte nur. Für sie würde er alles tun.


Es ging dann also ohne Nara (die sich glücklicherweise keine Gedanken darum machte, warum Alek jetzt mitkommen durfte und sie nicht) und mit Alek zurück Richtung Wald. Während er sich darin übte, sie anzustarren, wurde sie auf etwas aufmerksam, kaum, dass sie die Schlucht verlassen hatten, die zum Haus des Ahn-Stamms führte.


Als sie stehen blieb, fragte Alek: „Was ist los?“, aber Malah bedeutete ihm, ruhig zu sein und wies auf das beachtliche Wildschwein, das vor ihnen mitten auf der Wiese stand.


Sie duckte sich schnell, um es nicht zu verscheuchen. Alek kam auch an ihre Seite und meinte: „Was macht das denn hier? Das ist aber ungewöhnlich.“
     Sie antwortete nicht darauf. Sie wusste selber, dass Wildschweine für gewöhnlich im Wald blieben, aber sie wollte sich nicht beschweren. Vielleicht war das ja ein Geschenk der Götter.


Und diese Chance wollte sie nicht verstreichen lassen. Also spannte sie einen Pfeil in ihren Bogen und legte an. Alek war jetzt glücklicherweise auch endlich ruhig und ließ sie machen, sodass sie sich ganz auf ihren Schuss konzentrieren konnte. Er musste sitzen. Wenn das Tier auf sie aufmerksam wurde, war sie nicht gut genug, um schnell genug ein zweites Mal auf es zu schießen.


Nachdem sie sorgfältig gezielt hatte, ließ sie los und der Schuss traf tatsächlich. Sie sah nicht, wo sie getroffen hatte, aber das Wildschwein gab nicht einmal einen Laut von sich und ging einfach zu Boden. 
     Siegreich riss Malah die Arme nach oben. Sie konnte es nicht glauben! Sie hatte es geschafft! Und so ein riesiges Wildschwein dazu!
      „Bevor du ein Freudenfeuer entfachst, sollten wir erstmal nachgucken, ob es überhaupt tot ist“, dämpfte Alek ihre Freude jedoch sogleich wieder.


Er wollte gehen, aber Malah fuhr ein bisschen gereizt dazwischen: „Ich weiß! Ich werde nachschauen!“ 
     Es ärgerte sie irgendwie, dass sie im Eifer des Moments das Wesentliche vergessen hatte. Wenn sie das Wildschwein nicht genug verletzt oder gar getötet hatte, war es schneller weg, als dass sie würde gucken können. Und dann war alles für die Katz gewesen. Sie musste sich mehr konzentrieren, schalt sie sich.
     „Lass mich lieber gucken“, versuchte Alek sie zurückzuhalten.
     „Was? Traust du mir etwa nicht zu, dass ich das selber kann?“
     „Nein! Das ist es nicht…“, fing Alek zu stottern an. „Es ist nur… das Schwein ist komisch… vielleicht ist es ja krank oder so, und ich hab einfach Angst um dich.“
     Malah ignorierte das. Sie war ja ein bisschen beleidigt, dass Alek ihr nichts zuzutrauen schien.


Also ging sie hin und verpasste dem Wildschwein  höchstselbst einen sehr professionellen Tritt, während Alek an ihre Seite eilte und seine Axt alarmiert auf das Tier richtete. Es bewegte sich nicht einmal, richtete nur müde die Augen auf sie.
     „Siehst du, es ist alles gut. Ich werde es jetzt beenden, und dann nehmen wir es mit.“
     Alek verkniff sich, ihr zu sagen, dass es sie hätte umbringen können, wenn es doch nur wegen des Schocks umgefallen wäre. Stattdessen passte er auf, dass das Tier auch ja weiter liegenblieb, während Malah ging, ihr Messer zog und dem Schwein die Kehle durchschnitt. In diesem Moment war sie nur froh, dass sie in der Vergangenheit schon öfter beim Schlachten mitgeholfen hatte.  


Sie kehrten also mit fetter Beute zum Uruk-Hof zurück, wo sie noch niemand erwartete, da sie doch recht schnell darin gewesen war, ihre Bewährungsprobe zu absolvieren. Sie war jedenfalls erleichtert, dass sie es überhaupt geschafft hatte.
     „Danke, dass du mir geholfen hast“, sagte sie gerade zu Alek. „Ohne dich hätte ich es nicht geschafft.“
     „Ach was!“, schlug der aus. „Ich hab nur beim Verladen geholfen. Und mein Vater musste sogar noch kommen.“
     Das stimmte. Sie hatten Lenn holen müssen, weil das Schwein für sie beide allein viel zu schwer gewesen war. Schon es auf den Wagen zu bringen, war für sie beide allein unmöglich gewesen.
     Alek wollte als nächstes ansetzen, sie fragen zu wollen, ob sie nicht mal was zu zweit unternehmen wollten, so romantisch bei Sonnenuntergang oder so, als Tann aus dem neuen Stall rauskam.


Er wurde natürlich auf sie aufmerksam und stellte sich blöderweise zwischen sie. 
     Als er das Wildschwein bemerkte, war er ganz begeistert. „Malah, das ist ja beinahe größer als das Schwein, das ich damals bei meiner Probe erlegt habe“, erzählte er.
     Malah berichtete ihm daraufhin alles, Tann sagte, wie stolz er auf sie war, und Alek stand nur daneben und fragte sich, wann Tann sie wohl endlich wieder alleinlassen würde. Zu seinem Pech aber kam kurz darauf auch noch der restliche Stamm zurück, also ging er unverrichteter Dinge wieder nach Hause.


Am Abend hatte sich dann ihr engster Kreis um sie herum versammelt. Ihre Eltern, Anya und ihre Großeltern väterlicherseits waren da, und sie alle freuten sich mit ihr. Vor allen Dingen bei ihrem Vater war das in letzter Zeit ein seltener Anblick, aber er war es, der in diesem Moment am meisten strahlte. Malah wusste ja, wie viele Sorgen er sich um ihre Sicherheit gemacht hatte. Er hatte noch vor kurzem versucht, den Jagdteil der Bewährungsprobe abzuschaffen, aber er war überstimmt worden. Da hatte auch Aans Rede und Lus Fürsprache nichts geholfen. 
     Aber natürlich freute er sich auch, endlich seine unliebsamen Aufgaben an sie abgeben zu können, war ihr bewusst. Und Malah würde ihm das nur zu gerne abnehmen.


Doch noch während sich alle freuten, flog plötzlich die Türe auf und Dana stürzte heraus. Schon anhand ihres Gesichtes sahen sie, dass etwas vorgefallen war.
     „Es ist das Wildschwein. Lu hat es nicht lassen können, zu kosten, und jetzt geht es ihm nicht gut.“


Der Schamane hatte sich den Magen verdorben, aber er würde laut ihrer Heilerin Sharla wahrscheinlich wieder werden. Aber Malah war dennoch zutiefst erschüttert. Alek hatte sie gewarnt, dass das Wildschwein sich merkwürdig benommen hatte und dass es vielleicht krank war, aber sie hatte nicht hören wollen. Sie war so verbissen gewesen, ihre Aufgabe zu erfüllen, dass sie das Wichtigste vergessen hatte: Die Sicherheit ihrer Leute. Das durfte ihr nie wieder passieren!


„Guck, Ragna, heute habe ich dir Fisch mitgebracht. Den, den du so magst.“
     Nero warf den Fisch, den er eigenhändig gefangen hatte, ins Feuer und sah dabei zu, wie er langsam von den Flammen schwarzgefärbt wurde. Ein wunderbarer Geruch stieg ihm in die Nase, dass er selber Hunger bekam. Doch der Fisch blieb, wo er war. Er war schließlich für Ragna bestimmt.


Als es schließlich verkohlt zu riechen begann, ließ sich Nero neben dem Feuer nieder. Eine Weile starrte er nur in die Flammen, bevor er zu erzählen begann, was an diesem Tag so alles geschehen war. Das tat er immer, wenn er hierher kam an den Ort, an dem sein bester Freund gestorben war.
     ‚Früher hast du mir immer erzählt, jetzt muss ich das machen‘, dachte er. ‚Aber ich bin kein so guter Erzähler wie du.‘
     Er tat es trotzdem. Er wollte, dass Ragna bei ihnen blieb und dass er an ihrem Leben teilhatte. Und deswegen kam er auch immer hierher und opferte ihm Essen oder andere Dinge im Feuer. Manchmal ein kleines Spielzeug, das er geschnitzt hatte, oder eine der Blumen, die Ragna so gemocht hatte. Dann fühlte er sich seinem Freund nah. Als wäre er noch immer hier bei ihnen.


„Ich lasse Mimi heute bei dir, ja?“, schloss er nach seinen Erzählungen. Ragna hatte seinen Spielzeugbären immer so gern gehabt und er hatte ihm auch seinen Namen gegeben. „Aber ich muss jetzt gehen. Bis zum nächsten Mal.“


Auch auf dem Rückweg waren seine Gedanken weiterhin bei dem verlorenen Freund, sodass er gar nicht bemerkte, dass er schon wieder Zuhause war. Und dass da ein fremdes Kind mitten auf ihrem Hof stand. Es war ein Mädchen mit leuchtend orangenem Haar. Beinahe so ein bisschen wie die Kürbisse, die sie anpflanzten, fand er.


Weil sie ziemlich verloren wirkte, ging er zu ihr rüber und fragte: „He, du, hast du dich verlaufen?“
     Große, erschrockene Augen trafen ihn, dass er selber zusammenzuckte. Sie brauchte einen Moment, in dem er sich nicht sicher war, ob sie gleich weglaufen würde oder nicht, dann schaffte sie es schließlich, mit zitternder Stimme zu sagen: „R-Ragna.“ Ein Stich in Neros Magen. „Ich suche Ragna. Wir wollten spielen.“
     Jetzt war es Nero, der einen Moment brauchte, bevor er ihr mitteilen konnte: „Ragna ist gestorben. Er ist von Bienen gestochen worden.“
      Wieder die großen Augen. Doch diesmal waren sie voller Angst und Horror.
     „Oh, nein! Das wollte ich nicht!“, sagte sie.
     Sie rannte davon, und auch wenn Nero ziemlich überrumpelt davon war, zögerte er nicht lange, ihr nachzulaufen. 


Sie war nur ziemlich schnell. Er holte sie erst wieder ein, als er den Handelsposten erreichte, der inzwischen ein riesiges, hölzernes Ungetüm von einem Haus war.
     „Wo bist du?“, rief er laut. „Komm raus und erklär, was du damit gemeint hast! Was hast du mit Ragna gemacht?“


Sie lugte vorsichtig um die Ecke des Stalls, und als Nero das sah, war er sofort bei ihr. Sie sah so aus, als würde sie demnächst wieder anfangen zu heulen.
     „Was hast du mit Ragna gemacht?“, wiederholte er seine Frage wütend.
     „Ich… ich… Er ist gestorben, weil ich verflucht bin“, brach es mit bebender Stimme aus ihr heraus. „Wegen dem Fluch sterben die Leute um mich herum. Deswegen hab ich auch nie Freunde. Aber ich dachte… ich … Das wollte ich nicht! Das wollte ich doch nicht!“


Sie brach ab und fing jetzt doch wieder das Weinen an, und da er aus ihr nichts mehr herausbekam, kehrte Nero schließlich nach Hause zurück. 
     Er hatte keine Ahnung, was er davon halten sollte – er wusste ja nicht mal, was ein Fluch war. Also ging er zu jemandem, der es ihm vielleicht sagen konnte. Seinen Vater konnte er schlecht fragen, wo er sich doch mal wieder trotz Erkältung rausgeschlichen hatte, also fiel seine Wahl auf Akara. Sie schimpfte nämlich nie mit ihm, wenn sie sah, dass er mal wieder ausgebüxt war. 


Er fand sie im Stall, wo sie gerade Heu verteilte. Sie unterbrach ihre Arbeit augenblicklich, als er auf sich aufmerksam machte, und kam zu ihm. Wie immer, wenn sie mit einem der Kinder zu tun hatte, sah sie unbehaglich aus. Aber nur ein kleines bisschen. Mit ihm kam sie ganz gut zurecht, wusste er.


„Was ist ein Fluch?“, fragte er sie direkt.
     „Wo hast du denn das her?“
     „Da ist so ein Mädchen, das sagt, dass sie verflucht ist und Leute deswegen sterben.“
     Akara lächelte gequält. „Nun, weißt du, ein Fluch ist etwas, dass…. hm… wenn man jemandem was schlechtes wünscht, dann verflucht man ihn, damit ihm was schlimmes passiert.“
     „Wie ein Zauber?“
     „Ja, so in der Art.“ Hastig fügte sie hinzu: „Aber sowas solltest du niemals machen. So etwas machen nur böse Menschen.“


Nero überlegte lange, bevor er fragte: „Aber warum sollte dann jemand ein kleines Mädchen verfluchen?“
     „Das weiß ich auch nicht“, meinte Akara betroffen. „Das muss schon ein sehr böser Mensch sein, der sowas macht. Aber vielleicht erzählt sie dir auch nur ein Märchen. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass die Götter einen Fluch anhören würden, den man gegen ein Kind ausspricht.“
     Das sah Nero genauso. Also beschloss er etwas. Er nickte, bedankte sich und ging dann zum Handelsposten zurück.


Das Mädchen war nicht mehr beim Stall, also musste er sie erst suchen, bevor er sie wiederfand. Sie stand in dem kleinen Laden, in dem sie Essen und Nahrungsmittel verkauften.
     „He, du, komm mal her! Ich will mit dir reden“, rief er sie.
     „Lieber nicht. Ich will nicht, dass dir auch was passiert.“
     Also erklomm er kurzerhand den Verkaufstresen, schwang sich unter ihrem ungläubigen Blick darüber und ging zu ihr. Sie sah wieder aus, als wolle sie weglaufen, aber sie blieb glücklicherweise wo sie war.


„Wer hat dich denn überhaupt verflucht?“, wollte er wissen.
     „Ich… weiß nicht. Mama sagt, die Götter hassen mich. Deswegen bin ich verflucht.“
     „Weißt du, ich glaub nicht, dass die Götter ein Kind verfluchen würden“, wiederholte er Akaras Worte. „Oder hast du was böses gemacht?“
     Sie schüttelte den Kopf. Sie wirkte beinahe noch schüchterner als Ragna, und sie tat ihm irgendwie leid, dass sie wegen ihres angeblichen Fluches nicht einmal Freunde hatte.
     Ihm kam eine Idee. „Schau, ich bin einfach von jetzt an dein Freund, und dann wirst du sehen, dass du nicht verflucht bist, weil mir ja nichts passieren wird.“
     „Lieber nicht. Ich will nicht, dass du auch stirbst.“
     Er ignorierte ihren Einwand und sagte stattdessen: „Ich bin Nero. Und wie heißt du?“


Und von da an war das ruhige Mädchen mit dem Namen Adelaide mit Nero befreundet. Er nahm sie tags darauf mit zu dem Platz, an dem er die Feuerstelle für Ragna gemacht hatte, und seitdem gingen sie oft regelmäßig zusammen dorthin. 
     Aida, wie sie von ihm genannt werden wollte, war seinem verstorbenen Freund tatsächlich sehr ähnlich, mit dem einzigen Unterschied, dass sie gern für sich war. Die Geschichten, die sie erzählte, waren auch nicht so gut wie die von Ragna – sie erzählte nur das, was sie so aufschnappte – aber dennoch lauschte Nero ihnen gerne. Er war froh, dass sie da war und die Leere in seinem Herzen, die Ragnas Tod hinterlassen hatte, wenigstens ein bisschen füllen konnte.


Am Abend erfuhr Malah dann, dass ihre Ernennung zum neuen Anführer des Uruk-Stammes auf unbestimmte Zeit verschoben wurde. Dass der Braten verdorben gewesen war, war nämlich ein böses Omen gewesen. Die Götter schienen ihre Einwilligung zu ihrer Ernennung noch nicht gegeben zu haben., also hieß es warten.
     Malah, die schon seit Jahren darauf gewartet hatte, endlich von ihrem Vater übernehmen zu können, war natürlich am Boden zerstört, als sie das hörte. Doch Alek schaffte es mit seinen aufmunternden Worten, sie wieder aufzuheitern.


Auch danach war er beinahe täglich bei ihnen zu Gast.


Er kam, um nach ihr zu sehen.


Er hatte immer ein nettes Wort für sie übrig.


Er half ihr, wo er nur konnte.


Er brachte sie zum Lachen.


Und dass er sich so um sie und ihre Zeremonie sorgte, fand sie sehr lieb von ihm.


Er war wirklich ein guter Freund.
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Hier weiterlesen -> Kapitel 89.1 

Generation IV startet jetzt also auch (endlich) und neben unzähligen Geburtstagen (es waren um die 30, weil ich auch die anderen Stämme/Familien final hab altern lasse x.x), Umbauten und dem Aufbau des Handelspostens, habe ich auch mal die Seite hier wieder umgebaut. 
     Neben neuem Bild da oben, das letztendlich mit dem Ende zu tun haben wird, hab ich die Charakterseiten für Generation IV diesmal ein bisschen anders gemacht. Da die Personen aus den anderen Stämmen/Familien in Zukunft mehr eine Rolle spielen werden, habe ich jedem Haushalt eine eigene Seite gewidmet, wo auch jede Person nun ihre kurze Beschreibung erhalten hat. Desweiteren habe ich jetzt doch nochmal die Charakterseite von Generation III so weit aktualisiert, dass sie bis zum letzten Kapitel geht. Da Blogger mich gestern geärgert hat, weiß ich nicht, ob alles so aussieht, wie ich das will, aber wenn man mit der Maus über Generation IV geht, sollten da jetzt noch mehr Wahlmöglichkeiten aufgehen (bei der mobilen Version sollte es auf extra Wahlmöglichkeiten weiterleiten).
     Die Outtakes zu Generation IV sind momentan übrigens nicht da, weil ich die erst nächstes Kapitel machen werde. 
 
Ich hatte einfach das Gefühl, dass das so übersichtlicher letztendlich ist. Weil ja doch noch einiges kommen wird. Neue Leute werden in die Gegend kommen, Leute werden die Gegend verlassen, Unglücksfälle werden ebenso passieren wie Glücksfälle, und wie angekündigt, wird die Gegend auch mal verlassen werden. Erste Außenaufnahmen in anderen Welten habe ich auch schon gemacht und ich bin gerade ziemlich in Aufbruchstimmung, was "Zeitalter" angeht.

Mein besonderer Dank geht an dieser Stelle noch an mammut, die wieder mal so freundlich war, mir extra scheibenlose Fenster zu basteln. Ich weiß, dass es lange gedauert hat, bis ich sie auch endlich mal einbauen konnte, aber es hat sich leider erst jetzt ergeben.
     Deswegen ein herzliches Dankeschön von mir und meinem Stamm, der jetzt nicht mehr an Rauchvergiftung eingehen muss. Auch beim Handelsposten und beim Ahn-Stamm sind sie ganz begeistert davon, dass sie jetzt endlich Tageslicht abbekommen und rausgucken können.
     Zu finden sind die tollen Fenster übrigens hier: 1 2 3 4 5 6 7 



Leider wird meine Containerbaukunst den Fenstern überhaupt nicht gerecht, und ich habe vergessen, ein Bild vom Handelsposten mit Fenstern zu machen. Der sah ohne die Fenster echt wie ein schrecklicher Bauklotz aus. Seht selbst:


Naja, auf dem Bild, wo Nero Adelaide nachrennt, sieht man ja dann das Endprodukt.
     Ich freu mich jedenfalls schon drauf, ihn mal von innen zu zeigen. Alin hat sehr davon profitiert, dass sich die talentierten Leute von Simszoo des nordischen Altertums angenommen haben, wie ich ja schon einmal geschrieben hab. Sonst hätte er jetzt nix in seinen Regalen stehen.

Zwei Sachen habe ich noch. Zum einen zu Adelaide, die aus einem meiner anderen Spielstände ist. Dort heißt sie Cynthia und ist die Tochter von einer meiner Siminnen und dem Townie Christopher Steel aus Sunset Valley. Hier mal zwei Bilder von ihr:
 

Da ich sofort von ihrer neurotischen und technikfeindlichen Art hin und weg war, musste ich sie einfach hier reinbringen. 



Hier hat sie mal ihren Papa besucht und sich gleich mal drüber beschwert, dass er einen Fernseher hat. Wie kann er nur? 
     Aus demselben Spielstand wird auch noch ein anderer Sim vorkommen, der mir mit seiner lustigen Art ans Herz gewachsen ist. Aber dazu später mehr.

Desweiteren das römische Hausboot, das man im Hintergrund im Wasser sieht, das habe ich auch nicht gebaut, sondern von hier

Nächstes Mal dann findet erneut ein Junggesellenfest beim Zoth-Stamm statt, bei dem nicht nur alle (inzwischen) sieben Uruk-Teenager mit von der Partie sein werden. Ich weiß noch nicht, ob das wieder zwei Kapitel werden, aber wie beim letzten Mal auch, werde ich sie dann wieder gleichzeitig posten.

Bis dahin, danke euch fürs Vorbeischauen und Lesen, und ich verabschiede mich!

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