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Mittwoch, 23. Mai 2018

Kapitel 52 - Wenn die Ferne ruft



Heute würde ein perfekter Tag werden. Das Meer war ruhig die Wellen seicht, und es wehte ein guter Wind. Die halb durchsichtigen Wolken am Himmel, durch die hindurch man einen rosigen Himmel sehen konnte, verhießen einen sonnigen Tag. Kurzum: es war ein perfekter Tag zum Segeln.
      Wenn er jetzt losfahren würde, würde er gut vorankommen und er würde am Mittag wahrscheinlich schon die kleine Felseninsel hinter sich gelassen haben, die kurz vorm Horizont auf ihn wartete und die er erst bei seiner Rückkehr das erste Mal angesteuert hatte. Das war inzwischen beinahe sechs Monate her. Und seitdem war so einiges passiert.


Er hatte nicht geplant, so lange zu bleiben. Eine Woche, vielleicht zwei, höchstens einen Monat. Er hatte Zuhause vorbeischauen und nach seinen Eltern und Geschwistern sehen wollen. Vielleicht auch beim Uruk-Stamm vorbeischauen. Immerhin hatte er dort eine Weile gelebt, bevor er damals von hier fortgegangen war.
      Doch aus einer Woche, vielleicht zwei, waren inzwischen sechs Monate geworden und er hatte kaum einen Tag davon in seinem Elternhaus zugebracht. Jetzt war es inzwischen Herbst und obwohl es ein milder Herbst war, stand der Winter vor der Tür und dies war seine letzte Chance, um doch noch in See zu stechen. Es war nie gut, im Winter zu segeln, aber er befürchtete, dass er überhaupt nicht mehr gehen würde, wenn er auch noch den Winter hier verbrachte. 
     Es war ja nicht einmal so, dass er nicht mehr in die Ferne ziehen wollte. Im Gegenteil; in letzter Zeit hatte ihn das Fernweh immer lauter gerufen. Doch jemand anderes hatte es bislang trotzdem immer übertönt.


Er musste sich nichts vormachen – er war einzig und allein noch wegen Lu hier. Er hatte die Zeit mit ihm ja auch genossen, aber leider hatte er die Befürchtung, dass Lu nicht so begeistert davon sein würde, wenn er jetzt wieder fortgehen würde. Seit seiner Rückkehr hatte Lu immer wieder versucht, sich ihm zu nähern und mit ihm über ihre Zukunft zu reden – ihre gemeinsame Zukunft – aber Wulfgar war nie darauf eingegangen.  
     Jetzt würde er aber nicht mehr darum herumkommen. Und er hatte keine Ahnung, wie er dieses Gespräch führen sollte. Er wollte es eigentlich auch gar nicht führen.


Also war er zu seiner Schwester geflohen. Seitdem sie bei den Nachbarn eingezogen war, war er öfter zu Gast in dem Nachbarhaus, das er zuvor nicht ein einziges Mal betreten hatte. 
     Greta war gerade mit ihrem Jüngsten beschäftigt, wie sie immer wieder stolz betonte. Scheinbar war sie wieder schwanger. Wulfgar freute sich ja für sie, auch wenn er den armen Wotan bedauerte, dass er so eine gluckenhafte Mutter haben würde. Greta jedenfalls ließ ihren Nachwuchs nie aus den Augen. Nicht eine Sekunde lang.


Seinen Neffen würde er wahrscheinlich nicht aufwachsen sehen, aber daran konnte er gerade nicht einmal denken. Seine Sorgen galten wem anders. Und das machte sich anscheinend auf seinem Gesicht breit, da Greta in diesem Moment vor ihn trat und anfing zu fragen: „Was ist denn mit dir los?“
      ‚So einiges‘, dachte er. 
     Aber das wollte er mit Greta lieber nicht besprechen. Er hatte schon Bauchschmerzen wegen dem anstehenden Gespräch mit Lu, da wollte er gar nicht erst daran denken, wie seine Zwillingsschwester reagieren würde, wenn sie von seinen Plänen erfuhr.
      „Du willst doch nicht etwa wieder weggehen, oder?“
      ‚Es ist noch immer, als ob sie meine Gedanken lesen kann. Ganz so wie früher. Es ist echt unheimlich.‘
       Er brauchte gar nichts zu sagen. Ein Blick genügte und Greta wusste Bescheid. Und wie befürchtet war sie sofort auf den Barrikaden.


„Das kannst du doch nicht ernst meinen! Ich dachte, dass du deine kindischen Fantastereien endlich ausgelebt hast und jetzt nach Hause gekommen bist!“, hörte er sie schimpfen.
     ‚Wie Mutter.‘
     Für einen Moment fühlte er sich auch tatsächlich wie ein kleiner Junge, den man dabei erwischt hatte, wie er etwas Unlauteres tat. Er wollte sie beschwichtigen und sich entschuldigen, aber dann rief er sich ins Gedächtnis, dass er kein kleines Kind mehr war. Und dass er nichts verbrochen hatte.


„Das sind keine „kindischen Fantastereien“! Ich bin ein Entdecker, Greta! Die Welt zu bereisen liegt mir im Blut.“
      „Unsinn! Du solltest lieber erwachsen werden und dich endlich einmal niederlassen!“
      „Was? Und mir gleich noch eine Frau suchen und eine Familie gründen?“
      „Ja!“
      Wulfgar wusste nicht, ob er ernsthaft beleidigt sein sollte oder nicht. Er wusste ja, dass Greta es nur gut meinte. Greta hatte ihn immer akzeptiert. Sie war von Anfang an die Einzige gewesen, die immer zu ihm gestanden hatte. Und sie wusste auch, dass er sich Kinder wünschte. Er wusste, dass sie nur das gemeint hatte, aber er fühlte sich dennoch vor den Kopf gestoßen.
     „Was auch immer ich mache, Greta, es ist mein Leben!“, erwiderte er eingeschnappt. „Das geht dich nichts an!“
     Sie sah ihn wieder so an, wie ihre Mutter sie immer angesehen hatte, wenn sie sie als Kinder gescholten hatte, doch sie kam nicht mehr dazu etwas zu sagen, da es in diesem Moment an die Tür klopfte. Greta ließ ihm noch einen tödlichen Blick da, dann ging sie, um zu öffnen.
      „Das Thema ist noch nicht beendet, darüber sprechen wir noch“, sagte sie.


Im nächsten Augenblick flutete Licht von draußen herein und die Stimme, die er dann hörte, ließ sein Blut gefrieren. Es war Lu, der da vor der Tür stand und nach ihm fragte.
     „Ja, er ist hier.“ Natürlich musste sie ihm das sagen. „Und weißt du übrigens schon davon, dass er wieder plant, mit seinem Schiff in die Welt zu fahren?“ Und das natürlich auch.
     Wulfgar war erschrocken, Lu nach seiner Stimmlage zu urteilen anscheinend auch, aber die Dreistigkeit seiner Schwester erinnerte Wulfgar daran, dass er eigentlich noch immer wütend war.


Also konnte er Lu wesentlich gefasster gegenübertreten, als der mit seinem erschrockenen Hundeblick aufwartete. Es brach ihm ja beinahe das Herz, wenn er so aussah.
     „Ist es wahr, was Greta gesagt hat? Willst du wirklich wieder von hier weggehen?“, musste er natürlich fragen. Er trug nicht einmal seine Schamanentracht nicht. Das tat er nie, wenn sie zusammen unterwegs waren. Wulfgar fragte sich wirklich, warum eigentlich.


„Du solltest nicht alles glauben, was Greta dir erzählt“, rutschte es ihm heraus. Er sollte ihm besser die Wahrheit erzählen. Irgendwann musste er es ja sowieso tun. 
     Er kam jedoch glücklicherweise nicht in diese Verlegenheit, da die aufgehende Tür sie unterbrach.


Er dachte zuerst, seine Schwester, die sich vorher noch verdrückt hatte, wäre zurückgekommen, um nun doch das Ruder zu übernehmen, aber es war stattdessen Lus Schwester, die nun, die Arme ausgebreitet, hereingeschneit kam.
     „Da bin ich, Leah! Ich dachte schon, dass Greta gar nicht mehr….“
     Als sie die beiden Männer bemerkte, verschwand das breite Lächeln aus ihrem Gesicht und wich derselben erschrockenen Miene, die auch Lu gerade trug.


Das war, bevor besagte Leah auch noch auftauchte und die Rothaarige nun alle Hände voll damit zu tun hatte, sich aus deren Umklammerung zu befreien.


 „Ich glaube, ich lasse euch dann besser erstmal allein“, nutzte Wulfgar die Chance zu verschwinden sogleich. Und weg war er.
   

Es dauerte eine ganze Weile, bis Tanna Leah endlich dazu bekommen hatte, sie wieder freizugeben, und noch etwas länger, bis sie sich endlich abwimmeln ließ. Nicht, dass Tanna es sonderlich eilig hatte, sich Lu stellen zu müssen. Sie konnte nur darauf verzichten, dass noch mehr Leute von der Sache Wind bekamen, als unbedingt nötig. Leah war da nicht gerade rücksichtsvoll, was das anging.


Als Tanna dann schließlich mit ihrem Bruder allein war, starrte der sie eine ganze Weile lang nur wortlos an, bevor er natürlich anfangen musste, sie zu nerven. Dass es auch ausgerechnet Lu sein musste, der sie erwischte!
     „Also, du und Leah…“
     Tanna drehte ab und ging. Sie wollte wirklich nicht darüber reden. 
     „Was willst du, Lu? Lass mich in Ruhe!“
     Natürlich aber musste er ihr folgen, diese Klette. Er konnte es ja auch nicht einfach einmal gut sein lassen.
     „Nun, scheinbar habe ich da was nicht mitbekommen. Seit wann bist du nicht mehr Tanns Gefährtin?“, fragte er.


Tanna blieb stehen und funkelte ihn wütend an. „Das hat gar nichts mit mir und Tann zu tun!“, fauchte sie.
     „Und wie darf ich es dann verstehen, dass du mit Leah – was? – zusammen bist?“
     „Wir sind nur Freunde!“
     Er lachte. „Sicher! Das sah mir gerade aber nicht sehr nach Freundschaft aus!“
     „Mach dich nicht lächerlich! Ich habe doch nichts mit Leah! Sie ist eine Frau!“
     Sie wusste schon, als sie es sagte, dass es bei Lu kein sehr gutes Argument sein würde.
     „Na und?“
     „Na und! Du magst sowas vielleicht normal finden, aber ich bin nicht so krank wie du!“


Jetzt hatte sie eine Grenze überschritten, das sah sie genau. Lus Gesicht verfinsterte sich augenblicklich.
      „Das hat nichts mit krank sein zu tun, Tanna!“, stellte er klar. „Das ist es, was ich bin, und du anscheinend auch! Und daran ist nichts falsch, unnatürlich oder krank!“
     Er wusste, dass sie so dachte. Sie hatten dieses Gespräch schließlich schon einmal geführt, damals, als sie sich beide um Tann gestritten hatten. Es war nichtsdestotrotz verletzend, sowas von seiner eigenen Schwester zu hören.


 „Von mir aus!“, erwiderte sie desinteressiert. „Sei, was auch immer du willst, aber lass mich da schön raus!“
     „Weiß Tann wenigstens davon? Oder belügst du ihn gleich auch noch?“


Sie würde ihm eine Antwort jedoch schuldig bleiben. Nicht, dass sie so aussah, als würde sie ihm überhaupt noch antworten wollen. Doch da kam ihr sowieso Greta dazwischen, die nun erschrocken vor ihnen zum Stehen kam, und der Blick, mit dem sie Lu traf, erinnerte diesen sofort an seine eigentliche Sorge.
     „Wulfgar hat sein Boot aus der Bucht geholt!“, erzählte sie erschrocken und Lus Herz blieb beinahe stehen, als er das hörte.


Zu allem Überfluss ging sie ihn wütend an. „Ich dachte, dass du und er jetzt endlich zusammen wärt! Was hast du jetzt schon wieder gemacht? Hast du ihm etwa schon wieder das Herz gebrochen?“
     „Nein, ich… ich dachte wir wären zusammen. Wir wären Gefährten“, stotterte Lu verzweifelt. „Ich dachte, dass er bei mir bleiben würde. Ich liebe ihn doch! Ich dachte, er wüsste das…“
     Tanna erschrak ebenfalls, als sie das hörte. In all der Zeit, die Wulfgar jetzt schon bei ihnen war, hatte sie nicht einmal bemerkt, dass da anscheinend etwas zwischen ihm und Lu gelaufen war. Sie hatte keine Ahnung gehabt.


Umso betroffener war sie, als ihr Bruder nun auch noch zu weinen begann. Es war egal, wen er liebte, sein Herz war gebrochen und jetzt tat es Tanna leid, was sie zuvor zu ihm gesagt hatte.
     Tröstend legte sie einen Arm um ihn und sagte: „Wenn er es nicht weiß, dann musst du es ihm einfach sagen gehen. Und dann wird er bestimmt auch bei dir bleiben.“
     „Meinst du wirklich?“
     Tanna lächelte ermutigend. „Ja.“


Lu machte sich umgehend auf zum Strand. Laut Greta befand sich Wulfgar mit seinem Boot an der linken Seite des Strandes, noch hinter den Felsen, die einen die Sicht von der Düne aus verwehrten. 
     Er war nicht sonderlich ausdauernd, weshalb ihm schon die Puste ausging, bevor er auch nur die ersten Sandkörner unter seinen Schuhen knirschen hören konnte. Aber dennoch lief er weiter. Er würde bis ans Ende der Welt für Wulfgar laufen, wenn es sein musste. Er würde nie wieder riskieren, ihn zu verlieren.


Das Segelboot kam tatsächlich kurz darauf in Sicht, dort, wo es eigentlich nicht sein sollte. Es sollte in einer unweit gelegenen Bucht vor Anker sein, aber nicht hier, fertig zur Abreise. Wie er feststellen musste, hatte Wulfgar sogar schon sein Bündel geholt und ins Boot verfrachtet. Er hatte ja nie sonderlich viel sein Eigen genannt. Doch es jetzt dort zu sehen, war für Lu wie ein Schlag ins Gesicht.
     ‚Er will wirklich wieder weggehen. Und das ohne sich zu verabschieden‘, wurde ihm klar.
    Lu schluckte seine Sorge schwerlich herunter, bevor er sich Wulfgar stellte, der ihn anscheinend schon erwartet hatte. Es war scheinbar abzusehen gewesen, dass er auftauchen würde, nachdem Greta ihren Bruder wohl beim klammheimlichen Davonstehlen erwischt hatte.


Statt das anzumerken, fragte Lu aber: „Du willst doch nicht wieder weggehen, oder?“
     Wulfgar antwortete ihm eine ganze Weile lang nicht und das war Lu schon Antwort genug. Er musste ein paarmal schwer schlucken, um nicht wieder in Tränen auszubrechen.
     „Ich hatte nie vor zu bleiben“, eröffnete Wulfgar schließlich. „Ich bin hier schon sehr lange geblieben.“
     Als ob Lu das trösten würde. Er wollte, dass Wulfgar für immer blieb. Hier. Bei ihm.


Also nahm er jegliches bisschen an Fassung, das er noch hatte, zusammen, packte Wulfgar an den Armen und sagte es ihm. „Ich liebe dich, Wulfgar! Bitte bleib bei mir!“
     Er sah, wie sich die Augen des Anderen weiteten, aber ebenso schnell wieder schlossen. Das Bedauern in seinem Gesicht, das ihm schließlich den Rest gab.
     „Ich mag dich auch, Lu, aber anscheinend nicht genug, um hier zu bleiben. Tut mir leid.“
     ‚Es tut dir leid?‘ Er wollte ihn anschreien, wollte wütend und verzweifelt sein, aber er konnte es nicht. Wulfgar hatte ihm all seine Worte gestohlen. Da war nichts mehr, was er noch sagen konnte. Nichts mehr, was es zu sagen gab.


Also drehte er sich um und rannte davon.


Wulfgar hatte lange mit sich gehadert, ob es nicht besser war, einfach zu gehen. Die Segel zu setzen und allem zu entfliehen. Aber er wusste auch, dass er nicht so einfach gehen konnte, wenn es da noch etwas gab, das er klären musste.
      Also war er zum Stamm zurückgekehrt, obwohl er eine Heidenangst hatte, Lu jetzt gegenüberzutreten. Nicht einmal bei seiner ersten Reise, als sein Boot im Meer untergegangen war, hatte er so eine Angst gehabt.
     Zu seiner Überraschung fand er Lu jedoch nicht etwa in Tränen aufgelöst vor und es erwartete ihn auch keine wütende Begrüßung, als er ihn jetzt erreichte. Nein, der Schamane kniete vor seinem Schrein, die Hände zum Himmel erhoben, während das Feuer in der Opferschale vor ihm leise knisterte und er schien so ruhig, dass es Wulfgar beinahe schon ein bisschen erschreckte.


 „Lu, können wir reden?“
      Er erwartete beinahe, dass er nicht einmal eine Antwort bekam, aber obwohl Lu ihn nicht ansah, sagte er: „Ich habe gerade keine Zeit. Ich bitte für deine sichere Reise, also stör mich besser nicht. Geh lieber nach drinnen. Greta ist da und wartet auf dich.“
     Da war keine Wut. Keine Trauer. Einfach gar nichts. Aber was hatte er erwartet? Lu hatte sich sehr verändert, seitdem Wulfgar einst von hier fortgegangen war. Er war nicht mehr der wütende Junge von damals. Er hatte tatsächlich die Besonnenheit und die Ruhe eines Schamanen erlangt.  


Dafür erwartete Wulfgar im Haus umso mehr. Greta hatte nicht einmal mehr den Atem, um ihm damit in den Ohren zu liegen, dass sie es überhaupt nicht gut fand, dass er wieder gehen würde und auch die Anderen im Stamm teilten ihn auf die ein oder andere Art und Weise ihr Bedauern über seinen Entschluss mit. Elrik sagte ihm gerade beispielsweise das dritte Mal, dass sie ihn gern als Stammesmitglied behalten würden.
     Dementsprechend verbrachte er den ganzen Abend damit, sich von den Leuten zu verabschieden, sich die besten Wünsche und eine gute Reise wünschen zu lassen und zu versichern, dass er irgendwann wieder einmal vorbeischauen würde. Deshalb hatte er seinen Plan, noch am heutigen Tag aufzubrechen, auch schnell wieder verworfen. Es führte aber auch dazu, dass er keine Chance mehr erhielt, mit Lu zu sprechen, der wirkte, als wäre nie etwas geschehen, aber ihm fernblieb, als hätte er eine ansteckende Krankheit.


Wulfgar hatte sich vorgenommen, an diesem Abend früh ins Bett zu gehen, um für seinen morgigen Aufbruch gut ausgeruht zu sein, aber am Ende hatten die Anderen ihn erst viel zu spät wieder in Ruhe gelassen. Zu allem Überfluss wollte sich der Schlaf lange Zeit auch nicht einstellen und als er dann endlich eingeschlafen war, dauerte es nicht lange, bis er mitten in der Nacht wieder wach wurde.
     Sein Blick ging ganz automatisch zu der Stelle, an der Lu für gewöhnlich schlief, aber dessen Schlaffell war noch immer leer. Die beiden dahinter, die Lulu und Luis gehörten, aber auch. Also entschied sich Wulfgar dazu, nach ihnen zu sehen.


Tatsächlich konnte er die Vermissten draußen schnell ausfindig machen. Lu stand am Schrein, als wäre er nie von dort weggegangen, und Lulu und Luis standen vor ihm. Sie unterhielten sich, aber Wulfgar, der am Türrahmen stand, konnte leider nicht hören worüber.


Es schien jedoch keine sehr heitere Unterhaltung zu sein. Zumindest Luis‘ wütendem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, als der wieder nach drinnen kam und ohne ihn auch nur anzusehen an ihm vorbeiging.


Lulu folgte ihrem Sohn kurz darauf, aber sie blieb stehen und schenkte ihm einen Blick, der so ausdruckslos war, dass er nicht sagen konnte, was er bedeutete. Normalerweise mied Lulu den Blick anderer und ihre Augen waren immer voller Angst und Unsicherheit, aber diesmal war das anders. Sie traf ihn unvermittelt und sie hatte so einen eindringlichen Blick, dass sie ihn beinahe zu durchbohren schien. 
     Er war froh, als sie ihren Weg dann endlich fortsetzte. Sie hatte kein Wort verloren, aber ihr Blick hatte ihm schon alles gesagt.


Bevor Lu auch noch folgen und ihm wieder davonlaufen konnte, besann sich Wulfgar, nach draußen zu gehen, und das nicht zu spät. Er begegnete Lu auf halbem Wege zum Haus und stellte sich ihm in den Weg.
     „Können wir jetzt reden?“, fragte er ohne Umschweife.
     Da trat doch tatsächlich ein Lächeln auf Lus Gesicht. Hatte er etwas nicht mitbekommen?
     „Klar! Was gibt es denn?“


 „Wegen dem, was du mir am Strand gesagt hast….“
     Weiter kam er nicht. Lu ging sofort auf Abstand und fuhr dazwischen: „Als Schamane höre ich mir gern an, was du zu sagen hast. Weil du ein Gast in unserem Stamm bist. Ich gebe dir auch gerne Ratschläge, aber ich werde nicht mit dir darüber sprechen.“
     „Aber…“


Da ließ Lu ihn einfach stehen. Wulfgar setzte ihm unverzüglich nach und dann hatte er ihn am Arm. „Bitte, Lu, ich will doch nur mit dir reden! Ich bin doch nicht aus der Welt! Ich werde doch wiederkommen! Wir können doch Freunde bleiben!“


Lu blieb abrupt stehen, schüttelte ihn ab und traf ihn mit einem eisigen Blick, der Wulfgar zusammenzucken ließ. „Freunde? Sicher können wir Freunde sein. Bleib einfach hier und dann können wir Freunde sein.“     
    Wulfgar öffnete seinen Mund, aber ihm fehlten die Worte, also schloss er ihn wieder. Lu nahm das als Anlass zu gehen.


Was hatte er erwartet? Lu hatte sich verändert; er war ruhiger und besonnener geworden, so wie er selber auch, aber Wulfgar hatte ihm dennoch das Herz gebrochen.


Er konnte nichts mehr tun. Alles, was er noch tun konnte, war, sich zu verabschieden und im Morgengrauen abzureisen.
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Ob Wulfgar letztendlich wieder gehen wird? Nächstes Mal haben wir auf jeden Fall einen Abschied, aber ob der Stamm sich wieder von Wulfgar verabschieden wird, bleibt hier erstmal offen.

Und wer hätte es gedacht - es läuft nicht nur schlecht zwischen Tann und Tanna, sondern scheinbar scheint sie ihn auch noch zu betrügen. Wenn man Lus Einschätzung trauen kann. 

Ich bedanke mich übrigens ganz herzlich bei Zordrag (Klopps) und Nabila (Felis) für ihre Namensvorschläge für die Katze des Stammes. Der Wüfel hat sich daraufhin mit einer 4 für Klopps entschieden. 
Ich denke mal, dass Jin diesen Namen wohl vergeben hat ^^'. Immerhin mag sie ihn ja so. Ich habe das letzte Kapitel also um diesen Satz ergänzt und ich hoffe, dass eine weitere Auswahl, die ich vor allen Dingen gegen Ende der Geschichte plane, ebenfalls Anklang bei euch finden wird. Vielleicht mache ich dann auch mehrere Auswahlmöglichkeiten, mal schauen, wie das überhaupt realistisch sein wird. 
 
Bis nächstes Mal dann, danke fürs Vorbeischauen und ich verabschiede mich!         

2 Kommentare:

  1. Zu Lumas Zeiten der ersten Generation wäre das mit Tanna & Tann & Leah alles kein Problem gewesen. Da hat sich auch jeder mit jeder und andersrum vergnügt und es hat keiner geschimpft...sollen die sich ma nu nicht so haben xD !

    Go Klopps! Go Klopps!
    Hoffe er bekommt nun eine zentrale Rolle in der Geschichte die alles entscheiden wird. Wulfgars Boot im letzten Moment abfackeln oder Greta auffressen oder so ^^ !

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  2. Tja, die mussten ja auch noch einen Stamm aufbauen, nicht wahr?
    Das hat sich aber ja inzwischen (zum Glück) geändert.

    Bei dem Namen, den du ihm gegeben hast, würde es mich echt nicht wundern, wenn der irgendwen auffressen würde XD.
    Aber hey, psst, warum verrätst du denn das Ende meiner Geschichte ;)?

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