Es ging also zum Uruk-Stamm hinüber, wo Isaac feststellen
musste, dass Hana recht hatte. Er wurde allgemein angestarrt, was ihm
irgendwann schon ein klein bisschen unangenehm war. Aber immerhin brachte es
ihn auf andere Gedanken.
Er sah, wie Hana ein herzliches Wiedersehen mit ihrer Schwester feierte, er wurde vorgestellt, angestarrt und rang sich ein Lächeln dazu ab.
Er sah, wie Hana ein herzliches Wiedersehen mit ihrer Schwester feierte, er wurde vorgestellt, angestarrt und rang sich ein Lächeln dazu ab.
Und dann fiel erstmals wieder etwas um. Einfach so. Ja, der Besen flog regelrecht durch die Gegend, und wenn Isaac sie nicht
am Arm zurückgezogen hätte, wäre Hana direkt davon getroffen worden.
„Jetzt geht
das wieder los!“, beschwerte sich die Heimgesuchte. „Ich hatte so gehofft, dass
das mit der Feuerschale im Wirtshaus nur ein Zufall gewesen war, nachdem danach
nichts mehr passiert ist.“
„Verfolgt Dias
Geist dich etwa immer noch?“, fragte Dana besorgt.
„Sieht so aus…
Und jetzt ist deine Tochter nicht mal da, Isaac. Sie kann
Geister sehen, oder so etwas in der Art“, erzählte Hana ihrer Schwester seufzend. „Vielleicht kann sie
etwas gegen ihn machen.“
„Was hat es
mit diesem Geist eigentlich genau auf sich?“, wollte Isaac wissen. „Du hast mir
ja gesagt, dass du von einem heimgesucht wirst, aber ansonsten hast du nichts weiter darüber
erzählt.“
Also weihten sie ihn ein. In alles, was Dia Hell betraf. Von dem Moment, als Hana ihn in ihrer Kindheit getroffen hatte und dabei gewesen war, als seine Schwester getötet worden war.
Wie er dadurch scheinbar seinen Verstand verloren und versucht hatte, Tann zu töten.
Von seiner Rückkehr in diese Gegend und von dem Krieg, der beinahe wegen ihm ausgebrochen war.
Letztendlich sein Tod. Lediglich die Tat an Jana, die zu seinem vorzeitigen Ableben geführt hatte, erwähnten sie nicht näher. Während der Erzählung machte sich das Gesprächsthema auch mindestens fünfmal bemerkbar.
„Und was habt ihr schon dagegen unternommen?“, fragte Isaac, als sie fertig erzählt hatten.
„Das weiß ich
leider nicht so genau. Ihr Schamane hat ein paar Rituale durchgeführt, aber es
hat nichts geholfen.“
„Und was
genau?“
Alle Blicke richteten sich nun auf Jana, doch die konnte nur mit den Schultern zucken. Luis, der auch zugegen war, wusste glücklicherweise jedoch, was sein Vater theoretisch gemacht hatte, um den Geist loszuwerden.
Danach versank Isaac in seine Gedanken. Er sprach eine Weile in seiner Muttersprache vor sich hin, was Dana
ganz hinreißend fand, bevor ihm einfiel, dass er ja nicht allein war.
„Entschuldigung. Ich dachte nur gerade daran, was ich über Geister weiß. Es ist lange her, dass unser Priester darüber sprach, aber soweit ich mich erinnere, verbleiben Geister in dieser Welt, wenn sie etwas daran bindet. Meistens sind das die eigenen Angehörigen, über die sie wachen. Und manchmal ist es ein unerfüllter Wunsch, wie eine Schuld zu begleichen oder Rache zu üben, den der Verstorbene zu Lebzeiten hatte und der ihn im Tod zu einem ruhelosen Geist werden lässt.“
„Und wie wird man sowas los?“, fragte Jana neugierig.
„Indem man ihm
diesen letzten Wunsch erfüllt.“
„Das wird ja
immer besser! Jetzt müssen wir dem Mistkerl auch noch helfen?“
„Ich verstehe,
dass dich das ärgert, Jana“, sprang Luis gewohnt ruhig ein, „aber das ist es,
was wir tun müssen, damit Hana frei ist und wir ihn endlich loswerden.“
„Jetzt müssen
wir nur noch herausfinden, was er
will“, merkte Dana an.
Isaac nickte und legte die Hand wieder ans Kinn, wie
er es immer tat, wenn er nachdachte.
„Wenn er
hinter mir her ist, dann hat es doch bestimmt etwas mit seiner Schwester zu
tun“, mutmaßte Hana.
„Das ist es!“, rief er. „Seine Schwester! Er
will wahrscheinlich bei ihr sein. Wo sagtest du, ist sie gleich gestorben?“
„Ich weiß es, ehrlich gesagt, nicht mehr so genau. Ich war damals ja noch ziemlich jung. Warum
willst du das eigentlich wissen?“
„Wenn wir ihre
sterblichen Überreste zu den seinen bringen, dass sie wieder vereint sind, wird er dich vielleicht endlich in
Ruhe lassen.“
„Oh-oh!“, kam von Jana.
„Was?“
„Das Problem ist, dass wir nicht wissen, wo seine sterblichen Überreste sind. Wir
haben ihn ins Meer geworfen“, erzählte Dana.
Und Luis warf ein: „Vater hat gleich gesagt, dass das keine gute
Idee ist.“
„Ich sehe das Problem dabei nicht. Wenn ihr
wisst, wo ihr ihn ins Meer geworfen habt, werft ihr sie einfach hinterher.
Natürlich müsst ihr dafür jedoch zunächst einmal ihre sterblichen
Überreste finden.“
Da war es eine
Weile still, und alle schweiften in ihre Gedanken ab, bis plötzlich Akara hinzukam,
die bislang still aus dem Hintergrund zugehört hatte.
„Ähm… also… ich bin einmal mit Diana zusammen auf ein
paar Knochen in einer Höhle gestoßen“, stotterte sie nervös. „Und dort… dort war
ein Geist, der aussah wie ich. Ich weiß ja nicht, aber vielleicht ist das seine
Schwester.“
Sie hatte
lange nicht daran gedacht. Damals hatte sie sich immer mal wieder den Kopf
zerbrochen, wer die Tote mit ihrem Gesicht wohl gewesen war, aber seitdem sie
Hanas Geschichte gehört hatte, war ihr das ziemlich schnell klar gewesen.
„Weißt du
noch, wo das ist?“, fragte Hana aufgeregt,
Akara nickt
scheu. Doch noch bevor irgendjemand einen Schritt tun konnte, flog nicht nur wieder
etwas um, sondern auch die Tür auf, und Eris kam aufgeregt hereingeplatzt.
„Schnell! Schnell! Da… da… ähm…“
Als Isaac
sich aus der Menge schälte, kam sie ihm entgegen und redete auf ihn ein. Und
während er ihr zuhörte, wurde auch sein Gesicht ernst.
„Sie sagt,
sie hat eine Bewusstlose gefunden“, berichtete er schließlich.
Es war Malah, die sie bei dem See fanden, an dem der
Zoth-Stamm immer sein Wasser holte. Sie hatte eine große, hässliche Wunde an
ihrem Hinterkopf, die sie in die Ohnmacht geschickt hatte. Scheunigst brachten sie sie nach Hause, und die Zeit, die sie brauchte, um das Bewusstsein
wiederzuerlangen, nutzte Tenn, um bei ihnen aufzutauchen.
„Roah: Wo ist sie?“, überfiel er Malah sofort, nachdem sie
die Augen aufgeschlagen hatte.
Die Verletzte brauchte erst einen Moment, bis sie
erkannte, wo sie war und wen sie da vor sich hatte. Doch auch danach verschwand
die Verwirrung nicht aus ihrem Gesicht.
„Ich… weiß
nicht. Was ist passiert?“
„Roah hat dich
um ein Treffen im Vertrauen gebeten, und jetzt ist sie verschwunden“, erzählte
Tenn besorgt. „Wo ist sie?“
Da erinnerte sie sich undeutlich. Die andere Stammesführerin hatte ihr an
diesem Morgen über ihre Tochter Nio eine Nachricht zukommen lassen, dass sie ein Gespräch
unter vier Augen wünsche, weil sie mit ihr über etwas Vertrauliches hatte
sprechen wollen. Deswegen hatte sie sie auch gebeten, allein zum Wasserloch des
Zoth-Stammes zu kommen, was Malah dann natürlich auch getan hatte.
„Ich habe
keine Ahnung! Ehrlich! Als ich am Treffpunkt ankam, war niemand dort, und dann… setzt
meine Erinnerung aus. Was ist denn passiert?“, wiederholte sie hilflos.
„Eine der
Fremden hat dich bewusstlos vorgefunden“, erklärte Tann ihr.
Er nickte in Eris‘ Richtung, woraufhin sich aller Blicke
auf sie richtete. Doch Eris schwieg, bis ihr Onkel ihr eine Hand auf die Schulter
legte und etwas sagte, was sie nicht verstanden. Eris antwortete ihm gleichermaßen,
es ging zweimal hin und her, bis die Jüngere sich dazu überreden ließ, zögerlich zu
erzählen: „Ähm… ich verlaufen und da ich gefunden. Ich denken, dass tot sein,
weil überall Blut sein.“
„Hast du sonst
irgendetwas gesehen? Irgendjemanden?“, fragte Malah sie flehentlich.
Eris schüttelte den Kopf, und da wandte sich Tenn plötzlich an sie.
Eris schüttelte den Kopf, und da wandte sich Tenn plötzlich an sie.
„Du hast dich also verlaufen und sie ganz zufällig
gefunden? Wer sagt mir, dass du nicht
etwas mit Roahs Verschwinden zu tun hast? Wer seid ihr überhaupt? Wo kommt ihr
her und was wollt ihr hier?“
„Ich sagen, ich verlaufen! Du nicht hören? Ich nichts mit dein Roah machen! Wenn nicht du glauben, du gehen und fragen den...“
Sie gab ein Wort von sich, das sie nicht verstanden, das Isaac jedoch dazu brachte, erschrocken die Luft einzuziehen.
„Ich sagen, ich verlaufen! Du nicht hören? Ich nichts mit dein Roah machen! Wenn nicht du glauben, du gehen und fragen den...“
Sie gab ein Wort von sich, das sie nicht verstanden, das Isaac jedoch dazu brachte, erschrocken die Luft einzuziehen.
„Eris!“, rügte er sie erschrocken.
Die Nichte wechselte daraufhin wieder ein paar Worte mit ihrem Onkel, dem irgendwann während des
Gesprächs der Mund aufklappte, während sie immer verlegener auszusehen begann. Sie mussten
ihn aber erst daran erinnern, dass sie alle noch auf eine Erklärung warteten, bevor er sich auch dazu
bequemte, sich zu erklären.
„Ich versichere dir, dass sie nichts mit dem Verschwinden
deiner Frau zu tun hat. Sie… ähm… war
mit jemandem namens…“ Er warf seiner Nichte einen fragenden Blick zu. „Wotan?
Sie war mit ihm zusammen, bevor sie auf die Verletzte stieß. Ihr könnt ihn fragen;
sie war die ganze Zeit über bei ihm.“
Tenn sah sie
misstrauisch an, bevor er sich mit unverändertem Blick wieder Malah zuwandte.
„Wenn sie es ist nicht waren, dann muss es dein Bruder
gewesen sein“, beharrte er.
„Mein Bruder? Was hat der denn jetzt damit zu tun?“
„Weil er es ist, worüber Roah mit dir reden wollte. Sie
hat ihn gesehen. Zusammen mit den Räubern.“
Und während
diese Nachricht einschlug wie ein Steinschlag, fiel erneut etwas lautstark um, und alles, was man in der Stille des Hauses noch hören konnte, war Hanas derbes Fluchen.
Ein paar Stunden früher an den Klippen hatte Gil sich
inzwischen so weit gefangen, dass ihre Erzählungen nicht mehr nur aus
Schluchzern bestanden.
„Wen sollst du
denn eigentlich heiraten?“, fragte Nefera sie sanft.
„Alek“, gab
sie abgehackt von sich.
Nefera und Leif
tauschten einen irritierten Blick, und Erstere fragte: „Wie kommt es denn dazu?“
„Mein Vater
will schon eine ganze Weile die Verbindung zum Ahn-Stamm festigen. Weil sie
ja unsere Eisenlieferanten sind.“
„Naja, aber Alek ist doch nicht so schlecht“, meinte Leif, und
er erntete dafür einen bösen Blick von Nefera. „Du hättest es schlimmer treffen
können.“
„Alek ist auf
jeden Fall ein guter Kerl“, stimmte Nefera ihm dennoch zu. „Ich bin mir sicher,
dass er mit sich reden lässt. Er wird dich bestimmt nicht zwingen, Kleider zu
tragen.“
Sie alle
wussten, dass es eigentlich das war, das Gil so mitnahm. Dass sie von nun an
wie eine Frau leben musste. Kleider tragen. Sich das Haar wachsen lassen.
Kinder bekommen und den Haushalt führen. Denn das wollte sie nicht.
„Alek soll die Schmiede übernehmen und als seine Frau
muss ich unseren Betrieb repräsentieren, sagt Vater. Deshalb hat er mir
verboten, von jetzt an weiter Hosen zu tragen und mich wie ein Junge
aufzuführen. Mutter hat versucht zu vermitteln, aber es hat nicht geholfen. Er
war kurz davor, mir eine zu verpassen.“ Sie fing wieder zu weinen an und Nefera
sofort zur Stelle war. „Ich will nicht mehr dahin zurück!“
Einen Moment
lang war es still. Niemand wusste, was zu sagen war und Betroffenheit lag wie eine schwere Decke auf ihnen.
„Na dann geh doch einfach nicht zurück“, ergriff Mari das
Wort, die beinahe schon vergessen worden war, jetzt aber die Aufmerksamkeit
aller hatte. „Wenn mich jemand zwingen würde, etwas zu tun, was ich nicht will,
würde ich einfach weggehen.“
„Ich kann aber
nicht einfach weggehen!“
„Warum nicht? Wenn du deinen Eltern so wenig bedeutest, dass sie dich zwingen, etwas zu tun, was du nicht willst, warum solltest du dann Rücksicht auf sie nehmen? An deiner Stelle würde ich die Chance nutzen, solange ich noch kann, und zusehen, dass ich von hier wegkomme.“
„Warum nicht? Wenn du deinen Eltern so wenig bedeutest, dass sie dich zwingen, etwas zu tun, was du nicht willst, warum solltest du dann Rücksicht auf sie nehmen? An deiner Stelle würde ich die Chance nutzen, solange ich noch kann, und zusehen, dass ich von hier wegkomme.“
Gil starrte sie an, und sie sah wirklich so aus, als würde
sie darüber nachdenken. Seitdem
sie, Leif und Nefera sich regelmäßig zu treffen begonnen hatten, hatten sie oft
zusammen hier gesessen und darüber sinniert, wie es wohl da draußen war. Die Welt
jenseits ihres kleinen Tales. Jenseits des Meeres. Und Leif hatte lange darüber
nachgedacht, wie er ein Leben führen konnte, das Ragna stolz machte, aber
obwohl er nie darüber nachgedacht hatte, ernsthaft von hier fortzugehen, tat er
das mit einem Mal.
„Vielleicht solltest du das tun. Von hier fortgehen,
meine ich“, sagte er schließlich gedankenverloren und fügte hinzu: „Vielleicht
sollten wir das ja alle tun.“
Sie sahen ihn
an, Nefera starrte ihn sogar an. Sie alle wussten, dass auch sie hier nicht
glücklich war. Dass sie von einer merkwürdigen inneren Unruhe getrieben war.
Dass sie sich einfach nicht vorstellen konnte, ihr Leben als Reinards Frau zu
verbringen.
Während sie
alle nun in ihren Gedanken versanken, trat Mari an den Rand der Klippe und sah
aufs Meer hinab, blickte den gesamten Strand entlang. „Da unten stehlen sich
anscheinend auch gerade zwei davon“, sagte sie.
Die Anderen gesellten sich daraufhin zu ihr und wagten einen Blick, und da konnten sie Nila sehen, der ausgerechnet Nara bei sich hatte. Leif war zuerst alarmiert, dass er Nara etwas tun würde, dann aber war er verstört, als er bemerkte, dass sie dort wirklich Hand in Hand den Strand entlanggingen. Ganz friedlich und einträchtig.
Ausgerechnet die arme Nara und dieser Giftpilz von Nila!
Nila kehrte erst nach Hause zurück, als die Sonne schon so hoch
gestiegen war, dass sie das erste Zwielicht des Tages bereits vertrieben hatte.
Das war nichts Ungewöhnliches; er traf sich inzwischen beinahe jede Nacht mit
Nara, und bislang hatte niemand auch nur bemerkt, dass er überhaupt fort gewesen
war. Oft lag ein Großteil des Stammes sogar selber noch in den
Betten, wenn er heimkehrte.
Heute jedoch war das nicht so. Heute erwartete ihn gleich
ein ganzes Empfangskomitee, als er zur Tür hinein ins Warme trat. Die
Gesichter, die ihm nun allesamt zugewandt wurden, waren so ernst, dass er sofort
wusste, dass er in Schwierigkeiten steckte.
Seine Befürchtung wurde zur Gewissheit, als Malah wütend
auf ihn zukam und rief: „Nila! Was hast du getan? Man hat dich mit den Räubern
zusammen gesehen!“
„G-gar nichts
habe ich getan! Wer behauptet sowas?“
„Roah vom
Zoth-Stamm, die plötzlich spurlos verschwunden ist, als sie mit mir darüber
reden wollte! Wo ist sie, Nila?“
Er überwand den ersten Schock, wurde jetzt selber
wütend und schnappte: „Woher soll ich das denn wissen? Ich habe nichts mit den Räubern zu
tun! Roah lügt!“
„Ach ja? Und
wo warst du dann heute die ganze Nacht über?“ Sie wartete auf eine Antwort,
aber da er schlecht sagen konnte, wo er wirklich gewesen war, schwieg er grimmig. „Ich
habe gehört, dass du in letzter Zeit öfter verschwindest. Was treibst du also,
wenn du nichts mit den Räubern zu tun hast?“
„Das… das geht
dich nichts an!“
„Das geht es
sehr wohl, wenn du dadurch in Verdacht gerätst, Roah entführt zu haben!“
„Ich… treffe mich mit einem Mädchen…“, gestand er
schließlich zögernd.
„Und welchem
Mädchen?“ Als er wieder nur mit Schweigen antwortete, klickte sie ungehalten
mit der Zunge. „Wir müssen das wissen, um sie fragen zu können, ob du wirklich
zur fraglichen Zeit bei ihr warst!“
Doch Nila
schwieg weiter. Er würde nie zugeben, mit wem er sich traf.
„Wenn du es
uns nicht sagst, müssen wir annehmen, dass du uns anlügst und dich doch mit den
Räubern getroffen hast. Dass du mit Roahs Verschwinden zu tun hast.“ Sie gab ihm
noch eine Chance, zu erzählen, die er ungenutzt verstreichen ließ. „Weißt du
eigentlich, was das bedeutet? Du bringst uns damit alle in Gefahr!“
Aber alles,
was sie ihm damit entlockte, war ein wütendes Knurren.
„Er trifft sich mit Nara“, kam gewohnt ruhig
von Nyota, doch ihre Worte ließen Nilas Herz beinahe versagen.
„Nara?“ Sofort
schoss Malah einen ungläubigen und anklagenden Blick in seine
Richtung. „Was hast du mit ihr gemacht, Nila?“
Sie sahen ihn alle abwartend an, aber für ihn war es, als ob sie
ihn anstarren und verurteilen würden.
„Das ist gar
nicht wahr! Sie lügt! Du lügst! Warum erzählst du so etwas? Ihr alle wisst,
dass ich sie nicht ausstehen kann! Sie ist die Letzte, mit der ich mich
einlassen würde! Sowas widerliches!“
Auch wenn Nara
wohl weit und breit die Einzige war, die sich mit ihm einlassen würde, das war Malah leider bewusst. Ihr Bruder hatte
schließlich nirgendwo einen guten Ruf.
„Dann sollten wir das Mädchen fragen“, griff Luis
souverän ein und brachte die ausufernde Situation damit wieder unter Kontrolle.
Nila verstummte
augenblicklich, wurde blass, als er das hörte. Auch das noch!
Weil ihr Verletzung Malah noch immer zu schaffen machte,
ging Tann nach dem Mittagsessen an ihrer Stelle mit Alek zusammen zum Ahn-Stamm
hinüber. Wie zum Hohn hatte es an diesem Tag endlich einmal aufgehört zu regnen und die Sonne stand hoch an einem strahlend blauen, wolkenlosen Himmel.
Alek war natürlich ausgerastet, als er erfahren hatte,
dass Nila Nara, die wie eine Schwester für ihn war, vielleicht angefasst haben
könnte. Hätte Malah nicht interveniert, wäre das
Ganze mit ziemlicher Sicherheit eskaliert.
Doch seine Laune war dementsprechend schlecht und sie
wurde auch nicht besser, als sie schließlich im Ahn-Haus standen und das
traute Bild von Zweisamkeit sahen, das Sharla und Lenn ihnen gerade
präsentierten.
Tann hatte schon davon gehört, dass sein Bruder eine neue Frau hatte. Er freute sich ja für ihn und Sharla. Immerhin wusste er, dass die alte Kräuterkundige damals unglücklich in seinen Vater Enn verliebt gewesen war, und Lenn war ihrem alten Herrn nicht nur vom Aussehen her verdammt ähnlich.
Nur Alek sah das leider nicht so. Er nahm es seinem Vater übel, dass er seine Familie einfach so fallen gelassen hatte, wie er sagte. Obwohl es ja eigentlich Aleks Mutter Ana gewesen war, die seinen zuerst Vater verlassen hatte.
Tann hatte schon davon gehört, dass sein Bruder eine neue Frau hatte. Er freute sich ja für ihn und Sharla. Immerhin wusste er, dass die alte Kräuterkundige damals unglücklich in seinen Vater Enn verliebt gewesen war, und Lenn war ihrem alten Herrn nicht nur vom Aussehen her verdammt ähnlich.
Nur Alek sah das leider nicht so. Er nahm es seinem Vater übel, dass er seine Familie einfach so fallen gelassen hatte, wie er sagte. Obwohl es ja eigentlich Aleks Mutter Ana gewesen war, die seinen zuerst Vater verlassen hatte.
Obwohl Tann das wusste, hatte er Alek dennoch darum gebeten, ihn zu begleiten. Weil Nara in ihm einen großen Bruder sah und ihm vertraute, weshalb er hoffte, dass sie ehrlich zu ihm sein würde.
Sie taten so, als würden sie Lenn besuchen, baten ihn aber stattdessen darum, heimlich Nara sprechen zu dürfen. Tann wollte verhindern, dass schon jetzt ans Licht kam, dass Nila sich vielleicht an Nara vergriffen hatte, wenn er noch nicht mit Sicherheit wusste, dass das auch stimmte.
Sie taten so, als würden sie Lenn besuchen, baten ihn aber stattdessen darum, heimlich Nara sprechen zu dürfen. Tann wollte verhindern, dass schon jetzt ans Licht kam, dass Nila sich vielleicht an Nara vergriffen hatte, wenn er noch nicht mit Sicherheit wusste, dass das auch stimmte.
Lenn fragte glücklicherweise nicht nach dem Grund, warum sie Nara sprechen wollten, sondern brachte sie ins Obergeschoss, wo die Gesuchte gerade alleine auf dem Boden saß und lautstark einen kleinen, hölzernen Hasen fliegen ließ.
„Hallo, Nara. Mein Name ist Tann. Ich bin Nilas und
Malahs Großvater.“
Nara gefror
sofort an Ort und Stelle und warf einen verängstigten Blick zu Alek, der
versuchte, beruhigend für sie zu lächeln.
„Ich muss dich
mal etwas fragen: Weißt du zufällig, wo Nila gestern Abend war?“,
Sie sah ihn
nur weiter mit großen Augen an, also intervenierte Alek: „Sag es ihm ruhig. Er ist ein guter Mann.“
Doch Nara
erinnerte sich genau daran, was Nila ihr immer und immer wieder gesagt hatte.
Also schüttelte sie den Kopf.
Da erschien Lenn auf der Bildfläche und fragte: „Was ist eigentlich
los?“
Also weihte
Tann seinen Bruder ein. Er hoffte, dass Nara, wenn sie hörte, in
welchen Schwierigkeiten Nila steckte, ihm vielleicht doch etwas erzählen würde.
Aber sie verstand nicht einmal, dass er in Schwierigkeiten steckte.
Nur konnte Tann das leider nicht wissen.
Nur konnte Tann das leider nicht wissen.
„Und du weißt wirklich nichts, Nara?“, versuchte er es
noch einmal behutsam. „Ich habe gehört, dass jemand dich mit Nila zusammen gesehen hat.“
Doch sie schüttelte folgsam den Kopf.
„Und Nila hat
dir auch nichts getan, was du nicht möchtest?“, fragte Alek besorgt nach. „Du
weißt, dass du mir immer alles sagen kannst. Ich werde dir helfen und dich vor
ihm beschützen. Du brauchst keine Angst haben.“
„Nila hat
nichts gemacht“, wiederholte sie, was Nila ihr immer wieder
eingetrichtert hatte.
Nara hatte
Alek noch niemals angelogen. Er war immer die wichtigste Person in ihrem Leben
gewesen, aber inzwischen war Nila das, und sie würde alles tun, um ihn
glücklich zu machen. Und Alek wiederum, der nicht glaubte, dass Nara ihn
anlügen würde, musste das so hinnehmen.
Sie bekamen
letztendlich nichts aus ihr heraus.
__________________________
Hier weiterlesen -> Kapitel 117
Ich weiß, dass die Handlung die letzten beiden Kapitel ein bisschen schleppend war, aber jetzt geht es endlich mal ein bisschen mit der "Haupthandlung" weiter. Und da hat Nila sich gleich mal ins eigene Fleisch geschnitten, weil sein einziges Alibi ihn ebenfalls in arge Schwierigkeiten bringen würde.
Doch es bleibt die Frage: Wer hat Malah jetzt niedergeschlagen und wo ist die Stammesführerin vom Zoth-Stamm; wo ist Roah?
Nächstes Mal dann verschwinden noch mehr Leute und es wird eine Notversammlung der Oberhäupter einberufen.
Bis dahin, danke fürs Vorbeischauen, passt auf euch auf, und ich verabschiede mich!
Hier weiterlesen -> Kapitel 117
Ich weiß, dass die Handlung die letzten beiden Kapitel ein bisschen schleppend war, aber jetzt geht es endlich mal ein bisschen mit der "Haupthandlung" weiter. Und da hat Nila sich gleich mal ins eigene Fleisch geschnitten, weil sein einziges Alibi ihn ebenfalls in arge Schwierigkeiten bringen würde.
Doch es bleibt die Frage: Wer hat Malah jetzt niedergeschlagen und wo ist die Stammesführerin vom Zoth-Stamm; wo ist Roah?
Nächstes Mal dann verschwinden noch mehr Leute und es wird eine Notversammlung der Oberhäupter einberufen.
Bis dahin, danke fürs Vorbeischauen, passt auf euch auf, und ich verabschiede mich!
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