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Mittwoch, 20. Januar 2021

Kapitel 131 - Vom Fischen und anderen weltbewegenden Angelegenheiten

Vier Tage, nachdem Malah ihnen offenbart hatte, dass ihre Vorräte zur Neige gingen, hatte der Schneesturm endlich Erbarmen mit ihnen und hörte auf, zu wüten. Der Himmel war zwar noch immer milchig-grau wolkenverhangen, dass es aussah, als würde es jeden Moment anfangen, wieder zu schneien, aber der Wind war still, sodass Malah an diesem Morgen die beiden Gruppen einteilte und ausrüsten ließ. Die Männer (und Jana) würden Jagen gehen, und die Frauen würden hinunter zum Meer gehen, um zu fischen.


Lu und Wulf waren bei letzterer Gruppe mit von der Partie. Lu, weil er gerade erst eine schwere Krankheit überlebt hatte und sowieso nie mit zum Jagen ging, und Wulf, weil er noch immer sehr unter seinem Entzug zu leiden hatte. Er randalierte zwar nicht mehr und seine Aggressivität hatte deutlich nachgelassen, dafür aber war er es, der jetzt krank und müde aussah. Er war so ruhig geworden, dass sich Lu Sorgen um ihn machte und lieber ein Auge auf ihn haben wollte. Deshalb hatte er seinen neuen Sohn gebeten, sie zu begleiten, unter dem Vorwand, dass er sich noch immer nicht ganz gesund fühle, und Wulf hatte es ihm glücklicherweise abgekauft und war mitgekommen.


Als sie den Strand erreichten, konnten sie feststellen, dass sie nicht die Einzigen gewesen waren, die die Idee gehabt hatten, die Vorräte mit Fischen aufzufüllen. Lann, ihre Tochter Mai und Sharla waren ebenfalls da. Auch Danas Ziehschwester Gisa hatte es sich nicht nehmen lassen, herzukommen, als sie vom Vorhaben der Frauen gehört hatte. 
     Dana erkundigte sich zuerst bei Lann nach ihrer Tochter Jade und war traurig, dass jene nicht mitgekommen war, während die Anderen Grüße austauschten. Selbst Tanja, die kein Wiedersehen mit ihrer Mutter feiern wollte und stattdessen einfach mal alle ignorierte, war anwesend.


„Schön, euch zu sehen“, begrüßte Malah die ehemalige Stammesführerin des Ahn-Stammes. „Wie ich sehe, hattet ihr wohl dieselbe Idee wie wir.“
     „Nun, es bleibt uns ja wohl kaum etwas anderes übrig, wenn wir nicht unsere letzten Schweine schlachten wollen“, gab Lann, kühl wie immer, zurück.
     „Ist Wanda denn nicht mitgekommen?“, wollte Dana wissen.
     „Na, mute der alten Dame nicht so viel zu“, antwortete Sharla ihr. „Du weißt doch, dass sie es mit den Gelenken hat.“


Bevor Dana wieder anfangen konnte, ihre hochheiligen Arnikaumschläge anzupreisen, auf die sie so schwor, und die Sharla, als Kräuterkundige, der Patientin natürlich schon verordnet hatte, wechselte die schnell das Thema. „Lulu, meine Liebe, habe ich richtig gehört? Du wirst Alin heiraten?“
     Lulu, der man inzwischen deutlich ansehen konnte, dass sie die Verlobte des reichen Händlers war, lächelte verschmitzt und nickte, und das nahm Dana als Anlass, sie zu fragen: „Wann habt ihr eigentlich die Zeremonie angesetzt?“
     „Das wissen wir noch nicht genau. Im Frühjahr, wahrscheinlich.“
     „Da stehen nächstes Jahr aber einige Hochzeiten an“, mischte sich Gisa ein. „Dana, Sharla und Lulu.“
      „Heiratet doch einfach alle zusammen“, schlug Tanna pragmatisch vor. „Das spart Zeit und Ressourcen.“
     Sharla und Dana sahen sie an, als hätte sie gesagt, sie sollten ihre Hochzeit am besten gleich vergessen, und selbst Lulu guckte ein bisschen skeptisch. Tanna war in diesem Moment nur froh, dass sie niemanden von ihren Heiratsplänen mit Leah erzählt hatte.


Glücklicherweise suchten sich Greta und Eris diesen Moment aus, um aufzutauchen. Greta hatte wie üblich einen verbissenen Ausdruck um den Mund herum.
     „Gesellt euch doch zu uns“, bot Malah ihnen nach der unterkühlten Begrüßung freundlich an.
     Man konnte nicht sagen, dass Greta die Einladung wirklich annahm, da sie sich möglichst weit weg von den Nachbarn aufstellte, aber immerhin blieb sie.

 
Die nächste Zeit sprachen Gisa und Dana übers Kochen, bevor Mai fragte, welche Kräuter man am besten für einen Wildschweinbraten benutzte, und sie sich deshalb mit Lann in die Haare bekamen, ob Honig etwas beim Braten verloren hatte oder nicht. Das Ganze war kurz vorm Eskalieren, als Lann befand, dass Jade wohl keine gute Wahl für ihren Sohn gewesen war, wenn sie so wenig Ahnung vom Kochen wie ihre Mutter hatte, und Dana, die, im Gegensatz zu besagter Tochter, keinerlei Probleme mit bissigen Erwiderungen hatte, kurzerhand ihre Tochter zurückforderte. Es bedurfte erst Malahs Eingreifen, um die beiden Frauen zu beruhigen.
     Nur, dass das nächste Gesprächsthema nicht besser wurde. In dem Versuch, von Streit abzulenken, wandte sich Hana an Lu und sagte: „Du hast ja einiges erlebt in letzter Zeit, habe ich gehört. Erzähl doch mal ein bisschen was.“


„Ja, beispielsweise, wie du meinem armen Bruder mal wieder das Herz gebrochen hast.“
     „Greta“, zischte Tanna warnend.
     „Schon in Ordnung, Tanna“, gab Lu gewohnt ruhig zurück. „Sie hat jegliches Recht darauf, wütend auf mich zu sein. Aber lass mich dir sagen, dass deine Wut niemandem etwas bringen und auch nichts ändern wird. Du solltest deine Energie lieber darauf verwenden, für deinen Bruder da zu sein und ihm zu helfen, einen neuen Partner zu finden. Denn entgegen dem, was du vielleicht denken magst, ist mir dein Bruder nämlich nicht egal. Im Gegenteil, ich wünsche ihm alles nur erdenklich Gute und hoffe, dass er sein Glück baldmöglichst wiederfinden möge.“
     „Natürlich!“, erwiderte Greta höhnisch. „Glaubst du wirklich, dass ich dir das abkaufe? Dass ich glaube, dass du so freundlich und nett bist, wie du tust? Du hast meinen Bruder von Anfang nur benutzt, weil du niemand anderen hattest, aber sobald du jemanden getroffen hast, der dir besser gefiel, hast du ihn einfach fallen lassen. Ich hoffe, das war es wenigstens Wert, die kurze Zeit, die du mit diesem Schönling hattest.“
     „Was meinst du damit?“, fragte Lu irritiert.


„Da brauchst du nicht so zu gucken! Ja, ich weiß von Samuel. Oh, warte, du kennst ihn wahrscheinlich als Julius. Ja, Wulfi hat mir davon erzählt, dass er dir schöne Augen gemacht hat. Genauso wie ihm damals, übrigens. Da brauchst du dir gar nichts drauf einzubilden!“
     „Du glaubst also, ich hätte mich auf Julius eingelassen?“, fragte Lu verstört.
     „Ja, natürlich! Und wenn Wulfi sich nicht um ihn gekümmert hätte, wärst du wahrscheinlich immer noch dort bei ihm.“ Sie lachte böse. „Naja, er hätte dich sowieso schon längst wieder fallen gelassen, der Windhund.“
     Lu, der noch immer erschrocken von dem gerade Gehörten war, bekam sich jetzt endlich wieder ein, um zu fragen: „Glaubt dein Bruder das etwa auch?“
     „Leider nicht. Er ist viel zu naiv, dass er dir glaubt. Aber ich weiß es besser! Ich durchschaue deine scheinheilige Fassade! Wulfi zuliebe habe ich mich bislang zurückgehalten, aber jetzt kann ich es ja endlich sagen: Ich habe dich nie leiden können, Lu, und ich bedaure es bis heute, dass ich meinem Bruder von dir erzählt habe.“


Bevor der perplexe Lu etwas dazu sagen konnte, trat Wulf hinzu und stellte sich schützend vor seinen neuen Vater. „He, sag mal, was erzählst du denn für einen Scheiß? Dein komischer Bruder ist selber schuld, dass er Lu verloren hat, wenn er rumläuft und Leute umbringt, nur weil er eifersüchtig ist.“


„Wartet! Wartet, ihr beiden!“, ging Lu dazwischen, bevor die Geschichte noch abenteuerlicher werden konnte. „Zum einen mal: Du magst das vielleicht nicht glauben, aber ich bin deinem Bruder immer treu gewesen“, sagte er zu Greta. „Und zum anderen: Wulf hat niemanden aus Eifersucht getötet, sondern um mich und dich zu befreien“, sagte er zu dem jüngeren Wulf.
      Greta sah überhaupt nicht so aus, als ob sie das glaubte, aber glücklicherweise wurden sie jetzt von einem weiteren Neuankömmling abgelenkt.


Es war Isaac, der vom Handelsposten kam und ungeachtet der Zuschauerinnen die Hüllen fallen ließ. Da waren erstmal alle am Starren, und sie starrten noch mehr, als er einfach und ohne mit der Wimper zu zucken ins eiskalte Wasser ging. Zu der Zeit hatten schon ein paar der Starrenden verlegen oder gesittet den Blick abgewendet, Wulf übte sich im grimmigen Bloß-Woandershin-Gucken, während Eris angestrengt versuchte, nicht im Boden zu versinken, und Lu tat so, als würde er den Horizont betrachten.


Es herrschte eine Weile Schweigen, bis Dana sagte: „Das muss doch kalt sein“, und die Spannung damit brach. Da wagten die meisten, wieder zu gucken, um sich zu vergewissern, dass der Todesmutige immer noch im eiskalten Meer war. Er war es. Bis zur Hüfte tief stand er im Wasser, die Hände so ausgestreckt, dass die Fingerspitzen gerade so die Wasseroberfläche berührten.
     „Was macht er denn da?“, fragte Malah und sah zu Wulf rüber, der es ignorierte.


„Er beten“, antwortete Eris verlegen an seiner statt.
     „Und dafür muss er ins eiskalte Wasser gehen? Nackt?“
     „Wir auf Insel leben“, erwiderte Eris ein bisschen kleinlaut. „Überall Wasser um Land. Wasser wichtig für Leben sein. Deshalb wir gehen in Wasser und beten, dass Kind des Wassers unser Insel nicht verschlingt und immer gut Fisch gibt.“
     „Du machst das also auch?“, fragte Hana sie, aber Eris schwieg bedrückt.
     „Warum sollten wir?“, war es Wulf, der grimmig für sie antwortete. „Wir sind hier auf keiner Insel. Das Land gibt hier Nahrung, und wenn es eine Flut gibt, gibt es noch genügend anderes Land, wohin man ausweichen kann.“
     „Na stell dir das mal nicht so einfach vor.“
     „Ich bin jedenfalls nicht so bescheuert, mir den Tod da draußen im arschkalten Wasser zu holen.“
     „Das sieht er aber anders“, sagte Hana und nickte zu Isaac.
     „Soll er doch.“ Wulf zog die Angel ein, obwohl ganz offensichtlich nichts angebissen hatte. „Ach, so wird das nie was! Habt ihr hier keine Harpunen?“
     „Wir haben Speere, falls du sowas meinst“, bot Malah an. „Aber sie sind Zuhause. Du müsstest Aan fragen.“


Wulf nickte, dass er verstanden hatte, dann ging er den Strand entlang Richtung Hügel. Lu musste jeden einzelnen Funken an Selbstbeherrschung bemühen, um ihm nicht zu folgen. Er fürchtete noch immer, dass Wulf wieder rückfällig werden würde. Dass er jetzt zurückging, um sich heimlich zu betrinken. Aber er hatte in den letzten Tagen bewiesen, dass er zu seinem Wort stand, und Lu wollte ihm vertrauen.


„Einer eurer Männer ist Zuhause geblieben? Ich dachte, all eure Männer sind auf die Jagd gegangen. Na, außer“, Gisa zeigte in seine Richtung, „er halt.“
     Zum Glück wusste Lu, dass Gisa, im Gegensatz zu Greta, die ihn noch immer mit bösen Blicken traktierte, das Schicksal ihres Bruders Wulfgar ziemlich am Allerwertesten vorbeiging und sie deshalb nichts gegen ihn hatte. Sie war einfach generell nicht sehr feinfühlig.
     „Aan passt auf unsere beiden Schwangeren auf“, rechtfertigte Dana ihren Schwiegersohn.
     Eigentlich war es ja so, dass Aan einfach kein Jäger war, das wussten sie alle. Jana, die wiederum mit den Jägern gegangen war, hatte ihn gar nicht erst gefragt. Für sie war es von vorneherein klar gewesen, dass ihr Gefährte nicht mitgehen würde.
     „Oh ja, ich habe von Wanda gehört, dass Rahns Frau schwanger sein soll“, sprang Sharla auf.


Und Mai, die bislang recht still gewesen war, fragte: „Stimmt es eigentlich, dass Nyota schwanger ist?“
     „Ja, das ist richtig“, bestätigte Malah ihr.
     Mai und die anderen beiden Frauen aus ihrem Stamm tauschten einen düsteren Blick miteinander.
     „Es gibt da dieses Gerücht, dass dieser Krieger sie… angefasst hat“, begann Lann vorsichtig. „Meine werte Schwiegertochter meint zwar, dass das nicht stimmt, aber ich würde es gerne bestätigt wissen. Für den Fall, dass er einem über den Weg läuft.“
     „Garrus hat Nyota nichts angetan“, erklärte Malah ernst. „Er ist der Vater des Kindes, das stimmt jedoch.“


Als die Gespräche jetzt wieder zum Erliegen kamen, drang etwas Unbestimmtes an ihre Ohren.
     „Was ist das? Hört ihr das?“, fragte Gisa.
     „Da singt jemand“, mutmaßte Mai, und als die Anderen jetzt die Ohren spitzen, war es auch deutlich zu hören.
     „Das mein Onkel sein. Wir immer singen wenn beten.“
     „Das hört sich ja schön an“, befand Dana nach einer Weile des Lauschens.
     „Ich wünschte, ich könnte auch so singen“, warf Sharla ein und erntete ein paar zustimmende Blicke.


Die nächste Zeit lauschten sie also Isaacs Lied, bis der sich dazu entschloss, aus dem Wasser zurückzukehren, um wieder alle Blicke auf sich zu ziehen. Diesmal nahm er sogar Notiz von ihnen, schaute überrascht, als hätte er erst jetzt bemerkt, dass er gar nicht allein war. Dann lächelte er und winkte freundlich, während einige der Frauen amüsiert zu kichern begonnen hatten.


Eris war just damit fertig, den Mund empört aufzusperren. Mit einem Aufschrei ließ sie ihre Angel fallen und und rannte zu ihrem Onkel, der im nächsten Moment einen wahren Schwall von Worten über sich ergehen lassen musste. Dann bekam er seine eigenen Sachen vor seine private Körperstelle gehalten, bevor Eris ihn aufgebracht Richtung Handelsposten zog. Greta sammelte ihre Angel ein und steckte sie in den Sand.


„Also ich hätte ja nichts dagegen gehabt, wenn er noch ein bisschen geblieben wäre“, sagte Gisa, als Onkel und Nichte fort waren, und ließ die Augenbrauen tanzen.
     Dana klickte mit der Zunge. „Schäm dich, Gisa! Du hast doch schon einen Mann!“
     „Ach, hab dich nicht so! Man wird doch wohl noch gucken dürfen.“ Sie grinste. „Und als ob du nicht geguckt hättest.“


Da Dana schwieg, befand Sharla: „Er ist ein gutgebauter Mann, das muss man zugeben. Das hätte ich bei seinem recht feingliedrigen Aussehen nicht gedacht. Also wenn ich meinen Lenni nicht hätte, dann wäre ich wirklich versucht.“
     „Ist er denn überhaupt Junggeselle?“, wollte Gisa wissen.
     „Ja“, antwortete Tanna ihr ein bisschen missbilligend. „Seine Frau ist gestorben, soweit ich weiß.“
     Nicht, dass das die Damen interessiert hätte.
     „Lann, wäre er denn nichts für dich?“, schlug Sharla stattdessen vor.


„Nein.“
     „Gefällt er dir nicht?“
     „Nein.“
     „Was für eine Art Mann gefällt dir denn eigentlich?“, bohrte Sharla nach.
     „Rustikalere, aber ich bevorzuge meine Freiheit.“
     „Oho, und wer ist dieser „rustikalere Typ“?“, ignorierte Hana ihre Anmerkung mit einem riesigen Grinsen in Gesicht. „Etwa der guten Thorben, der dir dauernd Blümchen bringt?“
     Da horchten die üblichen Verdächtigen auf, aber Lann ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen und befreite ungerührt zuerst ihre Angel von einem Wirrwarr an Algen, bevor sie antwortete.
     „Der „gute Thorben“ hat mir einmal Blumen gebracht, und ich habe ihn darauf hingewiesen, dass ich nichts für Blumen übrig habe.“
     „Wenn du dir wen aussuchen könntest“, warf Gisa ein, „wer wäre das?“
     Lann schwieg einen Moment, dann sagte sie: „Tann.“


Tanna verschluckte sich beinahe. „Tann?“
     „Ja, Tann. Er ist ein respektabler Mann und immer ein guter Stammesführer gewesen. Was aber nicht heißt“, fügte sie bestimmt in Sharlas Richtung zu, „dass ich Interesse daran habe, mich mit Tann einzulassen. Nicht mit ihm und nicht mit sonst jemandem. Ich schätze meine Freiheit und mein Junggesellendasein. Also steckt eure Nasen in eure eigenen Angelegenheiten.“
     „Hm, dabei spiele ich doch so gerne die Verkupplerin“, bedauerte Sharla. „Eine Schande! Da haben wir allein zwei gutaussehende Junggesellen und keine Junggesellinnen. Was ist eigentlich mit dir, Tanna? Wäre dieser Isaac nichts für dich?“
     „Ich muss dich daran erinnern, dass ich Leah an meiner Seite habe“, erwiderte Tanna mit schwerlich verhohlenem Missfallen.
     „Ach, Papperlapapp! Das ist doch nichts!“


„Meine Schwester liebt Leah, und Leah liebt sie“, klinkte sich Lu in das Gespräch ein, als er sah, dass Tanna die Geduld verlor. „Die beiden sind Gefährten, und auch wenn du das nicht nachvollziehen kannst, solltest du das akzeptieren.“
     „Ich finde es viel mehr unheimlich romantisch, dass ihre Liebe sogar den Tod überdauert hat“, kam ausgerechnet von Mai, und sie brachte Tanna damit tatsächlich zum Strahlen.
     „Es ist trotzdem eine Verschwendung“, befand Sharla.
     „Was hältst du denn von ihm, Hana? Du bist ja auch noch alleinstehend“, lenkte Dana ab.


„Oh, ich würde ihn nicht von der Bettkante stoßen, das sag ich dir. Aber das ist vergebliche Liebesmüh, es bei ihm zu versuchen.“
     „Warum?“
     „Er ist ein Gutaussehender, das stimmt, und deshalb habe ich ihm natürlich auch schon mein „Spezialangebot“ gemacht, wenn ihr versteht, was ich meine. Aber er wollte gar nichts davon wissen, das müsst ihr euch mal vorstellen!“
     „Vielleicht gefällst du ihm einfach nicht“, mutmaßte Gisa und erntete dafür einen bitterbösen Blick von Hana.
     „Das ist es nicht allein, lass mich doch mal ausreden! Er hat es nicht nur abgelehnt, er hat richtig erschrocken reagiert. Und das war nicht nur bei mir so. Ich habe von Thorben gehört, dass er gesehen hat, wie er dasselbe bei der aufgeputzten Alten gemacht hat, die seit neuestem zu Gast bei uns ist.“
     „Naja, Thorben ist ein riesengroßes Klatschmaul, und der saugt sich auch gern mal Sachen aus den Fingern. Da wäre ich vorsichtig, was ich ihm glaube.“


„Wenn du mir nicht glaubst, dann frag Tann. Der war laut Thorben auch dabei. Und der hat nicht gezögert, die Alte danach abzuschleppen.“
     „Tann?“, kam wieder ungläubig von Tanna.
     „Hm-hm. Frag ihn ruhig. Deswegen“, Hana hob verschwörerisch den Zeigefinger, „glaube ich, dass dieser Isaac gar kein Interesse an Frauen hat.“
     „Du willst also sagen, er steht auf Männer?“, machte Lu belustigt den Fehler, sich einzumischen.
     „Na klar! Sonst hätte er mich ja nie abgewiesen.“
     „Vielleicht ist er einfach nur anständig“, warf Tanna ein.
     „Sowas wie anständige Männer gibt es nicht“, war sich Lann sicher.
     „So, wie es keine sittlichen Frauen gibt?“, ereiferte sich Lu. „So ein Unsinn! Alles beides!“
     „Na dann sag du uns doch, wie es ist“, schlug Hana vor. „Du bist doch hier der Experte, wenn es um Männerliebe geht.“


„Woher soll ich denn sowas wissen? Das steht niemandem ins Gesicht geschrieben, wen er liebt.“
     „Ja, aber irgendwie musst du doch erfahren können, ob ein anderer Mann Interesse an dir hat oder nicht.“
     „Tja, wie erfährst du es denn, ob ein Mann Interesse an dir hat?“
     „Naja, wie schon? Durch Blicke. Manche sagen es auch ganz direkt.“
     „Ja, siehst du, dieser Isaac hat mir weder seine ewige Liebe gestanden, noch mir verliebte Blicke zugeworfen.“ Er schnalzte genervt mit der Zunge. „Ganz ehrlich, wenn du es so genau wissen willst, dann frag ihn einfach. Das ist sowieso besser, als etwas anzunehmen, von dem man glaubt, dass es richtig ist, obwohl man keine Ahnung hat.“
     „Wo gehst du hin, Lu?“, fragte Tanna ihn, als er jetzt selber seine leere Angel einholte und fortging.
     „Nach Wulf schauen. Er ist schon viel zu lange weg.“


Sie sahen ihm beim Weggehen zu, dann herrschte einen kurzen Augenblick lang einträchtiges Schweigen, bevor Hana zu Greta sagte: „Hey, soweit ich weiß, versteht sich dein Bruder aber ganz gut mit ihm. Isaac hat jedenfalls oft von ihm erzählt, als wir zusammen unterwegs waren. Jetzt, wo er wieder Junggeselle ist – vielleicht wäre er ja was für ihn.“
     Und da horchte Greta wieder auf.


Die restliche Zeit, bis vor allen Dingen den Älteren das Stehen zu viel wurde, verbrachten sie selber mit Singen. Und sie brachten am Ende des Tages einen ordentlichen Fang nach Hause.
     Es war das letzte Mal, dass sie Lann lebend sehen würden. Drei Tage später war sie tot.


Während die Hausbewohner aus waren, um für Nachschub zu sorgen, hatte Aan es übernommen, den Wachhund für die beiden Schwangeren zu spielen. Nicht, dass er hätte mitgehen wollen. Es war nicht so, dass er nicht gerne bezüglich des Nachschubs geholfen hätte, aber da er ein Mann war, hätte es für ihn nun mal bedeutet, Jagen gehen zu müssen, wenn er nicht gerade den Status von Lu hatte, von dem niemand erwartete, dass er Jagen ging, oder er gerade einen Entzug wie dieser Wulf durchmachte.  


Eigentlich wussten ja alle, dass er kein Jäger war, aber er vermied es nach bestem Willen, überhaupt in die Verlegenheit kommen zu müssen, das auch zu bestätigen. Deshalb war er froh gewesen, dass er durch die beiden Schwangeren eine Möglichkeit erhalten hatte, das Gesicht zu wahren. Auch wenn er nicht wusste, ob er sich darüber freuen sollte, dass eine der Schwangeren seine Tochter war. Auf der einen Seite war das gut, weil er sich freute, mit ihr etwas Zeit verbringen zu können, auf der anderen Seite konnte er noch immer nicht fassen, dass sein kleines Mädchen schwanger war. Er wünschte nur, dass dieser Mistkerl von Garrus nicht feige davongelaufen wäre, denn dann hätte er ihm mal gehörig die Leviten gelesen, dass er seine Kleine angefasst hatte.
     Trotzdem waren seine Gedanken gerade nicht bei Nyota, und er verbrachte auch keine Zeit mit ihr. Er stand in der Küche, lief unruhig auf und ab und lauschte, ob sich draußen endlich etwas bemerkbar machen würde. In dieser Situation fand Nyota ihn vor.


„Was machst du denn hier, Vater? Willst du nicht zu uns ans Feuer kommen?“, bot sie an. „Da ist es auch schön warm.“
     „Ja, sicher.“ 
     Doch er bewegte sich kein Stück.
     „Du brauchst dir keine Sorgen um Mutter zu machen. Du weißt doch, dass sie eine begnadete Jägerin ist.“


„Ja, ich weiß“, erwiderte er ertappt, ließ endlich die Tür in Ruhe und wandte sich ihr zu. „Ich weiß, dass sie wahrscheinlich ein ganzes Rudel Wölfe im Alleingang besiegen könnte, aber… sie ist ja nicht allein, diesmal. Sie muss ja noch auf jemanden aufpassen“, fügte er hinzu, und er konnte nicht verhindern, dass seine Stimme vor Hohn beinahe so troff.
     Das entging auch Nyota nicht. „Du meinst Luis“, stellte sie fest.
     „Ja.“ Er unterbrach sich, warf einen wütenden Blick zur Tür. „Ich weiß auch nicht, warum sie ihn unbedingt mitnehmen musste. Er ist blind, verdammt! Er hat sowieso nichts davon, und jagen kann er so auch nicht! Am Ende wird Jana noch verletzt, weil er Wölfe anlockt und sie ihn verteidigen muss!“
     „Deswegen wollte er ja auch nicht mitgehen“, merkte Nyota an.


Aber Jana hatte ihn quasi dazu gezwungen, indem sie vor Aufregung und Enthusiasmus, dass sie zusammen Jagen gingen, beinahe übergelaufen war. Wenn sie so war, war es beinahe unmöglich, ihr etwas auszuschlagen. Das ging Aan ja nicht anders. Es ärgerte ihn nichtsdestotrotz.


„Dann hätte er vernünftig sein und hierbleiben sollen!“
     Nyota sah ihn jetzt forschend an, was ihm gar nicht gefiel. Er hatte sich zu sehr in Rage geredet.
     „Sag mal, Papa, bist du etwa eifersüchtig auf Luis?“
     „Natürlich nicht“, behauptete er. Doch Nyota schwieg dazu nur, sah ihn mit ihrem wissenden Blick an, dass er nicht anders konnte, als hinzuzufügen: „Na gut, es gefällt mir nicht, dass sie so viel Zeit miteinander verbringen.“


„Das ist nur so, weil Mutter es liebt, sich um Bedürftige zu kümmern. Das weißt du doch. Aber sie liebt nur dich.“
     Das wusste er. Ersteres zumindest. Aber er wusste auch, dass das der Grund war, warum Jana sich überhaupt in ihn verliebt hatte. Weil er, in ihren Augen, hilfsbedürftig gewesen war. Er wusste, dass Jana es liebte, ihn zu beschützen. Obwohl das völlig unnötig war. Er kam auch sehr gut allein zurecht. Er hatte sie dennoch immer in dem Glauben gelassen, dass dem nicht so war.


Doch jetzt war da plötzlich jemand, der – in ihren Augen – noch hilfsbedürftiger war als er. Sicher, Luis kam ebenfalls ganz ohne Hilfe aus, er war schließlich nicht erst seit kurzem blind, und er hatte auch nie den Hilfsbedürftigen gespielt, im Gegenteil. Aber seitdem er sich mit seinem Vater gestritten hatte, weggelaufen war und halb nach Pilzen süchtig und gebrochenen Herzens wieder heimgekehrt war, hatte er bei Jana den Status eines verletzten, hilflosen Welpens.  
     Was also hielt Jana davon ab, ihn jetzt einfach durch Luis zu ersetzen? Zwischen ihnen beiden lief in letzter Zeit kaum noch etwas, und auch sonst hatten sie so gut wie keine Gemeinsamkeiten. Die meisten Themen, über die er reden wollte, verstand Jana nicht, und andersherum wollte er nicht dauernd über Götter und solchen Humbug reden. Auch da harmonierte Luis einfach schlichtweg besser mit ihr, als er.
Ja, die Wahrheit war, dass sie sich kaum etwas zu sagen hatten, seitdem Jana ihr Trauma überwunden hatte.


Trotzdem zeigte er seine Furcht davor, dass seine Gefährtin ihn verlassen könnte, nicht weiter vor seiner Tochter. Er setzte ein beruhigendes Lächeln für sie auf und sagte: „Du hast recht. Komm, lass uns ans Feuer gehen. Du wirst bestimmt nicht mehr stehen wollen.“
     „So groß ist mein Bauch noch gar nicht“, schmunzelte Nyota. „Und angeschwollene Beine, wie Akara, habe ich zum Glück auch nicht.“
     Von einem unschönen Thema ins nächste. Aber dieses würde er erst recht nicht ansprechen, da es ein schweres Thema für Nyota war. Die Schwangerschaft hatte nur ein gutes: Es hatte Nyota die Lebensfreude zurückgegeben und sie wieder zu ihnen geführt. Immerhin das war etwas, worüber er froh war.
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Ich hatte lange überlegt, ob ich dieses Kapitel überhaupt bebildern oder stattdessen später nur Tanna eine kurze Zusammenfassung geben lassen sollte. Vor allen Dingen, da mir die Bilder diesmal unglaublich viele Nerven gekostet haben. Da ich keine Accessoire-Angel finden konnte, konnte ich keine Posen machen und musste mich darauf verlassen, dass die Sims beim Fischen hoffentlich machen, was ich von ihnen will. Also durfte ich den Damen (und beiden Herren) quasi stundenlang beim Fischen zusehen. 
     Irgendwann, als es dann zu dunkel wurde, habe ich wie immer die Zeit zurückgedreht, aber das hat nur dazu geführt, dass die Fischer plötzlich aufgehört haben, miteinander zu reden. Ich musste die Zeit erst über 24 h vorstellen, damit es wieder hell wird UND die Sims miteinander redeten. Nur, dass sie dann in einer Tour Fische dabei aus dem Wasser gezogen haben, weil das Spiel ihnen eben den Fang von 24 h auf einmal geben wollte. Also hieß es, allen  das Fischen abzubrechen und nochmal neu den Befehl zu geben. Nur dass sie dann meinten, neue Positionen einzunehmen und querbeet standen. Argh! Dass es zwischendrin abgestürzt ist und ich die Szene nochmal aufbauen durfte, will ich gar nicht erwähnen... 
     (Ein kleiner Tipp am Rande: Nachdem meine Ladezeiten inzwischen über 45 Minuten betragen haben (trotz gemergten CC und aufgeräumten SNAP-Dateien), habe ich ein bisschen herumprobiert, wie bspw. bei Nachbarn zu speichern, die nur 2 Sims im Haushalt hatten, aber das hat nichts gebracht. Letztendlich habe ich meine drei Haushalte, die größer als das vom Spiel normalerweise erlaubte Maximum waren, in mehrere max. 8-Sim-Haushalte aufgesplittet, und siehe da, die Ladezeiten verkürzten sich auf knapp 5 Minuten. Das macht einen Absturz wenigstens nur halb so bitter, und mit dem MC kann ich Sims glücklicherweise schnell hin und  her schieben. Der einzige Nachteil ist halt, dass es die versprochenen Wünsche frisst, aber da bin ich noch nicht verzweifelt genug, um mir einen Mod für zuzulegen.)
     Ich musste jedenfalls ab und an mal ein paar Posen ohne Angel einbauen (was total doof kam), damit es überhaupt funktionierte. Und wegen all dem bin ich auch alles andere als zufrieden mit den Bildern (vor allen die letzten Angelbilder), aber habe mich letztendlich doch dazu entschieden, das Kapitel zu posten. Ich hoffe, ihr seid nicht zwischendrin eingeschlafen (ich habe auch nicht vor, nochmal sowas zu machen). Naja, nächstes Mal geht es dann mit den Jägern (und Jana!) weiter. Und weil es bei denen auch nicht so rund läuft, gibt es sogar zwei Kapitel auf einmal.
 
Bis dahin, danke euch fürs Vorbeischauen, ich verabschiede mich, und passt auf euch auf! 

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