An einem wunderschönen Herbsttag, als der Himmel sich
blau und wolkenlos über ihnen erstreckte und die Sonne ihre letzten Strahlen
zur Erde sandte, war Tann gerade unterwegs, um auszutreten. Sie hatten den ganzen
Morgen über am Ausbau des Hauses gearbeitet und jetzt hatte er endlich einmal
eine kleine Pause.
Doch als er Elrik und Akara bei den Pinkelbüschen vorfand, eng aneinander geschmiegt und
in einem liebevollen Kuss versunken, hielt er inne.
Es wäre gelogen zu sagen, dass Tann bei
diesem Anblick das Herz aufging. Nach wie vor war er Akara gegenüber skeptisch,
und sie hatte noch einiges über Kindererziehung zu lernen, aber dennoch war er
froh, dass sie an der Seite seines Sohnes stand.
Tann hatte in
der Vergangenheit so viel angerichtet, hätte das Glück seines Sohnes beinahe
zerstört, aber letztendlich war er froh, dass Elrik sich über ihn hinweggesetzt
hatte. Dass er zu seiner Liebe gestanden und dafür gekämpft hatte.
Hier gab es nichts für ihn zu tun, das hatte es noch nie,
also drehte er zufrieden ab und wollte gehen. Er wollte schließlich nicht
stören. Akara und Elrik hatten auch so schon zu wenig Zeit allein miteinander.
Doch noch während er sich umdrehte, bemerkte er aus den Augenwinkeln heraus Lu,
der nun stattdessen die Zweisamkeit zwischen Stammesführer und Gefährtin
zerbrach. Akara und Elrik lösten sich bei seinem Auftauchen sofort voneinander.
„Elrik, da ist
ein Mann angekommen. Er sagt, er ist ein“, Lu überlegte, „Händler, glaube ich.
Ich habe keine Ahnung, was das ist, aber er will mit unserem Anführer
sprechen.“
Tann folgte mit seinen Augen Lus Fingerzeig und konnte
nun tatsächlich einen Fremden auf ihrem Hof stehen sehen. Er trug aufwendige
Kleidung, sein langes schwarzes Haar war zu einem Pferdeschwanz gebunden und auf den
ersten Blick schien es Tann, als hätte er nicht einmal einen Bart.
Sein Anblick
alarmierte ihn sofort, aber dann schalt er sich, sich zu beruhigen. Nicht
jeder Fremde bedeutete gleich Gefahr, das wusste er auch, aber nach der Sache
mit Dia Hell war er übervorsichtig geworden.
Als Lu und Elrik auftauchten, entschloss sich auch Tann
dazu, zu der Versammlung zu stoßen. Doch als er sich aufmachte, geriet Akara in sein Blickfeld, die allein zurückgeblieben war und die nun traurig die Schultern hängen ließ.
Dieses Bild
ließ Tann augenblicklich an Ort und Stelle festfrieren. Er kannte es nur zu
gut, auch wenn er es in der Vergangenheit so oft nicht hatte sehen wollen. Immer,
wenn er beschäftigt gewesen war. Immer, wenn er Tanna allein gelassen hatte.
Noch immer zahlte er den Preis dafür. Tanna war nach wie
vor abweisend und überaus distanziert. Er zweifelte nicht an ihr oder ihrer
Liebe zueinander, aber hätte er es nicht besser gewusst, hätte er sich Sorgen
gemacht.
Manches Mal erwischte er sich sogar dabei. Bei dem Gedanken, dass
etwas nicht stimmte zwischen ihnen. Dass sie ihn nicht mehr lieben könnte. Dass
sie ihn verlassen könnte. Tann würde das nicht überstehen, das wusste er.
Deswegen erschreckte es ihn, die Einsamkeit, die er bei
Tanna so oft ignoriert hatte, jetzt in Akaras Augen zu sehen.
Er haderte mit
sich, denn er wollte schließlich ebenfalls einen Blick auf den Neuankömmling werfen. Er war hin- und hergerissen zwischen seinem Pflichtgefühl
und seiner Neugier, aber letztendlich presste er missmutig die Lippen aufeinander und ging
unwillig zu Akara hinüber. Elrik würde das sicherlich auch ohne ihn schaffen.
„Sei nicht
traurig“, begann er und ließ Akara ertappt zusammenzucken. „Du weißt, dass du
Elrik das Wichtigste bist, nicht wahr?“
„Ja, ich
weiß“, bestätigte sie, nachdem sie sich wieder gefangen hatte. Dann jedoch
fielen ihre Schultern erneut herab. „Es ist nur… es ist trotzdem schwer, immer
nur allein gelassen zu werden.“
So hatte sie
sich das Zusammenleben mit Elrik jedenfalls nicht vorgestellt. Das war wohl
ziemlich naiv von ihr gewesen, das wusste sie inzwischen auch.
Tann schwieg einen Moment, seine Augen so
ausdruckslos auf ihrem Gesicht, dass es sie ein bisschen erschreckte.
Schließlich rang er sich aber ein Lächeln ab, das ihn sofort wieder freundlicher aussehen ließ.
„Du musst dich nicht allein fühlen. Ich habe schon mitbekommen,
dass du kaum mit den Anderen redest, aber dazu besteht kein Anlass. Wir haben
dich vielleicht ein wenig verschreckt…“ Er stockte und korrigierte sich dann: „Ich habe dich vielleicht ein bisschen
verschreckt, aber wir sind eigentlich alle ganz nett. Du gehörst inzwischen zur
Familie. Du bist ein Teil dieses Stammes. Das sehen wir alle so. Deswegen hab
keine Scheu davor, mit uns zu reden. Ich bin mir sicher, dass du
dich auch mit den anderen Frauen gut verstehen wirst und dann wirst du dich
auch nicht mehr so einsam fühlen.“
Tann wusste
nicht, ob er überzeugend rübergekommen war, aber selbst wenn er noch immer
skeptisch war, wusste er, dass die Anderen Akara gegenüber offener sein würden.
Das hoffte er zumindest. Er musste jedenfalls verhindern, dass sie sich noch
weiter isolierte. Dann würde ihre Einsamkeit nur noch schlimmer werden.
Akara sah jedoch noch immer unglücklich aus und Tann
wusste auch nicht mehr, was er ihr noch sagen sollte. Er hatte ihr eigentlich
nichts mehr zu sagen. Er hatte schon alles aufgeboten, obwohl es ihm nicht
gerade leicht gefallen war, diese Dinge zu ihr zu sagen.
„Ich weiß
nicht… Ich fühle mich, ehrlich gesagt, aber nicht als Teil dieses Stammes….
Oder einer Familie.“ Sie wagte einen verstohlenen Blick in seine Richtung.
„Manchmal frage ich mich, ob es nicht besser wäre, wenn ich wieder zurück nach
Hause gehen würde.“
Jetzt war es genug. Tann konnte sich nicht länger
zurückhalten. Sofort kehrte der Unmut in sein Gesicht zurück, den sie schon von
ihm kannte. Er war lang genug nett und freundlich gewesen.
„Du bist aber ein Teil einer Familie,
Mädchen! Du hast Elrik und du hast Malah! Du bist Mutter und als solche
musst du Verantwortung übernehmen, ob dir das jetzt passt oder nicht! Also
sieh zu, dass du das gefälligst tust!“
Er drehte sich von ihr weg und ließ sie stehen.
„Ansonsten wärst du deinem Vater doch ähnlicher als ich dachte und das würde
mich maßlos enttäuschen!“
Das hatte
gesessen. Akara war tief getroffen zurückgeblieben. Sie schaute Tann noch nach,
als der schon um die Ecke verschwunden war und sie musste feststellen, dass
seine Worte ihr wehgetan hatten. Denn er hatte recht.
Tags darauf war Tann mit den frischgebackenen Müttern
allein zu Hause. Heute war es an ihm, den Aufpasser zu spielen, und das tat er
gerne.
Eigentlich war es sogar seine Idee gewesen. Die Anderen waren der Meinung,
dass es für einen Aufpasser keine Notwendigkeit mehr gab. Jana hatte ihn sogar angeknurrt, als er
mit dem Vorschlag angekommen war. Sie war nach wie vor empfindlich, wenn man
sie zu beschützen versuchte.
Doch Tann hatte sich durchgesetzt und auch wenn er sich
bei all den Frauengesprächen etwas fehl am Platze fühlte, war er froh, dass die
Frauen und Kinder nicht allein waren.
Er war gerade unterwegs, seine Notdurft zu verrichten,
war frohen Mutes und unbescholten, als er dachte, jemanden hinter sich
zu hören.
Doch bevor er nachsehen konnte, stach ihm plötzlich ein ungeheurer
Schmerz in den Rücken. Er durchfuhr ihn glühend heiß, dann warf die
Wucht des Angriffs ihn von den Beinen.
Blut und Erde mischten sich in seinem
Mund zu einem widerlichen Geschmack. Das Geräusch
von Schritten drang nur noch gedämpft zu ihm vor. Sein Körper fühlte sich taub an, nur das stetige Pochen des Blutes, das aus ihm strömte. So laut, dass es die Geräusche der Außenwelt übertönte.
Schließlich
kam jemand vor ihm zum Stehen. Er sah nackte Zehen, die in notdürftig
zusammengeschusterten Sandalen stecken. Ein Tritt, der ihn unsanft aus dem Delirium, in das er nach
seinem Sturz gefallen war, zurückholte. Er wurde auf den Rücken gezwungen und der abebbende
Schmerz heulte erneut auf. Er wollte sich wieder auf den Bauch
drehen, doch man ließ ihn nicht.
Da hatte er
erstmals ein freies Sichtfeld auf seinen Angreifer. Er sah wirres Haar, einen
langen Bart, doch gegen den hellen Hintergrund des Himmels wirkte er beinahe
wie ein gespenstischer Schatten und für einen Moment war sich Tann sicher, dass
er das auch war.
Seine Gedanken drifteten ab. Sie glitten ihm durch die Finger.
Seine Augen verdrehten sich nach oben und da ließ man ihn endlich in Ruhe.
Das Letzte, das er sah, bevor die Welt um ihn herum
schwarz wurde, waren die Füße seines Angreifers, die sich entfernten. Und ein Messer, das im grauen
Morgenlicht glänzte.
Eine Sekunde.
Er war nur eine Sekunde lang weggetreten, aber als er wieder erwachte, kam es
ihm vor, als würde er schon ewig hier liegen. Sein Kopf schwirrte und
es fiel ihm unendlich schwer, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Immer
wieder drohte er, in die Dunkelheit zurückzufallen. Aber das Gefühl von
unmittelbarer Gefahr hielt ihn bei Bewusstsein.
Er zwang seine Gedanken dazu,
sich zu fokussieren, drehte sich auf den Bauch und wurde erneut von einem bösen
Schmerz bestraft, der ihm durch den gesamten Körper jagte und ihn sich dumpf
und kalt anfühlen ließ.
Eine Hand auf
den Boden. Dann die Zweite.
Er musste sich
zusammenreißen!
Das Leben rann
aus seinem Körper, seine Kräfte drohten, ihn zu verlassen.
Doch Tann zwang sich
dennoch auf taube Beine. Ein-, zweimal fiel er beinahe wieder um, aber dann
schaffte er es doch, einen wackeligen Halt zu finden.
Er musste sie
beschützen!
Mit klammen
Fingern griff er nach seinem eigenen Messer, das er immer bei sich trug. Bei
seinem ersten Schritt geriet seine Welt für einen Moment aus den Fugen. Doch er
ging weiter. Schritt für Schritt. Solange er noch atmete, würde er sie
beschützen.
Mit letzter Kraft erreichte er den Türrahmen. Erschöpft
stützte er sich dagegen und erneut glaubte er, es nicht zu schaffen. Doch als
er dann sah, was sich im Haus abspielte, gab ihm die Wut darüber das Leben
zurück.
Wie konnte man es wagen? In seinem eigenen Stamm! Wie
konnte man es wagen, in sein Zuhause einzudringen und seine Leute zu bedrohen? Er
hatte es einmal nicht beschützen können. Es würde ihm kein zweites Mal
geschehen.
Mit
kräftigeren Schritten stolperte er vorwärts. Er hörte Jana reden. Sie hatte ein
Messer in der Hand und sie hatte ihn bemerkt, aber sie hatte nicht ein Mal aufgehört zu sprechen.
Doch Tann hatte nur Augen für den fremden Mann, der ihm
gerade den Rücken zudrehte, so, wie er ihm den Rücken zugedreht hatte, als er
ihn rücklings abgestochen hatte. Er hatte das Messer, mit dem er das getan
hatte noch immer in der Hand, hielt es Akara an den Hals.
Tann sah rot. Mit einem letzten Satz war er bei dem
Fremden, hatte ihn gepackt und ihm ohne zu zögern das Messer in den
Hals gerammt. Bevor der wusste, wie ihm geschah, ließ Tann sich nach hinten
fallen und der andere Mann hatte keine Wahl, als mit ihm zu fallen.
Als sie auf dem Boden aufkamen, wurde die Luft aus Tann
herausgepresst und der Schmerz schrie erneut fürchterlich in ihm auf. Hinzu kam
ein zweiter, als der Fremde ihm sein Messer im Todeskampf immer und
immer wieder ins Bein rammte. Er wehrte sich mit aller Kraft, aber Tann hielt
ihn so lange fest umklammert, bis er schließlich in seinen Armen erschlaffte.
Er hörte Janas
Stimme laut durchs Haus schallen, verstand aber nicht, was sie sagte. Dafür
verschwand im nächsten Moment das unerträgliche Gewicht von ihm und da erst bemerkte er,
dass Jana über ihm stand und dass sie es gewesen war, die ihn mit einem kräftigen Tritt von dem Fremden befreit hatte.
Ihr Gesicht erschien groß über ihm.
„Tann, ist alles in Ordnung?“
Er versuchte
zu sprechen, aber es dauerte einen Moment, bis die Luft in seine Lungen
zurückgekehrt war und er die Worte hinaus zwingen konnte. „Akara… ist sie
verletzt?“
Jana
schüttelte den Kopf und da entkrampfte sich Tanns Gesicht und er als er
schließlich die Augen schloss, wirkte er geradezu friedlich. „Gut… ich wollte…
ihr nicht wehtun…“
Dann wurde
ihm erneut schwarz vor Augen.
Und während Dana nun ging, um nach Tann zu sehen und Jana
losrannte, um Hilfe zu holen, war Akara nach wie vor erstarrt. Sie konnte
nichts anderes tun, als den Mann anzustarren, der gerade sein Leben eingesetzt
hatte, um sie zu beschützen und der trotz seiner Verletzungen nur daran
gedacht hatte, dass er sie hätte verletzen können.
So etwas hatte
noch niemals jemand für sie getan.
‚Warum hast du das
getan?‘
Es war die
eine Frage, die Akara seit Stunden nun schon beschäftigte. Als sie Tann in
mehrere Lagen Stoff gewickelt hatten, als sie nichts anderes hatte tun können,
als mit vor Schrecken zitternden Händen das Blut aufzuwischen und mit Stroh zu
bedecken. Es hatte sie nicht losgelassen und es beschäftigte sie selbst jetzt
noch, als sie neben dem bewusstlosen Mann saß, der ihr Leben gerettet hatte.
„Was machst du noch immer hier?“, riss sie eine harsche
Stimme plötzlich aus ihren Gedanken.
Als ihr Blick
nach oben schnellte, sah sie Tanna über sich stehen. In ihren Augen funkelte
Wut. Ablehnung. Elriks Mutter hatte sie zuvor noch niemals so angesehen, aber
Akara konnte es ihr nicht verübeln. Wegen ihr war Tannas Gefährte schließlich
verletzt worden.
„Glaubst du
etwa, dass er das für dich getan hat?“
Akara
versteifte sich.
„Das hat er
nämlich nicht“, fuhr Tanna erbarmungslos fort. „Er hat nur den Stamm beschützt,
das ist alles. Also hör gefälligst auf, dir unnötige Sorgen zu machen, und geh
lieber dorthin, wo dein Platz ist!“
Ja, nur, wo
war ihr Platz eigentlich? Sie wusste es nicht. Sie hatte es nie gewusst und
sie wusste es noch immer nicht. All die Jahre auf der Flucht, ohne festes
Zuhause. Und dann, als sie endlich geglaubt hatte, angekommen zu sein, wollte
sie manchmal nichts lieber als davonzulaufen.
Deswegen hatte
sie, und wenn auch nur für einen kurzen Augenblick, vielleicht daran glauben wollen, dass
Tann ihr Leben für sie eingesetzt hatte.
Eigentlich war
es Tannas Aufgabe, sich um ihren verwundeten Gefährten zu kümmern. Doch sie war
gegangen, hatte ihn allein gelassen, was Akara doch sehr wunderte. Da war nicht
einmal ein Anzeichen von Sorge in ihrem Gesicht gewesen. Sie hatte ihn ja nicht
einmal angesehen!
Doch Tanna hatte recht. Es war nicht an ihr, an Tanns
Seite zu sein. Also folgte sie der anderen Frau, mit der sie bislang eigentlich
gut ausgekommen war, schließlich nach draußen.
Dort hatte sich bereits eine
Versammlung um den toten Fremden gebildet, der sie vor kurzem noch als Geisel
gehalten hatte.
Niemand
wusste, wer er war oder wo er hergekommen war. Seinem abgerissenen Aussehen
nach zu urteilen hatte er wohl kein Zuhause. Ein Landstreicher. Er war
plötzlich aufgetaucht, hatte Nahrung und Wertgegenstände gefordert und es
lief Akara noch immer eiskalt den Rücken hinunter, wenn sie daran dachte, wie
er ihr anzügliche Dinge ins Ohr geflüstert hatte. Sie war so erleichtert, dass
Tann sie vor einem schlimmeren Schicksal bewahrt hatte.
„Das geht so
nicht weiter“, sagte Elrik gerade. Zwischen seinen Augenbrauen hatte sich eine
tiefe Wutfalte gebildet, die man da in letzter Zeit selten sah. „Ich habe die
Versammlungen mit den anderen Stämmen ins Leben gerufen, weil alle wegen der
Vorkommnisse mit unseren Nachbarn beunruhigt waren, aber anstatt dass es besser
geworden ist, scheint es immer unsicherer in der Gegend zu werden.“
„Wahrscheinlich ist er mit dem Händler da gekommen“, warf Jin ein.
Auch er war sichtlich wütend. Wut oder Fassungslosigkeit war alles, was sie auf den Gesichtern der Anwesenden sehen konnte.
Auch er war sichtlich wütend. Wut oder Fassungslosigkeit war alles, was sie auf den Gesichtern der Anwesenden sehen konnte.
Doch eine
kleine, sich entfernende Gestalt hatte Akaras Aufmerksamkeit längst auf etwas
anderes gezogen. Ein roter Schopf, der sich vom Grundstück entfernte und als
sie das bemerkte, wurde Akara doch tatsächlich sauer.
„Wir sollten
nachsehen, ob bei den Hells alles in Ordnung ist. Vielleicht wissen die ja auch mehr
über diesen Händler“, drang Elriks Stimme zu ihr vor.
Bevor sie an sich halten konnte, war sie vorgetreten.
„Ich mache das! Ich gehe rüber!“
Elriks Blick
landete auf ihr und sie sah, dass er besorgt war. Aber sie hatte gerade keine
Augen dafür. Alles, was sie sich fragte, war, wo um Himmels Willen Tanna
hinging, während ihr Gefährte vielleicht im Sterben lag.
„Bist du
sicher? Willst du dich nicht lieber erstmal von dem Schrecken erholen?“
„Es geht mir
gut. Ich mache mir selber Sorgen um meine Mutter und um meine Geschwister.“
Elrik
betrachtete sie einen Moment schweigend, dann nickte er unwillig. Da konnte
Akara nichts mehr zurückhalten und sie ging, um Tanna zu folgen.
Sie konnte es nicht fassen, als sie sah, dass Elriks Mutter doch tatsächlich im Nachbarhaus verschwand. Was hatte sie dort nur zu schaffen?
Während sie über den Rastplatz huschte, kamen ihr die wildesten Gedanken, aber sie
alle schienen ihr unsinnig. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, was Tanna
in ihrem Elternhaus verloren hatte.
Vorsichtshalber schlich sie die letzten Meter zum Haus, obwohl die Tür
längst hinter Tanna ins Schloss gefallen war. Behutsam legte sie die Hände an
das raue Holz und drückte ihr Ohr dagegen. Doch alles, was sie hörte, war das
entfernte Rauschen des Meeres und das gelegentliche Schreien einer späten Möwe.
Also drückte
sie vorsichtig gegen die Tür und tatsächlich hatte man versäumt, sie von innen
abzusperren. Zuerst sah sie nur das diffuse Dunkel, dass den Raum im Inneren
erfüllte, bis sich ihre Augen an das scharf umgrenzte Licht des Feuers gewöhnt
hatten.
Und was sie dann sah, ließ sie beinahe aus allen Wolken
fallen. Sie hatte mit so vielem gerechnet, sogar eine Affäre mit einem der Männer des Hauses hatte sie nicht
ausgeschlossen, aber nie im Leben hätte sie erwartet, Tanna und Leah zu
erwischen. Ihre eigene Mutter!
Die beiden Frauen lagen jenseits des
Feuerscheins im Halbdunkel und waren scheinbar in einen Kuss verfallen,
sodass sie Akara zunächst nicht bemerkten. Zumindest, bis diese einen erstickten Schrei ausstieß. Dann jedoch erinnerte sie
sich glücklicherweise an das, was vor kurzem erst geschehen war und schlug schnell die Hände auf
den Mund, bevor sie die ganze Nachbarschaft alarmieren konnte.
Tanna war inzwischen erschrocken aufgesprungen und bevor
Akara wusste, wie ihr geschah, hatte sie sie beim Arm gepackt und nach drinnen
gezerrt. Die Tür wurde sofort hinter ihr geschlossen. Akara stand
noch einen Moment länger erstarrt, bis sie sah, dass Tanna tatsächlich nicht
einmal den Anstand hatte, ertappt auszusehen. Wütend starrten sich beide Frauen
an.
„Halt bloß die
Klappe darüber, was du heute hier gesehen hast!“, ging Tanna sie an.
Das konnte
doch nicht ihr Ernst sein! Das war tatsächlich ihre einzige Sorge?
„Was soll das?
Warum bist du hier mit meiner Mutter, anstatt bei deinem Mann? Er stirbt
vielleicht und du hast nichts Besseres zu tun, als ihn zu betrügen?“
Tanna
schnalzte genervt mit der Zunge. „Tann ist viel zu stur, um zu sterben. Der
wird schon wieder.“ Sie fixierte Akara mit ihren Augen, als wolle sie sie mit
ihrem Blick erstechen. „Und du tust gut daran, dass hier für dich zu behalten,
verstanden?“
Akara dachte nicht daran, aber sie hatte auch nicht an
ihre Mutter gedacht. Wenn sie ehrlich war, hatte sie sogar vergessen, dass sie
anwesend war. Das geschah bei Leah öfter, als dass sie es zugeben wollte. Ihre
Mutter war oft so still und abwesend, als wäre sie tatsächlich nicht da.
„Akara,
bitte!“
Es waren nur zwei
Worte, aber Leah musste auch gar nicht mehr sagen. Zwei Worte und es waren die
ersten Worte, die ihre Mutter seit langer Zeit gesprochen hatte. Akara konnte
sich nicht einmal mehr daran erinnern, wann sie das letzte Mal die Stimme ihrer
Mutter gehört hatte.
Und da wusste sie, dass sie keine andere Wahl hatte. Obwohl sich alles in ihr dagegen
sträubte, würde sie niemandem davon erzählen, was sie heute erfahren hatte.
Ihrer Mutter zuliebe.
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Ich könnte so einiges schreiben, aber stattdessen schreib ich nur: Nächstes Mal erfahren wir, ob Tann es übersteht, und es wird nicht nur eine böse Überraschung geben.
Achja, und denkt euch bitte das Blut, das da geflossen sein muss. Wie immer geht es bei mir unblutig zu. Und das liegt natürlich nicht bloß daran, dass ich immer noch mies in Bildbearbeitung bin ^^'.
Bis dahin, danke fürs Vorbeischauen und ich verabschiede mich!
Achja, und denkt euch bitte das Blut, das da geflossen sein muss. Wie immer geht es bei mir unblutig zu. Und das liegt natürlich nicht bloß daran, dass ich immer noch mies in Bildbearbeitung bin ^^'.
Bis dahin, danke fürs Vorbeischauen und ich verabschiede mich!
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