Heute würde ein perfekter Tag werden. Das Meer war ruhig die
Wellen seicht, und es wehte ein guter Wind. Die halb durchsichtigen Wolken am
Himmel, durch die hindurch man einen rosigen Himmel sehen konnte, verhießen
einen sonnigen Tag. Kurzum: es war ein perfekter Tag zum Segeln.
Wenn er jetzt
losfahren würde, würde er gut vorankommen und er würde am Mittag
wahrscheinlich schon die kleine Felseninsel hinter sich gelassen haben, die kurz vorm Horizont auf ihn
wartete und die er erst bei seiner Rückkehr das erste Mal angesteuert hatte.
Das war inzwischen beinahe sechs Monate her. Und seitdem war so einiges
passiert.
Er hatte nicht geplant, so lange zu bleiben. Eine Woche,
vielleicht zwei, höchstens einen Monat. Er hatte Zuhause vorbeischauen und
nach seinen Eltern und Geschwistern sehen wollen. Vielleicht auch beim
Uruk-Stamm vorbeischauen. Immerhin hatte er dort eine Weile gelebt, bevor er
damals von hier fortgegangen war.
Doch aus
einer Woche, vielleicht zwei, waren inzwischen sechs Monate geworden und er
hatte kaum einen Tag davon in seinem Elternhaus zugebracht. Jetzt war es
inzwischen Herbst und obwohl es ein milder Herbst war, stand der Winter vor der
Tür und dies war seine letzte Chance, um doch noch in See zu stechen. Es war
nie gut, im Winter zu segeln, aber er befürchtete, dass er überhaupt nicht mehr
gehen würde, wenn er auch noch den Winter hier verbrachte.
Es war ja
nicht einmal so, dass er nicht mehr in die Ferne ziehen wollte. Im Gegenteil; in
letzter Zeit hatte ihn das Fernweh immer lauter gerufen. Doch jemand
anderes hatte es bislang trotzdem immer übertönt.
Er musste sich nichts vormachen – er war einzig und
allein noch wegen Lu hier. Er hatte die Zeit mit ihm ja auch genossen, aber leider
hatte er die Befürchtung, dass Lu nicht so begeistert davon sein würde, wenn er
jetzt wieder fortgehen würde. Seit seiner Rückkehr hatte Lu immer wieder
versucht, sich ihm zu nähern und mit ihm über ihre Zukunft zu reden – ihre
gemeinsame Zukunft – aber Wulfgar war nie darauf eingegangen.
Jetzt würde er
aber nicht mehr darum herumkommen. Und er hatte keine Ahnung, wie er dieses
Gespräch führen sollte. Er wollte es eigentlich auch gar nicht führen.
Also war er zu seiner Schwester geflohen. Seitdem sie bei
den Nachbarn eingezogen war, war er öfter zu Gast in dem Nachbarhaus, das er
zuvor nicht ein einziges Mal betreten hatte.
Greta war gerade mit ihrem Jüngsten
beschäftigt, wie sie immer wieder stolz betonte. Scheinbar war sie wieder
schwanger. Wulfgar freute sich ja für sie, auch wenn er den armen Wotan
bedauerte, dass er so eine gluckenhafte Mutter haben würde. Greta jedenfalls
ließ ihren Nachwuchs nie aus den Augen. Nicht eine Sekunde lang.
Seinen Neffen würde er wahrscheinlich nicht aufwachsen
sehen, aber daran konnte er gerade nicht einmal denken. Seine Sorgen galten wem
anders. Und das machte sich anscheinend auf seinem Gesicht breit, da Greta in
diesem Moment vor ihn trat und anfing zu fragen: „Was ist denn mit dir los?“
‚So einiges‘, dachte er.
Aber das wollte er mit Greta lieber nicht besprechen. Er hatte schon Bauchschmerzen wegen dem anstehenden Gespräch mit Lu, da wollte er gar nicht erst daran denken, wie seine Zwillingsschwester reagieren würde, wenn sie von seinen Plänen erfuhr.
Aber das wollte er mit Greta lieber nicht besprechen. Er hatte schon Bauchschmerzen wegen dem anstehenden Gespräch mit Lu, da wollte er gar nicht erst daran denken, wie seine Zwillingsschwester reagieren würde, wenn sie von seinen Plänen erfuhr.
„Du willst
doch nicht etwa wieder weggehen, oder?“
‚Es ist noch immer, als ob sie meine
Gedanken lesen kann. Ganz so wie früher. Es ist echt unheimlich.‘
Er brauchte
gar nichts zu sagen. Ein Blick genügte und Greta wusste Bescheid. Und wie
befürchtet war sie sofort auf den Barrikaden.
„Das kannst du
doch nicht ernst meinen! Ich dachte, dass du deine kindischen Fantastereien
endlich ausgelebt hast und jetzt nach Hause gekommen bist!“, hörte er sie
schimpfen.
‚Wie Mutter.‘
Für einen
Moment fühlte er sich auch tatsächlich wie ein kleiner Junge, den man dabei
erwischt hatte, wie er etwas Unlauteres tat. Er wollte sie beschwichtigen und
sich entschuldigen, aber dann rief er sich ins Gedächtnis, dass er kein kleines
Kind mehr war. Und dass er nichts verbrochen hatte.
„Das sind keine
„kindischen Fantastereien“! Ich bin ein Entdecker, Greta! Die Welt zu bereisen
liegt mir im Blut.“
„Unsinn! Du
solltest lieber erwachsen werden und dich endlich einmal niederlassen!“
„Was? Und mir
gleich noch eine Frau suchen und eine Familie gründen?“
„Ja!“
Wulfgar
wusste nicht, ob er ernsthaft beleidigt sein sollte oder nicht. Er wusste ja,
dass Greta es nur gut meinte. Greta hatte ihn immer akzeptiert. Sie war von
Anfang an die Einzige gewesen, die immer zu ihm gestanden hatte. Und sie wusste
auch, dass er sich Kinder wünschte. Er wusste, dass sie nur das gemeint hatte,
aber er fühlte sich dennoch vor den Kopf gestoßen.
„Was auch
immer ich mache, Greta, es ist mein Leben!“, erwiderte er eingeschnappt. „Das
geht dich nichts an!“
Sie sah ihn
wieder so an, wie ihre Mutter sie immer angesehen hatte, wenn sie sie als
Kinder gescholten hatte, doch sie kam nicht mehr dazu etwas zu sagen, da es in
diesem Moment an die Tür klopfte. Greta ließ ihm noch einen tödlichen Blick da,
dann ging sie, um zu öffnen.
„Das Thema
ist noch nicht beendet, darüber sprechen wir noch“, sagte sie.
Im nächsten Augenblick flutete Licht von draußen herein
und die Stimme, die er dann hörte, ließ sein Blut gefrieren. Es war Lu, der da
vor der Tür stand und nach ihm fragte.
„Ja, er ist
hier.“ Natürlich musste sie ihm das sagen. „Und weißt du übrigens schon davon,
dass er wieder plant, mit seinem Schiff in die Welt zu fahren?“ Und das natürlich
auch.
Wulfgar war
erschrocken, Lu nach seiner Stimmlage zu urteilen anscheinend auch, aber die
Dreistigkeit seiner Schwester erinnerte Wulfgar daran, dass er eigentlich noch
immer wütend war.
Also konnte er Lu wesentlich gefasster gegenübertreten,
als der mit seinem erschrockenen Hundeblick aufwartete. Es brach ihm ja beinahe
das Herz, wenn er so aussah.
„Ist es wahr,
was Greta gesagt hat? Willst du wirklich wieder von hier weggehen?“, musste er
natürlich fragen. Er trug nicht einmal seine Schamanentracht nicht. Das tat er nie,
wenn sie zusammen unterwegs waren. Wulfgar fragte sich wirklich, warum eigentlich.
„Du solltest nicht
alles glauben, was Greta dir erzählt“, rutschte es ihm heraus. Er sollte ihm
besser die Wahrheit erzählen. Irgendwann musste er es ja sowieso tun.
Er kam jedoch glücklicherweise nicht in diese Verlegenheit, da die aufgehende Tür sie unterbrach.
Er kam jedoch glücklicherweise nicht in diese Verlegenheit, da die aufgehende Tür sie unterbrach.
Er dachte zuerst, seine Schwester, die sich vorher noch
verdrückt hatte, wäre zurückgekommen, um nun doch das Ruder zu
übernehmen, aber es war stattdessen Lus Schwester, die nun, die Arme
ausgebreitet, hereingeschneit kam.
„Da bin ich,
Leah! Ich dachte schon, dass Greta gar nicht mehr….“
Als sie die beiden Männer bemerkte, verschwand das breite Lächeln aus ihrem Gesicht und wich
derselben erschrockenen Miene, die auch Lu gerade trug.
Das war, bevor besagte Leah auch noch auftauchte und
die Rothaarige nun alle Hände voll damit zu tun hatte, sich aus deren
Umklammerung zu befreien.
„Ich glaube, ich
lasse euch dann besser erstmal allein“, nutzte Wulfgar die Chance zu verschwinden sogleich. Und weg war er.
Es dauerte eine ganze Weile, bis Tanna Leah endlich dazu
bekommen hatte, sie wieder freizugeben, und noch etwas länger, bis sie sich
endlich abwimmeln ließ. Nicht, dass Tanna es sonderlich eilig hatte, sich Lu stellen zu müssen. Sie konnte nur darauf verzichten, dass noch mehr Leute
von der Sache Wind bekamen, als unbedingt nötig. Leah war da nicht gerade
rücksichtsvoll, was das anging.
Als Tanna dann schließlich mit ihrem Bruder allein war,
starrte der sie eine ganze Weile lang nur wortlos an, bevor er natürlich
anfangen musste, sie zu nerven. Dass es auch ausgerechnet Lu sein musste, der
sie erwischte!
„Also, du und
Leah…“
Tanna drehte
ab und ging. Sie wollte wirklich nicht darüber reden.
„Was willst du, Lu? Lass
mich in Ruhe!“
Natürlich aber
musste er ihr folgen, diese Klette. Er konnte es ja auch nicht einfach einmal
gut sein lassen.
„Nun,
scheinbar habe ich da was nicht mitbekommen. Seit wann bist du nicht mehr Tanns Gefährtin?“, fragte er.
Tanna blieb stehen und funkelte ihn wütend an. „Das hat
gar nichts mit mir und Tann zu tun!“, fauchte sie.
„Und wie darf
ich es dann verstehen, dass du mit Leah – was? – zusammen bist?“
„Wir sind nur
Freunde!“
Er lachte.
„Sicher! Das sah mir gerade aber nicht sehr nach Freundschaft aus!“
„Mach dich
nicht lächerlich! Ich habe doch nichts mit Leah! Sie ist eine Frau!“
Sie wusste
schon, als sie es sagte, dass es bei Lu kein sehr gutes Argument sein würde.
„Na und?“
„Na und! Du
magst sowas vielleicht normal finden, aber ich bin nicht so krank wie du!“
Jetzt hatte sie eine Grenze überschritten, das sah sie
genau. Lus Gesicht verfinsterte sich augenblicklich.
„Das hat
nichts mit krank sein zu tun, Tanna!“, stellte er klar. „Das ist es, was
ich bin, und du anscheinend auch! Und daran ist nichts falsch, unnatürlich
oder krank!“
Er wusste,
dass sie so dachte. Sie hatten dieses Gespräch schließlich schon einmal
geführt, damals, als sie sich beide um Tann gestritten hatten. Es war nichtsdestotrotz verletzend, sowas von seiner eigenen Schwester zu hören.
„Von mir aus!“,
erwiderte sie desinteressiert. „Sei, was auch immer du willst, aber lass mich
da schön raus!“
„Weiß Tann
wenigstens davon? Oder belügst du ihn gleich auch noch?“
Sie würde ihm eine Antwort jedoch schuldig bleiben.
Nicht, dass sie so aussah, als würde sie ihm überhaupt noch antworten wollen.
Doch da kam ihr sowieso Greta dazwischen, die nun erschrocken vor ihnen zum
Stehen kam, und der Blick, mit dem sie Lu traf, erinnerte diesen sofort an seine
eigentliche Sorge.
„Wulfgar hat
sein Boot aus der Bucht geholt!“, erzählte sie erschrocken und Lus Herz blieb
beinahe stehen, als er das hörte.
Zu allem Überfluss ging sie ihn wütend an. „Ich dachte,
dass du und er jetzt endlich zusammen wärt! Was hast du jetzt schon wieder
gemacht? Hast du ihm etwa schon wieder das Herz gebrochen?“
„Nein, ich…
ich dachte wir wären zusammen. Wir wären Gefährten“, stotterte Lu verzweifelt. „Ich dachte, dass er
bei mir bleiben würde. Ich liebe ihn doch! Ich dachte, er wüsste das…“
Tanna erschrak
ebenfalls, als sie das hörte. In all der Zeit, die Wulfgar jetzt schon bei
ihnen war, hatte sie nicht einmal bemerkt, dass da anscheinend etwas zwischen
ihm und Lu gelaufen war. Sie hatte keine Ahnung gehabt.
Umso betroffener war sie, als ihr Bruder nun auch noch zu
weinen begann. Es war egal, wen er liebte, sein Herz war gebrochen und jetzt
tat es Tanna leid, was sie zuvor zu ihm gesagt hatte.
Tröstend legte
sie einen Arm um ihn und sagte: „Wenn er es nicht weiß, dann musst du es ihm einfach
sagen gehen. Und dann wird er bestimmt auch bei dir bleiben.“
„Meinst
du wirklich?“
Tanna lächelte
ermutigend. „Ja.“
Lu machte sich umgehend auf zum Strand. Laut Greta befand
sich Wulfgar mit seinem Boot an der linken Seite des Strandes, noch hinter den
Felsen, die einen die Sicht von der Düne aus verwehrten.
Er war nicht
sonderlich ausdauernd, weshalb ihm schon die Puste ausging, bevor er auch nur die ersten
Sandkörner unter seinen Schuhen knirschen hören konnte. Aber dennoch lief er
weiter. Er würde bis ans Ende der Welt für Wulfgar laufen, wenn es sein musste.
Er würde nie wieder riskieren, ihn zu verlieren.
Das Segelboot
kam tatsächlich kurz darauf in Sicht, dort, wo es eigentlich nicht sein sollte.
Es sollte in einer unweit gelegenen Bucht vor Anker sein, aber nicht hier,
fertig zur Abreise. Wie er feststellen musste, hatte Wulfgar sogar schon sein
Bündel geholt und ins Boot verfrachtet. Er hatte ja nie sonderlich viel sein
Eigen genannt. Doch es jetzt dort zu sehen, war für Lu wie ein Schlag ins
Gesicht.
‚Er will wirklich wieder weggehen. Und das
ohne sich zu verabschieden‘, wurde ihm klar.
Lu schluckte
seine Sorge schwerlich herunter, bevor er sich Wulfgar stellte, der ihn anscheinend
schon erwartet hatte. Es war scheinbar abzusehen gewesen, dass er auftauchen würde, nachdem
Greta ihren Bruder wohl beim klammheimlichen Davonstehlen erwischt hatte.
Statt das anzumerken, fragte Lu aber: „Du willst doch
nicht wieder weggehen, oder?“
Wulfgar
antwortete ihm eine ganze Weile lang nicht und das war Lu schon Antwort genug.
Er musste ein paarmal schwer schlucken, um nicht wieder in Tränen auszubrechen.
„Ich hatte nie
vor zu bleiben“, eröffnete Wulfgar schließlich. „Ich bin hier schon sehr lange
geblieben.“
Als ob Lu das
trösten würde. Er wollte, dass Wulfgar für immer blieb. Hier. Bei ihm.
Also nahm er jegliches bisschen an Fassung, das er noch
hatte, zusammen, packte Wulfgar an den Armen und sagte es ihm. „Ich liebe dich,
Wulfgar! Bitte bleib bei mir!“
Er sah, wie
sich die Augen des Anderen weiteten, aber ebenso schnell wieder schlossen. Das
Bedauern in seinem Gesicht, das ihm schließlich den Rest gab.
„Ich mag dich
auch, Lu, aber anscheinend nicht genug, um hier zu bleiben. Tut mir leid.“
‚Es tut dir leid?‘ Er wollte ihn
anschreien, wollte wütend und verzweifelt sein, aber er konnte es nicht.
Wulfgar hatte ihm all seine Worte gestohlen. Da war nichts mehr, was er noch
sagen konnte. Nichts mehr, was es zu sagen gab.
Also drehte er
sich um und rannte davon.
Wulfgar hatte lange mit sich gehadert, ob es nicht besser
war, einfach zu gehen. Die Segel zu setzen und allem zu entfliehen. Aber er
wusste auch, dass er nicht so einfach gehen konnte, wenn es da noch etwas gab,
das er klären musste.
Also war er
zum Stamm zurückgekehrt, obwohl er eine Heidenangst hatte, Lu jetzt
gegenüberzutreten. Nicht einmal bei seiner ersten Reise, als sein Boot im Meer untergegangen war, hatte er so eine Angst gehabt.
Zu seiner
Überraschung fand er Lu jedoch nicht etwa in Tränen aufgelöst vor und es
erwartete ihn auch keine wütende Begrüßung, als er ihn jetzt erreichte. Nein,
der Schamane kniete vor seinem Schrein, die Hände zum Himmel erhoben, während
das Feuer in der Opferschale vor ihm leise knisterte und er schien so ruhig,
dass es Wulfgar beinahe schon ein bisschen erschreckte.
„Lu, können wir
reden?“
Er erwartete
beinahe, dass er nicht einmal eine Antwort bekam, aber obwohl Lu ihn nicht
ansah, sagte er: „Ich habe gerade keine Zeit. Ich bitte für deine sichere
Reise, also stör mich besser nicht. Geh lieber nach drinnen. Greta ist da und
wartet auf dich.“
Da war keine
Wut. Keine Trauer. Einfach gar nichts. Aber was hatte er erwartet? Lu hatte
sich sehr verändert, seitdem Wulfgar einst von hier fortgegangen war. Er war nicht
mehr der wütende Junge von damals. Er hatte tatsächlich die Besonnenheit und
die Ruhe eines Schamanen erlangt.
Dafür erwartete Wulfgar im Haus umso mehr. Greta hatte nicht
einmal mehr den Atem, um ihm damit in den Ohren zu liegen, dass sie es überhaupt nicht
gut fand, dass er wieder gehen würde und auch die Anderen im Stamm teilten ihn
auf die ein oder andere Art und Weise ihr Bedauern über seinen Entschluss mit.
Elrik sagte ihm gerade beispielsweise das dritte Mal, dass sie ihn gern als Stammesmitglied behalten würden.
Dementsprechend
verbrachte er den ganzen Abend damit, sich von den Leuten zu verabschieden,
sich die besten Wünsche und eine gute Reise wünschen zu lassen und zu
versichern, dass er irgendwann wieder einmal vorbeischauen würde. Deshalb hatte
er seinen Plan, noch am heutigen Tag aufzubrechen, auch schnell wieder verworfen. Es
führte aber auch dazu, dass er keine Chance mehr erhielt, mit Lu zu sprechen,
der wirkte, als wäre nie etwas geschehen, aber ihm fernblieb, als hätte er eine
ansteckende Krankheit.
Wulfgar hatte sich vorgenommen, an diesem Abend früh ins
Bett zu gehen, um für seinen morgigen Aufbruch gut ausgeruht zu sein, aber am
Ende hatten die Anderen ihn erst viel zu spät wieder in Ruhe gelassen. Zu allem
Überfluss wollte sich der Schlaf lange Zeit auch nicht einstellen und als er
dann endlich eingeschlafen war, dauerte es nicht lange, bis er mitten in der
Nacht wieder wach wurde.
Sein Blick
ging ganz automatisch zu der Stelle, an der Lu für gewöhnlich schlief, aber
dessen Schlaffell war noch immer leer. Die beiden dahinter, die Lulu und Luis
gehörten, aber auch. Also entschied sich Wulfgar dazu, nach ihnen zu sehen.
Tatsächlich konnte er die Vermissten draußen schnell
ausfindig machen. Lu stand am Schrein, als wäre er nie von dort weggegangen, und
Lulu und Luis standen vor ihm. Sie unterhielten sich, aber Wulfgar, der am
Türrahmen stand, konnte leider nicht hören worüber.
Es schien jedoch keine sehr heitere Unterhaltung zu sein.
Zumindest Luis‘ wütendem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, als der wieder nach
drinnen kam und ohne ihn auch nur anzusehen an ihm vorbeiging.
Lulu folgte ihrem Sohn kurz darauf, aber sie blieb stehen
und schenkte ihm einen Blick, der so ausdruckslos war, dass er nicht sagen
konnte, was er bedeutete. Normalerweise mied Lulu den Blick anderer und ihre Augen
waren immer voller Angst und Unsicherheit, aber diesmal war das anders. Sie
traf ihn unvermittelt und sie hatte so einen eindringlichen Blick, dass sie ihn
beinahe zu durchbohren schien.
Er war froh, als sie ihren Weg dann endlich fortsetzte. Sie hatte kein Wort verloren, aber ihr Blick hatte ihm schon alles gesagt.
Bevor Lu auch noch folgen und ihm wieder davonlaufen konnte, besann sich Wulfgar, nach
draußen zu gehen, und das nicht zu spät. Er begegnete Lu auf halbem Wege zum
Haus und stellte sich ihm in den Weg.
„Können wir
jetzt reden?“, fragte er ohne Umschweife.
Da trat doch
tatsächlich ein Lächeln auf Lus Gesicht. Hatte er etwas nicht mitbekommen?
„Klar! Was
gibt es denn?“
„Wegen dem, was du
mir am Strand gesagt hast….“
Weiter kam er
nicht. Lu ging sofort auf Abstand und fuhr dazwischen: „Als Schamane höre ich
mir gern an, was du zu sagen hast. Weil du ein Gast in unserem Stamm bist. Ich
gebe dir auch gerne Ratschläge, aber ich werde nicht mit dir darüber sprechen.“
„Aber…“
Da ließ Lu ihn einfach stehen. Wulfgar setzte ihm
unverzüglich nach und dann hatte er ihn am Arm. „Bitte, Lu, ich will doch nur
mit dir reden! Ich bin doch nicht aus der Welt! Ich werde doch wiederkommen! Wir
können doch Freunde bleiben!“
Lu blieb abrupt stehen, schüttelte ihn ab und traf ihn
mit einem eisigen Blick, der Wulfgar zusammenzucken ließ. „Freunde? Sicher
können wir Freunde sein. Bleib einfach hier und dann können wir Freunde sein.“
Wulfgar öffnete
seinen Mund, aber ihm fehlten die Worte, also schloss er ihn wieder. Lu nahm
das als Anlass zu gehen.
Was hatte er erwartet? Lu hatte sich verändert; er war
ruhiger und besonnener geworden, so wie er selber auch, aber Wulfgar hatte ihm dennoch
das Herz gebrochen.
Er konnte nichts mehr tun. Alles, was er noch tun konnte,
war, sich zu verabschieden und im Morgengrauen abzureisen.
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Ob Wulfgar letztendlich wieder gehen wird? Nächstes Mal haben wir auf jeden Fall einen Abschied, aber ob der Stamm sich wieder von Wulfgar verabschieden wird, bleibt hier erstmal offen.
Und wer hätte es gedacht - es läuft nicht nur schlecht zwischen Tann und Tanna, sondern scheinbar scheint sie ihn auch noch zu betrügen. Wenn man Lus Einschätzung trauen kann.
Ich bedanke mich übrigens ganz herzlich bei Zordrag (Klopps) und Nabila (Felis) für ihre Namensvorschläge für die Katze des Stammes. Der Wüfel hat sich daraufhin mit einer 4 für Klopps entschieden.
Ich denke mal, dass Jin diesen Namen wohl vergeben hat ^^'. Immerhin mag sie ihn ja so. Ich habe das letzte Kapitel also um diesen Satz ergänzt und ich hoffe, dass eine weitere Auswahl, die ich vor allen Dingen gegen Ende der Geschichte plane, ebenfalls Anklang bei euch finden wird. Vielleicht mache ich dann auch mehrere Auswahlmöglichkeiten, mal schauen, wie das überhaupt realistisch sein wird.
Ich bedanke mich übrigens ganz herzlich bei Zordrag (Klopps) und Nabila (Felis) für ihre Namensvorschläge für die Katze des Stammes. Der Wüfel hat sich daraufhin mit einer 4 für Klopps entschieden.
Ich denke mal, dass Jin diesen Namen wohl vergeben hat ^^'. Immerhin mag sie ihn ja so. Ich habe das letzte Kapitel also um diesen Satz ergänzt und ich hoffe, dass eine weitere Auswahl, die ich vor allen Dingen gegen Ende der Geschichte plane, ebenfalls Anklang bei euch finden wird. Vielleicht mache ich dann auch mehrere Auswahlmöglichkeiten, mal schauen, wie das überhaupt realistisch sein wird.
Bis nächstes Mal dann, danke fürs Vorbeischauen und ich verabschiede mich!
Zu Lumas Zeiten der ersten Generation wäre das mit Tanna & Tann & Leah alles kein Problem gewesen. Da hat sich auch jeder mit jeder und andersrum vergnügt und es hat keiner geschimpft...sollen die sich ma nu nicht so haben xD !
AntwortenLöschenGo Klopps! Go Klopps!
Hoffe er bekommt nun eine zentrale Rolle in der Geschichte die alles entscheiden wird. Wulfgars Boot im letzten Moment abfackeln oder Greta auffressen oder so ^^ !
Tja, die mussten ja auch noch einen Stamm aufbauen, nicht wahr?
AntwortenLöschenDas hat sich aber ja inzwischen (zum Glück) geändert.
Bei dem Namen, den du ihm gegeben hast, würde es mich echt nicht wundern, wenn der irgendwen auffressen würde XD.
Aber hey, psst, warum verrätst du denn das Ende meiner Geschichte ;)?