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Mittwoch, 25. September 2019

Kapitel 97 - Garrus



Anstatt seine Pläne aufzugeben und weiterzuziehen, konnte man tags darauf sehen, wie der fremde Krieger scheinbar sein Lager direkt vor ihrer Türe aufschlug.


Das war der Punkt, an dem es den Belagerten schließlich reicht, und sie mit einer kleinen Delegation gingen, um ihn zu konfrontieren. Jin und Jana hatten sich zu Lus Unmut bewaffnet, und auch Wulfgar trug sein Schwert gut versteckt bei sich.
     „Es gibt keinen Grund für Aufregung“, erklärte der Fremde jedoch unbeeindruckt. „Ich habe nicht vor, jemanden zu töten – wenn man mir keinen Anlass dafür gibt. Aber ich werde hier bleiben und ein Auge auf Dia Hells Brut haben. Und wenn sich jemand etwas zu Schulden kommen lässt, werde ich die Welt von demjenigen befreien. Egal, ob er nun von diesem Bastard abstammt oder nicht.“
     Er hatte lange darüber nachgedacht und war zu dem Schluss gekommen, dass das die einzige Möglichkeit war. Er wollte am liebsten die ganze Welt von schlechten Menschen befreien, aber weil er ohnehin nicht überall sein konnte, konnte er genauso gut erstmal hier anfangen. 
     Außerdem waren Dia Hells Abkömmlinge ohnehin so verdorben, dass er bestimmt nicht lange hier bleiben musste, war er sich sicher. Und wenn sie ihm ihre Bösartigkeit endlich bewiesen hatten, würde er auch keine Skrupel mehr haben müssen, selbst die Frauen zu töten
     Und obwohl viele in ihrem Stamm das nicht gerne sahen, konnte Malah nichts dagegen tun, wenn sie unnötiges Blutvergießen vermeiden wollte.


Die ständig drohende Gefahr namens Garrus blieb also in der Gegend, und als Nyota das hörte, stahl sie sich umgehend nach draußen, um ihn an seinem neuen Wachposten vor ihrem Haus aufzusuchen.
     Er briet gerade einen Fisch überm Feuer, als sie ihn erreichte, legte ihn aber zur Seite, um sie finster anzusehen. Doch er blieb immerhin sitzen. Nyota glaubte aber ohnehin nicht, dass er wieder versuchen würde, sie zu töten. Sie hatte keine Angst mehr vor ihm.


„Wegen gestern“, begann sie unsicher. „Es tut mir leid, dass ich dir Dreck ins Gesicht geworfen habe.“
     „Ich habe versucht, dich zu töten“, merkte er mit gerunzelter Stirn an.
     „Aber jetzt willst du das ja nicht mehr tun.“
     „Ich werde es tun, wenn du mir einen Anlass dafür gibst.“


Sie zögerte einen Moment, bevor aus ihr herausbrach: „Ich habe Angst davor, dass ich eines Tages etwas Böses tun könnte. Wie… mein Vater.“ Sie ließ den Kopf hängen. „Ich sollte nicht einmal auf dieser Welt sein. Allein meine Existenz hat meiner Mutter so viele Schmerzen bereitet…“
     Sie brach ab, kämpfte mit sich und ihren Worten, bevor sie ihn mit flehentlichen Augen ansah und bat: „Ich habe nicht den Mut dazu, mich umzubringen, und deswegen möchte ich dich bitten, auf mich aufzupassen. Dass ich nichts Böses tue. Dass ich… niemanden verletze… oder schlimmer... Ich will, dass du mich tötest, wenn ich etwas Böses tue.“
      „Ich habe dir bereits gesagt, dass ich dich töten werde, wenn du etwas tust, das den Tod verdient. Also ist bereits alles gesagt. Geh und lass mich in Ruhe!“
      Also trat sie zögerlich den Rückzug an.


Doch am nächsten Tag kam sie zurück.


Und den Tag darauf.


Sie setzte sich nicht zu ihm ans Feuer, aber sie war in seiner Nähe.


Er hasste das, aber er konnte nichts dagegen tun.


Selbst wenn er sie anschrie oder bedrohte, zog sie nur die Beine näher an den Körper, sah mit ihren undurchdringlichen Augen zu ihm auf und schwieg ihn an.


Die Versuche, sie zu ihrem Stamm zurückzubringen blieben auch erfolglos.


Irgendwann kam sie immer zurück.


Da war er schon froh, wenn es wieder regnete. Denn dann brachten ihre Eltern sie dazu, nach drinnen zu gehen. Und die letzte Zeit regnete es glücklicherweise fast ununterbrochen.


Aber das war auch der Grund, weshalb Nyota ihn eine Woche später ohnmächtig bei seinem Lagerplatz vorfand.


Als er erwachte, lag er in einem warmen Bett. Man hatte ihm seine nasse Kleidung gegen trockene getauscht, und er sah sogleich in einige misstrauische Gesichter. Sie schienen ihn nach drinnen in ihr Haus gebracht und ihn nicht eine Sekunde aus den Augen gelassen zu haben. Eine weise Entscheidung; er hätte es nicht anders gemacht. 
     „Du hast großes Glück gehabt, dass Nyota dich gefunden hat“, meldete sich eine der beiden Alten, die von der Feuerstelle her in die Runde getreten war, als erste zu Wort. „Du hast hohes Fieber gehabt.“


Sie deutete neben ihn und tatsächlich schlief das aufdringliche Mädchen da gerade selig auf einem Hocker neben dem Bett, in dem er selber vorher noch geschlafen hatte.
     „Wo sind meine Sachen?“, fragte er unfreundlich.
     Sofort machte sich Unmut bei den Anderen breit, aber die Alte ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Sie deutete auf ein Bett neben ihm, und während er sich anzog, wurde auch das Mädchen wach, das ihn gefunden hatte.


„Du solltest dich lieber noch ein bisschen ausruhen“, riet ihm die Alte, als er in seine Schuhe schlüpfte. „Du bist noch immer nicht ganz gesund. Du…“
     „Ich bin euch dankbar für eure Gastfreundschaft“, schnitt er ihr das Wort ab, „aber ich möchte sie nicht länger in Anspruch nehmen.“
     Also ging er und sie konnten nichts dagegen tun. Nicht, dass irgendjemand ihn gerne im Haus behalten wollte. Außer Nyota. Und Sharla, die jetzt den Kopf schüttelte und sagte: „Wenn er weiterhin im Regen sitzt, wird ihn das irgendwann noch umbringen. Er bräuchte dringend ein Dach über dem Kopf.“
     Das brachte Nyota auf die Idee, Garrus ein Zelt zu bauen.


Als die Sonne am nächsten Tag ausnahmsweise mal an einem wolkenlosen Himmel hing, fing sie ihren Opa deshalb bei den Pinkelbüschen ab, um ihn zu fragen, wie man ein Zelt baute. Und Jin, der sich nichts dabei dachte und stolz war, dass seine Enkelin ihn fragte, erzählte es ihr.


Da sie sich nicht einfach bei den Vorräten des Stammes bedienen und auch nicht Jagen konnte, musste sie einige Dinge sammeln gehen, die sie später im Handelsposten hoffentlich gegen Felle und Lederplanen tauschen konnte. 
     Und dabei verschlug es sie zum Wasserfall, wo sie Zeuge einer unerwarteten Szene wurde.


Dort saßen Nila und Nara zusammen an dem kleinen Teich, und während Nara gerade heiter plappernd im Sand spielte, sah Nila ihr tatsächlich friedlich dabei zu. Und hatte sich da etwa ein versonnener Ausdruck auf sein Gesicht verirrt?


Das war schon ein bisschen verstörend – sie hatte Nila noch nie so friedlich gesehen – aber sie entschied letztendlich, dass sie das nichts anging. 
     Ihre Suche setzte sie trotzdem lieber woanders fort.


Nila unterdessen war in diesem Moment tatsächlich glücklich und zufrieden mit sich und der Welt. Naras Schönheit, ihr Lachen, ihre Art: das alles faszinierte ihn. Wie sie sich für die kleinsten Dinge wie Muscheln und Steine begeistern konnte, und wie ihr Lächeln dann selbst seinen dunkelsten Tag erhellte.
     Am Anfang hatte er nur mit ihr schlafen wollen, dann hatte er es genossen, bei ihr zu schlafen und ihr nahe zu sein, und inzwischen war er einfach nur zufrieden damit, ihr dabei zuzusehen, wie sie Blumen pflückte oder sich im Kreis drehte. Ihre Haare, die im Wind wehten. Ihre strahlenden Augen. Er wollte nur noch bei ihr sein. 
     In solchen Situationen, wenn er allein mit ihr war, fragte er sich oft, ob er sie nicht einfach zu seiner Frau machen sollte. Die Vorstellung, dass sie immer bei ihm war und ihn glücklich machte, war jedenfalls sehr verlockend.


Doch er wusste auch, dass die Leute reden würden. Und ihre Kinder; er konnte nicht riskieren, dass seine Kinder so wurden wie sie. Das waren die einzigen Momente, in denen er sich schlecht fühlte, wenn Nara bei ihm war.


Meistens kam sie dann zu ihm, wenn sie das bemerkte und sagte einfach nur: „Lächeln!“, nahm ihre Mundwinkel und zog sie mit ihren Fingern nach oben oder machte Grimassen, bis er lachen musste und seine Gedanken beiseiteschieben konnte.


Dann zog er sie meistens an sich, drehte sich mit ihr zusammen, ließ sie fliegen, dass ihr helles Lachen wie ein Lied ertönte, und er war einfach nur wieder zufrieden damit, dass sie bei ihm war.
     Wahrscheinlich war das auch der Grund, warum er Malah bislang noch nicht um die Stammesführung herausgefordert hatte. Denn wenn er erstmal den Stamm anführte, würde er sich nicht mehr mit Nara treffen können. Dann hätte er keine Zeit mehr für sie. Malah war immerzu beschäftigt. Nicht einmal jetzt war sie mit den anderen zum Strand gegangen, obwohl es seit langem einmal nicht regnete.


Stattdessen war sie zum Ahn-Stamm aufgebrochen. Und sie war auch ein bisschen müde, als sie schließlich dort ankam. Natürlich wäre sie gerne zum Strand gegangen und hätte mit ihren Freunden ein bisschen die Seele baumeln lassen, aber die Arbeit rief und sie konnte ihr nicht einfach sagen, dass sie warten sollte.


In solchen Situationen vermisste sie die Zeit, bevor sie Stammesführerin geworden war. Nein, noch bevor sie herangewachsen war. Als sie ein Kind gewesen war und alles so unbeschwert und einfach gewesen war. Damals, wenn sie Nara Dinge beigebracht hatte oder wenn Alek aufgetaucht war und ihnen lustige Geschichten erzählt hatte. Manchmal hatte er die beiden Mädchen auch links und rechts genommen und so getan, als würde er sie ins Wasser werfen. Nara hat immer geglaubt, dass er es wirklich machen würde und hatte Angst bekommen, aber Malah hatte es besser gewusst. Sie hatte Alek immer vertraut.
     Manchmal fragte sie sich, was er wohl gerade machte. Sie vermisste ihn schon ein bisschen.


Sie war so in Gedanken, dass sie beinahe mit jemandem zusammenstieß, der aus dem dunklen Inneren des Ahn-Hauses geschlüpft kam. Und sie brauchte auch ziemlich lange, bis sie schließlich erkannte, wem sie da gerade ins Gesicht sah. Er hatte sich verändert, war größer geworden, trug schmutzige Kleidung und war unrasiert, aber er war es ganz eindeutig.


„Alek!“, rief sie erfreut über das Wiedersehen mit dem alten Freund. „Du bist wieder da! Nara hat mir gar nicht erzählt, dass du wieder da bist.“
     Sie hatte, ehrlich gesagt, auch schon eine ganze Weile nicht mehr mit Nara gesprochen. Hoffentlich ging es der Freundin gut.
     Das für Alek artentypische Lächeln machte sich jetzt auf seinem Gesicht breit. „Ich bin ja auch gerade eben erst angekommen.“
     „Wo warst du denn die ganze Zeit? Du warst so plötzlich weg.“
     „Ach, ich bin ein bisschen in die Welt rausgegangen.“ Er nickte mit dem Kopf zur Seite. „Hinter den Bergen gibt es doch ein Dorf. Da bin ich gewesen.“
     „Was hast du denn dort gewollt?“
     „Naja, ich hab gedacht, ich find da vielleicht eine Frau“, antwortete er ein bisschen verlegen.
     „Und?“


Er stieß genervt die Luft durch die Zähne und rollte mit den Augen. „Wie sich herausstellte, hab ich weder genug Land, noch Arbeit oder Ansehen, um die nächsten zehn Jahre dort jemanden heiraten zu können.“ Er seufzte schwer. „Ich war da wie ein Ausgestoßener. Ich bin froh, dass ich überhaupt bei wem auf dem Feld arbeiten und im Stall schlafen durfte. Komisch waren die Leute da auch. Also bin ich lieber wieder heimgekommen. Hier weiß ich wenigstens, woran ich bin.“
     „Ich freue mich, dass du wieder da bist. Es war ziemlich ruhig ohne dich.“


Alek sah sie einen Moment lang forschend an, schließlich nickte er aber und wies hinter sich. „Ich muss dann weitermachen. Es ist ganz schön was an Arbeit liegen geblieben, während ich weg war. Meine Eltern waren auch echt sauer, dass ich so plötzlich weg bin. Meine Mutter will mir nicht mal neue Sachen nähen.“
     Das Oberhaupt des Uruk-Stammes lächelte mitfühlend, und Alek nutzte die Chance, um zu gehen. Und Malah war einfach nur froh, dass er wieder nach Hause gekommen war. Dass scheinbar alles wieder so wie früher war und sie immer noch Freunde waren.


Nach getaner Arbeit wollte sie deshalb noch zu ihm gehen, um sich ein bisschen mit ihm zu unterhalten, aber das war gar nicht nötig, da Alek sie vorher fand.


Er streckte ihr einen Apfel hin.
     „Hier! Iss mal was!“ Und als Malah die Frucht dankend an sich genommen hatte, sagte er: „Du und Lann habt ja ewig geredet.“


„Ja, ich hatte eigentlich gehofft, ein paar Schweine tauschen zu können. Unsere sind letztens krank geworden. Aber scheinbar hat sich die Krankheit auch hier schon ausgebreitet“, erzählte sie.
     „Bist jetzt also endlich Stammesführerin“, bemerkte er. „Hab ja nix anderes erwartet. Sieht aber ziemlich stressig aus.“
     „Es ist jedenfalls schwerer als ich dachte. Letztens erst kam jemand in die Gegend, der… hast du schon von ihm gehört?“


Hatte er nicht, also begann sie zu erzählen. Und es war schön, mal wieder jemanden zu haben, mit dem sie reden konnte. 
     Seitdem sie die Stammesführerin war, schien es ihr, als ob sich eine Kluft zwischen ihr und ihren Altersgenossen aufgetan hatte. Sie alle hatten inzwischen ihre eigenen Leben,und Malah hatte niemanden mehr, kam es ihr vor. Sicher, die Leute kamen mit ihren Anliegen jetzt zu ihr, aber es war einfach nicht dasselbe, wie mit einem Freund zu reden. Und wie sie jetzt feststellen musste, war Alek wohl irgendwann ihr bester Freund geworden.
     Sie hatte ihn wirklich vermisst.


Am Ende des Tages hatte Nyota tatsächlich die Materialien für Garrus‘ Zelt zusammen. Aber der wollte nichts davon wissen, sie auch anzunehmen.


Er musste sie aber selber zum Händler zurückbringen, da das Mädchen stur geblieben und sie nicht wieder mitgenommen hatte.
     Während er auf das Geld wartete, das er natürlich dem Stamm zurückzugeben gedachte, musste er daran denken, wie er mit dem starrköpfigen Mädchen gestritten hatte, als er die Felle nicht hatte annehmen wollen. Er hatte sie gefragt, warum ihr das so wichtig sei.


„Du siehst immer so traurig und einsam aus“, hatte sie geantwortet. „Mein Vater muss dir etwas Schreckliches angetan haben, dass du so geworden bist. Deshalb will ich alles tun, um wiedergutzumachen, was er angerichtet hat.“


„Hey, dieses Nyota-Mädchen, was weißt du eigentlich über sie?“, fragte er deshalb jetzt Marduk, und der Händler lächelte berechnend.


Da der Regen nicht aufhörte, fiel das dritte Junggesellenfest des Zoth-Stammes buchstäblich ins Wasser. Stattdessen veranstaltete man an dem Tag, an dem es eigentlich stattfinden sollte, im Uruk-Stamm ein Opferfest für den nimmermüden Regengott, dass er nicht auch noch ihr letztes bisschen an Ernte ersäufen würde.


Nyota jedoch blieb dem Fest fern, um Garrus draußen bei seiner einsamen Wacht zu beobachten. Sie hatten ihn natürlich nicht eingeladen. Er hatte ja auch erst versucht, mehrere ihrer Leute zu töten. Außerdem hatte sie schon mitbekommen, dass sich ihre Eltern Sorgen darum machten, dass sie sich in ihn verliebt haben könnte.
      Vielleicht war das auch so; sie konnte es nicht sagen. Aber das war ohnehin nicht wichtig. Sie würde seiner niemals würdig sein und sie hatte auch nicht vor, das böse Blut ihres Vaters weiter zu vererben, weshalb sie beschlossen hatte, allein und kinderlos zu bleiben. Es war ihre Pflicht, Wiedergutmachung zu leisten, wo sie nur konnte. Und sie machte sich Sorgen um ihn, dass er wieder krank werden könnte.


Sie machte sich Sorgen um ihn, dass er wieder krank werden könnte, also fing sie die Stammesführerin ab, als die gerade vom Austreten zurückkam und bat sie: „Malah, darf ich Garrus zum Fest einladen?“
     „Garrus? Ist das der Fremde?“
     Sie alle nannten ihn nur „der Fremde“. Keiner kannte seinen Namen, außer Nyota.
     Als Nyota nickte, antwortete Malah zögerlich: „Ich weiß nicht… Ich glaube, dass das keine so gute Idee ist. Ich habe eigentlich nichts dagegen, aber die Anderen wollen ihn bestimmt nicht auf dem Fest haben.“


„Aber ich möchte, dass er herkommt. Bitte, Malah!“
      Nyota wollte selten etwas. Wie konnte sie ihr das dann ausschlagen?
     „In Ordnung. Ich werde jemanden bitten, dich zu begleiten.“
     „Das brauchst du nicht. Er hat mir noch nie was getan, wenn ich zu ihm gegangen bin.“


Malah mahnte die Freundin trotzdem zur Vorsicht, bevor sie ihr dabei zusehen konnte, wie sie sich entfernte. Es ging ihr schon nahe, Nyota so zu sehen. Nachdem sie die letzte Zeit so niedergeschlagen gewesen war, freute sie sich einfach nur, dass sie endlich etwas gefunden hatte, dass ihr aus ihrem tiefen Loch geholfen hatte. Sie hatte endlich wieder Elan. Ja, sie hatte sich sogar hingesetzt und von ihrer Großmutter das Nähen gelernt, um sich ein eigenes Kleid zu machen, obwohl sie sich vorher nie für die Arbeit der Frauen interessiert und immer Hosen bevorzugt hatte.
      Malah hätte sich nur gewünscht, dass sie sich nicht ausgerechnet so einen gefährlichen Kerl ausgesucht hätte, der sie am liebsten auch noch töten wollte.


Nyota ging also zu Garrus hinüber, aber natürlich war der überhaupt nicht erfreut, sie zu sehen. Wie üblich sah er sie nicht einmal an, als sie vor ihm zum Stehen kam.
     „Bei uns findet ein Fest statt“, erzählte sie, da sie sich schon längst an seine unfreundliche und wortkarge Art gewöhnt hatte. „Möchtest du auch kommen?“
     „Nein.“
     „Es gibt zwar nicht viel wegen des Regens, aber ich kann dir trotzdem etwas zum Essen geben. Etwas anderes, als den Fisch, den du immer isst.“


Garrus sah sie jetzt so eindringlich an, dass sie merkte, wie ihre Wangen heiß wurden.
      „Du hast doch mal gefragt, was mir passiert ist, dass ich euch Dia-Abkömmlinge so sehr hasse, erinnerst du dich?“, fragte er und als sie nickte, schlug er vor: „Hör zu, ich werde es dir erzählen, aber dafür musst du mir versprechen, dich von mir fernzuhalten.“
      Nyota zögerte da eine ganze Weile. Sie wollte sich natürlich nicht von ihm fernhalten müssen. Aber letztendlich war sie zu neugierig. Also nickte sie noch einmal.


„Ich komme aus einem kleinen Dorf, in dem meine Familie einen Hof besaß. Dort lebte auch eine Frau mit ihren zwei Töchtern: Jolande, die Ältere, und Agrippina, die Jüngere.
     Agrippina war ein schreckliches Kind voller Wut und immerzu hat sie ihre Schwester drangsaliert, während Jolande ein liebes Mädchen war. Als meine Eltern starben und ich den Hof übernehmen musste, habe ich mir deshalb natürlich Jolande zur Frau genommen. 
     Aber das hat ihrer Schwester überhaupt nicht gepasst. Von da an hat sie uns terrorisiert, und ich wollte sie nicht nur einmal aus dem Haus werfen. Doch Jolande hatte ein zu weiches Herz und hat mich immer wieder darum gebeten, es nicht zu tun. Und das war mein größter Fehler. Als ich eines Tages vom Markt nach Hause kam, war nur noch Agrippina da. Sie trug das Kleid meiner Jolande und tat so, als wäre sie meine Frau und als hätte Jolande nie existiert.“


Sein Blick wurde so bitter und schwer, dass es Nyota im Herzen wehtat. „Ich habe Jolande später gefunden. Sie und… unsere beiden kleinen Kinder. Agrippina hat sie umgebracht, und dafür habe ich sie getötet.
     Ich bin danach fortgegangen, aber überall, wo ich hinkam, konnte ich dasselbe sehen. Schlechte Menschen, die nur an sich dachten. Logen, betrogen, die andere verletzten, für sich benutzten und töteten. 
     Und schließlich kam ich an einen Ort, an dem Dia Hell einen Scherbenhaufen hinterlassen hatte. Ich erfuhr, dass er auch an anderen Orten gewütet hatte und dass er sogar selber Kinder hatte. Da habe ich mir geschworen, ihn und alle, die von ihm abstammen, zu töten. So wie ich es mit Agrippina getan hatte, die ebenfalls seine Tochter gewesen ist. Entstanden, weil Dia Hell ihre Mutter geschändet hat.“


Plötzlich sah er sie wieder direkt an, seine Augen für einen Moment so groß wie zu dem Zeitpunkt, als sie sich das erste Mal gesehen hatten. 
     „Du bist Agrippina wie aus dem Gesicht geschnitten“, erklärte er ernst. „Wenn ich dich sehe, sehe ich sie und dann werde ich von meiner Vergangenheit heimgesucht. Deshalb kann ich es nicht ertragen, dich um mich zu haben. Und deshalb will ich, dass du dich von mir fernhältst.“


Nyota verstand das. Sie war erschüttert, aber sie verstand es. Also nickte sie betroffen und ging davon.


Von da an ließ sie Garrus in Ruhe und beschränkte sich darauf, ihn nur ab und an aus der Ferne zu betrachten. Immer gewiss, dass er darauf aufpassen würde, dass ihr böses Blut niemals Schaden anrichten würde.
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Hier weiterlesen -> Kapitel 98 

Aber ob sie sich auch daran halten wird und die Sache mit ihr und Garrus damit zu Ende ist? Wir werden sehen...

Ich weiß, dass ich Nila ja geschrieben habe, aber dennoch will ich ihn immer nur ohrfeigen, wenn ihm wichtiger ist, was andere Leute über Nara sagen und er nicht will, dass ihre Kinder so werden wie sie. Dabei kann er froh sein, wenn ihre Kinder wie Nara werden würden, denn Nara ist das beste, das ihm jemals hätte passieren können. Schlimm wäre es eher, wenn ihre Kinder so werden würden wie er.

Da ich die Charakterseiten ein bisschen vernachlässigt habe, habe ich sie mal auf den neuesten Stand gebracht und Alek hab ich bei den Ahns auch wieder hinzugefügt.

Nächstes Mal dann wird Jana die Chance erhalten, mit Luis zu reden. Ob sie ihn überzeugen kann, von seinem jetzigen Weg zurückzukommen? Und was wird geschehen, wenn er sich tatsächlich wieder den Göttern zuwendet?

Bis dahin, danke fürs Vorbeischauen, und ich verabschiede mich!  

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